Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 10, 1916, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Tagliche Cntolja Tribüne., M,tag. de 10. Januar 1916.
Ss wede Neeht.
Nom,,n von Arlhxc Wiückler Tau nriiberg,)
r
(22. Fortsei,,)
.Dann sind wir ia einig. Nun
höre. Das DueU findet morgen früh.
sechs Uhr. im Dohlenbusche statt.
Würdest du im Jägerhause den Aus
aang abwerten? Leutnant Hergens
ist für alle Fäll beauftragt, dich zu
informieren, wenn ich selbst es nicht
mehr kann, und du übernimmst e
dann. Iflis schonend vorzubereiten
und ihr ein paar Andenken, die sich
in nianem Schmbtische, Mlttelfach
rechts, befinden, zu übergeben "
Edmund machte ein bängliches Ge
ficht.
.Natürlich tut ich, was du ver
langst -, aber eine verflucht ünde
haglichi Seschichte ist das. Älso um
sechs Uhr bin ich im Jägerhause.
Schlafen dürft' ich die Nacht nicht
viel, denn, Wolf, wenn wir 'auch in
mancherlei Ansichten Antipoden find,
lieb hab' ich dich doch auf meine Art,
und gleichgültig ist's mir nicht, wenn
dich fo'n neidischer Halunke nieder
knallt "
Wolf o. Achim lächelte.
.Keine Injurien, Edmund,
glaube dir auch so deine Liebe.
Grunde war ich dir gleichfalls
auch wo ich dich nicht verstand,
mit abgemacht "
Er hielt ihm die Hand hin,
andere schlug ,ein.
.Abgemacht. Sag' mal,
ich
im
gut.
Da-
der
wie
verhalt' ich mich nun? Ich soll von
hier aus in die Heckenrose telepho
nieren .
.Ueber was?
.Ueber unsere .Unterredung "
Wie wußte man um die?"
.Mein Prokurist hat telephonisch
nach mir gefragt und dabei erwähnt,
daß du hier auf mich wartetest."
Fatal. Lügen sollst du nicht.
Also melde nichts. Nimm's auf
dich, den Auftrag vergessen zu haben
Hm. , Das wäre für mich als
Kaufmann so ungefähr dasselbe, als
wenn ich dir zumutete, ohne , Säbel
zum Dienst zu kommen. Aber meinet
wegen, mag mich Elise für einen
schlechten Kaufmann halten, ; es ist
nicht das Schlimmste, was ich jetzt
auszuhalten habe. Und nun wollen
wir hoffen, daß die verdammte Ge
schichte im Dohlenbusch gut ab-
läuft "
HoZftn wir "
Wolf stand auf und streifte die
Handschuhe über. ,
' .Jedenfalls fei bedankt für alles,
was du Elise 'Zartes und Liebes tust,
wenn's anders kommt "
.Daran wollen wir doch gar nicht
erst denken."
Man muß an alles denken."
, Der Leutnant wollte sich eben der
abschieden, seine Hand lag schon in
der des Schwagers, da hielt ihn die
ser nochmals fest. ,
Halt, Wolf, was ich beinahe ver
gessen hatte. Du wolltest Papa auf
suchen und hast ihn nicht gefunden,
ich fahre jetzt zu ihm. er darf doch
von der Sache wissen, er sollte ja
doch davon wissen " -
Jetzt, da ich ihn nicht mehr
brauche? Laß mich's eine Sekunde
überlegen. Neig, es ist besser, es
bleibt unter uns. Es ist eine unnütze
Beunruhigung. Er versteht mich, ob
er nun vorher oder nachher informiert
wird. Aendern würde er nichts wol
len und nichts können. Stören wir
also auch ihm nicht die paar Nacht
stunden. Wenn nötig, sagst du ihm,
daß ich um dieser Rücksicht willen ihn
nichts wissen ließ, und daß ich im
übrigen mit Leib und Seele mich ihm
verbunden gefühlt habe, bis zuletzt,
daß ich ihn bewundert und geliebt
habe deshalb! Unsinn, sage ihm
gar nichts, das alles weiß er, und
wir wollen keine Rührszene auffüh
ren. Gott befohlen, Edmund früh
sechs Uhr!"
Die Säbelscheide schlug an die
Schwelle, die Tür ging zu, und drau
ßen auf dem Qenwt des Flurs
klirrte es noch ein paarmal verklin
zend. .Verfluchte Welteseleienl" murrte
Edmund. Auch die Sorge noch !"
Dann drückte er auf den Knopf einer
jUingel und befahl, die zum Abgang
fertige Korrespondenz zu bringen.
Im Fluge erledigte er sie und ließ
sich, während er noch die letzten
Schriftstücke durchsah, ein Auto be
stellen. Als er fertig war, heulte
draußen schon die Hupe des Ee
fährts. Um ein Viertel auf neun war
Edmund Werner im Landgericht.
Das Gebäude lag tot und still. '
Als er die Treppe zu den langen
finsteren Gängen emporstieg, trat ein
Beamter auf ihn zu.
J)tt Herr wünschen --?"
.Ich suche den Polizeirat Manch,
kr soll sich hier bei dem Herrn Un
tersuchungsrichter Assessor von Ver-
Witz befinden
.Tort war er. Beide Herren sind
bot einer halben Stunde fortgegan
Z'.n "
.Wohin?' . . '
Das weiß ich nicht. Jedenfalls
ikt in den Bureaus ist niemand
rnebr "
, Der Portier dritte die klinke der
großen schweren EichentÄr ergriffen
und den einen Fliigcl an sich oern
gen. Es war- eine stumme, und doch
,eyr oereoie Auswrverung, das Ge
baude zu verlassen.
Edmund zögerte. Seine 'Begier,
etwas zu erfahren, klammerte sich an
einem Strohhalm.
.Es sollen in Sachen Pfeil wichti
ge Nachrichten eingelaufen sein, hat
ver Pouzeirat nach Haue telepho
niert."
.Kann sein "
Sie wissen nichts?"
Der alte Beamte lächelte.
.Nein, wahrhaftig nicht. Aber auch.
wenn ich was wußte, dürfte ich dar
über nicht reden."
Freilich, freilich! Also ich danke
ynen
.Keine Ursach'. gute Nacht!"
Edmund Werner ging sehr miß
vergnügt. Um sein Ungcbehagen zu
erhöhen, spürte er jetzt auch tüchtigen
junger, chltfßlich lebt der Mensch
doch nicht von Anast und Aufreaun
gen allein, philosophierte er bei sich
und hielt aus der Straße, die noch
m hawer .aaesyelle lag, Umschau.
Ein renommiertes Hotel lief? Zwei
eleimjche Ziugellampen den Kampf
mit dem sommerlichen Zwielichte aus
nehmen. Edmund war noch nie dort
gewesen. Aber um so besser, er be
fand sich nicht in der Stimmung, mit
Bekannten zu diskutieren. Durch
ftme Veoanken huschte immer wieder
das grausige Morgen. Was würde
es bringen Oh, wenn die endlose,
helle Nacht, die vor ihm lag. erst
überstanden wäre! EtwaS essen woll
te er und dann nach der Billa Hecken
rose telephonieren lassen, daß er den
Polizeirat im Landgericht nicht mehr
angetrossen habe.
Telephonleren laiien, damit man
ihn nicht erst an den zweiten Auftrag
erinnern konnte.
Nach diesem Plane verfuhr er.
'
Es war neun Uhr vorbei, da
schrillte die Klingel des Apparates in
der Billa.
Frau Erna schrak mit einem lei
sen Schrei auf.
Die drei Töchter sprangen gleich
zeitig ausdunklen Ecken und Winkeln
empor. x ,
Elise drehte das Licht an.
Thekla stand am Telephon.
Sie sprach und fragte.
Jetzt hing sie, fehr unbefriedigt, den
Hörer wieder an.
' Sechs angstvolle Augen schauten
sehnsüchtig auf sie.
Nun?"
.Was ist's?"
, War's Edmund?"
So riefen die Erwartungsvollen
durcheinander:
Ja, es war Edmund aber
nein, nicht er felbst, nur Nachricht
von ihm."
.Welche?"
.Der Oberkellner des Hotels teilt
in Edmunds Auftrage mit, daß er,
Edmund, Papa nicht mehr getroffen
habe und selbst also nicht mehr wisse
als wir "
.Und was Wolf von ihm gewollt
Hai?" forschte Elise.
, Davon sagte der Kellner nichts
und Edmund war nicht mehr im Ho-
tel.
Wieder eine Enttäuschung, wieder
die niederdrückende Ungewißheit.
Ein weher Seufzer der Mutter.
Elife drehte., das Licht ab und ol-
len war's recht. Sie sahen sich nicht
Trost aneinander.
.Ob er am Ende selbst noch
kommt?" sagte Elise. Es war.
als versuchte sie sich und den anderen
ein Fünkchen Hoffnung zu entzünden.
Wie follte er. wenn er selbst nichts
erfuhr!"
Allerdings !"
Das Fünkchen war schon tot, ehe
es recht geglimmt hatte. Dann ver
ging die Zeit in Schweigen,
Die Mutter sprach zuerst.
Die Uhr hatte die zehnte Stunde
gerufen. Jeden Schlag hatte Frau
Erna mitgezählt. Jetzt meinte sie:
.Geht schlafen, Kinder, ich warte
auf Papa "
.Wer von uns wird schlafen kön
nen?" wandte Elise ein, und dabei
schwankte ihre Stimme doch vor Mü
digkeit. Im Dunkeln sich weitertastend,
streifte sie die Klaviatur des Flügels.
Die Saiten schlugen schwingend an
nd allen war's wie ein Wehlaut, der
durch die Finsternis schwebte.
Erschauernd fühlten sie den Kon
traft. Wo waren die Tage der mu
sikalifchen Familienunterhalttingen
hin, wo war das jubelnde Glück hin,
das sie fönst zu dieser Stunde der
eint hatte!
Noch rannte und summte der ver
schwimmende Hall, da sagte die Mut
ter, an Elises Einwand anknüpfend:
Ihr müßt es versuch. Das war
tende Wachen nutzt euch auch
nichts " ;-J.-'
Elise fügte sich. . ' ,
.Du hast recht. 5cama.. Ob wir
zusammen oder einsam schweigen,
tröstet uns gleich wenig."
Sie legte die Arme um der Mutter
Hals und küßte sie.
Hoffen wir auf. morgen."
Schlafe, mein Kind, und vergiß
im Schlafe." '
Oh, wer daS könnte! Nach
solchem Tage!"
Dann hatte sie daö Zimmer ver
lassen. Ruth saß in der dunkelsten Ecke
des Zimmers. Wie ein Geistcrruf
klang'S ihr ins Ohr: Wer das
könnte! Sie konnte es; ja, sie wollte
es können. Still, heimlich kam der
Entschluß über sie. Was so lange
uno ,iunn,ch in ihr gerungen hatte.
letzt war s zum Willen geworden.
Als auch Thekla der Mutter den
Gute Nacht Kuß gegeben hatte
und Elise gefolgt war. sprang die
Jüngste auf. Zur Mut?., stürzte sie
hin, warf sich in deren Arme und
flüsterte weinend:
Habe mich lieb, Mama, hab; mich
lievl"
Wie ein Notschrei l. t es heraus,
und Frau Wünch erschrak im tiefsten
Herzen. , '." . -:
.Mein liebes Kleines ich habe
dich licv. oas weißt du. Beruhige dich,
kae dich!" '
Wenn du mich liebhast, ja, dann
kann ich's "
Sie küßte die Mutier, preßte sie
wild an sich und qing als letzte aus
dem Zimmer.
ryxaa Erna war felbst zu trostarm
und matt, daß sie, sich in den nächsten
Sessel fallen ließ und dort, still vor
sich hinweinend, sitzenblieb.
Knirschte da nicht der Sand?
Klirrte nicht leise die Gartentür?
Die Mutter stand auf und trat
ans Fenster.
Nichts war mehr zu sehen. 5lm
Nachtwinde rauschten die Bäume;
schwere, dichtbelaubte Acste der alten
Ahornallee bewegten sich, schwankend
und ihre Schatten, die das grelle
Mondlicht auf den Weg zeichnete, sa
hen aus wie schleichende, huschende
Gestalten. Aber es waren wohl nur
die Ahornschatten!
Frau Erna trat wieder ins Zim-
mer zurück.
Gewiß, der anhebende Wind hatte
über den Kies gefegt, hatte an der
Gartentür gerüttelt und die schwar
zen Gestalten vorgetäuscht!
Wann wurde Paul heimkommen
und was würde er bringen? Etwa
doch einen Trost, doch eine Wendunq
zum Guten? Ach, es waren so viele
Hoffnungen zuschanden geworden.
In solche Gedanken eingesponnen
aß die einsame Frau und wartete.
Ruth war, nicht den Schwestern
in den gemeinsamen Schlafraum ge
folgt. Rechts abgeschwenkt war sie,
hastig und leise hatte sie die Haustür
geöffnet und war den KirschbSum-
weg abwärts gehuscht. Die bebenden
Hände suchten Halt an den Stam-
men und die wankenden Füße, schlürf
ten dann und wann einmal im
Sande.
Am Gittertor hielt das junge
Mädchen an.
Einen irren, liebeheißen Blick warf
Ruth auf das Elternhaus. Es würde
der letzte sein. Sie würde dies
Haus und die Lieben darin nie mehr
(ehen! Wie ihr ber diesem Gedanken
das Herz wilder pochte!! Und doch
zwang sie sein Lebensmahncn nieder.
chlnse, wem Kind, und vergiß im
Schlafe", hatte die Mutter zu Elis
gesagt. Ja, schlafen, vergessen! Es
gab nur einen Schlaf in ihrem Lei-
de, nur einen, der Vergessen brachte.
An dem alten Zaunpfosten, hinter
dem. im Garteninnern versteckt, sie da-
mals auf Hans gewartet hatte, hielt
t zum zweiten Male an.
Hans! Wurde er trauern? Wür-
de er ihr bald folgen, wenn er wirk
lich schuldig war, wie jetzt alle sag
ten? Ob er um sie trauerte oder
nicht, waS bedeutete das noch! Sie
durfte ihn nicht mehr lieben, sie sollte
yn verabscheuen und auch in die-
em Widerstreit gab es nur ein Ent-
rinnen: Kchlasen. vergessen!
Sie ließ den altersgrauen Pfosten
los und fchritt die stille, einsame Al
lee weiter. Die Bäume über ihr
rauschten ein dumpfes Stcrbelied,
Aeste knackten und tiefe Finsternis h?b
ich drohend von hellen Knorren, Kan
en und Zweigspitzen.
Und nun blitzte ein Spiegel auf,
m dem des Mondes flimmernde
Scheibe zu langen zerfetzien Streifen
gedehnt sich reckte.
Ter Konigsweiher. ,
Das war ihr Ziel. ,
Ein nahes Ziel und doch die
Schwelle der Unendlichkeit. ,
Es gingen schaurige Legenden von
diesem Weiher um.- Er sollte sehr
tief sein,' trichterförmig und diele,
viele Lebensmüde sollten in ihm den
Frieden des ewigen Schlafes gefunden
haben, von Irrwischen erzählte man
und Elsen. Ach. das war ia alles
närrisches Geschwätz, aber der große,
unzerstörbare Frieden war Gewiß-
eit! .
Am Staunn einer Buche, deren
ilbergraue Rinde dicke Moospolster
am Wurzelende überwucherten, sank
Ruth in die ftniV
teie veriuchte zu beten und fand
keine Worte, . ' '
Da zuckte ein Blitz.
(Fortsetzung folgt).
Eine Eigentümlichkeit aller eni
Iifcnn , Teegeschirre sind zweihenklige
Waisen.
Der U-LsotNllgel.
Äizze vvn Mi bun Heide.
Es würde eine Tracht Prügel sei
zen. aber das ließ sich für diesmal
nicht ändern. '
Fritze WillerS zog sich die viel zu
große Ballonmütze von Batern noch
tiefer über die Ohren, und war nur
noch Auge.
Geichlugcne zwei Stunden trotte-
te Fritze bereits unermüdlich durch
die langen Reihen des Wochenmark
tes und spannte wie ein Schieß
Hund auf einen Verdienst. Wenn
es vorläufig auch nur wieder einen
Groschen wäre, wie am vorigen
Sonnabend. Tann wären drei
heimliche Groschen .beisammen. Aber
noch lange keine Mark für einen
Uoot.Ragel! Und wie sauer bat
te es schon mit diesen ersten beiden
Nickelingen gehalten! Besonders der
zweite Zehner, der war bei einzelnen
Pfennigen zusammengebracht.
Fritze lehnte sich gegen eine Kar
tosscllarle und- jeufzte von ganzem
Herzen und aus tiefster Seele. Hnn
dcrtmal hatte er nun wohl schon
wieder gefragt: Darf ich vielleicht
den Korb tragen? Aber jedesmal
kam ein Nein oder überhaupt keine
Antwort, und so geht auch der groß
te Vorrat vossnung lang am zur
Neige.
Gagzlich unvermittelt tat die
dröhnende ' Uhr von der nahen Ja-
kobikirche zwölf weithinschallende
Schlage.
thnc auf das Wohin zu achten.
schlenderte Fritze vom Exerzierplatz
aus über die Tammstraße nach der
Fleethörn und kam kurz vorm Rat
Haus langsam wieder zu sich selbst.
Und nun erinnerte er sich zunächst
an die Glockenschlägc vom Kirchturm
her. Gezahlt hatte er sie nicht, aber
daß es zwölf gewesen waren, das
hatte er im Gefühl gehabt. Also bei
Muttern war die Tracht Prügel so
wieso und auf jeden Fall fällig, da
mochte denn seinetwegen noch gleich
für eine halbe Stunde dabei kom
men. Bald zwei Uhr war es,' als der
reumütige Sünder beschämt einen
Augenblick, vor 'der Haustür stehen
blieb. Aber dann, nachdem Fritze
geduckt eingetreten war, bot sich ihm
das merkwürdigste Bild, das er je
zu ersinnen vermocht hätte. Mutter
schlug nicht und schimpfte nicht
einmal. Sie saß am Fenster, stier
te hinaus und rührte sich nicht. Und
das unter Mittag! Die Wäsche in
dem großen Topf dampfte und bro
delte, daß der Holzdeel nur fo
tanzte. Und Miene, die Kleinste,
lag auf ihrem Aäuchlein auf dem
Fußboden unto schlief, während vsn
den anderen beiden kleinen Schwe
stern nichts zu sehen war.
Mutter -," sagte er und
bebte am ganzen Leibe, als er der
Frau unter dem aufgestemmten Arm
hindurch den 5iVf gegen die Brust
steckte.
Mutter rührte sich nicht.
Aber als der Junge sich um sie
hing, schuchzten sie zu gleicher Zeit
laut auf. In Nußland
ligg he Tin Vadder, min Jung
Weiter nichts. Auch keine Klage
mehr. Und, daS Schluchzen hörte
gleich wieder auf. Wie zuvor stier
te die Frau durchs Fenster auf den
trübseligen Hof.
Fritze Willers dachte sich etwas
Wunderschönes bei diesem Helden
tod. Ohne der Sache weiter auf
den Grund zu gehen. Es ließ sich
ganz einfach und ungehindert bei
dem Gedanken daran die Brust groß
und weit werden, und langte sich
unbesehen, alle Steine, die ihm zu
Griff kamen, und baute und baute.
Erst seit das UBoot auf dem
Markt stand, hatte so ein . Helden
tod für ihn e:was wie eine greif
bare Form angenommen. ; Er dach
te sich etwa, wer den Heldentod fürs
Vaterland gestorben sei, der sei in
eine Art Soldatenhimmel gekommen,
in dem jeder Feldherr sei und ne
benbei über die schönsten Dinge ver
füge.
Nun war denn also auch Vater
den Heldentod gestorben. Anders
war es wohl nicht zu verstehen mi!
Mutter. In Nußland ligg he '
hatte Mutter cefagt.
Bajer war immer gut gewesen,
hatte keine sehr lose Hand gehabt
wenn sie in einzelnen Fällen auch
um so fester war einerlei, Fritze
gönnte Batern alles schönste und
Beste. Nur in diesem besonderen
Fall spürte er vorübergehend einen
leisen Neid. Zu Haus war es nicht
gar so schön jetzt. Die meiste freie
Zeit auf Miene passen, oder Kohlen
und Holz sammeln und suckzen. Und
Marmelade oder, ein bißchen Fett
war schon lanae nicht mehr auf der
einzigen dicken Brotschnitte zu fin
den. Auch iourde e schon kalt, und
in den qab es noch lange nichts,
wenn Mutter nicht gerade am So
scheu war.' Tas Herdfeuer ließ
Mutter immer gleich wieder ausge
hen, wenn die Kartoffeln gar wa
ren. Trotz alledenv Fritze wollte alles
wohl tragen, wenn er es nur auf
irgend eine Art erreichte, daß er hin-
ter so mancken unaens. die er
Kannte, nicht zuruckstchen " brauchte
und einen Nagel in daö Boot schla
gen dürfte. Oben die Treppe rauf
mitten auf dem Markt . und dann
aber feste! War daS nicht auch ein
Stück Heldentum?! Bis er einmal
mit würde in Feld können, gäbe?
unmöglich gar keinen richtigen Krieg
mehr. , ', , '
Fritze stand schon wieder an der
Züi, tvatf noch einen Blick auf
Mutter und Miene und drückte dann
fachte von außen inS Schloß.
Ihm war etwas eingefallen. Wenn
einer helfen konnte, warum denn
nicht der Herrgott selbst!.
.Fritze drückte sich. Sonntags hin
und wieder zioischen den Kirchgan
gern heimlich in die Kirche. Haupt
sächlich des . wunderschönen Orgel
Ipicis halber. Ader auch, weil er
sich eine Menge dabei denken konnte,
wenn er die Hände gefaltet mein
anderhielt und in der vielen Stille
immerfort nur die eine Stimme
hörte. Noch dazu eine Stimme, in
die Fritze den Kopf zu drücken ver
meinte, wie in ein seidenes Kissen.
Und kurz und gut, Fritze ging schnür
strackS nach der Jakobkirche.
Daß alle Türen verschlossen wa
ren, damit hatte der arme Kerl nicht
gerechnet.,
Er ging nun um die ganze Kirche
herum, um das verschwiegenste
Plätzchen ausfindig zu machen. Aber
als er sich an der Sudseite hinter
einer Gesträuchergruppe vor den Au
gen der Welt geborgen glaubte und
die Hände hohl gegen dre Mauer
preßte, wollte es doch zu der richt!
gen Andacht und den rechten Wor
ten nickt kommen.
Auch war der Herrgott vielleicht
gar nicht drin in der Kirche. Wenn
sie doch verschlossen war, hatte er
eigentlich nichts dort zu tun. Und
bis zum morgigen Sonntag war es
schließlich nur eine Nacht: die ging
denn auch wohl noch herum.
Aber die Aufregung ließ den
Jungen am Abend nicht einschlafen,
und so kroch er zu Mutter, die er
jetzt leise und für sich ins Kissen
wimmern hörte. Moraen slog ick 'n
Nogel in datt U-Boot sagte er.
als ob er sie damit trösten könne.
Aber die Frau weinte heftiger
und sagte böse: Swieg mi still
vunn datt U-Boot!" Ick mag dorr
nix vunn yor ni
Fritz kroch ober nur enger gegen
die Mutter und dachte, sie' würde
chon anderen Sinnes werden, wenn
er erst mit dem Papier kam, auf
dem eö schwarz auf weiß drauf stand, j
daß er, Fritze Willers, einen Nagel !
in dem Weboigen sein U-Boot ge
chlagen habe. - , . . '
' Und in der Tat Fritze hielt
das Papier nächsten Tages. Aber
nicht etwa nur einen eisernen Nagel
hat Fritze Willers eingeschlagen, wie
fünf seiner Klassenkameraden ei
nen silbernen, einen wirklichen und
richtigen silbernen rammte er in
Otto Weddigens U-Boot.
' Und das kam so;
Ter Herrgott war anwesend am
Sonntag in der Jakobikirche. Und
das kindliche und inbrünstige' Flhen
seines jüngsten Kirchgängers rührte
ihn sö sehr, daß der Allgütige schnell
seine Fäden spann.
Nicht der leiseste Zweifel hatte
mehr Raum in der kleinen Brust,
als Fritze, während es zum Aus
gang läutete, blindlings aus der
Kirche nach dem Marktplatz stürm
te. Aber dort angekommen, gab es
vorerst nicht einmal, eine Möglich
keit, durch die Menschenmauer über
Haupt hindurchzudringen.
' Aber . auch als sich die Reihen
langsam lichtete, kam kein Engel
vom Himmel herunter und . drückte
Fritze Willers die fehlenden acht
Groschen in die Hand (die zweie hat
er natürlich bei sich), und so trat
dem bis in jedkn Nerv 'erregten
Jungen allmählich kalier Schweiß
auf die Stirn. Und feine Augen
hingen mit einem Hunger an dem
Ziel seiner Sehnsucht, daß sich plötz
lich leicht eine Hand auf seine Schul
ter legte: Na. Du Dreikäsehoch.
Dir sieht man aber an, daß Du auch
mal einen Schlag tun möchtest! Fehlt
wohl die , Mark.' was?" -
Aber nicht ein Wort brachte, des
Herrgotts persönlicher Schützling vor
Aufregung heraus. Nur die Hand
öffnete er, die er bis dahin wie Ei
sen um die beiden Nickelinge ge
klammert gehalten hatte.
Ter behäbige und sehr wchlha
bend aussehende Herr hatte fein
helle Freude. . Er nahm Fritze Wil
lers an die Hand und schob sich mit
ihm durch die Menschen. Hier."
sagte er mit einem dröhnenden Baß,
laut lachend, zu einem Marinesolda
ten. hier komme ich mit einem künf
tigen Admiral, mal'n bißchen Front,
bitte! Der wird uns einst wie der
Weddigen zeigen, was 'ne Harke ist!
Md einen silbernen her! "
Alles, was umher stand, lachte,
aber so unglaublich, es klingen mag
auf einmal hatte Fritze Äigeis
alle Scheu verloren. Die große
Mütze weit in den Nacken geschoben,
stand er plötzlich oben und schrie so
laut hurrah. als er seinen Nagel
einschlug, daß die umstehenden Sol
datcn kraftig darin einstimmten und
über Alt und Jung eine neue Welle
der Legeisterunz strömte,
k I , . .! tt!. I
JIV") (III Innung t
Irr Hensikbkk Verband tust zum
Jen Ripse gegki! ritt Unkraut.
Für einen Feldzug, wie es der nach
stehende ist. mag der Winter bei obeu
flächlicher Betrachtung nicht als eine
geeignete Erossnungs Zeit erschci
nen; aber die Mitglieder der Bereine
von Heusieber Leidenden haben eben
nur im Wimcr den klaren Kopf und
die Energie, welche für einen solchen
Feldzug vonnöten sind. So sagen sie
wenigstens , selber, und sie müsse es
wissen. Im übrigen muß der Krieg,
um den es sich handelt, daö ganze
Jahr hindurch wetterdetneben, werden,
b,S der Feind nicht nur besiegt, fon
dern auch ausgerottet ist, und da
mit lvird es wohl nicht so schnell ge
hen! - ,
Ter Amerikanische Heuficber Ver
band ist, wie er verkündet, nach lan
gen Beobachtungen und Studien zu
dem Schlüsse gekommen, daß I Pro
zent der Heufieber Erkrankungen,
wenigstens in den Ber. Staaten, durch
zwei amerikanische Gattungen des Un
trautes verursacht wurden das in die
sem Lande meistens ragivced", mit
unter auch '.ragwort" genannt wird,
übrigens in, Hunderten von
Spielarten fast in der ganzen Welt
vorkommt und verschiedene deutsche
Namen wie .Ragwurz", Zlreuzblu
me" usw. führt. Daher ruft der Ber
band seine Mitglieder und das ganze
Gemeinwesen auf, dieses, leider sehr
üppig wachsende Kraut, das in der,
Stadt ebenso gut zu Hause ist, wie
auf dem Lande, bis zur Vernichtung
zu bekämpfen, mit der Sichel, mit
Feuer r und auf jede mögliche Art,
welche der Jahreszeit entspricht.
Dieser Feldzug soll mittels der
Zeitungen, durch Borträge - und
elbstverstandlich" auch durch Wan-
delbilder in alle Teile der Ber. Staa
ten getragen werden, und man rechnet
auf die patriotische Beteiligung auch
aller derjenigen, welche niemals an der
obigen ttranlheit gelitten haben und
bis jetzt vielleicht sogar sie nur in
halb tomischer Weise aufzufassen ge
neigt waren. Nun, das Heuficber hat
ja wahrscheinlich noch niemanden ge
tötet; aber es ist schrecklich, in welchem
Maße dieses Leiden feine Opfer für
kürzere oder langerr Zeit invalide
macht, besonders wenn sie nicht das
Geld haben, um einen großen Teil
jedes Jahres Reisen zu machen!
In . besagtem Unkraut will man
aber neuerdings den wichtigsten Ber-
uriacher der Kranklzeit, den Erzfeind,
entdeckt haben; und einige Kenner'
versteigen sich schon jetzt zu der Be
hauptung, daß, wenn, man vor zehn
Jahren diesen Feind als solchen er-
lannt , hätte, heute kein . Heufieber
mehr bei den Amerikanern vockommen
würde. Das würde jedoch, voraus,
setzen, daß -dieses Kraut, resp, sein
Blutenstaub, mittelbar oder unmittel
bar. an allen derartigen Ertrun
kpngs Fällen in diesem Lande schuld
wäre, und solches glauben nur sehr
wenige. "
Damit soll der Wert der Entdek
kung , nicht abgestritten werden; und
in der Halbmond - Stadt will man
bereits -eine sehr befriedigende Probe
auf 'das Exempel gemacht haben. Auf
Veranlassung des New Orleanser Vcr
bandes zur Verhinderung des Heu
sicbers beauftragte die Stadtoerwal
tung 20 Sträflinge, alles solche Kraut
in der Stadt niederzuschneiden; alle
leeren Baustellen wurden geklärt. Die
Folge war dies wird wenigstens
als Folge betrachtet daß das Heu
fieber im Sommer 1915 mehrere Wo
chen früher verschwand, als es jennilä
zuvor der Fall gewesen. Dies wurde
als große Erleichterung gefühlt; denn
die Zahl der regelmäßigen Heufieber
Opfer in dieser Stadt kommt allein
auf 5000. Und was sich hier tun
läßt, sollte jedenfalls auch fonslwo sich
mit dem gleichen Erfolg durchführen
lassen.
Daß man gerade darauf verfiel,
rngweed? für den Haupt Missetäter
zu halten, hängt mit der Wahrneh
mung zusammen, daß dieses Unkraut
einen außerordentlich feinen und sich
sehr weit verbreitenden Blütenstaud
hat, sodaß, wo immer es reichlich
wächst, die ganze Luft davon erfüllt
ist. Doch ist damit nicht gesagt, daß
nicht noch manche andere Pflanzen
eine derartige Wirkung auf Perso
nen, welche dafür veranlagt sind, 1
hervorrusen können. Nach der Mci
nung mancher Forscher kommt diese
Bcranlagung durch die Bildung von
Säuren im Körper, welche die
Schleimhäute reizbarer machen Et
liche empfehlen daher eine Diät, welche
die meisten stärkehaltigen Rahrungö!
mitte! ausschließt, und untersagen
auch alkoholische Getränke und Tabak.!
Doch nichts gewisses weiß man
Nicht".
Dr. 58. I. Lloyd, Mitglied
der Staats-Gesundheitsbehökde für
den Puget-Snnd, behauptete in einem
Bortraa., den er uvt den Mitgliedern
deS Notary Elub", einer Berbin
dunq von EeschäftLleuten in Tncoma,
Wash.. hielt, daß in den Gebäulich
leiten an der Wasserfront Tacomas
zwischen 30,000, und 40,000 weibliche
Ratten Hausen, welche durchschnittlich
jede von 23 bis 50 Junge im Jahre
zur Welt bringen. Wie viel männ
liche Gefährten diesen weiblichen Rat
ten zur Seite stehen, ließ der rattcn
kuiidige Herr leider ungesagt.
Unsere
Qrfin.ffmtifW-0:
o?iimiMiiwft
Schick An,; für LchulmSdchen.
1532.
G.snelfte Nowltti Eiiitiug in einet gru
nm Järbim gab da Material zu diesem
lil'ik, dnlsknd siie arLKkie Sibulmädche"
oder die jimgkN .sineß ml . jl-u
Bluse ist in Form einer Jacke mit krze'
Schößchen ffkgrbeitkt, eine Machart, die si
auch in anderem Material sehr gut uZ-
tiibren lakt. z. HL m Beldet. Eorduroi?.
Serge, Ponlln oi:r irgend einer andern
modernen Weoart. ?er Falteurock wies
von den jung:,i iöckfischchcn stets grrn ge
tragen und klcid.t die Jigurm
auch ganz cnlziiu,d. Das Schniitmufter
ist Ut 3 eZröfM. 12, 14 und 16 Jahren
erhältlich., Zur Hcrstcll!, gebraucht man
5Z Vards bei 38 Zoll reite.
VestellungSanweifung.
Diese Muster werden' an irgend
eine Adresse aeaen Einsendung be
Preises geschickt. Man gebe Nummer
und GroKe und die voll Adr,.,
deutlich geschrieben c:n und schicke den
Coupon nebst 10 Cent für.scde
bestellte Muster an da.
Omaha Trübine Patts rnDept
un $0nur et.
:!i
: t:
A'h r'l T$V0
II " ' tS
' f.
.
$Hmk
f.t tt ii 1 V v '- i T-
! U U ul ,
umm
tü:mmmm
n i i' itmuniv-.m u .
$
O
SX
o
J)
u, .
,w
ö "
K
c .
. V
Z fi
'S , , L
L .
t :
'
: x.
.
:
r
I
L
o
m
L
H aL
3
i 8
- I
r
;
S?
. 5
.5
. cc
et
2
tt :
s
8
ii .. i . . s.. en 4 i cl .
E
rste Dame: .Ich sage Dir. einen '
tstfirrer. HRont! ülä meinen Grirfi
tonnte ich nicht bekommen, er ist kein f
rmker, lein Spieler, er yai, uoer
Haupt gar keinen Fehler". i '
Aweite xamt: (t Arzt iagu y
ihm aber doch schon vor Jahren, er ;
habt einen Haschier." ,. . .. . ) '
Erste Dame: Wenn das wahr , f
st; muß er auch diesen ablegen." ', y
Glklchgiltlg. Frau (im L
U)üU)iius;; vut 1 ul' ucuct
t . ."i i. . . . . r. '.' ri n .. i. ; . o ... " s ,
wehr rast vorbei!" ' ' ' ' h(
Mann: .Mir gleich, meinen Durst 5?
kann man doch nicht löfchen."
Poesie in der Prosa. r
rau Aaron: Wie. Du willst nickt .
mit in! Theater. Äaron? Immer h .
kümmerst Die nur ums 'Geschäft!
nie um was cmoeresi
Aaron: Die Wien' fliegt nur von j '
lum' au Blum'. um öonia u iam-v
Bl
mein: die Blüt', die ihr nir zu IieA !
t - i r.. Im ! s
ein vrliuug, miiuiicri ic niji i
3 s üatift. T-r ttUt mninr . '
V - - - D " " f' " " . .-J- t i
läßt seinesEnkel wohl in streng folda ;
iirj: . ; t. 1 4 : t ,
a;cm v?Hiie cizittycu?
Unö ob! WaS der Jüngste ist. der
arf feine Milch nur aus der Feld-)i't
lasche kriegen! ' . t
VroneneriieKuna. 0
tt
m der. wenn 5 kr diese Wocke nock U
rl f,t hr ,n W Vf. i
LtUIl lL HU LIU. UU1 L -IUL Ull Jl .1 r I , '
Geburtstag in de? Nachbarvilla fiimti , '
liche Fenster einwerfen." . .
Grob.. Bewerber: J7.t Ü .
gen. Ihre, Tochter ist noch viel z'?
dumm. zum. Heiraten? DaS gln:;'"''
I denn doch nicht".
Biauwatei: .Gewiß, das könne ,
ie ia schon' daran erkennen, hi-.fr' fi
Sie heiraten will." ' .
I
i
i
i