Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 01, 1916, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    'r
VSjt Omiha Trüune i
Alü,W
fr
!
,IA
n
-i c
I
"(fRa, v"..?
Mn.? Jeger.
5in ftc&cniWait an den bcrühmicn Tondichter.
von ZN.
;.i -; '.;';! .-. i? im
:m.if-. 5 . -.--Lw -: -w -w-
Max Reger ist. irie das Kabel Enoc
der letjten Woche gemeldet hat, im Aller
von nur 43 Jahre,, Qcjtsrbni. Tic Nach
licht kam wie ein Blitz aus heiterern Him
trief. Dite war übet die Gcsundheit bei
Tonsetzers Ungünstiges gcnuldkt worden,
wie er denn jederzeit al das Bild kriifii
er, derber Gesundheit erschienen war.
Wir beklagen in IKegcr's Tod einen schme
tut 2i)daiW.n"üx die deutsche Mu
ffik. kleiner, mit alleiniger Aufnahmt oon
Äichard Qcaiifj, war bekannter, umfiiü
jener, mein oiifgisiihrt und engefetjener
cli Max Rfget!
. Er war in allem und jedem der Anti
fode feines großen liinstlciischcn Widcrsa
d;eis Richard Strauß. Die Beiden finden
sich nur in der großen Bedeutung, die sie fiir
ie zeitgenössische deutsche Musik erlangt
haben und in dem Umstand, daß sie Beide
ungeachtet oller Abstecher in das Gebiet
bei Vokalen, Oper und Lied, ihre eigen!
liche Stärke im Jnstrumcntoleu entfalte
icn. Beide waren sie Pfadfinder, die nach
' I
"V $
- 1 V-'
'
--
:
V
Max
Bleuem und Unerhörten sireben, die dabei
llber keineswegs Zerstörer, sondern im Ge
genteil Mehrer, im besten Sinne vss Wor
ics Neutoner-' sind!
t künstlerische Persönlichkeit Maz
Negers kann wohl ani besten durch einen
Vergleich , mit Richard Strauß gezeichnet
werden. Ich habe bereits gesagt, daß sie
Gegensähe waren. Strauß ist der Geist
bollere, Bestechendere der Beiden; er kam
uns mit seiner lebhaften Phantasie zu
'Hilfe, während die Reger'schen Werte fast
durchweg unserer nachschaffenden oder we
igstens erläuternden Phantasie bedurften,
um verstanden zu werden und zu wirken.
Strauß steht mitten im modernen Kultur
leben; jederzeit sucht er den Kontakt mit
den großen ulturbesirebungen unserer
Dpoche. Seine Bestrebungen wurzeln im
Litcrarischen. Neben der Farbenglut seiner
Technik ißt er durch ein: schwüle Erotik
sort. Er ist gelegentlich der geistvolle
yeuillctonist, besitzt weltmännischen
Schliff, ist beweglich und kommt uns mit
Unter förmlich kapriziös. Die Rcger'sche
Muse ist dem gegenüber schweren Geblü
tes, sie weist in allem und jedem den der
ben Eensinn des Oberpfälzers aus.
.Keger ist der einzige bedeutende Tonsetzer
un':?er Zeit, der nicht von Liszt und sei
'nen Jüngern sich ableitet (auf dem Um
lweg Berlioz, Liszt, Wagner. Bruckner)
sondern der feinen Ursprung direkt aus
!Dcn großen Bach zurückleitct. (Durch die
Linie, Bach, Beethoven, Brahms.j
f Vor allem ist Neger absolut unlitera
kisch. Während Strauß als Meister der
beschreibenden Richtung sein Schaffen an
'ganz bestimmte dichterische Vorwürfe
Knüpft, ist Reger der formalistische Mus,
!!er, der nur Stimmungen Ausdruck der
leiht, höchstens schwache Andeutungen einer
Situation bietet, dem die alten Formen
'vollkommen genügen, indem er sie mit
neuem, modernem Inhalt süllt. Bei aller
Kühnheit und Freiheit des Schaffens, ist
:ihm die hergebrachte Kegel oberstes Gesetz.
.Tonika und Dominante läßt er ihr altes,
verbrieftes Recht. Wer schrieb , Anfang
unseres Jahrhunderts noch Sonaten, Fu
'gen, Paffscaglien. langatmige Bariatio
nen. Tas waren ja förmlich archaistische
Vegriffe geworden.
i Wenn die allgemein geistigen Vestrebun
gen unserer Tage Reger dicferart nicht
.stark plagten, so war er doch ein resolutes
WeMind. Unstreitig hat cr manche seiner
besten Inspirationen aus der religiösen
Mystik geschöpft, aber gefangen gegeben
hat er sich ihr keineswegs. Er hatte Hu
mor. Er war Strauß gegenüber der
Innigere, Genilltsiiefere. Er war meiner
Ansicht nach entschieden der Teutschere m
Beiden, schon weil er der Keuschere war. .
! Die Modernität Negers spricht sich bor
ollern in der äußersten Kühnheit seiner
Harmonik, in dem förmlich Anarchistischen
seiner Modulation aus. Da gab es die
überraschendsten, schillerndsten Farben und
Lichtspiele. Seine Technik zog die letzten
Konsequenzen. Für mich ist der Reger
etwa bis zu feiner Serenade der eigent
liche, echte Reger. Da lebte er sich am Ziel
bewußtesten. 'Energischsten aus. Seine
Violinsoncite op. 72, die Violin- und
Piano-Son!e ep. 84 in C-Duk und ihre
! Fortsetzung, die ?. 8 in Jis-Ms. und
don dkn Orchcsterwerken die .Zinfonietta"
!inib spater noch die Hiller'fchcn Tariatio
,ncn (wobei die Orgelwerke vorderhand
mnt aus dem Spiel bleiben sollen) stellen
5zalpersstt.
nv v.v nfi; T ir 's ; m m
-w..- .-Wfvc-rf W ''J ,'
mir den eigenwilligen, knorrigen, rigensin
nia genial schaffenden Meister dar. Ta
erfüllte er die alten Formen mit streng
persönlichem Ausdruck und einer streng
individuellen Technik. Die spätere Wand
lung Negers der gothisch-sigurierten Poly
phonie der Serenade" zu machte mich zrk
erst betroffen. Nicht daß ich den Vorwürfen
der enttäuschten eziirmen Nger,Aiil,äiger
zustimmen möchte, daß der Meister durch
seine .Konzessionen" von seinem hohen
Piedeslal h:rabgeftiegen sei, ' aber einen
Fortschritt des Persönlichen konnte ich in
diesem plötzlichen Lehnen nach größerer
Klarheit und Übersichtlichkeit nicht erbli!
ken.
Unstreitig war e die starke Ursprung'
lich melodische Ader Negers, die ihm spci
tcr das Streben nach Mozart eingab. Un
streitig hat der Komponist seine Gemeinde
durch die übersichtlichere Polyphonie, die
an Stelle der wuchernden Bielstimmiqkeit
seiner früheren Schöpfungen trat, stark
vergrößert. Ich hadr speziell die .Roman
' "?v-V
'1
'
t
-
't
'
- ' ' .
-v
:i v-
VI - - 1 -s
" X " ' -,4"1
), J
- X
' f
1
f
. ,
Reger
tische Suite", und die Josef Siransky ge,
widmete .Ballett-Suite" im Auge, wenn
ich sage, daß Reger in den letzten Jahren
eine noch ftärkereWandlung erfahren hat.
Da erscheint der, polyphonische Gewalt
mensch gelegentlich als eleganter Plaude
rer, der die zartesten Instrumente poetische
Zwiesprache halten läßt. Ich muß- geste
hcn, daß ich diese Epoche Negers stets als
eine' Ucbergangsfiation betrachtete. Und
wenn er noch so sehnlich nach Mozart'fchir
Melodie strebte fein Ziel war doch die
Viclstimmigkeit. Wie b:i Mozart a!es
zur Melodie wurde, so gestaltet sich l:i
Reger alles zur Polyphonie und zur Mo
dulation. So kompliziert und vieiverschlungen
sich das Lebenswcrk Regeis gestaltet hatte,
so einfach hat sich sein äußeres Leben ab
gespielt Zu Brand in der Obcrpfalz om
19. März 1873 als Sohn des Lehrers
Josef Reger geboren, kam er ein Jahr spä
ter nach Weiden, gleichfalls in der Ober
Pfalz, wo der Bater als Musiklchrer
wirkte. Die Hinneigung des Tonsetzers zu
Bach und seine Unabhängigkeit von Liszt
'schen und Wagner'scheu Eiuflüsse ':k!ä:t
sich aus seinen Lehrjahren. Ter musika
lische Herrgott in dem stillen Lehrerhaus
war Bach, das Hauptinstrument darin war
das Harmonium. So wurde der große
Thomas-Kantor das Um und Auf des
musikbegabten Knaben, woran sich später
wie von selbst Beethoven und Brahms an
schlössen. Wagner und Liszt, ja selbst der
1888 unternommene Besuch Reger's ,in
Bayreuth, blieben nur vorüberziehende
Episoden in den Lehrjahren des jungen
Musikers. Reger studierte später fünf
Jahre unter der persönlichen Anleitung
des großen Theoretikers H. Riemann in
Sondershauscn und Wiesbaden, und
lehrte 1836 in der letztgenannten Stadt
am Konservatorium. Nach Genesung von
einer schweren Erkrankung verlegte er 1901
seinen Wohnsitz nach München, wo sich,
verheiratete und 1905 6 eine Lchrerstelle
für Kontrapunkt an der Königlichen Ala
demie bekleidete. , 10Q7 folgte er einem
Rufe nach Leipzig als Universitätsmusik
direktor und Lehrer der Komposition. Die
Universität Jena verlieh ihm 1,308 den
Toktortitcl der Philosophie honoris causa.
In den letzten Jadren Hai Reger be
konntlich als Dirigent der Meining'schen
Hoforchesiers gewirkt. Seit Anfang diese!
Jahrhunderts" hat er sich jedoch der Kom
Position mit vngeschwqchten Kräften hin
gegeben. Bon den überaus zahlreichen Werken
Reger's, von denen wir hier in der verflos
fenen Spielzeit das Opus 132 Variatio
nen und Fuge für Orchester über ein
Mozart'sches Thema' als letztes gehört
haben, sind die großen Orgelkompositionen
wobl die originellsten und bedeutendsten.
Es sind Werke von geradezu unerschöpfli
chem Reichtum an Stimmung und
Empfindung. Wenn man diese Kolossal-!
fchöpfungen anhört, so begreift man es,
daß die größten Gelehrten Reger als r
gelkomponisten unmittelbar neben den gro
ßen Bach gestellt Habens Reger kommt ja
direkt .von der Orgel her", ähnlich wie
Bruckner. wobei er jedoch als glücklicher
Neuner in die Bach'sche Monumentalität
und Stilstrenge die modernste, farbigste
Bielaeftaltigkeit und modulatorische Be
wcglichkeit gebracht hat. Ich muß immer,
an das schöne Wort eines deutschen Kriti
kers denken, dad Rezer die Sprache Bach's
, ..
nisscrmaßcn ni Neu Hochdeutsche'
übertragen und sie zum Autdruck konipli
zierlistti nwdeiucr Empfindungen und
Gdattkcnrcihcn besahigt bade.
Ich muß es mir leider versagen, auch
nw. die Hauptwerke lefier zu nenne
Seiner Orgclmusik schließt sich wiirvig
feine Kammermusik mit der blendend!
Harmonik und Ehromniik an, mit dem
bizarren Humor der bcilcren Sätze nd
der Vielsarbigkcit seiner gewaltigen Bari
ationensätze. Ter KlavicrLitcratur ba
er unter anderem Vorzüglichem zei direkt
monumentale VariationeN'Werke geschenkt.
Von bleibendem Werte sind auch die Clwr
werte Neger i, feine Männer und aemisch
ten Chöre. Madrigale und Äcarbeitungkn
weltlicher und geistlicher Volkslieder. Die
Ml der Lieder Reger s geht in d,e Lun
derte. In der Auswahl der Texte ist der
literalursremt) Meister mit arger Sorg
U,U,l vbrgcgaugcu. und fj tat et sich
denn vieltach in zcne schallhaste .Liebe!.
will mit den leicht Humorist, scben und
gewöhnlich recht unbedeutenden Poiuicn
verloren. Diese Wahl hat natürlich aus
die Melodik zurückgewirkt, die Gewahleit
und Vornehmheit nicht selten vermissen
läßt. Immerhin kann man den zahlreichen
LiederC!iklen Reger nicht wenige voll
wellige Perlen entnehmen.
Zum Orchester hat sich Neger erst In
verhaunismakig spaten Jahren aeiiinden,
deinen ersten gewaltigen schritt au? die
em Gebiet bedeutet ferne bereits erwähnte
Sinsomctta , op, 90. Man kennt die ge
g!N Reger bis zum Ucberdruß geschleuder
ten Borwürfe, daß er nicht zu instrumen,
tieren verstünde. Kein Zweifel, daß in sei
nen ersten Orchcsterwerten mehr als nötig
Papiermui? enthalten war. und daß die
Malsenhaufung der instrumentalen Wir
kungen und die gelehrte Kontrapunktik nur
allzu häufig eine dicke Instrumentation
zur Folge hatten. In den letzten Jahren
kann man diese Vorwürfe gegen Reger
wirklich nicht erheben, w,e früher ausge
sührt wurde. Die einfach fabelhafte Leich
tigkeit und Schnelligkeit seines Schaffens
stempelt Max Reger direkt zu einem der
großen Phänomene der Musikgeschichte.
Bielschreiberei' nannten es die Gegner,
Reger befindet sich jedoch als Diclschreibci
in der Gesellschaft von Bach, Mozart.
Schubert, Liszt und anderen Großen! Es
gab für Reger keine technischen Probleme.
Die überwand er mit spielender Leichtig
keit. So hat er denn unermüdlich fort und
sork gearbeitet und geschrieben, als ob er
geahnt hätte, daß seinem Schaffe eine
enge Zeiigrenze gezogen sei. Wenig über
Jahre alt. ist er in der Vollkraft ge
sterben, ein unersetzlicher Verlust für die
Kunst in dem Deutschland, das gegenwar
tig auf den Schlachtfeldern sein bestes und
edelstes Blut dahinströmcn sieht., Maz
Reger war der Besten und Edelsten Einer,
wohl der deutscheste oller deutschen Kom
ponisten! .
Englische
Zeppelin Kenntnis.
Wenn die letzten Zeppelinangrifft auf
Wrvßbritannien selbst nicht mehr sichibaren
Schaden angerichtet hätten, als die eng
lische Regierung sich einzugestehen bc
quemte. so hatten sie doch jedenfalls den
Erfolg, dem bisher noch immer von der
Londoner' Presse aufrechterhaltenen Mär
chnrtnm der Bedeutungslosigkeit der Zep
pdine endgültig ein Ende zu machen. I
einem WaS man über die Zeppeline wissen
muh" überschrieben Artikel der Daily
News', wird endlich der höbe Wert der
deutschen Zeppeline im Weltkriege offen
zugestanden. .Alle die guten Leute,'
schreibt das Blatt, die uns einreden woll
ten,' dß die Zeppeline keinerlei militäri
schen Wert haben, befanden sich durchaus
auf dem Holzwege. Denn diefc Behaup
tung wäre bestenfalls richtig, wenn man
unter militärischem Wert nur die direkte
Verwendung in offener Feldschlacht ver
stünde. Aber in einem weiteren Sinne
haben die Zeppeline sich für die Deutschen
von ungeheurer Bedeutung erwiesen.
Wen sie nichts weiter vollbracht hätten,
als das, was sie in der Nordsee und in
der Zusammenarbeit mit dem Kamps der
Unterseeboote taten, so hätten sie sich schon
allein dadurch Vielfach bezahlt gemacht.
Aber sie haben uns auch gezwungen, in
England seldst die richter zu verloschen
und mit Beginn der Dunkelheit jederlei
Geschäftsverkehr auf sehr fühlbare Weise
zu beschränken. Hierdurch wurde unsere
Arbeitskraft vermindert und diel für wich-
tigere Zwecke benötigtes Geld verbraucht.
Außerdem wurden wir gezwungen, zahl
reiche Geschütze und Msnnfchasten zur
Zeppelinabwehr im Lande zu behalten,
die an der Front bessere Arbeit leisten
könnten
Dieser nunmehr einwandfrei aufqedam-
werten Erkenntnis fügt das Blatt gleich-
sam als Trostmittel eine Anzahl neuer
Verhaltungsmaßregeln hinzu: .Da wir
m Juiullsk ncaj Mutigere uiiangrme zu
erwarten haben, sollte jeder die Ratschläge
beherzigen, die das Verhalten bei kolch'n
Angriffen betreffe. Die zwei wichtigsten
Punkte sind: das Licht zulöschen und
Deckung suchen. Die bisher allgemein der
breitete Meinung, daß die ii:szelezen:n
Kellerräuwz den besten Schu gcgen die
Zeppeliubomben bieten, ist heute als durch-
aus irrig zu bezeichnen. enn wenn ein:
stark geladene Bombe ein Haus irifft, jo
reißt sie meist das ganze G.'biiude in
Trümmer, und die in die Keller Geslüchie
ten müssen unter den herabstürzenden
Steinen und Schuitmassen z'igrunZe g
hen. Aber auch der Aufentha't im höch
pen Stockwerk unter dem Dach ist nicht
zu empfehlen: denn hier fin! die Bruch
stiicke der explodierten Bomben und Splii
ter der Schrapnells unserer Abwehr
geschutze zu fürchten. Man muß sich im
mer vor Augen halten, dak auch die Be-
schießung der Zeppeline für v:S insofern
gefährlich ist, als die. S-chcapnelljpIilln
notwendigerweise wieder auf Erde her
abfallen müssen.' Als bestes SchiitziwNc!
erscheint den Daily N'ws oahe: das so!-
gende, allerdings etwa? primm? anmu
tende Ne?ept: man eile ungef.il: in isl
mittlere Stockwerk des Haines, bei eim;n
vierstöckigen Hause in den zii:n Stock,
b.r einem fr!.!',ckid'n in den bxuiis, !t
lösche io:cnt di: reinste Lichtczue.ie ij'd
hüte sich nu"Jor, sich dem offe i n Fenstk!
zu nähtt. "' '
tT TI rT ''V T' fT ' ff TP T1 '."T
-4iÄitrl'-i
Lojaken in Fejerve.
bricht eines Arisgskorrespondentcn.
Bon bet russischen Grenze:
Ansang März.
Am Waldeirand eines ToiinengehölzeZ
liegt ein Kosakenausgcbot in Reserve, Die
russische sZront wendct sich etwa 6 bis 7
Werst von diesem Rescrvepostcn. der sich
aus 23 Dnjcpk'Kosaken. einem Untcrossi
zier und einem Fähnrich als Führer zu
lammcnsetzl. Es wird Abend, und ei
ziemlich heftiger Wind schüttelt die Tan
nenkronen, die ächzend und tiiarrend vor
dem ungestümen Lustgesellcn durcheinander
Berbeugungen machen. Ter Kanonendon
ner an der Front) ist schon seit IS Etun
den eingeschlafen, und nur vereinzelt klin
gcn Gewehrschüsse in den Abend. Bon die
sem Posten aus hat man einen schönen
Ucbcrblick über den Teil dieser Gegend.
der nickt durch Wald dem Auge verdeckt
wird. Von einer zwei Werst entfernten,
aufgerissenen, ausgeweichten Landstraße
knattert und faucht der Motor eines Last
autos, das auf der Etappenstraße Front
bedürfnisse heranführt. Tie Kosaken haben
k'm großes Lagerfeuer angezündet, daS
7 i
's:
i
I i,
V
n
gleichzeitig wärmen und die Abendmahlzeit
kochen soll. In einem größeren Eisenbe
hälter, den man seiner Form wegen nicht
gul als Kessel ansprechen kann (er mag
früher als Waschwanne gedient haben),
röstek ein halbes Schnzein, das eine Streife
irgendwo aufgetrieben hat, darüber ist
ein Buchweizcnbrci im ftochprzcß begrif
fcn. Tie Kosaken hocken in ihren schmutzi
braunen Mänteln gehüllt, lachend und
scherzend. Zum Teil sind es bereits ältere
Gesichter, mitunter starkknochige, muskulöse
Gestalten. Einige sind noch jung. Zwei
altere Kosaken besingen mit nicht un
knclodiöser Stimme die Schönheit des
heimatlichen Auls, die bisherigen kriegen
schen Taten der Kosaken ft denken der
ferneren Zeiten, du ti noch , keine Maschinen-Gewehre,
keine Flieger und keine
Riescnmörscr gab. Ihren Gesang beglei
ten sie auf einem Instrument, das sie sich
um den Hals gehängt haben, der Bandura.
Sobald eine Pause im Spiel und Gesang
der Banduraleute eintritt und die aufmerk
sam zuhörenden Kosaken aufatmen, be
ginnt ein junger, etwa LLjähriger Kerl ein
eckiges, gitarreahnliches Instrument (Ba
lalaika) zu bearbeiten und singt mit
rascher Stimme eine Melodie, in die ab
wechselnd verschiedene Kosaken einfallen.
Tann springen einiger Kosaken wie elck
irisiert auf und beginnen den Tropak zu
tanzen, so lange bis sie vollständig er
schöpft sind.
Darauf wird ein kleines Faß herange
schafft, aus dem jeder Kosak teils aus dem
Becher, teils in seine Mütze oder auch in
seine hohlgemacbten Hände ein Quantum
Busa (Hirsebier) erhält. Nach Verspeisung
des unterdes gargemachten halben Schwei
neZ und des BreieS wird der Rest der
Busa ausgetrunkcn. Während die Linien
truppen offiziell keine alkoholhaltigen
Getränke bekommen, erhalten die Kosa
kcnformationen bestimmte Quanten, da
der Versuch, auch sie dem Alokhol zu ent
wohnen, bereits in den ersten Wochen des
Krieges aufgegeben., werden mußte, weil
die ohnehin schotj recht lockere Disziplin
unter dem Alkohlverbot bedenklich zu
leiden begann. Aus den Gesprächen der
Kosaken, die in außerordentlich bildlichem
Ausdurck geführt ' werden, geht . hervor,
daß sie keineswegs mit diesem Krieg zu
frieden sind. Es ist nicht der Krieg, den
sie sonst so s.hr lieben. Es ist dieses nicht
mehr der Krieg, da, die Verwegenheit
und die rohe Kraft' Triumphe feiern,
sondern es ist der Geist, der diese Schlach
tea lenkt und entscheidet. Die brillante
Schlacht und Gefechtstechnik des Fein
des, der Bkihagel der Maschinengewehre,
die berstende Hölle der Mörsergeschosse
und die teuflischen Luftreiter (Flieger)
sind durchaus nicht nach denk' Geschmack
der Tnjeprkosaken. Ihre ganze vom
Jünglingsalter eingeübte Technik hat sich
in diesem Kriege als im großen und
ganzen wertlos erwiesen. In regelrechten
Schlachten konnten sie bei Einsetzen des
verhaßten Stellungskrieges kaum vcrwen
det werden, nur in der Etappe, und da
ist wenig Beute zu machen, und das
Beutemachen ist doch schließlich des Ko
saken Triebfeder zum Kampf. Es ergaben
sich im Laufe des Stellungskrieges schwere
Unzuträglichkciten zwischen Kosaken und
Linientruppen. Die Tnjeprkosaken sehen
mit einer gewissen Verachtung auf die
russischen Soldaten und sie können nicht
vergessen, daß ti geradtdiesesein sollen,
Jfts ''X' 'n 'SV T 'T 'T l1' VI
' '..'.'' ' JiX d&4mimrcJ
die heute den Löwenanteil am Kämpfen
und om Beutcmachen haben sollen. Dazu
kommt, daß die Kosaken durchaus nicht
für dak Bauen von Schützengraben usm.
zu haben waren, sie sehen da Arbeiten
für ,! Schände an, das nur unsecien
Arbeitern und russischen Soldaten zu
kommt. Da russische Tisziplinreglemenk
mußte Konzessionen machen...
Heute werden die Kosakcn Auszebote
vlzugi.cise in dcr Rib und, im
Etappendienst (Eskorte 's.) verwendet.
Zum erheblichen Teil führen sie i
große RichtStuerleben. Ihre Bandura
fpieler besingen noch den Einfall in Ost
Preußen und Galizien. der Ihnen Beute
und ein großes Tätigkeitsfeld bracht. Sie
hassen die Teutschen mit der ganzen
Kraft eines rohen Naturmenschen. Ihnen
ist dieser Krieg ein Krcuzzug' gegen die
Feinde der rechtgläubigen' (orthodoxen)
Kirche. Sie sehen in den Deutschen und
Oesterreichern in der Hauptsache die Ber
nichler ihres Glaubens und sind felsenfest
Von der Wahrheit der Hctzworie ihrer
iS
I ,s
4
i '
"H
L
.
i!
V'-
' tt -
Kosakr brim Angriff.
Popen überzeugt, daß die Deutschen,
Oesterreicher und Ungarn nur deshalb
gegen Mütterchen Rußland und Väterchen
Zar Krieg führen, weil sie die rechtgläu
bige Kirche vernichten wollen. Ader der
lange Krieg, der ihnen nicht das gebracht,
was sie erhofften, hat auch die Kofaken
müde gemacht und in ihnen die Sehnsucht
nach den heimatlichen Gefielden und dem
heimatlichen Aul geweckt. Um sie gewisser
maßen bei Laune zu erhalten, sind die
russischen Heerführer nicht so sparsam mit
den Edakuicrungsbefehlen, die nur von
Kosake ausgeführt werden, denn auch in
Polen, in der Ukraine, in Litauen wohnen
zahlreiche, den Kosaken unliebsame Völ
ker, als da sind die römisch-katholischen,
protestantischen und jüdischen Russen.
Diese Andersgläubige sieht der Kosak
als Fremdvolk an, das nur deshalb am
Rande des Schoßes des Mütterchens
Rußland klebt, weil sie die Rechtgläubigen
vernichten wollen. Aber dieser Krieg ist
kein Krieg der Kosaken, darum ist Ruß
land über seine .mit dem Pferd vermach
senen' Steppensöhne und die Kosaken
selbst sind in höchstem Grade enttäuscht,
verbittert und vielfach aus verschiedenen
Ursachen für den Frontdienst gar nicht
zu gebrauchen. Vor dem Feinde haben
sie eine gewisse Furcht'und eine verständ
liche Scheu, denn seine Schlachten und
Gefechte schlägt, er .nur mit Hilfe der
Holle und fliegenden Teufel', gegen die
nicht einmal die Gcbetsformeln der recht
gläubigen Kirche aufkommen...
Die Banduraspieler sind müde, die
Balalaika schweigt, die Pferde grasen am
Waldrande, durch Jußfcffeln an ' der
Flucht gehindert, die Kosaka schnarchen
Der ausgestellte Posten döst brummelnd
vor sich hin . . . Von der Etappe her jagt
ei Kosak, in Offizierstrabant, dem
Gehölz zu. Stößt hier einen kurzen
scharfen Ruf aus, der Wachtposten springt
auf. das Lager erwacht. Der Trabant
überreicht dem Fähnrich ohne besondere
militärische Haltung eine .Zlldulja' (Be
fehlszirkular für Kosakenposten). Der
Fähnrich liest, dann, et Kommando,
einige erklärende Worte, die Kosaken
pfeife ihre Pferde heran, lautlos, ohne
Waffenklirren erhebt sich das Aufgewt
auf die Pferdnücken. über Wiesen und
Accker geht es im Galopp einem Meier
Hof zu, in dessen Umgebung sämtliche
Einwohner zusammengetrieben werden,
um hier Verschanzungen anzulegen. Ein
Teil dieses Kosakenpostenz Übernimmt die
Ueverwachung der Arbeitenden. Tie ande
ren reiten in die umliegenden Dörfer, um
noch mehr Arbeiter aufzutreiben. Diese
Tätigkeit ist bei den Kosake sehr beliebt,
sie kommen mit einem Schein des Rechtes
in fremde Wohnungen, und da die Ein
wohner zumeist Feinde ihres Glaubens'
sind, erkennen, sie diese nicht als gleichbe
rechtigte Menschen an. und lassen ihren
Herreninstinktcn' die Zügel schießen.
um so mehr, als sie hier keinen vewassne
ten Widerstand finden.
. . I
k. . Die bucyhändlerischt SammelsWe
des BörsendereinS ,der deutschen Buch
Händler zur Versorgung der Truppen im
Felde und in den Lazaretten mit Lesestoff
hat bisher 1,080,206 Bände im Werte
von rund 580,000 Mark gesammelt und
in 903 Sendungen versandt. 7, ":
UifW.4Ai
Me
Aedeullmg des dmljch-
rttttlänijcijen
von prefeffor Dr.
liaim&i&asimsÄaw
Das Handelsabkommen zwischen
Tt!schland und Rumänien hat unsere
Jeinde verstummen lassen. Nachdem die
französische Presse zuerst wieder die
Sprache gefunden, behauptet sie, daß hie
sem rein wirtschaftlichen Abkommen in
Uia Safe eine politische Borbkdeutiwz
beizulegen sei. Hiermit hat sie zwcisellos
recht. Ja, dal Bedeutsame diescj Abkom
meris liegt gerade darin, daß it mit einem
Staate aetroffen ist. der aus das veut
lichste bewiesen hat. daß er in seiner poi
scben Stellungnahme sich durch andere
nicht beeinslussen lassen will.
Sinn uud Bedeutunz des neuen Ab
kommen macht man sich am besten klar,
wenn man sich zunächst die handelspoliti
scheu Vorgänge vergegenwärtigt, die wäh
rend de Kriege von der Entente, und
namentlich von England, ihren Ausgang
genommen haben. Um die Zeit, als Eng
i
r
vV .
tr
H
t
' t'4
Lj.
land feine militärischen Hossnungen auf
sofortigen Sieg durch Ucbermacht aufgab,
und sich auf die Aushungerung' Drisch
lands legte, alfa etwa im Hci 191-l
oder Frühwinter 1215, begann bereits,
der niederländischen Ausfuhr I J See so
viele Schwierigkeiten zu machen und
gleichzeitig Holland, in dem eine Getreide
aufnähme einen auffällig niedrigen Be
stand ergeben hatte, so sehr mit Abschnei
dung der Zufuhr zu ängstigen, daß die
Gewerbetreibenden Kreise sich in der Ein
und Ausfuhr lieber einer vorherigen eng
lischen Kontrolle unterwerfen wollten, als
eine nachhcrige Störung zu riskieren. Um
diese Kontrolle durchzuführen, ersann
England den EinfuhitkuslV Unter dem
Namen Nederlandfche Overzee Trust
Maatschapie' wurde eine englandsichere
Gesellschaft gegründet, die die einzige
Adresse für alle Einfuhrsendungen bilden
sollte. Diese Gesellschaft hastete England
dafür, daß Waren nur an solche Firmen
abgegeben wurden, die keine Handelsbe
Ziehungen zu Deutschland unterhalten, und
sicherte dies durch ein System von Agen
ten und Detektivs (Handelsspionen'), die
zu Tausenden über das Land verbreitet
wurden. Die Gesellschaft wurde nach den
drei erstetr Anfangsbuchstaben die Not'
genannt, und humoristische Anspielungen
auf Holland in ?kot' ebenso wie sehr
ernste Stoßseufzer brachten zum Ausdruck,
daß man sich des demütigenden Zustandes
einer englischen Kontrolle auf niederländi
schem Boden sehr wohl bewußt war. Mit
ähnlichen Mitteln brachte Frankreich die
Schweiz dazu, sich die SociötS Suisse de
Surveillance' (LL8) gefallen zu lassen.
In Dänemark wurde die Tertilindustrie
durch Beschlagnahme der Baumwolle fast
bis zum Stillstand gebracht, und es war
wie ein Hohn, wenn England sich bereit
erklärte, die beschlagnahmte Baumwolle
zu bezahlen, da damit den Fabriken der
fehlende Rohstoff natürlich nicht beschafft
wurde. Als England anfing, auch seine
Kohle zurückzuhalten, entsandten schlich
lich die angesehensten gewerb5ichen Vercini
gungen Kopenhagens, der Jndustrierat und
die Kaufmannsgilde, Vertreter nach Lon
don und erreichten durch ihr Bitten, daß
England in der Tat sich herbeiließ, diese
beiden Körperschaften zusammen als einen
Einführtest anzuerkennen, der dem Kö
nigreich Dänemark auferlegt werden sollte.
Ja, England erklärte sich sogar bereit, die
schwarze Liste abschriftlich mitzuteilen.
Jetzt verlangte England von den norwi
gischen Gewerbetreibenden glatt die Un
tcrwerfung unter eine entsprechende Or
ganisation und ängstigte, die Fischkonser
venfirmen) von Stavanger, die Papier
fadriken u. ä. m. fo lange mit Zurückhal
tung der Kohle, mit Bischlagnahme von
Oclen und Blechen u. f. w.. big auch hier
der Revers, durchging, mit dem jede ein
zelne Firma, wenn sie Gnade finden
wollte, sich verpflichten mußte, keine Wa
ren nach Deutschland zu liefern. Nur
vier Stavanger Firmen blieben standhaft
dabei, eine solche Unterschrift mit ihrer
Auffassung von Neutralität nicht verein
baren zu können. In Schweden gründete
man für ähnliche Zwecke die Transits',
Gesellschaft für die Durchfuhr von Eng
land nach Rußland, deren Ezistenz zuerst
abgeleugnet, dann aber erwiesen wurde
und gegenwärtig einer schwedischen Ab
wehrgesetzgebunz unterworfen wird, deren
Einzelheiten noch nicht bekannt sind.
Ueberall wurden den Zmangsgesellschaften
Fßkoni.ttens.
I. Jastrsw (verlin.)
im neutralen Lande entsprechende Amt!
stell, in London bkgründct.
Während diese Zentralisierungen sich zur
Aufgabe machen, da neutrale Land ein
zuengen und dem Willen de Kriegfüh
renden gesügig zu machen, haben die Zen
tralisationen tm deutsch'rumtinischen Ab
kommen den gegenteilige Zeck. In
Bukarest besteht eine .Zintralkommissio
siic Einfuhr', die in Bcrlin ein Bureau
errichten wird. Ebenso begründet unsere
Zentraleinkaufsgcscllschaft' (Z. E. .)
ein Bureau in Bukarest. Hie? kann jeder
Rumäne, der Waren au Deutschland t
ziehen will, bequem erfahren, ob die Aus
fuhr gestattet ist; ebenso wie der deutsche
Importeur bei dem rumänischen Bureau
in Bcrlin die entsprechende Auskunft über
Rumänien erhalten kann. Beide Regie
rung! verpflichte sich, die Ausfuhr von
Waren, die im Lande entbehrlich sind. ,
gestatte. Dergleichen kam zwar bisher
auch vor. Aber bei den über olleS Eimar
ten großen Störungen des Handels
kehr suchte bisher jcd, kriegführende odkk
neutrale Macht ihr Richt der Ausfuhrer.
laubni so teuer wie möglich zu verkaufe
und von einer entsprechenden Ausfuhrer
laubnis des anderen Teils als Kompen.
sation' abhängig ,u mache. Mit diesem
System wird jetzt gebrochen. Kompen
sationen werden abgeschafft' heißt es In
dem Wortlaut des Abkommens, wie wir
bis jetzt aui den rumänischen Zeitungen
kennen.
Diese drei Worte haben etwa Er
frischendes. Nach allen Nöten und Fahr
lichkcite des Krieges fangen hier endlich
zwei Völker an, sich darauf zu besinnen,
daß ein Staat einen Berkchrsakk, der in
feinem Vorteil liegt, nicht in iibergooßkk
Schlauheit noch dazu benutzen soll, einen
Nc'benvorteil herauszuschlagen, weil dik
andere doch auch seine Nutzen dabei ha!.
Jeder Teil erklärt in loyaler Weise, daß
er zwar die Entscheidung übet das, tp.rf
bei ihm wahrlich entbehrlich ist, sich v-rb.'
hält, daß er aber da Entbehrliche dem
andern so leicht wie möglich zugänglich
machen wird. Während die Entente, die
ja für den Schutz der kleineren Nationen
kämpft, diese nur zentralisiert, um töten
Handel desto stärker mit Einengungen be
drücken zu lönrcrt. verabreden wir Barba
ren eine Zentralisierung, um den Waren
austai'sch für beide Teile desto glatter und
freundlicher zu gestalten. Und das, wie
die französische Presse mit Recht bemerkt.
gegenüber einem Lande, das in keiner
Weise Mine macht, sich etwa politisch in!
Schlepptau nehmen zu lassen.
Dieser Unterschied ist von guter Barbe
deutung für die Handelspolitik auch nach
dem Kriege. Wahrend der Vierverband
an seinen militärischen Sorgen noch nicht
genug hat und sich schon heute mit dem
Problem' abmüht, wie er nach Friedens
schluß Deutschland boycottieren könnte,
wird es unsere Aufgabe sein, nicht nur
fuc die Freiheit der Meere, sondern auch
für einen rechtschaffenen und geordnet:
Handelsverkehr zu Layde nach Möglichkeit
einzutreten.
Die Trockenlegung
der Aulderjee.
Die holländische Regierung wird dem
nächst mit einer Borlage beschäftigt wer
den, die auf die Ausführung eines wirtlich
großzügigen Planes abzielt. Tie Hollän
der, die schon große Teile ihres Lande
dem Meere abgerungen haben, wollen nun
die Zuidcrfce zum größten Teil trocken k
gen. lEs foll zunäctjst von Nord-Holland
nach der Provinz Friesland, also nahe der
AuLmündung der Zuidcrsce in die Nord
see, ei riesiger Damm von 23 Kilometer
Länge gebaut werden, der die Zuidersee
vollkommen vom offenen Meere abschließt.
Hierauf wird das ganze riesige Wasser,
decken entwässert werden bis auf eine
Binnensee, aus dem aber auch das Brack
wgsser entleert und sodann Süßwasser aus
dem Rheinarm Jjsel eingefüllt werden soll.
Man hofft hierdurch anbaufähiges, bestes
Land für 250,000 Bewohmrr zu gewinne.
Der große Damm wird mit zwei Eisen
bahnsträngcn und einer Verkehrsstraße be
legt.
Die hierdurch gewonnene neue kürzeste
Landesverbindung nach Friesland ist sür
den inländischen Handel von größter Wich
tigkeit. Die Kosten des ganzen Unterneh
wen sind auf 224 Millionen holl. Gulden
(ca. 100 Millionen Dollars) veranschlagt,
verteilt auf 33 Jahre, die für die Voll,
endung des Vorhabens benötigt werden.
Den letzten Anstoß zur beschleunigten Be
rücksichtigung des großen Plane gab der
ungeheure Schaden, der durch die letzte
Wasserkatastrophe im Polderland der Zui
dersce angerichtet wurde.
Der Weimarer Schriftsteller-Bund
erläßt zwei Prcisausschreiben zur Erlan
gung eineö guten deutschen Romans und
eine guten bürgerlichen Luftspiel. An
Preisen sind für jede! Preisausschreiben
2000 Mark Ausgesetzt, je ein erster (1X
Mark) und zweiter (500 Mark) Prei,
und je fünf Trostpreise (100 Mark). Zu
den Preisausschreiben sind nur bisher nicht
veröffentlichte Werke deutscher Sprache,
keine Ueberfetzungen zugelassen. Der Um
fang deS Romans soll etwa 4000 Zeilen
betragen; das Lustspiel muß einen Thx
terabend fülle,:.
Der philosophisch Idealismus ent
spricht dem deutschen Wesen ebensosehr,
wie diesem der Materialismus tvider
spricht.
Krögelz Wcihrede zur Eröffnung
de Nordostsce-Kanals bestand aus einem
einzigen Satze.
Der Marktplatz in Marggralslys
ist der größte jg ganj Deutschland.