Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 31, 1916, Image 3

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Rrkcgserlcbinsse von Antofl
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z. Fortsetzung.)
VI.
Gcheimnissk.
Da Biiro der Nachrichtenoffl,jikik des
A. O. K. lag In einst Waffe, beten erste
zwei Häuser durch eine englische Flieget
bombe furchtbar mitgenommen waren.
Ein tönernes Kalb, das über der Tiir des
einen Hauses anzeigte, daß hier ein
Metzger gewohnt, lag an seinem Platz
mit weggerissenem Kopf. Schwere Split'
ter hatten durch die Baclstcinmand in den
Laden geschlagen. Die Front der beiden
Häuser war eingedrückt uid jetzt mit
Brettern verschalt. DaS Ungetüm einer
solchen englischen Fliegerbombe zierte
das Kamin im Borzimnier der Nachrich
tenoffiziere. Es war ein Ausbläser, der
mit der langen Aufschlagspitze und' den
drei Blechfliigeln über eine Meter maß.
In diesem Borzimmer amtierte der'
Herr Unteroffizier N. Er saß immer
mit der ihm eigenen gesuchten Bescheide-
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Tie holländische wrenzwache gegen Belgien.
heit auf seinem kleinen Sofa und durch
las tiefsinnig den nächsten besten ans dem
Stoße vorc Briefen, die drn. GcsangcneN
oder Toten abgenommen und noch nicht
wieder zurückgegeben waren und nun vor
ihm aufgestapelt lagen. Er , konnte den
englischen, französischen-, kanadischen und
flämischen Frauen und Mädchen Über die
aziuier zcyen, oic, aynnngsio zu ven
Versicherungen ihrer Liebe oder zu ihren
Wünschen nach einer möglichst großen
Zahl getöteter Deutschen, allerhand klci
nigkeiten mitgeteilt hatten, aus denen der
geübte Sinn des früheren Spiheuhänd
lers Wichtiges herauslas, rot oder blau
anstrich und nach vorn inS Büro gab.
Um dieser blau und rot gestrichenen Stel
len willen hätte ich keine halbe Stunde
im Vorzimmer der NAchrichtenoffiziere in
der von Fliegern bombardierten kleinen
Gasse gesessen. Diese Stellen hätten mir
gar nichts gesagt. Aber die Haarlocken
der Kinder, die gepreszten Blumen, die
Photographien, alles das sprach zu mir
und erzählte mir laut von den Geheim
nissen derer, die ich nicht kannte, von gro
fzen und kleinen, süßen und bitteren. Ost
schien es mir, als ob Tausende blutender
Herzen von Frauen und Mädchen aus
Feindesländern im Zimmer des Herrn
Unteroffiziers N. hingen, und er durch
suchte und durchstocherte sie mit seinen
schwarzen Augen und seinem schwarzen
Krauskopf und seiner ganzen geschmei
digen Höflichkeit. Und mein Herz krampfte
sich oft zusammen über die Unerbittliche
leiten deS .Krieges. Aber die anderen
machen es natürlich geradeso. Wo es sich
um daS Sein von Miuiomn handelt, da
sind Frauenschmerzen so leicht wie die
Haarlocken der Kinder, die junge Mütter
in ihren Briefen an die sterbenden Bäter
im Feld schicken. '
Die Nachrichtenoffiziere sind die Zei
tungsleute, und die Schriftsteller des
A.O.K., die geistigen ' AZaulwiirfe und
Graber, die Finder und Zusammensteller,
kurz die Ganglien im Gehirr des großen
Generalstabs. 'Auch Earros, der berühmte
französische Flieger, wurde hier vernom
men. Ich hatte ihn von Courtray aus
zwischen den deutschen Schrapnellwollen
gesehen, die ihn zwangen, in einem steilen
Gleitflug niederzugehen. Bei Jngelmiin
fter hatten ihn schwäbische Reiter gefangen.
' Er war ein zierlicher Herr von etwa fünf
undzwanzig Jahren, mit einer scharfen
Lzabichtsnase und mehr spanischem als
sranzesisckiem Ausseben. WUtUn in seinen
selbstbewußte und kurzen Angaben nahm
er auf , einmal einen verbindli l'eren Ton
rn und verriet dem Meijor kniz die
französische Regierung 'für itm so viel
Millionen zahlen würde, als Teutschland
nur wünsche, wenn man ihn frei ließe.
Combien Je millions voulfz-vous?''
fragte er gespannt, Major W. klopste ihm
nur freundlich auf die Schulter und sagte:
.Kleiner Schäker"!
Unter diesem liebenswürdigen Wrtchen
brach der iröfzcnwahn der stlber!
Kugeln, der cm diesen kleinen lühmn
Kapitän der Lüfte erfaßt !ciite, jäh zu
sammen, irr soll seilt ciun.b.q gewesen
lern an ''nur t;
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an einem Ende des StädichenS liegt. Eine
vollständige Druckerei und eine Photo
graphische Anstalt sind dort eingerichtet.
Schmunzelnd zeigte mir der junge Haupt
mann, der Leiter dieser Abteilung, seine
Eroberungen an wertvollen lithographi
schcn Steinen. Lauter dicke schöne Soln
hofer Schieserplottcii. ' Taun kamen die
Karten mit den Photographien, ffast auf
jeder stand oben in der Ecke das Wort:
Geheim! Das Wirken der Miundvier
zigcr 9J!irscr ist hier verewigt auf wunder
vollen Blättern, die für spätere offizielle
Veröffentlichungen aufbewahrt sind und
alles bisher Gesehene übertreffen. Das
schönste Wunder ist die Entwicklung der
Fliegerphotographie und ihre sinnreiche
Verwendung für strategische Zwecke. Da
gibt ii große Karten, auf denen lein Gra
benstückchen und keine 'vorbereitete Ar
tilleriestellung der feindliche Linien fehlt.
Alles bon oben! '
TcZ Schönste von allen, waren aber
doch die Blätter, mit denen die Leute des
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Hauptmanns von R. ihre Kokbgen von
der schweren Artillerie an die Hand gehen.
lllÜt dieser Kartmhilfe können sie. in Nacht
und Nebel schießen, als ob sie das. Ziel
vor Augen häiten Ein junger Leutnant
fertigte gerade eine solche Zeichnung an.
Das 'kalte Mitlaezessen. stzud unberührt
eben ihm. ÄachtZ um zicel Uhr hatt: er
den Auftrag beloinmen und seinen Sitz
noch nicht verlassen. In einer halben
Stunde wurde die Arbeit fertig sein,
meinte der Leutnant ganz ruhig. - Ich
dachte, daß ein Bolk mit solchen Menschen
nie zugrunde gehen kann. , .
Zu den Männern der Geheimnisse ge
hört auch Professor H, von der Tech
Nischen Hochschule in Stuttgart, der jetzt
den Nock des Königs beim A,O.K. trägt.
Er fängt starkstromige Elektrizität ein
und leitet sie durch Staeheldrahtverhaue,
um die Sache für den Feind noch in
teressanter zu gestalten. In seinem
Zaubergarten" in.... werten die ersten
Versuche gemacht. In einem Garten, wo
sich sonst der Herr mit den zu lange auf
bewahrten Gewehren zwischen Rosen er
ging, ist jetzt ein Stacheldrahloerhau an
gelegt, der in eine Starkstromleitung ein
geschaltet werden kann. Der Durck.gang
des Starkstroms, bringt keinerlei Verän
derung, wenigstens keine sichtbare, in den
Dräbteu bervor.' Da Nimmt der Professor
ein Stück Draht und wirft es so gegen den
Verhau, daß das eine Ende den Loden
und das andere Ende den untersten
Stacheldraht berührt. Noch immer sieht
man nichts. Da macht uns der Zauberer
auf eine merkwürdige Erscheinung auf
merksam. .In dem.. Gras wimmelt es
plötzlich von Regenmürmern, die, flucht
artig den elektrisierten Boden verlassen.
Der durch die Erde nach feinein Ausgangs
Punkt znrüelfließende Strom macht ihnen
den Aufenthalt ungemütlich.
. Etwas viel schöneres waren da die Hör
kabinen der Funkfpruchstation, die sich im
gleichen Hause befand. Größere Stille
konnte in leiner 5tirche herrschen als hier.
Die Laute, die von den Antennen des
hohen Mastes für drahttose Telegraphie
dem Acther entrissen und dem Hörer zu
geleitet wurde, bestanden in einem kaum
vernehmbaren Ticken und Knipsen und
Zirpen in verschiedenen Höhenlagen.
Noch naher als das Wunder der drah!
losen Teleqraphie ging mir aber doch das
Erlebnis bei dem Münchener Bierkönig
und einstigem Stadtkommandanten von
Court ran. Es war in dem lleiuen klasino
am großen Platz der schonen Grenzstadt.
Daö Abendessen war vorbei, md einig?
Kruglein Pjchorrbräu taten das ihre zu:
Stiinmunq, Da pries der Olcrleutnant.
der die Drähte unter sick hatte, den moder
nen Telephcndienst. erzählte, wie man an
Weihnactitcn die Klaviere in den Schützen
graben hätte spielen hören ,mid meinte
bedauernd, daß, wenn ich Telephouan
schkuß hätte, ich jetzt mit meiner Frarl
sprechen könnte. . Ich konnte dein freund
lickeii Oberleutnant mit der Zahl 23S4
in Freiburg i. B. entgegenkommen. Das
hatte cr sich nun lvahrs'rinlich nicht gerade
öorg stellt, aber er Iiieit Wort, Nach einer
Viertelstunde läutete er n. Und gleich
daraus höete ich durck? die Naehl aus deni
2e!!.o.ir,',N',i!d nach Flandern hln.klzr und
bell, s.eride Is ob es von einem Zimmer
ins andere ginge, was meine Frau von sich
und den Kindern Frotzes zu er,äb!i'!i harte.
; A,r drnijj der tkyeimniZie nur noch
! das tzarniloft .vom Eta,k'e!oraht an der
! IioliänSikaien G:enzc. ,ch kalte gerade
! bei .den 'Herren in Jlielorecht und Tool,
jdic. jetzt tuet uiitciT an der Scheide schon
Front.
Iondrich')
lange friedliche Zeiten haben und mich
überaus gastlich empfingen, einerr- unge
heuren Karpfen essen helfen. Zur Ver
dauung wurde der Stacheldraht besehen,
der jetzt Belgien von Holland trennt. Er
ist mehrfach um dicke Pfähle gespannt,
und alle paar Minuten steht ein Land st ür
mer davor. Auf der iidfttii Seite aber
patrouillieren die holländischen Kollegen
in ihren einfachen, schwarzen Uniformen
mit den etwas knabenhaften jläppis.
Der Stacheldraht kennt, keine Rücksicht
und geht genau nach dem Grenzverlauf.
mitten durch Garten und einmal sogar
mitten durch ein Gehöft. Das hat in
einer nicht glücklicken Bauernehe den
Frieden für vier Stunden im Tag ge
bracht. Das Wohnhans liegt nämlich noch
diesseits, der Stall aber jenseits des
Stacheldrahts. Am Morgen und Abend
erscheint ein Landstiirmer vor dem Haus
und geleitet den Mann aus einem Amweg
nach dem Grenzstacheldralt. Dort wird
er von einem holländischen Soldaten in
Empfang genommen, in den Kuhstall
hinter dem Haus geführt, und erst wieder
herüber nach Belgien gelassen, wenn die
vorschriftsmäßigen zwei Stunden vorbei
sind. Während dieser Zeit aber sitzt die
Ehefrau friedlich klöppelnd bor dem Haus.
Bei Doel habe die Teutschen schwere
Arbeit mit den Fräulein Spioninnen. In
einem Grenzschuppen an der belgisch
hoUaiidischen Landstraße waltet eine grisf
mutige Flamin ihres Amtcö als Unter
suchungsbeamtin bei den vielen Damen,
die mit Briefen und Adressen in ihren
Spitzeujupons und Korsett ihre unheilig
und gut bezahlte Pflicht iin Dienste der
Triple-Entente erfüllen. Elegante Er
fcheinungcn aus der Welt, in der man sich
nicht langweilt, zwischen zwei Landstiir
mern mit aufgepflanzten Bajonetten, sind
in jenem Landstrich etwas Alltägliches.
Ein kleiner Ausflug an der Wester
scheide zeigte uns die weite schöne Fluß
landschaft niit dein zarten Schattenriß
der Kathedrale von Antwerpen im Suden.
Am User des Meerarmes, der an die Elbe
erinnert, stand eine fröhliche Fischerkneipe,
wo es vorzügliche Austern und einen guten
Wein gab. Der Rest ist gleichfalls Ge
heiinnis. Aber die Heimfahrt war lang,
und der kühle, flandrische Wind hat alles
wieder zurecht gebracht.
. ' VII.
Land und Leute. .
In meinem Quartior walteten Made
noiselle Rvsalie nd.eine flandrische Deern
namens Germainc. Das 7Ojährige Ma
demoiselle Rosalic ivaischclte durchs Haus
mit der freundlichen Ergebenheit deS Al
ters, das die Unabwendbärkeit alles Schick
sals längst eingesehen hat. Sie lächelie,
wn sie mich sah. und ließ den Rest einer
schwarzen Straußenfeder von ihrem Ka
pctthüichen herab zuvorkommend dazu
nicken. Dkeses Hütchen hatte Mademoiselle
Rosalic auf vom frühen Morgen bis zum
späten Abend. Ich weiß nicht, ob sie es
abnahm, wenn sie zu Bett ging. Bon ihrer
Anpassungsfähigkeit an die neue Zeit in
Flandern hatte Germaine, ihre Stütze,
ganz und gar nichts. Sie verfugt noch
über die volle Störrigkei: der Jugend,
war ehrlich und unliebenswürdig. und ihr
schmaler Mund verbarg ihre heimlichen
Gedanken, die über die Teutschen hinter
ihrer Stirn brüteten.
Germaines Schwester hieß Elise und
wohnte noch in der kleinen väterlichen
Hütte hinter dem Garten. Auf diesen
großen Garten' gingen die Fenster meines
Zimmers. Die ersten. Aprikosenblüten
froren darin im Kriegsosterwind. Manch
mal erschien Elise zwischen dr blühenden
Bäumen. Sie war eine robuste Maid
von einer grobkiwchigen Verliebtheit und
derart in Frühlingsstimmung ' getaucht,
daß sie auch dem Feind mit niederleindi
scher Geruhigkeit Küsse ans Fenster hin
aufschickte. Die setzte sie mit den Lippen
auf die innere fleischige Handfläche wie
kleine Bögel und blies , ' mir dai.n gu.
Mir lief es vor solcher verliebter Tol
paischigkcit kalt den Rücken hinab,
Tie belgischen Frauen und Mädchen
stehen für uns Teutsche. überhaupt an der
Grenze des Schicklichen und veS Gefallens,
das erlaubt ist. , ?iasse haben sie zwar
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Gtsangrue
mehr al di Männer, aber zu schwere
Nasse. Die Männer dagegen sind, in
Flandern wenigstens, einfach ein uner
träglicheS Geschlecht. Wenn man in ein
Geschäft kommt, dann wird man imme'
von der Frau bedient und sieht gewöhnlich
eine dunkle Existenz sich im Haus herum
drücken. Das ist der Ehemann. Was
von ihnen nicht durchgebrannt ist. das
lungert und liegt jetzt aus dem Straßen
Pflaster in der Sonne herum, raucht eine
Pfeife oder spielt wie kleine Knaben mit
Tonkiigelchen. Drei, vier junge Männer,
die mit aufgestemmten Knien auf dem
Pflaster sitzetkirnd mit dem Rücken gegen
eine Hausmand lehnen, das ist die Gliche
Staffage im Straßenbild einer kleiner
flämischen Stadt.
Mir schien es häufig, daß man da
und dort in bezug auf die Stimmung der
Vevölkerungjäufchte, weil man die groben
Zutraulichsten' für Tentschfreundlichkeit
hielt. Wenn auf meinen Fahrken in
Flandern, und Südbrabam erwachsene
Mädchen vor unserem Auto stramm stan
den und militärisch grüßten, so habe ich
darin nichts gesehen als di Mangel jener
Schamhaftigkeit, die auch eine Bauern
dirne nicht gut verminn kann. Manchmal
mag es auch einfach Hohn, gewesen sein,
Uild wenn die kleinen Buben deutsche Sol
datenlieder sangen, vor Offizieren sich in
einer Reihe ausstellten, die Holzpantof
feln zusammenschlugen und die Hand an
die Mütze legten, so war daS halb Frech
heit, halb Kinderei. Und wenn die In
lpberin des Spitzenladens in der Cortrijk
straat ihr . dreijähriges Biibcken darauf
dressiert hat, den falut rnilitair zu ma
chen, wenn Deutsche in ihren aden ka
men, so war das-nichts als die Berechnung
einer sehr guten Geschäftsfrau.
1 Von der Deutschfreundlichkeit, die Pro
fessoren der Etymologie aus der stamm
verwandten flämischen Sprache heraus
destillieren wollen, habe ich auf meiner
Fronireise auch nicht das Geringste be
merkt. Wenn ein Mann wie der Bürger
meistcr von Roulers mit dem Komman
bauten der Stadt, dem Major Prasse, gut
auskommt, so liegt das an dessen diplo
malischer Befähigung und an dem Ge
schick des Majors, mit den Menschen um
zugehen. ' Aber von solchen Ausnahmen
aus allgemeine Schlüsse auf das, wenn
auch nicht deutschfreundliche, so doch höf
liche Verhalten der Bevölkerung zu ziehen,
das wäre gleichfalls sehr verfehlt. Das
habe ich einmal drastisch erlebt. Es war
in den .Tagen nach den . ersten Vorstößen
bei Bpern in der letzten Aprilwocbe. Jch
fuhr an die Front und mußte auf dem ,
A!eq '.ttoulers panieren. t ersten Ver
wundeten kamen uns entgegen. Der große
Platz von Rousselacre, ganz unwahrschein-
Itm nrtin fnr' in tm lipinfS lieft ftnnh
voller Eingeborener. In den drei Tagen,
die ich vor einer Woche Hier gewohnt
hatte, hatte ich während der täalichen
' ' ' O
Konzerte einer Militärkapelle keine Kkeir w"cn leine in nicyi. Im oeigi,aien.einc andere ais die ves ruvlerzimmers.
über den weiten kenn Platz gehen sehen. ! oll yat man auch wohl von ver Av
Die Stadt schien immer wie ausgestorbeo. hnggkt von England in die Leopold
Jetzt aber standen 'sie alle vor ihren Hau- U. sein. Land hineintrieb,.. Kenntnis ge-
y ' ... ' .' . a . i.Ts.i o.. cu is. fff'.. k. n :p
sern. , Männer. Weiber und Kinder, und l'"ul- ou nun emra g Y
pufften sich vcrgnügt mit den Fäusten und pold kam die ganze Hand seines Nach
lackte unk tcbMm wükrknk k'r UN folgers und Neffen Albert. Ganzlich ohne
.der deutschen Verwundeten über den Platz , die diplomatischen . ,,, und .kaufmannischen
dem Bahnhof zuwankte. Auf einen Stock! Talente des Onkels ging dieser den Eng
gestützt, oft auf einen Krankenpfleger., landein mit einer Einfalt ms Garn, die
manchmal auf zweien gelehnt, schleppten man ruhrend nennen ntllßte. wenn sie nicht
' . 1 . " y. . : r r . kar,,;?, i,r w;
ich mi ete ttrieger mud elig dahin, iste
meisten bissen die Zähne zusammen. Nur.! Kriegsausbruch erschien von dem bel
w.! ttüknn- iur W ßfpsirfifpr ! gischen , Parlamentsmitglied , dc Brouckere
9mh linn 5finnfTi-Tiirp str.iliff-n !
Auf einmal aber ging es wie ein
Schatten über die Gesichter. Was war ge
schehen? Der Zug der Verwundeten war
verschwunden, und die Flamen warteten j
1 ' .. . ' ,j
vn wwfci
ungeduldig auf neue Opfer. Da glimm
ten plötzlich böse Gedanken auf in den Ge-
simtern, die bis dahin so kannibalisch ver-
gnügt grinsten. Man hörte Hufeqetrappel.
und aus der Straße, aus der die Verwun-
deten sich über de, Platz ergossen hatten,
ritten Ulanen mit wlhenden Fäbnle in an
den Lanzen; hinter ihnen schritten die .
sten Kol nen unverwundeter weißer und
Lhi,n ffnnfSnh,r meifeer ,mh srftrnnrifr
krr, n,ir nn, 7r,ltlh, ' ii, . ,in 1
Hagciibeck des Krieges nicht besser Hätte
zusammenstellen können. Die Himiiicllan-
gen Kanadier trugen noch ihre funkelnagel
neuen wie- Sporiskostüme geschnittenen
Uniformen, die kleinen Franzosen waren
bedeckt mit dem ehrenvollen Schmutz des
Schützengrabens, die Jndier und die Ne
ger aber trabten daher in dem ganzen ma
krischen Dreck ihrer halb exotischen, halb
europäischen Kleidung.
Das sah nach keiner Niederlage für die
Deutschen aus, und die Flamen ver
schwanden in ihre Häuser wie Ratten in
ihre Löcher. Major P., der Kommandant
von Roussclaere, wußte, wie er die Leute
zu behandeln hatte, ' '
Es ist sicher nichis so schwer, als eine
Erklärung des Volkscharaktets bei einer
so gewürfelten Nat-in wie die Belgier es
Bklgirr und Engländer in einer belgischen Ttadt.
sind. Aber ein Wort trifft auf daS Volk
in seiner Gesamtheit zu, ob ti sich um
Flamen oder Wallonen, um Reiche oder
Arme handelt. Das belgische Volt ist ge.
wohnlich. Die Mahlerische Ungeheuerlich
keit de Brüsseler-Justizpalastes, des Stol.
zes aller Belgier, hat etwa unendlich Ge
wöhnliches an sich. Die Bildung der Ge.
bildeten, die darin besteht, zu tun, als ob
sie kein Flamisch verstünden, ist gewöhn,
lich. Tie Art deS 5lönigs, allerhand so
ziak Gesetze durch die ttammern anneh
men zu lassen, dem Veröffentlichung und
Ausführung ihm übertragen wurden, und
von diesem Recht keinen Gebrauch zu ma
chen, das ist gewöhnlich. Damit daS Un
gewöhnliche getan werde, dazu mußten die
Barbaren ins Land kommen.
Ein Land, dessen Arbeiterschaft sich in
einem Zustand höherer Entwicklung bc
funden hatte, hätte auch bei dem .be
schränkten Wahlrecht eine klerikale Regie
rung, wie sie in Belgien am Ruder war,
nicht ertragen. Es geht nicht an, nur die
Negierenden verantwortlich zu machen.
Das Bolk hat immer die Regierung, die
es verdient. Die Belgier haben lange einen
König ertragen, dessen Leben ein einziger
Hohn , auf Menschenwürde und Vornehm-
j he't war. Die Brüsseler Haben sich gegen
Leopold II. nicht anders gewehrt als mit
! schlechten Witzen. So ganz unsympathisch
i, r - fw i . r t v. . "r x
"I"",T"U'' ". '
in der Neuen Zeit" ein Aufsatz mit den
Sätzen: .Die. Regierung hatte 1912 ver
sprachen, die Nation vor der Last des
Militarismus zu schützen. . Aber schon
'""'s. '" i 8"
Ti ir!tirtiT rutn SflnvitaUMnnon . ilrnnfrtmo
, j. , (rn.t... t
"in vviuyjJi vt ivvinuniiym y kunnnMj,
Englands und zweifellos auch. Rußlands
nach..-. Man hat die Annexion des Kon-
l -wm. U'
d' Kl"e ZU beherrschen, heute merkt
n. daß d,e Kolonie uns beherrscht,
W'r sind in den Stirn in ffiieltmacDte em
getreten unb bre Großen werden uns n,ch
'r loslassen. Wir n usten nach ihre
f'fc tanzen, tanzen bis ZUM Tode. w,e
--ft.-i. t.rjs.tf-rr. . w . Cl-
aus Um- Märchen, den Set
Teufel zum Ball führt."
Ist das nicht der dumpfe Ton, der pro
phetisch, aber ohnmächtig aus der zer
sprungenen Glocke von Gent spricht?
Ob Belgien seine Neutralität nach dem
Kriege in der für uns lebensgefährlichen
Form beibehalten wird, ob es nur militä
risch unschädlich zu. machen ist, oder ob es,
wenn wir siegreich bleiben, eine deutsche
Provinz werden soll, darüber möchte ich
mich jetzt nicht äußern. Die Hauptfache. ist.
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fe,r , Trjs ftiii ,j,v,, , V & 4
S:is Afrtä&Zl-ZU V X;vS
daß das belgische Problem so gelost wird, , mi)txi Werbern Lord KitchenerZ in die
daß die WeltgeschWe einst nicht über uns He gefallenen Kanadier menschlicher,
lacht und wir selber nicht über uns HetaIä bet Dank an unsere Helden. Und diese
ne.
vm.
' !
Hinter der Schlacht.
Am Morgen des 22. April war
die
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I ;n.AA ' 'l--.: ?J
erste Gasschlacht bei Zjpern geschlagen
worden. Ich suyr mir dem Lvergeneral -
arzt und feinem Oberstabsarzt an die
Front. Vor der Kirche von Poelkavelle.
einem zerschossenen Dorf mit einem Kirch
turm, der wie ein hohler Zahn in die Lust
ragte, stand ein Trupp gefangener Kana
dier. Sie hatten sich ihre Kriegsfahrt ge-
gen Deutschland gewiß anders vorgestellt.
Ueber den meisten der hohen Gestalten lag
eine unsoldatische Verdrießlichkeit. Sie ''mehr, die waren alle schon nach vorne ge
schienen ihrer-Uniform nach eher von einer 'bracht. Da hieß mich der Oberstabsarzt
Bergtour als von einem Schützengraben, auf einer der Tritte stehen, die vor den
zu kommen. So viel Körperstärke und so Schießscharten aufgestellt sind. Ein in der
wenig kriegerischer Geist paßte schlecht zu-, Lehmwand eingelassener Stohlsenild, oben
kinandcr. Ihre Regimenter sind denn auch her mit Sandfacken überdeckt, hatte Ikinen
bald vom Feind nach den ersten Schlä-lkaum drei Finger breiten Schlitz, das
gen aus den vordersten Reihen zuriickge- Auge des Schützengrabens. Gerade als ich
zogen worden. ' ' ,hinausschaucn wollte, brachte der Wind
Einige der Kanadier lagen zusammen t einen Schwaden des widerlich süßcn Ge
mit Negern auf - dem 'Pflaster vor demiruchs herein, den man im Feld kennt, der
Feldlazarett und übergaben sich zum ' mich aber, jetzt einen Augenblick zurück
zweiten Male. Es waren die ersten Opfer,! weichen machte,
die der milden Wucht unserer neuesten! Wieder sah ich hinaus. Ein breites
Waffe erlegen waren und die sich vom Band Land mit schüchternen Grasflecken
Gas nochnicht erholt hatten. Man konnte dazwischen, aber sonst glatt getreten wie
es unseren kleinen Feldgrauen, die mithin Tenne zog sich hinüber bis zu den
frischen Gesichtern und aufgepflanzten ausgeworfenen Erdwällen des feindlichen
Seitengewehren neben den Gefangenen Schützengrabens., Das war ein Stein-
Tie Leichen gefallener Franzosen in den Drahtverhauen.
standen, nicht verübeln, daß sie sich das
. Lachen nicht verwehren konnten. Ich lachte
selbst mit. Die Psychologie des Feldes ist
1 i w i a i .
denn es ist Tragikomik. großen Stils,
wenn man mit aufgepflanzten Bajonetten
und Messern zwischen den Zähnen gegen
den Feind gnrennt und erliegt einem
Hustenanfall. Wenn es aber einem der in
unsere GaSwolken Geratenen gar zu
schlecht ging, dann trugen ihn die Männer
vom Roten Kreuz sanft wie ein Kind in
dos Feldlazarett hinein, wo er' unter
Sauerstoffbehandlung sehr rasch wieder
zum Atmen der reinen Himmelsluft kam.
Die jammernden und stöhnenden
Freunde und Feinde, denen im Feldlaza
rett von Poelkapelle die amerikanischen
und deutschen Granatsplitter aus dem
Körper gezogen wurden, ließen mir nach
dem Lachen vor dem ungefährlichen Mor
tyrium hustender Wllstensöhne und
speiender Kanadier andere Regungen durch
die Seele ziehen. Aber selbst hier hätte
Weichheit den Anfang eines Nervenzu
fammenbruchs bedeutet. Man geht vor
bei, und das Dankgefühl an die Aerzte
und Schwestern und Krankenträger, die
I hier ohne Rast und Ruh Tage und Nächte
lang helfen und heilen, überwiegt eine
falsche Wehmut, die auch den Duldern
selbst nur eine Last zu ihren Leiden wäre.
Dank, Dank, und immer wieder heißer
Dank an unsere Krieger für das Uner
hörte, was sie einer Welt von Feinden aus
vier Erdteilen gegenüber leisten, das ist
die Woge, die alle Gefühlsduselei für Un
würdige hinwegschwcmmt. Alle Wehleidig
keit und alle gefühlvolle Entrüstung über
die Unerbittlichkeit des Krieges ist in un
seien Tagen etwas Selbstmörderisches.
Weltfremder Studierstubenneutralität er
scheint eine sentimentale Verbeugung vor
einem übelriechenden Neger oder einem den
Art macht sich mcht nur rm neutralen
Ausland, sondern oft auch bei unS zu
Hause breit. .
Gleich hinter den Hausertrummer von
Poelkapelle tat sich die Welt der Schützen
grüben auf. Noch ein paar Schritte ging
es über die Erde hin, durch ganze Berge
von Stacheldraht, spanischen Reitern,
Balken, Maschinenwerk und Vorräte von
Baumaterial für den unterirdischen Krieg.
Zwischen aufgestapelten Tonnenstegen und
leeren Munitionswagen öffnete sich ein
schmaler Weg in der glitschigen Erde, der
bald zwischen zwei abgelausten und mit
Weidengeflecht vor dem Einbruch ge
schützten Lehmwänden hinabführte.
Es ist keine nachträgliche Erfindung,
sondern eine wahre Begebenheit, daß mir
im ersten Augenblick, wo ich in dem deut-
i schen Schützengraben stand, das Wort don
der segensreichen Himmelstochter der Na
tur einfiel. Ausgemacht im Schützengra
den. Aber es ist kein Wunder. Vorne tobt
die Schlacht, vielleicht vier Kilometer enk
fernt von uns. Ein Rasen hub an in den
Lüften von jagenden Granaten und brul
lenden Geschossen: und hier sah alles aus,
aufgeräumt wie in einer Alphütte, die
ordentliche Gäste verlassen haben. Die in
der Brustwehr überall eingebauten und
gut gezimmerten Unterstäride, Munitions
kammern und Vorratsräume mit ver
schließbaren Türen waren geleert. Und
die Handgranaten, Leuchtkugeln, Leucht
Pistolen und anderes K'riegshandwcrkszeug
lagen schon geordnet in sauberen Haufen.
Der Obergencralarzt öffnete eine Tür.
Da schliefen zwei Feldgraue das fchönste
Loch in den Tag hinein. Ein Anruf werU,
sie. Bor dem Mann mit den breiten toten
Streife wurde du Beiden fehr.llno
Sie hotten den Auftrag gehabt, alle Zu
uckgeblicbene auszuräumen und hatten.
als die Arbeit beendet war, ein Schläfchen
gewagt. Jetzt ober kam Leben in sie.
Auf manchem der Lehmstollen, die als
seitlicher Granatschutz von der Brustwehr
nach hinten zu stehen gelassen wurden,
zeigten in winzigen Gärtchen von Hand
tuchgrösse Maßliebchen ihre kleinen, roten
Sonnen. Gascylinder sah man nirgends
Wurf bis dorthin. EZ waren zweiundfech
zig Schritte. Ich hab sie später gezählt.
Dieses satanisch schmale Band des Todes
allein leistete sechs Monate lang den bei
den Feinden Gewähr für ihr flackerndes
Leben. Und auf dieses Band hat Mars
einen Totentanz gemalt, wie ihn kein Hol
bein schauriger auszudenken. vermöchte.
Ich war mit dem ' Oberstabsarzt aus
dem Graben über die Sturmleiter guf die
Brustwehr gestiegen und sah vor mir den
Tanzplatz des Grauens. Links und rechts
in unendliche Weiten gehend, da ' drüben
aber begrenzt , durch die nahe Schieß
scharten zwischen den französischen Sand
sacken. In , ihren gebleichten Uniformen
lagen die Turins in den verrenktesten
Stellungen, als ob sie in einem Taumel
und Wirbel gefallen wären. Aber unsere
Toten, die Feldgeauen, lagen alle friedlich
und gestreckt auf dem Gesicht, mit dem
Kopf gegen den Feind und das Gewehr im
Arm, im Sturm tödlich getroffen, schlicht
und groß. Doch waren das alle keine Lei
chen mehr, nur noch Schatten von Leichen.
Beim gestrigen Sturm war kein Mann
von den Unseren gefallen. Die Gaswolke
hatte sie geschützt. Alle diese Monate alten
Mumien waren Saat aus mißlungenen
Siürmen der Winterschlacht in Flandern.
Genau in ihren Stellungen, in denen sie
gefallen, die ' Schwarzen wie in wilden
Kämpfen, die Feldgrauen im kriegsgerech
ten Kämpfen , waren sie langsam ver
modert und hatten sich zur Erde zurückge
funden, auf der ihre Ueberreste nur noch
lagen wie Schemen bon einstigen Wen
schenleichen. Und die Lebenden, die zurück
geblieben waren, hatten durch die Schieß
scharten monatelang die Kameraden lang
sam fo vergehen sehen.
' ' (Jgrliexung solgt.1
Passierscheine sür Reisende.
Aus Berlin, 1. Dezember wird ge
meldet: Reisende Privatpersonen werden
darauf aufmerksam gemacht, daß bei Rei
sen nach den besetzten feindlichen Gebieten
im Westen und Osten neben dem polizeilich
abgestempelten Personalausweis oder Paß
ein Passagierschein erforderlich ist, der auf
schriftliches Ersuchen durch das stellver
tretende Generalkommando, in dessen Be
reich der. Gesuchsteller wohnt, in Berlin
durch das Oberkommando in den Marken
ausgefertigt wird.
Kriegsschäden in Galizien.
Durch 'die Kriegsereignisse werden in
Galizien und in der Bukowina zahlreiche
Schäden verursacht. Die galizische Statt
halterei und die Bukowinaer Landesregie
rung wurden beauftragt, in allen Gebieten
dieser Kronländer, die vom Feinde frei
sind, erforderliche Erhebungen einzuleiten,
die vorläufig nur eine möglichst vollstän
dige Uebersicht der im Lande angerichteten
Schäden und der daraus sich ergebende
Wirtschaftslage zu liefern hakn.
'
Interessante Vorstellung.
. DaS Verl. Tageblatt' schreibt: In de:
Wohltätigkeitsauffllhrung des Zigeuner
baronS", die unter Mitwirkung des
Philharmonische Orchesters
am 10. Dezember im Theater de Westen!
stattfindet, hat Dr. Leopold Schmidt die
musikalische Leitung und Direktor Hart
mann von Deutschin Opernhaus die Rsgie
übernommen. Wir teilten, bereits mit, daß
Hermann Jadlowker den Barinkay
und Girard t-Wien den Szupan singt.
Die anderen Hauptrollen sind mit Mary
Hagen (Safi). Marianne Alfermann (Ar
fea), . Ottilie Metzger-Lattermann
hMura (Ezipra), vom Scheidt-Köln
&?t??t t?U fc1 Bsettch (0t