Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 29, 1916, Image 7

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Drei Bilder von Marguerite Courtot, der FilM'ttBekleldungsriinstlerl"".
,Tas TanzmKdcl Jewell Hunt.
Filmznuber. .
In jedem Schuster sieikt ein Swr"
Heute Schreibmamscll, morgen Ttar
Soubrctte". Tas große Leben.
Hineingetanzt. Lehrymnns 'Laufbahn.
, '
' Das schöne Sprüchlein Es ist noch kein
Meister vom Himmel gefallen' hat der
Film zu Schanden gemacht., In der
Lichlinldkunst fallen täglich neu, Meister
t vom Himmel. Der Mann, der heute, auf
der StrasjenbahZl mit einem groben
Fans" die Nickels in seine schmutzige
Hand sammelt, der in Hcmdsärmcln und
in weißer Schürze als Schankkellner den
schäumenden - Gambrinustrunk kredenzt,
der im staubigen Kittel Asche und Müll
fahrt oder Erde, schaufelt, kann morgen
fchon ein ganz hervorragender Filmstcrn
sein. Und die junge- Dame, die sich von
Krethi und Plcthi übers Telephon an
schnauzen lassen muss, die für sieben Tol
' larS die Woche zehn Stunden lang die
' Schreibmaschine klimpert, die von Kaufe
rinnen, welche doch nichts kaufen, bei
.BargainZ" 70 mal hin und her gehetzt
wird, ist morgen schon ein berühmter, ge,
feiert Star, trägt statt des Kahenfel
leZ einen königlichen Hermclinmantel und
T hält sich selber eine Privatsclretarin. Je
' der Sticselwichscr kann ein Embryo-Star
g, dessen Auferstehung plötzlich -erfolgt.
Zeder SchreibmaschinenmamM kann
in prächtiges Talent schlummern, daZ die
Lichtbildkunst urpllitzllch weckte '
So gings.dcr Edna Purviance. Vor
einem Jahre gab' es außer wenigen Zfa
milienangehörigen, Bekannten und Mit
schülerinncn keine Menschcnseelc, die den
Namen Edna Purviance je gehört hätte.
Heute preisen die Sachverständigen Edna
Purviance als die Star-Soubrette" des
Wandelöildes. ... ,.
ZwNf Monate zurück besuchte Frk
Purviance eine Handelsschule in San
Francisco. Sie ließ stch dort über Dcbit
und Kredit aufklären, in dZe,Gcheimniffe,
der doppelten Buchführung einweihen,
kämpfte verzweifelt mit den Tücken und
Eigenarten der Kurzschrift unt suchte-mi-nutcnlang
alle Tasten der Schreibmaschine
ab, bis sie ein G, F oder X fand. Die
Wandelbilder kannte sie nur vom An
schauen. Aber Frl. Purviance hatte eikten
Bekannten, der ote zweite oder dritte Hand
eines Kinoregisieurs sein Lichtlein keuch
ten ließ. Da kam, Chürley Chaplin zu
Essaich. Er brauchte eine Partnerin, und
unter den angestellten Damen wae keine
zu finden, die für die Rolle paßte. Man
suchte ein junges Mädel, mit frohem La
chen, einem vollen Gesicht, wohlgeformten
Armen und einer weichen Nackenlinie.
Solche Typen sind selten. Aber die zweite
Hand dcö Regisseurs kannte fo ein Mä
del. Sie hieß Edna Purviance, winde
telephonisch herbeigerufen und tat 30 Mit
nuten später unter der Leitung des Nc
gisscurZ die. ersten Schritte vor der Kur
bclkamcra. So. wurde Edna Purviance
urplötzlich die berühmte Star-Soubrette"
des. Films. In knapp einem Jahre hat sie
es zur vielgenannten Größe gebracht, und
wenn eS nicht um die Bekanntschaft der
zweiten Hand ' des ' Regisseurs gewesen
wäre, säße sie vielleicht heute noch als ver
kanntcs Genie itt Burtau 'Fnma
Klemm & Klaue und tippte.
.Wir bekennen uns zu Ihrem Geehrten
von Ultimo und schätzen Sie im Besitzt
unseres ergebenen Gestrigen. In der
Falte übermachen wir Ihnen unsere De
taillierte. Im Verlaufe unseres Jüngsten
Verlautbarten wir schon, daß wir Hono
rierung innerhalb acht Tagen gewärtigen,
da wir uns beehren anzunehmen, daß Sie
die von uns- vergünstigten zwei Prozent
bei so beschränktem Ziel verVorteilen zu
wünschen wokiczn . . . ."
Nach einem solchen Geschichtchen wird
natürlich sofort jede junge Dame denken,
daß auch .in ihr ein großes Talent ruht.
Sie überlegt, sich die Sache und ist gar
schnell davon überzeugt, daß 'sie es ebenso
gut wie die Mary Pickford oder Floren
Lawrence machen kann. Und dann
träumt sie von dem Göttcrdäfein dieser.
Filmdamen, von Ruhm und Ansehe,, von
Brillanten, Pelzen nd'Pariscr Kostümen,
von einem Auto, einer kosigen Villa und
dem nie erschöpflichen Banttonto. Sie
sieht sich schon voirzahlloscn Verehrern
umschwärmt, wie ein Schmetterling von
einem Fest zum artdern slattern. und wo
sie erscheint, geht, ein bewunderndes FlU
stern durch den Raum: Ah! Da ist . . . ."
Neben diesen himmlischen Tändeleien sin-
dct sie auch hin und wieder einige Minu
ten Zeit, vor der Kamera zu mimen.
Alle diese schönen Träume haben Wirf
lich erfolgreiche Film-Schauspielerinnei!'
nie geträumt. Sie kennen auch solch groß
artiges Leben nicht. Sie sind ernste,
strebsame Dienerinnen der. elften Muse,
die allen Kinkerlitzchen abhold sind. Da
ist z. B. Margucrite Courtot, der gefeierte
Star der Gaumont Co. im sonnigen Jack
lonville. Diese noctz ganz junge Dame
ist nicht nur eine Schönheit ersten Ranges,
sondern sie hat such die seltene Gabe, ihr
Kleid im $Im zur Ge!lng-zu bringen.
Nur wenige BUHnendamen wissen sich so
individuell, fo jeder Rolle, jedem Charak
ter angepaßt, zu kleiden. Frl, Courtol
kann sogar durch die Falten ihres Kleides
mehr Ausdruck .erzielen, als andere Leute
i durch ihre Mmik vermögen. Sie muß
also Wohl den ganzen Tag- vor' dem Spie
gcl Studien inacheit, von einem Kostüm
ins andere fahren, sich über die prächtig
sten Modeschöpfungen entzücken und aus
der Freude gar nicht herauskommen. Von
früh bis spät kann sie sich putzen und klei
den. Leider verfehlt diese Ansicht weit
daZ Ziel. Frl. (Tourist sagt:
,,M war kaum ans einem Pensionat in
Lausanne, Sckiweiz, gekommen, da wurde
ich in. die IMovies" gesteckt. Bühnen
Erfahrung habe ich nie gehabt. Ich trachte
auch garnicht danach, vtz.r den Rampen
lichtern Siotoiität zu erlangen. Mein
ganzes Sinnen und Trachten gilt der Ar
beit vor der Kamera, die oft zehn und
noch mehr Stunden täglich dauert. Und
wenn, ich mich ganz müde gearbeitet habe
und erschöpft .bin,.spielc ich zur Auf
frischung etwas Tennis. 'Abends sitze ich
bei Muttern und wir lesen ein schönes
Buch. Das ist meine einzige Unterhaltung.
Außerdem tanze ich noch leidenschaftlich
Prne."
Zur Abwechselung jetzt mal zu dem
Werdegang eines Sterns masculini gc
neris: . Heinrich Max Lehrmann eiii
Ocsterreichcr und Leiter der Universal
L-Ko Truppe in Kalifornien:
Ich war eine Art Finanz-Talent und
wurde von meinen Eltern auf die Wiener
Handelsakademie geschickt. Geld auslegen
verstand ich fcnnos. Nur aufbringen konnte
ich die Zechinen nicht. Vielleicht war in
Amerika die. Gelegenheit günstiger. Die
Koffer gepackt und hinüber ins Land der
unbegrenzten Möglichkeiten. . . In New
Aork eroberte ich eine" Stellung als Ver
käufer in eim Wcihwaarengcschäft. Ich
maß alles nach Metern ab, und da ein
Meter ungefähr ein Zehntel länger als
eine Fard ist, entschied der Eigentümer,
daß meine außerordentliche Generosität
anderswo besser zu verwerten sei. Außer
dem waren meine Kenntnisse des Eng
lischen so groß wie die der Masse, und
deshalb schieden wir mit beiderseitiger Ab
Neigung. Ein BIIcher-Hastcrer, der eine
philanthropische Ader hatte, nahm sich
meiner an. Ich durfte mitlaufen nd
Landslcute in der'. Heimatsprache über
reden, ein billiges Prachtwerk teuer zu
kaufen". . Das waren böse Tage mit wenig
Sonnenschein. Aber ein heller Strahl
leuchtete doch: die Einladung eines vor
aussichtlichcn Kunden zu einem Glase Bier.
Da solche Scgcnsspenden "selten waren,
griff ich mit beiden Händen zu.
uWm in die Wirtschaft. Gerade als
wir eintraten, warf der Wirt seinen
Schankkellner in hohem Bogen hinaus.
Da ich als Bücher-Agent ans Hinausflie
genewöhnt war, erschien mir dct Platz
gleich sehr, heimisch und ., vertraut. . Ich
faßif-die Gelegenheit beim Schöpfe, be
warb mich um den freigcwordenen Posten,
zog den Rock aus und schwenkte die Glaser.
Die Kunden waren hauptsächlich Straßen-bahn-Konduktcure.
Diese Profession er
schien, mir äußerst einträglich. Nicht
umsonst hatte ich Hochfinanz studiert.
Unter meiner Leitung wurde eine Aktien,
Gesellschaft gegründet, die ein Kapital don
$17.50... für meine Kondukteur-Unisorm
und $2.5 Betriebskosten für die Lehrzeit
aufbrachte. Mit einem guten ' Päckchen
Schimpfworte und hausbackener Ehrlichkeit
ausgerüstet, bestieg 'ich dann eine Car".
Nun hatte ich am Ende der Tage stets ein
Defizit statt eines ansehnlichen Häufleins
Nickel, und darüber gab es fortgesetzte
Kämpft mit den Kapitalisten. Aber es
ging nicht anders. Und-eines Tages be
hauptete ein Passagier, daß ichkein
Wechselgeld . auf feinen Dime" heraus
gegeben $ült. Das war e unverschämte
Lüge; denn der Kcrl hatte In scmcm
ganzen Leben nie mehr als fünf Cents auf
einmal besessen. Aber um Aufruhr und
Blutvergießen zu vermeiden, gab ich . als
der Klügere nach. Soweit war ich der
Klügere gewesen, doch was den Nickel an
betrifft, da war ich der Dumme. Selbst
konnte ich den Verlust nicht gutmachen.
Ich führte einen langen, fürchterlichen
Kampf mit meinem Gewissen, dann vcr
goß' ich zum erstenmale einen Nickel auf .
zuziehen". .Natürlich saß ein Spötter",
im Wagen Sein Bericht, zusammen mit
vier Unfällen an einem Tage führten meine
glatte Entlassung herbei.
Was tun? Jch kannte ein Wandel
bilder-Thcater, wo ein hübsches Mädel an
der Kasse saß und wo ich schon oft für,
fünf Cents ein zweistündiges Mittel gegen
Weltschmerz erlangt hatte. - Fast instinktiv
pilgerte ich dorthin. Jch laudnte erst
mal mit der kleinen Kassiererin und er
zählte ihr den rühmlosen Ausgang meines
Unternehmens. Sie hatte Mitleid mit
mir, konnte mir über keine Freikarte
schenken. Sie verwandte sui jedoch für"'
mich beim Boß", der mir ebenfalls Sym-'
pathie 'bezeugte, mir einen Besen in die
Hand drückte und mich als Scheuerfrau
anstellte. Auf diese Weise kam ich mit
der Film-Jndustrie in aktive Berührung.
Schon beim Kehren und Putzen suhlte ich.
daß ich auf dem rechten Gebiet und zur
Lichtbildkunst berufen war. Unter Fach
'kollegen fand ich durch Vermittelung eines
Privatpolizisttn einen Biograph-Schau,
spieler. der ein gütiges Herz hatte und
mich als Ertra" auf die Lohnlifte seiner
Gesellschaft brachte. Ein Jahr später
war ich dollberechtigter Schauspieler mit
einem fürstlichen Wochengcholt von $25.
Nun konnte ich darangehen, meine eigenen .
Ideen zu .: verwerten. Das brachte mir
bald $100 wöchentlich ein. Nicht lane
darauf leitete ich meine eigene Truppe in
Universal City. Jetzt habe ich noch größere
Sacken vor, die mich entweder in einen
Palast oder ins Armenhaus dringen."
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Zus Hnkek Sams Werkstätten: Verge von Kekd
Seidenranpe Seim Iilayk.
s PriesmarKen-Aruckerei.
Aus dem Smttösonian Institut.
- Mmzauber..
Wunder der Kinematographie. Hun
derttausend Bilder in der Sekunde.
Analysierte Bewegungen. Erziehung
durch Films. Schnapöteusel im Kino.
. Einhunderttausend Zilmbild werden
mit einem neuen Apparat in einer Se
künde ausgenommen! . . "
Der alte, gewiegte Fachmann der Kinc
matographie, dex diese Behauptung Hort,
klappt erschrocken aus snem Schreibtisch
fesscl nach vorne, neigt fragend den Kopf
vor, hält die gewölbte Hand hinters Ohr
lind schaut den (Sprecher mit einem un
gläubigen, mitleidigen Blick an. Er glaubt
sich verhört zu haben: -
Wieviel Bilder in einer Sekunde?"
.Hunderttaufend und noch mehr!"
Das ist zuviel für den Praktikus. Er
springt auf fuchtelt mit den Armen um
sich, macht mit der Rechten eine gewaltig:
Bewegung, als ob er etwas Unsinnigks
weit don sich weifen wcllc, und ruft dann
erregt: .
. -Das ist' das ist reiner Blödsinn?
Sehen Sie hier dickn Apparat an, ich
habr siebzehn Patente daraus," er d.'ii
tet, aus einen Kutt,'!Zasien ' mit ollcilci
Vorrichtungen, .Schrauben, Rädern und
Drähten. das ist mein schneüstcr.
Wacht zweihundert Aisnahmcn in der
Sekunde. Registuirt alles, analysiert Be
weguiigen, Und da wollen Sie bchaiip
ten hunderttaufend. ne, das seht
nicht!"
Hier hnbcu ZU-ti schwor.; auf weiß.
Da löiin:'N Sie lesen, daß deutsche ttf
kbic jüi G.ZchoßtincmatozrapHie Appa
rate Hergestellt Haöen. die die Vilderzahl
ins Unermeßliche steigern."
Der Inhaber von siebzehn Patenten
steckt zil tief in seinem Unglauben, um
das Schivarz auf Weiß" auch nur zu
beachten:
Hunderttausend in der Sekunde?
Mensch, wissen Sie. wieviel Bilder hun.
lderttausend sind,. und wie kurz eine Se
knnde ist!. Habe tat eine Ahnung, was
für Geschwindigkeiten da notwendig sind?
Man denke sich hunderttausend Bilder an
einander gereiht, das gibt einen Film von
nahezu zwei Meilen Länge. Leine Vor
führung nimmt über eine Stunde Zeit in
Anspruch, und in der ganzen Zeit ist nur
die Bewegung eines Dinges in einer ein
zigen Sekunde sichtbar!"
Er holt nach diesen Widersprüchen tief
Athem, sammelt sich und sinkt wieder in
seinen Stuhl. Jetzt überlegt er. So
wahnsinnig die Sache auch ist, sie Ist
zweifellos interessant. Der zweite, nüch
tcrne Gidanke d'immert:
Wer. sagten Sie, hat den Apparat n
funden?"
Deutsche " .lehrte. Kunstpause.
Dann entfährt es dem alten Fachmann:
Weiß der H?nker. aber den Deutschen
ist so was tatsächlich zuzutrauen. Nach
der Appam" wundert mich nichts mehr.
E klingt zwar wie ein Märchen, aber
hm, wenn Sie deutsche Gelehrte sagen
hm " der Erfinder kratzt sich
verlegen den Kopf, na, dann mag es
vielleicht, Sinter Umständen und genossen
Prrau&sefcungfn nicht so ill ständigen
möglich sein. Lassen Sie mich mal lesen."
Er greift nach dem Blatt und liest;
Es ist erklärlich,' daskinematographische
Ausnahmen fliegender Geschosse für das
Studium der Schictzwaffen außerordent,
liche Bedeutung besitzen. Die Geschichte
von Momentaufnahmen fliegender Pro
jektile ist daher auch gar nicht mehr jung.
Bereits vor 2 Jahren gelangen Ernst
Mach solche Aufnqhmen. die besonderes
Interesse durch die deutliche Wiedergabe
der Luftwellen und Luftwirbel erweckten.
Auf Machs Arbeiten hat dann die ballisti
sche Kinematographie ?efußt. ES gelang,
einen Apparat für Geschoßkinematogra
phie herzustellen, der die Bilderzahl ins
schier Unermeßliche steigerte. Die Be
leuchtungssnordnung besteht aus einem
elektrischen Stromkreis, in den die Fun
kenstrecke, ein großer Kondensator und ein
Regulierungswiderstand eingefügt sind.
Parallel zur Funkenstrecke ist ein kleiner
Kondensator geschaltet. Der große Kon
densator wird durch die Influenzmaschine
geladen. Wenn der Schalter eingelegt
wird, wird auf dem groß Kondensator
der kleine don selbst geladen und durch
die Junkenstrecke entladen und so fort,
zehntausend, hunderttauseydmal und noch
mehr in der Sekunde." .
Der sicbzehnfache Patentinhaber hält
an. beginnt wieder von vorne, liest den
Zettel dreimal durch, überlegt, schüttelt
den Kopf lange und bedächtig und sagt
dann oachdenl'icki: ..
' So ganz vlausibcl ist mir die Sache
noch nicht. Ich muß mir erst mal die
Funkenstrecke, Kondensatoren, dtn Regu
licrungZwidcr stand und da? andere Zeug
durch den 'Kopf gehen lassen, ehe ich dar
aus klug werden kann. Aber eS liest f.ch
sehr hochgelehrt und wahrscheinlich. Wie
gesagt, seit der Appam" wundert mich
nichts mehr an den Dzutschen." Nun
rafft er sich zusammen. Seine Erfinder?
ehre steht auf dem Cpiel. Er ist wieder
der amerikanische Geschäftsmann, dcr sich
keine Blöße geben will. Nasch schießt er
los: .Ja. ja! Jetzt ist mir die Sache
klar. Aber selbstverständlich! Das ist
ja hochinteressant, das muß ich doch gleich
mal...,"'
Weg von dem ungläubigen und bekehr
ten, siebzebnfach patentierten Thomas,
dem nach ver Appam" selbst hundert
tausend Bilder in der Sekunde nicht mehr
wunderlich erscheinen. ' Jetzt zu einem an
deren Apparat, der nur hundertundzwan
zig Aufnahmen in der Sekunde macht,
nicht ganz zehnmal so viel als die ge
wöhnliche Kurbelkamera, die zwischen zehn
und siebzehn Bildern in der, Sekunde
nimmt. Mit dieser Kamera stellen Pa
tbös ibre ftilnis der .analiilierten Bewe
gungen". Was das heißt, werden wir
sehen. ,
Jeder gute Läufer jegt 100 Jards in
zehn Sekunden zurück Wird er dabei von
der gewöhnlichen Kamera gefilmt, so sieht
mcm im Bilde genau das, was mit dem
Auge bei der Betrachtung des Laufes zu
sehen ist. Wird aber eine Kamera benutzt,
die zehnmal mehr Bilder von dem Laus
aufiümmt, und wird dieser Filin dann in
den Projcktionsapparit gesteckt, so neigt
die Leinwand den Laus zehnfach ausge
dehnt. Der sonst dahinfliegende Athlet
läuft zehnmal langsamer. Ganz gc
mächlich hebt er die Glieder, jede Muskel
bewegung ist einzeln sichtbar. Seine Be
wcgungcn sind analysiert.
WaS das für einen, Zweck, hat? ' Einen
sehr großen. Soweit es das Laufen rc
tnfft,kann der ungeübte Athlet an diesen
analysierten Bewegungen Studien machen
und genau sehen, wie er lausen und welche
Muskeln er bewegen soll.- Das ist nicht
sonderlich wertvoll, da : nicht alle Leute
100 Mrds in zehn Sekunden durcheilen
wollen. Man nehme jedoch analysierte
Bewegungen der Arbeitsleistungen von
Menschen und Tieren. Da zeigt dcr
Film ganz genau, welche Bewegungen
wirklich zweckmäßig und welche überflüssig
sind. Werden die überflüssigen bei der
Arbeitsleistung ausgeschaltet, so ergibt sich
eine, große Kraft- und Zeitersparnis; die
auf die zweckmäßigen Bewegungen der
wendet werden kann, wodurch die Lei
ftungssähigkeit erheblich gesteigert wird.
Filmö, die sich mit derartigen mehr oder
weniger wissenschaftlichen Sachen besassen,
nennt man hier Educationals". Sie
haben einen erzieherischen Wert, daher der
Name. ' Aber in Amerika geht Man nicht
zur Erziehung, sondern zur Unterhaltung
in den Kientopp. " $ie Educationals"
nehmen daher einstweilen nur den Platz
eines ausgezeichneten .Fillers" ein, mit
dem man Pausen dcr Borstellung voll
stopft. Und doch robern sich diese Bilder
langsam einen Platz an der Sonne. Sie
müssen nur populär gehalten sein. Po
puläre Educationals", die einen erziehe
rifchen Wert haben, sind z. B. Bilder über
das Tierlcben,-bildnerische Reisen durch
weltferne Länder, durch die man Land
und Leute kennen lernt. Aufnahmen aus
modernen industriellen Betrieben, wie die
Fabrikation von Eisenbahnschienen u. a.
mehr. Wie tötlich langweilig ist die Be
schreibung der Lebensmeise eines bestimm
ten Tieres oder Insekts im Vergleich zu
einer bildnerischen Vorführung des Tiere,
wie eZ leibt und lebt. In den PathS'fchen
Intimen lStudien aus der Tier, 'In-scktm-
und Vogclwelt" sieht man z. B. die
Seidenraupe bei der Mahlzeit., bei der
Verpuppung u. s. w. '
Onkel Sam ist der Inhaber eines der
größten Geschäftsbetriebe. Er hat Schiffs
bauhofe, Druckereien, eine Flotte und eine
Arn.ee, emen riesigen Vcrwaltungsbetricb,
Museen und was sonst noch -alles. Er ist
einer dcr vielseitigsten Leute auf dem
Erdenrund. Was der Onkel alles tut und
treibt davon kann man sich einerf Begriff
machen, wenn rnan die Universal-Scrie
UmIe'Sam at Work" sieht. Sie führt
uns in alle Werkstätten und Arbcitsräume
des Onkels. Mit Hilfe des Hrojcktions
apparates wollen wir Mal inen ganz
kleinen Blick in einige Arbeitsstuben tun:
Die Briefmarken-Druckerei des Bu
reauS für Engraviug and Printing" in
Washington. Hfi Räume mit vielen
Fenstern, durch die eine Flut don Licht
strahlt. Drahtgiiter teilt die Säle in Ab
teilungen ein. Rechte sitzen Mädchen vor
Perforinmaschinen und wählen Blätter.
Links eine Maschine, die toj ein Torbogen
aussieht. Unten läuft ein weißer Papier
streifen in sie hinein, dreht sich über
Walzen, und rollt wie ein endloses Band
fertig mit Briefmarken bedruckt über den
Torbogen auf dcr anderen Seite herunter.
Ein Mann bedient die ganze Maschine.
Srrrr. In einem anderen Raum. l?in
Arbeiter wirft, ein dickes Papierebündet
auf den Tisch, als ob u mit Makulatur
hantiere. Es fliegt zu vielen anderen, die
dort scheinbar wüst durcheinanderliegen.
Eine Frau zählt die Blätter. Wir be
trachten das Papiere genaie und sind
staunt. ' Jedes Bündel ist ein Ver
mögen wert. Dollarscheine sind es, immer
viere auf einem Blatte, noch nicbt auscin
andergefchnittcn, und einige hundert Blatt
in einem Bündel, j
Erre. Im Smithssiiiü!' Institut, im
Saal, wo Tiere ausgestopft werden. Sau
bere gegerbte Felle liegen auf Tischen, und
Geweihe und Schädelstehcn herum. Ein
Mann in weißer Schürze modelliert. Er
muß ein Bildhauer! sein, aber ist doch
nur ein Ausstopfer. An einer Gazelle
arbeitet er. Schlank und sckiön steht da
zierliche Tierchen da. Sobald das Bild
merk" fertig ist, wird das Fell ausge
zogen, das wie in Handschuh sitzt und
nur zugenäht zu werden braucht. ,
'enug' von Onkel Sams Arbeit. Nun
einen Blick in die Filmzeitung. Neue
Tagesereignisse sind zu sehen: Der Brand
des kanadischen Parlamentgebäudes;
Wilson auf seiner Kampagnereise durch
den Mittelwesten; Hinrichtung mexikani
scher Banditen, . s. w. Neben dem Be
richterstatter hat der Mann mit der Kur
belkamera überall, dabeigestanden. Feder
Und Telegraph ctrbeiien allerdings noch
ganz entschieden schneller. Lokale Ereig
nisse sind schon innerhalb weniger Stun
den im Film produziert worden., Bon der
Filmzeitung bis zur Filmzcitsehrift ist es
nur ein Schritt. - Die Paramount Picturc
Corporation bringt schon eine solche Zeit
schrift heraus, die statt geschriebener Aus
sätze bildnerische Darstellungen der Pläne
und Werke, großer Männer erhält.
Noch ein Stückchen Filmzauber, ein
Educaiional"; es soll zur Bekämpfung
des Alkoholgenusses dienen,.und wird don
Prohibitionisten. im Lande gezeigt. Zu
erst bringt de Film einige Bilder, die
zeigen, wie der erste Schluck an dck Bar"
jeden MenWn für das Zuchthaus stem
pelt., Tann sieht man, wie das Trinken
aus einem vernünftigen, tüchtigen Mann
ein menschliches' Wrack macht. Das Trinken
wird auch zum Ruin seines Familie",
tefeen, feines Geschäfte. Da iialit die
Göttin Prohibition. Der. vollständig
Ruinierte wird gerettet, in eine Äiisial!
gebracht undzeheilt. Als' neuer,' lern
gesunder, arbeitssreudiger Mensch wird er .
entlassen. Er macht jetzt großen Bogen
um alle Wirtselmfteir, fein 'Geschäft geht
glänzend, und bald sitzt er wieder beim
Lampenfchein im rcichausaestatteten Heim.
er ii mittlerweile dk'.neilze Millionär
geworden, im- Kreise seiner jofcbrr.-
vcrrintcn, glllckliäxn Familie, und k:;;!:
- Wasser!