Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 24, 1916, Image 3

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Der Sozi an der Front
Rricgserlebnisse von Anton
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1. Fortsrt'nug,)
Wie ich s denke, leuchtet auf einmal
ktwaS wie cin weißes Blühen aus dem
dunkelgrünen Busch. 'Was ist ei nur? Ein
weißes Kreuz W sich beim Näherkommen
von dein dunkeln Hintergrund ab. Ein
Coldatcngrab. DaZ erste, das ich sehe,
in Helm ziert den Hügel. Dann wieder
einS. Da scht der Helm oben aus dem
langen Krcnzbalkcn. Wir koinmcn au
dem Wald heranö, und rechts und links
dom Weg huschen weiße Kreuze vor den
braunen und schon grünenden Feldern am
Auto vorbei. Wir fahren langsamer, um
die Inschriften lesen zu können. Da hcikt
es: Hier ruht gut aus der Musketier
Wilhelm ffireinj." Manchmal fehlen die
Namen. Dann heißt es: Hier liegt ein
Engländer," oder: Hier rulxn zivei
Belgier." Aber die Gräber der Feinde
sind nie mit geringerer Liebe geschmückt
als die der Freunde. Alle Hügel sind von
wciszen Holzhäglein eingefaßt, und Maaß
liebchcn zittern auf den Schollen. Manch
mal ist dem malenden Landwchrmann
draußen im fremden Land das Herz durch"
gebrannt, und er hat dem toten Kamc
rade auf das gut geschrcinerte Eichen
kreuz ein kleines Gedicht gepinselt voll
schlechter Reime, aber auch voll erschüttern
der Liebe. Es geht rauh zu da draußen,
aber wo die Liebe sich ans Licht wagt, da
ist sie heißer und heller als zu Haus.
Die ersten Eoldatengräber sind ein An,
blick, den man nie wieder vergißt. Jcl) habe
keinen Sinn für Vraberkultris. Mir steckt
zu viel Prunk und Verlogenheit auf den
,Fricdhöfen der Städte und zu viel über
dcnkmalter Unglaube.
Ist es nicht wunderbar, daß vor einem
Toldatengrab die Rede des Pastors und
seine Uniform mit dem großen Kreuz und
die ausgestellte Ehrenwache der Land,
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siürmer verschwindet und wie hinweg
gewischt ist, wenn aus oller Herz und
'Wund das schlichte Lied vom Kameraden,
der gefallen ist, als ivär's ein Stück von
-mir, wie eine warme Woge über das Grab
hingeht und den Toten grüßt? Ich hab
das mehr als einmal erschütternd und
tröstend da draußen erlebt.
Zugleich aber auch ein Anderes.
Wir Muschen sind bedenkliche Krca
timn." Aber das Entsetzlichste an uns ist
die Raschheit, mit der wir uns an alles
gewöhnen, : als Selbstverständliches und
Wirkungsloses, an Gift und Krankheit,
aber auch an Glück, und an den Opfcrtod
anderer für uns. Nun geht seit' langen
Monden ein großes Sterben über die Welt
und für unser und unserer Kinder Leben.
Und nach einem kurzen, großen Auf
fchwung, währenddem es aussah, als wollte
der gute Wille, auf den die Erlösung der
Welt als Preis gesetzt ist. bei allen ein
kehren, als sollten a?K Riegelwändc fallen,
und als sollte alles zurechtkommen, jetzt
sriiht zu Hause, in - den Straßen und
Gassen der Herr Riegelberger aus der
dritten Gchaltstlasse und mit dem Kronen
orden drit'er Gute den Herrn Schnarren
bcrger ans der vierten Klasse mit dem
Kronenorden vsertcr Güte - schon wieder
ebenso hochnäsig wie vor Kriegsausbruch.
Unter den Männern der Werkstatt geht ein
sumpfes Mißtrauen hin und wieder, weil
der eine sich sür einen Schuh mehr links
und der andere für einen Schuh mehr
rechts stehend hält. Manche hohe Herren
der Industrie befürchten schon, ihre Leute
konnten nach dem Krieg den Tank des
Baterlandes noch in anderer Form als
durch das Eiserne Kreuz erstattet erhalten.
Und die Schasser am Amboß und in den
Bergwerken und auf den Zimmerplätzen
tauschen schon wieder bittere Worte, und
reicht immer ganz ohne Grund. Die Phi
listet des Mißtrauens lächeln schon weise
und siegreich; sie wissen, alles wird wieder
kommen, wie es war.
Und hier liegen sie, längs der Straße
am Platz,' wo sie gefallen sind. Arbeiter
und Bürgersvhne, Herzöge des Volks wie
Frank und Prinzen des Geblüts wie der
von Meiningni. Männer und Jünglinge.
Arme und Reiche, Und während in,
kühlen Schoß der Erde die Menschenhiillen
der entflohenen Seelen uus,rer Krieger sich
wieder nuftofen, mit der großen Mutter
wieder ein werden, -um als Gras und
if irn:i?!i, als Säume und Ftiirfitc wieder-V-iUkun
ans Lickt. und während viele
Tausende schon reis zur 'Saat draußen
k-mpsk.id dem 'gleichen Grab tgcgen
fl.'tVn. können es manche zu Hause nick!
ititariat, bis die chirnc Wunde des
Parteihasscg wieder klasst olä ein neuer,
tiefer Riß. ' ;
Was muß Deutschland noch erleben, um
zu sich zu kommen?.
Wir brauchen wirklich nicktö, ,ols zu
uns zu kommen, das aber tut not. Nichts
siel na von jeher schwerer, als andere
Völker' richtig zu , erkennen. Unsere, Vor
liebe für Fremdes, die keine Untugend ist,
sondern einer universalen Veranlagung
entspringt, läßt uns in der Einschäjznng
immer zu hoch greifen, Wo haben mir
denn keine Enttäuschungen erlebt? Man,
denke an Jcwan, an England, an Frank
reich, an Italien, an Belgien. Von Anie
rika ganz zu schweigen.' Die Franzosen
waren noch bei Kriegsanfang cin nicht un
edles, ritterliches Volk, irregeführt von
falschen Freunden. Die Stimmung hat
stark umgeschlagen. Daß ich zu behaupten
wagte, die Belgier hätten die entsetzlichsten
Greuel gegen unsere Soldaten aus dem (lie
wissen, das ist mir von den eigenen
Freunden als ein schweres Vergehen am
rechnet worden. Dabei habe ich auf dem
Kirchhof von Roulers vor dem Denkmal
der zwölf im Schlaf Uberfallcncn deutsch,!
Soldaten gestanden, die von der Tcklächter
wut des sinnlosen Mobs bis zur Unkennt
lichkeit geschändet würden, so daß auf den
Grabstein der Kommandant von Roulers
nur. die Worte setzen konnte:
Gelitten, gestritten
Für Deutschlands Ehr'.
Ihre ?!amen kennt nur '
Gott, der Herr.
Wir hoben uns iabrieknteln selbst itr.
fleischt, die Kinder Deutschlands wußten
unter sich nichts Besseres zu tun. als sich
zu wägen und immer zu leicht zu finden.
Bor ganzen Völkern jenseits der Grenze
aber war es immer nur ein tiefes Ver
beugen. Ein Volk wird aber daran er-
Die Ttrnndbnttcricn in bcit Tiinr bei
sannt, wie es zum Tode steht. Der Mau
gel an Ehrfurcht bor dein Geheimnis des
Todes geht immer einher mit der fehlen
den Scheu vor dem Wunder des Lebens,
Frankreichs Frauen wissen nicht mehr viel
vom Glück des Kindersegens. Das war
der böse Anfang. Bei einem solchen Volk
ist e nicht verwunderlich, wenn es anch
die heilige Scheu vor dem Tod verliert.
Ich habe in 'französischen Schützengräben
gestanden und aus den Brustwehren Stiefel
und Hände schauen sehen. Es waren
Leichen eingebaut als 5tv.gelfang. In
Räumen, wo die Franzosen volle seeys
Monate Zeit zur Arbeit hatten, lagen nicht
weit von frischen Leichen ' unbendjgte
Mumien, die schon viele, viele Wochen alt
sein mußten, oder rasch eingescharrte
Körper, deren Formen noch die dünn auf
geschüttete Erde verriet. Das wai in den
Gräben bei Langemark. Wenn aber
irgendwo ein Soldat, wahrscheinlich ein
Offizier, da und dort ein ehrliches Begrab
nis im Schoß bet Erde erhalten hatte,
dann steckte auf dem rohen Hügel ein
Kreuz, gesonnt aus einem Brett, einem
Ast oder einem Stecken, über den ein
gleiches, kürzeres 'Stück quer gebunden
war. Die Zettel, die einst daran gehangen,
hatte langst der Wind weggerissen. Wenn
aber die yanzösischen Mütter wüßten, nicht
nur, dasf ihre Söhne gefallen sind, was
man ihnen jetzt noch verheimlicht, fondern
auck. wie man mit den Leiche derer um
geht, die sie einst unter dem Herzen ge
tragen,' dann würde es vielleicht wieder
dazu kommen, daß in Paris um blutige
Guillotinen Megären sitzen und Strümpfe
stricken und Beisall klatsch:. Aber es
wären keine Königshäupter, die diesmal
fallen würden.
Und meine .Sinne wandern zurück z
dem kleinen Totenhain, den im mitten in
dem von Granaten zerloühlien Schlachtseld,
über ' das ' die ,Telcphodrähte och den
Artilleriestellungen zuriicklicfe, vor Birote
gesehen habe. Eiir Kirchhöflcin. rings
umzäunt von einem Hag aus Birlensiam
men. barg hundert saubere, fast freund
liche Einzelgräber. In der Mitte erhob
sich ein Denkmal, eine aus Blindgän,ikrn
und Ausbläsern geformte Granaten
Pyramide, au der cin Holkreuz geen den
weiten flandrischen Himmel keraus!lmch.
Auf einer Seite der malerischen Einhegung
hatten die einsachen Kiinstkr, die diesen
Schlachliclrfiiedlwf ge schassen, besonders
schöne Stamme zu einem gotischen Portal
zusammjngefiigt.' in dessen Spitzbogen sich
an zivei Drahten eine breite Hclzsel
wiegt'. Tarauk stand kein 'frommer
Spruch, feine Bibclstclle, kein Gcsi,is,bn,li
ix rs, ich! als die vier scblichtcn Äortc:
Jcndrich' )
Ich ha!!' einen Kameraden." Kalt blicS
der flandrische Wind über das verlassene
Schlachtfeld. ; Mir aber war, als ob eine
Stimme die Worte ins Ohr spräche: Wir
sollen uns nicht rühmen, besser zu sein als
die andern, wir sollen uns dessen aber such
nicht mehr schämen."
IV.
England gegriiiiticr.
Brügge ist die Stadt der hohen Politik
Himn,elan schießt der gewaltige Belfried.
Aus seinem zinnengekrönien Unterban am
großen Platz steigt er mit dem sechökan
tigen, geraden Schlußturm und der glatt
abbrechenden Plattform empor wie ein
Symbol aufrechter Kraft. In der Lieb
fraucnkircl?e liegen mit feierlich gefalteten
Handen und in der ganzen Spröde vor
nchmcr Gotik auf Marmorsarkophagcn
Erste an Seite die goldenen Leiber Karls
des Kühnen von Burgund und seiner
Tochter Maria, der Friu, des letzten
Habsburgers deutscher Herrschaft. Mit
ihren glatten, unergründlichen Gesichtern
schauen sie in die neue Zeit hinein, deren
Hauch auch bis in das kühle Rathaus hin
eindringt. Denn deutsche Offiziere beu
gen sich eben forschend über die Gestalten
von Vater und Tochter'., Und es hatte
mich nicht gewundert, wenn'die letzte deut
sche Habsburgerin sich erhoben und wie
eine Geistesschwefter des alten Barbarossa
im Kyffhällscr gefragt hätte: So, ist
es wieder so weit?"
In Brügges stillen Kanälen spiegelten
sich sonnig die hohe Staffelgiebel der al
ten Wohnhäuser, als der zweite Nachrich
tenoffizier des A.O.K., Hauptmann Sch.,
und ich auf der ersten Fahrt ans Meer ein
wenig Umschau in der Stadt hielten, auf
die der französische Beiname la morse"
so ganz und gar nicht zutrifft. Ucberall
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Cftcndc.
Soldaten, deutsche Soldaten und Matro
sen und eine sichtlich abgeneigte Bevölkc
rung. Aus der Seckommandantur erhicl
ten wir alle Papiere zu einer Küstcnsahrt,
auf der uns nichts verborgen sein sollte.
Wir fuhren über Lissewcghc durch Weid
land. Darauf grasten immer noch reiche
Viehherden. Dann ging es langsam in
die Dünen hinein, und nach einer halben
Stunde erblickten wir zum erstenmal born
bei Seebriigge die graugrüne Herlichkcit
de Meeres, das im blendenden Wolken
dunst leuchtete und mit seinen rollenden
Wogen den Kanal füllte.
Thalatta! Thalatta! Der alte Aus
ruk der Griechen, aus dem Perscrkrieg
drängte sich mir auf die Zunge. Aber ich
hielt das Wort zurück. Es hat jetzt eine
andern Sinn als damals. Dort bedeutete
es Befreiung von schwerer Mühsal, hier
meint es den Beginn eines unerbittlichen
Ringens mit einem neuen, Karthago.
Denn vor uns lag das Meer, das die In
sel drüben hinter dem ineinanderfließen
den Horizont von Wogen und Wolken so
lange verriegeln will, bis wir die hochmii
tigen Händler um Gnade , betteln: die
Insel, die nicht pflügt und ackert, und
die sich untersteht, andere aushungern zu
wolle. Wie ein gebogener Arm streckt
sich die zwei Kilomeier lange Mole, deren
eigentliche Bauherren und Bezahl bis
jetzt noch nicht ergründet werden konnten,
ins Wasser hinaus, um alles schützend in
Empfang zu nehmen, was Albion an
Gut und Blut dem gekirrten Belgien über
den Kanal gegen die damned Gcrmans"
zuschicken würde. Und jetzt ist die Mole
der schützende Arm, der unsere kleinen
schlichten Tauchschiffchen freundlich hin
auswinkt in die Wasserwüste, wenn sie
zurückkommen von schweren Fahrten.
. Hauptmann Erb. war ein guter Füh
ror, und es kam alles fast aus Bestellung.
Es lag ein Atem von sroher Erfüllung
über dem ganzen Tag. Wir waren eben
an der, Spitze der mit reichlicher Bcgrü
ßUngs'möglichkeiten abgespielten Mole an
gekommen, als , ein Maat am Entfer
nungsmesser draußen ein Unterseeboot
sichtete. Ich durfte auch einmal in das
merkwürdige Fernrohr hineinsehen, das
nickt der Länge nach auf das Obj1t ge'
richtet ist, sondern de? Breite ach davor
liegt. In der Miite befindet sie!, ein
zwei Finger breiter ind ei ei Finger
langer Schlitz, und diesem Feld sah
ick das Bild einer Wasserwüste, mit einem
kleinen Fleck darauf, nicht größ'r als ein
Korkstöpsel. Das war der Turm des
Bootes. Rasch kam es nabe. Und bald
darauf hatte ich das Gliikk, einen der
tapferen Stahltakme unserer Untersce
flotte mit feinet Mannschaft nehc daraus,
klebend als stehend und sitzend. In nächster
Nähe zu sehen. Daß ich nicht an den
iIand meiner Mütze gefahren bin und sie
jubelnd geschwenkt habe, das hing damit
zusammen, daß man sich da draußen im
Feld, besonders wenn man keine mililä
rischen Abzeichen trägt, hüten muß, ir
gendwie aufzufallen. In manchem Augen
blick während meiner Frontreise brauste
mir eine heiße Sturmwelle der Achtung
vor dem Namen des deutschen HcereS
durchs Herz, und gar manchmal gingen
mir im Verborgenen die Augen über.
Aber nie hatte ich mein Herz so hatten
müssen, als hier, wo die elf Seeleute auf
ihrer Nußschale vor Seebriigge still und
schlicht mit pochendem Dieselmotor her
anglitien. Sie haben die alte Sage von
David und Goliath auf dem Meere wahr
gemacht. Sie haben den Aushu,sgcrcrn
den feindlichen unverschämten, wie den
neutralen verschämten Mores gelehrt, und
der kühnen Unanschnlichkcit über gepan
zerte Prahlerei zum Sieg geholfen. Sie
haben Albions Wassergrnb z schaufeln
begonnen.
Kaum war daS I7-Boot verschwunden,
alö sich das Nattern eines Flugmotors
vernehmen ließ: wie eine Möwe schau
kcltc auf dem kaum bewegten Meere ein
Wasserflieger mit langsam sieb, drehenden
Propeller. Plötzlich kam die Luftschraube
ins Nasen, und um die Kiele der beiden
Schiffchen, auf denen der Avparat- ruhte,
schäumten die Wellen; mit einemmal hob
Iich das Flugzeug aus dem Wasser, aller
dings um gleich wieder zurückzusinken. Da
surrte der Propeller noch schneller herum.
Zornig hämmerte der Motor, ein zweiter
Anhub folgte, und währenddem die
Schiffchen wie Vogelfüße noch zwei-, oder
dreimal die kleinen Wellen streiften, ging
das Flugzeug, befreit von aller Erden
und Wasserfchwere, in sanften Kurven
über die Mole hinauf ins grenzenlose
Luftmcer. Denn da hinten am Horizont
war eine Rauchwolke sichtbar, hinter dem
man ein englisches Torpedoboot vermu-
tetc, das sich nicht m Schießwcite heran
wagte.
Bon Seebriigge bis Westende im Auto
zu fahren, dann und wann einmal einen
Abstecher zu Fuß in die Dünen hinein
zu machen und dann wieder weiter zu
rollen aus dieser jetzt gar nicht mehr in
ternationalen Strandpromenadc, das ist
eine Freude. Nicht der Landschaft wegen,
aber weil alles so peinlich zum Empfang
vorbereitet ist. Garnichts ist versäumt
worden. Durchaus unauffällig, aber
durchaus würdig. ?kur wird, dew Iun-
gen in der feldgrauen Bluse das Warten
im dürren Dunenhafer etwas lang.
Gegen Ostende zu wird das Bild im-
mer größer. Man fährt hinein in die
Freiheit des Sand-, Luft- und Wasset
meeres, über der eine Eintönigkeit gewal
tigcr Art liegt. Die kleine schwarze
Rauchwolke draußen wird immer kleiner.
Ein Artilleriehauptmann zeiate uns' tu
den Dünen die Kunst, auch die gewaltig-
stcn Geschütze so unsichtbar zu machen,
daß man sie erst entdeckt, wenn man drei
Schritte davor steht. Kein Wunder, daß
die feindlichen Flieger schon langst aufge
geben haben, sie ausfindig zu machen.
Der Dunenhafer wächst dort fröhlich au'
den Protzen, und die Geschützrohre haben
Farben angenommen, als feien sie durch
jahrtauscndjährige Zuchtwahl in ihrem
Ausjeken an den Boden angepaßt. Die
Unterstände in den Dünen haben sich dem
vornehmen Zg entsprechend zu kleinen
Salons ausgewachsen, in denen auch Ro
kokoso'as nicht fehlen. Die Schußwun
den, die englische Schiffsgeschütze vom
'JJieere her an den Hotels von Ostende gc
rissen, find unter deutschen Waurerhänden
großenteils wieder geheilt. Und im Of
fizierskasino des Hotels aß es sich in der
ausschließlichen Männergesellschaft ge
miitlicher, als wenn die Ganz- und Halb
Weltdamen der Saison mitgetafelt hätten.
Westlich von Ostende hören jedoch diese
Gemütlichkeiten auf. Man nähert sich
langsam der Feuerzone von Nicuport.
Hauptmann Sch. machte mich darauf auf
nierksam, daß der Feind unser Auto bald
entdecken könnte. In Middelkcrkc der
mißten wir den 5lirchturm. Er war ein
zu gutes Ziel von der See her gewesen.
Man wollte aber den guten Leuten von
Middelkerke nicht wehe tun und wartete,
bis ein englischer Zuckerhut, wie hierzu
lande die langen Granaten aus den briti
schen zurzeit zu Lande verwandten
Schiffsgeschütze heißen, geflogen kam und
den Turm in Trümmer legte. Und hat
dabei wohl auch ein wenig nachgeholfen.
In Westende sah es schon aus wie in
einem richtigen Kriegslager. Soldaten
standen auf den Straßen und bauten
Deckungen aus Sandsäcken vor die Keller
fenster. - In einem Hof lag ein noch nicht
erkaltetes Pferd mit aufgerissenem Bauch
in einer Blutlache. Wir ließen das Auto
in einer nach dem Meer zu gehenden
Straße in Deckung stehen und gingen zu
Fuß weiter. Aus cinem ' Haus trugen
Soldaten einen Toten. Eine halbe
Stunde vorher hatte ene Granake hier in
eine Rcgimcntsschreibstube geschlagen, vier
Mann getötet und zwei verwundet. Es
war gerade fünf Uhr, als die Zeit des
beginnenden Abendsegens, als wir über
einen nach dem offenen Meer zu gehen
den Platz schreiten wollten. Da heulte
es heran, wie das leibhaftige Verderben.
Deckung!" schrie Hauptmann Schütte
mir zu. Aber bevor ich mich auf den Bo
den gelegt hatte, war die Granate mitten
auf dem Platz eingeschlagen, und eine
schwarze Wolke aus Rauch und Dreck stieg
wie eine Pappel auf, um gleich darauf
wieder in sich zusammenzusinken. Don
nerwetter, lernt man da lanfcn! ' Das
heißt, nur der Zivilmensch. Mein Haupt
mann ging ruhigen Schrittes hinter die
Häuser in Deckung und erklärte mir, daß
das Laufen bei Granaten gar keinen
Zweck habe, man laufe einmal gerade in
sie hinein. . Nach einer Weile drückten wir
uns an den Häusern hin' wieder in der
Richtung gegen nset Auto zu standen
für Minuten in den Fluren der offenen
und leeren Hanser und hörte in der Nähe
die Granaten platzen, ohne sie zu sehen.
Da zog ein gewaltiges Loch, das ein eng
lischc Geschoß von der See her in ein
Haus geschlagen hatte, unsere Aufmerk
samkeit auf sich. Es war eine Buchhand
lung. Librairie internationale" stand
auf einem langen Holzschild. Ein Sessel
mit vergoldeten Fiiszen, ein alter Damen
Hut und ein Sticfclzichcr lagen in dem
Vorgarten. Mich interessierte das In
nere. Ich bin in meinem Leben zwar
schon in vielen dieser nützlichen Geschäfte
gewesen, die man Buchhandlungen nennt,
aber noch nie in einem, in dem eine Gra
nate geplatzt war. Ein wilde! Turchein
ander von herumliegenden Bänden erfüllte
den Raum. Von Jnternationalität war
nicht viel zu bemerken. Fast lauter fran
zvsische Schundromane übelster Art bilde
ten den Bestand. Da leuchtete mir eine
grellrote Broschüre entgegen: L'art de
vaincre la timidit". Ich reichte sie dem
Hauptmann hin,' Wir mußte laut auf
lachen. Das war ein Schicksalswink sür
mich. Der erste Satz lautete: Pour
vaincre la timiditö il saut gagner de
l'applomp!" Besondere Veihaltunas-
maßregeln gegenüber Granaten, denen
auch der Applomb keinen Eindruck macht,
waren nicht angegeben. Ich habe diese
Fünfzigcentimesphilosophie als Andenken
requiriert", ohne einen Gutschein zu
hinterlassen,, Dann machten wir uns aus
dem Staub und fanden glücklich wieder
unser Auto, das uns in toller Fahrt aus
dieser nicht ungefährlichen Gegend brachte.
Schade war nur, daß ich allerhand gute
Dinge b:i mir hatte, die als freundliche
Gegengabe für den, ungeheuren 'Brüsseler
AcpfelpfannkUchen dem Artilleriehaupt
mann in Sch. zugedacht waren. Aber vor
dem französischen Abendsegen in ' Nieu
Port verging uns die Lust zu seinem
Besuch.
Im hereinbrechenden Dunkel fuhren
wir zurück nach Ostende und Seebrllgge.
Draußen rauschte das Meer. Ueber den
feinen gelben Plättchen, mit denen die
Strandpromenade gepflastert ist, spannte
sich der dichtgewobene Stacheldraht, und
hinter den Dünen schauten die Miindun
gen der schweren Geschütze still aber bereit
hinüber gegen Albion. ,
V.
' Ich sehe ihn noch ' vor mir, hen alten
Flamen,' mit dem grauen Zimmermanns
bart und , dem ledernen Gesicht, wie er
mir einen halbstündigen Vortrag hielt
über sein Lieblingsthema: die Leidens
geschichte von Flandern. Er war ein
V&" Vtoyg
'iL.
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, , tViW '
LsüJSUM-' -
ff
rfSl
,
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Bon deutsche
altes Original, Rentier in bescheidenen
Grenzen und Gelehrter aus Langeweile.
Als er mit den alten Eroberern, des Lan
des, den Holländern und Spaniern, den
Franzosen und Oesterreichern fertig war
und jeder dieser Nationen eine starke
Prise Pfeffer gestreut hatte, rückte er die
Brille von den Augen weg hinaus aus
seine durchfurchte Stirn, sah mich an, als
ob er eine Offenbarung zu verkünden
habe, und sprach mit starker Betonung:
Mais voiis savez, monsleur, les Alle
mands, ces sont dos travailleurs!"
Der Mann hat das deutsche Rätsel ge-
löst. Die Deutschen find Schaffer.
Nicht Arbeiter, wie Meunier sie in feinen
mühselig beladen Gestalten dargestellt
hat, sondern tatenfrohe Schaffer.
Der Pionierhauptmann L. war mein
Gegenüber am Tisch des Kasinos von . . .
Alles tn ihm sagte, daß er einer vom
tätigen Leben war. Eine stille Kühnheit
schien fröhlich aus feinem Geficht, und
seine Augen hatten etwas von einer der-
schwiegenen Aktivität, gerade als ob sie
ständig heimlich Minengänge bohrten.
Der schlug mir einmal eines Tages eine
Fahrt vor durch deutsche Arbeit.
Wir rasten am finsteren Schloß der
alten Grasen von Flandern vorbei nach
einem nahen,, an der Front gelegenen
Landsitz. Plötzlich hörte der Park auf,
und ein gewaltiges Viereck eines abge-
holzten Waldes tat sich auf. Nur in der
Mitte ragte noch eine einsame Fichte, an
deren Stamm der deutsche Gutschein für
den verschwundenen Wald hing. Man
braucht viel Holz im flandrischen Krieg,
In den Unterständen und Schützengräben
der . . . ten Armee -allem Iteett an jpmz
und Eisen die Summe von acht Millio-
nen Mf.' Die Wurzeln waren aus
dem gerodeten Wald schon entfernt, und
der Boden war schon gepflügt und ge
eggt und gedüngt. :
Das sind die Schaffer:
Ans der grünen Wand des weit zurück-
gedrängten Waldes stiegen leichte Rauch-
wvlkchen. Wir gingen hmnber. Da
dampfte zivei Kohlenmeiler mit schivar
zeni, schwitzendem Moorgriind überkrustet,
und zwei oberbamriiche Kohler, ruhig
wie Kaminfeger, stäche mit spitzen Höl
zern Luftlöcher hinein. Rings um die
Meiler lagen aufgeschichtet große Haufen
fertiger Holzkohlen, , zum Teil schon in
cMc vervackt. Die kommen vor in die
Schützengräben, um dort in kleinen Ei-
sen.Oefen unsere Wächtern und Hütern
die Hände j wärmen, wen ei kalt wild,
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ohne daß die feindliche Artillerie sich auf
aufsteigenden, Rauch einschießen kann.
Nicht weit von hier surrten die Web
stichle in drei großen belgischen Fabriken,
die den flandrischen Flachö verarbeiten
und vor kurzem monatelang stillgcstan
den hatten. Der Hauptmann L. hat sie
wieder In Gang gebracht. ES wird nichts
fabriziert als Sandsäcke. Gefüllt sind
sie die beste Lebensversicherung für unsere
Feldgrauen. Dreiviertel Millionen Sand,
sacke müssen die Fabriken im Bereich der
. . . ten Armee wöchentlich liefern.
Auf einer Waldwicfe war eine Brust
Wehr aufgeworfen mit einem Unterstand
darunter. Hier wurden die neuesten Er
findungeit ausgepcobt, Milieu, Hand
granaten, Rauchentwickler, Leuchtkugeln.
Aus kleinen Mörsern geschossen, von
Wurfmaschinen geschleudert, von der
Hand befördert, fliegen die Sprengkörper,
große ul,d kleine, schwere und leichte,
Konservenbüchsen und ganze Koffer hin
aus. Der Unteroffizier schrie: Deckung!",
und wir' suchten den Schutz des Unter
siands. Vorn aber knallte und krachte und
schmetterte es.
, Eine halbe Stunde weiteren Marsches
brachte uns zu einer Gruppe niederer
Schuppen. Nur ein langgestrecktes Ge
bände mit hohen Glasfenstcrn ragte über
die Umgebung hinaus. Ein Offizier mit
sonnverbranntem und hart ausgemeißel
tem Gesicht kam uns entgegen. Es war
Hauptmann Ahrens, der in Fricdenszei
ten irgendwo in Preußen als Landwirt
lebt, hier aber die Seele einer Fabrik für
Pionierwerkzeug ist. Kaum hatten wir
die Türe des großen Fabrikschuppens ge
öffnet, da umfing uns schon ein ohr
betäubender Lärm. Es war, als ob alle
Gesellen des Vulkan hierher komman
diert worden wären. In mächtigen
Essen steckten rotglühende Eisenstangen,
auf gewaltige Amboße sausten die schwe
ren, Hämmer nieder, - an langen Dreh
bänken' flogen die Eisenfpäne, an großen
Schraubstijckcn sangen die Feilen. , Ein
Klingklang und ein Gloria der Arbeit er
füllte die Halle. Es rasselte und kesselte
und hämmerte und pfiff, daß einem die
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Soldaten in Betrieb gesetzte Fabrik an
Sinne fast vergingen. Stacheldrahtver
haue, spanische Reiter, Pontonbrücken aus
leichten, vielschotigen Metallhüllen, Stahl
schilde und Sturmleitern, alles, was der
Schützengraben an Hindernissen für den
Feind und -an Hilfsmitteln für sich
braucht, wurde hier in immer neueren,
einfacheren Formen erfunden und ge
schmiedet und genietet, gedreht und ge
bohrt. Und hier standen sie an den Amboßen
und bei den Blasbälgen, die nervigen Ge
stalten der deutschen Arbeiter, in langen
Reihen und sahen sich nicht um nach den
Besuchern. Sie rührten ihre starken
Arme und schmiedeten und hämmerten
das heiße Eisen des Kriegs ohne Rast
und ohne Hast, weiter bis zum vollen
Sieg. Sie, die. Schaffer.
Am gleichen Tag noch ging es aus dem
Lärme der Fabrik hinter der Front in die
Stille hinter den Schützengräben. Im
HUttenlager von L. breiteten sich unter
den grünenden Lärchen die Pfahlbauten
der vordersten Reserven über den Wald
sumps. Das waren lauter lange Ba
racken, mit Dachpappe bedeckt, und auf
starken Holzrosten über den Moor ge
hoben, in den die zerstörten Schleusen
bei Diinkirchen Wiesen und Wald der
ivandelt haben. Die deutschen Schaffer
sind auch Herr geworden über das auf sie
losgelassene Meer. Schmale Brückenstege
führten wie ein vielverzweigtes Netz
unter den Bäumen bin und verbanden die
Baracken untereinander. Weiter hinten
in dem geheimnisvollen Wald , standen
allerhand Züge auf einem Schienenge
leise, über dem das Dach des dort be
ginnenden Laubdochs sich wölbte. 'Es
waren ein Wohnzug und ein Badezug, in
denen die Soldaten ein- und ausstiegen.
Irgendwo dampften Gulaschkanonen, die
man roch, aber nicht sah. . Ihr Rauch
wurde in langen Röhren weitergeleitet.
Mit vollen Eßkesseln tanzten die kleine
Feldgrauen über die schmalen Stege. An
Eisenkörben, worin Holzkohlen ' glühten,
saßen andere und wärmten sich die
Hände. Wieder andere i trugen Waffen
und Geräte nach vorn. Ein emsiges
Durcheinander, wie in einem Bienenstock,
der schwärmen will, erfüllte den 'Wald.
Aber sein Summen hörte man nicht.
Alles war in Spannung.' Man envar
tete einen Befehl zum raschen Abbruch
gegen den Feind.
Das war der Wald der stillen Bereit
schaft. 2st das nicht De. M, fekUt
Wald?
War die Art, wie der deutsche Michel
den Frieden ehrlich suchte, dem Krieg ernst
auswich, ober als die Feinde keine Ruhe
gaben, ein Schwert zog, so lang und s
gut geschmiedet, daß sich die ringsum baß
verwunderten, war das nicht die Art
de? unscheinbaren Bcreltseins?
War das Deutsland Hindenburgs, des
General,:, schon gußer Dienst war
und dann die Masurenschlachten schlug
und das Reich vom Feind losriß, nicht
das Land der genialen Unauffälligkeit
und der großen Männer, die immer be
reit sind, wenn die Zeit ruft?
War der deutsche Reitergeneral, der
England von obeii her feinen Inselwahn
auStricb, nicht jahrzehntelang der stille
Admiral dv Lüfte, der nur auf seine
Stunde wartete?
War der deutsche Ingenieur, der in der
Stille den Zweiundvicrzig-Zentimetcr-Mörser
schuf und ihn schweigend aufbe
wahrte, bis der Michel seiner bedürfte,
nicht das Urbild der gewappneten Zurück
Haltung? War das deutsche H-Boot, dieser Um
stiirzler der Meere, der Albion vom
Thron des Poseidon stößt, nicht die stahl,
gewordene Verkörperung lebensgefähr
lichcr Unscheinbarkeit?
War das Martyrium der Vaterlands
losigleit, das unsere Sozialdemotratie gc
lassen trug, um im Augenblick der Gc
fahr aufzustehen wie ein Mann, den In
das ausgenommen, der nirgends fehlt,
nicht deutsch?
Ist das nicht Deutschland das Land
der Streitsucht und des Parteihaders,
dessen Söhne streiten und hadern, weil sie
das Große wollen und das Hohe lieben
und Gottes Willen tun, ohne es zu
ahnen?
Ist das nicht das Land der Gegen
sähe,' dessen innere Reibungen nur
Spannkraft nach ciußen erzeugt haben
und dessen viele Gegeneinander ein gro
ßes Füreinander geworden sind? .
Ist das nicht Deutschland, das Land
der Berufenen, die nicht an ihre, Berufung
glauben? .,''.' ;
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der Front.
C Deutschland, du Land der stillen
Schaffer, es kommt die Zeit, wo du ganz
und gar gesiegt haben wirst. Das ist die
Stunde deiner größten Gesahr. Laß dich
dann auch fürder für dumm halten laß
die Belgier ruhig lächeln über dein ah'
un peu idiot"; laß die Franzosen spöt
teln über deine Schwerfälligkeit, die Jta
liener sich für zweitausend Jahre voraus
glauben, und die Engländer auch fürder
mit gerümpften Nasen auf dich herab
sehen. Schau nur du nicht mehr hinauf
an ihnen, deutscher Michel! Aber laß dir
vom kommenden Getöse deiner großen
Arbeit auch den Kopf nicht verwirren,
sondern halte dein Herz fest und reiße zu
der stillen Bereitschaft nach außen auch
die stille Bereitschaft nach innen an dich.
Dann wird dein Herz das Herz der Welt
sein.
) AS betn sensationellen SBmüc tei foii.iN
demalrnlischcii - Echrislilellcrs Aitton Fendnch
Mt dem Auto an der ywnt". Verlags
Handlung Franckb, C!iiitgl.
(Fortsetzung folgt.) ,
Rußland requiriert.
Die Petersburger Polizei requiriert
laut Nowoje Wremja" alle fertigen
Tuchwaren, gleichgültig welche Farbe,
zivecks Verwendung zu Miliiarmänteln.
Der Preis ist auf höchstens 3h Rubel per
Aishin festgesetzt.
.
Weihnachten bei den Gefangenen.
Wie die Pariser Zeitungen mitteilen,
sind mit Zustimmung der französischen
und der deutschen Regierung in diesem
Jahre sowohl in den deutschen Gesänge
nenlagern in Frankreich wie in den frar,
zösischen Lagern in Deutschland Weih
nachlsbänm? zugelasse worden, zu denen
di' Familien der Gefanezmen Sendungen
rhne die üblichen Einschränkungen bewcrk
sielligen konnten.
-
Der Lold kriegsgefnngenkr Offiziere.
Aus Stockholm meldet man der Frkf.
Ztg.": Die russische Oberin OrschemLki,
welche die deutschen Gefangenenlager be
sucht hat, erbat die Beschleunigung der
Entscheidung über den Vorschlag der deut
schen Regierung, da Gehalt der kriegs
gefangenen Offiziere gegenseitig zu erhö
hen. In der Petersburger Sitzung des Ro
ten Kreuzes teilte der Vertreter des
Krikgsministcriums mit, daß die Erhö
hnng erfolgen sollte, vcrausqesetzt. daß die
tkMM Oijure das gleich haltt.