Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 08, 1916, Image 7

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Icfop(p.i,ikii .
das WiNdKiliiSii.
3m Irak.
Taö alte üJaf'iiluiiieit, wo die ifngliln
dcx gcfchsngrn wlirdrn.
Die bedeutenden jüngsten Ereignisse in
Mesopotamien, die esnuf inblirfic Nieder
lage der Engländer bei st'hRpfior, haltn,
L. i . nt r . .r .. . ' J y
Biz AUsmeriianireik aus die Jral-Front
gerichtet, diesen entlegensten und, man
"kann wohl sagen, unbekanntesten aller
Schauplätze des ungeheuren Krieges. Und
doch ist gerade dieser Schauplatz des Inte
resses besonders würdig! Irak ist das
alte Babylonien, ist eines der merkwürdig'
sten und geheimnisvollsten Länder des ge
heiininsvoNsten aller Erdteile. Das Dop
pelwesen dieses Landes ist wohl nie so
geistvoll und anschaulich zum Ausdrucke
gebracht worden, wie in den Worten, mit
denen Ewald Banse in seinem vortress
lichen. M George Westermann in Braun
schweig erschienenen Werke über die Tür
kei daJrak schildert. Dies ist das Land'
der Verheißungen und der Enttäuschun
gen, das Land der Blüte von gestern, des
Verfalls von heute und der Schauplatz
einer gewissen Zukunft. Mensckkeits-
stufen, die wir seit zehntausend Jahren
überwunden wähnten, und ganz moderne
Bauwerke, Gassen, in denen man sich um
ein weggeworfenes Streichholz halb tot
schlägt, neben Alleen, in welchen us an
Haus Nabobs von Indien residilsren: düs
olleS ist Tabylonien. die Mutter der StüU
turen. Aber das macht, weil dies Land
zwei Gesichter hat, von denen das eine
trocken, das andere naß ist, und das letztere
ist "s wichtigere. Die tischglatte Eben
V' oer Oberfläche , und der jährliche
Wechsel des Wasserftandes der Flusse ver
Ursachen eine häufige Verlegung 6er Was
seradern, und durch die ständige Er
höhung der Sohle mit Sinkstoffen bei seit
Iichrr Eindeichung erheben sich Teile der
Flüsse nicht selten über das Niveau der
Ebene. Alle drei Jahre wiederholen sich
gewöhnlich ganz besonders ausgedehnte
und großen Schaden anrichtende Ueber-
schwemmungen. Wenn im Sommer die
Wasser ablaufen, dann tauchen breite
Landflachcn und seltsam gelappte Inseln
empor und die Sonne trocknet ihre dunk-
len Farben schnell zu einem Aschgrau oder
Wallen Gelb. Schliesslich liegen vom Ok
tobcr bis Februar zwei Trittcile bis drei
Vierteile des Bodens vsn Irak trocken, in
der Hauptsache feste, völlig ebene Flachen,
von denen grosse Teile durch das monate
lang fehlende Wasser so versalzt sind, daß
sie nicht das erbärmlichste Pflanzchen er-
nähren können. Nur m Mulden wagt
sich etwas Kraut oder dürres G.strllpp
hervor, in der Nähe der zahlreichen Rui
ncnfelder klirren die Halme von Kali
pflanzen und an den Flußufern wächst
hier und da, überraschend grün in seiner
Seltenheit, Gebüsch der Trauermeide und
der Euphratpappel. Dies Land ist in
der Trockenzeit öde und kahl gefegt wie
eine Wüste, aber es ist viel trostloser als
eine solche, da es deren wechsclvollcre
Landformcn nicht besitzt. Es ist nicht
leicht, sich verlassenere Flächen vorzustellen,
als diese aschgrauen und falben Tennen,
in d?n kein Mensck haust, denen
Nächstens die gelbe Hügelreihe eines alten
Kanalwalls oder die flache scherbenflcckige
Ausschüttung einer antiken Sicdelung et-
was Abwechslung bietet. Erst mit der
Annäherung an einen Fluß, an einen noch
benutzten Kanal, an einen der zahlreichen
Dauersümpfe (Thor) zeichnen sich ein
Paar Palmlronen schwarz auf der flim
mernden dunstigen Kimme ab, ein Turm
erhebt seine Ziegelmasse in die Höhe und
graue, oft rötlich schimmernd? Aeckcr,
durchzogen von Wällen und Gräben fchic
den sich schüchtern gegen das Ocdland vor.
Im Februar bereitet sich die Veränderung
des ganzen Bildes vor. Infolge der Was
serzufuhr durch die Winterregen und die
I?? Jf.f.4nAfi !. .CNkdrftnK ftaitttttf Vif
i vunit Umi ijt im wt'utuiiw vmii. wii
r Tigris Ende Februar, der Euphrat drei
big vier Wochen später zu steigen und bis
" in den Juni hinein bleiben die Hochwasser
stehen. Von Ende März bis in den
August hinein mögen annähernd zwei
Tritteile der Oberfläche überschwemmt
sein und in der am tiefsten gelegenen
Südhälste des Landes gibt es dann über
Haupt nur wenig trockenen LodkN. Weite
spiegelnde und sehr flache Wasserflächen
dehnen sich,. icochrn man blickt, aus und
unterbinden den 'Karawanenverkehr in
empfindlichster Weise. Aus ihnen sprie'cn
streckenweise Dickichte von Binsen, Schilf
und Rohr auf, und ausgedehnte Felder
von Sunipfgräscrn bilden grüne Wiesen
flächen, in deren schwankem Labyrinth
schmale, nur den Eigeweibten erkennbare
Arme mit ctivas liefere!!, Wasser zu den
Schilfhiitten der Sumpfbauern führen.
Zahlreiche Wasscrvögel und Wildschweine,
vereinzelt noch der gell?, mahnenlose
Löwe und der Biber und in Herden der
schwarze Büffel der Leute vom Sumpfe
bevölkern diese seltsamen Wildnisse, aus
v denen hier und d? ein Tel! (Dörfchen),
;! t'ii Turm, ein Kaalrlickm auslaugt. So
verschiedene! rt'g wie der Anblick d.'S La,,
. ti ist auck, sein: B:völk,ru!ig. In den
sehr dunKlhSutig?!?. fl.int primitiv l.b.'n-,
d'N Bewohnern der Siiirpse sind vielleicht
ki, l'Hm ,,l'ik? einer ni nkekann?
4 l-n Nasse ttliVii geblieben. Das sind
die x?krkwü,digen'Msdsn, deren K'eiöung
m?is, i p' "- sli.h'rim besteht, nl einet
) aus die (ansü f.- j diiir'ten Filzkapp?,
und die t4 geirnhiv sins. Nund'nlang
dar.h die i'in'.-fc zu icaf-n und sie an
l;ei t'".i QulUv sl'.if d'it blanken Rucken
ihrer Zhwarzen Bl'Zsel ' Zu durchreiten.
In Oicfstitflciifchafi gestvrben.
Zet bei Allbbruch des Krieges olö Ne
servcoffi,ier eingezogene Syndikus '.l!,,,!,
ein Sohn der Stadt Oldenburg, ist vor
vier Wochen in Rußland .gestorben. Er
wurds zunächst nach dem Westen komiiiar.
dicrt und dort verwundet. Nachdem er zur
Wiederherstelliing seiner Gesundheit in die
Heimat beurlaubt worden war, kehrle er
zu seinem Regiment zurück, das inzwichcn
der Ostar ziigeteilt war. Hier zeichn-tk
er, sich mehrfach durch Tapserkeit aus. ge
riet aber bei einem russischen U.bersal!
vor Jahresfrist in Gcsangenschast.
.
Z'rrschwindcn eines" Bürgermeisters.
Bürgermeister Weihnacht aus Unruh
stadt (Posen) ist spurlos verschwunden.
Er hatte sich am 2 Noocmb'er nach Po,
scn begeben, um einen Nervenarzt zu be
fragen und bei der Regierung wegen nt
sendunz eines Beamten zwecks Berwal
tung der städtischen 5tassen vorstellig zu
werden, die er seit Kricgsbcgiun allein
verwaltete. In Posen hat er zwei, Tage
in einein Hotel gewohnt, und von da ab
fehlt jede Spur. Sein plötzliches Ber
schioindcn ist um so rätselhafter, als
außer rückständige Bcrwaltungsangele'
gcnhcitcn alles in bester Ordnung borge
funden wurde. Weihnacht ist seit 18
Jahren Bürgermeister von Unruhstadt.
Drei Ausreißer.
. Ein Polizist aus Osterburg und ein
Landsturmmann verfolgten drei vcrdäch
tige Gefangene, einen Russen und zwei
Franzosen. Als diese auf Anruf nicht stan
den, schoß" der Landsturmmann einen
Franzosen in die Wclde, worauf sich die
Flüchtlinge festnehmen ließen. Der Russe
gab an, daß sie mit noch vier anderen
riegsgesangenen aus der Gegend um
Bismarck entwichen feien.
.
, Tas überleb' ich nicht!"
Vor dem Margaretner Bczirlsrichtcr,
Wien, hatte 'sich die ungarische Bäuerin
Pctronella Leopold wegen Preistreiberei zu
verantworten, weil sie für Gänse statt des
Höchstpreises von 3 fl. 80 . pro Kilo
gramm 4 .?. verlang? hatte. ' Außerdem
lag ihr Preistreiberei beim Butteröerkauf
zur Last. Das Urteil lautete auf drei
Tage Arrest, verschärst mit einem Fasttag..
Als die Leopold das Urteil übernommen
halte, faltete sie die Hände und schrie: Um
der Liebe Christi willen, lieber Herr Rich
tcr, ich bitte von Herzen, geben Sie mir
eine noch so hohe Geldstrafe, ich werde sie
zahlen. . Aber nur nicht einsperren, das
überleb' ich nicht!"
- .
Tankschreiben Frau von Hindenburgs.
Von der erfolgten Uebergabe des Hin-denburg-Bildes
an die Stadt Magdeburg
durch die Familie des verstorbenen Kom
merzicnrais Jarenholz hatte Oberbkirger
mcister Rcimarus an Frau v. Hindcnburg
Mitteilung gemacht und daraufhin folgen
des Schreiben erhalten: -
Haben Sie herzlichen Tank für Ihre
liebenswürdige Mtteilung sowie Ueber
senduag des AeiKingsabschnittcs, das
Bild meines Mannes betreffend. Sie
werden verstehen, welche dankbare Freude
mich erfüllt, zu wissen, daß gerade in
meinem lieben Magdeburg und im Kaiser
Friedrich-Muscum, dessen Entstehen und
Einweihung wir damals miterlebten, das
Bild meines Mannes einen Platz gesunden
hat. Mit dem warmen Wunsche für das
stete Wachsen und Gedeihen Magdeburgs
verbleibe' ich, sehr geehrter Herr Neimarus,
Ihre sehr ergebene Gertrud von Hinden
bürg.' ' .
Kultivierte Moore.
Die Kultivicrungsarbciten im Uchtcr
Moor in Hannover haben infolge der
trockenen Witterung bisher einen , guten
Verlauf genommen. Etwa 2000 Krirgsge
fangcne sind zurzeit mit dem Auswerfen
von Abzugsgräben, mit dem Legen von
Röhren, mit der Herstellung von Dämmen
und Wegen beschäftigt. Die Arbeiten wer
den von einem Administrator geleitet, die
Messungen von den Beamten der Spe
zialkommission in Stolzenau ausgeführt.
Reisbau und Büffclzucht sind ihre einzige
Tätigkeit und ihre einzige geistige Bctäti
gung ein erstaunliches Orienticrungsver
mögen selbst Im nächtlichen Suwpse. Auf
wesentlich hühercr Stuse stehen die eigmt
lichen Bauern des Landes, die in viele
kleine Stämme zerfallen, deren jeder ein
besonderes Torf von Rohrhiitten oder
Lchmhäüfern bewohnt. Ueber' solchem
ragt ein unförmiger 2urm empor, auf feilboten hatten, wurden vom Schöffen
dessen Plattform stets ein Wachter rnch j ßctid)t 3lI drei Monaten Gefängnis und
heranziehenden Feinden ausspäht und m m Geldstrafe verurteilt.
C.!!.. lt.iFx.4i O tiiti . 1. JU Wai Hl', t ' '
hinter dessen Lchmmauern sich die Man
ner zür Beleidigung zurückziehen, wah
rend die Frauen und Kinder jiach uraltem
Herkommen stumm und unbelästigt den
Kämpfen zuschauen können. Die gcspcn
siischen Umrisse der Wachttiirme auf der
niedrigen flimmernden Horizontlinie sind
ein ausfallendes Element in der babyloni
schen Landschaft. Die in Stadt und
Dorf angesiedelten Bewohner des Iraks
sind Schiiten, während die Mehrzahl der
arabischen Beduinen sich zum sunnitischen
Jiilam bekennt. Das heut'ge Wirtschasts-
leben dks Landes beruht in der Haupt
sache auf dem M'ist osenhift?n AÄr
und, Gartenbau, aus dem TurchqangZ
Handel und auf öcm schiitisebeN Pilger'
verkehre nach den heiligen Grabstaiten
Kerbel und Nedschef. Werden seine alten
KulturlinidereieN wieder, erweckt, schließ!
die schnell sich verlängernde Bagddbahii
das Land an das Netz des Welivcrkehres
an, so k,'ii Irak, das Land des B'Nalls
von h.-iit', öi''HdrtU überraschend schnell
der Schauplatz einer geii.'isse,iZii!liist
werden.
Sie früh als
fioi!ipfi!iiilfl.
Not der Alliierten.
Wie England die schwarze Kugeln"
als Waffe verwendet.
Die Kohle spielt in diesem Kriege als
Drucks und Kampfmittel eine außerordent
lich wichtige Rolle. Sie gehört zu den
wirksamsten Bundesgenossen Englands.
Mit ihr sucht die britische Regierung die
Alliierten gesllgig zu machen und die Reu
tralen. in den Dienst des Bieröerbandes
zu zwingen Allerdings ist dieser Bun
desgenossc höchst unzuverlässig, denn er ist
seinerseits von den englischen Arbeitern
anhängig, die bekanntlich ihren eigenen
äöillcn haben. So lange aber die eng
lische Kohlcnproduktion ungestört ist, hat
die britische Regierung den Bundesgenos
sen in der Hand.
Zuerst machte' sich der englische Kohlen
druck in Italien fühlbar. Die Italiener
haben oft genug um Kohlen betteln müs
scn. Sicherlich hat England die 5!ohlen
aussuhr nach Italien nur auf Gegenlei
stuiigen politischer und militärischer Art
gestattet. Zug um Zug ist auch hier der
englische Grundsatz gewesen. Dabei hat
England ein doppeltes Geschäft gemacht.
Denn abgesehen von der politischen Wer
sklavung Italiens, haben die italienischen
Kohlenhändler,' beziehungsweise . die ita
lienischen Berkehrsbehörden, geradezu un
erhörte Preise für die schwarzen Tiaman-
tcn zahlen müssen. Auch die italiennche
Admiralität wird sicherlich nicht mit der
gnügter Miene die Rechnungen jiir Bun
kcrkohle an England begleichen. Aehnlich
steht es mit den Kohlenlicferungen nach
Frankreich und 'Rußland. In beiden
herrscht eine schärft 5lohlcnnot und wenn
England nicht hilft, so können die oko
Motiven nicht laufen, die Schiffs- und
Jndustrickesscl nicht geheizt wenden, es sei
denn, daß genügend Heizstofserfatz be
schafft werden kann. Aber so groß ist die
Ausbeute an Oel auch nicht, daß man die
Kohle zu einem erheblichen Teile entbehren
könnte. Eiland hat bekanntlich vor einj
ger Zeit ein bedingtes Kohlcnausfuhrver-
ooi uianen. ic)t Maßregel sollte u. a.
ein Mittel sein, den Kohlendruck auf die
Verbündeten gesetzlich zu bemänteln und
ihnen den Kohlcnbezug doppelt wertvoll
zu machen.
Schroffer noch verfährt die englische
Regierung gegen Griechenland. ?iachdem
der Plan einer Lebensmittelbedrängung
gescheitert ist, will man Griechenland die
Kohlenzufuhr über See unterbinden. Da
her hauptsachlich die Schiffsbeschlagnah-
mcn und die unerhörle Vescbnüfselung der
griechischen Frachten in den Häfen und
auf dem Meere. Auch mitSchweden
scheint England ahnlich zu verfahren.
Kürzlich hat die Handelskammer Swan
sea, wie gemeldet, den Beschluß gefaßt,
Schweden e dringend benötigte Kohlen
menge nicht zu senden. Zwar wird es s.
dargestellt, als ob die englische Admiralität
diesem Beschlusse fernstehe, aber das Ma-
novcr ist durchsichtig. Die englischen Gru
bcnbesitzer verkaufen nicht an Schweden.
Wollte die englische Regierung, daß
Schweden Kohlen geliefert würden, so
könnte sie es natürlich durchsetzen. Aber
sie will eben nicht. Man mußte nach dem
Abbruch der englisch-schwedischen Wirt
schaftsverhandlungcn einen derartigen
.wang erwarten. Es scheint, daß er seine
Wirkung nicht verfehlt hat, denn auö
Stockholm kommt die Nachricht, daß eine
neue schwedische Transitverkehr - Gesell
schaft unter englischer Kontrolle gebildet
worden ist. Einen derartigen Außenhan
delstrust wollte England mit seinen Aer
Handlungen erreichen. Diese Gründung
scheint zwar nicht die offizielle Billigung
der schwedischen Regierung zu haben und
figuriert auch nach außen hiii nur als
Durchgangsiinternchmcn für Waren nach
Rußland, aber der Anfang zu einer
Außenhandelskontrolle ist gemacht. Die
Gesellschaft wird von englischen Agenten
geleitet. Unter .Durchgangsverkehr nach
Rußland" VM sich alles mögliche ver
stehen, und die Engländer werden be! der
Auslegung gewiß nicht schamhaft sein.
Man staunt immer wieder über die Un
verfrnrenhit, mit der England behauptet,
der Seebeschützer der Neutralen zu sein.
Hyänen hinter der Front.
Der Händler N. und die Händlerin I.
aus Altona, die auf dem Wochenmarkte
i in . Rendsburg verdorbene Fleischwarcn
Geschlossene WlMe.
Wegen Unzuverlässtgkeit des Betriebs
führers der in Picher bei Hagenow ge
legcnen Linowschen Mühle in bezug auf
die Beobachtung der gesetzlichen Bcslim
mungen über den Verkehr mit Brotgetreide
und Mehl ist die Mühle polizeilich ge
schlössen worden. Das Ausmahlenlassen
von Korn, oder der Bezug von Mehl oder
Korn aus der Linowschen Mühle ist ver
boten worden.
Hindcnburg'Anckdotk.
Als Hindenburg noch DivisiznZgknnc.l
iiir, wurde für ihn bei einem Manc
ver einstmals in einem kleinen, Bauern
gulshof Quartier belegt. Am Abend ritt
Hindenburgs Burslie voraus und kam
zu dem Bauern: Bitte um das Ouar
tirr für Exzellenz von 'Bcneckcndorf und
HiiidÄiburg!" sagte der Sdldat. .Nanu?'
srag! der Bauer, jetzt kommen ans ein,
mal zwei? Hier ist doch bloß für einen
General Ouartttr bestellt !' , ',
Tcr Alls
' im kl w!"
Brief eines feldgrauen.
Wie die Soldaten ihren bersten Kriegs
Herrn lieben und verchren.
Ein Feldgrauer an der Ostfront
schreibt:
Als wir vor kurzein darüber sprachen,
daß unsere Tage nunmehr wohl für einige
Zeit in einförmiger Gleichmäßigkeit da
hinfließen würden, und wir dabei das
Für und Wider des Siellungslrieges ge
geniibcr den Vormarschlampfcn der ver
slossencn Monate abwogen, dachte keiner
von uns daran, welch ein Festtag uns be
vorstand. Wahrlich, ein hoher Festlag war es, der
hier im Feld? noch weit größere Bcdeu
tung hat als in der Heimat! Der .tt" x
kam zu uns an die Front, unser oberster
Kriegsherr wollte uns sehen! '
Ich will mich nicht mit der Schilderung
der fieberhaften Tätigkeit aushalten, die
uns alle ergriff. Mit welcher Freude
haben wir die Pforte aus Tannengrun
gebaut und all die anderen kleinen Vor
bercitunge getroffen, vor allem den er:
ncn äußeren Menschen mal gründlich vor
genommen, um uns in einen wenigstens
einigermaßen paradcmäßigen Zustand zu
bringen. ,
Um 12 Uhr,iittags standen wir us
dem großen Platz (im Lager von Barano
witschi. in einem nach dem griechischen
Glockenturm zu offenen Rechteck) zur
Parade vor unserem obersten Kriegsherrn
bereit. Neben dem mit Fahnen gcschmück
ten Glockcnturm erwarteten die Führer.
Prinz Leopold von Bayern, Generaloberst
von Woyrsch,, Genera! Freiherr von Kö,,ig,
General von Bchr und andere mit ihren
Stäben Seine Majestät.
12 Uhr 1? Minuten nachmittags betrat
der Kaiser den Platz. Die Musik fetzte
ein, das Gewehr wurde präsentiert, das
Hurra erllang, und unser Kaiser schritt
langsam, jeden fest ins Auge fassend, ie
Front ab. '
Man muß den Blick des Kaisers einmal
auf sich ruhend gefühlt haben, um zu ver
stehen, welche Macht von ihm ausgeht:
Energie, Wohlwollen, Güte, alles spri ht
aus ihm. Man reckt sich unwillkürlich
und fühlt sich zu jeder Leistung sähig.
Jedem der Beteiligten schlug in die.m
Augenblicke das Herz höher. Der lebhafte
Kanonendonner von der nicht fernen Front
trug dazu bei, und allen die bedutungs
volle Lage noch mehr zum Veieußtsein zu
bringen.
Ueber 600 Kilometer trennen uns von
der Grenze, die wir vor 1 Jahr über
schritten haben, herrliche Siege und Er
folge? doch auch schwere und ernste Stun
den, nicht für möglich gehaltene An
strengungcn liegen hinter uns? nun stehen
wir tief drinnen in Feindesland, im Besitz
des wichtigen Eisenbahnknotenpunktes, an
dessen Erreichung der Kühnste wohl nicht
ernsthaft gedacht hatte, an der Stelle, von
wo auch vor wenigen Monaten der da
mals ollgewaltige Großfürst Nikolaus
Nikolajewitsch die russischen Armeen ge
lenkt hatte; wenn auch betrübten Herzens
bei dem Gedanken an die dichten Gräber
reihen der großen Schlacht'' .oer undso
manches einsame Kreuz, so doch den Blick
klar gerichtet auf das große gemeinsame
Ziel, ein jeder sich bemußt des kleinen oder
größeren Teiles, den das Vaterland f-n
ihm verlangt nach dem Willen unseres
obersten Kriegsherrn.
Auf dem link.n Flügsl der Nornde
standen die zur Bcleihung mit dem Eiftr
nen Kreuz Vorgeschlagenen. Die Glück
lichen! Kann es für, einen Soldaten etwas.
Schöneres geben, als vom Kaiser selbst
die höchste Auszeichnung zu erhalten?
Nachdem Seine Majestät das letzte Kreuz
überreicht und die Kleidung des Ausgc-
zeichneten, wofür er es erhalten, entgegen
genommen hatte, trat der Kaiser in die
Mitte des Vierecks und hielt eine Än
spräche. Er verglich unsere Tätigkeit mit
der unserer Kameraden an der Westfront
und brachte nins Grüße von ihnen und
auS der Heimat. Die Tateucs Land
w.'rkorps bei den Verfolgung' ampfen
sind mit eisernem Griffel in die Welt-
geschichte aller Zeiten eingeschrieben, wür
big reihen sie sich den Taten der alten
fchlesischen Landwehr vor 100 Jahren an."
Dann hieß uns unsere Kameraden im
Schützengraben crllken und forderte unS
auf. durchzuhalten, bis wir den Feind auf
dik Knie gezwungen yaven und ihm einen
Frieden diktieren können der unserer
Opfer würdig ist.
AuZ begeisterten Herzen scholl abermals
ein dreifaches donnerndes Hurra über dn
Platz! Wohl ein jeder von uns leistete n,
diesem Augenblick innerlich aufs neue das
Gelübde, unsere Pslicht bis zum letzten
y& tun, durchzuhalten und uns des Ver
trauens unseres Kaisers würdig zu zeigen.
Mancher, an dessen Spannkraft der
Schlltzengrabenkcnnpf schwerere Anforde
rungen stellt als Angriff'und Bcrfolgnna,
schöpfte aus den Worten des Kaisers fri-
fchen Mut und Selbstvertrauen.
Tann kam der Parademar ch m Lrup-
penkolonne.
Vor dem Glockenturni, dort, wo der
3a? ott und nocki vor wenigen Wochen
Nikolajewitsch gestanden haben mag, stznv
der Kaiser und ließ uns, an sich vorbei
marschieren. Jeder gab her, was er hatte,
ein jeder drückte die Kn durch, so gut er
konnte. Tas hat auch unser Kaiser ge-
fühlt, und daß er mit uns zufrieden war.
sprach aus seinen Augen und den Kops
nicken, mit den, er uns belohnte. Wie
dann unsere Vorgesetzten nachher erzähl-
tcn, hat bet Kaiser seiner Freude Ausdr ck
Eisernes Kreuz liei den Justizbeamten.
Wie die Deutsche Juriflen-Zeitung mit
teilt, sind bis Ende November 81 Eiserne
Kreuze erster Klasse an preußische Juri
sten verliehen worden. Darunter befinden
sich 1 Obcrlandcsgcrichtsrat, 4 Landge
richlbdireltoreii, 4 Landgerichtsräic, 7
Amtsgerichtsräte, 7 Landrichter, 14
Amtsrichter. 1 Erster Staatsanwakt, 4
Staatsanwalte, 1 ReichSanwälte. 10
Gerichtsassessoren und 11 Referendare.
Auf Vollständigkeit kann allerdings diese
Zusammenstellung keinen Anspruch ma
chen. Nur aus der Rechtsanwaltschaft
dürfte die Liste annähernd lückenlos sein.
' . '
Wiener Negatta.
Die Wiener Ruderregatten sollen 'mög
lich st im Jahre 191tt abgehalten werden.
Ueber die Termine will man sich recht
zeitig mit Budapest in Verbindung setzen,
um eine gegenseitige Beeinträchtigung bei
den Reqattentaaen zu vermeiden. Vie
große Wiener Regatta soll im Anschluß
an die Budapester am 22. Juni dor sich
gehen, die Stremreg,' a am 16. Juli und
das Dauerrudern am 10. September.
. Türkisches Allerlei.
Mit dem Eisernen Halbmond wurde ,dcr
Heizer in der 1. Türkischen Minensuch
Division W. Heinsohn aus Wilhclmsburg
vom Sultan ausaezcichnct. Un der
Handelshochschule Berlin ist Herr Ali Ni
zami Bey mit einem türkischen' Sprach
kursus betraut worden. Das Zentral
komitee des Noien Halbmonds hat dem
öste?.-ung. Botschafter Markgrafen von
Pallavicini und der Freifrau von Wan-
genhcim die Goldene Medaille verliehen.
Das Rheinisch Westfälische Kohlen-Syn-dikat
hat dem Deutschen Komitee für
Sammlungen zugunsten des Roterk Halb
mondes den Betrag von 23.000 Mark
überwiesen. Die türkische Regierung
stimmte dem deutschen Verlangen wegen
Vicheinfuhr nach Deutschland zu.
. '
Zehn Söhne im Feld.
Zehn Söhne unter der Fahne bat jetzt
per Stellcnbesitzcr Sckummel aus Groß-
Heinzendorf im niedcrschlestschcn Kreise
üben sieben, nachdem der jüngste Sohn
kürzlich als Rekrut eingezogen worden ist.
Alle sind bis jetzt wohlauf.
:
Die ersten Sprotten.
Um die Nachforschungen nach Sprotten
neu zu beleben, waren auch in diesem
Herbste wieder von der hamburgifchen
Fischerciinspektion im Auftrage des Deut
schen Seefifchereivereins Prämien von
QQ, 300' und 200 Mark für die ersten
größeren Cprottenfange ausgesetzt worden.
Nunmehr sind die ersten Sprotten der
dfcsmaliqm Fangzeit in einer Menge von
4000 Pfund eingebracht worden, woran 6
ZVnikcnwärder Fischerkutter beteiligt sind.
Den Hauptfang mit 2500 Psund hatte
der Finkenwärder Fischerkutter H. F. 243
an Bord, dem darnach auch die erste Prä
mie von WO Mark zufallen dürfte. Diese
Sprotten waren ausgesuchte, schöne Ware. !
die dementsprechend auch gute Preise er-
zielten und bis zu 34 Mark für 100
Pfund bezahlt wurden.
Für Angehörige von Kriegsteilnehmern
Voni 15. Dezember an ist den nächsten
Angehörigen von deutschen Kriegsteilneh-
mern auch auf österreichischen und ungari
schen Staats- und Privatbahncn bis auf
Widerruf Fahrpreisermäßigung (halber
Fahrpreis) gewährt "worden. Als Ange
hörige gelten auf den österreichischen und
ungarischen Bahnen Eltern, Kinder. Ge
schwister und Ehefrau, in Oesterreich
außerdem auch Verlobte. In Oesterreich
wird die Fahrpreisvergünstigung (wie in
Deutschland) zum Besuch kranker oder ver
wundeter und zur Beerdigung vcrstorbe
ner Kriegsteilnehmer, in Ungarn nur zum
Besuch bon kranken oder verwundeten
Kriegsteilnehmern zugestanden.
.
Ein Kcllcrzug.
Das weithin bekannte Koblenzer Ka
sino hatte 500 Verwundete zu einer Kel
lerbesichtigung in Gestalt eines Keller
zuges" unter Begleitung einer MiliiZr
kapelle eingeladen. In den ausgedehnten
unterirdischen Anlagen wurden sie mit
Wein bewirtet. Oberprästdent Freiherr
v. Rhcinhabcn hielt eine Ansprache, worin
er launig bemerkte: Nachdem die Verwun
beten viele Monate lang in Schützengrä
ben und Unterständen gelegen hätten, sei
cö Ihnen jetzt wohl eine angenehme Ab
wechslung, auch einmal in solcher Weise
unter der Erde zu sein. Er wies dann
auf die schwere Arbeit der Winzer hin
und betonte, daß Gott gerade in diesem
Jahre die Reben fo überreich gesegnet
habe, wie lange nicht mehr.
,
Goldene Herzen.
Eine Lübecker Firma stiftete aus Anlaß
ihres Geschäftsjubiläums 30,000 M.. wo
von 20,000 M. für die Nationalstiftung
der ' Hinterbliebenen im Felde Gefallener
und 10,000 M. dem Vaterländischen
Frauenvcrein zugute kommen.
gegeben uns in solch vortrefflicher Ver
Fassung zu sehen.
Nach einem kurzen Frühstück mit Den
anwesenden Führern verlieh Seine Ma
siät Varanowitschi um S Uhr. Der . ai
serbesuch war zu Ende. Wir wissen, dcch
unser oberster Kriegsherr Ke Ueber
zugung mitgenommen hat, daß wir im
Osten" ein: eiserne Mauer bilden, die
allen Versuchen der Russen, sie durchzu
brechen, standhalten wird. An Herz und
Seele gestärkt, sehen wir der Zukunft ent
gegen: eine Armee, in der jeder Soldat
freudig bereit ist, für Kaiser und Batcr
land sein Leben zu lassen, ist unbesiegbar.
Iie deuW
Uckrlegcilhcit.
Ein französisches Lob.
f
Die erstaunliche Fortschritte in deut
schen Industrie sind nicht zu leugnen.
Der Weltkrieg, dessen militärische Ode
rationcn das Höchstmaß aller, auch der
größten früheren Kampfe weit hinter sich
zurückgelassen haben, hat auch die zahl
losen Begleiterscheinungen des Riesenstrei
tes ins Ungeheure gesteigert. Haß. blin
der Zorn und kopflose Parteinahme haben
auch die sonst ruhigsten Köpfe der Gegner
verwirrt, und ganz besonders in Frank
reich zeigt die gebildetste Öffentlichkeit
das Bild einer Verblendung, die Logik
und Wahrheit vernichtete und den Glau
ben auch an den letzten Rest der einst so
gerühmten französischen Kultur zerstören
mußte. Darum ist ein Wir und Sie"
überschrieben Artikel in einer der Pari
ser Humanits", der zum erstenmale offen
das Wort über die Uebcrlegcnheit der deut
schen Organisation und der deutschen Wis
scnschaft ergreift, von hohen und auch be
deutungsvollem Interesse. Die erstaun
lichen Fortschritte," schreibt das Blatt, die
von der deutschen Jndllstrievrrreicht wur
den, können vernünftigerweise nicht mehr
in Abrede gestellt werden. Daß unser
Bolk sich dieser Einsicht bisher verschlossen
hat, ist um so schädlicher und beklagen
werter, als die erste Bedingung des Er
folges im Kampfe darin besteht, den Geg
ner wirklich zu kennen und sich seines
Wertes bewußt zu sein. Wir dürfen nicht
vergessen, daß Deuischland uns in der
finanziellen Organisation, in der In
dustrialisicrung iind Wissenschaft in sol
chem Maße überlegen ist, daß wir, ob wr
nun wollen oder nicht, das deutsche Bei
spiel und. die Methoden nachahmen. Ganz
besonders deutlich erscheint .dies auf dem
Gebiete der Chemie. Wir besitzen die
chemischen Erzeugnisse rncht nur zur Her
stellung von Seifen, Schönhcitsartikeln
und Arzneien; es gibt heute rvohl kaum
eine große Industrie, möge sie nun die Be
dürsnisse des Friedens oder des Krieges
zu decken bestimmt fein, die nicht in hohem
Maße von der Chemie abhängig ist. Die
Deutschen baben zur rechten Zeit diese Zu
kirnst der Chemie, die zur Gegenwart ge
worden ist, vorausgesehen und eine chcmi
sche Industrie von ungeheurem Umfang
ausgebildet. Es ist kein Geheimnis, daß
wir in vielen unentbehrlichen Dingen der
Industrie von den Deutschen abhängig
waren, und daß wir durch die Abschlie
ßnng der Handelsbeziehungen große Ver
luste erlitten haben. Viele unserer Be
triebe mußten geschlossen werden, weil sie
ohne die deutschen Erzeugnisse nicht auf-
recht erhalten werden konnten. Der hohe
Wert des technncben Personals in Deutsch
land, seine Entschlußfähigkeit, sein Wage-
mut und seme Kuhnbeit aur einigem
Gebiete, feine Willenskraft und Arbeit-
.samkeit sind uns in vielen Fällen weit
voraus. Und so müssen wir auf zodlrei-
chen Gebieten heute nach" deutschem
Muster in Angriff nehmen, was unsere
Gegner bereits vollendet haben.
Jriedensarbeit im Krieg.
Der erste Spatenstich zum Bau deß
Großschiffahrtsweges vom Rhein-Herne-Kanal
ab nach'Mülheiin (Ruhr) ist ge
mackt, worden. In der Nähe des Koller
Hofes bei Duisburg haben die ausführen
den Unternehmerfirmen mit. den Arbeiten
begonnen. Riesige Bagger besorgen die
Bewegung der gewaltigen Erdmassen. In
der Gegend des Nhein-Herne-Kanals soll
der neue Kanal bon der Ruhr abzweigen,,
und von dort bis zum Rhein-H'erne-Kanal
wird man eine Kanalisierung des Ruhr
beites vornebmen.
'
Tschechische Hochverräter.
Das Prager Amtsblatt veröffentlicht
eine Kundmachung, wonach das Landes
als Strafgericht Prag auf Antrag der
Prager Staatsanwaltschaft anordnete, daß
das in Oesterreich befindliche bewegliche
oder unbewegliche Vermögen des Reichs-
ratsabgeordneten und Fabrikbesitzers Kra-
marsch, gegen den beim Wiener Land-
wehrdivisionsgericht eine Strafsache we
gen Hochverrats und des Verbrechen? ge
gen die Kriegsmacht des Staates anhän
gig ist, zur Sicherung der Ansprüche des
taates auf Schadenersatz beschlagnahmt
werde. Gleichlautende Verfügungen gegen
den Reichsratsabgeordneten Dr. Alois
Raschin und gegen Wilhelm Tscherwinka,
den Sekretär der Narodni Listy in Prag,
wurden wegen des Berbrechens der Aus
spähung erlassen.
.
Teutsches Theater in Lille.
Das neue Theater In Lille, welches von
den Franzosen mit einem Kostenaufmande
von 5 Millionen erbaut, aber infolge des
Krieges nicht ganz fertiggesteUt worden
war, ist unter deutscher Verwaltung so
weit hergerichtet, daß die Eröffnung dem
nächst erfolgen kann. Auf Einladung
wird deis Deutsche Theater" in Hannover
als Erösfmingsvorsiellung nach voraufge
gangenem Prolog Eoethes Jphigmit"
eusfuhren.
.
Weniger Obdachlose.
Eine der absonderlichsten Erscheinun-
'gm des Krieges ist der Rückgang der Ob-
dachlosigkeit und der Bettelei. In Groß
Berlin giebt es weder Obdachlose noch
Bettler. Das städtische Obdach und das
Asyl sind trotz der Kälte fast vollständig
leer, und Bettler trifst die Polizei nur
noch ganz vereinzelt.
J14TJJIIIÄmI
v,v,v,v v.fvv
IZer ViiGllk
iicg bZcseijcs.
Eins Patzfälschung.
Die Angeklaste beging die Tat lediglich
auö Liebe.
Vor der Strafkammer in Bamberg
wurde ein gerade zur gegenwärtige
Kriegszcit sehr interessanter Fall verhan
delt, der eines romanhaften Beigeschmack
nicht entbehrte. Angeklagt war die Witwe
eines Bankdirektors wegen eines Ver
gehens der Urkundenfälschung. Ihre El
tern waren Deutsche; ebenso sind eS ihre
übrigen Angehörigen. Ein Bruder von
ihr steht als Offizier im Felde. Sie felbst
war in erster. Ehe mit einem österrcichi
schen Großkaufniann verheiratet, erwarb
dckdurch-die österreichische Staatsangehö
rigkeit und lebte mit ihrem Manne in
Philipoppcl einige glückliche Jahre, bis
derselbe durch einen Unglüetsfall in Kou
stantinopel plötzlich starb. Einige, Jahre
später verehelichte sich die Angeklagte in
Paris mit einem französischen General
direktor und portugiesischen Konsul, der
in Diensten feines Landes' nach Belgrad
verzog. Durch diese zweite Ehe erivard
sich die Beschuldigte die Staatsangehörige
keit Frankreichs. Bei Ziriegsausbruet,
wurde die Bank, welcher ihr Gatte vo:
stand, von Belgrad in das Landesinnerc
nach Nisch verlegt. Dort herrschte wäh
rend des Krieges die Cholera und der
Flecktyphus, welcher heimtückischen Kran!'
heit auch der Ehemann der Angeklagten
erlag.. Durch Vermittlung eines cinslns','
reichen serbischen Bekannten gelang es ihr
nun, nach Bukarest zu kommen. Hier ver
anlaßte sie durch ihr Bitten einen ihr
und ihrem verstorbenen Manne gntbc
freundeten und angesehenen Mann, den
Direktor einer großen Petrolcumgesell
schaft, einen Deutschen, bei der deutsche:,
Gesandtschaft in Bukarest ihren früheren
Paß, der auf ihren Name auö erster Ei'e
lautete, beglaubigen zu lassen, nachdem er
vom österreichischen Konsul durch die
gleiche Vermittlung verlängert worden
war. Diesen Paß benutzte nun die An
geklagie.obwohl Französin, uin über die
Grenze nach Deutschland in Ruhe und
Sicherheit zu ihren Angehörigen nach
Höchfladt a. Aisch zu kommen, wgs sie
als Ausländerin nie hätte erreichen iön
nen. Aufklärung fand .die seltsame G.
schichte bei der Paßkontrolle in Freilos
fing. Die Anklagebchörde und das Gericht
erblickt in der Handlungsweise der Ange-
klagten ein Vergehen der Urlundensal-schung,-
indem" sie - wissentlich, von einer
falschen Beurkundung der in 271 St,-G.-B.
bezeichneten Art zum Zweck einer
Täuschung der Kontrolle übenden zustän
digcn Paßbehörden gegenüber Gebranch
gemacht hatte. Das Gericht anerkannte,
daß sich die Angeklagte in einer geioissen
i Notlage befunden habe und verurteilte sie
lediglich zu 5 Mark Geldstrafe.
Kriegergräber.
..Der Hamburger Senat beantragt bei
der Bürgerschaft die Bewilligung der
Geldmittel für die Herrichtung von Krie
gergräbern au' n Waller Friedhof in
Bremen. Die!,, ollen mit Kreuzen und
Gedenktafeln nach Entwürfen von Prof.
Kleinhanpel versehen werden.
.
Frauen als Schwriilkziichterinne.
Ans Wien wird geschrieben: Die
Reichsorganisation österreichischer Frau
cnvereine" hat beschlossen, in der Nähe von
Wien eine Schweinemästerei anzulegen,
wie solche in der Nähe deutscher Groß
städte bereits bestehen. Wird das Unter
nehmen geschickt geführt, so kann man ihm
eine gute Zukunft prophezeien. Heute fin
den die Küchenabfälle WienS noch keiner'
lei rationelle Verwertung.
' '
Bedrohte Kunstdcnkmäler in Galizicn.
Das Armeeoberkommando hat in An
erkcnnung der wichtigen Kulturaufgabe
der Denkmalpflege sämtliche Militär-Lo-kalbchördcn
angewiesen, etwa an sie ge
stellten Ansuchen um Veistcllnng von Ar
beitsmannfchaft zur Mitwirkung bei Kon
servierungsarbeitcn an Kirchen und ande
ren historischen Bauwerken, um sie vor
dem Verfalle zu reiten, nach Möglichkeit
zu willfahren.
Glücklicher Fund.
' Einen ansehnlichen Münzen fund machte
ein an dcx Osterstraße in Emdcn woh-,
nender Drechslermeister, der zur Anläse
eines Fußbodens beim Ausheben mit
Erde beschäftigt war- und'Huf einen
Klumpen Silbermünzen stieß. Annii
hcrnd 1000 Stuck in Große der früher
gültigen V- und 18-CtLber. die einen'
Wert von 1 Psg. bezw. 1 Mark hatten,
aber 'auch Stücke in Umfang und Starke
vor. -5 Mk. lagen da. Der für Rumis
Mktikcr wichtige Fund die Münzen
sind über 300 Jahr alt dessen Silber
wert sechshundert Mark betragen soll, ist
an daS Provinzialmufeum in Hannover
zur näheren Begutachtung gesandt worden,
. .
Nationaldenkmsl i Passn.
Hll Pasfau plant nun dir Errichtung
eines großen NationaldenkmalZ. Es soll
an der Ostspitze, wo Donau und Inn zu
sammenflicßen, als Zweibund-Ecke im
Einklang mit dem bei Koblenz errichte
ten Deutschen-Eck" erstehen und die
Standbilder von Kaiser Wilhelm und
Kaiser Franz Josef enthalten. Die KofM?
sollen gemeinsam von Deutschland int'
Oesterreich getragen werden.
IV
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V
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