Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 11, 1916, Image 2

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Aei einer Armee-
& -JUf Ärt-wJ! -eOUe;
Bei einem San durch neugewonnene
drüben auf bett Höhen westlich der ffroßkn
Gtiafe Arras !c hatte ich die Fnud:.
dkn llaior E . . . . kennen zu Innen.
Äwei Tage vor unserem Besuche waren die
auSgidehnten Stellungen, die jetzt hicr
unsere erste Linie bildeten, von unseren
pilrrntnlcn Z:ü?mi den Franzpfrn rnt
rissen worden. Seiner freundlichen Ein
, ladung habe ich es zu danken, daß ich we
vige Tage später unter sein er liedens
würdigen Führung Einblick in das ge
samle Wafsensammelwesen einer Aniiee
nehmen dürfte, daß ich sehen konnte, wie
eine bi! in! kleinste gehende Organisation
aq aus dikiem wichtigen VerwaltungSge
biete dazu gelangt, das; nichts, was irgend
welche Werte noch In sich schließt, verloren
flcfjt, daß selbst daS scheinbar Wertlose
wieder zu neuer Verwendung im Dienste
ves JnicgeS gelangt.
Tie Aasfensammelstelle jener Armee,
don der ich sprcche. ist in 3L. . . . Bai
immer also, sei es an Beutewasfcn, sei ti
an eigenen, unbrauchbar gewordenen Was
fmstüZen von der ausgedehnten Front der
Armee zurückfließt, flutet hier zusammen.
Tazu kommt noch die gesamte Waffen
nd .MunitionsauZiiistung jener eigenen
Mannschaften, die krank oder verwundet
in unsere Lazarette gehen und vorher diese
Stücke abzuliefern haben. Diese Zurück
leitung aller an dcr Front eingebrachten
' der entbehrlich gewordenen Waffenstücte
ist natürlich sorgfältig bis in die kleinste
Truppenformation hinein geregelt. Schon
der einzelne Mann in der Stellung be
- teiligt sich an ihr. Er hat Befehl, etwaige
Beutestücke bei seiner Ablösung zur Kom
pagnie oder Bataillonestelle mit sich 311
rückzunchmen, und er tut dicö um so lie
der, da er für jedes Beuicgewchr, des er
zur Ablieferung bringt, eine kleine on
derbclohnung erhält. Tiefe bescheidene
Prämie soll ihn anspornen, verwendbare
- FeindeSwaffen auch danre zu bergen, wenn
diese Bergung mit Gefahren und Anftren
jungen verknüpft ist. Und gerade nach den
Kampfhandlungen deS TtellungZkriegeZ
ist dieses beinahe immer der Fall: Wir
toben gestürmt und haben einen fremden
Graben, auf den unser: Geschütze vorher
vielleicht durch Stunden eingehämmert ha
ben. an uns gerissen und besetzt. Wz sind
nun die Beutewasfcn? Soweit sie nicht
den Gefangene, die ihre Gewehre aber
meist schon vor ihrer Festnahme weg
geworfen hakn, abgenommen werden, sind
sie verslreut. unter den aufgewühlten Erd
Massen verschüttet. Wenn die Pnwunde
ten verbunden, die Gefallenen geborgen
sind, wenn das neugewonnen Stück ge
sichert und befestigt ist. wird auch an Was
seit eingesammelt, was zunächst erreichbar
ist. Wenn das Gluck günstig ist, gelingt
es vielleicht das und jencg Maschinenge
wehr ohne weiteres von seiner Front nach
Osten wegzukehren und eS nach Westen
hinzuwenden. Oft genug aber sind auch
die Maschinengewehre und Minenwerfer
unter eingeschniissenen Grabenwänden und
Zerfchmettttten Ständen begraben. Tann
muß auch ihre Bergung spateren Tagen
vorbehalten werden. Ein Beispiel dafür
fand sich erst vor Kurzem. Da hieß eö in
bezug auf den Grabenabschnitt bei Ober
Cept: .Bei den AufräumungSarbciten jn
der neuen Stellung bei Ober-Sept wur
den noch acht französische Minenwerfer ge
funden." Aber auch im Verlause dieser
notwendigen Aufräumungsarbeiten wer
den noch keineswegs olle Waffenstücke ge
funden und in Sicherheit gebracht. Viele
Gewehr: sind auch nach der völligen ?!cu
auZrüstung des gewonnenen Grabens noch
an solchen Stellen deS lehmigen Bodens
verborgen und begraben, deren Umschich
. tung enis Befeftigungsgriinden nicht nötig
war, ebenso liegen weitere Wassen noch
vor den Gräben in den Drahtverhauen
oder zwischen der einstigen und der neuen
ersten Stellungen. Für -das freiwillige
Suchen nach solchen verschütteten Waffen
und für die gefahrvolle Einbringung auZ
den oft nur nachts von Patrouillen begeh
baren Stelle außerhalb der Gräben soll
die erwähnte kleine Prämie eine Bcloh
nung sein.
Aber nicht nur die erbeutete Maschi
Niingcwehre, Gewehre und Seitengewehre
titrden zurüZgebracht, auch alle anderen
Ausrüstungsstücke und Munitionsteile ge
ben den gleichen Weg. Die Frage, ob die
Stücke in gutem, derwendungs fähigem
Zustand, oder ob sie zerbrochen und ver
rostet sind, spielt zunächst keine Rolle. Bis
auf die Messinghülsen abgeschossener Pa.
troncn streckt sich diese Sammelsorgfalt,
und man kann immer wieder in unseren
ersten Stellungen bei den Ständen der be-
setzenden Mannschaften kleine Kiste stehen
sehen, in die sie diese verbrauchten Hülsen
werfen. Sie werden, soweit sie sonst ta
dellos sind, später gereinigt, mit neuem
Zünder versehen und pl neuer Munition
gefüllt oder eingefchmolzen und so Völlig
neu gestaltet. Ader nichts nichts kommt
um! '
AuZ den SammelsteLen der Bataillone
gehen die eingebrachten Waffen den fest
gefügten militärischen Instanzenweg in
l'anl zurück. Sie treffen sich mit dem
Rückfluß der anderen Bataillone bei der
Sammetstelle des Regiments und mit der
Beute anderer Regimenter bei dcr Tioi
siön. Die TiiZision aber schickt diesen gan
zcn Segen dem KorpJ. und dieses gibt ihn
in eizenen Wagen und Kolonnen oder in
geschlossenen Waggons der Wafftnsammel
stelle der Armee weiter.
Was so. zunächst nur völlig allgemein
nach Waffengattungen geordnet, hin in
den Werkstätten und Magazinen einläuft,
würde dem Laien als zum großen Teil
völlig wertlos geworden erscheinen. Hun
derte und Tausende von Gewehren aller
nur dentbaren Systeme dr letzten fiinsjig
Tiahu mm Teil in einem Zustand, der
BSi-3t'-lun rtwiunVäll 1
Wttjs'cllsammeljlelle.
Von Aarl Noslier.
Von dicken Lehmklumpcn umschlossen und
verloptt sind die einen, von wahren Rost.
Mänteln verhüllt oder zerschossen und zer,
brechen die anderen, Waffen, die Woch'g
uns Monate im Boden vergraben gelegen
hiiben, sind darunter und andere, die im
chnee. in Wasserlochern und Granat
tr!'rn gesunden wurden. Tie Massen
meist und Unteroffiziere der Wasfensam
melstekle sind über Waffen, die in solch er
bärmlichcr Verfassung eingeliefert werden,
nicht erstaunt, sie wissen, daß die Stucke
in rurzeiter Zjeit ebenso blank und sauber
und wieder vcrwcndungsfahig sein werden
wie die zahllosen anderen Gewehre, die :i
den langen Waffensälcn in den hoch rci
chenden Regalen dicht gereiht stehen. Alles,
was bei der Wa nsammcljtellk an Was,
fen einläuft, wird zunächst von den zu
diesem Dienst kommandierten Soldaten
sorgfältig gereinigt. Bürste und Pud
Mittel, Schmirgelpapier und Fett tun in
den Handen der geübten Leute bald Wun
der. Sorgsältig wird bei dieser Reinigung
jedes Gewehr zerlegt, jeder einzelne Be
ftandtcil überprüft. Zwei große Gruppen
kommen zustande: Waffen, die ohne wei
teres wieder .felddienst fähig" sind, und
solche, an denen einzelne Teile ersetjt wer
den müssen, weil Kriegsverletzungen oder
Unfälle sie zunächst unbrauchbar machten.
Der Möglichkeiten solcher Kricqsverlcwin
gen ist Legion aber das Wort .unheil,
bar' wird in den Reparaturwerkstätten,
in die diese zweite Gruvp nun wandert,
kaum jemals ausgesprochen. Wo einzelne
Konstruktionöteile von Geschossen getroffen
und zersplittert wurden, werden Ersatz
teile eingefügt, wo der Kolben oder Schaft
durch Schüsse durchlöchert sind, wird aus
dem abgebrochenen Schaft eines anderen
Gewehres ein Stück geschnitten und an
Stelle der zerschossenen Teile eingepaßt
aus drei scheinbar zu nichts mehr nützenden
Gew',hrresten Wird untzr den geschickten
und erfahrenen Händen der Schlosser eine
vierte tadellose Waffe, in der sich die über
lebenden Reste der drei Invaliden zu
einem neuen Haufen finden. Verrostete,
z"'lümmte und zerbrochene Seitengewehre
werden wieder blank und scharf und
schlank und keines dieser Stücke geht
in die Magazine, ehe ti nicht gründlich
durchgeprobt und auj seine Lerläßlichkcit
geprüft wurde.
In den Depots werden die gebraucht
fettigen Waffen dann genau geordnet und
nach ihrem Typ geschieden. Solcher Th
pen sind allein für die Gewehre diele
Dutzende vorHunden, und eS war für mich
don ganz besonderem Interesse, als mir
dcr liebenswürdige Chef der Waffensam
Mllflclle. C'.n Ma,or E.. diese verschieden,
artigen Stücke in ihrem Wesen auf Grund
einer kleine Mustersammlung erklärte,
In dieser aus etwa 30 oder 40 Gewehren
bestehenden Sammlung ist jedes Modell
von dem bisher irgendwelche Vertreter ei
geliefert wurden, in einem Stück aufbe
wahrt. Und diese Sammlung ist ein
Spiegelbild des ganzen ungeheuren Kric
geS. Denn wenn die hicr aufgereihten
Waffen auch nur in dem Bereich einer ein
zigen Arm an dcr Westfront gesunden
wurden, so umfaßt die Sammlung zugleich
das Rüstzeug beinahe aller im Kampfe sie-
henden Volker. Richt nur franzosische &t
wehre aller Typen, die seit etwa 1830 im
französischen Heere Geltung hatten, wurden
den Franzosen abgenommen auch ein
zelne deutsche Gewehre, die noch aus dem
Kriege des Jahres 187071 stammten,
fand man ihnen, ebenso wie italienische
Waffen oder russische Gewehre, die recht
brschlungene Virgangenheiten durchwan
dcrt haben mögen, ehe sie in die Hände der
Franzosen und dann als Beutestücke in
unsere Magazine kamen. Ein moderner
österreichischer Karabiner lehnt da in dem
Gestell, auch er wurde in einem französi
schen Graben gesunden, spricht er nicht
von dcr heimlichen Tragödie eines Oestcr
rcicherZ von einer Mörferbattcrie, der ir
gendwo einer Franzoscnkugel zum Opfer
fiel, ehe die kurze gute Waffe zu unseren
Feinden gelangen konnte? Aber viclfäl
tiger noch als die Zahl der verschieden
artigen Beutestücke auö Frankreich ist jene
der
Waffe aus englisch Hand.
Und vo ihnen werden auch die schlimm
sten Greuel englischer Kriegführung, die
stets die Worte des Völkerrechtes im
Munde und Bcrbrecherwaffen in Händen
führte, wiederum offenbar!
Major von E. greift vor nach einem
englischen Gewehr und zeigt mir einen
aus der Konstruktion nicht recht verstand
liehen kurzen, zangenartigen Ansatz, der an
dem Schlosse sitzt. . Der Ansatz ist ein
Spißenbrecher. Die Spitze der Patrone,
die bisher ein ehrliches Geschoß gewesen ist.
wird dagegengeklemmt ein kurzer Ruck
und das Dum-Dum-Geschoß ist fertig.
Jn Massen hat England diese Gewehre
von denen jedes ein Schandmal englischen
Wesens ist, seinen Soldaten gegeben, und
ganze Kisten voll fertiger Tum-Tum-Pa
tronen haben unsere Leute in eroberten
englischen Stellungen gefunden und hier
her, an die Waffenfammclstelle abgelkfert.
Auch die Waffen dcr britischen Hilfs
truppen, die kurzen, karabinerartigen Ge
wehre der Kanadier, die leichten Gevxhre
der Australier und die Büchsen der von
Mutter Natur mit allen dunklen Farben
reizen ausgestatteten Engländer sind hier
zu schen.
Aus den sorgfältig überprüften Bestän
den der Magazine an deutschen Gewehren.
Seitengewehren und Munitionen . werden
zunächst alle jene deutschen Soldaten aus
gerüstet, die aus den Lazaretten dcr Ar
mee als wieder ftlddienstfähig an die
Front zurück entlassen werden Ein wei
tcrcr Teil dieser deutschen gebrauchsferti
gen Stücke bleibt als Reserve zur Beifü
gung der Armee und könnte über die be
sonderen Reserven jedes Regimentes hin
au jeden Augenblick herangezogen werden,
wenn aus Irgendwelchen unvorhergesehknen
Gründen da oder dort Bedarf eintreten
sollte. Alle über dies Zahl vorhandenen
deutschen Was sin sowie olle Äeutegkwkhre
gehe in regelmäßigen Rllcklranporten
nach bestimmten Wajfenplätzen der Heimat
ab.
Anders steht es mit den eroberten Ma
schiiicngewkhren die gehen meist sogleich
nach ihrer Instandsetzung wieder an die
Front und oa die Arbeit. Nur daß sie
eben inzwischen ihre Herren wechselten!
Herr Major E. hat mich auch in die große
öleparaturnxrlstätte geführt, in der die
zerschossenen der sonst wie verletzten Ma
schinengewchre ihrer Genesung entgegen
gehen. Sie war stark belegt", denn un
scre Leute in den Gräben waren slcißia
gewesen in den jüngsten Wochen, und auch
manches englische Flugzeug war abgescho
sen worden und hat unk seine Maschinen
gewehre gelassen. Ein junger sächsischer
Aasfcnmc'.stcr. dcr ein genialer Künstler
auf seinem Arbeitsfeld ist. steht dieser
Werkstatt vor. Für ihn gibi es kein Ge
hcimnis der Konstruktion, so vielfältig
und verwickelt die Mechanismen der kran j
pffTOgg
Iranzösijclje
Von ZU
dofw JwZ&''3'i&kja&4&JM
Paris, die Stadt der roßlen vatrioti
sehen Begeisterung und des schmachoollflcn
Verrates, die Stätte der größten Trauer
und der ausschweifenden Belustigungen
degeneriert Abenteurer, hatte nun wieder
einmal ihren Skandal gehabt. Tie roß
angelegte MilitärBesrelungsfirma Lom
bard. Laborde. Garsunkcl und Genossen
st aufgelöst worden. Bor dem dritten
Kriegsgerichte der Festung Paris, unter
dem Aorsitze des Oberstleutnants Favart.
hat am M. März d. I. der Prozeß gegen
lebenundvierzig Angeklagte begonnen, die
an dem sich z. Z. in Frankreich besonders
lohnendem Militär Befreiungsgcschäst
beteiligt waren. Die Angeklagte, gehör
ten zu jener Kategorie von Franzosen, die
der ökonomistischen' Geschichtsauffassung!
huldigten, sie glaubten wie die anderen
Franzosen an gloire'. wollten aber
nicht für diesen Begriff selbst sterben, son
dein ihre weniger bemittelten Landileule
tcrben lassen.
Zum Prozeß waren einhundert und
zwanzig Zeugen geladen, wobei natürlich
owohl dem Ankläger Wie der Beneid!
aung anheim gegeben war, noch weitere
Zeugen zu rufen. Zeitgenössische Ge
schichtskritiker wann der Ansicht, daß die
fer Prozeß ein schlagendes Interesse (ü.
töröt pulpitant) erwecken dürste.
Zu den vornehmeren Angeklagten ac
hörte als Protagonist dieser Affaire ein
Mr. Pierrou, Sekretär des GcneraZsiabes.
dessen Ausgabe darin bestand, die Unter
schnnen der Militar-Chcfarzte zu fal
schen, ferner der Stabsarzt 1. Klasse und
Ritter der Legion d'Honneur Laborde. dcr
Chefarzt mehrerer Militär-pitälcr Lom
bard, dcr ehemalige Stadtrat Tubosq
und der Lebenskunftler Jtzig Karfunkel,
Die anderen Angeklagten waren kleine
Geschäftsleute. Kaffeehausbesider. Restau
rateure etc., viele trugen das Soldaten-
kleid.
Tie vom Kapitän Bouchardon verfaßte
Anklage war von kolossaler Dimension
200 Logen stark. Sie war zu dem Zweck
erhoben worden, um zu beweisen, daß in
Paris seit Kricqsbeginn eine Reihe von
Spitälern gegründet worden sind, in de
nen gesunde, auf. Urlaub wrilende Solda
ten für Geld und, gute Worte liebevolle
Aufnahme fanden und so lange behandelt
wurden, bis sie ihre Enthebung vom Was
fendiensle erwirkt hatten.
Der Leiter dieser Unternehmung war
der erwähnte Chefarzt der Miliiär-Kran
kenhäuser Ro. 27 nd 28, Monsieur Lom
oard, der zwar kein Arzt ist, dafür aber
viel Fantasie und Unternehmungslust hat.
Das .Echo de Parrs" charakterisiert
einige der, Angeklagten:
Dr. Lombard, ein halbgeöildeter
Mensch, war Krankenwärter in einem
Pariser Spital. Er heiratete eine Witwe,
die Geld hatte, gründete mit ihrem Gelde
eine .Hochschule' und erkaufte sodann
Tiplome. Tieft seine Hochschule machte
ihn selbst zum Arzt. Er wurde sodann
Stadtrat, hatte gro,ßm politischen Ein
sluß und IS der Krieg ausbrach. krurde
er, obwohl er von der Medizin nichts der
steht, aber Dank seinen Beziehungen,
Chefarzt der Hospitäler 27 und 38 in
Paris. Die eigentliche ärztliche Tätigkeit
besorgte für ihn fein getreuer Freund und
Assistent Dr. Laborde, der schon mit 37
Jahren , auf Empfehlung feiner politi
schen Freunde, das Kreuz der Ehrenlegion
er'zielt."
Jtz'g Garsunkcl ist tn Nußland gebo
ren. 37 Jahre aii. war vor zcyn Javren
in Caen wegen eines Einbruchdiebstahles
zu Wt Jahren Zwangsarbeit bgeurieilt,
später begnadigt, aber mittels Gerichts
dekreteS aus Frankreich ausgewiesen. In
folge ferner Politischen Beziehungen durfte
Garfunkel indessen nicht nur in Frankreich
bleiben, sondern er wurde sogar zum Po
lizei-Jnspektor ernannt. Bon dcr .Lom
bard-Hochschuk' erhielt er hierauf das
Diplom eines Chemikers und wurde spa
ter von der Akademie mit der Palme
academique" dekoriert.
Monsieur Tubosa war Kassierer ,m
.Belle Jardiniere", war früher ebenfalls
Stadtrat, hatte politischen Einfluß und
war zuletzt der vertraute Sekresar Lom
bards. Es handelte sich daher, soviel als
möglich Soldaten vom Dienste zu befreien,
die zu zahlen in der Lage waren. Die
Preise für Krankheitsbescheinigunge va
liierten von 200 big 15,W9 Fronten.
Lombard, der wegen einer .dwlomati
schen Krankheit" vor seinen Richtern nicht
erscheinen konnte oder wollte, machte, vor
dem Untersuchungsrichter, nachstehende
Aussagen:
.Ich ha Gelder von verschiedenen Leu
ten erhalten, für Hilfe, deren bedauer
lichtn Charkier ich erst jetzt einsehe. Ich
habe keine Buchhaltung 5sükrt. Sollte
ich aber fl'irrt haben, fs bitte ich. als
Strafe, mich glj Krantenwachicr in die
ken Stücke auch fein mögen, die Ihm In,
grliesrrt werden, Ta sind mit einem sran,
sischeg FlugzeuaeMei Maschinengeivehre
n!vkipin!MN ctll liier tf!ieeniüi
kamen sie. und keiner dachte, daß aus dem
Splitterweit noch vicl zu retten fei
reiner, bi ans den Zunge Sachsen. Heute
stehen sie beide in deutschem Dienste gegen
Frankreich. Ein paar andere Stücke zeigt
er mir; es sind .Amerikaner' und den
Engländern abgenommen. Große vorzüg
lich gearbeitete Lvderlosser. in denen die
Rundtrommeln mit den Patronen der
wahrt sind, liegen daneben. Seine gepfleg
ten. schlanken Hände streicheln beinahe
zärtlich über die Gewehre: da war eine J,
das hat ihm diel Sorgen gemacht ei
Stück der eigenartigen Konstruktion fehlte
rölllg. und so lag et lange krank bis
er dann einei Tages den Kiiiss heraus
kriegt, und alles Jchlende ersetzen konnte.
Jetzt ist es fiz und fertig, und morgen
schon soll es im Fst ungeraden ingeschos
sen werden. Tann abcr soll es schleunigst
vor und In die Stellung tenn unsere
Leute schießen mit diesen .Amerikanern
besonders gern!" ' .
SlreijlMer.
Ä. w.
MUZÄ2Ä-J
Kriegkzone zu schicken."
Monsieur Dubosq abcr führte peinlich
genaue Buchhaltung und leider waren es
feine genauen Aufzeichnungen, welche die
fegensreiche Wirksamkeit dieser Herren
störte.
Ta an dcr Verteidigung mehr als drcis
sig Advokaten teilnahmen, die mehrere
tausend Anträge stellten, dauerte die Aer
Handlung mehrere Wochen und endete mit
der Verurteilung von drciundvicrzig der
Angeklagten. '
Garsunkcl führte den Spitälern Kran
ke" zu. Wie lohnend, diese Geschäft war.
ist daraus zu schließen, daß alle Haupt
angeklagten: Lombard. Labordc. Garfun
kcl,,llnd Tuboöq eigene Automobile hatten,
gut lebten und schöne Frauen unterhielten.
id diese Spitäler auch von den amcri'a
nischcn Hilfskomitees subventioniert wa
ren. wurde gerichtlich nicht ermittelt.
Ein anderes Nriecisgericht macht? da
gegen mit dem Gcfchäftsagenten Alphonfe
Tenis aus Saint-Maur-les.'Foss6s kur
zcn Prozeß. Tenis war'von amtswegen
damit betraut, die wirtschaftlichen Ber
bältnisse der Frauen und Kinder mobili
sicrtcr Reservisten zu untersuchen. An
läßlich solcher Untersuchungen bclästiste er
vielfach diese Soldatenfrauen, zwang sie,
m,t ihm unmorali ch zu verkehren, ber
! griff sich auch angeblich an Kindern und
wurde dasur zu einem Monat Arrest und
suns Franc Geldstrafe verurteilt.
An diese brapcn Franzosen hat der
amerikanische Pfeffor der Philosophie
I. Mark BaldÄn. der als Passagier uf
dem Dampfer .Sussei" üble Erfahrungen
machen mußte und der an den Präsidenten
Wiilon einen so feicklick Protest gerich
tet hatte, unter feiner eigenen Unterschrift
nachstehende Proklamation erlasiev:
Es fällt mir eigentlich recht schwer,
unter den gegenwärtigen Umständen mcine
Gedanken von dem furchtbaten Erngnisse
abzuwenden, dem' meine unschuldige Fa
milie zum Opfer fiel, ober ich kann es mir
doch nicht nehme, an das edle franzssi
fche Volt, dem 'ch fs viel schulde und auf
das ich vertrauensvoll meine Hoffnungen
stütze, einige Worte zu richten. Was "ich
Ihnen zunächst sagen möchte, wäre, daß
Eure britischen Alliierten Euch mehr der
sicbcn und bewundern als je. Ich kam
anfangs März nach England, war zwei
Wochen in London und Özford und hatte
Gelegenheit, mich mit Leuten aller Stande
zu unterhalten.. Ueberall fand ich dieselbe
grenzenlose Bewunderung 'für die fran
zösi sehe Armee und ihre Generäle und die
großartig ruhige Haltung der französi
schen Bevölkerung. Insbesondere haben
auf mich groscN Eindruck gemaek die
Worte, die Lord Äryee der französischen
Generaliiät fpendcte Sir Wildert Par
sei f-rach mir don der .heiligen Einigkeit"
der Franzosen und alle fragten: .wie die
französische Ration solche brillante Rcsul
täte erzielen konnte?
Ihr Franzosen, Ihr möget wissen, daß
Ihr jenseits des Kanals aufmerksam be
obachtet werdet. Ihr werdet bewundert
und geliebt und der gemeinsame Geist der
Moral beseelt i,kr alliierten Armeen Wis
sei, daß die Engländer diese elementare
Macht der geistigen Solidarität anerken
nen und in diesem moralischen Geist eine
Garantie für den Sieg erblicken. .
.F r a n z o s e ! ' B l e i b e t i m m e r
dieselben! . Dies sind die Worte,
welche die Engländer Euch zurufen."
Und in diesem Tone fahrt dcr amen
kansiche .Professor. I. Mark Laldwin.
fort, die Franzosen zu versichern, wie seine
Landsieule ebenjalls nur die höchste Be
wunderuna und rere für sie hecen und
pflegen nd wie fehr Amerika wünscht und
hosst. sich dem edlen französischen Volke
im Krieg: gegen die Barbaren anzu
schließen.
Wunderbare Charakterstudien des deut
W Kaiser! und des Königs von Bul
garien leistete ,.ch der berühmte französi
sche Schriftsteller Pierre Loti im .Figaro'
vom 7. April. E-inige Proben:
Es giebt verfluchte Gestalten, die
wenn sie alter werden alle Grausam
leiten und die finstere Nacht, die auf dem
Grunde ihrer Seele geschlummert hatten,
don sich wiedergeben. Tie Züge dieser Ge
stalten sind nicht immer gerade gemein, sie
haben aber dennoch etwas in diesen Zü
sen, das viel schlimmer ist a.s Häßlichkeit,
o daß man sie unmöglich , blicken kann.
So ist ihr Kaiser, dessen böseS BildniS
,e n den Zk'.tungen leyen, feie iazon
beim ersten Anblick erstarren macht. Oh!
Dieses Ratterauge, das im Hinterhalte
einen schlaffen Augapfel schützt, fein ver
schmihtes. von innerer Berivorfenheit zeu
gendcs Lächeln; feine gründliche Heuchelei,
krantbasie Brutalität und kalte Grausam
sät; von dem doHmüligln (M$U, vor
"tiMTA
ri
dem sich ein Karbatfche selbst peitsn
würde, schon gar nicht u sprechen! J,h
habe ein? tn irern alten Tempel in Ja
pan ein Cchreckbild gesehen, dos als in
Meist'kiverk seiner Art onfehei, war und
da man. sorgsam verschliterl, In einem
schwer beschlagenen Koffer aufbewahrte,
Vülan kennt wohl die Verehrung der Ja
paner für alle Schreckliche u,,d die Mei
sterfchaft ihrer Künstler In alle-' was
grausam ist). Diese Schreckenbild war
eine menschliche Masse von vielmehr rcgu
lären und fein,' ZU.zen. aber wenn man
das Bild näher betrachtet hatte, konnte
ma erst den grausamen, brutakn und er
siorknen Auidrua dieser Make erken
nen: ein Ausdruck, welcher deutlich sagt
.Ich hab, I schon lange vorgehabt mit
dir abzurechnen und nun bist du da!
Und wer schauen kann, würdcn dieser
Gestalt des Kaiser, jene grausame Maske,
die ich in Japan gesehen habe, erkennen,
diese turcktbare Gestalt, die etwas Im
Schüde führte, das viel grausamer ist als
die alten Verbreche baibori eher Zelten
Zur dringende Rettung dir Menschheit
müßte man ihn toten!
Hätte aber jemand roch dof kurzem
wetten können, daß ti sine noch absclxu
Iichere Figur, als d des deutschen Na,
fers, ouf der Welt gibt? Wer gewettet
hatte, datte auch die Wette gewonnen,
Eine viel abscheulichere Gestalt als die des
Kaisers ist Ferdinand der Koburger.
.Tiefer Gorgonenkopf. dessen Antltk
das Stigma des Betruges und des Ber
brechen tragt, dessen Blick, schon vor
fünfundzwanzig Jahren meine ?!erven
erstarrte, hatte er nicht auf der feigsten
Weise private Mord, begangen und be
gehen lassen? (Panitza, Ctambulof!) und
dann dem Heuchler, der ihn zu entlarven
drohte, die beiden Hände abhauen lassen?
Als man unlängst allgemein gehollt hatte,
daß dieses Scheusal und großer Komplize
bald an dem ererbten bösen Blute sterben
würde, kniete er in einer Reihe mit den
Teutschen nieder und, betete s.Inen falschen
Gott an, um ihn gesunden zu lassen. Ei
Monstrum betete so für das andere."
Während die französische Presse noch
immer und überall bestrebt ist. die Deut
schen und Ocsierreicher als die alleinigen
und auZschlicßlichcn Vertreter eines jeden
Lasters, im Gegensatze zur eigenen Tu
gend, hinzustellen, während diese Presse
tagtäglich ihren Lcscrn erzählt, daß Gier.
Habsucht, Gaumenlust, Unkeuschheit, !Uäg
hcit, Neid, Lüge und Meineid spezifisch
deutsche Eigenschaften sind, daheine jede
deutsche Frau nach dem Kuhsia'. riech!
und die Sklaöin des barbarischen Mannes
sei, tut es einem doch wohl, in denselben
französischen Zeitungen nachstehende!
Schreiben einer deutschen .Va'. arm" ab
gedruckt zu sehen:
.Madame Triant, geb. Boulanger.
Chasscur! & pied 5753 France.
Wiesbaden, den IS. März 1016.
Mein Sohn, der als Artillcrie-Lcui
nant Im Kampfe Ihrem Henn' Gemahl
gegenüber stand, bat mich, Ihnen zu
schreiben und Sie zu versichern, daß Mon
sieur Triant mit allen Ehren und Für
sorge bestattet worden ist und ,daß seine
feindlichen Kameraden ihm eine schone
Ruhestätte bereitet und geschmückt haben,
Ich beeile mich, Ihnen zu jenem meines
SohncS auch mein tiefstes Beileid auszu
sprechen. Mein Sohn läßt Ihnen sagen,
daß man bei Monsieur Triant ein aus
dr.i Heizen geformtcl. Medaillon. daS er
um den Hals trug, gefunden hat., Xitl
steht zu Ihrer Verfügung. Wenn Si' es
wü.ifck)tn, würde ich es Ihnen durch Ver
mittluna der Baronin G!utzRuchte tn
Soleure, die die Güte haben wird, Ihnen
diese Zeilen zuzustellen, zukommen lassen,
Auf einem an der Kette angebrachten ool
denen Plättchen ist folgendes eingraviert:
.Zum Andenken an' die erste Communion
dcr Marie-Theröse. 14. Juni 1X2:
.Monseur Driant wurde dichi neben
dem Grabe des Kommandanten Etienne
!7.enouard, vom selben Bataillon 5o59
der Jäger zu Fuß. am Saume der Wal,
duna Caures. Zwischen Beaumont und
FlabaS. begraben. Sein Grab wird in
einer Weise gepflegt werden, daß Sie eZ
in den kommenden Friedenstagen finden
werden.
.Emvfanaen Sie. gnädige Frau, die
Versicherung meiner vorzüglichen Hoch
achtung. Baronin Schrott."
Monsieur Triant war nicht nur Offi
zicr. sondern auch Politiker. Ale Mit
glied der französifchen Kammer hatt: er
sich häufig durch seinen unversöhnlichen
Haß gegen Teutschland, durch seinen gros
sen Chauvinismus sehr bemerkbar ge,
macht. Tagelang zitterte die politische
Welt Frankreichs um sein Geschick, als
man nach den Zahlreichen Schlachten um
Verdun zur Einsicht kam, l,aß Frankreich
geschlagen sei.
Eine Zeitung für Montenegro. AuS
dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
Jn Ccttinje wird in den nächsten Tagen
eine Zeitung erscheinen, deren Zweck einer
feiis die Unterrichtung der Bevölkerung
Montenegros über die tatsächlichen Ver
Hältnisse auf den verschiedenen Kriegs,
fchauplätzen urld ihre allmähliche Austlä
rung über die Einrichtungen in Oester
reich und Ungarn, wie auch in den be
setzten Gebieten, anderseits eine Unter
Weisung über die Verhältnisse in- Monte
ncgro sein soll. Gleichzeitig hätte dieses
Blatt einen autodidaktischen Behelf für
die Erlernung der lateinischen Druck
fchrift, die im Lande noch wenig bekannt
ist. zu bilden. Chefredakteur der Zeitung
ist Dr. Georg Kumicic. Die Zeitung wird
in kroatischer Sprache zunächst zweispsl
tig. in der einen Spalte in lateinischen,
in der anderen in kyrillischen Lettern ge
druckt. Nach sechs Monaten wird der
Druck nur mehr in lateinischen Buchstaben
erfolgen. Die Zeitung nimmt auch An
zeigen auf.
ViS zur Mitte des 18. Jahrhun
dertS gab es keine Frachtschiffe von mehr
als 300 Tonnen.
. Unser Wort Champignon lxdeuiet
im Französischen jeden Pilz, auch die
Schimmelpilze.
Grönland zahlte früher auch einen
Peterspfennig, und zwar in Walroß
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stiel, 21 Fcoruar. Ttilt Such mit.
daß ich aus dem Fcstungslazarctt Kiel
Wik entlassen worden bin. Wie Ihr ja
eis-hrc hct. zzg Ich mit clZ Erster gc
g:n England. Kurz nach der englische
Nriegsertläruikg am 4. August 1014
dampften wir mit dem schmucken Dam
pser .Königin Louist" nach der britische
Küste. Tie See war ruhig und der Mond
lauschte zeitweise aus den Wolke hervor.
Wir fuhren abgeblendet. Wahrend uhsc
rcr Nachtfahrt begegneten wir einem grö
ßeren Kriegsschiff und einem Torpedo
boot. Ob e! Freund oder Feind war,
konnten wir nicht ausmachen. Spater
drehte das Torpedoboot ob und ließ uns
zufrieden. Am nächsten Vormittag, dem L.
August 1914, wurden wir vor der
Thkmsemündung. nachdem wir unsere Ml
nen gelegt hatten, don feindlichen Streit
krastcn angegnsfcn., Trog der starken
Ucbermacht nahmen wir den Todcskamps
aus, bis unser stolze! Schiff mit wehen
den KriegSslagaen an dciden Masten in
die Mtt sank.
Kommandant unseres Schisse, war
Korvettenkapitän Biermann, der auch als
Verwundeter in englische Gefangenschaft
kam. Ich wurde aus der Backbordscite
dcr Kommandobrücke mit ZivilkapitLn
Füller schwer verwundet. Nach meiner
Verwundung verlor ich sofort daS Augen
licht und hatte große Schmerzen am
Kopfe. Ich rief dem Kommandanten zu.
er möchte mich doch don meinen Schmerzen
erlösen, mich erschießen. Nach kurzer Zcit
wurde eö lehr beiß unter meinem Körper,
da scheinbar die Brücke brannte. Das
Schiff lag slcirk nach Backbord über, und
ich raffte all meine Kräfte zusammen und
warf mich über Bord, mit der Absicht, zu
ertrinken, wurde aber von den Engländern
aufgefischt. Ueber meine Rettung weiß
Ich nichts zu berichten. Nach Aussagen
der Krankenschwestern wurde Ich am 6.
August besinnungslos in daS Marincho
pitai zu Harwich eingeliefert. Dort soll
ch noch 26 Stunden ohne ILksinnung ge,
legen haben. Am 21. August wurde mir
das linke Auge durch Operation entfernt.
Im ganzen hatte ich an meinem Körper
70 Wunden. ,,Mein tägliches Verbinden
dauerte 3 bis 4 Stunden, vor Schwäche
bin ich dabei oft eingeschlafen Allmah
lich kam die Seekraft des rechten Auges
zurück. Einst besuchte mich ein englischer
veeo tizier von dem zorpcdovootsier,
ftörer .Landrail", der mich gerettet hatte,
Er fragte mich, warum wir den auSsichts
losen Kamps aufnahmen. Ich erwiderte,
daß ein deutscher Soldat sich nicht frei
willig ergibt. Darauf schüttelte er den
Kopf. Er war nur gekommen, um von
mir die Zahl der von uns ausgelegten
Minen zu erfahren. Ich sagte ihm, daß
sämtliche Minen unter einem Bezug wa
ren. und ich nicht bei dem Minenlegen,
sondern bei der Navigation beschäftigt ae
we en let. ist wun chte mir gute Be e
rung und verschwand.
In Harwich wurden am 29. August
auch die Verwundeten von S. M. S,
.Mainz" eingeliefert. Später kamen noch
englische Seeleute, die von den Schiffen
waren, die Kapitanleutnant Weddigcn tor
pediert hatte. Sie wurden in Trag,
bahren angebracht und husteten fchr stark.
Einige standen sofort wieder aus und er,
zahlten uns ihr Unglück mit den drei ver,
senkten Panzerkreuzern. Am 22. Sep,
teniber war ich transportfähig und wurde
mit englischen und deutschen Seeleuten in
einem Hospitalzug nach Chatham gebracht.
Wir Deutsche kamen in daS alte Fort Pilt.
Wer in Fort Pitt gewesen ist, der kann
bezeugen, daß daS Essen fehr mangelhast
war, auch die ärztliche Behandlung viel
zu wünschen übrig ließ. Wahrend der
bunden wurde, rauchte der Arzt seine Zi
garcttc, und Tommy fegte die Bude aus.
Es waren schreckliche Zustände. Wir er
hielten oft Besuch von verwundeten Ossi,
zieren der .Mainz' und dem Komman
danten don V 187", Kapitanleutnant
Lechlcr.
Am 2J. November wurde ich mit zwei
Mann nach dem Bahnhof gefahren. Dort
erfuhren wir vom Dolmetscher, daß wir
nach dem Gefangenenlager Frith-Hill bei
Aldershot gebracht werden sollten. Tie
Bahnfahrt ging über London, wo wir um
steigen mußten. Um unsere kleine Truppe
hatte sich allerlei neugierige! Publikum ge
sammelt. Nachmittag? kamen wir in das
große Gefangenenlager von FrithHill.
Hier waren Armee und Marinesoldaten
in Zelten untergebracht. Die Soldaten
deS Heere waren meisten! Mitte Septem
ber 1A4 in d Morneschlacht in Gefan
gcnschast geroten. Ich wurde sofort in da!
Hospitalzclt gebracht und frisch verbunden.
Es war die höchste Zcit,'denn meine Wun
den verbniteten einen starken üblen Ge
ruch. Im Lager wurden die Kranken don
drei deutschen gefangenen Militärärzte
behandelt. Ich freue mich, endlich wieder
einmal don deutschen Aerzten verbunden
zu werden. Da! Essen für das Hospital
wurde von unseren Sanitätssoldaten ge
kocht, und ich war froh, Essen nach deut
scher Art und Sitte zu genießen. Die
Engländer kochen da! Effen gewürzloZ.
Hier befand sich auch die Besatzung von
ll 18 . Es wurde im Monat Dezember
in den Zelten, die ohne Fußboden waren,
sehr ungemütlich. Tagelang regnete e!
Tag und Nacht, so daß da! Wasser i den
Zelten stand. Mir wurde von einem Feld
wcbel erzählt, daß e! die ersten Gesänge
nen hier im Lager sehr schlecht hatten. In
Erdlöchern haben sie kochen müssen. Holz
wurde nicht geliefert. DaS einzige Brenn
matcrial war Heidekraut. Ali Fleisch ei
hielten sie Ochscnköxfc. " ' :
sn?s.ff
britischer
Kejangenjchaji.
mm W",
g;3XStLM.Ii
Die Gefangenen Wurden im Dezember,
all das Wasser teilweise 10 Ztm. hoch in
den Zellen 'standen hatte, nach Ports
mouth und Soulhend o Sea geführt und
aus Dampfer gebracht. Auf dem Tom
pser. der .Jvernia". fühlten wir uns In
Soulhend sehr wohl, da sämmtliche
Räume Tag und Nacht warm gehalten
wurden. Feldwebel. Unteroffiziere und
Verwundete wurden zweiter Klasse unter
gebracht. Die Verpflegung war ansani
knüpft und sieschmaiklo. Später, al! viele
Beschwerden einliefen, wurden dv
SchtsfSkommandanten die englischen Köche
entfernt, und deutsche Gefangene kochten.
Ta! Essen war nun reichlich und gut.
Da! liebe, traute Weihnachtssest nahte,
und wir warteten auf unsere Weihnachts
Post, die am 5. Januar eintraf. Am 24.
Dezember schickten unk die Deutschen auS
London zwei Wcihnachtsbäume sowie auch
mehrere Kisten, die Zigarren und Pscsser
kiichen enthielten, an Bord. Die beiden
Weihnachisbäumchen wurden uns von d:r
englischer! Bewachungsmannschaft gcstoh
len. die sie aber schließlich wieder herauö
geben mußte. Am ersten Weihnachtstags
flog mittags in beträchtlicher Höhe ein
deutsche! Flugzeug, gefolgt von eine
englischen, über unser Schisf. Am 14.
Januar herrschte roße Unruhe bei dem
englischen SchifsSpersonak. ES wurde kund,
daß deutsche Unterseeboote in dcr Themse
gesichtet seien.
Im Laufe de! April wurden wir wieder
der nach Frith-Hill zurückgebracht. Jetzt
hallen sich die Engländer gebessert. Jeder
Soldat erhielt einen Ctrohsack und zwei
Decken. Die Zelte waren mit hölzernen
Fußböden versehen. Auf dcr Fahrt war
unser Zug mit Steinen bcworfen worden.
Ein englischer Offizier wurde durch Glas
splittcr leicht verletzt. Nachmittags traf
unser Transport in Frith.Hill ein. Ich
kam sofort in das Hospitalzclt und erhielt
ein Vctt. Tie Verpflegung im Lager war
gut, sie stand unter Aufsicht unserer Feld
wcbel.. In unserer Umgebung wurden
große militärische Uebungen ausgeführt,
zuweilen auch Nachtgesechte. Am 8. Mai
fand wieder eine Nachtübung In unsere,
Nähe statt. ES fielen dabei scharfe Schüss,
in unser Lager, und die englischen Sol
daten schrien: .Lusitania". Am 9. Mal
ISIS wollte nachts eine größere Anzahl
betrunkener englischer Soldaten wegen dei
Versenkung der .Lusitania" unser Lage,
stürmen. Unser Lager-Kommandanl ver
stärkte sofort die Wache und daS Vorhaben
wurde vereitelt. Einige Tage nach dem
Untergänge der .Lusitania" wurde die
Deutschen Londons festgenommen und hier
in Kamp l interniert. Kurz vor Pfing
sten erhielt unser Lager Musikinstrumente.
Da genügend Musiker vorhanden waren,
war schnell eine Kapelle gegründet. Am
ersten Pfingstfeiertag fand ein Turnfest
statt Am 14. Juni wurden die gefange
nen U'.BootVcsatzungen. die so lange von
den Engländern als Piraten behandelt
worden waren, in verschiedene Lager der
teilt. Jn unser Lager kam die ,U 8"
Besatzung. Nach Aussage eines Deckofsi
zier;, den ich gesprochen habe, war diese
Besatzung in Einzelhaft im Militärge
sangnis Chatham untergebracht und hatte
kS sehr schlecht.
Eine! Tage! laS ich tu einer englischen
Zeitung, daß in kürzester Zeit ei Aus
tausch der KriegSinvaliden zwischen
Deutschland und England stattfinden
werde. Am 23. Juni wurde mir bekannt
gegeben, daß zwei Schwerverwundck und
ich am 26. Juni nach London inö King
Georges-Hospital gebracht würden. Am
23. Jni verabschiedeten wir uns von den
zurückbleibenden Kameraden, von denen
viele un! unter Tränen zuricfcn: .Grüßt
unser geliebtes Vaterland!" Nachdem in
London die Schwerverwundeken gefam
melt waren, fuhren wir nach der See
station Tylbury. , Die Fahrt wurde un!
nicht lang, denn es wurden patriotische
Lieder gesungen. Jn Tylbury lag für un!
der holländische Dampfer .Orange Nas
au bereit. Nach ersolqter Ein chisfuna
wurden wir von holländischen Rotc-Kreuz
Schwestern auss beste verpflegt. Auf der
Fahrt noch WlissiNgen begrüßte un ein
deutsches Flugzeug, und abends trafen wir
n WlissiNgen ein. wo ein Hospitalzug aus
un! wartete. Nach kurzem Aufenthalt
ging die Fahrt nach Holland, Über Ant
werpen. Lüttich nach Aachen. Aus der
Fahrt durch Holland wurden wir mit Lie
bcsgaben bedacht. Jn Antwerpen trafen
wir am AI. Juni, nacht! 12 Uhr. ein.
Auf dem schon geschmückten und beleuchte
ten Bahnhof war kür uns die Tafel ae
deckt. Jn Lüttich empfing uns der Herzog
von Braunschweig nebst Gemahlin. Jeder
Soldat wurde persönlich begrüßt und mit
Blumen beschenkt. In Aachen war der
Höhepunkt unsere Empfanges. Auf dem
Bahnhof wurden wir mit Musik empfan '
gen. Wir mußte aufsteigen und erhielten
vom Noten Kreuz ein herrliches Mittag '
essen. Der kommandierende General ke
grüßte un! im Namen der Kaiserin, die
uns eine Glückwunschdepesche gesandt hatte.
Den Damen vom Noten Kreuz war eS
nicht gestattet, unS über unsere Gefangen
chakt zu befragen, damit wir nicht wah
rend der Mahlzeit gestört würden. Im
Lause deS Nachmittags wurden wir in ge
schmückte Automobilen nach dem schön
ausgeschmückte Lochnerschen Erholimgs
heim gebracht. Hier sind wir sehr gut
gepflegt und gebettet worden. Am g. Juli
uhr ich mit zwei Marlnearzte zusammen
nach Kiel und meldete mich im Kieler La
zarrtt. Am 18. Januar ISIS bin ich nach
ehr guter Verpflegung und orthopädischer
Behandlung als Kriegindalide entlassen
und werde Euch in kürzester Zeit einen,
Besuch abstatten. ,
- 1800 führten Franzosen und En
fnnViiv ff!rtiVnJrt CItIsi Vii JFiJ
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