Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 29, 1916, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ttgllche CttuTjtt Irltünf
Der Charlie.
Gilt Biertelsttiiidche,, bei, Barbier'
PlKhziahkcCIehci,
Tlit so vi.I ich in
in tr Dlähdf'f) un des
iß dcm Sinternder fei
uc!)!t. Xtt 'Rulerneiet
ist t üiindviih, womit
ii? abcl lein perfiii.'U
Innsiilt f irr die '.Hind
bischst meine tu, übet
ich wciß it. wie :ch
nie! Cpinnitii lebet
den Raienicicr anderl
erpresse kenn. Un bi.-.
seit iß ei doch tiellieh e Rindvieb. Ich
tnrtt jg auch fnc, er ifc en Schzekß. etK-t
Ich hab Angst, da kennt sich pcrhIipS die
Adminislrähschen of ftnbcb fitblf, Incknhs
weil des en Briehisch of Slutraltticf) wär:
die Jnglisch h.ibe die heisst Stitflechrbi fiel
die amerikanische Ganieliifsts. (Sie im
pohrte sie bei de Tausend; sie sage, sie
habe in England nit genug Esel un die
Amerikaner wäre ännicljnu propre Esel
wie die Jnglisch. Well, die PrvsfciS gilte
tr in ihr II nun tneh
Also der Ratemeicr iß e Rindvieh, stll
isz fchnhr. Bei Rcits sollt ich mich gainit
über ihm engere; was kartn wer von so
eme gcllcr anders expelic. bet ganz
Lehwe hat er im Saluhn gefpcnd t, wo
gcg ich schuht nix sage tät im Prin
zippel find ich des Ol!,h, wenn m'r auf
der reit Seit ifz. Adcr der Nalemeicr
war, wie gewehnlich. auf der rong Seit:
er war h i n t e r der Bar. V 0 1 bet Bar
isz tS allreit, aber hinter der Bar . . . was
kann m'r da anders verlange! Wer den
Natcmeier, des Rindvieh, kennt, der
kcnnt'n un fier die Niesen soll ich mich
off kohrs nit über ihn eckscite, aber ich
kann's nit helfe. Wisse Sie. woZ feit
Natcmeier gesagt hat? Er hat gesagt, ich
war en Tahmfuhl, wo zuviel tahkc tat un
nit wißt, was er tahkt; un bicsiti wär des
auch noch allreit, wenn ich überhaupt
peitsch tahke kennt.
Was sage Sie zu dem Schiehk? Habe
Sie mich schon emal zuviel tahkc höre?
Hab ich schon emal Nonnsens gciahkt? Un
mci Teitsch well, ich tahke wie mir der
Schnabel gewachst iß, wie ich'3 untersteh
im wie mich die Andere unterstehe. Un
dicseits, mci Deitsch isz allreit; es ist
Bißche aufgemikl, aber sehe Sie sich emal
nauedahs die Welt an, was rg denn da
nit ausgemizt? Jwische Jhne un mir,
der Ratcmklki soll nor nit soviel kicke
was iß denn die Matter mit seim Wein?
Iß der vcrhäps nit aufgcmirt'Z Der
Ratemeier als Krittik it ih tu lähf!
In der Längwitsch, wö ich tahke tu, iß
sogar schon Poctnch gemach! worde
nit von mir, aber von Pikpcl Mit riel
Zd?Zähschcn. Sell weiß der Natcmeier
off kohrs nit en Saluhnkieper, en Er
Bartcndcr, woher soll der des wisse? Un
es iß doch so; mei Frend, der ,jtcö Wolle
webet hat mir's gesagt, dcm sci Großvater
ode: Onkel, wo aus Zwcibrncke ricbergc
komme iß un in Philadelphia e Nuhs
päper gcstart't hat, hat in mi?t Läng'
witsch Poems gemacht. Ter Fred hat mir
se oufgeschricbc un ich werd se Jhne emal
vorlese: .,
Ich bin t Pcnnsylvänicr, '. .
Druff bin ich stolz und frolZ.
Des, Land iß schö, die Lcut sind neit.
Bei Tschinks! ich mach schier en'ge Welt,
's biets ke Land der Welt.
Mir stamme vun de Teutsche her,
Druff bin i a recht stolz,
Die Deutsche sin arg brave Lcut,
Sin sparsam, fleißig und gescheut,
S'.e biet ke Volk der Welt! ,
Tc guck nur en de Karte an,. '
, Wie Pennsylvänie heest.
Wachst do nett Alles schön un gut.
Und Hot net jeder g'sundcs Blut
'S biets ke Land der Wclt!
Un net alleinig auf der Erd'
Wachst Alles schö un gilt.
A drunne gcbis so viel ihr wollt: '
Kohle, Eise meh' wert wie Gold.
'S biets ke Land der Wclt!
Well, wie gleiche Sic's? Ich" weiß,
Sie sinn grad wie ich, ivcnn's zur,Poe
trieh kommt: wenn's nit t Karniwahl
song iß, wo ich als Dichter geruse werd,
bin ich nit intcrest't. Aber dem Wolle
Weber sei Poems sinn allreit, die sinn an
nie Teim so gut wie e Karniwahlsong,
wenn mer se nor sing: kennt. Ich denk,
sie sinn auch so Ohkch. Da hab ich noch
eins von seine Poems: '
Im Summer.
Der Summer ist e harter Mann,
Wie macht er uns so hääs,
Un fangt mer kaum zu schaffe an. ,
So last a gleich der Schwääs;
Der Dorft. er plagt de Schafs mein shwer,
Un kommt a diel zu Trinke her,
Es batt doch alles nix.
Erst geht eZ zu dcm Mähe 'naus,
Vor Tag schon kracht die Scns,
Un ifcht es mit der Heuert ans,
Gebt's gleich ne anncre Tschehns'
Da gehts ufs Korn un Wcze her.
Un ischt die Erbet noch so schwer.
Der Bauer muß doch dran.
Un doch gleich ich de Baucre Stand,
Un schwapp net mit der Stadt.
Es isch so schön bei uns im Land,
Wann ma a Erbet hat,
Vn Vscht doch g'sund und froh dabei,
Un kommt zu keiner Lumperei, '
Wie's häppent in der Stadt.
Fein, was? Un der tahlt doch schost
so wie ich, Un da kommt der Ratemeier
un sagt, ich kennt kei Dcisch tahke. Well,
waS kann m'r von Natemcicr ezpelie
en Saluhnkieper, en Er Bariender e
Rindvieh .". . . Tatt's all. Aext!
Die Liebe. Im Einjähris, Tjxib
willigcncxamcn stellt ein gulaclauntcr
Ezaminotor an die Prüflinge die vcr
lockende Frage: .Was ist die Liebe?"
.Das Band, welche zmei Herzen af ewig
verbindet sagte ein junger Landwirt.
.Zwei Seele und ein Gedankc. zivci Her
zen und ein Schlag!" aniwortcte ein Ge
schäftgehilfe. DerEraminator lächelte
und sagte: Sie trefscn das Rechte nicht,
meine .hcrcn! Die Licbc ist ein klcincr
Nebenfluß der Odcr."
'-S
Jt?
Kindcrmuttd.
Wie s! in Holland über dcn Krieg
beukk,
' i
Willst du genau ershre, ml sich
ziemt, so fr?K!':iiiir bci edlen Frauen
an, TaZ Gvthewort liiiit sich variieren
Willst du aenau ersahren, was die Alten
denken, so frage nur bei den kleinen ftm
der an." Denn weil wir schon beim
Zitieren srnd W,e die Alten sungcn
o zwilichcr die Juiisicn.-
Wie dcnkcn die Leute in Holland iiber
dcn Uricg? Sind sie wirklich nur ge
zwniigcn neutral I Sind ihre Wcimuiflcii
nur Gelten der Deutschen oder Engländer'
Die Briten verkünden da Welt, daß Hol
land den deutschen üiachbar liußt und nur
ans die gcetgncte Gclcg'nykit wartet, um
uocr thu hkrzusallcn.
Wir haben britischen Berkilndiglingen
nie geglaubt? wir haben nicht an dcn Haß
der Holländer geglaubt und unser Miß
traucn pn,n, die Briten, unser Antrauen
zu den Hollandern scheint berechtigt gcwe
scn . . . die Kinderstimmen geben uns recht.
Das .Alqcmecn Handeloblad" hat eine
Anzahl Schullindcr um ihre Meinung über
den jlricg befragt. Minder haben keine
eigene Meinung, uc spieaeln nur die An
sichten ihrer erwachscncn llmbung widcri
und darum sind d,csc Mciniinaanßerun'
gcn dcr Kinder in Holland von Belang.
' Ein elfjähriges Mädchen erklärte: Es
ist .Krieg zwischen Deutschland, Frankreich
Belflien, Japan, England. Nordfrankreich,
Indien. Afrika und Amerika. Wir wol
k' i, daß Deutschland siegt, weil die Tcut
scheu so tapfer und brav kämpfen."
Ein zwölfjähriger Jlnabe schreibt: Es
ist Krieg zwischen England, Frankreich,
Deutschland, Italien. Ich wünsche, daß
die Teutschen siegen, weil sie solche Hcldcn
sind,
, Ein Mädchen zcigl sich von der neutra
lcn Fricdcnsrichtung beeinflußt, und er
klärt, mit ' einer großartigen Geste:
Dcntschland, Belgien, Frankreich. Italien,
Rußland. England ich wünsche, daß alle
diese Lander stegcn mochten!
Ein enabe macht sich lustig über die
Alliierten: Deutschland gewinnt noch
durch feine Bundesgenossen, dcnn sie alle
haben fo viele große Kanonen und starke
g'.1!nngcn, die von den Deutschen verwen
dct werden. Die Engländer rasen, denn
sie wollten Teutschland vernichten, ober
das gelingt ihnen ebensowenig, wie es dcn
Franzosen auch nicht gelang, im April in
mm zu sein.
Ein andercr Knabe schreibt kurz und ker
nig: Ich wünsche, das Deutschland siegt,
vcnn von ivoynk mein nkcl.
Ein Elfjähriger begründet seine Zuver
sicht in dcn Sieg dcr dcntschcn Wasfcn in
folgender eigenartiger Weise: Ich möchte
am liebsten, daß Deutschland siegt. Denn
es keimt seine Landkarte so gut. Darum
siegle es auch 1870. Die Franzosen be
greisen kein blöchen von der Geographie
Sie wußten nicht einmal, ob sie im eignien
Lande oder in Deutschland waren. Des
halb glaube ich, daß die Deutschen auch
jetzt wieder siegen werden. -Kindermund
tut die Wahrheit kund.
Wir glauben nun noch weniger an dcn
Deutschenhaß in Holland als früher.
Frühling im Frankkuländlc.
Patriarchalische Berhaltnisse
Freund und Frind.
zwischen
Eine Idylle im Krieg.
Aus' einem Brief aus Würzbura. den
uns ein Leser zur Verfügung gestellt hat:
Frühling ist ins Frankenlandle
cinacoaen. Wenn auch dcr Winter
genau wie Ernst Possart immer noch
mal eine A'oschicdsöorstclluna aibt. sind
wir doch heuer schon sehr weit voran, und
die Kastanienvaume am Paradeplag sind
bereit so dicht belaubt, daß unser alter
Dom, mit Ausnahme der Türme, unseren
Blicken gänzlich entzogen ist. Die Feld
arbeit ist längst in vollem Gange und
wird vielfach von veranüglichen Kriegs-
gefanzcnm ausgeführt.
Die lange Kriegsdauer läßt die Kriegs
leiden, natürlich nicht geringer werden,
aber wir Deutschen sind ein zähes Bolk
und unsere Feinde sind gewaltig auf dem
Holzwege, wenn sie glauben, uns durch
Not und Entbehrung klein zu kriegen.
Wir baben aar vicl im Krieae aclcrnt.
vor allem eins: unsere Lebensgewohnhei-
tcn tüchtig einzuschränken, vian man
schon alles in der Natur keimen und
wachsen si'cht, herrscht überall wieder frohe
Zuversicht auf eine, , so Gott will, recht
gute Ernte. Inzwischen teilt Papa Staat
die Vorräte' die knapper sind, in sorg
licker Wcigunz jedem Einzelnen zu, und
das ist eine Tcmpcrcnz, die weit vernüns
tiszer ist als die blödsinnige Prohibition
im sogenannten freien Amerika. ;
Denken Sie nur, auch Wintcrhausen
hat nun seine Franzosen, und man, , ist
fscnba? äußcrst zufrieden miteinander.
Dcr Tanzsaal des Wirtshauses wurde
als Schlafraum eingerichtet, und zwar in
der Weise, daß Jcdcr. der einen Franzo
scn hotte, das Bett für ihn in den Tanz
saal brachte, wo dann alle Franzofen der
Beaufsichtigung eines Landsturmmannes
unterstellt sind, damit keiner nachts aus
kneift. Tagsiibcr und zur Vcrlöstigung
sind fi; dann in ftarnilien. denen sie bei
der Feldarbeit und im Haufe helfen. Der
Bcrkehr ist ganz sreundschastlich.
Ein Franzofe, der bei einer alten Frau
in Arbeit ist und von seinen Angehörigen
in Frankreich , häusig Weißbrot geschickt
bekommt sin Frankreich kennt man das
dunkle Roggenbrot niäst) brockt der Frau
lidcn Morgen von seinem weißen Brot in
ihre Kaffeetasse und ladt: ..So. Madame.
ist gesunder als schivarzcs Brot!" Ganz
patriarchaliich geht ts zu, von Feindselig
keiten keine ' Spur. Die Leute arbeiten
sehr aerne und freuen sich ihres Ver
dienstes." . !
Die Woae des Hasses, des bluiaiericien.
mordlustigen Hasses rast nur bis an die
ixcui'rlmie heran, dort zerschellt sie, dort
verläuft sie sich. Sie flutete auch, ganz
zu Anfang des Kruges, mit elementarer
Gewalt über das deullche' Land das
war die Zeit dcr Haßacsänge. Die Deut
schcn haben 'im Bewußtsein ihrer Kraft,
im Vollgefühle ihres Sieges des Hasses
flamme in ivret wnmmnt er tieft: it lie
bcn sie nicht, sie hassen sie nicht, sie bemit
leiden die Feinde alle, bis aus den ei
nen, den Engländer. Und die Besiegten, die
Gefangenen behandeln sie mit. Achtung
und Freundlichkeit, die dem guten deut
scheu Michel von jeher zu eigen war.
Die Splonkn-Nhr.
Tik ncursik Bltite der französischen
Tpivneiisurcht.
Wir haben die französische Socialisten
zeitung Oeiivre" bisher für eininetmaken
vernünstig gehalten. Einigermaßen
venn ee egi nicht einmal trn Charakter
eines französischen Sozialisten, ganz der
niinstig z sein. Das ist -sährlich.-leben
gefährlich. .. ihre wirklich vernünftigen
Sozialisten ermorden die Franzosen wie
den Jauris oder sie machen sie zu Mi
nistern winden GuesdeS und HervS und
dann hören sie auf. vernünftig ,u fein
Wir nehmen alles zurück, was wir dem
.Oeuvre" gegenüber an guter Meinung
geäußert haben, e ist genau so blödsinnig
wie olle Pariser Blätter. Man lese nur.
waS Oeuvre" über die Spionenuhr
schreibt:
Niemals gab eZ in den Zeitungen für
schweizerische Uhren so viele Annoncen wie
jclzt. Zahlreiche Hauser der Schweiz offe
ricren dcn Frontsoldaten" wundervolle
Weckeruhren zu außerordentlich billigen
Preisen. Für 3.50 Frcs. kann man einen
ausgezeichneten Chronometer haben.
Wie man sich denken kann, widerstehen
unsere lieben .pilus" einer so hartnäcki
gen und verführerischen Reklame nicht. Sie
schielen daher das Geld per Postanweisung,
und utn die so begehrte Uhr auch ganz
sicher zu empfangen, geben sie ihre Adresse
mit i?ein!ichci Genauigkeit an: Angabe
des Regiments, des Bataillone, der Kam
paznie. dcr Briaas, der Division, des
Armeelorps, der Armee u. l. w. Dagegen
schickt man ihnen eine, Knarre", die
manchmal die Zeit angibt manchmal
auch mch:, y ,
Unsere Soldaten müssen gewarnt wer
den. Einige dieser neutralen Uhrenfabriken
sind anständig. Andere sind . . boche,
ganz einfach. Diesen letztem liefern die
Postanweisungen und Briefe die wert
vollsten Angaben, .um den französischen
Schlachiplan (!) zu rckonstutituieren und
in jedem Abschnitt jcdem Regiment den
Pia, den es tatsächlich einnimmt, zuzu
weisen. Dcr Gewinn für die deutsche
Spionage ist ein doppelter: Eine Postan
Weisung und eine militärische Auskunft.
Rauten wir unsere Uhren in Frankreich,
wenn wir nicht wollen, daß sie eine Waffe
in dcn Händen unfmr Feinde werden,
und daß sie für uns zu schlechte Stunden
markieren. . !
Was doch diese wahnwitzige Spionen
furcht für tolle Blüten treibt... selbst in
on t halbwegs normalen Kopsen. Und
wie dumm, wie plump diese Hetze ist
der französische Esprit ' hat unter dem
liege gelitten.
Wenn es den Boches wirklich darum
zu tun wäre, durch diese Anzeigen den
Franzosen militärische Geheimnisse zu
entlocken, dann wurden? sie gewiß nicht
wie das Oeuvre" behauptet, eine schlechte
unr oder gar keine schicken. Sie wurden
ihnen eine vorzügliche und mehr als preis
werte Uhj übermitteln damit sie einen
möglichst großen Kundenkreis bekämen.
Die Güte und Billigkeit der Uhr würde
sich unter den Franzosen rasch 'herum
sprechen: dcr Kundenkreis würde sich mit
großer Schnelligkeit über die ganze Linie
von Lille bis Belsort ausdehnen, und dann
wäre allerdings die Möglichkeit vorhanden.
daß man sich deutscherseits aus den Adres
sen dcr Besteller eine genaue Ausstellung
der einzelnen Regimenter machen konnte.
Da aber das Anerbieten der Uhrenfabriken
nach Angabe des Oeuvre" kein reelles ist,
fehlt dem feinen Spionageplan die Vorbe
dingung: die solide Grundlage. Und damit
fallt die ganze Geschichte in sich zusammen
eine plumpe Erfindung eines im Ver
lauf des Krieges geistesschwach gewordenen
Pariser Hetzblattes. Schade, daß wir un
scre Meinung über das französische So
zialisienblatt ändern mußten.
Die alle Komödiantin.
Ccirah Barnums Gastspiel an dcr
Front.
Die Sarah Bernhardt und die anderen
alten Weiber, die Bryces, Bigeloms,
Eliots, Choatcs u. f. w. versündigen
iich an uns. Wir haben tinst gelernt
und haben die Lehre all unser Leb
tag treu befolgt: Das Alter muß
man ehren. Warum machen sie's einem so
unsagbar schwer, der Lehre treu zu blei-
den? Mau verzeiht ihrem Alter viel, aber
es geht über das Menschenmögliche ihm
alle zu verzeihen. Auch das Alter hat die
Pflicht, die Grenze der ihm gestatteten
Torheit nicht allzuweit zu stecken.
Die Sarah Bernhardt vor Jah
ren erschien einmal eine Schrift Sarah
Barnum : die Verfasserin Marie Colom
bier ging nicht gnädig mit der göttlichen
arah in s Gericht, sie war sogar eine
höchst ungnädige, strenge Richtcrin eine
Kollegin und Rivalin. Aber sie war bc!
all , Strenge nicht ungerecht, denn sie an
erkannte Sarahs' Kunst,' sie verdammte
-arahs Sensationslust und Reklamcsucht,
ie beugte sich vor der Künstlerin, sie stellte
sie als Mensch an den Pranger. Das war
vo-.' 32 Jahren. Die Sarah Bernhardt ist
in diesen zweiunddrcißig Jahren ungefähr
zehn bis zwölf Jahre alter geworden ....
und ist heute och dieselbe Sarah Bern
hardt als Künstlerin, eine wirklich große
Künstlerin: sie Ist aber auch heute noch
dieselbe Sarah Barnum soweit Sensa
tionsluft und Reklamesucht m Betracht
kommen.
Sie beabsichtigt demnächst zu einer Ab
chiedStournce hierher zu kommen es ist
hre siebzehnte oder dreiundzwanzigste
amerikanische Abschiedstournöe; felbst die
Patti hat sich mit sieben Abschiedötournöen
bec,niigt. Sarah arbeitet vor; sie kabelt
nd fabelt Von Drohbriefen, die man (d. h.
na'ürlich dcutsche Barbaren) ihr von hier
avi geschickt habe; sie kabelt nd fabelt von
ihren Besuchen an der Front. Erst gestern i
wieder hatte die N. I. Times", die sich zu
allen derartigen direkten und Indirekten
Hetzereien-Hcrgibt, eine Kabeldepesche: Sa
rah war an der Front und spielte für ihre
lieben Franzosen. Sarah war erschüttert
und begeistert von dem Opfermut ihrer
Landsleute. Wir glauben das ganz gerne
vorausgesetzt, daß sie wirklich an
der Front war , denn Niemand erkennt
den Mut und die heldenhafte Ausdauer
der Franzosen bereitwilliger an all der
. Ische ; er bewundert die Opscrilligkeit
, so mehr als er ihre Nutzlosigkeit kennt.
Sarah kabelt und fabelt weiter, daß sie
darauf bestanden habe nach den vordersten
Schützengräben geführt zu werden, nach
einem Punkte, der im Feuerbereich der
Deutschen lag .... Und als ich ganz
orne in der nächsten Nähe der Deutschen
war, bedauerte ich nur, daß ich nicht gut
i'miq s'h'n kann, um auf sie z feuern".
Sarah Barnum, heute mit 72 Jahren
noch dieselbe w mit 40 ' ahren . . . . .
Rkklamchcldin damals eine junge,
heute eine alte Komödiantin.
Vorausgesetzt, daß sie wirklich an der
r.jnt war". Sie hat es doch gekabelt! Die
Times hat e? doch gedruckt! TaS beweist
nichts. Die Meldung erscheint niebt zum
ersten Mal und war früher auch l',sn
nicht wahr.
Die Daily Mall" In London brachte
Anfang April die Mitteilung, daß Sarah
Bernhardt sich on die Front von Verdun
begeben werde. Die Pariser Presse ließ
sich, das nicht entgehen. Ein Blatt bench
tcte alsbald, wie die Traaödin im Schul
zcngrobcn Blumen und Tabak verteilte.
ein ndc'.es beschrieb die Begeisterung der
Soldaten über die heroischen Gedichte, die
sie Ihnen vortrug, ein drittes nahm sogar
bei ihrer Rückkehr die brühwarmen Ein
drücke entgegen, die sie von der Front mit
brachte. Auf der Redaktion ' der Daily
Mail", bemerkt dazu die Pariser Zeitung
Oeuvre vom 8. ApI, hat man sich ge,
wiß köstlich über die Wirkungen jener Meb
dung belustigt, denn dort weiß man, daß
unsere Sarah sich von London, wo sie ge
genwörtig weilt, überhaupt nicht
entfernthat!"
Ob die Meldung nun diesmal stimmt,
oder ob es einer der alten Rcllametricks
der Sarah Barnum war?
Dcr frcmdc Prim.
Wahrheiten eines Engländers über die
Engländer.
TaS .Liierarische Echo' in Berlin
fragt: Wer ist E. Phillips? Ein Mann
oder eine Frau. Britischer oder amerika
nischer Abstammung?
Die Veranlassung zu der Frage gab das
Erscheinen eines Romans: Der fremde
Prinz" frei nach dem Englischen des
E. Phillips. Der Roman ist vor Iah-
ren, als noch kein Men ch an den Welt
krieg dachte, in einer New Forker Monats
schrift (im Cosmopoliian oder Hearsts
Magazine) erschienen. Damals war die
gelbe Gefahr die nebenbei bemerkt heute
viel akuter ist als zu jener Zeit an der
Tagesordnung .... Modesache ..... und
die Mode muß man ausnützen. Der Ro
man war das Resultat: Prinz Maiyo, ein
japanischer Prinz, war die Hauptfigur,
Held und Bösewicht zugleich. Der Prinz
begeht aus politischen Gründen mehrere
Morde: er erdolcht einen amerikanischen
Spczialgcsandten in einem Eztrazug auf
der Fahrt von Liderpool nach London.
Er erdrosselt den amerikanischen Gesandt
schaftsattachö, der mit der Untersuchung
des Mordes betraut wurde. Und in die
sei Weise geht die Geschichte weiter.
Damals war der gelbe Mann für die
Amerikaner der schwarze Mann, dem sie
alles Bose. alle Greueltaten, alle Ver,
schwörungen, olle Verbrechen zuschrieben
Damals gab es noch keinen englifch-japa,
Nischen Vertrag und die amerikanischen
wie die englischen Schriftsteller konnten
nach Herzenslust auf Kosten der Japaner
sundigen. Taten s auch mit großem Be
hagen und klingendem Erfolge. Heute sind
die Japaner zwar dieselben geblieben, ge-
nau so gut oder schlecht wie damals, ober
die amerikanischen und englischen Schuft
steller haben sich mit der Mode ge,
ändert.
Der Verfasser jenes blutrünstigen Sen,
sationsromanes war E. Phillips alias
Phillips Oppenhym (mit y" bitte) alias
Partridqe alias .... er hat soviele Na
men, daß er sich noch keinen rechten Na
men gemacht hat. Er schreibt so viel, daß
er sich mehrere Namen zulegen mußte, um
nicht gar zu oft mit demselben Ramen in
denselben Magazinen zu erscheinen. Mag
auch sein, daß sich der Oppenhym der
Werke des Phillips und des Partridge
und der anderen Aliasse schämte. Oppen-
hym ist Engländer, der typische englische
schnellschreiber und Massenfabrikant . . .
Masse für die Masse.
Der Engländer Oppenhym läßt seinen
Prinzen Maiyo als geschmeidigen Raison
neur auftreten, läßt ihn den Engländern
mit echt japanischer Unverfrorenheit aller
lci Aufrichtigkeiten sagen. Und Prinz
Maiyo tut das mit einem so merkwürdig
aktuell anmutenden Scharfblick, daß man
dem Oppenhym Phillips Partridge etc.
zugestehen muß: er kennt seine englischen
Landsleute. Er hat die Englander da
mals schon gesehen, wie sie die Welt erst
jetzt erblickt. Einige Sätze aus dem Po
mischen Glaubensbekenntnis, das der
,Jap" dem englischen Minister ablegt,
den angeführt: Ich mußte mich fragen,
ob Sie als militärische Macht groß seien,
und das fand ich nicht. Ich mußte mich
weiter fragen, wie Sie im Falle eines
europäischen Krieges Ihr Land vertcidi
gen könnten. Da Sie Ihre Flotte an
allen Ecken Ihres großen Besitzes nötig
haben, ist Ihr Land nicht imstande, sich
zu wehren .... Ich will Ihnen sagen,
was Ihrem Lande fehlt. Die Liebe zum
Vaterland ist bei Ihren Zungen Leuten
nicht in Fleisch und Blut übergegangen.
Ich glaube, keiner wird einen Finger rüh
ren für sein Land, wenn es seiner bedarf.
so ist Ihre heranwachsende Jugend ....
Die Rücksicht auf Ihren Welthandel tötete
alle besseren Gefühle. Verzeihen Sie
meine Offenheit. Ihre Rasse geht abwärts.
Japan aber braucht Verbündete, deren
Antlitz himmelwärts blickt (?)." Und
dann noch das rührend unverblümte Ge-
tandnis: Dankbarkeit ist schon, hat aber
mit Bündnissen nichts zu tun."
Diese Aufrichtigkeit eines Engländers
gegen die Engländer tut wohl. , .
In memoriarn.
Präsidkntknrcdrn bei verschiedenen Ge
' legenhkiitit.
Am 12. Mai 1914, heute vor zwei
Jahren, fand die Leichenfeier für die sieb
zehn Helden, von Vera Cruz statt; die
siebzehn Amerikaner, die bei der fried.
liehen Blokade" ihr Leben für das Vater
land lassen mußten: Louis Frank Boswell.
zweiter OberKanonier; Gabriel A. De
fabbio, Kanonier; Francij P. De Lowry.
Matrose; Frank Tevorick. Matrose; Elzie
(?. Fischer. Matrose; Louis Oscar
Fried. Matrose; E. H. Fröhlich,
stein, Matrose; Dennis Lane, Matrose;
George Poinsctt. Matrose; John F.
Schumacher, Corswain; Charles
Men mith. Matrose; Albin Eric
Stream. Matrose; Walter L. Watson.
Matrose; Daniel Aloysiu Haggerty. Ge.
meiner; Samuel Marien, Gemeiner;
Rufus . Edward Percy, Gemeiner; Ran
dolph K um m erlin, Gemeiner.
Ehre ihrem Andenken!
Bei der Leichenfeier 'hielt Präsident
Wilson die Gedenkrede und sagte u. a.:
Ich habe der Verlesung der Liste mit
besonderem Interesse gelauscht wegen der
Mischung der Namen, denn diese Namen
tragen die Kennzeichen der verschiedenen
Nationen, aus denen die Toten kamen.
Aber sie selbst sind nicht mehr Deutsche,
Irische, Franzosen oder Jsraeliten ge
wesen. Sie waren es nicht, als sie nach
Vera Cruz fuhren. Amerikaner waren sie,
jeder Einzelne, und sie waren in ihrem
Amerikanertum' nicht verschieden, weil sie
jeder von anderem Volke stammten. In
einem besonderen Sinne sind sie daher
unseres Blutes, und sie haben bewiesen,
daß sie auch unseres Geistes waren, daß.
was auch immer ih"e Abstammung, woher
auch ihre Vorfahren gekommen fein
mochten, in Gedanken, Wünschen und
Taten sie als Amerikaner fühlten, und daß
die Flagge, für die sie ihr Leben ließen,
eine 'ist, unter der sich alles Blut der
Menschheit vereinigt, ein wahrhaft freies
Volk auf dieser Erde zu schaffen."
Am 8. Dezember 1915 sagte Präsident
Wilson in seiner Botschaft an den Kon
greß: , Es gibt Bürger der Ver. Staaten,
ich gestehe es mit' Erröten, die unter
anderen Flaggen ' geboren, aber unter
unseren großmütigen Einbürgerung?
gesehen zur vollen Freiheit und Gelegen
heit Amerika's' willkommen geheißen wor
den sind, welche das Gift der Illoyalität
in. jede Ader unseres nationalen Lebens
gegossen haben ... Ihre . Zahl ist nicht
groß . . . . , aber ihre Zahl ist groß genug,
große Schande über uns gebracht und es
nötig gemacht zu haben, daß wir prompten
Gebrauch von unserem Rechtsverfahren
machen, um uns von ihrem verderblichen
Uebelwollen zu reinigen. ' '
Solche Kreaturen der Leidenschaft,
Illoyalität und Anarchie müssen vernichtet
werden. Sie sind nicht zahlreich, aber sie
sind durchaus bösartig, und die Hand
unserer Macht sollte , sie sofort zcr
malmen. ...Aber es kann nicht sein. Es
gibt gewisse Leute unter uns, und manche
außerhalb deS Landes Wohnende, die, ob
wohl in 'den Ver. Staaten geboren und
erzogen und obwohl sie sich Amerikaner
nennen, so sich selber und ihre Ehre als
Burger vergessen haben, daß sie ihre leiden,
schaftliche Sympathie für die eine oder
andere Seite in dem großen europäischen
Konflikt über die Rücksichtnahme auf den
Frieden und das Ansehen der Vereinigten
Staaten gestellt haben.
Am 1. Mai 1916 sagte Präsident
Wilson in seiner Ansprache an die weib
lichen Mitglieder des National Service
School Camp:.
Sie haben ziemlich viel über den
Bindestrich gehört. Ich allerdings habe
mich niemals täuschen lassen. Die Zahl
der Personen, deren Treue wirklich geteilt,
ist in diesem unserem Lande sehr gering.
Ich habe niemals den geringsten Zweifel
über das gehegt, was eintreten würde,
falls Amerika diejenigen feiner Bürger,
die m anderen Landern geboren, zur un
terstützung der Flagge aufrufen würde.
Mit Jubelrufen wurden sie alle herbei,
eilen, mit einer Begeisterung, die uns er
kennen lassen wird, daß Amerika wieder
einmal aus jeder Art von Aufregung,
Traum und Verwirrung wachgerüttelt
worden ist und daß irqend jemand, der
mit diesem Geiste Amerikas fein Spiel zu
treiben versucht, im Augenblick aus dem
Vertrauen einer großen Nation ausge?
stoßen werden wird. ,
Elihu Noot.
Eine Rede und eine Biographie.
Elihu Root hat eine Rede vor der
Roten Kreuz Gesellschaft gehalten. Er
hat nicht Über die Vergewaltigung der
humansten Bereinigung durch England
gesprochen; er hat seine Stimme nicht
gegen die Briten erhoben, die dem Noten
Kreuz verboten haben, seine Tätigkeit auf
die Zcntralmachte auszudehnen. Er hat
über Preparcdneß gesprochen und über den
unvermeidlichen Krieg.
Elihu Root ist ein guter, ein glänzender
Redner; er hat allerdings feinen Klienten
Tweed nicht vor dem Zuchthaus retten
können, so eifrig er sich auch darum be
mühte.... im Namen der Gerechtigkeit.
Aber er ist ein glänzender Redner, der
seine Worte geschickt zu setzen weiß. Und
er spricht jetzt für Preparedneß spricht
sehr gut dafür.
Elihu Root ist im Jahre 1845 geboren.
Er war bei Ausbruch des Bürgerkrieges
reichlich sechzehn Jahre alt. Er war zu
jung, um für das Vaterland in den Krieg
zu ziehen. Es sind Jüngere ins Feld ge
zogen McKinley war vierzehn Jahre
alt und eilte dem bedrängten Vaterlande
zu Hilfe, und er war nicht der einzige;
die Zahl dcr Vaterlandsverteidiger unter
echzehn Jahren war recht betrachtlich, aber
Elihu Root war zu jung.
Bei Ausbruch des Spanischen Krieges
war Root dreiundfünfzig Jahre alt. Er
war zu alt, um seinem Vaterland mit der
Waffe zu dienen. General Joe Wheeler
war allerdings noch Liter, er zählte bereits
zweiundsechzig Jahre und zog trotzdem in
den Krieg. Aber Elihu Root war zu alt.
Wir wissen nicht, ob Root der Miliz
angehörte; es ist möglich, sogar wahr,
schejnlich, denn er wurde später Kriegs
selretär und muß als solcher gewiß mili
tärische Kennntnisse besessen haben. Außer
dem ist er doch für Preparedneß. Er
spricht wenigstens dafür und er ist ein
glänzender Redner.
Er sagte in seiner Rede bei der Roten
Kreuz Versammlung: Wir sind ein Land
mit 100 Millionen nicht organisierter
Menschen. Die Beschäftigung der meisten
dieser Leute geht dahin, festzustellen, wie
viel sie aus dem Lande herauskriegen tön
nen. Nur wenige denken: Was kann ich
für mein Land tun?"
Ein glänzender Redner, der Elihu Root,
ein geübter Mann der schönen Worte. Zu
welcher Klosse zählt er sich; zu den Weni
gen, die fragen: "Wlmt ran I An for
rny count.-y '?".... zu den Vielen, die
fragen: "Wliat can I do rny counU-y
for?"
Elih Root war von 18? bis 1V
Bundesdiflriktsanwalt; 18S4 Delegat zum
Konstitutionskonvent des Staates New
Vork; 1809 bis 1904 Kriegssekretär; 1905
bis 1909 Staatssekretär; 1909 bis 191?
Bundessenator.
Er ist ein glänzender Redner, ein ge,
llbter Mann der schönen Worte. Er spricht
wie ein Patriot für den Patriotismus, der
selbstlos das Interesse des Landes über
das eigene stellt. Er spricht wie ein Pa
triot für Preparedneß und für Opferwil,
ligkeit, und hätte die Ehrlichkeit seiner
Meinung gewiß durch die Tat bekraitigt,
wenn er zur Zeit des Bürgerkrieges nicht
zu jung und zur Zeit des Spanischen
Krieges zu alt gewesen Ware.
Aber er ist ein gewandter Redner.
Prophttilchc Worte.
Wie Shakespeare Männer unserer Zeit
vorausgeschaut hat.
Der K i n g. Gott schuf ihn, darum
laßt ihn für einen Menschen gelten."
(Kaufmann von Venedig. Akt 1, Szene 2
Lord A S q u i t h. Wie einer bis
zur Wahrheit durch's Erzählen zu solchem
Sünder sein Gedächtnis macht, daß er der
eigenen Luge glaubt." (Der Sturm. 1, 2,
John Bull unter neutralen Flaggen,
Jedes' ehrlichen Menschen Anzug paßt
dem Dieb." (Maß für Maß. 4, 2.)
Sir Edward G r e Y. Ein gier'ger
magerer Schuft, ein wahrer Knochen
mann, ein Charlatan, ein Elender, mit
hohlem, stieren Blick .... lebendige Leiche,
(Komödie der Irrungen. 6, 1.)
Winston Churchill. Ei. er ist
ein Gimpel, ein Narr, ein Schelm, der
dann und wann in den Krieg geht, um
bei seiner Rückkehr in London sich in der
Gestalt eines Soldaten zu brüsten.
(Heinrich V.. Akt 3, Szene 6.) '
John N e d m o n d. ES ist keine
Redlichkeit in dir, keine Mannhaftigkeit,
reine echte ruoerschask. (Heinrich IV
Erster Teil. 1, 2.)
B r h e e, Eliot und die anderen A l.
t e n. Laßt die Tür hinter ihm ab
schließen, damit er den Mann nirgends
anders spielt als m seinem eigenen Haust.'
(Hamlet. 3,1.)
T o m m y A t k i n s. Ich wollte, ich
wäre in einer Bierschänke in London! Ich
würde meinen ganzen Ruhm für einen
Krug Bier und Sicherheit geben.) (Hein-
ricy v. Alt 6, (fczene 2.)
Woodrow Wilson. Erreicht hat?
ich den Gipfel meiner Größe; und von der
Mittagslinie meines Ruhms eil' ich zum
Niedergang." (Heinrich VIII. Akt 3,
Szene 2.)
Robert L a n s i n g. Hier muß
Gottes Geduld und deö Königs Englisch
herhalten. (Lustige Weiber von Windsor.
1, 4.)
Theodore Roosevelt. Ein Mann,
der neuen Art und Mode Spitze, das
Hirn ein wahrer Schacht von Redens
arten; einer, den Harmonien gleich
entzückt der eigenen eitlen Zunge süße
Rede." (Verlorene Liebesmüh. 1, 1.)
Er spinnt den Faden seiner Beredsamkeit
weit über den Vorrat seiner Argumente.
(Verlorene Liebesmüh. 5, 1)
Zar Nikolaus. Wenn er am
besten ist, so ist er ein wenig schlechter als
ein Mensch, und wenn er am schlechtesten
ist, wenig besser als ein Tier. (Kauf
mann von Venedig. 1, 2.)
Präsident P o i n e a r S. Er ist ein
guter Trommler, aber ein schlechter Red,
ner." (Wie eS Euch gefällt. 4, 1.)
König BiktorEmanuelvon Jta,
lien. Du Wicht, du Schurke, du Feig,
ling! Du klein an Taten, groß an Vübe
teil Du immer stark nur an des Starken
Seite. Fortunas Ritter, der nie ficht, als
wenn die launenhafte Dame der ihm steht
und seine Sicherheit bewacht." (König.
Johann. 3, 1.)
Sälandra und S o n n Z n o.
Ich wollte, bei Gott, du und ich. wir
wußten, wo ein Vorrat von ehrlichen
Namen zu kaufen wäre." (Heinrich IV.
Erster Teil. 1. 2.)
Premierminister Sri and. Im
Schwachen wirkt die Einbildung am stärk
sten." (Hamlet. 3, 4.)
König Peter von Serbien. Ein
armer, kraftloser, schwacher und verachte
ter alter Mann." (König Lear. 3, 2.)
König Nikita von Montenegro.
Ich bin ein angestecktes Schaf der Herde,
zum Tode am tauglichsten: die schwächste
Frucht fällt von den anderen. (Kaufmann
von Zvenedig. 4, 1.)
Kaiser Wilhelm. ,Als bockbeaab.
ter Mann wird er geschaht, geschickt in
Künsten, ruhmvoll in den Waffen; nichts
steht ihm übel, was er wohl sich will."
(Verlorene Liebesmüh. , 2, 1.) . 1
Die kluge Maus.
Lee ttreenspoon spricht iibcr de deut
schen Sprachunterricht.
Gut Schabbes, Herr Rebakteurlkbcn!
Ich hab da gelesen
eppes ä Artikklche ieber
der Schul in Polen,
wie se dort lehren de
Sfc'flsJ Kinder reden deitsch,
r ,v? un alle, wa ich kann
C sagen, iß: Heißt ä Ge
wuhre (Tüchtigkeit).
Wozu brauchen de
Deitschen zu lehren de
Jicdcn in Polen
deitsch? Redense eff.
scher dort nix deitsch?
De Cbechomim
(Klugen) werden kom
men un werden sagen:
Grcenspoon wer
dcnse sagen red sei
Stuß! Seit wannen reden die Jiedcn in
Polen deitsch? Se reden doch jiddisch."
Un darauf werd i ch sagen zu de Ehe
chomim: Wer red't Stuß werd ich
sagen. Ihr red't Stuß. Die Jieden in,
Polen reden jiddisch. Schön iß das
tommcr kei Deitsch?" Un außerdem werd
ich sagen: Se reden jiddisch gut
aber se fiehlcn deitsch .... also redense
deitsch so gut wie Ihr un ich. Un Ihr
werd mir ostr sagen kennen, daß ich kci
Deitsch red."
So ä Chochim erzählt dawie er iß
gekommen, zu gehen in ä Schul in Polen
n der Lehrer, was war ? Balmcchohme
(Soldat) hat ihm vorgefichrt de jiddischen
Kinder un hat ihm gezeigt, was st haben
gelernt bei ihm. Er hat geschrieben an
dcr Wand eppes ä Meiße von ä kluge
Maus, was kommt aus ihrcm Loch un er
hat lassen lesen de Icluhdim (Kindcr) die
Weiße.
Es iß aufgestanden ii Jung un hat ge
lesen: Die kluge Maus." Hat der Lch
rer gesagt: Davidcl, es heißt niz Mäus,
eS heißt Maus .... also noch ä Mal."
Un de Davidcl hat gelesen: Die kluge
Mäus."
Hab ich dir nix gesagt, es heißt MauS
un nich Mäus .... Maus iß de Ein
zahl un Mäuse iß de Mehrzahl, grad wie
mer sagt Laus un Läuse."
Herr 'Lehrer hat gcfagt das Dovi
bei seit wann gebt es von LLus ä
Einzahl? Aber Eich lckohwed (Ihnen
zulieb) werd ich sagen Maus .... Sie
sollen de Mazze geganneft (gestohlen) ha
ben."
Un so hat das Davide! noch ämol an
gefangen: Die kluge Maus. Eine kluge
Mäus kam aus ihrem Lach."
Es muß heißen hat gesagt der
Lehrer eine kluge Maus kam aus ihrem
Loch .... damit hab ich mei große Last
(hat er gesagt zu seim Besucher), ich kann
die Aeluhdim nix abgewchnen de iiddi
sche Aussprach."
. Nuuu un wenn schon? So lang as
daß de Jicden in Polen nor fiehlen dettsch.
follense fe lassen reden, wie ihnen de Häng
gewachsen sinn was iß der.Chillik (Un
terschied)?. So lang se nor wissen, daß
ä Mäus iß ä Maus iß es schon gut.
lln ob de Maus nu iß gekommen aus ä
Loch oder aus ä Lach was iß der Mehr?
De Hauptsach bleibt, daß st iß eraus
aus dem Lach, weil mer se dann kann
fangen, wenn mer se kriegt. Wenn fe
wär geblieben in dcm Lach oder in dem
Loch hätt mer doch garnix gewußt, ob
es iß ä. Maus oder ä Mäus oder was!
Außerdem iß de ganze Meiße ä Stuß:
Die kluge Maus .... wosa warst a
kluge Maus, wenn st nix iß geblieben
in ihr Loch?
Wissenst wenn ich so. bedenk mit der
Schul, kommt mer's oft vor, daß dabei
iß wahrhaftig sehr viel Unsinn. Wie mjr
sinnen gekommen zum ersten Mal in der
Schul, hat uns gezeigt der Lehrer ä Bild
von ä Pferd un hat gefragt: .Was iß
das?"
Hab ich gedacht: Iß er mefchugge oder
denkt er efffcher, daß mir sinnen me
fchugge? Das iß doch ä Pferd. Un ich
bin aufgestanden un hab gesagt: Herr
Lehrer, das iß nebbich ä Pferd." Un er
hat gesagt: Richtig, Levi, (damals hab
ich noch geheißen Levi" un nich Lee")
setz dich." Dazu brauch m'r zu gehen in
der Schul? Davor brauch m'r zu zahlen
Schulgeld? "
Gewiß haben m r waS gelernt in der
Schul nich alle, aber ä vaar haben
wahrhaftig was gelernt. Verzeihense,
Herr Redakteurleben, haben S i e WaS ge
lernt? Heißt ä Frog! Gewiß habense
was gelernt. Aach deitsch? Aach deitsch,
werdenst sagen, Gut, werd ich Ihnen auf
geben ä paar Kasches (Fragen): Bildense
m'r ä Satz mit dem Wort Ehekon
trakt".
Nu sehenst Sie kcnnen's nirf Ebe
Kohn tragt ä frischen Kragen, ver
gehen eicht Täg.
Bildense m r a Sag. wo drin vor
kommt drei Mal Bodensee"
Was, das kennen Sie aach nich?
Boden f e warm, b o d e n s e kalt oder
b o d e n s e gar niz? -
ch seh schon, ich mufi eZ machen a
bische leichter: Wissenst ä Satz mit K a n
belob er"?
Aach nir? Verzeihense. Herr Redak
teurleben. sinnense sicher, daß st ja haben
was gelernt in der Schul? Alfa Se wis
sen kei Satz mit Kandelaber? Der
Mordche Levi kan de Laberworscht
ni? essen, weil se treife iß.
Aber a Satz mit M er i kan er" sen
nense m'r doch sagen? Schmäh beniche
(Gott hüte) waS a Gelehrsamkeit! Hier
habense ä Satz: De Amerikaner kennen
nix bleiben in Mezico es m e e g sie
a a n e r. ,
Womit ich verblei? y
Ihr untertänigster "
Lee Greenspoon.
Wahrscheinlichkeit.
beweis. Hausfrau: Ich weiß nicht.
Marie, sinv s?ie verrückt oder ich!"
Köchin: Nanu! Sie werden sich doch
keine verrückte Köchin genommen haben!"
Kenner. Junaer DnNn?? Y
habe die Ueberzeugung, die Hälfte unserer
Patienten verdanken wir einer schleckte
Küche." Alter Doktor: Das stimmt.
und die andere Halste verdanken wir ,,
: 11:
j
x r
) )
s
guten Küchel"