Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 13, 1916, Image 7

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rniii Kutsche ÜZörgcr.
V Die Furcht der Gegner.
Die sieghaft, detsche Idee daS
Reich der Zukunft.
Der belgische C , Emile Verharren
hat sein von vielen- . .mischen bewunder
teö Talent dazu mihbroucht, alle Greuel
lügen libit Deutschlands Heer und Volk,
Kunst und Kultur zu. einer Orgie von
Haß und Wahnsinn zu vereinen. Diese
neue Probe irismnigcr Verhebung der
anlaßt Ulrich Rauscher, in der Iranlsurter
Zeitung' die Frage zu untersuchen: wa.
rum sind wir so unbeliebt? Er bezeichnet
die Frage 18 falsch formuliert, richtig
müsse eS heißen: Warum sind wir so ge
fürchtet? Di, Antwort ist: .
Nicht wegen der starken Heere, deren
Zahl von unserm Feinden längst über
boten wird. ?!icht wegen des Flottew
baucS, der ihre vereinten Flotten nicht ent.
fernt erreicht. Nicht der uns angedichteten
Eroberungslust wegen, die ein 0effef
der feindlichen Propagandabureaux ist.
Sondern weil sie in allen Einrichtungen
deS Reichs den Geist spüren, der einzig
deswegen an ihren Reichen rütteln mutz,
"' weil er lebt und stark ist, und weil er
Zukunft heißt. Tie Furcht vor Deutsch,
land ist die instinktive Abwehr individua
listischer Gemeinschaften und Einzelner
gegen den starken Staat und seinen
Schicksalzberuf. Nicht Deutschland er
obert, sondern seine Lehre! Nicht unsere
materielle Macht bedroht die Umwelt,
sondern, die sieghafte Idee; sie spüren
schon die Fänge des Adlers über sich,
dessen Namen heißt: der neue Staat!
Seine Idee ist in dem belagerten Neich
zur Tat geworden, sie schwingt sich im
Herzen Europas auf und Fber die Zer
nierungsarmeen hinüber. Zu den Haupt
städten der Feinde. Ueberall stehen schon
ihre Altäre, schamhaft mit der Änter
schrift: Dem unbekannten Gott! weil die
Wahrheit unmöglich wäre: Der deutschen
Staatsidce!
Die ober heißt: Hingebende Organisa
tion! Die Hingabe ist das Lebendige in
der OrLiMig. Mathematik des Herzens,
die' es unmöglich macht, rechnerisch und
schematisch das Vorbild zu kopieren. un
fere Feinde sehen nur den Zwang und
übernehmen ihn fluchend. England
bmucht eine bestimmte Anzahl Soldaten
im Monat: also eine allgemeine Dienst
pflicbt! Aber ganz abgesehen davon, daß
die Wehrpflicht erst in Jabren wirkt, wenn
sie neue und immer neue Menjchen durch
drungen hat, bedeutet sie weit weniger
Beschaffung von Zahlen, als Erzeugung
eines geistigen Zustands. Schicksal des
Staats ist Schicksal des einzelnen! Das
ist die Lehre, unter der unsere Fiunde sich
winden und für die laue Bequemlichkeit
ihres bisherigen Betriebs zu fürchten de
ginnen. Jetzt daben sie uns die Orga
Nisation der Kriegsbedarssstellen ab
gesehen und tauben damit, den Sieg er
zwing'N zu können. Aber wie svr'öde und
gewaltsam ist diese Kovie! Wie sehr spürt
man. daß sie ungeduldig die Stunde er
warten, wo sie dkn Zwang wieder von sich
werken könne. Wie die Plötzliche Einig
keit der Völker, so ihre Fronen zugunsten
des Ganzen: aus der Not geboren, nickt
aus der freien Einsicht. Auch wir baben
den inneren Kambf erst mit dem Kriegs
ausbruch eingestellt. Auch wir haben zu
Zeiten vergessen, daß wir nicht allein .in
Europa sind, also das alte Haus nickt ein
reißen und uns in aller Gemächlichkeit an
den Bau eines neuen machen können, obne
Gefahr zu laufen. Aber die Stunde der
Not fand jeden auf feinem Posten, ohne
theoretische Erörterungen, und während
Millionen ihre Arbeit liegen lassen muß
ten, traten wie selbstverständlich andere
Millionen,! die Lücken, der eine Über-
nabm noch die Stelle des eingerückten
mt.. 3 0.,,. V.; tut 2 flnr ibrti
yv i yitucjimuiuit, 4,tuii, vu vv" i"
( Lebens vollendet glaubten, griffen wieder
1 zu, jeder lernte, was gerade am nötigsten
war. alles eschah, was geschehen mnte,
' weil in jedem die heilige Zucht wieder
lebendig wurde!
Nicht behördliche, sondern staatliche
' Zucht, nick't einaebläut. sondern willig er
wählt? S8 wird der Triumph des neuen
' Staates sein, daß ihn seine Bürger nicht
- ' als notwendiges Uebel oder fremden
:t ?wang onfebkn, sondern als gemeinsames
' (stecht und Eigentum. So wie man in
$ et Ebe einen Teil seines Leben! freiwil
i lia verschenkt, obne Knecht oder Bettler
vX werden. Weil unsere Feinde in
Gehorsam sehen,
viel befohlen wer
gem Dienst schließen
aus Unterordnung
ist der Staat eine
r'taiantie. nicht die ideale Heimat. Sie
sieben die Svracke oder die Vergangen-
eit oder die Landschaft ihres Staates, sie
':nd auf seine Wirkungen stolz, sie vcrtei-
iqen reden min "oben mit Inbrunst.
.löst sie halt'n ihn auS ihrem eigenen
sieben fern. Wir wollen ihn immer mehr
j 'eteirmtncn, um ininirt iiituc u ujiuut
Gerechtigkeit werd-n loss'N Pflicht immer
ntbt zu Recht stempeln? Deutschland: dos
;ft dies weite wnniisache Erdenstück. ofne
ia8 wir kein üeben dnken könnten! Aber
;'.8' 3ifi: das ist unsere Schöpfung, das
"h i m . i i rn r
twl our Paraarapqen ung ervmen aus
, baut ist, sondern auS unser'm zzrcht
'Men Willkn wächst, wie die Kirche aus
j :rn Blut ihrer Vekenner.
rrurteilung kines deutschen Offizier?.
X Der deutsche Leutnant Schoultz wurde
U il ml-tr i.u ... A..-- flb-t- ti.t
il lieiZA zu einem jayt ötyangn's
....i.:ti (z:- .fnri,. 1tt.
j'iiina. ci miiia,!L uniciuijut
h tt st fieafn ihn unbo'klich benommen.
's 'auf SchoiiItz.iHn faßte und schüttelte, j
, UDeiltschland so viel
i 1 lauöen sie. es muffe
. jy'bm. AuS freiwill!
'V sie "Bus Knechtschaft.,
1 i'us Despotie. Ihnen
EmdcN'ßclden
in tzjcsangcnschaft.
Wik kS den Tapferen auf der Insel
Malta ergeht.
, Am S. Nove kr jährte sich der Tag.
an dem das ruhmreichste unserer Schiffe
einem Lbermächtigen Feind zum Opfer
fiel. Da dürfte ein Brief von Interesse
fein, der Über das Ergchen der aus
Malta !n Gefangenschaft befindlichen Ue
sahnig Aukunst giebt:
Bes!?n Dc.,k für die "Hefe, llnä geht eS
gut. Wir sind hier.nüt 7 Dcckoffizieren,
49 Unteroffizieren ur.'. 74 Mann von der
Finden" und können Über Wohnräume
und mangelnde Bewegn, zsfreiheit nicht
klagen. Großer Svielvlatz, Küche, in
wir selbst kochen. Wasch und Bddeeinrich
tungen, SpülkloftNs. Bier und Kaffee
kantine. GaS und elktrifcheS Licht find
vorhanden. Als Aussicht leider nur hohe
Mauern und Stachcldrahtzäune und der
ewig blaue Himmel. Unser Kommandant
durfte uns am 23. August zum erstenmal
in unserer Gefanqenschaft besuchen. Mit
j Wäsche und dergleichen sind wir versehen.
,Als Zeitung bekommen. wir die Times"
!und die täglichen ,Reuter"Depeschen, wo-
durch wir wissen, wa unsere Kameraden
in Ost. West. Süd. Nord, und Ostsee
kämpfen müssen, dagegen wir hier untätig
in der Gefangenschaft sitzen müssen. Die
Verpflegung geht auch. Wöchentlich ist uns
erlaubt, sechs Karten mit je 40 Worten
oder zwei Briefe mit je 200 Worten zu
schreiben. Ueber Anzahl der zu empfan
genden Briefe bestehen hier keine Bor,
schriften. Auch ist es unS erlaubt, zu rau
chen, zu musizieren und zu singen; auf
Verlangen wird uns auch ein Photograph
qeschickt. Zwei Stunden des Tages sind
dem Sport gewidmet. Nebenbei wird viel
Selbstunterricht betrieben, auch an Unter
oiziere und Mannschaften Unterricht ,r
teilt. Unsere Bibliotbck ist durch weitere
Likbcssendungcn etwas vergrößert wor
den. ...
Mnkkaroni Rohrnudcln.
Man streitet sich in Deutschland darü-
bcr, welchen die Namen die Maklaroni in
Zukunft erhaltcn sollen. Treubruchnu
deln" klingt auf die Dauer fad. Teig-
röhren" erinnert an die bekannten Angst
röhren", obwohl sie nichts miteinander zu
tun haben; das Wort ist nicht mundge-
recht. Es gab bisher schon Fadennudeln,
breite Nudeln, Gemüsenudcln. Diese Be
Zeichnungen sind überall geläufig, das
Nächstliegende wäre doch, SNakkaroni in
Nohrnudeln umzutaufen. Es leben die
Rohrnudeln !
' " '
Historische Erinnerungen.
Dem Historischen Museum der Pfalz
wurden von der bayerischen Fliegmrsatz
abteilung durch Vermittlung des Flug
zeughilfsdcpots Speyer die Ueberreste
(ZNotor, Steuerflächen und Maschinenge
mehr) des am 27. Mai 1S15, inorgcnZ'7z
Uhr, bei Gcinsheim wegen Motordcfckts
gelandeten französischen Flugzeuges zur
Ausstellung überwiesen. Insassen des
Flugzeuges, eincs Boisin-DoppcldccZcrs
neuester Konstruktion, waren Major van
Goqs (Nancy) und Flugzeugführer Bu-nau-VariUa.
Seeadler am Rhein.
Seit kurzem hat sich, wie aus Mainz
geschrieben wird, am Rhein ein seltener
Gast eingenistet, der Seeadler. Man hat
Gelegenheit, den Vogel in zahlreichen
Exemplaren in den schilf und waldreichen
Gegenden der Nhcinufcr zu beobachten,
namentlich an den stillen Ufern deS Alt,
rheins" bei Stoclstadt und Erfelden. Wie
derholt wurden Seeadler bei dem Raube
von Hasen, Rchkälbern. Gänsen und En
ten betroffen, so dass er der Wasser und
Landjagd überaus schädlich geworden ist.
Er nistet aus hohen Bäumen in der Nahe
des Wassers.
. '
TaS kupferne Tchloßdach.
Die Kupferdächer der Hintergebäude des
Fürstl. Schlosses in Tonaueschingcn wer
Den aus besonderen Befehl des Fürsten von
Fürstenberg abgedeckt, um das viele zent
erschwere, wertvolle Metall dem Reiche
zur Verfügung zu stellen. Die Dächer er
halten vorläufig einen Dachpappenbclag
und später eine Zinkblecheindachung.
tie Butterversorgung Suddeutschlauds
Zwischen den Regierungen Badens,
Bayerns und Württembergs wurden Ber
Handlungen eingeleitet, die. die Schaffung
einer Verteilungsorganisation der im All,
gäu erzeugten Butter zum Ziele haben.
Dur h diese Organisation soll den süd
deutschen Städten ein bestimmtes' Ouan
tum Butter zur Beifügung gestellt werden.
. '
Ein Milchkrieg in Bad Salzufeln.
Die Milchlieferanlen der Umgkgend des
Bades Salzufeln gaben dieser Tage be
sannt, daß sie sich infolge der Festsetzung
der Höchstpreise für Milch auf 22 Psen.
nige aus wirtschaftlichen Gründen veran
lassi sehen, die Milchlicfcrung nach Salz
uskin einzustellen. , .
' ' '
Eisenbahndirektion Belgrad. .
Nach einer Meldung deS Effegger Dlat,
teS .Die Trau", wird in Belgrad zum
Betrieb der serbischen Eisenbahnen eine
besondere Eisenbahn-Tircktion errichtet.
deren Organisation demnächst in Angriff
gknommen wird. Die Betricbsbeamten
werden Deutsche, Ocsterreicher und Un
gärn sein.
Tic ksreitc ,
Mmhm Wscln.
Empfang in Berlin.
Tie Behandlung in der russischen Ge
. . .. ,,
,. sangenMsk.
Die von den Nüssen seinerzeit aus der
Bukowina verschleppten Geiseln, die nach
langen Unterhandlungen endlich frcigelas
sen wurden, sind Mitte November aus
der Rüäfahrt in ihre Heimat in Berlin
eingetroffen. Das Schicksal der Ber
schleppten, die nach monatelanger Gc
fangcnschaft, wahrend derer sie die groß
ten Entbehrungen erleiden mußten, nun
endlich wieder heimatlichen Boden ' bctrc
ten dürfen, hat. wie im Deuüiibet.'n
Oesterreich-Ungarn, so auch in Deutsch
land allgemeine Teilnahme hervorgeruscn.
Alle diese Männer haben in der politischm
Geschichte des Landes eine hervorragende
Rolle gespielt. Zurückgekehrt sind:
Landcsgerichtkrat Dr. Weisselber Bur
gcrmeister der Landeshauptstadt Ezerno,
witz. Er harrte beim Einzüge der Nus
scn aus seinem Posten aus. Den Bor
wand zu feiner Verhaftung suchten die
Russen darin, daß er mit dem österrei
chischen Landeschef Grafen Mcrcn und
dem Kommandanten der Bukowina:
Bertcidigungstruppcn Oberst. IZduard
Fischer durch Boten verkehrt haben soll,
um beide über die russischen Bewegungen
zu informieren.
Bürgcrschuldirektor Nikolai Spenul.
ukr. Reichsrats- und LandtagSabgcord
neter. Er hat sich gegen den Russophi
lismus bctätiöt.
Staatsanwnlt Dr. Norbert Lazarus
hatte als Stellvertreter des ersten Staats,
anwalts an der Verfassung der Anklage
schrift gegen russophile Agenten teilge
nommen. Hofrat Dr. v. Duzi,:kiewicz. früherer
Stcllvcttreter des LandeZpräfidenten der
Bukowina, hat den russophilcn Studen
tenverein Orel" aufgelöst.
Chefredakteur Dr) Philipp Menczel.
Advokat in Czernowitz, wurde seinerzeit
von russischer .Seite angcaongen, die Brii-
der Gerowski in ihrem Hochverra'sprozcß
zu verteidigen und hat die Verteidigung
trotz eines Angebotes von 20.CKX) Rubeln
abgelehnt.
Nach Beendigung der Auslicfcrungs
verbandlung'N haben die Freic-elassenm
am d. November - Petersburg rerlasscn
und sind über ' Stockholm Kopenhagen
nach Berlm gereist. Aus dem Lahnhil
wurden sie in Vertretung des osicrrei
chisch-ungarischen Botschafters von dem
österreichisch ungarischen Generalkonsul
v. Szarvasv und dem Vizepräsidenten w.
allaemeinen ukrainischen Nationalroies in
Wien, dem Abgeordneten v. Wafsiiio, unö
il.ren von Wir nactro fftnen Änaeizo-
riaen empfangen.
Abgeordneter v. Wassilko hirlt an die
ius vierzehnmonaliger. ezangenicyasi
Befreiten eine Ansvraöe. in der er u. a.
aussllhrte:
.Gottes Gnade hat es so acsÜIt. daß
ibr nunmehr wieder in Freiheit ans dein
Wege in eure geliebte Heimat und zu
euren Lieben als glückbrinciendeS Wahl;
reichen unserer nach all den schweren gro
sien Opfern doch gewiß glückverheißenden
Zukunft vorerst euch an dem Anblicke dis
Centrums deutscher Kraft, deutscher
Schönheit, des überwältigenden deutsche
Wissens und der unvcrgleichl'chcn deut
schen Gemeinbürgerschaft weiden dllrs.t.
Und so begrüße ich euch hier in der RcijS
Hauptstadt Deutschlands, der Stadt, auZ
dc der erhabene Bundesgenosse und treue
Freund unseres wrisen vllgütigen Monar-
chen mit vernichtendem Kaiweite als yei
denbolter Sckrmer Deutschlands und
Oesterreichs Ehre ins Feld zog. mit dem
Rufe: Hoch leben unsere verkündeten
Monarchen Kaiser Wilbelm ll. und un.
ser Kaiser und König Franz Jo es I.!
Die Herren haben im Hotel Kaiserhos
Wohnung gknommen. Emem Mitarbeite
des B. T." teilten sie In einer kurzen
Unterredung mit. daß sie unsäglichen
Strapazen ausgesetzt waren. Die Be
kiandiung. die ihnen zuteil wurde, war
schr wechselvoll, manchmal gut, manchmal
schlecht, ganz, wie es die Willkür ihrer
Wächter verfügte. Bald wurden sie nach
Kiew und Petersbi!rg, bald nach Sibirien
verschickt. Zweimal mußten sie dkn qual
vollen Weg nach Sibirien machen. Zum
Schlüsse ihrer Leidenszeit wurden sie in
Vetersburg in Einzelhaft im Gefängnis
festgehalten. Dr, Menczel zwei Monate,
die anderen Herren je einen Mcnat.
In Stockholm fanden sie die liebevollste
Aufnahme seitens des dortigen Hilfs
Vereins. ' .
Kriegs-Grkel.
Man schreibt der Boss. Ztg.": In
verschiedenen Geschäften wird neuerdings
ein Zimmerschmuckgegenstand verkauft,
der aus einer abgebrochenen Säule oder
einem schwarzen Block besteht. Sie sind
dazu bestimmt, in einer Einrahmung das
Bild eines gefallenen Familienmiigliedei
zu tragen. Selbstverständlich ist auch ein
, Eisernes Kreuz" daran befestigt, das
dieses Mal au Gips besieht.. Dieses
Machwcrtwird durch ein folgendermaßen
lautendes 'Neklamebild zum Kauf em
psohlen: .Zeitgemäß!" Totenkult im
Zimmer Zimmerdenkmal Religiöse
Erhebung!" Diese Spekulation talt
loser und gefühlloser Fabrikanten auf den
Patriotismus ist ekelhaft und beschämend;
das ist, die erbärmliche Gcldmacherei klei
ner S'elen, die der Größe unserer Zeit
ohne Verständnis gegenüberstehen.
Schrclkcnskcnsöjast
des slroszsiirstcn.
Wie Nikolaus Nikolajewitsch im Kau
kasus haust.
'V
Der bekaimte suyrer w rustischen
Mohammedaner Achmed Azajew machte
in einer. Unterredung interessante Mit
te'lunacn über die Erregung unter den
Moyammcdaiiern im Kaukasusgebiet.
Träger der Bewegung sind die südlich der
Bergkette zwischen Batum und Baku
wohnenden Türken, die etwa zwei Drittel
der gesamten sieben Millionen Moham
niedern des Kaukasusgebietes darstellen
und den Kaukasus wirtichaitlich und gei
stig beherrschen. Die Nüssen bezeichne
diese Türken als Tartarcn von Aserbaid
schan. obgleich die oFmanischen Türken
und die Ascrbaidschantürken zum Türken
stamm der Weißen Zicklein" gehören.
Die russische Ltcgierung war stets bemüht,
die KaukasuLIUrken zu ruffifizicren und
den Einfluß Stambuls zu bekämpfen,
Trondem kennt nur eine Heine 'I!!mder-
hcit von ilmcn. etwa fünf vom Tausend,
die russische Sprache und Schrift, wäh
rmd die türkische Schrift ollgemein ver
breitet ist. Die Ucbcrmaaung durch die
russischen Behörden wurde nach Ausbruch
des 5rieacs stark verschärft. Mit der An
Nunkt des Grosfürstcn Nikolaus in Tiflii
begann eine richtige Türkenbcrsolgung, da
das Scheitern dcs Angriffs auf die Dar?
danellcn in Rußland die Furch! vor einem
neuen türkischen Vorstoß nach dem Kau
kasus geweckt hat. Alle einflußreichen Per
sönlichkcitcn sind einciekcrkcrt worden, dar
unter auch der bekannte Großindustrielle
Taicw, der bei Ausbruch des Krieges in
Äerlin war. Viele junae Männer wurden
aus Befehl des Großfürsten gehenkt, die
russische Ncgierung hat den Gebrauch der
türkischen Schriftsprache und Schrift in
Ariefen strmz verboten. 'Die Mohamme
daner dürfen mir Lokaldia'ckte und die
russische Schrift benutzen. Das bedeutet
die Unterbindung des gesamten Brief
Verkehrs. Die Erregung unter den Türken
des auki'sus ist dcil'er jetzt äußerst groß.
Ackmed Agajew erklärte zum Schluß, die
Türkei sei krert, im Kriege zu verharren,
l'is alle Ziele, darunter auch das der Be-
freiunz der Kai,k'isnst''irkcn, erreicht fei,
Um VW
0H lW.
,a
Die
ehciimligcu 7ciude kämpfen
NUN
Seite an - Seite.'
Das bulaarische . Armeeblatt veröffent
licht folgende, zwischen dem türkischen Bize-
aeneral'.snmus Envcr Pascha und dem buh
garischen Generalissimus Jekom gewechsel
ten Depeschen. Envcr Pascha drahtete:
Ich bin überaus glü.'Uich, meine aufrich-
tigsicn und herzlichsten Giunwunsche dem
heldenmütigen Obcr!?mmandanten . der
tapferen bulgarischen Armee zu den großen,
ununterbrochenen Erzolgen auszu sprechen,
die sie von den ersten Tagen an, mit Hel-
denmut und Geschickl'chkeii die. schwierig-
stcn Hindernisse auf ihrem Wege uberwin,
dend, errungen hat, und ich Wünsche, daß
die ununterbrochenen Erfolge ohne Unter
laß ihre Fortsetzung finden, um den end
lichen Triumph zu erreichen.
Envcr.
Jekow erwiderte:
' Mit wahrer Genugtuung habe ich das
Telegramm Eurer Erzellenz gelesen. Die
bulgarische Armee wird fortfahren, sich
durch Siege auf dem Schlachtfelde den
Armeen unserer unbesiegbaren Verbünde
ten, Deutschland, Oesterreich-Ungarn und
der Türkei anzuschließen, die unzählige
Beispiele von Tapferkeit, Selbstverlcug
nung und militärische Kunst gegeben ha
Den, und zum endlichen Siege über unsere
gemeinsamen Feinde beizutragen. Ich
wage, Eure Ezzelkenz zu versichern, daß
das Bewußtsein d'S großen geschichtlichen
Augenblicks die Seele aller bulgarischen
Bürger erküllt, die heute die Armee bilden,
und dies Bewußtsein wird uns den voll
ständigen Sieg bringen und zum Triumph
unserer gemeinsamen Lesircbungcn führen.
Jekom.
Der Sultan hat dem König von Bul-
garien die Militarverdienstmedaille in
Gold verliehen.
WcUdschiiden in Ostpreußen.
Nach amtlichen Feststellungen beläuft
sich der durch, dir Nuss meinfälle in Ost
Preußen in den Privatwaldunaen anae-
richtete Schaden bisher auf 1200(j00
Mark. Davon kommen auf den Reaie-
rungsbezirk Cumbinnen 1XK) 000 Mark.
. . ,'
Bankerott der französischen Finanzpoli
tik.
In 15er Humanit.'" stellt der unter
dem Pseudonym Lysis" bekannt gewor
dene Finanzschriftstellcr fest, daß die
ganze' sranzösische Finanzpolitik in dem
Auziano und po!,t,!che Aormle zu
sichern. Aber der jetzige Krieg habe daS
Gegenteil bewiesen. Frankreich könne
sogut wie nichts von seinen ausländischen
Werten realisieren und habe sich deshalb
logar gezwungen gesehen, zur Erhaltung
seines Kredits eine Anleihe in Amerika
aufzunehmen, während sich Deutschland
durch die Anlage seines Kapitals in sei-
ner eigenen Nnduttrie ein gewaltiges
KriegSwerkzeug geschaffen habe.
i.t,!.. 1 H i,i f. I. I
fest rrrr- 7 ' Einmeihungsfeier. die einen erhebenden
l ff'fit' ' w ?5axhrl Verlauf nahm. war. wie wir der . Deut
KrU S lIVlm f m Lodzer Zeitung" entnehmen der
den' Vll'S M'ZW rur 1 Warsu, , Be,
lj!iiIt1ci!il'kiitWe
Bildcrl'lizcii.
Aindische Nache.
Mannhafte Cpriche deö NeichStagSab
geordneten TchSpfli gegen die Hetzer.
Der sozialdemokratische Neichstagsak
Schöpfn schreibt in .- der Chemnitzer
Botksstiinn:
In Berliner Partcikreisen, natürlich
auch an den anderen Maffenplätzen der
Opposition, wird gegenwärtig ein Bilder
bogen verbreitet, der eine Reproduktion
des BildcS enthält, das Ebert. David,
Scheidema-... u,,d mich in der Gesellschaft
von Offizieren n der belgischen Küste
darstellt; ferner in den beiden oberen
Ecken die Genossinnen Luxemburg und
Zetkin in der Gefängniszelle präsentiert.
. . . . .Wne Reisegenosscn und ich werden
mit den Worten Vorgestellt: Bier sozialde
mokratifche T' aeordn te als Ge im kai
serlichei Hauptquartier im besetzten Bcl
gien. ... Die beiden Zellen sind so düster
wie mögli, und je ein WasserÜrug und
ein Stückchen Brot sollen andeuten, daß,
während die leiden Genossinnen bei Was
ser und Brot Im Kc7er darbt i und litten,
wir vier im Hauptquartier schlemmten.
r z eine ist ebenso unwahr wie das .n
dere: d!e Geno-,ncn sind ni" '--i Wasser
und Brot inhaftiert, und wir waren im
Hauptquartier nicht einmal soviel Stun
den, wie nachher Tage an der Front uno
in Belgien. Aber die Genossinnen Lurem
bürg und Zetkin sollen eben als arme La
zarusse, wir aber als Prasser hingestellt
werden. Da fällt mir eine Stelle aus ei,
nem Briefe ein, den ein bekaunter und sehr
radikaler" ostelbischer Parkkigenosse neu,
lich an einen ebenso bekannten, von der
Opposition sehr gehaßten Parteischrift,
steller gerichtet hat. Da heißt es:
Mögen Sie weiter im Tale der Be
sitzenden wandeln, ich bleibe meinen
Grundsätzen und den Besitzlosen treu . . .
Macht nun. was Ihr wollt! Ich nehme
jetzt meine Jagdflinte unter den Arm und
pirsche' in meinen ausgedehnten Wäldern".
fn düster nun auch die Drahtzieher der
Opvosition die Gefängnisleiden der G.'
nolinnen haben zeichnen lassen, In einem
Punkt bewiesen sie geradezu versöhnende
Galanterie; sie haben nämli.', um die
Konterfeis der beiden Frauen zu prüfen
rieten, Photographien ausgewählt, die . 1.1
einer längst entschwundenen Vergangenheit
erzählen. DcZ war sehr galant gegen te
beiden Genossinnen,' und dem in sin'ae
Betrachtung versunkenen. Käufer des B?l
ZkrboacnZ es auch nicht unangenehm
kein, eder Bilderbogen kostet 5 Pfg., zum
SSelcn der Partei Pardon, der Kriegs
in? der "osition ...
l':rn H'iterkeiten wird fe-'-'f
lin aber ernst: Noch eins, falls weitere
Siloerbogen erscheinen sollten. Mit Offi
mm, die an der belgischen Küste W"
halten und stündlich dem Tod enta'i-'n
sehen nüiiittt, auf einem Bild? vereinig! zu
kem, ist für mich keine Unchre: es w"r.'
nir aber scbr nmtiaffiifcf) und genier
mit so manchen Häuptetrk'dkr O-"
sition gemeinsam dem Publikum präsen
tiert zu werden".
Ein ftldgrauer Jndei?.
Man schreibt der .F. Z.": Wenig be
kannt dürfte es sein und deshalb der Er
Mahnung wert, daß in unserm Heere auch
ein wackerer Jüngling kämpft, den eine
indische Mutter geboren und der in seiner
äußeren Erscheinung den reinsten indi
schen Typus darstellt. Bis Ausbruch des
Krieges war der junge, übrigens in
Deutschland von deutschen Pflegeeltern
erzogene Inder als Buchhandlungsgchilfe
tätig und erfreute sich bei allen, die ihm
näherzutreten Gelegenheit hatten, seines
angenehmen, feinen WesenS und seines
gediegenen Wissens wegen großer Beliebt
heit. Als der Krieg ausgebrochcn war,
mußte er zunächst als Engländer" nach
Ruhleben, erreichte aber bald seine Frei
lassung -und die erstrebte deutsche Reichs
angehörigkeit. Sosort bei einem westfäli
schen Truppenteil eingetreten, wurde er in
kurzer Frist ein strammer Feldgrauer wie
nur irgend einer und hält zur Zeit mit
seinen deutschen Brüdern in treuer Ka
meradschaft die Wacht im Osten.
.
ta$ Heldendenkmal bei Borznmic.
Am 12. November, dem Jahrestag des
Todcsrittes der Schleswig-Holstcinischen
Dragoner bei Borzhmic, wurde auf dem
Attackenfeld, ein zwischen den drei HU
geln, unter denen die Gefallenen in Mas
fengräber ruhen, sich erhebendes Denkmal
eingeweiht, eine gewaltige Pyramide, aus
Findlingsblöcken aufgetürmt, deren ober
fter die Gedenktafel aus Bronze trägt.
Ein Eichenkranz aus Bronze 'ziert die
Vorderseite. Ein Landsturmbataillon,
das in der Nähe den Eisenbahnschutz der
sah, hat in monatelanger Arbeit den
kunstvollen Bau ausgeführt. Bei der
Ein Snger und Held.
Der Berliner Hosovernsänger und Ka
ballcrieosfizier, Ritter ' deS Eisernen
Kreuzes 1. und 2. Klass' Walther Kirch
hofs hat 280 Mark, den gesamten Rein
ertrag seines Wagner-Abends, welcher zu
gunstcn der Krieaskinderfürsorge am 2.
November in der Philharmonie stattfand,
der Kronprinzessin zur ÄZerfügung gestellt.
I .
Einige KricMcdattkcn
der Clhulkindcr:
Antworte r
die wir.
und heiterer Natur,
.eacbcn wurden.
Es gibt wohl ' ''' -n Deut
scheu Reich, wo , ,m i icht der
grcßen Ereignisse ..cht würoe. V'.el-1
leicht interessieren in eiteren Kreisen die
subjektiven Auffassungen der Kinder über
das, waS ihnen besonders Freude oder
Trauer bereitet hat. So erfolgten in ei
ner Volksschule auf die Frage: Welches
Kriegserergnis hat dich am meisten er
freut und warum?" u. a. folgende Ant
Worten: Die Wiedererobcrung Ostpreußens,
weil diele daöurch ihre Heimat wieder
hatten und zurückkehren konnten."
Daß Belgien erobert wurde, sonst wä
ren die Franzosen in Deutschland einge
drungcn.
Daß unsere Luftschiffe London mit
Bomben beweisen, weil die Engländer am
Kriege schuld sind."
Die Eroberung von Warschau und den
anderen Festungen, weil der russische
Onkel dann nach dem Kaukasus verbannt
wurde."
Die Schlacht bei Tannenberg; denn da
hat Hindenburg den Russen das Fell ge
gerbt." Die dritte Kriegsanleihe, weil scvicl
Geld eingegangen ist."
Die großen Siege, eil wir dann im
mcr schulfrei haben,"
Auf die Frage: WaS hat dich in der
Kriegszcit am ., traurigsten gestimmt?"
gingen u. a. folgende Antworten ein:
Daß wir durch die Teuerung so
schlecht essen müssen."
.Daß der Lebertran nicht teurer gewor
den ist."
Daß so viele Kinder ihre Täter und
Brüder verlieren."
Daß mein Onkel gefallen ist."
Daß Italien uns verraten hat."
Daß Amerika an unsere Feinde Mu
nition und Waffen liefert."
Interessant ist auch, wie die Kinder die
Vergangenheit durch die Verhältnisse der
Gegenwart zu erklären suchen. Als In
der biblischen Geschickte ein , Lehrer mit
seinen Jungen die Geschichte Abrahams
behandelte und an sie die Frage richtete,
warum wohl Abraham und sein Weib
Sarah so gerne einen Sohn hätten haben
mögen, , antwortete ein Junge prompt:
Weil sie dann eine Brotkarte mehr be
kommen hätten!"
Neiökarten in Schöneberg.
Der Magistrat der Stadt Schöneberg
wird, demnächst rund 90.000 Kilo Reis
erhalten und auf Grund von Reiskarten
durch Vermittlung der Schöneberger Ko
lonialwarenhandlcr an die Bürger der
Stadt abgeben. Die Händler erhalten den
Reis zu 51 Pfennig das Pfund und wer
den verpflichtet, ihn zu 55 Pfennig an
daS Publikum abzugeben. Tie Reis
scheine werden über je ein Nfund lauten.
Zu späte Ehre.
Unteroffizier im Jns-Rcot. 88 Ernst
Jüd erhielt für bewiesene Tapferkeit die
Badische silberne Verdienstmedaille. Lei
der konnte die Auszeichnung demselben
nicht überreicht werden, da er in den letzten
schweren Kämpfen gefallen ist.
.
Schlechte Weinernte in Frankreich.
Das Ergebnis der Weinernte schätzt
das, Fachblatt Le Moniteur Vinicole"
auf Grund genauer Feststellung für jedes
einzelne Weingebiet dahin ' ein, daß der
Ertrag in diesem Jahre nicht 21 bis 22
Millionen Hektoliter übersteigen wird, ge
gen 60 Millionen im Jahre 1914. Einen
Mehrbetrag gegen - das Vorjahr wer
sen nur auf die Code 'd'Or in
Burgund mit 300,000 gegen 230,000 Hek
toliter und die Marne mit 450,000 gegen
184.000 Hektoliter im Borjahr. Dagegen
ist der Ertrag der Ernte der Gironde, de
ren Weinberge die Msdoc und Bor
deaurweine liefern, von 100,000 auf
5.34,500 Hektoliter zurückgegangen. Aehn
lich groß ist der Fehlbetrag in allen an
deren Wcingebieten.
FranzSsischeS Zigarcttenpapier.
Ein schweizerisches Geschäftshaus hat
französisches Aiacirettenvapicr. das es in
Form von Bogen in die Schweiz brachte,
dort zerschnitten, in Büchelchen ausgemacht
und dann nach Deutschland eingesührt.
Die deutsche Zollstelle hat die Einfuhr zu-
geladen, da j,e der Ansicht war, daß es
sick im öinblick aus die Art der Verar,
beitung nicht mehr um ein französisches,
sonder- um ein schweizerisches Erzeugnis
handele. Die Direktivbehörde hat jedoch
icdt. wie amtlich mitgeteilt wird daZ 3nfl,
amt angewiesen, auch das in der erwähn
ren Weift tn der Schweiz verarbeitete fran,
zösische Zigarettcnpapier künftig nicht
m e h r zur Einfuhr zuzulassen.
. "
FlUchtiger Kriegsgefangener erlischt.
Nichts gegen 1 Uhr fiel einem Polizei
bcamtcn an der Grövelinar I5.bami,'e in
Bremen ein Mann auf, dcr eine russische
!vttllarmutze trug. Der Angehaltene bc
herrschte die, deutsche Sprache nur man
gelhaft und entpuppte sich als russischer
Unteroffizier. Cr war vor etwa füns
agcn vom Gefangenenlager m Gutrow
entwichen. batte.,s,ch seitdem iaaiühtr an
einsamen Ortes! verborgen gehalten und
war nachts gewandert. Dabei hatte er
sich die mit Handtücher bewickelten Fuße
derartig wund oelaufen. dein er an der
Polizeiwache zunächst verbunden werden
mugie.
Iit KricgsöcMcr
in Belgien.
Die Strenge des Gesetzes.
Besondere Gehelmverbande, bei beneil
Frauen die Hauptrolle spielen.
2ie Nordd. Allgem. Ztg." bringt
einen Artikel über die Kriegsverräter in
Belgien, in dem es heißt:
Weil Belgien dank dem raschen Er
folze dcr deutschen Waffen seit über einem
Jahre aus dem Kriege ausgeschieden und
der deutschen Verwaltung unterstellt ist,
weil seit der Löwener Revolte keinerlei
größere Unruhen mehr stattgefunden ha
den, scheint die ufzerdentsche Welt zu
glauben, in Belgien häti nun Frieden
und Friedcnsrecht zu gelten. Vel. .n ist
heute vor allen Dingen die Zusahrt
straße des deutschen militärisch n Nach
schubS für die Heere an der Westfront.
Darum warfen sich unsere Feinde auf
nichts f, sehr, als auf die Eisenbahn
spionage, und es war daher doppelt ge
jährlich, daß sich die Spionagetätigkeit
und die Sprengattentate gerade in den
Tagen vor dcr Seplemberoffensive ins
vielfache steigerten. So wurde in Mast
richt von der holländischen Polizei an
fangS September ein Schiff mit 1100 für
LUttich bestimmten Bomben aufgehalten.
Zu der gleichen Zeit faßte die holländische
Polizei an der Limburger Grenze zahl
reiche mit Sprengstossen versehene belgi
sche Soldaten ab. An verschiedenen an
deren Stellen gelangen den deutschen Be
Horden gleiche Berhaslungett. Schließlich
führte die Vernehmung der Attentäter zur
Entlarvung und Verhaftung deö höheren
belgischen Polizeibeamten Poels in
Brüssel, in dessen Wohnung ein ganzes
Lager von Sprengstoffen gefunden wurde.
Ist daö Frieden oder Krieg? Während
der ganzen Okkupation waren besondere
Gcheimverbönde mit der ständigen Ueber
wachung der Truppentransporte bcschaf
tigt. Bei allen diesen Gesellschaften waren
es .Frauen, die die wichtigsten Rollen
spielten; fei es, weil sie weniger bearg
wohnt werden oder weil sie sich durch ihr
Geschlecht vor dem schwersten Strafen ge
sichert, glaubten. In den bisher verhan
delten Prozessen sind 44 -rauen verurteilt
worden. Wäre eZ nicht Wahnsinn gewe
sen, diese Frauen, die sich selbst in die
Reihen der Kämpfenden gedrängt hatten,
aus wahrhaft nicht hierher gehörenden
Gefühlen von den strengsten Strafen aus
zunehmen? Wer ist für die Verurteilung
solcher Frauen verantwortlich? Wir,
die die Selbflerhaltung zum Gegenschlag
zwang, oder die anderen, die diese Fraucn
zu Kriegszwecken mißbrauchten? Aber,
schreien unsere Feinde, die Frauen gc
hören vor ein Zivilgericht und ihre Er
schießung ist Barbarei. Im Krieg wer
den Kriegsverbxechen vor einem Kriegs
gericht abgeurteilt; aber nicht einmal ein
Kriegsgericht ist notwendig. Wir brauch
ten den Apparat der ordentlichen militäri
schen Gerichte garnicht in Bewegung zu
setzen, fondern könnten für das Kriegs
gebiet In Belgien einfach daS Standrecht
verkündigen. Aber wir verzichten auf die
ses Recht. Verbrechen gegen die deutsche
Armee werden in einem Verfahren abge
urteilt, das durchaus die Formen und
wie viele Freisprechungen beweisen die
Objektivität von Friedensgerichten hat,
nur daß sein Gesetz nicht das 'des Fri:
dens, sondern das weit strengere, den
militärischen Bedürfnissen angepaßte deö
Krieges ist.
Diese? Gesetz aber schimpfen unsere
Feinde brutal und unmenschlich, weil es
nicht nur Spionage, sondern auch die Zu
fiihrung von Mannschaften an den Feind
mit dem Tode bedrohe. Was ist ge
fährlicher, die Uebermittlung einer Nach'
richt an den Feind oder die fortdauernde
Verstärkung seiner Mannschaften? Miß
Cavell gestand, daß sie 250 Mann
also eine kriegsstarke Kompagnie über
die Grenze geschafft hätte. Ganz andere
Zahlen über die von belgischen Organisa
iioncn außer Land geschmuggelten Wehr
fähigen nennen von Zeit zu Zeit die belgi
scheu Flüchtlingsblätter, Zum Beispiel
die Vclgique", die sich aus die wörtlichen
Äußerungen eines belgischen Majors be
ruft, der schon im September sagte:
WaS weniger bekannt sein wird, ist, daß
ungefähr 20,000 Wehrfähige aus dem be
setzten Belgien zu dem Heer stießen, die
unter Lebensgefahr die holländische
Grenze Überschritten." Aber, so lautet
der letzte immer wiederholte Anwurf der
feindlichen Oeffentlichkcit, die Strafen
sind verbrecherisch önd viel zu hart, weil
die inkriminierten Taten aus den edelsten
Beweggründen begangen Morde sind.
So lange eZ grng, versuchten wir mit
Freiheitsstrafen auszukommen. Die Zahl
der Erschossenen ist immer noch sehr
gering gegenüber der Zahl der Kriegs-,
Verräter. Es wird in den Händen dcr '
Belgier liegen, die Zahl der Opfer nicht
zu vergrößern, denn keine noch so laute
und heuchlerische' Empörung im Ausland
wird unS von der Pflicht abhalten, un
sere Soldaten, deren Vaterlandsliebe sich
draußen vor dem offenen Feind so wun
dervvll bewährt, vor Bedrohung durch dk
mißleitete Batcrlandslicbe unserer Feind?
zu schützen.
Bierpreiserhöhurig in Süddeutschland.
Der Brauereiverband von Mainz. Ha
nau, Worm, Tarmstadt, Wiesbaden,
L7?urg, Koblenz, Kreuznach, Aschaf
fenbuig, Bensheim und Fricdherq be
schloß, einen neuen Zuschlag von S Ma:k
auf den Hektoliter zu erheben.