Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 22, 1916, Image 7

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Ter Film im Kriege. Gefahren der
Ausnahme. Wert bes KriegSfilmö.
Englische Fakes". Kitchencr's
Millionen ans dem Lederstreifen.
Als in den ersten Augusttagen deS Iah
tti 1914 Europas Cchicksalsstuiie schlug,
als das bewaffnete Deutschland und
Oesterreich Ungarn auszog zum glorrei
chen Kampfe, da zogen mit den Heerscha
nn Männer hinaus, die man in großen,
früheren Kriegen nie gesehen hat. Diese
Männer schleppten einen viereckigen Kur
belkasten, ein Dreibein und zahlreiche
Rollen Films. Cie gingen an die Front,
um den gewaltigsten Kampf aller Zeiten
im wandelnden, lebenden Bilde festzuhal
ten. Was diese Männer bisher geleistet
haben, kann gar nicht genug bewertet wer
den. Die Kinematographie des Krieges
hat sich ZU einer bildlichen Chronik deS
großen Weltenbrandes entwickelt. Als
solche ist sie sogar unübertrefflich. Wie
hilflos ist doch das Wort auch das des
gewandtesten Schriftstellers. wie nichts
sagend die tote Photographie gegenüber
em alles belebenden Film, der uns un
sere Brüder im Felde vorführt, wie sie
dort draufzen leben, wie sie arbeiten und
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in gleicher, männlicher Fassung zu ertra
gen wissen. Wir sehen unsere Feldgrauen
und ihre Verbündeten in ihrem primitiven
Heim, dem Feldlager, unter braunen Zeb
tcn oder in Erdhöhlen. Bor allem aber
sehen wir sie in blutigem Kampfe, in
ruhmreichen Siegen. Und wir d'ie
Heimatfernen erhalten durch den Film
ein Stückchen Heimat, erleben mit unse
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Martz Pickford in
Die kleine Filmkiinigin. Mary Pick
ford. Tenement, Thespiskarren und
Belag. Beharrlichkeit führt ans
Ziel. Vom $5CF:fni" zum $100,.
c00.Ttar". Geld kein Glück.
Mary Pickford ist ein Name den heute
alle. Spatzen vom Dache pfeifen. In den
kicklersirablenden Tbeatcr Distrikten der
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Weltstädte, im friedlichen kleinen Landä
siadtchen, wo der Kienlopp die einzige
Vergnügungssiätte ist, in den Mining
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lich ein Wandcr-Filmtheater erscheint,
überall glänzt und klingt der Name der
kleinen, blonden Filmkönigin. Sie hält
den Weltrekord sür Filmpopularilät, für
Berühmtheit, und neben anderen Rekorden
auch den des größten Einkommens einer
Iüngerin der elften Muse. Obgleich nun
Mary Pickford der G??ßnmtter wie den
Schulkindern, dem Trusl-Präsidenten und
dem Arbeiter bekannt ist. so giebt es doch
nur wenige Leute, die wirklich wissen, wer
Mary Pickford ift und wie sie die Leiter
,um köchsten Erfolge hinaufkletterte. Wie
ein leuchtender Komet ist sie plötzlich am
Himmel des Film-Ruhms erschienen, um
gleich in seltener Pracht und Herrlichkeit
zu strahlen. Aber so unbekannt, wie die
eines Kometen, ist für die breite Masse"
auch ihre Herkunft und Laufbahn. Wie
kam es nur, daß Mary , Pickford die
Königin des Films wurdeZ
Vor garnicht langer! Zeit, da lebte in
btm übervölterten Tenemenihaus-Bezirk
New orks eine vierköpfige Familie, deren
Haupt Frau Pickford war. Die Mutter
führte einen recht schweren Kamps und
ließ sich ki-ine Arbeit verdrießen, um das
tägliche Brot für drei immer himgrige
Mündchen hkrbeizus'Sasfcn.' Ihre Kleinen
waren Lottie, Jack 'und Mary. Sobald
die Kinder pie Schule vcklicßen, mußte
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Abmarsch zum Ech!itzengrabenBau.
rem Volke im Wandelbild die 'großc'tl
serne Zeit.
Wer jetzt, in den Stuhl des Wandelbit
bertheaters zurückgelehnt, die mancherlei
Kriegsbilder vor seinem Auge vorüber
flimmern sieht, der ahnt gar nicht, mit
welchen Mühen und Gefahren die Her
stcllung der Bilder erfolgt ist. Die Kino
Operateure arbeiten an der Front in
Sturm und Regen, in Kälte, Hihe und
Entbehrungen, um den Dahcimgeblicbenen
und der ganzen Welt ständig neue Auf
nahmen zusenden zu können. Sie ertra
gen die gleichen Strapazen wie 'die Trup
Pen, sind obeMein häufig noch größeren
Gefahren ausgesetzt als der kämpfende
Soldat, der im Graben und Unterstand
Schutz 'findet, während der Kinomann
schutzlos den Geschossen preisgegeben ist,
wenn er aus dem Graben hinaus muß,
um Aufnahmen im Felde zu nehmen.
Dort platzen die Granaten, krachen die
heulenden Schrapnells, pfeift der Geschoß
Hagel der Maschinengewehre. Und die
Kugeln und Geschoßfplittcr machen keinen
Unterschied zwischen Soldat und Wandel
bilder-Photograph. Schon wurde einer
der wenigen zu den deutschen Fronten zu
gelassenen Operateure, deren Gesamtzahl
kaum ein halbes Dutzend beträgt, durch
eine Schrapncllkugel verwundet. Ein an
derer entging bei der Aufnahme einer
Lrückenfprengung nur 'um Haaresbreite
dem Tode durch die umhersausenden
Sbrengstllcke.
Der Kinomann ist tapser und mutig
genug, um alle diese Gefahren und Strq
pazen zu überwinden. Sie sind nicht seine
einzige Sorge. Eine erlxblich größere
Schwierigkeit bildet für ihn die Tatsache,
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Als
sie selber mit ran und helfen, den Brot
korb der Familie zu füllen.
Klem-Mary hatte Lust zur Bühne zu
gehen. Eine $6 Stellung als Laden
mädchen behagte ihr nicht. Sie war ein
ernstes, strebsames Mädel, das in der
Bühnenlaufbahn kein Mittel zu eleganten
Kleidern, zahllosen Verehrern und einem
seinen Leben, sondern einen Beruf erblickte,
in dem man sich redlich plagen muß,
wenn man weiterkommen, ein anständiges
ädel bleiben und sur Mutter und Ge
schwister Geld verdienen will. Frau
Pickford wußte, daß ihre Tochter so dachte,
und sie ließ die Kleine wohlgemut ziehen,
als Mary bei einer nicht gerade hervor
ragenden Theatertruppe ein kleines En
ga'gkment erlangte. Herzlich wenig Ruhm
und irdische Schatze hat Frl. Pickford auf
dem Thespiskarren errungen. Aber
gerade dieser Umstand diente dazu, ihren
Ehrgeiz anzuspornen.
- Bei ihrem ernsten, verständigen Streben
schwebte der kleinen Mary ein besonderes
Ziel vor: Sie wollte sür David B;lasco
spielen. Sie verliebte sich geradezu in
diesen Gedanken, konnte ihn garnicht mehr
loswerden, und setzte sich darum hin, um
dem großen Thcatcrmann ihre Dienste
schriftlich anzubieten.
Wie olle bedeutenden .Theaterleute er
hielt auch Herr Belasco mit jeder Post
Briefe von großen und kleinen Talenten,
die ihm ihr Herz ausschütteten und ihn
um Anstellung baten. Solche Briefe man
dern fast Immer In den Papieikorb, Mary
Pickfordwußt: dies und sie wiederholte
deshalb ihre Schreiben regelmäßig von
Zeit zu Zeit mit einer rührenden Beharr
lichkcit. Wie der stete Tropfen den Stein
höhltso machten auch diese Bliese schließ
lich Eindruck auf den " großen Theater
mann. Er wurde auf d! kleine MLdel
aufmerksam, di ihren Brieflein immer
ein Bild, stets mit einem anderen
Gcsichtsaurdruct beilegte.
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daß er an der Front nicht gewünscht ist.
Obgleich er von der obersten Kommando
behöbe konzessioniert ist, so ist er doch bei
den höheren Befehlshabern, bcsonocrsdkn
Etappenkommandeurcn herzlich wenig be
liebt. Für diese hohen Herren hat nur das
Zlveck und Bedeutung, waö von militä
rischem Interesse' ist. Alles andere ist
nach ihrer Ansicht nicht .nur höchst über
flüssig, fondern sogar hinderlich für die
militärischen Interessen". Ein solches
Hindernis ist der Kino-Mann, der mit sei
nem Kasten immer da angelaufen kommt,
wo wirklich was von militärischem In
teresse" vorgeht, der dort im Wege steht,
und darum den hohen Militärs ein Dorn
im Auge ist. Die Herren Etappenkom
rnandeure dulden am liebsten keinen ein
zigen Zivilisten in ihrem Bereich, ckdllen
kein Fuhrwerk, kein Auto ihre Etappen
straßen benutzen sehen, damit alles für die
militärischen Vorgänge frei bleibt.. Im
Innern ihres Herzens verwünschen wohl
diese Etappenkommandeure die Kino
Kerle, die mit ihsem Kurbelkasien auf
ihren schönen Straßen spazieren fahren.
Alles dies zwingt den Wandelbilder
Photographen beständig, alle nur irgend
erlaubte List anzuwenden, um sich dem
Auge der Gestrengen zu entziehen und
dorthin zu gelangen, wo's" wirklich was
Ausregendes und Sensationelles aufzu
nehmen gibt. Schlau wie ein Fuchs, weiß
er sich überall durchzuschlagen, immer
dorthin zu gelangen, wo die unfehlbare
Spürnase ihn Großes wittern läßt. So
führt er im großen Kriege noch einen klei
nen Krieg hinter der Front mit allen
Denen, die durch die Brille deS militari
schen Interesses' nicht sehen wollen, daß
der Krieg eigentlich nur ein riesiges Ar
beitsfcld für die Jünger der Lichtbildkunst
ist, wie die Letzteren wohl denken mögen.
Worin besteht nun der große Wert der
Kricgswondelbildcr? Was die Öffentlich
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Madame Buttcrfly.
"Eines TagcS steht Klein-Mary vor
dem Zerberus, der den Eingang zu Herrn
Belascoö Privatbureau 'bewacht. Sie
teilt dem Wärter mit, daß sie Herrn
Belasco wegen einer Anstellung sprechen
will. .
Komme übermorgen, nächste Woche
oder besser in sieden Monaten wieder,
Kleinchen. Jetzt ist niz zu machen."
Aber Ich muß ihn unter allen Umstän
den, unbedingt, unaufschiebbar heute, jetzt
gleich, sofort sprechen!"
So hatte noch kein Mädel zu dem All
gewaltigen zsprochen. Der Große kratzt
sich verlegen hintcr'm Ohr und schiebt
dann in das Bureau:
Ein Kind muß, Sie unbedingt, un
aufschiebbar, gleich, sofort sprechen, Herr
Belasco!"
' Herein in das Allerheiligste tritt das
blonde, süße Mädel. Ihre ausdrucks
vollen, schönen Augen blicken ängstlich in
die des Theatermannes. Dann rafft sie
allen Mut zusammen und haspelt das
Sprüchlein her, das sie auf dem Wege
zum Theater wohl hundertmal bedacht
hatte:
Ich heiße Mary Pickford. Unsere
Truppe spielte gerade in der Nachbar
schaft, und da bin ich) schnell mal herge
kommen. 'Ich habe Ihncn schon oft ge
s rieben. Ich möchte gar zu gerne unter
Ihrer. Leitung arbeiten. Bitte, bitte, ent
täuschen Sie mich nicht. Geben Sie mir
eine Rolle. Ich habe schon davon ge
träumt. Sie müssen mir eine geben.
Sie können es geradesogut jetzt tun, weil
ich nicht eher fortgehe, bis Sie ja gesagt
haben."
Herr Belasco, ein gründlich Menschen
kcnner, hatte sofort erkannt, was für ein
Prachtmädel da vor ihm steht. Er lächelt
über die kindlich-ängsiliche Zudiinglichlcit
der Kleinen vnd sagt in aller Seelen
ruhe: Sie sind engagiert!"
Hei, wie ist da dasblonde Trotzköpfchen
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Im Winterkleid am Lagerfeuer.
keit vorläufig freilich von Kricgsbildern
gesehen hat, das ist keineswegs die wich
tigste Errungenschaft, die wir der-Licht
bildkunst auf dem Schlachtfelde verdan
ken. Das Wichtigste ruht noch als Chro
nik für Zeiten im Schoße der Archive und
wird dort ebenso sorgfältig behandelt, wie
die Geheimnisse der preußischen Staats
archive. - Wahrscheinlich wird es nur einer
viel späteren Zeit vergönnt sein, hier Ein
blicke zu tun. In der Verwertung des
rein militärischen Films sind die Ocster
reicher am weitesten vorgedrungen. In
Wien ist ein besonderes Filmarchiv des
Weltkrieges" geschaffen worden, dem be
reits Tausende von Film-Metern einver
leibt sind. Sie sollen in erster Linie zu
Studienzwecken dienen. Die Besucher der
Militärakademie werden in einem bcson
peren Saal dieses neuartige Unterrichts
mitte! und Anschauungsmaterial zu Ge
sicht bekommen.
Die nächstwichtige Bedeutung der
Kriegsfilms ist, ihr Propaganda Mit.
Das Wort Propaganda hat in Amerika
einen bösen Beigeschmack bekommen, weil
damit das Lügengebäude der- Anglophilen
untergraben wird. Gegen die Mittel
mächte kann man jedoch nicht den Vor
wurf erheben, daß sie durch Wandelbilder
Sympathie bei anderen Völkern zu erlan
gen suchten. Das taten nur .die Alliierten,
wie wir gleich sehen werden. Die Deut
schen ünd ihre Verbündeten haben aller
dings ein lebhaftes Interesse daran, durch
wahrheitsgetreue Kriegsfilms den Lügen
und Entstehungen ihrer Feinde entgegen
zutreten. Nicht nur im feindlichen, auch
im sogenannten neutralen Ausland wur
den und werden Bilder gezeigt, die von
den ' Alliierten absichtlich zu dem Zwecke
hergestellt sind, um gegen unsere Brüder
Haß und Entrüstung zu wecken. Eng
land verbindet mit diesen Hetz-Bildern
noch eine ganz besondere Absicht. Wenn
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A!it G. Martin im Acroplan.
vor Freude gesprungen. Sie hat sich nur
noch schnell erkundigt, was für eine Rolle
sie erhalten würde, und ist dann schnür
stracks zur Mutter gelaufen, um ihr die
große, herrliche Kunde zu überbringen.
Bei den Proben der ihr von Belasco
gegebenen Kinderrolle in The Warrens
of Virginia' fiel Mary Pickford schon
durch das tiefe, gründliche Studium nd
Eindringen in ihre Rolle auf. Ganz für
sich allein versuchte sie zwischen den Au
lissen alle Posen. Sie wiederholte immer
und immer wieder die Worte ihrer Rolle,
um den schönsten Wohllaut herauszubrin
gen. Sie war scheu und zurückhaltend,
und doch der frohe Geist des Theaters.
Sie inspirierte durch ihren Fleiß, ihre
Beharrlichkeit und ihre Herzensfreude.
Fast drei Spielzeiten hindurch trat sie in
.The Warnas of Virginia" auf, bis das
erfolgreiche Slück abgespielt war.
Nun sollte die große Stunde schlagen,
die Mary Pickford fand und in der sie sich
selber fand. Nach At,.auf des Kontra!
tes, als aller Verdienst für Mutter und
Geschwister drausgcgangen war, hieß e
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neue Arbeit suchen. Das war im Juni
1909. Die Wandelb!lderIndustrie steckte
damals noch'! den Kinderschuhefi.
Einer der ältesten Tempel der elften
Muse lag zu jenen Zeiten in der 14. Str.
New Forks. Es war da! Atelier der Bio
graph Gesellschaft, das schon oft die
Wiege aller Filmgrößen' und der Kin
deraarten Xder Lichtbildkunst" genannt
worden ist. Torthin wanderte an einem
frühen Juni Morgen Klein-Mary. Sie
ging auf gut Glück, ohne Empfehlungen,
ohne jemanden zu kennen auf die Suche
nach Arbeit. Die Tränen traten ihr in
die Augen, als sie die barsche Abweisung
erhielt: Wir brauchen keine", und eine
Tür vor ihrer )kasc zutlappte. ,
Der Aiclicr-Leitcr hatte jedoch ihre
Adresse aiisbcwiilirt Jhin hdte die zar'.e
Schönheit de! jungen Mädels gcsallcn.
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die Neklametätigkeit, die Regierungsmaß
nahmen, die Volksreden der Minister und
Politiker, die Zeitungen und die unermlld
lichen Reuter-Lügen nicht vermögen, den
britischen Patrioten zum Kampfe für sein
Land zu veranlassen, dann tuts vielleicht
der Film. Deshalb hat England die
Wandelbilder mobilisiert und die Fabri
kation von Kriegsbildern in großem Maß
stabe organisiert. , Daß alle diese Films
nur gemimt" wurden, geht schon daraus
hervor, daß überhaupt keine französische
oder englische Firma die Erlaubnis erhal
ten hat, sich bei der Armee aufzuhalten.
Wohlweislich hat man vielleicht Jndis
kretionen über Zustände an der Front be
fürchtet, die auch einem Zensor eventuell
entgangen wären. Man zog es also vor,
die Ariegskilder. at Home" zu machen,
oder sie bei ausländischen Gesellschaften
in Auftrag zu geben, die auf Staten Js
land, in New -Jersey oder Kalifornien
ihre Aufnahmen machen. Daß alle diese
FilmS Fälschungen sind, sieht der Sach
verständige und der scharfe Beobachter,
trotz aller technischen Knisfe der 5!ino
gisseure, das ganze sehr realistisch zu
gestalten, auf den ersten Blick. In
England dient als Schauplatz der heroi
schen, zur Anwerbung verlockenden Kämpfe,
dir selbstverständlich immer mit einem
möglichst unblutigen, glorreichen Siege
der Briten enden, ein hügeliges Gelände
an der Südküste, tas den Besuchern der
Wandclbildertheater abwechselnd als pol
nischer, französischer oder flandrischer
Kriegsschauplatz vorgeführt wird. Land
arbeitcr, Bauernsöhne, Fischer und 'alle
müßigen halbwüchsigen Burschen aus um
liegenden Ortschaften werden als Darstcl
ler gewonnen und gedrillt. Die eiik?n
werden in deutsche Uniformeki gesteckt. Die
anderen, in Khakikleidern, stürzen todes
mutig auf den Feind" los, um ihn zu'
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Und als er Hilfe brauchte schrieb er an
sie. So wurde Mary Pickford eine
Eztra". Sie war fleißig, folgsam, kam
nie eine Minute zu spät, wohl aber eine
Viertelstunde früher. Sie arbeitete mit
allem Talent, das in ihr steckte, und blieb
doch nur die' unbekannte Ektra"-Spicle-rin.
In welchem Film sie zuerst aufge
treten ist, steht nicht genau fest, weil da
rllber nicht Buch geführt wird. Manager
Doghcrty behauptet jedoch, es fei Der
Geigenbauer von Cremona" gewesen. Er
erinnert sich nämlich, noch, wie er !e
Eztra" angeschrien hat, als sie eine Lie
besszene spielen sollte: .He, Miß! Zum
Donnerkeil, lieben der hassen .sie en
Mann? Legen Sie Ihre Arme ü,n ihn
und lassen Sie sich umarmen!"
Mary Pickford war bald das, waS man
einen Erfolg" nennt. So eine tüchtige
Kraft hatte die Gesellschaft selten gehabt.
Und dabei war die kleine Blondine der
Schutzengel all der Zungen Mädels, die
sich als Extras" kümmerlich durchs Le
ben sckilag'n und srob sind, wenn sie ir-
gendwo für eine einzige Aufnahme An
stellung und $o erhalten können. Nur
ein Gcschichtchen ist ans den Biograph
Tagen Mary Pickfords lebendig geblic
ben. Sie war damals noch nicht so be
rühmt, daß man Anekdote von ihr nie
derschrieb. Die eine Geschichte lautet:
Ein junges, armeS Mädel, das glück
lich eine Anstellung als Ertra" erlangt
hatte, wurde vor der Aufnahme an das
Krankenlager ihrer Mutier gerufen, für
die sie sich von früh bis spät plagte, um
Zroendwo Geld zu verdienen. Die Na
richt bedeutete nicht nur. daß die ttrankl,cit
der Mutter" sich verschlimmert hatte, son
dern auch den Verlust der bitter benötig
ten fünf Tollars. Als das Mädchen
mit Tränen in den A,'.grn aus der Trupp:
trat, tippic ihr jemand auf die Schultern.
Sie blicite um und sah Mary Piclford.
Weine nicht", flüsterte Mary. .Geh'
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Offizier und Bursche im Tode gkehrt.
annihilieren. Granaten werden abge
schössen, Sprengbomben geworfen, wobei
die Regisseure und Techniker alle Hände
voll zu tun haben, um die elektrischen
Kontrollaporate zu bedienen und die Hitze
des Gefechtes nicht wirklich lcbensgefähr
lich werden zu lassen. ,
' Auf allerlei Tricks verfallen die Zerren
Briten, um ihrem Bolk vorzuschwindeln,
daß Kitchener andauernd seine Mimo
nen" nach Nordsrznkreich schickt. Sie
spicken einen langen Lederstreifen mit hol
zernen Bayonetten, und nehmen dann das
Bild einer Dame auf, .die von ihrem Zim
mer aus durchs Fenster den Vorbeizug
neuer Heermassen" betrachtet. Von außen
rollt der Lcdcrstreifen mit den Bayonetten
an der Fensterbank vorbei. Durch die
Scheiben gesehen sicht die Sache genau so
aus, wie die Film-Ueberschrift sagt:
Endlose Truppenzüge der Alliierten be
geben sich an die Front." Nur schade,
daß der Krieg nicht auf der Leinwand,
fondern in blutigster Wirklichkeit entschie
den wird.
Der Kriegsfilm erfüllt also die verschie
denartigsten Zwecke, und bleibt dabei doch,
was er von jeher war: die beliebteste Un
terhaltung der breiten Massen. Das ist
er auch an der Front, nur werden dort
wenig Kriegsbilder aufgeführt, daftir aber
recht viele von den anderen. Dabei ist
unter allen Zerstreuungen, die den. Sol
daten im Felde in den Ruhepausen ge
boten werden können, das Kino die scl
tenfte und begehrteste. Darum ist in
Frankreich ein findiger Geschäftsmann
auf den Gedanken gekommen, einen Auto
Kientopp einzurichten, der hinter der
Fcucrlinie von Ort zu Ort fährt, um den
Mannschaften angenehme Stunden zu be
reiten. Das ..Nahen des autofahrenden
Tempels -der elften Muse wird vor der
Ankunft schon durch Anschläge bekannt
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ruhig zur Mutter. Die fünf Dollars
weiden morgen hier sein. Lass' nur
Dein Kostüm in meinem Anklcidezimmer
liegen." . "
Die viel' Volk"-Szene wurde gestellt.
Das abberufene Eztra-'Mädel beantwor
tete seinen Namensaufruf und erst später
wurde bekannt, .daß die kleine schwarz
haarige Italienerin im bunten Kostüm,
die unerkannt für ihre Kollegin einge
sprungen, die heutige Königin des Film"
war.
Im alten Biograph-Studio hat sich
auch der wirkliche Liebesroman Mary
Pickfords abgesviclt. Der Held war Owen
Moore. Das letzte Kapitel dieses Romans
ist noch nicht geschrieben. Er beginnt vor
der Kamera und zwischen Dekoration
stücken. Sein zweites Kapitel spielt vor
dem Friedensrichter. Die Hauptpersonen
sind Mary und Owen, die den Ring w:ch
sein und das vielsagende Wörtchen Ja"
sprechen. Sogar zweimal ist dieser Bund
geschlossen worden. Das letzte Mal in Ue
bereinstimmung mit den Gebräuchen der
katholischen Kirche i r vorigen Frül'r
von einem Mönche in der historischen San
Juan Missioir zu Capristano, in Kalifor
nicn.
Das nächste Jahr 1911 brachte allerlei
Wechsel, Krankheit, ein Engagement bei
de. alten Jmp-Gescllsaft. wo Mary ihre
ganze Familie Im Film vereinte, eine
Rückkehr zur Biograph Gesellschaft, wie
der ein Auftreten unter Belasco in The
good little Tcvil", nd dann kam der An
fang der eigentlichen Rubmeszeit mit den
Famous Players.
Mit dieser Gesellschaft hat Mary Pick
fordihr Größtes und Höchstes erreicht.
Siwurde mit den Famous Players und
die Players mit ihr das. was das erste
Wort des Namens der Gesellschaft besagt:
berühmt". Ein Triumph nach dem -der
krönte ihre Arbeit Ihr Houpler
folg beruhte auf ihrer reizenden Person-
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gegeben, auf denen die Stunde und die
Dauer der Vorstellung verzeichnet ist.
Diese Kunde verbreitet sich stets wie ein
Lauffeuer durch Gräben und Loger. Die
zur Zeit der Vorstellung beurlaubten oder
abkömmlichen Leute kriechen aus ihren
Unterständen und Zelten hervor und be
geben sich-on den Ort der Aufführung,
die meist am Abend oder in der Nacht er
folgt, da nur selten eineEcheune gcfun
den werden kann, deren Inneres sich ver
dunkeln läßt. Die Krieger haben ihre
Bänke Und Stühle selber mitzubringen.
Kaum ist das Film-Auip-' eingetroffen, so
baut der Operateur -äus mitgebrachten
Brettern einen Verschlag, in dessen Schutz '
er erst die Eintrittsgelder annimmt und
dann seinen Apparat aufstellt. Ein Ruf
die Gespräche verstummen, dös Gc
rausch der drehenden Kurbel wird ver-.
nehmbar. Und vor den gespannt auf die
Leinwandfläche gerichteten Augen all der
hier versammelten Infanteristen, Artille
ristenPioniere und Kavalleristen erscheint
iin Flimmerbuchstaben der magische Titel
des dreiaktigen Filmdramas: Das Ge
heimnis der .Unterwelt" oder Durch
Schmutz und Schande zu Liebe und
Glück" Erster Tcil Der Mord der
maskierten Gräfin"
Ein Film-Histörchen, auch auf Kosten
der Kahlköpfigen: Klein Gleichen hat eine
fürchterliche Angst vor Wandelbilder
Indianern. Sie sitzt im Theater und
fragt ihre Mutter: Sind die Indianer
schon dagewesen?"' Nein,, mein Kind,
die kommen heute nicht," beruhigte Pe die
Mutter. Doch. Mama. Ich habe
große Angst." Sei still, sie kommen
nicht." Mama, sie müssen hier sein."
(.Unsinn. Warum müssen sie?" O,
Mama," - das kleine Händchen weist auf
die vorderen Bankreihen, wer hat
denn sonst alle die Männer da skalpiert?"
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lichkeit, ihrem weichen Gemüt, dem zarU
Mitgefühl und feinen Empfinden, fowZ
auf der gründlichen Beharrlichkeit ihr
blonden Trotzköpfchens. Damit verein
geht eine peinlichste Genauigkeit In ihren
künstlerischen Wirken, so peinlich, dafc
auch der schärfste Kritiker in all' den vic
len Pickford-Films bisher noch nie eine,
einzige Stelle entdeckt hat, in der die'
Künstlerin von ihrer Rolle abweicht und
sich Mätzchen auf eigene Faust erlaubt,
was große Kräfte sich sonst nur zu gerne
herausnehmen.
Für ihr Wirken erhielt Mary Pickford
2000, die Woche, und zwar L2 Wochen
im Jahr! Und als vor einiger Tagen ihr
Kontrakt ablief, da rissen sich andtzre öc
sellschaftcn um die goldhaarige Kleine und
boten ihr bis zu $300,000 jährlich. Mary
Pickford hat alle diese verlockenden Ange
böte abgewiesen. Sie sagt über ihre Ab
Ahnung: .Vielleicht begreift man meine Hand-
llungsweise nicht. Es gibt so viele Leute.
I m.fw l3 , r. r i-rx. utr.i?
l'tllCIl liltlU UU YUIvvl UUIUUl VillUUu-
ist. daß meine Zurückweisung ihnen als
Wahnsinn erscheinen muß. Aber die :in
zige Antwort darauf ist: Geld ist doch
nicht alles! Mir gilt Glück und .-.f'if,
denheit mehr als ein großes Einkommen.
Echte Zufriedenheit kann ich nur bei den
Leuten finden, mit denen Ich nun schon
drei Jahre arbeite und die das größte
Vertrauen zu mir haben.
- Klein Mary hat recht. Sie ist c,..,lich
und zufrieden. Sie kennt den Wert des
Geldes kaum. Als sie bor einigen Tagen
von ihrem Landsitz in 1' lifornicn hier
eintraf, trug sie zwischeu dein Spitzen
tüchlcin, der Puderquaste und den andc
ren Geheimnissen einer Damenkandtasct'e
so nachlässig, als ob es siinsijg Eelfls
fcicn.,sinze $15,000 in guten, nennt
Banknoten. Sie weiß nicht mal, wie ihr:
eigenen Scheck? aiii'sehkN Das übcrl'
sie alles der Frau Mama,