Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 31, 1916, Image 7

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Filmznuber.
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Tod und Vcfahren trotzend. Helen
Gibso klebt, die ?!o,aik der Gfrn
bahn nd verwirklicht sie. Ter kri
tische Moment.
Einmal täglich, ftchs Tage m der Woche
und mehr als 3CK) Tage 4rn Jahre fordert
Helen Gibson den Tod heraus. Sie legt
sich vor dahinsausende Schnellzüge, um im
Bruchteil einer Sekunde auf den Kuhfän
ger zu springen, fällt von Lokomctivcn,
klettert auS fahrenden Zügen .(siehe Jllu
firation linls) oder stürzt mit einer Drä
sine von einer offenstehenden Drehbrücke
tief hinunter in d,n Strm. Täalich voll
bringt sie "neue Tollkühnheiten, die dem Be
sucher der Wandelbildertheater Mi Haar
zu Berge steigen lassen. Kein Wagestückchen
ist zu gefährlich, dah Helen Gibson es nicht
fertig brächte. S'elbst die Kinoregisseure
schrecken bei den Unternehniungen der jun
gen Dame oft. vor der Verantwortung
zurück.
In solchen Fällen arbeitet Helen Gibson
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Millionen Briefe. Der gkheimnis
volle, drahtlose Lievesschrci Biodan".
Riesig romantisch sind 'die Liebes
abenteuer der Stars. Sie erhalten ur
plötzlich von einem Unbekannten irgend
woher einen Liebesbrief. Ter Absender
schreibt:
. ... Sie hoben mein Herz erobert.
Ich habe Sie in einem -Drama gesehen.
Da sind Sie die reizendste, sorgsamste.
!. tüchtigste Hausfrau. Solch eine Gattin
I): habe Ich mir immer gewünscht. . . ."
i Fräulein Star sitzt in ihrem rosaroten
'.'f Anlleidezlmme vor dem blinkenden Spie
) gel, der ihre Schönheit, die Schminke-
näxschen, Puderdosen. Parfümflaschen
und die zahllosen Photographien an der
'Wand widerstrahlt. Sie lieft den Brief
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Vdit Hausfrau? Sie erinnert sich nicht
ti uitu rnnit. ivunii wmu tuui. iv im
mcbr. Lundert Sacken bat sie seither oe
)l ram. ,
Torgsame. tüchtige Hausfrau!'
. ; 'Frl. Star lächelt mitleidig. '
' Ach, wenn der wüßte, wss für eine
. Ächtige' Hausfrau ich bin! Ich wohne
i , oblicrt, esse im' Hotel und will von
I nitr fni!ftfinitfrf i niAlS luiffrrt. liiirnat
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aus eigene Faust. Dann beifzt sie die Per
lenzähnchen fest in die roten Lippen. UN
heimlich kalt und berechnend leuchten ihre
kühnen, großen Augen. Sie trotzt dem
grausigen Todcsg.spenst, das schon die
knöcherne Faust nach ihrem jungen Leben
ausstreckt.
Es geht um Leben und Tod. Der große,
gefährliche Moment kommt. Den Regisseur
überläuft es eiskalt.' Dem Kameramann
steht schier das Herz still. Die Umstehen
den halten die Hand vor ihre Augen und
drehen sich weg. Helen Gibson springt
und greift und ist Sieger übex die tollste
Gefahr. Um eines Haares Breite! Dem
Regisseur fällt ein Stein vom Herzen. Der
Kameramann .schnappt erleichtert nach
Luft.
So wirkt Helen Gibson. die tollkühne
Abenteuerin der Eisenbahnen, hunderttau
senden Wandelbilderbesuchern aus der Se
rie Hazards of Helen" bekannt. Eine
ganze Bahnlinie steht ihr zur Verfügung,
eine Strecke, die von der Kalem Company
speziell .für ihre Eifenbahn-Aufnahmen
gemietet ist. '
Helen Gibson hat die Gefahren, die Poe
sie, die Abenteuer des Bahnbetriebes dem
Film zugänglich gemacht. Auf Lokomoti
den, im Salon oder Gepäckwagen, auf den
Dächern dahmsausender Schnellzüge ist sie
zu Hause. Die .Eisenbahn ist ihr Element.
Und ungeheuere Befriedigung gewährt es
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Hühnchen durch die Brust ausgenommen
und mich nachher gewundert, daß nur ge
backcne Bauchhallt übrig blieb. D Kar
tosfeln waren pechschwarz verbrannt Ich
hatte sie ohne Wasser aufgesetzt. Zum
Trost wollte ich den selbstgebrauten
Kaffee trinken. Ter sah aus wie Weiß
bier, weil ich ganze Bohnen in de Topf
geworfen hatte."
'So geht's! Man muß vorsichtig sein
mit seiner Bewunderung. Auf dem
Wandclbild ist vieles Filmzauber.
Selten erwecken Tilgenden und gute
Aigcnschaften die Filmliebe. Die Herren
wett verehrt vorwiegend ezdtische Schön
heilen, abenteuerliche Frauen. Die Da
menwclt verliebt sich durchweg in den Ge
sinnungölumpen, den schneidigen Hoch
stapler, der Töchler entführt, Banken bc
raubt, aber alles so entzückend und himm
lich elegant macht.
telegraphieren auf diesem Schiff. Aber er
muß wachen, muß horchen auf die Laute
aus demWeltenroum. Er sitzt vor seinen
Apparaten, den Hörer nm Ohr. Durch'!
runde Fensterchen schaut er hinaus in die
Nacht. Weit und prächtig liegt daS Meer
im silbernen Mondenschein. Doch das
wundervolle Nachtbild fesselt ihn nicht.
Sein Blick schweift in endlose Fernen.
Sein Sin geht den weiten Weg der
wßen Schlang?' zurück bik zu dem süßen
Gesicht ftiner Viola Dana. Er träumt
mit offenen Augen. Er vcrcicgenniärtiqt
sic'Ieas Bild der Geliebten, jede ihrer
Bewegungen. Er kennt sie ganz genau, er
sielt sie flnnj deutlich. denn er hat
viele Nächte kng so träumend daescffcn,
'Ein heißet Weh wllhlt in der Brust des
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ihr. In diesem Reiche der Kraft und des
Verkehrs zu wirken, seinen Zauber der Ro
mantil zu betonen; denn sie ist selber am
Bahndamm, im Schatten des Lokomotiv
schuppens. zwischen riesigen Maschinen,
endlosen Wagenreihen aufgewachsen. '
Ein Blick in die Jugendzeit der kühnen
Helen. Nur einige wenige von ihren 19
Jährchen zuriickgeschaut: DaS kleine El.
ternhaus mit dem wohlgepflegten Gärtchen
steht ganz dicht an der Hauptstrecke einer
westlichen Bahnstrecke. Friedlich liegt das
hiibsche. saubere Häuschen mit den fpiegel
blanken Fenstern da. Im Vorgarten tvol
ben sich wohlbehütete Beete mit bunten
Blümchen. .
Doch unmittelbar dahinter zieht sich
schwer und unfruchtbar der Bahndamm
hin. Nach rechts und links laufen blitz
blank polierte Schienenstränge Ins Unend
liche. Jenseits des Dammes der Güter
bahnhof. Ein Gewirr von Schienen und
Weichen. Ragende Signalmaste. Der
finstere Reparaturschuppen.
Hier wächst Klein-Helen auf. Hier be
ginnt ihre Liebe zur Eisenbahn. Sie ist
nicht bange vor den rußigen Männern, die
mit langen Eisenstangen im Feuerbauch der
Lokomotiven wühlen. Sie fürchtet sich
nicht vor dem dröhnenden Gepolter im
düsteren Innern des Reparaturschuppens,
vor dem' flackernden, blutroten Schein der
Schmicdefeuer, vor den prustenden, stöh
nenden Lekomotiven. .
Gar zu gerne wäre Klein Helen selber
so ein starker Mann geworden der auf
Lokomotiven fährt. .
Aber als Mädchen konnte sie doch nicht
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einsamen, nächtlichen Träumers. Wenn
sie nur, die ihm die Ruh geraubt, in greif
barer Nähe wäre! Zwölfhundert Mei
len sind's, bis zum nächsten Felsenciland.
Wenn er ihr nur sagen könnte, wie lieb
er sie hat. Er möchte aufschreien.
Mechanisch fährt seine Hand nach dem
Aufgabeschlüssel. Er muß seinem Herzelr
iluft machen, mu seine Liebe in die
Nacht schreien. Eine Kombination ihres
Namens hat er sich ausgebucht. Die will
er in das Weltall senden. Die soll sein
Herz befreien, sein Liebesverb,en fein.
Ticke tick ticke tick tick . . .
Biodan" . . . Viodan" . . Viodan".
Immer daS gleiche Wort. Jede
Zacht. .
Ein finsterer, britisch Schlachtkreuzer
schaukelt träge -in halber Jährt durch die
Nacht. Wie n Ungeheuer der Vorzeit
Viola Dana (siehe Bild links) ist eines
der reizendsten Mädel, die im Film glan
zcn. Man kann es wirklich niemandem
verdenken, wenn er sich in das kleine Ding
verliebt So erging's einein drahtlosen
Schisfstckgraphistkn. In irgendeiner Ha
fcnfladt hatte er Landurlaub. Zur Ab
weckleluna lcbob u in's Kino. Ein
kleiner Edison-Fi'm mit Viola Dana war
du Hsuptdorbietuna, Es war ein Fall
v!M Licbe auf den ersten Blick.
A der 3kcht lief toi Schiff mit dem
Drahtlosen aus. Viola Tanas Bild stand
unverlöschlich in seinem Herzen. Es fuhr
mit hinaus auf die weite Rsse, auf das
einsame Weltmeer.
Leicht schaukelnd ziedt das Schifskein
feinen Weg durch die Wogen. Eine en
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Lokomotivführer loerden. Darum gab sie
aber noch lange nicht den Bjunsch auf, im
Bahnbetriebe zu wirken. Sie wurde Tcle
graphistin. Den Telegraphen konnte sie
schon klappern, langt bevor sie aus der
Schulz entlassen wurde.
Eines Tageö siebt Helen Gibson in der
Mitte der ttalem Filmschauspieler. Der
Filmzauber hat sie zu den Wandelbildern
gelockt. Eine ganz unbekannte Statistin ist
sie, eine von hundert Eztras". Kein
Mensch weiß ihren Ncunen.
Die Direktoren beraten eine Bahnauf
nähme. , W Mädchen soll von einem
Motorrad auf einen vorübcrsausendcn
Zug springen und die Lokomotive anhal
tm. Die Heroine weigert sich entschieden,
den gefährlichen Sprung zu tun; sie ist em
Port über die Zumutung. Außerdem hat
sie nie auf einem Motorrad und noch viel
weniger auf einer Lokomotive gesessen.
Wer kann das Wagestück vollbringen?
Da tritt anS dem Haufen der Extras
ein unbekanntes Mädel als Frivillige
vor. Die Regisscure sind erstauttkl Dann
lachen sie die Kleine aus.
.Wie heißt du denn?" fragen sie.
Helen Gibsgn" kommt es von den
Lippen der Kleinen. .
,Was? Und du kleines Ding willst
Dein Leben wagen? Ne, liebes Kiiid. das
geht nicht. Du hast t keine blasse Ahnung
von der Sache, von der Gefahr!" ,'
Das ist zuviel für, Helen. An allem
mochte man zweifeln,' nur nicht an ihrem
Verständnis für die Eisenbahn. Sie blickt
die Regisseure erst vorwurfsvoll, dann ver
Lchtlich an und fordert ganz kurz und
lose grau-grllne Wasscrwüste' ringsum.
Am Heck das wirbelnde, weiße Kielwasser.
Wie eine Niesenschlanse windet und dreht
es sich. Mcilcnlaiig ist diese Furche des
Schifslcins. Sie verliert sich erst am Ho
rizont. Aus dem Schornstein wälzt sich
faul der Rauch. Im leichten Winde zer
weht, zerstreicht er zu einer dunklen Rie
scnfahne. Am Vordcrmaft flattert eine
seltene Flagge. Sie deutet das weltferne
Ziel des Dampfers. Den Vorder- und
Hintermast verbinden vier dünne Drähte.
Von ihnen laufen zwei schräg hinunter in
daZ kleine Häuschen hinter der Koni
mandobrücke. '
In diesem Raum sii.it, wenn die Sonne
in die Wogen taucht, unser Drahtloser.
Er hat NachMenst. Dienst 'hat er eigent
lich keinen; denn es gibt kaum etwasi zu
kriecht'er unheilverkündend dahin. Tiefe
Stille an Bord. Aiif der Kommando
brücke trabt der Wachthabende hin und
her. Es ist eine hundsmiserable, lang
wcilige Arbeit, in des Nacht Wachtdicnst
zu tun, auf neutrale Cchifflcin zu pir-
sch.n. '
Hastig ilcllert jetzt die eiserne Treppe
herauf ein pingez Sämann. Er salu
tiert so ftramn, als es fcal Schaukln des
Schiffes Mläßt, und überreicht einen
Meld??:!tel. n Wcichihnbende tritt in
dcI Ktknhaus, unter die kleine Lampe
nftd liest:
Jn kurzen Zivifchenraumen drahtlose
Rufe Viodan" Viodan" . . . Vio.
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Der Offizier" zuck: 'zusammen. Er
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Lassen Sie mich nur machen!"
Sie macht die Sachte großartig und
seither ist sie der größte Star oller Ei-senbahn-A
nteuerinnen.
Nein, Furcht habe ich nie gekannt",
erzählt Frl. Gibson. Manchmal ging es
zwar toll her. Einmal fauste ich auf einer
Dräsine einen steilen Abhang hinab, auf
eine offene Drehbrücke zu. Ich sollte mit
dem kleinen Fuhrwerk von der offenen
Brücke in's Wasser stürzen. Bei der ra
senden Fahrt verging mir Hören und
Sehen. Einen Augenblick nur blieb mein
Herz stehen. Das war als die Dräsine von
den Schienen in die breite, anwende
Brückenöffnung flog. Dann war ich auch
schon gefaßt. Ich sah das Wasser zu mir
aufsteigen und sprang weit ab von dem
fallenden Fahrzeug. Mit einem Plantsch
tauchte ich in die kakte Flut, kam wieder
hoch, schwamm an Land und fetzte den
Hebel zum Eindrehen der Brücke noch ge
rade rick)tzeitig in Bewegung, um den
herankommenden Pcrsonenzug sicher über
die nunmehr geschlossene Brücke rollen zu
lassen.
Bei einem- Sprung von dem Dach
einer Bahnstation auf einen darunterfah
rendcn Sckmellzug war ,es beinahe mit mir
vorbei. (Siehe Illustration rechts.) Ich
unterschätzte wohl die Geschwindigkeit des
Zuges und landete in der Ocffnung zwi
schen zwei Wagen. Nur mit größter Not
konnte ich mich anklammern. Sonst wäre,
ich unter die Räder gekommen. .
Heute mache ich mir nichts' mehr da'
raus, von Bahnräubern aus einem sah-
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kennt alle Namen der Schiffe, die hier
herumkreuzen oder fällig sind. Eine Vio
dan" ist nicht darunter. Das muß eine
geheime Ordre sein. Vielleicht von einem
feindlichen Schiff.
Wache heraus!" Lampen ab
decken!" Aeußersie Kraft voraus!"
Rufe, Kiingclsignale. Schrille Pfiffe er
tönen. Aus den Gängen des Schiffes
pollern dunkle Gestalten an Deck. Die
Schlote speien gewaltige Rauchballcn. Es
kracht und zittert in dem Riesenbau der
schwimmenden Eisensestung, die jetzt vor
wärts stürmt gegen die Wellenberge. Un
geheueres Leben ist erwacht. Jetzt gilt es.
Die Losung ist gefallen: Viodan".
Im Leuchtturm auf der Felsklippe sitzt
der Wärter. Ueb ihm klappert das Uhr
werk, das den warnenden Lichtkegel in die
Runde schickt.
Plötzlich blickt der Leuchtturmwärler
von feiner drei Monate alten Zeitung auf.
Er hat den Hörer am Ohr und lauscht
auf eine Botschaft aus der Luft. , Tann
schlägt er in einem Buche iwich. Er schüt
telt dos Haupt. Ob er nicht richtig ver
standen hat?
Viedan" . . . Vjodcm".
El gibt lern Schiff, hm Euiemcd,
fein Signal JSfoora''.. Was soll er nur
auS dem Rnf wach?. Ex freist iich.nd
durch den ttif trennn: Wer ist Vrodcn?"
und erhält die Antwort: Viodan".
Das ist eine sonderbare Geschichte, die er
sich nicht erklären kann. Na, er will das
Wort Meiterschicken. Vielleicht klärt's ein
anderer auf.
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renden Zuge geworfen zu werden oder
mich an Seilen von Brücken auf Züge
werfen zu lassen. (Siehe Illustration in
der Mitte), mitten im Lklettern mit einem
Verfolger zu kämpfen, auf fahrende Loko
motivcn zu springen, oder mich in einen
Postsack stecken, an eine Stange hängen
und vom Greifeisen des dorüberfahrendcn
ZugeS in den Postwagen reißen zu lassen.
Das sind alles Sachen, die sich nicht durch
Fakes" bewerkstelligen lassen. Da muß
man schon Beulen und Quetschungen hin
nehmen, die Zähne zusammenbeißen, allen
Mut fassen, schlau und kalt berechnen,
und dann gelingt'S.
Es muß wunderbar dünken, daß ein
blutjunges, schwaches Mädel diese Worte
sprechen könnte. Wer hätte in dem zarten
Gedicht der Helen Gibson, unter dem
prächtigen, kastanienbraunen Haar, Spu
ren solch' ungeheurer Entschlußkraft ge
ahnt? Haben Sie bei Ihren Abenteuern nicht
ein einziges Mal Furckt gehabt, Frl. Gib
son?" fragte ich.
Offen gestanden, ja. Damals war eZ
aber keine Furcht, 'sondern wohl nur die
klare Erkenntnis, daß mich der Tod am
Kragen hatte. Man will doch schließlich
in jungen Jahren nicht in's düstereUn
bekannte. 0
Ich floh auf einer Dräsine. Bahn
räuber setzten mir mit einer Lokomotive
nach. Sie wollten mich vernichten, mich
mit dem kleinen Fayfzeug über den Hau
fen fahren. , In dee Sekunde des An
pralles sollte ich von dem Hund" auf
den Kuhfängcr springen.
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Viodan" . . . Viodan".
Und so ist der Ruf, der Liebesschrci des
einsam wachenden Drahtlosen allnächtlich
durch den Luftraum geflogen. So kam
es auch an Stationen New Iorks. So
horte schließlich Biola Dana davon. Als
sie's erfahren hatte, erklang der Ruf nicht
mehr.
Wer mag es nur gewesen sein, der ihr
nächtlich seinen Licbesgruß durch den
Weltenraum geschickt hat?
Theda Bara ist zweifellos die inter
essanteste Dame der. Jilmwclt. Sie ist
die Unheimliche, der Vampir, das Weib,
das Die sterben macht, die sie lieben. Sie
verkörpert die Leidenschaften, die Mystik,
den Wahnsinn. Schwarz ist ihr Haar.
Unheimlich schwarz sind ihre großen Au
gen. Schwarz ist ihr Gewand. In grel
kem Kontraste dazu das kalte, marmorne
Weiß ihres Gesichtes, ihrer schlanken
Arme. So ist sie im Film. Im ge
wohnlichen Leben" ist Fräulein Bara eine
selten vornehme Schönheit, eine Dame
von Geist und feiner Kunst. Und dabei
lit sie recht viel kerngesunden Menschen?
verstand und ein mniges Mitgefühl für
des Tun likld TriLen iSui Miimnicken,
Zhee fairst hat sie &r Ällgemeimt nicht
entfremdet. (Sirhe 'die drei mittleren
mnx.)
Auch Theda Bara Hai eine große Post.
Ter eine liebt den Vampir, der andere
ihre wahnsinnige Leidenschaft. Frl. Bara
nennt sie alle dumm und allven. Sie ist
viel zu vernünftig, um sich um solche
Bneslein zu kümmern.
Aber es fand sich unter den Bliesen hin i
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Die Sache wurde erst gründlich uZ
probiert. Alle Möglichkeiten wurden be
dacht. Wir rechneten, damit, daß die sau
sende Lokomotive 'die Dräsine von den
Schienen schleudern würde. Sie tat es auch
bei allen Probefahrten. Alles ging gut.
Ich saß auf der Dräsine, und arbeitete
aus Leibeskräften an den Hebeln. Die
Lokomotive brauste heran. ' Ein Sprung,
und ich hing an dem Kuhsänger. .
Nun hätte die Dräsine zur Seite flie
gen müssen. Sie tat es aber nicht. Sie
kleterte hinter mir über den Kuhfänger
und wollte mich erdrücken. Ich sprang
blitzschnell hoch und klammerte mich an
die heißen Dßmpfpfeifen an. Jetzt traf
des Anpralls volle Kraft die Dräsine. Sie
ward in taufend Splitter auseinanderge
sprengt. Ich war gerettet!
Da habe ich gewünscht, ich wäre wieder
die kleine Bahntelegraph'istin, die friedlich
in dem Wärterhäuschen sitzt, auf die Sig
nale horcht und die vor überfahrenden '
Züge weitermeldet und von all' den Aben-
teuern einer Helen nichts weiß. Aber das
war auch das einzige Mal.
Sonst habe ich noch nie daran gedacht,
meine gefahrvolle Tätigkeit , aufzugeben.
Ich bin viel zu glücklich in meinein Wir-
ken. Meine Liebe zur Eisenbahn grenzt
fast an Leidenschaft. Und daß ich die
Romantik, die Poesie dieses geliebten
WftliiiXifiiria'htii fitin stsAfoiTi 1111H rti..,.
VWbl.l(VM, l11 IfVilKÜ.. U1IV
fahren verwirklichen ,kann, .ist inir die
schönste Genugtuung.' Noch schöner, al
wenn der Traum meiner Juqcnd verwir'.-
licht und ich selber Lokomotivführer ge
worden wäre."
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und wieder einer, der stets durch seine ge
haltvollen Ausführungen auffiel. Der
Schreiber verheimlichte buch noch seine
Identität. Frl. Bara wtercssierte sich
für diesen Unbekannten, dessen Briefe so
viel zu denken gaben. Sie ließ durch die
Fox Film Corp. Erhebungen anstellen.
Die Briefe stammten aus einem Zucht
Haus! Der Schreiber war eink von tau
send Insassen. Später kam es heraus,
daß der Bewunderer hinter Kerlerniauern
ein hervorragender amerikanischer Ge
lchrter war, ein Mann von Weltruf jm
Kreise der Denker und Forscher.
Er wandte sich an keine Unwürdige.
Frl. Bara brachte dem Unglücklichen ein
inniges Mitgefühl entgegen. Sie er
barmte sich des Trostlosen. Sie scheute
keine Mühe, keine Arbeit, sich für Den zu
verwenden, der so unendlich schwer gellt
ten, daß seine Tat längst vergebe sein
muß. So gründlich hat sie sich seiger an
genommen, daß seine Begnadigung, seine
Entlassung in allernächster Zeit zu erwar
ten ist. Die Welt wird seinen Name ni
erfahrend Theda Bara wird ihn nie en
neu. Der Seclenkampf deS Gelehrten,
seine Erlösung sind ihr heilig.
Und nun Pearl White. die schelmisch
Lächelnde. Siehe Bild recht.) Pearl
White hat unaeheuer diel erlebt. Lg
blutjunges Ding aus einem Dörfchen im
Mittelmesten in den Wanderzirkus. Mit
armseligen Kunstreiterinnen, Clown! nd
Akrobaten durchs ganze Land. Tann aus
die legitimen" Bretter, die die Wef! be
deuien, und zuletzt der berühmte, belick,
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