Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 02, 1916, Image 2

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Aufregende Zitiintioiien. Ans Flucht vor frindlichem Jrrstörer dkr
fängt sich U Boot in eincm MinenncK, bringt Mine zur (kntladnng
und kommt wuiidcrbarrrwkise bcschiidigt davon. Nammversuch
rinrS knglischcn chlkpprrS auf drei Mctcr (Entfernung abgewendet.
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niui jtiuinm bei L-ivouiruiii chU
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war drei Minuten nach sechs
Uhr, ' in etwa ein halben
Stunde sollte bis Sonne auf
gehen. Noch verschwamme See
nb Himmel m emer dunkclarauen lard
, os?n Masse und ließen die chcidewand,
Jben Horizont, nur ahnen und nicht erren
men. Unauhaltsam grasten unsere scharfen
' toriSmenglaser die bleierne Dämmerung
fco. Ta plötzlich, ein Ruck im Körper
. klarn, regungsloses Verharren eine ein
. fcige Sekunde lang ein schwarzer Schatten
m Gcsichlsfcld meine! Glase! haite mich
iisammenzllZen lassen. Der Schatten
wuchs, wurix zum Gespenst, riesenlang,
. ricsengrosz, nahm Forme an. wuchs
; schneller, riesiger, ein schwarzer Leib, ein
fetoft, ein, zwei, drei, vier Echornsieine:
Zerstörer! '
. .Schnelltauchen"'. Alarm! Fluten: Ein
. Sprung in den Turm, das Wasser
", rauschte in die Tauchtanks, das Turmluck
läppte hinter mir zu, und dann die Qual
,
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' ilzek Geduldsprobe, das Zahlen der Selun
den, mit der Uhr in der Hand, bis die
panks" voll und daZ Boot unter Waffer
fcing. Nie im Leben sind mir wenige e
' undekr so lang vorgekommen. Der Zcr
'Kiörer. der höchstens 2000 Meter von uns
' entfernt gewesen war, hatte uns natürlich
, auch gesehen und lief mit der äußersten
Kraft .feiner. 4O.000pfcrd!gen Maschinen
Jaus unZ zu. AuZ feinem, vordersten Ge
schütz blitzten in schneller Folge Schüsse
. wuf. .
, l nStotx Gott im Himmel, wenn er nur
mich! trifft!" Ein einziger Treffer, und
' toir sind verloren. - Schort spült daS Was
ser an der Außenseite des Turmes bis zu
' ldkn kleinen Glasfenstern herauf durch die
' ich das dunkle Gespenst hinter uns herjagen
ff. he. Schauerlich ist das Bersten der Gra-
- jnaien rings um das Boot im Wasser, wie
. Iwuchtige Hammerschläge auf eine Stahl-
Platte hört es sich an, näher und näher
. lammt, das metallische' Krachen. ' .Der
Kerl schießt sich ein!" Da. der fünfte
Schuß, das ganze Boot erbebt, der nächste
- ifnuß treffen: da schwindet das verräteri
' Zche Taqeslicht an den Turmsenstern, das
Boot gehorcht dem Druck der Tiefenruder
, nd geht unter Wasser. ' '
I Rötlichgelbes elektrisches Licht umhüllt
uns, der. Zeiger am Manometer, das d!e
"- Tiefe anzeigt, steigt:' 8 Meter. 9 Meter,
10 Meter. 12. Meter. 14 Meter. Gerettet!
Seliges, wunderbares Gefühl des Gebor
eieiiseins tief unten im unendlichen Meere.
Ser Heizschlag, der sekundenlang gestockt,
weil er keine Zeit hatte, zuschlagen, kommt
Zurück. Das Boot sinkt ja. tiefer und
, tiefet geht'S hinab, es gehorcbt wie ein
Streues Pferd dem leisesten Druck der
.Schenkel, die in Gestalt von Tiefenrudern
Jorn am Bug und hinten am Heck sitzen.
24 Meter, 26 Meter zeigt das Manometer
ton. 30 Meter habe ich befohlen.
t Oben birst's und kracht's noch immer
'wie in ohnmächtiger Wut im Wasser. Ich
Zdrel lnich um und lächle den Steuermann
- jon, er mit mir im Turm steht, ein fe
. ligeB, befreites Lächeln. Ich zeige mit
. dem Daumen nach oben. .Hören Sie's.
, Steuermann?" Törichte Frage, als ob der
11 nicht ebenso deutlich hörte wie ich und
Zeder im Boot. Und doch verständlich als
Folgeerscheinung der ungeheuren und plötz
liehen Nervenentspannung, die sich irgend
jwohin entladen muß, und sei eS in solch
krnft sinnlose kleinen Frage.
' f,
, f Wir waren im Bbtvartsgleiten, daS
. Manometer zeigte 17 Meter. Da war kS
uns plötzlich allen, als schlüge man uns
mit einem Hammer aus ten Kopf. Für
feine Sekunde fchwand unser Bewußtfein.
- ldann fanden wir unS mit schmerzenden
' Köpfen, Schultern oder sonstigen Glied
' knaßen am Bolzen liegend oder in irgend
keiner Ecke geschleudert wieder. Das ganze
Woot zitterte und bebte. Lebten wir denn
noch, oder waS war geschehen? Warum
kwar es so dunkel, pechschwarze Nacht?
Aha, das Licht War sus! A
Sicherung nachsehen!" i
Ist rausgcfloge,!' ,
.Rescrvesicherung ein!" -r--.
Plötzlich war ti Wieder Tag. Da? alle!
faulte sich in Sekunden ab, viel schneller,
; 'olä ich hier erMe, kann.
. j Was war geschehen? War eZ ' denn
wirklich nicht mit uns zu Ende? Stürzte
!rncht irgendwo das Wasser rauschend ins
' Boot und riß uns hinab auf den Grund?
sDäs war doch eine Mine gewefen, eine
wahnsinnige, ungeheuerliche Mincndetona
!twn dicht, dicht m Boot. Und das Boot?
' Der Erfolg? Bon selbst kamen die TUU
! einigen aus allen Räumen: Bugraum
' .Hit", .Heckraum alles klar'. Maschinen.
. jtourn alles dicht". Alles dicht! Da
' ,nahm das Boot eine sonderbare Neigung
- 'an. Der Bug fenkte sich tief herab, und
daZ Heck stieg hoch. Das Boot wurde ra
'send vorlastig,' obwohl die Tiefenruder
': hart aegcnan lagen.
. ' .Herr Kapitänleutnant." schrie Ober
lcutnant Gröning. der Tiefe steuerte, s
ist etwas los. Das Boot steuert nicht
mehr. Wir müssen irgendwo haken, eine
Lkine. vielleickt ein Netz!" -
.Himmelkreuzdonncrwetier! Das fehltet
noch gerade. Wir sitzen im Netz, natürlich,
und oben im Netz sind Minen eingefloch
tcn. Ah. dos ist ja zum verrückt werden.'
.,?sufgepaßt,' rief ich hinab, .wir
müssen durch Tiefenruder hart oben, hart
unten, beide Maschinen äußerste, Kraft
toraus! Nicht hochkommen lassen! Unten
bleiben, aus jeden Fall unten bleiben, oben
sind Minen!'
Die Maschinen spranzm mit höchster
Umdrehungszahl an, das Boot schoß vor
wärts, ruckte ein, schob und bog sich inS
Netz, bobrte sich nach unten, zerrte, riß
und zerriß das Stahlmtz in Fktz?n.
.Hurra, wir sind durch! Boot ge
horcht,' rief Gröning von unten herauf,
,Boot steuert wieder!'
.Tiefer gehen! Auf 50 Meter steuern.'
behl ich. DaS ist ja eine finstere Ge
gcnd hier. DaS ist ja die Hölle!'
Ich hockte mich auf den Zauchrcttcr nie
der und stützte meinen Kopf in die Hand.
DaS brummte -und fauste darin wie ein
Mühlrad. Ueber den Augen in der Stirn
stach eS wir mit Nadeln, und tfie Ohren
sausten, daß ich die Finger fest hinein
stöpsle. .Das ist ja eine finstere Gegend.'
wikderholie ich leise vor mich hin. .und
dabei dal Glück. daS wir hatten, dieser
unsägliche Dusel, der unS gerettet hat.'
Es dauerte eine Zeitlang, bis mein
schmerzender Kopf Imstande war. die Er
eignisse aneinander zu reihen und zu be
greifen. Ja, Dusel War eS gewesen, daß
wir gerade noch zur rechten Zeit auf grö
ßere Tiefe gegangen waren. Auf 17 Me
ter hatten wir unS befunden. alS.die Te
tonation erfolgte und unser Bug daS Netz
berührte. Immer klarer wurde mir der
Zusammenhang, je länger ich darüber
nachsann.
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.$rfMfnnssft habstellunct der ZERZTORHi eines MftEUZBRi icA 9Uirn. T9eP0o:.
Beim Anprall oeaen das Netz, hatten
wir dasselbe straff angezogen und 'dadurch
die Zünder der Minen zur Betätigung ge-
bracht, die aus der Tiere, aus der ein
U-Boot meistens fährt, in das Netz hinein
geflochten waren. Hätten wir das Tor
pedoboot, daS wir vor dem Tauchen ge
sichtet hatten, anzugreifen ver ucht, oder
aus anderen Gründen Noch kurze Zeit auf
Sehrohrtiefe verweilt, dann waren wir in
der Weise ins Netz hineingefahren, die der.
Feind sich gewünscht hatte, nämlich so,
daß die Minen neben oder unter uns zur
Ezplosion kamen. So dagegen kam die
Mine über uns zur Entzündung und ver
puffte ihre ganze Gewalt in der Richtung
des geringsten Widerstandes, also nach
oben, ohne uns mehr beizubringen, als den
gewaltigen Schrecke und vielleicht einige
Schönheitsfehler on den dünnen Blechtet
len der Aufbauten.
Sicherlich frohlockte dcr Franzose, der
als Posten bei dem ?!etz auf der Lauer
gelegen und zweifellos die Minenezplosion
gesehen und gespürt hatte, über unsere
Vernichtung und meldete in diesem Au
genblick ifunkentelcgraphisch on alle Welt:
.Feindliches U-Boot in Netzsperre durch
Minendetonation zerstört." Ach, wie gern
gönnten wir ihm die Frel.de, wenn er uns
dafür in Zukunft in Ruhe ließ; denn wir
hatten alle fürs erste genug.
, ,
Der Kerl ist wohl verrückt," schrie ich
auf, .der will uns rammen. Beide Ma
schimn äußerste Kraft voraus! Hart
Steuerbord!'
Aber es schien, als hatten wir die Ge
fahr zu fpät erkannt. Ter Schlepper hatte
rineg Borfprung an -Geschwindigkeit und
kam rauschend und qualmend, wie eine
wütende Bulldogge auf uns zu. Der Ab
stand zwischen uns und ihm, der''anfangs
gut zweihundert Mtcr betragen hatte,
verringerte sich rasend schnell... Kaum
fünfzig Meter war der schäumende Bug
noch von unS entfernt. UnS sträubten sich
die Haare unter der Mütze.
Pistolen hoch, Gewehre!" rief ich in
den Turm. ' Schnell wurden- dir Waffen,
die stets geladen unter dem Turmluck hin
gen, heraufgereicht, uns wir eröffneten ein
rasendes Sck-inellfeuer auf den immer nä
her und näher hcranschnaubenden Feind.
C5on szh ich die verschlagenen, wasser
blauen Augen des Kapitäns höhnisch
blitzen und las die Freude in seinem grin
senden Gesicht. Teufel auch, er hatte
Grund, sich zu freuen.. Er kriegte uns. er
mußte uns kriegen, denn er war schneller
als Wir und hatte die bessere Stellung.
Immer näher und näher rückte der Mo
mcnt. wo der glotzige, stählerne Bug sich
in unsere Seite bobren mußte, und je nä
her daS Verhängnis kam, um so wilder,
aufgeregter schlugen unsere Herzen.
Zwanzig Meter, fünfzehn Meier! War
denn kein Ausweg, keine Rettung möglich?
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Doch: Gröning, der ruhige, bedächtige
Gröning wurde unser Retter. Er kniete
neben mir auf der Plattform, hatte sein
Gewehr im Anschlag und sandte Schuß
auf Schuß nach dem nahen Ziel. Plötz
lich kam ihm der rettende Gedanke.
Der Rudergänger." schrie er. und
sprang auf. .alles auf den Rudergänger
schießen!" In dem ii bliche Mahögoni
Häuschen mit Glaösenftern ringsum stand
an feinem Ruderrad der Steuermann der
Ormea" urid suchte mit verbissenem Ge
sicht die Stelle aus. wo er uns tödlich
treffen wollte. Ganz deutlich sihen wir
den Mann in seiner ganzen Breite vor
uns stehen.
GröningS rettendem Gedanken folgte
augenblicklich die Tat, Wir ließen ab von
dem sinnlosen Schießen auf den gefähr
lichen Bug, der un! mit magischer Gewalt
angezogen hatte, und nahmen den Mann
aufz Korn, der den Feind auf uns lenkte.
Kaum war die erste Salve heraus, da:
drüben ein gurgelnder Schrei, der Eng
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England.
vom kegalionsrat
JH'der ersten Zeit nach dem Ausbruch
deS Weltkrieges konnte man in deutschen
Zeitungen lesen, für die Engländer sei der
Krieg im Grunde genommen nur eine Art
kaufmännischen Geschäfts. Würden sie
daher zu der Einsicht gelangen, daß dieses
Geschäft sich als eine verfehlte Spekulation
herausstellte, bei dem sie nicht auf ihre
Rechnung kommen könnten, so würden sie
keinen Anstand nehmen, das a!S unren
tabel erwiesene Unternehme so bald wie
möglich zu liquidieren und sich für die
dabei gebrachten Opfer durch neue ge
fchäftliche Transaktionen schadlos zu hal
ten suchen. Im übrigen wurden die
gesellschaftlichen Beziehungen zu den
Deutschen nach Beendigung de! Krieges
bald wieder hergestellt fein, und nach nicht
allzu langer Zeit würden deutsche Sport
liebhab wieder zur Teilnahme on sport
lichen Veranstaltungen in England eufge
fordert werden, als wenn inzwischen nichts
Besonderes passiert wäre.
Der Verlauf des jetzt bereits länger als
anderthalb Jahre dauernden Krieges hat
mit derartigen Auffassungen gründlich
aufgeräumt. ES war ein Akt von folgen
schwerster Tragweite, als am 4. August
1S14 der großbritannische Botschafter im
Auftrage seiner Regierung dem deutschen
Auswärtigen Amt die englische Krieg
erklärung übermittelte, nachdem zuvor sein
Ansinnen auf Abgabe der Versicherung,
daß deutscherseits keine Verletzung der
belgischen Neutralität ftaitsinden werde,
on dem Staatssekretär v. Jagow zurück.
gewiesenwar. Wenn England hierdurch sei
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landet warf die Arme hoch, fiel vorn über
auf da! Ruderrad. ?l!it seitlich zu Boden
und riß, an dem hervorstehenden Hand
griffen hakend, im Fellen das Rad mit
sich herum. Das Ganze war, wir ein
Wunder, mir jetzt Hoch, w:nn ich an jenen
Augenblick denke, kaum faßbar. Es wurde
die Rettung aus höchster, aus allerhöchster
Not. . - '
Der Bug. der unö. vernichten sollte, war
nur noch drei Meter von feinem Ziel eni
fernt, da riß ihn das hart nach Backbord
gelegte Ruder herum, so daß er in die Lust
stieß, ohne un! zu treffen. Dcr Steuer
mann, der, von unseren Kugeln durckz
bohrt, auf sein Kuderrad fiel und "eS
herumriß, vernichtete selbst im Todesfall
ws fast gelungene Werk feiner Hände.
Bezeichnend für die gefährliche Nähe des
Schleppers.' als d.as Nuder herumritz, ist,
daß sein Heck im Drehen nicht mehr frei
von unS kam. sotidern hart an uns anstieß
und uns zum Andenken eine flache Beule
in den Tauchtank zurückließ.
-7...
Dr. von vuchka
nem allfalte Tradition beruhenden Grund
satz, sich an festländischen Kriegshändcln
aktiv nur in Zeiten allergrößter Not, und
auch dann nur in möglichst zurückhaltender
Weise, zu beteiligen, jn diesem weit
geschichtlichen Augenblick untreu wurde, so
stellte sich sehr bald heraus, daß dieser
Krieg für die Machthaber an der Themse
doch noch etwas anderes bedeutete, als ein
als lukrativ angefehcnöe Geschäft, dessen
verhvsften Gewinn man auch als lachender
Dritter hätte einstreichen können. Mit
zynischer Deutlichkeit wurde es denn auch
von britischen Staatsmännern ausge
sprochen. daß man sich eine fo günstige
Konstellation, um den, zu groß und zu
unbequem gewordenen Konkurrenten ein
für allemal zu beseitigen, unmöglich habe
entgehen lassen können, und mit der gan
zen, vor keinem noch so verwerflichen
Mittel zurückschreckenden Brutalität, die
zu den markantesten Charakterzügen deS
englischen VolkeS gehört, wurde daS auf
diesem Grundgedanken beruhende Pro
gramm eines gegen unS gerichteten rnili
tärischen und wirtschaftlichen Vernich
tungskricg'S zur Ausführung gebracht.
Die deutsche Verletzung der belgischen
Neutralität war hierfür nur ein geradezu
lächerlicher Vorwand, dessen völlige Nich
tigkcit sich in der Folgezeit och diel
klarer herausgestellt hat. Parallel mit
den militärischen Unternehmungen unserer
vereinigten Feinde zu Wasser und zu
Lande wurde von feiten Englands ein
gegen das ganze deutsche Volk gerichteter
wirtsltastlicher Aushungerungskrieg be
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gönnen, der, in völkerrechtswidriger Weise
durchgeführt, auch die Neutralen in im,
mer größcrem Umfang vergewaltigte, und
erst durch das britische Vorgehen wurde
dem Kriege zwischen den führenden euro
päischen Großmächten der Charakter eineS
alle Völker der Erde mehr oder weniger
in Mitleidenschaft ziehenden Weltkrieges
aufgedrückt. So wurde der Krieg such in
unsere Schutzgebiete übertragen, und die
Art und Weise seiner dortigen Führung
ließ deutlich erkennen, daß die letzten Ziele
Englands darauf hinaufgehen, das
Deutschtuiq, als solches auf dem 'ganzen
Erdenrund zu knechten und zu unter
drücken und, fomeit dies überhaupt mög
lich, zu vernichten. Daß eine derartige
Kriegsführung eine beispiellose Verwil
dcrung der sittlichen Anschauungen deß
enlichen BolkeS zur Folge habe mußte,
für die unS jedes Verständnis fehlt, ge
hört mit zu den bedauerlichsten Folge
erfcheinungcn diese? Krieges.
Nun haben sich aber die klugen Leiter
des englischen EtaatsschiffcS in ihren Be
rechnungen in mehr als einer Beziehung
schwer getäuscht, als sie den Augenblick
für gekommen wähnten, um ihren gkfähr
lichstcn Konkurrenten auf dem Weltmarkt
zu vernichten und über den Trümmer der
deutschen Macht da britische Universal
reich zu errichten. Auch die Teutschen der
Gegenwart erwiesen sich noch als dieselben,
wie schon TacituS sie schildert und wie sie
in den zwei Jahrtausenden ihrer Wechsel
und schicksalsreichen Geschichte sich gezeigt
haben. AIS in der Stunde höchster Ge
fahr ihr friedliebender Kaiser, dem sie die
lange Periode eines bis dahin unerhörten
wirtschaftlichen Aufschwungs verdankten,
sie zur Verteidigung ihrer heiligsten Güter
zu den Massen rief, verstummten plötzlich
wie mit einem Zauberschlag alle inneren
Streitigkeiten, auf deren zerrüttende Wir
kung unsere Feinde einen beträchtlichen
Teil ihrer Hoffnungen gebaut halten, und
über allem, was uns vorher gespalten und
unser innerpolitischeS Leben vergiftet
hatte, erhob sich die lodernde Flamme
höchster patriotischer Begeisterung aller
Volksgenossen ohne Ausnahme für den
heiligen Krieg. Der König rief und alle,
alle kamen", dicseS alte Wort auS de Be
freiungskriegen unserer Großväter vor
hundert Jahren wurde für die nachgebore
nen Enkel wieder zu emer schöneren und
größeren Wahrheit, der alte Furor te,
tonieus' ergriff diese Mal alle deutsche
Stämme, und so erlebten gleich zu Beginn
des Krieges unsere Feinde ihre erste große
Enttäuschung. Der weitere Verlauf deS
KricgeS zeigte uns sodann, daß wir unS
gar nicht im vollen Umfange dessen be
wußt gewesen waren, wie stark und mäch
tig die hinter uns liegende vierzigjährige
Friedenszeit un! gemacht hatte. Die
Mobilisierung der Millionenhem, in de
nen die Blüte unserer Jugend in den
Krieg zog, vollzog sich mit der Genauigkeit
eineS Uhrwerk, in wuchtigen Schlägen er
wehrten wir un! unserer Feinde in West
und Ost.indem uns aufgezwungenen Wirt
fchaftskriege zeigien wir unS als Meist
in der Organisation der uns erreichbaren
Mittel für die Sicherftellung der Ernäh
rung unsere! Volkes. Jetzt, nach neun
zehnmonatigcr Dauer deS Krieges, steht
eS fest, daß wir weder militärisch noch
auch wirtschaftlich niedergerungen werden
können, und hieran werden auch alle
Selbsttäuschungen und Anstrengungen un,
serer Feinde nichts ändern. Freilich wird
der Krieg noch nicht sobald zu Ende sein.
In den ersten Zeiten deS KriegszuftandeS
hat man in der Presse auch darüber Be
trachtungk angestellt, wer der schlimmste
und gefährlichste unserer Feinde sei. Der
weitere Verlauf hat auch hierin Klarheit
geschafft. Es handelt sich hier in erster
Linie um einen Krieg der britischen W6U
macht, die keinen gleichberechtigten Kon
kurrenien neben sich zu dulden vermag,
und die niemals davor zurückgeschreckt ist,
diejenigen Festlandsstaaten, die ihr zu
mächtig zu werden drohten, durch eine
skrupellose Gewaltpolitik zu unterdrücken
und in politische Bedeutungslosigkeit auf
dem Weltthcatcr hinabzustoßm. Eo ent
stand gegen das Teutsche Reich, durch
dessen wirtschaftliche Machtentfaltung das
fremf
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St .
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HHUSCHES itrtrHS8QQr ,
britische Reich sich unmittelbar bedroht
fühlte, die . Einkreisungspolitik EduardS
VII.. deS klügsten und verschlagensten
Herrschers, den England feit langcr Zeit
gehabt hat, und diese Politik, nach seinem
Tode fortgesetzt durch die gegenwärtigen
Machthaber, neben denen der geistig unbe
deutende Thronerbe Eduards nur eine un
tergeordnete Rolle spielte, mündete unmit
telbar in den jetzigen Weltkrieg aus. wenn
auch der Zeitpunkt seines Beginn! nicht
durch seine Anstifter, sondern durch die
damals nicht xrogrammäßige Mordtat
von Sarajewo bestimmt wurde. Trotz
dem hätte es England auch in den folgen
schweren Hochsommcrtagen deS Jahre
1914 noch in dcr Hand gehabt, der Welt
den Frieden zu erhalten, und seinen kriegs
durstigen Verbündeten in den Arm zu sal
len. Die! lag indes nicht in der Richtung
der seit vielen Jahren verfolgten britischen
Politik, die jetzt den Dingen ihren der
hängnisvollcn Lauf ließ und die von dem
toten König ausgestreute Trachensaat zum
Reifen brachte. Ist daher die historische
Schuld an dem unheilvollsten aller Kriege,
die feit den Tagen de erste Napoleon die
Kulturvölker der Erde heimgesucht haben,
in erster und ausschlaggebender Linie bei
England zu suchen, das damit eine uner
mcßlich große Verantwortung auf sich ge
laden hat, so ergibt sich hieraus ohne wci
tereö, daß der Krieg auch nur dann zu
einem guten und entscheidenden Ende für
un durchgeführt werden kann, wenn eS
uns 'gelingt, die englische Macht ,u brechen.
Nun ist eS wohl klar, daß daS berühmte
Septemberabkommen der Ententemächte,
in dem diese sich gegenseitig feierlichst ver
pflichtet haben, sich auf keine Sonderfrie
denschlüsse einzulassen, nur so lange auf
recht zu erhalten ist, als nicht der fernere
Verlauf deS Kriege! und die dadurch her
beigefügten Machtverschiebungen - mit zu
großer Wucht dessen Beifeitesetzung for
dern. Ein Verfahren, wie es feiten der
Ententemächte gegen den Herrscher deS zu
Boden, geworfenen Montenegros beliebt
wurde, läßt sich wohl gegenüber einem
Kleinstaat, nicht aber gegen ine Groß
macht durchführen. Solange aber Eng
land den Krieg gegen uni weiterzuführen
imstande ist, wird eZ zu keinem Frieden
kommen, da die übrigen Entcntcgcnosscn
schwerlich jemals in der Lage sein werden,
dieser Macht ihren eigenen Willen zum
Frieden aufzuzwingen. Wir werde da
her guttun, noch mit einer lange Dauer
de ' Zlricgek gegen denjenigen unserer
Feinde zu rechnen, der von allen der
zäheste ist und zugleich über die weitver
zweigtesten Machtmittel verfügt, und wir
müssen un! ferner darüber klar sein, daß
auch ein formeller Friedensschluß keines
wegS ohne weiteres wieder normale Ver
dLÜnisse in unseren Beziehungen zu Eng
land und den unter seinem Einfluß stehen
den Übrigen Ländern der Entente wieder
herstellen wird. Schon jetzt sind Best
bungen am Werke, den deutschen Handel
auch nach Beendigung deS Krieges, soweit
die englische Machtsphäre reicht, dauernd
zu doy?otticren. Wenn wir auch in der
Lage sind, dieS ruhig abzuwarten, so wird
doch jedenfalls der wirtschaftliche Krieg in
mehr oder weniger latenter Form weiter
gehen, und mindestens die jetzt lebende
Generation wird darauf verzichten müssen,
auch nur kinigerniaßen leidliche Bcziehun
gen persönlicher oder geschäftlicher Art zu
englischen Kreisen wiederzuerlangen. Der
lange Jahre hindurch geschllrte Haß gegen
deutsche Art und deutsche Gefchäftsfüh
rung hat sich zu tief eingefressen, alk daß
die dadurch entstandene tiefe Kluft so
leicht wieder überbrückt werden könnte.
Dem Engländer, der vor geschlossenen
Verträgen wie vor den Satzungen deS
Völkerrechts freilich nur dann halt macht,
wenn dieS feinen egoistischen Interessen
entspricht, werden wir immer nur durch
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eine rücksichtslose Machtentfaltung impo
nieren können. Daß wir hierzu imstande
sind, hat der bisherige Verlauf deS Klie
ge gezeigt, und nur auf diesem Wege wer
den wir einen wirklich dauerhaften Frie
den erkämpfen und nach dem Kriege die
Früchte unserer Siege ungestört genicßca
können. i
Die auSgegrabene italienische Viktoria.
Eine antike Statue, deren Herkunft biS ,,.
her nicht genau festgestellt werden konnte,
wurde in Italien ausgegraben. Ungefähx
8 Kilometer von Rom entfern, in der
Nöbe von Porti TurSa, , fanden , beim
Bahnbau der Strecke! Rom-Neapel be
fchäftigte Eifcnlhnsriter eine Statue
auf einem dem Prinzen Torlonia gehört
gen Grundstück. Die ausgegrabene Statue
ist irka 1,70 Meter hoch und stellt eine
Frauengcstalt dar, deren faltenreiche Tu
nika wunderbar erhalten ist. Der Kopf
und ein Arm fehlen. Sachverständige
schreiben den Fund, dem jederlei Inschrift
fehlt, einer griechisch-romanischen Kunst
richtung zu, wonach er jener Zeit cntstam
men würde, da der attische Stil in Jta -lie
Eingang fand. Wie der Figaro mel
det, wurde der Statue dcr Name Viktoria
verliehen. Die Voreiligkeit dieser Bencn
nung wird dadurch abgeschwächt, daß diese
Viktoria infolge deS FchlcnS von Kopf
und Arm ziemlich unvollständig erfcheint
.
Lnzzatti über die schwierige Lage
Frankreichs. T frühere Minister
Luzzatti veröffentlicht im Corrine della
Sera' einen Artikel, welcher darlegt, daß
3,250,000 Einwohner Frankreich! auf
einem Flachenraum von 2 Millionen Hck
tar sich in Feindesgcwalt befinden; damit
seien 10 Milliarden Jmmobiliarwerte,
mehr al! weitere 10 Milliarden an In
dustriewerten sowie sehr wertvollen Ma
schinen und Rohstoffen, 60 Prozent allcr
Kohlengruben, 52 Prozent der Metall
Industrie, 70 Prozent der Textilindustrie
und etwa 40 Prozent der gcsammten
Finanzkraft Frankreichs in die Hände
Deutschlands übergegangen. Ueberdiel
habe das französische Weripapierporte
feuille 7 Milliarden durch Entwertung,
15 bis 20 Milliarden an den Anlagen i
Rußland sowie beträchtliche andere Sum
wen eingebüßt. Dennoch, habe der fran
zösiscke Patriotismus standgehalten und
unablässig weitere schwere materielle Opfer
gebracht, um den Sieg zu ermöglichen und
den unterdrückten Völkern zu helfen.
Die Danziger Kunstgeschichte begeht ein
eigenartiges Jubiläum: es sind jetzt hun
dert Jahre verflossen, daß da! .Jüngste
Gericht" von HanS Mcmling nach Danziz
zurückgebracht worden ist und sich auf fei
nem Platze im Danziger Dome, der au!
gang! deS 14. Jahrhunderte erbauten
Kirche zu Sankt Marien, befindet. HanS
Memling hat daS Gemälde 1460 i
Brügge hergestellt. 1473 wurde e! von
dem Danziger Seeheldcn Paul Beneke in
einem Seegefechte erobert und nach Dan
zig gebracht. Ali im Jahre 1807 die
Franzosen Danzig eroberten, raubten sie
daS Bild und brachten es nach Paris.
Durch die Niederzwingung deS Korsen ge
langte daS Bild einige Jahre spater nach
Berlin und wurde 181 auf Befehl König
Friedrich Wilhelm III- an Danzig zu
rückgegcben. Der TanziB: GeschichtZ
verein .wird demnächst eine Publikation
über daS Bild und seine Geschichte hcrauS
geben.
' Nach dem Glasgow Telegraph wurdl
auf Veranlassung der Glasgower Royal
Ezchange eine Petition unterschrieben, in
der gegen den Aufenthalt feindlicher Un.
tertanen In Glasgow sowie gegen die An
stellung von fremden Professoren und
Lehrer protestiert wird.
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