Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 14, 1916, Image 2

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Kitt großer Spionage-F'wzeß. N
Eine bunte Gesellschaft in Velgien entdeckt und
, unschädlich gemacht.
' tfii Brüss r?rv,t 7jrti(( (riti p(.
schrieben: Ein arcfj Spwnageprozkß,
'bet dicscr Tage vor dem Feldgericht des
' Gouvernements Brüssel unter Leitung de
'KricgSgcrichtcrais Tr. Stöber vkrkondelt
würbe, gab einen liefen Einblick m den
ouSgcdchcn und gefährlichen Spionage
dienst unserer Fcindc. bewies zugleich aber
euch, mit welchem Eis unsere Behörden
bemüht sind, dlesc Cpionenncftek auizu
hcbcn.
, Die Hauptbeschuldigten in diesem Prs
zesse waren der Zeichnn Cln Hernals
tecns ans Noubcri?. der Jndustriczeichner
'Franz van Acrdc aus Antwerpen, der
Versichcr!Ml,si,!speklor Julius Mohr aus
Valcncikmiks und der Strahenmeister
Emil Kressier aus St. Amand. Oskar
Hkincilstcciis, ein gefährlicher, bereits mit
Zuchthaus vorbestrafter Bursche, stand in
regelrechtem Spionensolde unserer Feinde!
er machte Aufzeichnungen und Photo
graphische Aufnahmen von militärischen
Sachen, organisierte den Nachrichtendienst
neu. lies die Cpionagcbcrichte in doppelter
Äuefcrtigung herstellen und bezahlte die
Zauderen Agenten. In seinen .Lebenser
inncrungen", die er heimlich im Gesang
riis während der Untersuchungshaft auf
zeichnen wollte, räumte er selbst mit Stolz
in, daß er länger denn ein ganzes Jahr
im besetzten Belgien als Agent des fran
zösischen Spionagedienstes hin- und her
gereist fei. Auch berichtete er darin von
'Eisenftücken. die er angefertigt habe, um
.damit Eisenbahnzüge zur Entgleisung zu
bringen. Zuzutrauen ist es dem Burschen
schon, einem Anarchisten, der sich auch bc
reits wegen eines Bombenattcntats gegen
einen Uiitersuchungs-Richter vor dem bei
gischen Gericht im Jahre 1311 zu derant
Worten hatte, damals abcr mangels Be
weise freigesprochen wurde. Tas Urteil,
lautete-gegen Hcrnalsteens wegen Kriegs
Verrats, begangen durch Spionage, aus
Todesstrafe.
! Franz van Aerde war gleichfalls ein
bezahlter französischer Spion. Nach fei
nem offen abgelegten Geständnis hat er
! schon im Otwber 1914 im Auftrage des
'französischen Spionagedienstes Erkundi-
jungen über die deutschen Truppen einge
zogen; im Iahn 1915 bereiste er im Auf
trag eines, französischen Offiziers, der von
Vlissingeri aus den Spionagedienst leitete.
'zu dcm gleichen Zwecke Flandern. Etwa
sechs solcher Steifen hat van Derde gemacht,
wofür er jeweils 150200 Francs erhielt.
Wiederholt brachte er auch Spionage
rapporte zur Weiterbeförderung nach Ant
werpcn. Auch van Aerde wurde zum Tode
verurteilt.
In ähnlich Weise hat sich der 23.
scherungZinspektor Julius Mohr betätigt.
Er fertigte Berichte über die Belegung der
Städte und Dörfer mit den deutschen
: Truppen, über ihre Bewegungen u. s. w.
'an und gab seine Berichte dann weiter.
Spater bediente er sich sogar bei derAb
Fertigung seiner Spionageberichle unficht
baut Tinte. Das Motiv seiner der
brccherischen Handlungsweise war reine
Profitgier. Gegen Mohr erkannte das
Gericht ebenfalls auf Todesstrafe.
Für einen Berräterlohn von monatlich
90 Frank und eine Ordensauszeichnung
nach dem Kriege hat sich der Straßen
meistcr Emil Gressier in den Dienst der
französischen Spionage gestellt. Da er
; von den deutschen Behörden die Erlaubnis
erhalten hatte, sämtliche ihm unterstellten
Straßen zu begehen, konnte er eine aus
edchnte Spionagetätigkeit ausüben. Auch
, Grassier wurde zum Tode verurteilt.
Ein Helfershelfer des van Aerde war
der Bauschlosscr Georg Hernalsteens. ein
, Bruder des obenerwähnten Oskar. Georg
Hcrnalsteens trat vor Gericht auf, als ob
er die Unschuld in Person wäre. Selbst
Personen, die erklärten, daß sie mit ihm in
Spionageangelcgenheiten verhandelt HL!
ten, wollte er nicht kennen. Seine Bei
siandsleistung zur Spionage hat er mit
lbenZlänglichem Zuchthaus zu büßen.
In Diensten des Spions Oslar Her,
alücenz standen sodann die Eisenbahn
crbeiter Gustav Tesmul aus Gent, der
LUncmaiographendirektor Oskar Delnotte
aus Sie. Croix und der Erdarbeiter Kon
stant Patiijn aus Lille. Sie waren die
Kuriere Hernalsteens', nahmen die Spio
nageberichte entgegen und gaben sie weitet,
versuchten , teilweise auch selbst Spionage
'rapporte zu verfassen. Die Strafe lautete
! bei Tesmul und Telnatte auf je 13 Jahre,
feieren Patiijn auf zwölf Jahre Zuchthaus.
.sehnliche Kurierdienste hat auch der Mäler
Albert Cgbuy aus Brüssel besorgt.. Nach
der Verhaftung von Gressier schrieb er an
die französische Spionagezentrale in Vlif
singen und bat um 15000 Frank, damit er
die GreMrjche pionageiaugien rcener
sübrea könne. Er erhielt 15 Jahre Zucht
haus. Der Unternehmer Albert Lienard
ans Valenciennes. ein guter Freund des
zum Tode verurteilten Mohr, hatte sich
ebenfalls als Spion, indes er oiaws, ver
sucht. Die Strafe lautete auf 1 Jahre
'nckiibaus. Die gleiche Strafe traf den
eflügclhänkler Jakob Brouillon aus La
Plaiane. welcher der Briefkasten des Gref
stet gewesen Ivar. a;er sikgeieiveiiger
Josef Bcrmeulkn bei Gent hatte die
Spionagetätigkeit des van Aerde durch
Erteilung von Auskünften über die Trup
pen und ihre Bewegungen begünstigt.
Das Gericht erkannte gegen ihn auf 10
Jahre Zuchthaus. Mit VermeuKn r
beitete der Professor Joses Goosenaert m
Gent zu sammen. Dem van Aerde, der
ihn tvicdcrholt besucht hat. gab er Bescheid.
I vb Lermeulcn Berichte hatte, ferner teilte
ser dcm van Aerde sein eigenen Vcobach
tungen mit und gav ihm auch die Adressen
von Personen, die ihm behilflich sein wär
den. Auch der Professor wurde zu 10
Jahren Zuchthaus verurteilt. Ein Dienst
Mädchen und eine Frau wurden wegen
Begünstigung der unerlaubten Briesbeför
derung zu je 8 Monaten Gefängnis unter
Anrechnung von 4 Monaten Unter-
suchungsnaft verurteilt. Der Briefträger
van Kenhove erkielt wegen derselben
Straftaten 25 Jahre Gefängnis, worauf
ihm 5 Monate angerechnet werden. Ein
Tiamantcnhändlcr wurde von dcr Anklag:
der Spionage freigesprochen.
Zs M dcö
icip Tcks.
In der Tiroler Soldatenzeitung schil-
dert der BormeistcrBergsteiger einer Hau.
bihenbatterie eine Lawinenkatasiropbe, wie
sie im iellungSirieq dcs Hocdgevirgcs
ständig den Mannschaften droht: Es war
am 12. März um die Mittagsstunde hoch
droben irgendwo in den Dolomiten. .La,
minc erster Zug . . ." übermittelte un
serm .Haubiizendoif" in verwehten Sätzen
der dünne Telcvhondrabt durch das
Schneegestöber. Handeln! Flink geht es
im Zickzack durch die wie tiefe Schützen-
graben aus dem Sckrnce geschaufelten Wege
der bezeichneten Stelle zu. Ein langer,
breiter Streifen, der aussieht, als wäre er
ein riesiger, eben erst grob geeggter weißer
Acker, zieht sich durch den Hang herab:
die nun ruhende Lawine. Von dem Brau
fcn einesEisenbahnzugs. dem zwei Loko-
motiven vorgespannt sind, mag ihre
Höllenfahrt begleitet gewesen sein, gleich
der ihrer zahlreichen Scbwestern. Nun
breitet sie sich behaglich aus; einige Meter
unter ihrer Oberfläche sind vier Käme
radcn, unsre Geschütz! und die Trümmer
eines Untcrstands begraben. Der starke
Baum dort rechts drüben überragt allein
die weißen Massen und dient uns zur
Orientierung. Da war die Tür," meint
einer. Nein hier wo in der Nahe: 'jjian
glaubt dem letzteren. Hurtig arbeiten viele
SSaufeln. Vielleicht lebt doch noch emer.
Der Arzt harrt, Tragbahren stehen bereit.
Weiter fliegt der Scbnee. Nichts ist zu
sehen und nichts zu hören. Schon über-
mannshoch hat man sich eingegraben.
Weiter! Da endlich lugt ein Bergstock
ende hervor, bewegt sich auf und ab. Also
gibt es noch Leben da unten! Mit Be
hendigkeit gräbt man einen Schacht. Noch
ungefähr eineinhalb1 Meter tief, dann hören
wir eine Stimme: Mir sein alle g'sund!
Laßt'S uns außer." Und bald streckt der
erst? seinen, Kopf in die Welt. Der zweite,
dritte und vierte folgen, alle plumper!
g'sund, schütteln sich aufatmend und er
zählen, sich die Fingerspitzen in die Achsel
höhlen zwängend: .Wir waren zum Glück
grade im Unterstand, und kaum hatten wir
das Brausen vernommen, gab es der Bude
einen Ruck, und ringum war es finster.
Das Balkcngerust hielt wie ein Wunder
stand. Wir waren über unsre Lage im
klaren. Taschenlampen leuchteten. Der
Schnee drängte sich zum kleinsten Fenster
und zur Tür herein. Während einer sich:
nZ Telephon wandte, bändigte ein andrer
den qualmenden Ofen, und trotzdem die
weine Masse so fest au einandergeichoven
war, daß sich mit unbewehrten Handen
nichts ausrichten lieh, verteilte sich der
Rauch doch in ihre Poren. Dann gingen
wir daran, uns mit kleinen niaem ven
Weg an die Oberfläche zu bahnen. Wird
nicht weit sein! ULir stießen emen Berg
stock in seiner ganzen Länge durchs Dach.
um vusttocher zu niegen, aver er ging
nicht durch. Und doch hatten wir noch
ziemlich Luft. Nun hörten wir zu unsrer
Freude oben schaufeln, und bald konnten
wir nacg vlnauszicyen oes loas einen
ariinen Schimmer am Lochende entdecken:
da! Tageslicht. Der Leitungsdraht holte
doch, ehe er riß. unsre Retter schneller her
bei, als wir annabmen. an unge
mütliche G'schicht!" Nun suchen wir seit.
dcm. der Sache weiter .aus den runo
zu kommen und graben unsre Geschütze
aus. Eines unsrer .Schießeisen im Ge
wicht von 1600 Kilogramm war spielzeug
artig nach der entgegengesetzten Richtung
herumgeworfen worden.
Künstliche Eier.
Der durch den Krieg bedingte Mangel
an Hühnereiern, der sich auch in England
sehr fühlbar macht, bat der dort blühen
ttn Herstellung künstlicher IZier reiche Be
schäftigung gesichert. Erzeugt doch ein
einziges derartiges Unternehmen in Eng
land mehr als tausend Stück künstlicher
Eier in der Stunde. Der Dotter wird
aus einer Stärlcmehlpasta hergestellt,
während das Weißet aus Albumin bcrei
tet wird. Die chemische Zusammensetzung
der Kunsteier ist dieselbe wie , die der
natürlichen. Die innere Haut wiro ourco
einen Gellatineüberzug gebildet, und die
Schale besteht aus Gips, ist aber etwas
dicker als die des Natureis. Die Masse
des Gelbeis wird zunächst gewickelt, zum
Gekieren gebracht und in die Gellotine
hülle eingeschlossen. Eine starke Rota
tionsbewegung gibt dem Künste! dann die
ovale Form. Das Ei Wird jetzt einem
zweiten Gefiiciprozeß usgesetzt rindest
dann gebrauchsfertig. Es soll so nahr
hast wie' das erbte sein und einen vor
zügliche Geschmack haben.
?iis Hchital
mtck Noscri.
vulzarische Schwestern.
TaS Alexandra Lazarett in der Haupt
stadt Bnlgnrikns.
Au! Sofia schreibt eine Teutsche: Viele
weiße Häuser vor der Stadt, da, wo das
Gebirge steil emporwächst wie eine blaue,
leuchtende Wand. Weiße, gepflegte Häuser
mit schönen, weißen Sälen, blanken Kor
rdore,; und lichten Möbeln. Die Häuser
stehen in einem Karten verstreut, wie un
absichtlich. Piiiiengebüsch, Kirschlorbeer
und Taxus wachsen dazwischen, Sofia
liegt 700 Meter iibcr dem Wasser
spiegcl, und da? Gebirge , sendet
scharfe Winde, dir die Luft rcinfe
gen. Eine Hauptstandt, die ein Luftkurort
ist. Im Sommer rimblüht ein weiter,
städtischer lttosenpark das Gelände um das
Alezandra-Hospitül. Eden schlafen die
Rosen unter einer dünnen,' wässerigen
Schneedecke. . Bor dem leuchtenden blaue
Himmel steht der Berg mit dickem, weißem,
wattigem Cchmehelm, eine feine Hand
zeichnete Sträucher und Tanne weiß
nach. ' ' !
Im großen Krankenhause ist Stöhnen
und Weinen. So viele Schmerzen sind zu
ertragen Und wer nicht um seine körper
lichen Schmerzen - weint, der bangt um
einen Lieben im Felde. Wer sich besser
fühlt, hockt auf seinem Bett, strähl'nd
flicht sein langes Haar. Bulgarische
Frauen. Sie betrachten mich mit neugie
rigen Augen, und bald bin ich ihvn der
traut., Sie überlegen, wie sie mir gute
tun können, sie stehe aus, kommen an
mein Bett und nehmen sich vor. wich in
die bulgarische Sprache einzuweihen. Jeden
Tag soll ich ein paar Worte lernen, die
überhören sie dann wichtig und ernsthaft
wie Schulkinder. Wie gütig und zartsin
nig und herzlich sind diese Frauen und
Mädckün! Nie höre ich einen Streit in
diesem Saale! Nie ein böses Wort!
Schwester Luba kommt an mein Bett.
Luda heißt die Liebe. Und ihre junge
Seele ist ganz Liebe und Güte. Sie trägt
die glatte Haube der bulgarischen Cchwe
stcr und ein rotes Kreuz auf der weißen
Schürze, da wo ihiHcrz ist. AlleS an
ihrem Wesen ist Freude. Hingabe und Zu
verficht. Sie ist mir wirklich eine Schme
ster. die tröstet aufrichtet, lindert. Sie
kann ein bißchen Englisch Die schöne,
junge Vcrztin. dir daI, Haus leitet, spricht
Französisch. Die Kost -und , Diät .stehen
im Zeichen von Joghurt und Milch. Bul
garicn kann sich das leisten. .,
Vorerst ist noch das Fieber mein Gast;
ich glaube, ich liege mit anderen Soldaten
krank am Wege, im Regen alles ist seid
grau. Man zählt uns, packt uns zusam
men ich schwebe an einem Kran, fahre
eine Strecke in einem Güterwagen wie ein
Paket und liege wieder am Weg? und
friere man hat mich vergessen der
Zug fuhr weiter, ich bin allein am Wege
alle anderen sind fort. Ich reite
durch die Wüste und verdurste und trinke
mich an der Sonne satt. Ich höre schie
ßen, es kracht von allen Seiten, und
jemand sagt wichtig und dienstlich: .Wir
hatten zuviel Munition, da haben wir mit
Kartätschen nach Nachtigallen geschossen'
und eine Nachtigall schwebt singend durch
den Naum nein - es ist ein vuigari
sches Kinderlieb, das Schwester Luba
einem Bübchen mit blanken Augen singt.
Das Bübchen hat ein Pferd ohne Beine
und eine Trompete
Draußen klingt Militärmusik. Alle hör
chen auf, dann kommen deutsche Aerzte (es
gibt auch deutsche Schwestern unv Solda
ten im Hospital), und dann sitzt wieder
Schwester Luba bei mir.
Als der dunkle Gast, das Fieber, mein
Bett verlassen hat, habe ich diele Tage auS
meiner Erinnerung verloren. Schwester
Luba nimmt mich mit in die Kindersäle.
Die Kleinen löffeln ihren Joghurt, sitzen
in ihren Bettchcn in hellen, blauen Kleid
chen. Ein verirrte? Serbenbiibchen ist da
bei, es gibt einem kranken Bulgarenkind
das Süppche sorglich und lieb. Hier ist
er von Liebe und Pflege umgeben. Aber
seine Augen sind die eines gehetzten, Zungen
Häschens. Er war verirrt, verloren und
verlassen. Die Kinderseele hat allen Jam
mcr des Krieges erlebt, die Augen verrate.
eine blutende Kinderseele. Wo sind seine
Eltern? : Wo brannte seine Heimat?
Schicksal, dunkles, vielleicht ewiges dunkles
Gebeimnis! ,
Die Schwestern haben einen hübschen
Eßsaal mit Bauernmöbeln und buntem
Banerngeschirr auf der Anrichte, weißen
Gardinen und Decken mit Bauernipitzen,
Alles ist hier mit Stilgefühl und künst
lerischem Geschmack geordnet. Die Korn
ain. die selbst Schwester war. kümmert
kick treulich um ihr Leben und ihr Wohl
sein. Einen Abend muh ich Gaft der
Schwester sein, ehe ich sie verlasse. Ihre
Schlafzimmer sind hell und luftig. Auch
hier ist künstlerischer Sinn betont. Die
Betten und Gardinen sind mit gelben
Schleifen abgebunden. Schöne, reickge
stickte Kopfkissen mit Spitzenrändern. An
dere bunte Decken und Kissen mit reichen
Stickereien in nationaler Technik und nati
onalem Muster auf Tischen und Stuhlen,
Ein Teetisch mit zartem Geschirr und fei
nem Gerät zierlich gedeckte Schwester
Lubas Küttstlerhand 'sie ist eigentlich
Malerin schmückte die Wände mit Bil
dern frei Gegend. Auch eine Dichterin
finde ich unter den Schwestern. Pinca St.
Tramanow. Sie spricht Französisch, und
so können wir uns verständigen und einan
fder viel sagen und gemeinsame Kunst und
Lebensideale rn uns finden und erkennen.
cwr. v. i. 0r..l K.l CnX'ikn1,t
yZLt vanii Bn UUillUS WM tjviyHHt
Wn ß Lands Zickzack Kurs.
-Yon Skorypitt ois Stürmer.
Die vembcnattcntats und Iudenxogrome. Die Schwarzen
hundert und die Sphären.
Ueber da! russische Staatswksen 'schreibt
n gründlicher Kenner, ein frülrer Ti
plomat: Da russische Staatswesen hat
in den letzten zehn Jahren in bisher nicht
gesehenes Schauspiel geboten des Kampfes
der Macht gegen das. was sie selbst ge
schaffen hatte, eines teuflischen Spiel der
Bildung von neiicn Lebensformen und ih
rer Zrstörung. der Gesundung und Zer
setung. der Ermutigung und Einschüchte
rang, der Verheißung und der Entsagung.
Nichts ähnliches ist in der Geschichte der
Völkerentwicklung dagewesen, so weit die
Kompliziertheit der Verhältnisse, Prinz!
pienlosigkcit und Rücksichtslosigkeit in der
Wahl der Mittel in Frage kommen. Die
gegenseitigen Beziehungen der Regierung
und der Gesellschaft während der letzten
zehn Jahre erscheinen als ein verwickeltes
Knäuel gegenseitigen Hasses, von Furcht
und Heuchelei, so daß niemand im Stande
ist, sich darin zurecht zu finden. Das in
nere Lebea Rußlands in diesem Zeitab
schnitt hat alle Anfänge und Enden verlo
ren, ebenso wie die Grundlagen der Logil
der Tatsachen. Jn'diescn Jahren ist Ruß
land das Land der unbegrenzten Möglich
leiten geworden, wo Männer wie Witte In
Angvade fielen, und Analphabeten wie
Rasputin unbegrenzte Macht erwarben, wo
ei ,HäufleinOpritschniks (die echt rufst
fchen Leute) die Regierungsgewalt terro
risicrtcn, w. ine Bande von Karriere
machern (Nationalisten) die verschiedenen
Bevölkerungen Rußlands gegen einander
hetzte und die während eines halben Jahr
Hunderts beobachtete Richtung der nissi'
fchen Grenzmarken-Politik schroff verän
derte und die althergebrachten Traditionen
des russischen Konservatismus eines Kot
kow, Leontijew und Fürsten Metschischers
iiS zu Boden stampfte, wo schließlich der
Despotismus, dlt Selbstherrschaft und
Bureaukratie, verquickt mit dem System
der Volksvertretung und der Mitarbeit der
Gesellschaft zu Akten der Willkür gelang
ten. bis zu welchen weder Peter der Große,
noch Katharina die Zweite oder Nikolai
der Erste gegangen sind. In diesem ersten
Jahrzehnt der ussischen .Konstitution'
war daS unglückliche Land Zeuge solch un
geheuerlicher Vergewaltigungen, solch ne
fcn oeaenscitiaen Hasses, gegenseitiger Ber
dächtigungen. wie sie selbst in den Tagen
PobjcdsnoszcwS ntz',PlehweS unmöglich
waren. In der mu die es Morgenrot
der russischen Bürgerrechte geschahen
Dinge, die selbst ein Araktschejcw. ein Bi
ron und ein Münnich nicht gewagt hätten.
Aus den Memoiren des Grafen Witte
wird man ersehen, kelcbe Rolle die russi
sche Regierung bei dem Bombenanschlag in
seinem Hause gespielt hat. Memoiren an
derer Personen werden nachweisen, wer in
Rußland die Juden-Pogrome veransial
tet, die Mordanschläge auf Minister und
Großfürsten veranlaßt hat. aus welchen
Elementen die berüchtigte Ochrana (Ge
heimpolizei) bestanden hat. ouS welchen
Mitteln die verschiedenen monarchischen
Organisationen unterstützt, die Blätter deS
Schwarzen Hundert herausgegeben wur
den, wem zu Liebe gerichtlich verurteilte
käufliche Beamte und Spitzbube begnadigt
wurden, welche Hand über der allmächti
gen Camorra schwebte, welche die russische
Regierung und Gesellschaft verseucht, alles
Ehrliche und Gerade parallzsiert und das
Land von Tschuschima nach Kowno und
Brest-Litowsk geführt hat.
Die russische Camorra wurde früher die
.Siernkammer" genannt, jetzt bezeichnet
man sie als .Die Sphären". Die eine wie
die andere Bezeichnung bezieht sich aus die
geheimnisvolle versteckte Macht, welche über
die sichtbare herrscht. Hier sprudelt, die
Quelle der Leiden, die Ruhland durchlebt.
Ueber das sichtbare Rußland herrscht da
unsichtbare eine Gruppe unverantwort
sicher, dem Hoslager nahestehender Perso
nen. welche Minister, Heerführer und
höchste Beamte ein und ebseken. Diese
Gruppe wechselt in ihrem Bestand. Vor
kurzem gehörten zu ihr Trepow, Qedjulin.
Putjatin, Fürst Obolenski, Fürst Orlow,
Graf Janeitkiem, jetzt spielen in ihr die
erste Rolle Wojeikow, Nilow, Drenteln. die
Wyrubowa, Rasputin. Die sich duichkreu
kreuzenden Einflüsse au diesem Kreise
werden registriert durch den Zickzackkurs in
der russischen Politik.
Dieser Zickzackkurk hat bor allen T'm
Generalarzt Tr. Schuwalow mir die Rei-
seerlaubnis gibt (mit allen guten Reife
wünschen und aller Fürsorge und Güte,
die ihm tausendmal gedankt sei!) da
verlasse ich einen Saal mit gute Freun
binnen und Schwestern, die ?on mir Ao
schied nehmen mit Umarmung und Kuß,
als tizären sie meine leiblichen Schwestern.
Tikse Krankheitstage im Hospital in
Sofia lehrten mich, tief in die Seele des
bulgarischen Volkes zu blicken. Ich lernte
Frauen und Mädchen kennen fo gut
und herzig und freundlich so hilfsbereit
und obne iedeö falsch, wie reine, klare
Quellen, die am Wieseniand sprudeln.
Ich sah die Soldaten, ihre Männer und
Söhne, sie besuchen, hörte ihre Gespräche,
sah ihre treue Fürsorge. So ruhig und
i höflich und herzlich in ihren Berichten über
den Krieg, so verschwieg' und zielbewußt
und ernst, so ohne jede Ruhmredigkeit und
Prahlerei!
O, Krieg?, Krieg! Du !ist furchtbar mit
deinem Gesolge von Seuchen. Tod und
Krankheit! Aber zuweilen tust du Tore
auf und läßt un leuchtende Raume
schauen, die unö sonst ewig verschlossen
wären. v
5en weder innern Zusammenhang noch
Folgerichtigkeit. Die russische Regierung
hat. bei Licht betrachtet, keine P'ik im
europäische,', Sinne dieses Wortes. Tal
Polizelicgime Plchwcs führte zur Revo
lutlon: da? .Vertrauen dcs Fürsten
SwjatoPolk.Mnskl führte zu der Ab
schlachtuna am 22. Januar, und .der
Konstitutionalismus' des Grasen Wille
zu den Feldgerichten Stolvpin. Keine
Macht In Rußland weiß, wohin und wozu
sie das Land führt. Eine Politik im
Sinne der Folgerichtigkeit, der Wcchs'lbc
Ziehungen zwischen Mitteln und Zwecken,
Ursachen und Folgen gibt es In dcm Ruß
land dieser Zeit nicht. Dagegen hat sich
eine Politik herausgebildet, als Katzc-und
Maus-Spiel, als egoistische Bcjehdung von
Personen, als gegenseitige Konkurrenz von
Ränkeschmieden. Nachdem das alte Re
gime den Sieq über das revolutionäre und
daS fortschrittliche Rußland davongetragen
hat. hegt es überhaupt nicht den geringsten
Wunsch, die Rußland am 17. Oktober
1905 versprochenen Freiheiten zu geben
und die Bolksvertretung da tacto zu der
wirklichen. Die Zickzackwege nach rechts
und links registrieren nicht den unablassi
gen Wechsel der Stimmung der Sphären,
sondern den Wechsel der Personen. In
de Sphären ist unabänderlich des," lassen.
die Süßere Form der Konstitution beizu
behalten, das Wesen der Konstitution je
doch nicht freizugeben; es soll bis zum
Schlüsse, und koste eS. waS xi wolle, ein
doppeltes Spiel gespielt werden. Die große
Erschütterung des Krieges hat die maß
gebenden Kreise In diesem Beschluß nur
auf kurze Zeit wankend gemacht. Nach
dem die Sphären sich überzeugt hatten,
daß während des Kriege eine Revolution
nicht zu befürchten ist, daß der Patr'oiis-
mus deS siciheiilich gesinnten RutzlandS
den Haß gegen das Regime überwiegt,
reifte sofort der Plan, den Krieg im per
sonlichen Interesse zur Festigung des alten
Regimes auszunutzen. S- erklären sich die
letzten Zickzackwege der russischen Politik
bis zur Ernennung Stürmers.
Der letzte Umstand wird häufig sowohl
In der russischen als such in der deutschen
Presse nicht ganz richtig kommentiert.
Sturme, vertritt nicht ein System, son
dern ist lediglich als Person zu bewerten.
Tse Person wurde zuerst von dem der
storbenen Fürsten Mcschtscherski in den
Vordergrund geschoben. Fürst Mesch
tscherski, der talentvolle Journalist, ein
aufrichtiger Konservativer ,und Freund
Deutschlands, war in der Wahl seiner
Günstlinge stark beeinflußt durch Person
liche Sympathien und Antipathien. Tabcr
haben seine Günstlinge sehr häusig fein
Vertrauen nicht gerecht fertigt, und manch
mal mußte er mit- ihnen kämpfen und sie
entfernen (Graf Witte. Kokowtzow und
andere). Stürmer hat den Fürsten Mech-
tscherski noch nicht enttäuscht, weil es dem
Fürsten nicht gelang, ihn zu seinen Leb
zeiten auf Goremykins Posten durchzubrin
gen. Allerdings war der Ukas über die
Ernennung Stürmers vor etwa 12 Iah
ren bereits unterschrieben: er wurde zer
rissen, weil im letzten Augenblick die Er
Nennung des liberalen Swjatopolk-Mirski
opportun erschien. Derselbe Stürmer, wel
cher in der Zeit deS offenen Absolutismus
vor dem 17. Okwber für zu weit rechts
stehend gehalten imirde, ist fctzt in der
Bera der Volksvertretung und in den Ta
gen der großen Prüfung für geeignet be
funden worden.
Diese Erscheinung jedoch, welche den
Widersinn der russischen Politik, ihre
Prinzipienlosigkeit und Rücksichtslosigkeit
bestätigt, kann nicht alS Fingerzclg sür
eine bestimmte Richtung aufgefaßt werden.
Stürmer erschien nötig als Persönlichkeit.
Tiefe Persönlichkeit wird handeln, wie t!
die Umstände erheischen. Einstmals hat
der allmächtige Trepow, welcher der Poli
zer befohlen hatte, beim Feuern auf die
Volksmenge in den Straßen Petersburgs
keine Patronen zu sparen, ausgerufen:
.Wenn eS nötig ist. werde Ich Rußland
zwei Konstitutionen geben, meine Aufgabe
ist die Rettung der Dynastie", und er
zwang Bulygin, fein Einverständnis mit
der Berufung der Reichsduma zu erklären. .
Stürmer ist berufen, die Rolle Trepows,
die Rettung der Dynastie, weitcrzusühren. i
auch die Rettung deS Regimes, aber vor
ollem die der Dynastie., Stürmer tvird.
nicht Anstand nehmen, zugunsten der Ty '
nastie daS Regime zu opfern, er wird sich
aber bemühen, da! eine und das andere zu
bewahren ; klug, energisch, ein Mann von
großem Takt, ist er eher alS Konservativer
denn alS Reaktionär, am richtigsten als
Opportunist zu bezeichnen. Er wird sich
auch nie dazu entschließen, mit der Gesell
schaft ganz zu brechen. In sehr vielen
Fällen sind die liberalsten Maßnahmen in
Rußland von Konservativen ausgegangen.
Als ein Werkzeug der Sphären wird
Stürmer zu den Zickzacklinien der russi
fchen Politik einige neue Striche hinzufü
gen. Als Persönlichkeit wird er, nachdem
er jahrelang auf die Macht gewartet und
seine Erfahrung auS den Mißerfolgen an
derer geschöpft hat, sich hüten, das Land
in den Abgrund der Reaktion zu stürzen.
Jedenfalls liegt in Stürmer nichts Kriege
rischeS und Chauvinistisches, und er wird
der in Ruhland aufkommenden Frieden?
sehnsucht nicht hindernd in den Weg treten.
.England kämpft für die Freiheit der
Menschheit." (Rudyard Kipling.)
Schade, der Mann hatte früher eine so
lebhaste, wandelbare Ptzantasr
Iie Sappeme an der bessarabischm Front.
Line Russenstellung eine Detonation eine Staubwolke
ein Trichter dreihundert Bussen vernichtet.
Ttt Gelier Clohd Verökkentlickit sei.
genden Interessanten Bericht seinel Kriegs-
richterstitter on der kellarabilei'en
ftronk AlS die vssensiven BorslöKe der
Russen an der bessaravischen Front auf
hörten, begann eint andere, wenn auch
nicht so verlustreiche, aber dennoch mit um
so arökercn Anstrenauniien verbundene
Kampftätigieil in diesem Gelände. Am
Ende Januar meldete der o lerreim, ch
ungarische GeneralstabSkricht. daß .auf
der 5iöb; Tohoi nördlich Vo an am
Pruth ein russischer Graben durch Minen
in die Luft gesprengt wurde und daß von
der S00 Mann starken Besatzung nur
einige Leute lebend acboraen wurden."
Seither wurden oft Minenkämpse an der
bessarabischen roni gemeldet". Aucy ,n
den russischen Berichten wird dicscr Mi
ncnkämpfe ausführlich Erwähnung getan.
Als sämtliche Angriffe der Russen un.
tcr sehr schweren Verlusten für diese ab
gewiesen worden waren, konnte noch Im
mee nicbt bebauvtet werden, dak jede
Gefahr, welche von russischer Seite drohte,
beseitigt sei. Es war den Nullen immer
hin gelungen, an manchen Stellen sich
aan nabe an unseren Stellungen einZu
graben und von da ouö durch Bombcn
würfe, Handgranaten und ähnliche Milici
dc NahkampfS unsere Front zu beunru
biaer, Unsere Artillerie, die den weiter
rückwärts befindlichen russischen Stellun
gen schwere Verluste beibrachte, konnte trog
ihrer ausgezeichneten Zielsicherheit ihr
Feuer nicht auf diese unseren Positionen
nahen feindlichen Vorstellungen richten,
weil die Gcfabr der Streuung immer vor
knkn trmr. "knsanteriemalsen im Sturme
gegen diese Stellungen zu opfern, wie es
die Russen zu tun gewoynt sino. wuroe
vermieden. Da wurde eine neue Waffe
in iv JTnmhf oesübrt. die sonst bet ro
ßeren Kämpfen nur Aushilfsdienste leiste!.
Den Sappeuren wurde jetzt die Aomeyr
tätigkeit deS Feinde! überlassen. ES kann
rukn kvkiaiidtet werden, dak neben der
Artillerie und Infanterie auch die Sap
peure an der bessarabischen Front herdor
ragende Dienste geleistet haven.
fiaiib!slufoa&e bestand darin, die
feindlichen Vorstellungen zu zerstören und
die Russen daraus zu .vertreiben, s war
das Einfachste, wenn auch nicht das Leich
teste, den ganzen Graben in die Luft zu
sprengen. Die Sappen begannen nun
mit ihrer Winenardcit, Aon un,crem
Schützengraben wurden gegen die feindli
im CMTimslpn Atollen anaeleat. Kleine.
nicht über einen Meter hohe und kaum 80
Zentimeter breite unterirdische ange
wurden gegraben. Mtt . einer Schaufel
lockerte der eine Sappeur da! Erdreich vor
sich, warf es hinter sich auf eine kleine
Kiste, den Minenhund, und wenn dieser
Kasten voll war, wurde er an einer
Schnur herausgezogen und weiter hinten
entleert. Tag und Nacht ununterbrochen
arbeiteten die Soppeure. Nur langsam
ging der Stollen vor. Ein solche? Stol
lmtreiben itz. für den Arbeiter mit furcht
baren Anstrengungen verbunden. In ge
bückter Stellung muß er weitergrabcn.
Tit lst ist dumvk und schleckt. Je weiter
er gräbt, desto kißer wird eS. Der Auf. I
enthalt im Stollen wird nach kurzer Zeit
unerträglich.' Vor Ermattung fällt der
eine Sappkur fast um.
Ein anderer löst ihn ab, um nach Zur,
zer Zeit wieder einem Tritten den Vlatz
zu räumen. Oft kriecht der Sappenosfi
zier hinein, um die Arbeit zu köntrollie,
ren. nach dem Rechten zu sehen und die
weiteren Anordnungen zu treffen. Dann
arbeiten die Sappeure weiter ununter
krochen. Gefahrdrohend ist diese Arbeit.
Der Aufenthalt in dem engen Stollen,
greift das Herz an. Die fortwährend ge,
bückte Haltung kann die Ursache späterer
Krankheiten sein. Die Nerven werden er
schüttcrt. Der einzelne muß nicht nur
graben, sondern auch angestrengt lauschen,
ob nicht irgendwo in seiner Nähe fe'md,
liche Sappeure dasselbe Mittel der unter,
irdischen Mine anwenden, oder ihm ent
gegenarbeiten. Vielleicht sogar gräbt der
Feind tiefer und sprengt ihn mit seinem
Stollen in die Luft. Die Sappeure, die
am Eingang der Mine arbeiten, sind
ebenfalls größeren Gefahren ausgesetzt,
w'il tvr n.'ind. der oft die erböbte Täiia
keit der Sappeure merkt, durch Handgra
naten vie Arven zu oren 'uazr.
Trotz llcr dieser Gesahren haben sicy
rnifpr. an der bessarabischen
Front glänzend bewährt. In zäher Arbeit
sind sie bis unter vieeinviimen ieuun
gen vorgedrungen.' Dort haben sie nach
rech! und links die Seitenstollen gegra
ben. Die Sprengladung wurde hineingk
tan. der Stollen verdammt. Dem Partie
suhrer meldete ver Zwacyyaocnoe icin
.Fertig". Alle entfernten sich auS dem
gefährdeten Gebiete. Hinten begannen die
Kanonen auf die fnnviieyen sieuungen
zu fchichm, um bei den Russen Verwir
rung zu stiften. Die Zündschnur brannte
weiter, bis zur Munitionsladung. Dann
plötzlich ein dumpfeS unterirdisches Grol
len, wie von einem nahen Erdbeben. Die
Erde erzitterte. Eine starke Detonation,
bis Czcrnowitz vernehmbar, dann plötzlich
emporgeschleuderte Erbmassen, die eine
fast füiizig Meter hohe Wand bilden, da.
zwischen menschliche Glicdmaßca. Die
Mine war ezplodiert.
Nachdem der Staub verschwunden war.
befanden sich an der Stelle, wo einst 200
Russen gewesen, mehrere 10 Meter und
20 Meter lange Trichter. Bis auf einige
wenige, welche mit dem Leben davonge
kommen sind, war von den anderen Russen
kkin, i?nr dnrkanden. Die Erdwolke
I hatte sich noch nicht verzogen und schon
stiegen unsere Sappeure mit der Jnfante
rie auS, den Schülzengräden. sprangen in
den neuen Trichter, warfen vor sich einige
spanische Reiter, die Anta miinoao
durch Stacheldraht verbunden wurden..
Unsere Truppen hatten eine neue Vor
stcllung bezogen.
An zahlreiche Stellen der bessarab! .
fchen Front waren so von unseren Sap ,
peueen Minen gelegt worden. In den
meisten Fällen waren sie nebeneinander, so ,
daß nach der Sprcngüiig eine zusammen
hängende Linie hergestellt werden lonnie,
Im feindlichen Gemchrfeuer gruben unsere .
Sappeure die Verbindung von einem.
Minentrichter zum anderen und die Ver
bindung mit den rückwärtigen Schützen,
grüben. Keine leichte und ungefährliche
Arbeit. Denn die Russen hatten ihre best ?
ausgebildeten Schützen au dem Kaukasus
an die Front stellt. Selbstverständlich
haben auch die Rüsten sehr ost va, wmi
der Mlnensprcngung angewendet. Tnk
der Tüchtigkeit unserer Sappeure haben
sie bisher keine nennenswerten Erfolge
auszuweisen. Einmal hatten sie drei
Minen knapp vor unseren Stellungen
zum Sprengen gebracht. Sie hatten da
mit den U listigen nicht nur nicht geschadet,
sondern sogar genutzt. Denn unsere Sol
daten besetzten sofort diese' Minentrichter.
Außerdem verfügen auch unsere Minen,
gröber über ausgezeichnete Horchposten.
Schon einigemale ist die Minenabsicht de
Feinde erlauscht worden. Die Unsrigen
gruben dann tiefer und sprengten rasch
die feindliche Mine in die Luft. Ta die
Russen mit ihren Minensprengungen
keine wesentlichen Erfolge auszuweisen
hatten, versuchten sie eS wenigstens mit der
Rückeroberung der Minentrichter, wo einst ,
die russischen Vorstellungen sich befanden,
und wo jetzt unsere Soldaten eingegraben
sind.
Nicht nur dcm In der Nähe befindlichen
Gegner wurden die Sappeure unange
nehm. Sie setzen ihm auch manchmal zu,
wenn er sich weiter entfernt von ihnen
befindet. Die Sappcurtcchnik weiß im
mer ein Mittel, um den Gegner zu fcbä
digcn. An der bessarabischen Front gibt
es einige Stellen hügeligen Geländes, wo
unsere Stellungen etwa? höher, die russi
fchen ober weiter unten sich befinden.
Unter so günstigen Umständen durften die
Russen sich nicht lange behaglicher Ruhs
erfreuen. Die Sappeure fanden in Mit
t-l. um sie zu belästigen. Fässer wurdcq
mit ' Sprengstoffen gefüllt, mit einer
Zündschnur versehen und den leichten
Abhang hinuntergelassen. DaS Faß kam
in! Rollen. Mit zunehmender Entfernung
wurde die Bewegung rascher. " Knapp
beim feindlichen 'Schützengraben ange
langt, war auch die vorher genau tem
perierte Zündschnur abgebrannt, der
Sprengstoff explodierte und zerriß die
feindliebe Deckung. Der angerichtete, Scha
den war nicht gering. '
Die Kunst im
Gcjangcncnlagcr.
Die deutschen Barbare mache dem
Künstlee die Ausübung des Berufes
möglich.
Zu den unfreiwilligen Sommer und'
Winterfrischlern im Gefangenenlager zu
Grieshkim bei Tarmstadt, so schreibt ein
Mitarbeiter der .Köln. Ztg.'.gehört auch
der Pariser Bildhauer Leo Gall, aus des
sen Wcrkstätte am Boul' Montparnafse
nicht lange vor dem Kriege eine reizvoll
Figur eines Knieenden hervorging, die den.
Namen des jungen Künstlers rasch h toei
ten Kreisen bekannt machte. Der Krieg
rief ihn zum Heeresdienst: er wurde ge
fangen und kam nach Griesheim. Die
deutschen .Barbaren" machten eS möglich,
ein regelrechtes, wenn auch kleines Atelier
im Gefangenenlager einzurichten, in dem
Leo Gall feiner Kunst weiterleben kann.
Seine ersten Arbeiten hier waren Medail
lenporträtS seiner Vorgesetzten, der leiten
den Aerzte des Lazaretts u. s. w,, und
nachdem er auf diese Weise den Befähi
gungsnachweis geliefert hatte, wurde ihm
Material für .eine große Arbeit zur Ver
fllgung gestellt: zu einem Denkmal für di
hier in Darmstadt gestorbenen Franzosen,
daS auf dem Darmstädtcr Friedhofe zur
Aufstellung gelangen wird. Auf den Stu
fen, die zu einer stumpfwinkligen Mar
morwand hinaufführen, liegt die sterbende
Gestalt eines französischen KricgerS: fei
erlöschender Blick ruht auf der Marmor
fläche vor ihm, und hier treten in leichten
Reliefs die Gestalten feiner Eltern und
Geschwister, überragt von der Figur bei
segnenden Vaterlandes, geisterhaft auS
dem Stein heraus. Zu beiden Seiten der
Marmorwand schließen sich die Namen!
tafeln der Gefallenen an. DaS ganze
Werk atmet in seiner feinen Linienfüh
rung und In seinem Gedankeninhalt nicht
wenig vom Geiste RodinS unj steht in
technischer Vollendung weit Wer dem. waS
sür gewöhnlich als moderne Plastik dorge
sührt wird. DaS Denkmal wird nach sei
ner Aufstellung eine ganz hervorragende
Sehenswürdigkeit TarmstodtS bilde.
Auch sonst regt sich künstlerisches Leben im
Gefangenenlager. Die einzelne Vatail
lone, in die die Gefangenenlager geteilt
sind, haben jedes ein Theater eingerichtet,
die sich untereinander heftig Konkurrenz
machen. Plakate von manchmal ganz ge
nialem Schwünge laden überall zum Ve
fuche ein, und mancher Reklamekünftler
würde hier reiche Anregung und treffliche
Vorbilder finden.
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