Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 27, 1916, Image 4

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    Tägliche Omaha Trlbimo, Tkonstag, den 27. Juni 10lsi. - Seite
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ästlichs Omaha Tribüne
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Omaha, Nebr., 27. 3nH916.
:Nexiks. 6.
Am 9. April 1914 fceflcrnrf daS unglückselige Vcra Criiz.Abmtc'Ukr.
tat 'dem Ansehen der Ver. Staaten mehr geschadet hat ci3 nian cnnanin.
Der Zahlmeister und 7 äatrosen des anierikanischen Kanonenbootes ol.
phin wurden an jenem Tage bei einer Vootslandung m Tampica von
rnerikanischm Soldaten verhaftet. Sie wurden aber sofort wieder, ruid)
AufWrun des Mißverständnisses, freigelassen. Near-Admiral Mayo
forderte offizielle Entschuldigung durch die mexikanische Negierung (ein
etwas eigenes Verlangen, da ja nach der Wilson'schen Erklärung keine
merikaniscke Regierung de facta bestand. Aber on solche Widersprüche hat
sich Präsident Wüson ja nie diel gekehrt). Bestrafung des schuldigen rnei
kämmen CffUierS und inert Salut der Vor. Staaten-lagge durch 21
Kanonenschüsse innerhalb 24 Stunden. Die beiden ersten Forderungen
wurden schon am andern Tage, am 10. April erfüllt. Huerta aber we?
gerte sich, die Schüsse abzufeuern, da die beiden ersten erfüllten ?orderun
aen Gemiatuuna acnua seien. Nun folgte der tragikomische Depeschen
- Wechsel zwischen Mexiko und Washington. Wilson Vertreter O'Thaugncssy
fordert uctta sobwohl er doch kein Präsident war nach Washingtons
Ansicht) auf, zu schießen. Hucrta sagt: Ja. ich werde schießen, aber ihr
müht dann auch schießen und' meme mexikanische Flagge salutieren.
Washington aebt darauf ein. Nächste Tcpesche von Äuerta sagt: .Gut.
dann mag das Schießen losgehcn, jeder schießt libwechselnd." Darauf
Washington: .Nein, erst müßt ihr Mexikaner alle 21 Schuß abfeuern."
Tann Suerta wieder: Nein, darauf lasse ich mich nicht ein.' Und
dann unterblieb die ganze Schießerei. Bis auf den heutigen Tag ist un
fere Flagge noch nicht salutiert worden, weder von Huerta, noch von Car
ranza. noch von Villa, dafür ist sie aber dieser Tage zerschossen- worden.
Zehn Tage dauerte dkes unentschlossene Hin und HerTepeschiercn.
Dann am, 20. April erschien Wilson vor dem Kongreß und forderte Ein
schreiten, was auch bekanntlich zum Watchful Waiting" gehört. Am
21. April landeten amerikanische Marincstreitkräfte zu Vcra Cruz, bc
setztm daS Zollhaus, in den Straßenkänipfen wurden 4 Amerikaner ge
tötet und 20 verletzt. (In St. Louis wurde allerdings auf dem demo.
kratischm Nationalkonöent stark und fest behauptet, daß bis dahin Prä.
fident WilsonS Friedenspolitik noch keiner amerikanischen Mutter ihren
Sohn gekostet habe, doch vielleicht hatten jene 4 wackeren Matrosen keine
amerikanische Mutter, sondern waren HhPhenateZ.)
Am 25. April mischten sich die Ä.B.CStaatkN Argentinien. Vrasi.
lien und Chile ein, indem sie Vermittlung zwischen den Ver. Staaten und
Mexiko anboten. Wilson nahm an. Huerta folgte. Auch Carranza cr
klärte sich im Prwzip" damit einverstanden. Am 20. Mai 'trat die
..Friedenskonferenz'' in Niagara Falls, Ont., in Kanada zusammen und
ging am 1. Juli aus wie das Hornberger Schießen.
In die traurige Zeit des Vera Cnlz-Abenteuers fällt die heldenmütige
Rettung der Amerikaner m Tampico durch den deutschen Kreuzer Tres
den", als die amerikanischen Kriegsschiffe ihre Landsleute im Stiche ge
lassen hatten.. Der deutsche Kommandant Köhler ließ seine Leute landen
und trieb die mordlustigen Mexikaner zurück. Aber Dank hat die Dres
den" nicht von Amerika geerntet.. Doch wir wollen jene Episode nicht
veraessen. ' : ' ' "- --
Huertas Schicksal war besiegelt, als ' ihm gegenüber das Embargo
aufrecht erhalten, dagegen seinen Gegnern Carranza und Villa alle Was.
fen und Munition geliefert wurde. Zwar ließ er sich am 5. Juli noch
einmal offiziell zum Präsidenten wählen, aber schon am 13. Juli resig.
nierte er, um Francisco Carbajal Platz zu machen. Unterdeß ging die
Raiiferei unter den verschiedenen Prätendenten munter weiter. Oroczo.
Zapata, Villa, Carranza usw. wollten alle Präsident werden. Wie die
Sunde um einen Knochen, so balgten sich diese edlen Patrioten um die
oberste Würde ihres Landes, aller Würde bergessend.
Huerta war der einzige wirkliche Mann, der diese Bande hätte im
Zaum halten können. ' Wer er war gerade der einzige, den Wilson stürzen
zumüssen glaubte. Und nachdem Wilson seinen Zweck erreicht hatte,
setzte er einen andern als Präsidenten ein, den Carranza. den das Volk
weniger mochte denn einst Huerta. Und solche ewige Einmischung in
die internsten Angelegenheiten eines Nachbarvolkes nennt man dann in
Washington Watchful Waiting .Politik und in St. Louis schrie man
dazu begeistert Hurrah l Ob auch heute? Dr. G.
Werden sie kommen?
Zahlreiche amerikanische Bürger stehen als Flieger im Dienste Frank,
reichs und Englands. Der Krieg hat jetzt mit blutiger Faust an die Tore
ihrer eigenen Heimat gepocht. Wie mit so vielem, ist es auch mit unserem
militärischen Flugwesen sehr kümmerlich bestellt. Die amerikanischen Jlie.
ger an den Fronten der Alliierten haben nun Erfahrungen gesammelt und
sich im Kampfe die Geschicklichkeit des fliegenden Kampfers erworben.
Werden sie sich nun auf ihre Bürgerpflicht erinnern, da ihr Land sie
dringend braucht? Werden sie kommen?
Zahlreiche amerikanische Bürger stehen als Soldaten kn der Am?ri?.
Nischen Legion unter den Fahnen Frankreichs und Englands im Felde.
Sie haben im bitteren Ernst der Schlachten Erfahrungen gesammelt und
sich im Kampfe die Geschicklichkeit deS modernen Soldaten erworben.
Werden sie sich ihrer Bürgerpflicht erinnern, da ihr Land sie dringend
braucht? Werden-sie kommen? . ,,
Und können sie überhaupt kommen? Als seiner ZriMn der Oef.
fentlichkeit die Frage erörtert wurde, ob amerikanische Bürger dem König
von England den Treuschwur als Soldatm leisten dürften, ohne ihr
amerikanisches Bürgerrecht zu verlieren. gaS unsere Administration be.
kannt. daß solche Bürger allerdings im ungeschmälerten Genusse ihrer
Bürgerrechte blieben. Da Bürgerrecht notwendigerweise Bükgerpflicht
bedingt und da andererseits diese Bürget sich dem Köniz von England
verpflichteten so lag in dieser Bekanntmachung das Zugeständnis, daß
Bürger, die Sem Könige von England gegenüber ihre Pflicht tun, dem
amerikanischen Volke gegenüber ihre Pflicht nicht zu erfüllen brauchen
aber ihre Rechte dem amerikanischen Volke aeaenüber hphnHm T
ächlich können sie ihre Pflicht ihren Mitbürgern gegenüber nicht erfüllen
olange sie durch Eid gebunden sind, dem König von England mit mtl.
ctzung ihres eöms zu dienen. Sie werden Meineidias. inmn fi hm
König von England den Treuschmur brechen, um ihrem Lande gegenüber
r. in::--.-i-tj,L ... cr.n nr. jr. ... . . . -ij-vv
wie suuiHciyiuujj. 6u fiiuuen. null, oie ncmramamqs Haltung unserer
Zldministration beginnt schon sich bitter zu rächen. . i
Aus CreZghiön, Aeöe.
Jetzt will ick doch mal sehen, ob
Ick det nich schaffen kann", sagte der
alte Nunne in Berlin, da steigerte
er alle seine Mieter, Aehnliches will
der Creightott, Bürgerverein, welcher
m omitag leine regetmagige Wer
sainnilung abhielt, versuchen. Zu
biesem Zweck wurde beschlossen,
Sonntag, den 2. Juli ein Massen.
Picnic abzUhaUen. Und um mit
obigen Worten zu fügen, ob wir es
nit schaffen können, ö. h. unsere
Mitglicderzahl zu vergrößern, sind
alle Teutsche von Creighton, und
Ukgend zur Teilnahme eingela
im. Das Picnic findet bei Herrn
Heinrich Mauer, zwei Meilen südlich,
und eine Meile westlich dort hier
statt, also nur 3 Meilen von Creigh.
ton, deshalb sollte die Beteiligung
stark fein, denn im schlimmsten Falle
ist es für manche von unZ doch nur
em Spaziergang. Wir habm bis
heute nur 62 gutstebende Mitglieder
eine geringe Zahl, wenn man be
denkt, baß beinahe drei Fünftel det
Bewohner dort Creighton und Um
gegend Deutsche oder Teutschameri.
kaner find. Es sollten 300 fein.
Wir müssen uns zusammen verbin.
den. Es bedeutet daS Wohl der
DelitfchsMerikaner. Kommt Alle.
Ihr seid herzlich willkommen. Mit
treudeutschem Gruß
Krofchor K a u l,, Sekretär.
Fkk Flüchtling.
ffiin Pille Kiikgkgkschichlk. Von Helmut
teil mout.
Karfunn' Zange! weinte dikl.
Gie ging in ihrem lltlnen tauisct
sen umher und zcigie In trauriges
Besicht. Die Leuie ftzlen: Eie wein
um den stattlichen Mmn, den hör
per. Aber sie wuklen wohl nicht al
les. w ti war. Ja, auch um den
freist weinte sie. an dessen Ceite
sie zehn Jahr,, in föllij und Gram
riebt hatte. Der Föcsier war in
luter Mnsch, dem temer vöie fein
lonn, uns r trug mt u;(slrtann' au
n Handen, auf diesen linden star
!en Fürsterhänden. Ei Ware eitt
iroßei Unglück für sie. wenn tlnk
lusstsche Itugel den Weg zu seinem
Kerzen fände ... Die Marionir
zangeler würde Tag und Nacht wei
lkn, wochenlang.
Jetzt aber, da ti ihm doch immer
tin leidlich ging tm finstern liukland
ctjt dachte sie an andere Dinge, und
a war besonders eines, was ihr
Kloflofe Nachte bereitete . . .
In alten Erinnerungen hatte sie
lekramt, d ihr in der Kommoden
chublade zwischen die Finger geraten
varen. Alte Briesbonoelchen, mi
Itojafädchen umschlungen, vertrocknete
ölumen. Haarlocken und solche ver
zäumten Andenken an eine hellblaue
Zelt . . . Und ein Bilo darunter,
in Männerkopf, eigenwillig in den
Nnien, mit ganz großen, feurigen
jlugen. Nicht: erschrocken war sie,
ie Mariann', alS plötzlich aus lang
funkener gerne her dieses Gesich
U anblickte, mit dem alten heft!
ien fteuei in den Augen und dem
prdernden Lächelic um den fast zar
jtn, ein wenig weibischen Mund . .
Jetzt durchweinte Mariann' Zange
er ihre Nachte.
Sie hatte ihn geliebt mit der ersten
Llut der Jugend. Er hatte sie ge
lebt. Nicht nur einen kurzen Som
xer lang, für alle Zeit wollte er
Kr Gefährte sein. Ab das Leben
jatte andere Absichten mit ihnen. An
M wurde in die Welt hinaus ver
schlagen, er übernahm im Auslande
Sne Filiale des väterlichen Geschäftes
ind schrieb glühende Briefe an M&
liann'. Bis ihr Bat einen dieser
ö riefe abfing und, rauh wie er war,
ie Tochter zwang, einen deutschen
Korst zu heiraten, damit das Ge
iändel zwischen dem reichen Kauf
nannSsohne und der armen Bürger
locht ein Ende fände . . .
Sie wurde, Manann' Zangeier,
Sie hatte es nicht zu bereuen, wie
fast: ihr Mann war ein Muster
ane eme uoerau neue uns cgnictjt
Teele. , Nachdem die ersten Stürme
nnes vergewaltigten Herzens vorüber
raren, wurde sie ruhiger, der Alltag
srang über d User ihres Lebens
ind überspülte sie langsam mit den
jleichmaszigen, matten Wellen feines
mtonigen Tahinrauschens.
Jetzt hattt ste das Bild gefunden.
Andrs Masonnier . . .
Wehe Angst durchstieß ihr daS
oerz. Er stand 'drüben bet den
Feinden, gerade so dem Verderben
ausgesetzt wie der Förster ... In
all ihrem Elend bedeutete es für sie
iinen schwachen Trost, daß der För
5er drüben in Rußland stand und so
ein ooles Schicksal es nicht kuqen
onnte, daß dies btidcn Männer ei
neS Tages einander Auge in Auge
gegenüberstehen mußten, mit haßer
ullten Augen, ,eder entschlossen, dem
andern ans Leben zu gehen . . .
Eines Morgens wirbelte besonders
bhafte Treiben ud die Dorfstraße,
Kind hielten sich an den Händen
uns zogen in langer Schlange froh
ich singend und schreiend dahin. Aus
den Häusern kamen die Alten gelau
en. Die Glocken lauteten.
Und dann warsn sie da: Ein lancier
Zug Gefangener, mit hängenden Köp
sen, die roten Sosm arg verstaubt,
trottend wie eine Herde Tiere.
Alle trugen verwilderte Bärte, man
konnte kaum ein Teilchen deZ Gesich
ieS dazwischen erspähen. Die Ma
kiann' reckte den Hals und konnte die
Lugen nicht von den müden Gestalten
wenden. ,
Aufschluchzend floh die Frau inö
hauS.
Ein Teil der Gefangenen wurde
jur Feldarbeit verwandt.
Mariann' Zangeler sah den Trupp
leden Morgen in aller Frühe am Für
iierhaus vorüberziehen. Und eineS
äbendS, als sie mit den Nachbarin
,en vor dem Hause zusammenfloß,
jing sie einen Namen auf. der ihr al
S Blut zum Herzen trieb.
Irgend Jemand nannte ihn. Er
(tilg ein Weilchen in der Luft und
ttrsank dann schnell im blauen Gc
amm der Nacht.
U sollte ein übler Bursche sein, die
AndrS Masonnier . . . Einmal
'chon hatte er einen Fluchtversuch un
rnommen. man hatte ihn eingeholt,
jetzt zeigte er einen unbeugsamen
trotz, trug Strafen und Entbehrun
jn, ohne sich beugen zu lassen. Das
iait von ihm in der Zeitung gestan
en. '
Mariann' Zange! war eö, als
iluhe ihr aS dieser kurzen, unfreund
ichen Meldung die ganze Vergangen
t entgegen, als fet nun plötzlich et
vaS da. an das sie ihre Wange leh
tt konnte, wenit die Nächte sie quäl
il
' Seit langer, lang Zeit eine fiun
te von AndrS Misoniiler . . . . .
G.inz aufzerrt lief die Frau in
Haus und ut weinend vor dem
itlilde mit den feurigen Augen, da!
sie auf der Nommode aufgestellt hat
te, in die Knie.
Am anderen Tagt schrieb sie einen
langen Brief on den Förster und
schickte ihm allerlei gute und nittz
liche Sachen.
Die Gedanken an AndrS Ma
fonni verblaßten nun ein wenig:
e gab Arbeit genug in Hau und
Hof. Die Knechlt wischten sich den
Schmeiß von den Stirnen. Nie war
die Frau so streng ewesen. nie ober
auch so gütig, wenn einer feine
flicht tat.
Sie wußte mit dem schlichten Er,
kennen einfacher Leute, daß dem
Manne, 'der draußen in Nußland für
die Heimat kämpfte, HauS und Ho
erhalten werden mußten. Sie der
grub sich ganz in der Arbeit. Aber
manchmal mahnte sie daS Bild au
der Kommode, sobald sie unvorsich
zig war und die Augen zu ihm hin
wandte.
Einet TageS kennte sie wieder
singen.
Sie wunderte sich selbst darüber
und mußte lächeln.
Sie sang den halben Tag.
Da kam eine unde. oie ihr alle
Fröhlichkeit zerriß. Im Gesänge
rienlag. drei Stunden vom Torfe
ins Land hinein, war einer entflo
hen. Man wußte feinen Namen
nicht, 'aber kurz und gut, es war in
verteufelter Bursche.
Mariann Zangel lag schlasloS
m dies Nacht.
Wenn er es wäre...
isie hatte keinen Anhalt. Laß er
eS war, ebensogut konnte eS doch
ein anderer fein.... Uno doch .
Ihr Blut kreiste unruhig. AlS sie
nach dem Pulse fühlte, sprang .er ihr
unter den ffmaern.
Und endlich hatte sie sich so in den
törichten Gedanken hineingewühlt,
der Flilchtling müsse AndrS Mason
nin sein, daß sie mit aller Inbrunst
ihres HerzenS an feine Wahrheit
glaubte und für den Entflohenen hei
ße Gebete zum Himmel sandte:
Latz ihm glücklich alleS gelingen,
großer, guter Gott, gib, daß er
gut über die Grenze kommt!
Sie horchte von jetzt an überall
hin, ob kein Wort über den Flücht
lina mebr laut würde. ES schwirrten
toohl böse Worte umher: Der Flücht-
lina, hielte sich in den dichten Wal,
dern versteckt und schüchtere in den
Abenddämmerungen, kleine Kinder
und alte Weiblein ein, allein kein
Name, der Name, nach dem Ma
rian Zangel lechzte, der klang
nicht in diesem Gerede und Geraune.
Sie stand unter , der wunderlich
glühenden Herbstsönne und werkte im
Äaer. eig oeiznre uq nie geoor
stene Erde, dürstend nach einem La
betrunk.
Ein Brief vom Förster knisterte
der Frau im Brusttuch. Sie hatte
ihn mit Zittern gelesen. Jetzt litt
sie an ihm.
.Sei .stark und geduldig . stand
darin, und wart' auf mich. Wenn
Friede ist, nehm' ich dich wied ia
den Arm .
Da war wehe Angst in ihr gestie
gen, eine leije Abwehr, Trog
endlich. Nein, der andere ... Du
nicht, blutiger Mann im Osten, du
nicht...
Du nicht?
Hilfesuchend ließ sie die Augen
rundum über das reiche Land gehen.
Die Glocken lauteten den Mittags
grüß.... Da lief die Mariann'
Zangeler, wie sie ging und stand,
zum Pfarrer.
Der Pfarrer lächelte milde, als er
ihre Not wußte.
La es ausrauschen. dein Blut,
Mariann', und geh in Frieden heim
wart!. Und über allem vergiß mir
die Heimat net und was du ihr
schuldig bist. Der Acker trägt dir
Brot, und dein Leben steckt mit bei
den Füßen im Heimaiboden. Ler
giß den Mann net, und was er
Großes schafft für die Heimat. Die
anderen, d drüben über den Böge
fen, die uns inS Land möchten, die
haben andere Gesichter als sie zeigen".
.Die haben andere Gesichter als
sie zeigen..
Es war, als zogen die Worte deS
Pfarrers in einer fleifchgewordene
Bision an Mariann' Zangeler bor
über!
Im dichten Eichwald War'S. alS
die Mariann' Zangeler durch ra
chelndeS Laub dahinfchrilt, - den
Holzfällern selber daS Essen zu
bringen. Sie wanderte üb eine
Wiese, weit aus de? Ferne her scholl
das Lachen und Schwaden der Ar
beiter. Da geschah es, daß ein strup
pig Kops sich jählings aus dichtem
Buschwerk hob, ein paar Augen,
chwarzglikernd wie Kohlen, narrten
d Frau drohend in da! Gesicht,
und ein verzerrt Mund stammelte
irre Worte in ein fremden Spra
che....
Da wußte Mariann' Zangeler:
DaS ist er, der Flüchtling, der ver
teufelte Bursche.... Wilde Angst
ergriff sie, weil sie schon halb er
kannte, daß hinter diesem schreckli.
chen Bartgestrüpp nicht daS liebe Ee
icht AndrS MasönnierS verborge
t ,
Die Worte de Pfarrers, di,
hiibeu andere Gesichter alS sie ivm",
bekamen für sie einen besonderen,
schmerzlichen Si,in.
Dann erst verstand sie die girren
den Laute:
.Du pain! Du painl Brot.
Brotl'
Unendliches Mitleid mit dem Jr
regegangenen wallte in ihr auf, fi
labte ihn liebreich aul den vollen
Schüsseln und Töpfen, die sie den
Arbeitern in den Wald tragen woll
te. Im heißhungrigen Scblingen
schlief er vor Müdigkeit ein ...
Natlot stand die Frau und über
legte, und wußte eS dann, wie
man jäh die ganze Wahrheit erkennt,
wenn einem unerwartet ein lieber
Mensch gestorben ist:. Diesen ar
wen. erschöpften Mann mußt du op
fern, die Pflicht fordert eS von dir,
die Heimat.
Sie war entfchlossenais er wieder
die Lug'n aufschlug und voll Ent
fetzen um sich blickte und horchte. '
Nicht verraten", flammte er,
.nicht sagen, daß armer FranzoS
hier im Wald ... Sonst kommen
Teutsche und fangen armer Franzos.
Kommt in großes, finsteres Loch...
Nicht verraten armer Franzos, lau
fen wieder in den Wald..."
Seine Angst schnitt ihr inl Herz,
allein aufrecht tat sie ihre Pflicht,
rief, die Hände wie eine Trompete
vor die Lippen und ehe der ermattete
Flüchtling die schweren, Füße zur
Flucht heben konnte, war er von den
herbeigelaufenen Arbeitern umringt
und gepackt.
Mariann' Zangeler blickte stumm
dem kleinen Zuge nach, der den Ge
fangenen feinem Schicksal entgegen '
führte, Tränen liefen ihr über die
Wangen. ... ,
MS sie heimkam, ging sie stÄ
zur Kommode, nahm das Bild, ohne
es noch einmal zu betrachten, in beide
Hände und brach eS mitten entzwei.
Dann schlief sie tief un? traumloS
und erwachte mit der Sonne zu ei
nem ' freundlich ernsten, werksrohen
Tage. .
Aber gegen Abend schrien die c
te Leute und die Kinder aus dem
Zorfe über die Aecker, eö wäre nichts
gebessert durch die Festnahme des
Franzose, dieweil das nicht der
richtige fei, nicht der verteufelte Bur
sche. Der geistere immer noch wild
und trotzig in den Wäldern umher
und breche nachts la die Scheunen
und Borratskammern der Bauern
in....
Der Mariann' Zangeler war es
eine Sekunde lang, als müsse ihr
daS Herz zerspringen. Sie hatte ge
wähnt, alles sei verüber, der Traum
vom Geliebten war weit in der Ferne
versunken, wie er aufgestiegen war,
nun zeigten sich neue Moglichkei
ten: vielleicht, dielleicht war jener
andere, der noch die Gegend unsicher
machte, vielleicht war er Andrö Ma
sonnier. ...
Sie' biß die Zähne zusammen und
verzuchte, nicht an ihn zu denken;
sie zwang die Gedanken gewaltsam
auf den Forst, den treuen Mann
im Osten. ;
Am nächsten Tage aber brachten
sie den wilden Menschen; zerfetzt und
besudelt hingen ihm die Kleider vom
Leibe, fein Gesicht hatte nicht?
Menschliches mehr, eö glich den ural
ten Felsen auf den Bergen, die Zit
und Wetter zerfurcht und zerbissen ,
haben. j
Er erkannte Mariann' Zangel,
als man ihn am Forsthaus vorbei
führte.' Ein dumpfes Gegurgel ent
rang sich seiner Kehle, mit einem
herrischen Ruck riß er sich auS den
Karten Fäusten, die ibm die Arme
eingeklammert hielten, und brach zu'
Füßen der Frau zusammen.
maxxt Anne! Sauve mor,
Marie Anne! Rette mich. Ma
rianne!" j
Ihr Gesicht wurde weiß wie Kalk.
wie tot ruhten ihre Augen aus dem
armseligen Klekderbündel, das ihr zu
Füßen lag. Ihr Herz stand still.
Abcr ihr Mund formte müh am
Worte, die nicht aus ihrem Gehirn
und nicht aus ihrem Herzen stiegen,
fondern auS einer großen heiligen
Kraft, die jenseits all menschlichen
Liebe und Wunschfreude ruhig und
erhaben die Geschicke lenkte. Ihre
Worte quollen aus einer schweren
Erkenntnis: Still sein muß das
Herz, wie du den anderen geep
fert i)ast für die Heimat, den armen,
todmüden Menschen im Wald, so
mußt du diesen opfern, und ist er dir
auch der Liebsie auf der Welt...
Und so sprach Mariann' Zanzel:
.Ich kann dich nicht retten, denn du
bist jetzt nicht AndrS Masonnier und
ich bin nicht Marie Anne. Ich
darf iekt kein fiafeen. sonst
müßte ich die Heimat verraten.
Nein . wiederholte sie streng, .steh'
auf.ch kann nichts für dich tun".
Aufschluchzend sank sie zu Boden.
Tief in d Nacht erwachte sie auS
einem bleiernen Schlafe.
Sie brannte die Kerze on und oa
den 'Brief ihres ManneS unter dem
tränennassen Kopfkissen hervor. Noch
einmal las iie jene Sieue:
.Sei stark und geduldig, und
wart' auf mich. Wenn Friede ist,;
nehm' Ich dich wieder in den Arm".'i
Ja . sagte sie still vor sich bin.
II.
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