Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 07, 1916, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    '
'
l
'
: A
M
4Ji
. 4 '
1
: s
1 1
U
.7
f
ImtMmkkm
b-,"' '
Skoman von H. k o
(14. ffortsktzung) ' j ,
.N. ia anzusehen ist eS ganz
hübsch aber eS ist eine Qual für
mich
Damit war sie hinausgegangen,
wi-
um sich ihrem Baterin dem neuen
t i!
tfllllU AU g"', Vi-l IUllt llfll
Wort darüber gesagt. ,Aber alZ
Nka dann iibkk bit neuen Kleider
stöhnte, war er zufrieden. Nach weib
sicher Eitelkeit sah daS nicht aus.
Pia war', als sie ' den Baier der
lassen hatte, langsam und bedächtig.
Schritt vor Schritt setzend, den
langen Korridor hinabgegangen bis
zur Eingangshalle deö Schlosses, die
mit Nüstungcn, Wappen, Fellen und
Waffen ausgestattet war. Ueber dem
riesigen Kamin hingen zwei mächtige
fc gekreuzte Schwerter unter den wuch
tigen gebleichten Schädel eine? Bä
, ren, den ein Vorfahre der Buchen
aus erlegt haben sollte, a?s er seinem
von dem Bären bedrängten Bruder
zur Hilfe kam. Damals sollten noch
Bären in den Buchen Wäldern
gehaust haben. Die beiden Schwer
er stammten don diesen Brüdern,
die sich so geliebthaben sollten, daß
sie von der Geburt bis zum ' Tode
unzertrennlich gewesen waren. Beide
-Hatten in Schloß Buchenau 'gelebt
bis zum Tode, und als der Aelteste
sich verheiratet hatte, war der Jung
sie Iefbig geblieben, nur um den Bru
der nicht verlassen zu müssen.
Pia kannte diese Geschichte ihrer
Vorfahren. An stillen Winterabenden
pflegte Graf Buchenau seiner Toch
ter die Chronik seines Hauses vor
, znlesen, abermr bis zu den letzten
Kapiteln, die er selbst darin ver
zeichnet chatte. Die las er nicht vor
und Via kutte sie auch noch nicht
zu Gesicht bekommen. Pia tratnn
ter, das Portal und schaute zum
y Himmel empor. Er strahlte in son
, r.iger Bläue, kein Wölkchen war
.f nie kr am Bimmel. Aber die noch
regennaffe Erde ließ trotzdem einen
Ritt noch nickt sonderlich verlockend
erscheinen. '
Trotzdem setzte Pia ihr- silbernes
Pfeifchen an den Mund, um den
Reitknecht herbeizurufen, der ihr das
Pferd satteln und vorführen sollte.
Der Reitknecht ' kam auch eilig um
ra Schloß herum von den Stäl
len her und stellte sich stramm vor
Pia auf. Gerade, als sie ihm ihren
Bescyl erteilen wollte, yorie ue vas
Rollen eines Wagens jenseits der
Parkmauer, und gleich darauf fuhr
eine Equipage durch das große
schmiedeeiserne Tor.
Pia winkte dem Reitknecht plötz
lich wieder ab und rannte ins Haus
zurück. Da sie die langen Kleider
hinderten, raffte sie dieselben ' hoch
einpor. In ihres Vaterö Zimmer
.stürmend, rief sie froh und( der
gnligt:
.Papa ich glaube, jetzt kommt
Herr von Ried, die Riedberger Equi
page ist in Sicht!" ' ' 1
Graf Buchenau leate ein Buch
ö aus der Hand, in dem er gelesen
batik, und erbob sich. Bater und
Tochter traten an das Fenster und
sahen, hinter den Stores verborgen,
daß Hans v. Ried foeben im Portal
verschwand. Gleich darauf wurde
er gemeldet.
.Ich lasse Bitten.' sagte 'der Graf.
Seine freudlosen Jugen salzen dem
Gaste entgegen. Pia Jand erwar,
tungsvoll neben dem Vater.
AIS HänS von Nied dann ' über
die Schwelle trat, erschien ein stau
nender Ausdruck in ihren Augen.
Wie ganz,, anders erschien ihr heute
der junge Mann im feierlichen Be
suchsdreß, als neulich,' da, er einen
'praktischen Sportanzug getragen hat
te. der ihm beim Umherstreifen iw
Walde bequemlich erschien.
Auch sein Gesicht hatte einen ganz
anderen Ausdruck, als neulich so
frrmell und unbewegt. 'DaS Herz
klopfte ihr mit einer ungetunnten
Bangigkeit in der Brust. Nein
mit diesem eleganten, würdevollen
fierrn kvukte sie nichts anzufangen.
U der benahm , sich gerade so steif und
förmlich, wie die anderen Herren, die
-i Papa besuchten. " ' '
, Aber auch HcinS v. Ried konnte
y" e kaum fassen, daß die junge Da
-i me neben Gras Buchenau mit dem
1 lttcktiükiaen Sdrinainsfeld von nku
f lich identisch war. tete ram tont 10
tis nUfr inr ka iitisl'Ienf und UN
vcholfen, und ihrem Gesichte fehlte
, der übermütige Ausdruck, der ihn
so heiter geltimmt hatte.
Sehr vorteilhist präsentierte sich
Pia in dem von ffrau Dornemann
dkrlckriebenen Kleide nicht. HnnS
v. Ried toar, gewöhnt, mit den schön
X sien und elegantesten Frauen der
. großen Welt zu verkehren. Er be
, 5 lak einen lebr verwöbnten Geschmack.
; 1 und
11 esch
' bish
' Vl schüc
und eine Frau, die nicht gut und
geschmackvoll getlMt war. ymtt er
bisher kaum beachtet. DieL kleine.
IM&frmt Komtekckikn. dnS so unbe
i' bolfkN und verzagt in ihrem unge
Uit'.F'. 9.i.i-L nL-.,i nr.!L
i icylllitN lojicqi ngfnotn tkior Iic
ben dem düster blickenden, bleichen
ö Vater stand, war keine erfreuliche
s Erscheinung für ihn. Er begriff
"' .11 . r, 7 ...r:A
tii.t.t nnp. iu 11 -um icuiiui inuncs
nineffe abgenötigt hatte. Aber in
rrrr.
mmm es UthtA
u r t h , Vi h r. '
ihrem originellen Bubianzug war
sie doch, in .der wilden Grazie ihrer
Bewegungen, immerhin eine neue,
eiacnartia ErsÄc'nuna für ihn ge
Wesen, ein Frauentyp, wie er lyn
, wf u '"irr l t
'noch nicht kannte." JcA erschien sie
' Hk!S itnftHitff nSt
: 11 III JVlt VIII fcifclilV, mhvvvvmivh-
Mädcken vom Lcinde. ohne ein be
sondere Mte. Ganz sicher machte
sie ihm nicht den Eindruck, den n
von diesem Wiedersehen erwartet
hattet Wie eine Komtesse Buchenau
sah sie , keinesfalls auS. Und doch,
alö sie die großen, funkelnden Son
nenangen zu ihm aufschlug, überkam
ihn ein freundlicheres wärmeres Ge
fühl. Etwaö wie Mitleid wallte in
ihm auf, daß dieses junge Vluthier
fo einsam mit dem düsteren Vaier
hausie. . - , . ' '
Natürlich bchiklt er daS alles für
sich. , Ke'.n Zug fines fchmalen,"ari
stoiratischen Gesichts verriet etwaS
von seinen Gedanken und Empfin
oungen.
Nach iner formellen, artigen Be
niüjumg wandte er sich zuerst an
Graf Buchenau, dessen bleiches,
durchgeistigtes Gesicht, ihn unwillkllr
llch teilte und interesjlerte. ,
?Jch hoffe sehr. Herr Graf, daß
Ihnen mein Besuch nicht lästig und
störend ist. Es ist mein herzlicher
Wunsch, daß, Sie ein klein wenig,
von der Freundschaft, die' Sie 'einst
für 'meine Eltern empfanden, auch
auf mich übertragen möchten," sag!
te er bittend. ,
Graf Buchenau hatte feinen ün
frohen Blick forschend auf Hans v.
Rieds Zügen haften lassen. Fand
er darin geheime Zeichen, die' ande
ren Unverständlich, eine seltsame
Sprache mit ihm redeten? Wirkten
diese Zeichen bestimmend uf ihn
ein? Jedenfalls ttat er plötzlich auf
hanS v. Ried zu und bot ihm mit
einer schnellen Bewegung die Hand.
Fest und warm umschlossen sich die
beiden Männerhände, und als bat
'ten sie ein Freimaurerzeichen von
geheimer, Bedeutung getauscht, so so
hen sie 'sich groß und ernst' in die
Augen, wie im heimlichen, wortlo
sen BerständniS.
Es gibt Augenblicke, die 'über ein
ganzes Menschenl?ben entscheiden -
und es gibt Augenblicke, in denen
mächtige, tiefe Gefühle entstehen, die
für ein ganzes Menschenleben aus
reichen. Solch ein Gefühl, erwachte
Unter diesem festen Händedruck in
den Herzen dieser beiden Männer,
ohne daß sie sich im Augenblick dar
über klar wurden. Voll Sympathie
sahen sie sich an. 1
Es ist auffallend. Herr v. Ried
wie sehr Sie Ihrem Vater glei
chen. Als ich Sie als Jüngling
kannte, fiel mir das nicht so auf.
Jetzt, da Sie als gereifter Mann
vor mir stehen, springt es mir in
die Augen. Mir ist. als würden
längst vergangene Zeiten wieder le
bendig! Seien Sie mir, herzlich
willkommen! Freilich an mei
ner Freundschaft wird Ihnen wenig
gelegen sein, wenn 'Sie erst erken
nen, daß ich ein müder alter Mann
geworden bin, ein unfrobr. Gesell
schafter ein Grillenfänger. Man
nennt mich einen Sonderling ich
weiß es. Auf Kurzweil dürfen Sie
in Buchenau nicht rechnen."
Hans v. Ried schüttelte ernst den
Kopf.- Nicht Kurzweil suche ich
hier, Herr Graf. Die habe, ich drau
ßen in der Welk genugsam genes
ftn. Ich bin heimgekommen, um
Ruhe zu finden." '
Graf Buchenaus dunkle Augen
hingen noch immer am Gesicht feines
jungen Gastes. In so jungen Iah
ren sehnt man sich sonst nicht jchon
nach Ruhe," sagte er schwerfällig.
HanS v. Ried atmete tief auf.
.Doch vielleicht ! wenn man
draußen Wunden erhalten hat. die
in fett Einsamkeit und Ruhe heilen
sollen." sagte er, unwillkürlich vor
diesem Manne mehr enthüllend als
sonst vor menschlichen Augen.
Die düsteren Augen s Grafen
Buchenau bohrten sich forschend 'in
di? des iunaen Mannes. Der sab
nicht, daß auch zwei goldschimmernde
Kinderaugew groß und vetrossen zu
ibm aufblickten.
Weidwund beimaekehrt?" . fragte
der Graf leise,, wle im tiessten.Ver
ständnls. ' -
HanS v. Ried neigte das Haupt.
.Meidwund ia aber nicht
unheilbar. Ich will genesen und
ich werde es. Es klang ein zeer
Wille auS diesen Worten.
Gras Buchenau seufzte tief auf.
.Wer diesen festen Willen haben
kann 'und die Kraft zur Gene
sung wie beneidenswert." sagte
er dumpf. Aber dann weckte ihn
ein zuckendes öändchen auf seinem
Arm. Er richtete sich empor und
lächelte...' Dann sagte er leichthin:
.Aber jetzt kommen Sie nehmen
S e Dlad mir ist. als hatten
wir unS mehr zu sagen später.
M'ine Tochter wird ungeduldig
Ich glaube, sie möchte auch gern zu
Worte kommen. Vornistellen brau
che ich wohl nicht. Sie haben ja
schon aus eigenartige, Weise e
kanntschast geZchloyen, Nicht wayr
Ein Lächeln flog über HanS RiedS
Gesicht, als er Pia lebhaft mit dem
Kopf nicken sah. Von PiaS Brust
löste eS sich wie ein dumpfer Druck,
als die beiden Männer lächelten.
Die Augen sprühten gleich wieder
vor Lebenslust.
.Ja, wir kennen unS schon sehr
gut. gelt. Herr v. Ried!" rief , sie
vergnügt und lebhaft.
Da . erinnerte sie ihn wieder an
den w', n Knaben. Und sein Ge
ficht verlor den zeremoniellen Aus
cruck, mit dem er ihr hiüte antwor
ten wollen. ,
.Ja, gnädigste Komtesse ich
hatte bereits die Ehre und das
Vergnügen.
Und zu dem" Grasen gewendet,
fuhr er fort: "
.Ich muß mich gleich entschuld!'
gen bei Ihnen und Ihrer Komtelte
Tochter. t?eil ich die Komtesse fo
formlos bat. an meinem Frühstück
in Schloß Riedberg teilzunehmen.
Ich war von einem Irrtum besän
gen." ,
Die letzten Worte brachte er zö
gernd hervor. - r.
Pia lachte vergnügt.
' .Ach " nicht wahr Sie hiel
ten mich für enen Jungen?"
' Er verneigte sich und nahm Vater
und Tochter gegenüber Platz. ,""
.Allerdings ich glaubte nicht
Sie müssen an meine Tochter
einen anderen Maßstab .legen, al?
an andere junge Damen ihres AI
ters." unterbrach ilm der Gras
schnell. .Meine Tochter ist hier in
der größten Abgeschiedenheit ausge
wachsen, wie ein kleiner Mildling,
und faffnllr auf meine Gesellschaft
angewiesen. Ich habe Je aus
wachsen lassen stet und ungebun
den und ohne allen Formelkram.
Dafür hatte ich meine Gründe."
Lians v. Ried verneigte sich wieder.
und seine Augen blickten mit viel
größerem Interesse-in das Gesicht des
Krakn als in das seiner Tochter.
Das Gesicht "Pias war och ein - un
beschriebenes Blatt, aber in das Ant
litz des Vaters hatte das Leben durch
schwere Leiden und Kämpfe seine Ru
nen ingegraben
Sie sind hoffentlich nicht nur zu
einer kurzen, formellen Visite zu uns
gekommen, mein lieber öerr v. Ried.
bei der man picht warm wird,", saawi
GratBuckenau warmer uno örma
licher, als es sonst seine Art war.
Pia sah froh erstaunt m des Ba
ters belebtes Gesicht. S?e freute sich
herzlich, daß er Hans v. Ried zu hal-
ten suchte. Sonst war er stets fron,
wenn sich ein Besuch schnell entfernte.
Meine Zeit, ist unbemessen, Herr
Gras, ick bleibe gern länger, wenn
Sie sich mein-Gesellschaft gefallen
lassen wollen." "
.Das will ich, sicher. Geh. mein
Kind" Frau Dornemann soll Wein
und einen ??mbi& bereinschicken."
Pia fprang geschäftig auf. küßte
den Vater froh auf die Wange und
lief hinaus. Das lange Kleid hinderte
sie. Ungeduldig raffte sie es empor,
F,ans v. Ried sah ihr nach und
konnte nicht begreifen, daß diese, jun-
ge Dame, ore sich io unveyoiM in
ihren Kleidern bewegte, neulich die
elegantesten Saltos geschlagen hakte
und leichtfüßig und graziös über
Pfahle und Brückengeländer hinweg
geturnt ioat.
Es mußte wohl etwas von feiner
Verwunderung in seinunGesicht ge-
schrieben stehen, denn Graf Buchenau
sagte, mtt oex Hano uver 0 snrn
streichend:
.Sie wundern lich gewl7 mein ue
ber .fir von Ried, daß meine Toch
ter einem ungebändigten Füllen
gleicht Von manchen weiten ist ti
mir arg verdacht worden, daß ich sie
ohne allen gesellschaftlichen Drill und
wie einen ungebundenen Knabe habe
aufwachsen lassen aber . ich. habe
mich nicht daran gelehrt, man eis
rigstes Bestreben war, meine Tochter
ohne jede Schablone zu einem wayr
haften, ehrlichen Menschen zu erzie,
den. die t 1 von llen bo cn
flüssen der Welt fern, von allem Lug
und Trüg. Ihre junge Seele follte
nickt lernen, was so vielen Zungen
Mädchen systematisch eingeprägt wird
sie sollte nicht och lauen w,r
das. ftä mun eö mir aetallen ia en.
daß man mich nicht versieht mich
deskalb verurteilt als schlechten.' un-
achtsamen Vater, und ich habe mir
wahrhaftig noch Nicht die Muh ge
nommen, mich gegen jemand zu ver
leidigen. .Warum ich gerade mit Jh
nen darüber lvreche. worüber ich bis
her keinem Menschen m Wort gönnte
ich weiß es nicht. Vielleicht, weil
ich von Ihnen Aerstanonts erwarte
kck bin ein elender, verbitterter. Gfr
fell ein Krüppel bin ich geworden
an der Faifchhelt emes Weioes
das ich namensoS geliebt habe.
Fort damit fort oamtt 1 Aber
mein Kind soll einmal nicht einen
ehrlichen Vlann zum Narren halten
3 Sft'a tnni tnifl
vlv ivua iy iv im.
- Er batte xulefet wi. üu sich selbs!
gesprochen, in bitterer Qual vor sich
hinstarrend. Als HanS Ried eine Be
wegung machte, schrak er auf. und
sttne düsteren Auaen ruhten finster.
fast grollend auf dem jungen Mann.
(Fortetzung joigt.)
VereinSanaelegenbeit
A.: .Wie geht'S denn eurem Ver
inZvorstand?
V.: .0 mei. der iS aeitcrn boak
word'n, weil sie ihnlalg'stellt Kam".
Tödliche Omaha Tribune. Tienötia, den 7.
Ihr KrikgsgMck.
Vvn Hcdwlg Puttkamcr.
DaS einzige, waZ die Frau dafür
zu entschädigen vermag, daß sie Weib
,st. ist die Mutterschaft!"
Die Damen, die w den reich und
vornehm gedeckten Tectisch der Frau
Lantz saßen, fuhren söcmlich erschrpk
ken zusammen vor diesen herben, mit
Bitterkeit gesprochenen Worten.' Die
Sprecherin mochte wshl die Jüngste
unter ihnen sein, sicher war sie die
am geschmackvollsten Gekleidete, -deren
reizender .Kopf von dem Samthut
aufs wirkungsvollste gehoben wurde.
im um oen Mvno tag ein ug, oer
von Leiden und Eheleben sprach. Sie,
ah sich fast trotzig Kreise der
Erschrockenen um, die nun mit leb
hajtem Widerspruch - auf sie einzu
türmen begannen.
.Aber liebste Frau von Wardorff,
wie das Hingt! AiZ ov wir grauen
gerade in dieser Zeit nicht -Grund
genug hätten, stolz und zufrieden zu
,e,n mit dem, was wir erreicht ha
ben und noch erreichen werden!" Das
intelligente Gesicht einer Frauenrecht.
Urin, die bisher mit-überlegenem Lä
cheln dem leichten Geplauder der an
veren Damen gelauscht hatte, belebte
' Sie wollte gerade zu einem
lleineir' Bortrag einsetzen, 'der in dem
allgemeinen Stimmengewirr doch
ganz ungehört verpuffte, da brach
j?rau von Wardorff aus und schul
ekte ihr kraftig die and, indem :e
mit leichtem Spott sagte: Ich weiß
nicht, wie Sie darin denken, liebstes
Fräulein Bergmann, aber mir sind
oieaiten, die immer mit sich Zu
friedenen eine fürchterliche Gesell
fchaft. Ich für meine Person bin
immer hungrig!"
Das - ist - rncht gerade schmcichel.
haft für unsers liebe Wirt'.n", klang
es der Davoneilenden etwas spitz
nach. Frau Lantz aber lächelte nur.
sie verstand die junge Frau wohl am
besten und, nahm herzlichen Abschied
von ihr, indem sie 'sie hinausbeglci
tcte. '
Schade, daß Sie schon fort müs
en!"
- .Ja. mir tut's auch leid! Aber
Sie wissen, unser Kriegsheim, man
hat mich in' das Komitee gewählt,
mir haben Sitzung."....
Ja, ja, ,mmer aus der Fahrt und
auf der Flucht!" lächslte die ältere
Frau und fügte halblaut hinzu:
Auch vor sich selber!"
Frau vott Wardorff, die bor dem
Spiegel ihren Schleier knüpfte, ließ
die erhobenen Arme sinken und
wandte sich rasch um: Sie fühlen
es also auch heraus?" fragte sie fast
scheu, und als die andere male, legte
iie ihr in einer beHhr seltene!? Auf
Wallung freundschaftlicher Herzlichkeit
beide Hände auf die Schultern, sich
gleichsam an ihr festhaltend. Ja,
Sie Liebe, Sie Kluge, &k haben ja
reckst! Oft habe ich Angst vor mir
felbek, vor meinem stillen, großen
Haus, vor den Tagen, die kommen
und gehen, ohne mir das zu bringen,
worauf ich warte. Fvuen sitzen ja
oft und tun nichts weiter als war
ten, daß'dte Tur aufgeht und das
Glück hereinkommt."
.Warum darauf Wartens fragte
Frau Lantz leise und 'eindringlich.
Warten macht fo muoe. Gehen wie
ihm doch entgegen, suchen Sie es!
Wer sucht, der findet."
Das ist es ja! llederall sind der
Frau die Grenzen 'gesteckt! Jeder
Straßenjunge hat den Freibrief fürs
Leben in der zerrissenen Tasche, nur
weil aus dem Jungen ein Mann
wird. Ein Frauenleben ohne etwas,
das sie lieben kann, das ist ein zwecks
loses Hinundherrennen. Genau so,
wie ich jetzt renne! Addis! Addis!
Am Teetisch hatte man sich noch
nicht beruhigt.
Sie war sehr unglücklich verhex
ratet, ihr Kind starb in zartem Al
ter, der' Mann wurde zuletzt Mot
phinlft und erschoß sich. Das war
viel schweres und ganz 'einsam ge
traaenes Leid sur die junge weele,
Sie lebte viel aus Reisen und wird
hier in Berlin sehr stark umworben.
So erklärte Frau Lantz, aber die
Damen begriffen darum doch nicht.
wie man so schroff urteilen könne,
und , meinten, Frau von Wardorff
hätke doch allen Grund,, sich ihres
Weibtums von Herzen zu freuen.
Mittlerweile stand die in - ihren
warmen Pelz - gehüllte junge Frau
wartend' an der Haltestelke der Elek
irischen. Ein gutgetleideter Herr,
der neben ihr wartete und ihr dreist
ins Gesicht starrte, lüftete den Hut
und sprach sie an: Darf rch le be
gleiten, meine Gnädigste?"
Sie drehte ihm wortlos den Rücken
zu. Sie war es gewohnt, daß mll
ßiggehende. leichtfertige Männer , sie
auf der Straße belästigten dennoch
empfand sie ß jedesmal wie ' eine
persönliche Kränkung. Warum wag
ten sie eS überhaupt? Nur, weil sie
zufällig allein, weil sie ein Weib
war. . .Hatte ich ein Kind an der
Hand," dachte sie, und ein wehes Ge
fühl der Leere durchzuckte sie, .sie
würden die Mutter m mtt achten
und sich nicht heranwagen."
, Sie blieb auf der hinteren Platt
formdeS Wagens stehen. Außer ihr
befand sich nur ein Feldgrauer dort,
feldmarschmäßig ausgerüstet, geroll
ter Mantel. und am schwer vollge
stopften Tornister ,hingen noch allerlei
Miirz
Liebesgabenpäckchen. Der Mann dreht
hr den Rucken zu und winkte un
aufhö'rlich zurück. Hinter dem Wagen
her liefen drei Kinder, von denen das
kleinste von einem schon erwachsenen
Mädchen an der Hand gehalten wur
de. Bon Haltestelle zu Haltestell
agten sie dem Bater nach, ohn aus
Wagen und Straßenschmutz zu ach
ten, immer wieder, gerade wenn die
Fahrt weiterging, tauchten aus dem
Hnlbdunkel die vier hellen Gestalten
auf, Hand und Arme reckten sich
dem Scheidenden nach, die vier hel.
len Stimmen klangen zu ihm her
aus: .Vater! Auf Wiedersehen! Va
ter! Auf Wiedersehen!" Und immer
wieder daä herrliche, liebevolle Wort:
Vater! Vater!" Dann blieben
ie "endlich erschöpft zurück. Ter
Lärm der Großstadt schluckte die Kin.
verstimmen auf. das Dunkel der
Straße hüllte ihre laufujden, win.
kenden Gestalten ein. Ter Mann
drehte, sich dem Licht zu, ein blondes,
guM Gejicht. Die Augen waren ihm
naß, verlegen zog- er das bunte Ta
chentuch, scheu zu der Dame hin
überblickend. Der aber liefen die
hellen Tränen über das zarte, schöne
Gesichtchen, sie hielt ihm die Hand
hin, er schlug kräftig ein.
Aus ae unde euniehrl' sagte te
weich und lächelte ihm zu.
Da brach es aus rhm hervor: .Ich
habe einen kleinen Laden gehabt, da
oben am Alexanderplatz, alles ging
0 gut, da kam der Kieg, rch war
chon mit bei Tannenberg und dann
in Galizien, jetzt zuletzt in Rußland,
und da".... er schluckte mühsam....
da ist mir die Frau, hier zu Hause
gestorben und vier Kinder ich
hatte 14 Tage Urlaub - wie ein
Wahnsinniger hat man in die leeren
Ecken gestarrt alles ist zu alles
vorbei nun muß ich wieder raus!"
Frau von Wardorffs Herz zitterte
vor Mitgefühl.
Schnell, die Kinder, wo sind sie?
' Zwei im Waisenhaus" er
nannte den Namen der Anstalt
die Aelteste in Stellung, eine bei
gekannten untergebracht."
Ihr Name?" Der Wagen hielt.
ie mußte aussteigen. der Mann rief
ihr etwas zu. sie verstand ihn nicht
genau. Schon ging es .weiter, und
ie mußte eiligst einem Auto aus.
weichen.
Es war schon spat, als Herta War,
dorsf sich endlich von den Herren und
Damen des Komitees freimachen
konnte. Mit straffem, schnellem
Schritt strebte sie ihrem stillen, schö
nen Heim in der Fasanenstraße zu.
Es war mal wieder so gewesen, wie
ie das nun schon kannte und bisher
s,lber, ganz vergnüglich mitgemacht
hatte. Viel Eleganz., ein bißchen
Neid und spitze Redensarten, sehr viel
stark betonte Herzlichkeit, sehr viel
Schwatzen von Nebensachen,, Lachen
und Sichkritisieren alles in allem
eine kühle, herzlose Oberflächlichkeit,
di trotz aller zur Schau getragenen
Wärme innerlich doch völlig kalt ließ.
Sie hatte heute io absolut nicht in
diesen Kreis Hineingepaßt, der wohl
tat, weil es guter Ton war, wohlzu
ton. Ihr klang der Ruf: Vater,
auf Wiedersehen!" noch fort und fort
im Ohr. Zwischen dem- eleganten
Tee und der eleganten Wohltätig
keitssitzung. die beide so recht eigent
lich die Pole zeigten, zwischen denen
ihr Leben sich bisher drehte, hatte sich
ihr plötzlich ein Blick m die uner
bittliche Härte aufgetan, mit der der
Krieg n manches Leben hmemgefa
ren war. Nun stand sie, von Mit
leid, erfüllt, mit leerem Herzen, da.
empfarid diese Leere'wke ein schweres
Unrecht und wußte, daß sie sich und
ihrem "Dasein einen tieferen Inhalt
aeben müsse.
Der Direktor des B stistes sah
mit ernstem Prüfen in das ihm voll
zugewandte Gesicht der reichgekleide
ten. iunaen ??rau. die ibm gegenüber
faß. Im allgemeineix liebte er diese
Damen der großen Welt nicht, die da
manches Mal zu ihm hereingerauscht
kamen, in plötzlichem Interesse für
einen seiner Schutzbefohlenen ihn be
stürmten, ihnen das Kind in Pflege
oder als .onntagsbesuch zu geben.
Seine Schützlinge waren ihm lieb
wie eigene Kinder, er hatte nicht nur
ihr körperliches Wohl im Auge, ihre
Seelenentwicklung lag ihm beinahe
mehr am Herzen, obgleich es wirklich
seine leickte Aufgabe, war. dielZsUche
jedes einzelnen KmiW von den 78,
die die Anstalt aufnehmen konnte,
eingehend zu pflegen.
Wollen Sie mir die Kinder ge
ben. Herr Direktor? Der Mann tak
mir so schrecklich leid. Es muß ihm
doch eine Freude sein, zu boren
Meine verehrte, gnädige Frau, der
Mann weiß ganz genau, daß seine
beiden Mädchen hier bei unS so gut
untergebracht lind, wie es irgend denk-
bar ist." Er stockte.. Sein Ton
hatte schroffer geklungen,' als ei wohl
seine Absicht gewesen war. Jetzt sah
er, wie in Frau Hertas' fest auf ihn
gehefteten Augen langsam große Tra,
nen aufstiegen, denen sie nicht wehrte,
Ich hätte ihnen so gern etwas
Liebes angetan, sagte sie leise
Dem kühlen Mann schmolz das
Herz. Er war Menschenkenner ge
nug. um zu sehen, dieser Frau war'S
heiliger Ernst um ihr Wollen, nich
flüchtiges Spiel einer Laune hatte sie
zu ihm geführt, 1?e fand nur noch
nicht den richtigen Weg.
Ich werde Ihnen die Kinder am
nächsten Sonntag schicken, gnädige
Frau."
Herta strahlte ihn dankbar an und
ging, froh, daß doch tip Ansang ge
macht, eine Möglichkeit gegeben war.
Aber ach! Dieser Sonntag, auf
den sie sich wie ein Schulkind gefreut
hatte, war alles in allem eine herbe
Enttäuschung geworden. Die beiden
kleinen Mädchen hatten sehr schuch
tern und ängstlich an dem tbunder
chon mit Blumen und einem großen
Kuchen gezierten -Tisch gesessen vnd
hre Schokolade mit mehr Beilegen
heit als Vergnügen nach vielem Zu
reden ausgetrunken. DiJüngere
war noch die keckere von beiden, die
außer .ja' ifndnein" doch wenig
tcns mal ein paar Worte sprach und
auf Frau Hertas viele, liebevoll ge
duldige Fragen antwortete. AIs die
Hausfrau dem Diene: Franz, den
die Kinder in ehrfürchtigem Staunen
von den Seidenstrümp in aufwärts
anstarrten, einen Auftrag gab, hörte
ie, wie die Klane der Schwester zu
tuschelte: Ob se bald mal rausgeht?"
Also ihre Gegenwart bedruckt?'-
engte die kleinen Seelen, die gewohnt
waren, sich erst frei und ungebunden
zu fühlen, wenn das Fräulein", die
Lehrerin, der Herr Direktor oderwr
eS sonst von Respektspersonen sein
mochte, daS Zimmer verließ. Frau
von Wardorff wurde traurig. Fand
e denn gar nicht den rechten Weg zu
diesen Kinderherzen?
Sw ging mit ihnen in den Zoo
und hatte da doch ihre helle Freude
cS. dem Jubel d'cr Kleinen vor den
lustigen Affen und. den herrlich vun-
en Bogeln, an, ihrer schutzsuchenden
Zutraulichleit vor den Käfigen der
Raubtiere. Doch mit einem Male
war alles vorbei. Plötzlich schrie die
Aeltere auf: Tante Voigt! Tante
Voigt!" Und stürmte, gefolgt von
der Schwester, den Weg entlang, ei
ner dicken, herausgeputzten Frau ent-
gegen, der ein Federhut stolz und
chies über dem gutmutigen, roten Ge
ickt tbronie. Sie fing beide Kinder
in den Armen auf und begrüßte sie
laut und huzlich.
Na, ihr kleinen Mäuseschwänze!
Wat, macht ihr denn hier in'n Zoo?"
Und es war ein Lachen und Schwat-
zen, ein Sichfreuen und Sich-nicht-
Loslassen, daß Frau .von Wardorff
vor dem Wortschwall der guten Frau
ganz hilflos dastand. AIs sie . dann
aber mit den Kindern ' weiter wollte,
maultcn sie erst, und schließlich wein
ten alle beide, als sollte ihnen das
bitterste Unrecht geschehen. Das
Ende vom , Liede war, daß Frau
Boigt es übernahm, die beiden Mäd-
chen rechtzeitig m Stijt wieder ab
zuliefern und Frau Herta mit einem
wehen Gefühl der Enttäuschung, ge
mischt mit ratlosem .Aerger, den ' ja
doch nur erzwungenen Dank abweh
rend, allein ihrem Heim zuschritt.
Der lange, stille Abend war voll
bitterer Selbstkritik und zog die her
ben Linien um den Mund der jun
gen. einsamen Frau noch tiefer.
So ging es nicht. Das war nicht
der Weg zum Glück,, zum Liebegeben
und Liebenehmen, nach dem ihr Herz
so heiß verlangte. Sie war nun ein
mal durch jene Begegnung auf der
Elektrischen aus "dem Gleichmaß ihres
bisherigen Lebens--geworfen worden.
Es hals nichts, sie mußte sich darüber
klar werden, was ihr ganzes Dasein
sur einen Zweck und Wert habe, wo
sein Unwert steckte, wo sie den Hebel
ansetzen mußte, um das Pfand ihrer
hugend.
. ihrer tatfrohen Gesundheit,
ihres Reichtums nicht wie der unge
treue Haushalter im biblischen Gleich
nis zu vergraben, sondern es arbeiten
zu lassen, es zu mehren. Du bist
über weyigem getreu gewesen!" Welch
kostliches. Lob! Und sie war über
soviel gesetzt!
Grübelnd stand sie an 4hrem
ir r t. f l
cyreioiifcy uno naym yaw geoan
kenlos den Brief ihrer Jugendfreun
bin auf, den sie am Morgen nur
flüchtig gelesen hatte. Da stand:
Entsinnst Du Dich noch der Meta
Harder aus unserer Klasse? Du
weißt, fie war trotz der traurigen In-
gend, die fie, elternlos, bei Berwand
ten verlebte, so ein tüchtiges, fleißi
ges Mädel, daß wir sie alle gern
hatten, obgleich sie ja eigentlich nicht
so ganz in unseren kleinen intimen
Kreis gehörte. Sie stand seit Iah-
ren auf eigenen Füßen als städtische
Lehrerin, war verlobt, ber er zu
arm zum Heiraten, sie warteten und
arbeiteten. Dakam der Krieg,' er
ging sofort als Freiwilliger mit, der
Abschied, Verzweiflung, Ahnung,
nenn' es, wie Du willst, ließ sie alles
vergessen. Genug, er fiel im März
4 dieses Jahres, und sie ist hier vor
mer Tagen in der Polillimk gestor
6en, nachdem" sie einem Mädchen das
Leben gegeben hat. Einsam und von
den Verwandten geschmäht, ist sie
dahingegangen. Attrfes, junges Weib
Wer sorgt nun für das Würmchen?!'
So weit hatte Frau von Wardorff
in wachsender Erregung gelesen
war das nicht ein W:nk des Schick
sals? Wie hatte Frau Lantz gesagt:
Warum warten tvarten macht so
müde. Gehen Sie doch dem Glück
entgegen, suchen Sie es!" Sie batte
geglaubt, daß zum Glucklichsein nicht
weiter nötig sei als stillhalten und
sich beschenken lassen, und dabei war
sie müde und ruhelos , zugleich ge
worden, unbefriedigt und innerlich
einsam. Wer Liebe besitzen will, der
muß. sie irwerben, muß um sie dienen
Unsere
Schnittlnlljler-Ojjkrll
, CpielNcid .,,!t Achselschlug. V
No. 1592.
Wer für seine kleinen und großen Mäd
chen einen praktischen Spielanzug sucht,
findet in diesem Modell dal Gewünschte.
Älvlmers und Kittelchen sind von ein
fachstcr Art. leicht und schnell herzustel
len und dab:i kleidsam und bequem zu
gleich. AIS Material ist für jetzige Zeit
Ml'iaVi'
AWA?
' U Ij W '
, . ( iA,
Flanell oder Flanelletle, empfehlenswert:
stets Miett und erprobt sind Perkale.
iÄinghZin,- Galatea und verschiedene n i
bete tqffc. Schnittmuster sind in Grö
ßen von 2, 4, 6, 8 und 10 Jahren erhält. .
lich. Mittelgröße, erfordert 24. Mrds für
die Bloomers und 3 zum Kleidchen, bei
27. Zoll breite.
BestellungZönwelsung.
Diese 'Muster werden an irgend
eine Adresse aege Einsendung des
Preises geschickt. Man gebe Nummer
und Gröke und die volle Aorene
deutlich geschrieben, an und schicke den
Eoupon nebst 10 Cent für jede
bestellte Musteren da, ' '
Omaha Tribüne Pattern Dept.
s 1311 H,ar t. , ,
und sie als Köstlichstes an jedem Tage
neu zu erringen streben.' Das war
des eckten ??rauenlebens tiefer Sinn.
Auch um'Kinixsliebe muß die Mut
ter werben, muß feinem Wesen ta
stend und leise nachspüren, in alle
Wurzelchen der jungen Pflanze rnn
ein sich selbst verflechten, nimmer
müde und immer reicher an Liebes
kraft, je mehr von ihr gefordert wird.
Als die alte Christine, neben Franz
das Faktotum des Hauses, ihre junge
Herrin am attdern Morgen gemear
batte. kam sie kopfschüttelnd in die
Küche zurück: Sie will verreisen,
Franz. auf acht Tage, ganz plotziicy.
Und mich bat sie gefragt: .Christine,
weißt du noch mit dem Soxhlet-Ap
parat Bescheid? Nun sag' dlofz.
was sollen wir mit 'nein ts0Mtt!
Nanu, sagte Franz, fie wiro
doch nich?" ,
' Oller Quatschkopp! Unsere Frau!
Nee! Die nich!" Entrüstet ließ sie
ihn. stehen.
' Frau Herta stand am Fenster und
blickte sinnend in die schweigende Win-
terpracht ihres Gartens hinaus. An
neliese schlief, ihre süße, kleine Toch
ter. ihr Kriegstind, ihr Kriegsglück!
Die Gesellschaft hatte es ihr übel,
genommen, daß sie sich so von allem
zurückzog und nur diesem Kinde lebte.
Man tuschelte und munkelte allerlei,
fand sie extravagant und unvorsichtig
und ließ es sie fühlen,' daß man ihr
Tun mißbilligte. Frau von War'
borst lächelt vor sich hin. Ihr wa
ren sie nichts Neues, diese Schran
ken, die der Gcsellschastskodex der
alleinstehenden Frau überall als Hin'
dernisse.auf den Weg stellte. Auch
Mutterrechte wollten erst erkämpft
fciir; wo die Natur sie versagte. , Sie
würde sie sich erkämpfen, des war sie
gewiß. .
Tief aufatmend im Gefühl befrei-,
ter Kraft trat sie an das Bettchen
ibres Kindes. Mit aroken Auaen
slaz die Kleine still in ihren spitzende.
setzten Kissen, etwas ivie- lachendes,
dämmerndes Erkennen wurde darin
wach, als sie den liebevollen Blick der
Mutter fanden, laut krähte sie auf
vor Lust und griff mit den Aermchen
nach ihr. Frau Herta aber sank, am
Bettchcn auf die Knie, legte den dunk
len Kopf neben die blonden Löckcheu
und wußte nicht,, daß helle Tränen
ihr die Wangen netzten.
'' i :
. . 5 ' ;
, 5 V ,
5 , ' I
, . z
' L H !
. : :
- " ü ' t E S
3 0 W ' - i , 2
- ic 0
B S ' l
w fc -c : i,
Cl v W tJO ,
2. 3 ' 'J j
e , ia y 4 :-1-
2 fe 3 '. IS 5
s c i
4 6 : :
73 c
? ,. ' 8
,rz 0 c
'3 co 5
tt bt y
: e .
a- 3, S
, K : '
. , - - '
1
-
?
i.rfi.:--r--iwtsf'-Ti',Äi"