Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 02, 1915, Image 6

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Mntn Womntt tnorgn; Jnstru!
iun, Lunzknfechten, GtuSrn'.ca
iiL-ttttßröeit dienstfrei. Tu doch auch,
J?Zi? Nun hört mal: Ter Wann
jce ein Epicge! Eusi. ich schickt euch
mein Auto. Tu bo'.st Fräulein
Witflin ftlbstvcrstänO.ich ist heute
Nkrmond. Spielvttdtrber Nicht
Kate, gnädiges Fräulein? a!ioj
" t-rn. im'jTfr:
sSUjl, 0U ROljl ijruuinil iüii.jUH unu,
wen es der siestrenge Herr Aräuti
oam n!üubt, Fräulein JiZe ad. Wir
treffen uns am Echwedljchen krnl
Ion. Sagen wir pünktlich zehn Uhr.
AbaemachtZ'
Niemand erhob Widerspruch. Nach
dem guten Souper ließ Schmettiu
St!t kommen. Sie wurden übermü
tig. Sellerhofen bot den Damen Zi
gareiten an. und sie rauchten um die
kunstvollsten Ringe. Am ausgelassen
ften wurde Dietrich Rothlirch. Als
Lotte, die neben ihm saß. ihm ein
Streichhölzchen anzündete und vor
seine Zigarette hielt, lachte er ihr
su,'ksgekviß in die Augen und drückte
einen flüchtigen Kuß auf ihre Hand.
Da wurde sie ganz böse und bat
Schmettau. als den .Gesetztesten" un.
t den anwesenden Herren, um sei
nen Schutz. Er bestrafte den stür
mischen Soldaten mit einer neuen
Flasche Kupferberg, die Dietrich, wie
er versicherte, ganz ungebessert 'kom
men ließ. Aber keine Lippen brann
ien noch auf ihrer, Hand, als sie
tan.i mit Ilse und ihrem Verlobten
z'till und versonnen heimfuhr.
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Auf ihrem Zimmer fand Susanne
Rothlirch einen rus auZ Acera vor,
lvohin Waldemar sich mit seiner
ganzen grauen Eibärmlich Zeit", wie
er der Schwester emmal schneo. ge
Züchtet hatte. An jedem Sonntags
detam Susi ein paar Zeilen. Ihr
Kern war die immer wiederkehrende
Frage: Wie Echt es Lotte Wölflin?
Diejer Gedanke war Susanne furcht
bar schmerzhaft. Da lag ein welkes
Blatt auf dem winterlichen Tiroler
Boden und wartete auf einen unge
fähren gütigen Südwind, der es dem
Norden zutrieb, zu . der blühenden
itfose, ihren belebenden Hauch zu spü
ren. 5rft bor ein paar Tagen hatte
Susanne dem Kranken die Nachricht
von Malchen Trautweins Ende ge
sandt. Sie wußte, wie schwer ihn
das treffen würde, denn Lotte verlor
damit ihre zweite Mutter. Walde
mar beilegt sich bitter, daß er erst
jc!i davon erfahre. Tann fuhr er
Zort:
Als wir den letzten Abend allem
nach Amalfi hinuntergingen, lag mir
etwas auf den Lippen, liebste Schwe
Z:er Susi. Ich wollte Dich an das
äußerste Plätzchen meiner Seele füh-
ren. Dich, die einzige, die mich viel
leicht versteht. Die Sonne verglühte
iibcr dem Meer. Mich fröstelte in der
herbstlichen Luft. Da fühlte ich mein
rn zu EiZ werden. ,Du ein
vorttitiz Kranker und vom hämischen
Schicksal Gezeichneter ioa wiüft
du noch vom Leben?" flüsterte es vom
duntlkn Strand derouf. Die Alu-
;v,tn auf deiner schmale Wiese sind
ioeiß Uä kalt, und die roen Rosen
.ien lanqe abgeblüht". Susi da
Znürtt sich mir die Kehle zu. Ich
crrlor den Atem und verlor die
.-.'.cke. Heute Du tl wissen
nur Tu! Wir keinem Blick, mit
Uh.zxi Wort sollst Tu. das weikrtte.
l. "Zk er?, tcenlcften feil ti wis
i.v, j.ie inüfco im ?!t,nrauni
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(-necdkrzen und km üein Ukikv.
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nifffn der letzlcn Tag?.
.Und wh zum Schluß: taufend
Grllhe et eile und einen cn Lotte
SiiöiUin."
Susanne hatte eine unruhige
flacht Am nächsten Morgen mochte
sie sih zu Lotte aus, die sie mit Zeuch
tenden Augen empfing.
Susi beZam zuerst einen Schreck,
aber sie börie bald, daß Lo:!es sröh
licheZ Wesen einen anderen Grund
hatte. Erich und Gerd Ladenbura
hatten einen lustigen Brief mit Kali
katurrn aus dem Leben der spanischen
Lergschönen geschickt
.Da muß man ja lachen und
die Wintersonne dazu und da "
Sie zeigte lächelnd nach den. k'ei
nen Schreidtisck. auf dem ein großer
Strauß dunkelrotrr Rosen stand.
.Von wem?"
.Ich weiß es nicht. Aber ich wer
de nächstens deinen Herrn Bruder
fageil."
Lotte sah nicht, daß Susanne sich
leicht verfärbte. Sie sprachen vom
gestrigen Eislauf, von Jlft und
Schmettau.
.Mir ist es gut bekommen', sagte
Lotte, "und ich freue mich auf mor
gen, auf die lange Bahn über den
Wannsee. Da können wir uns er
dentlich auskaufen".
18. Kapitel.
Der Zauber der verschneiten
Wannseelandschaft blieb auf Lotte
Wölflin unauslöschlich haften. Sie
stahl sich eines Tages, die Schütt
schuhe hinter dem Vtusf. mutterseelen
aLein hinaus mit der Stadtbahn, ließ
sich die Eisen anschnallen und steuerte
mit einer leichten Brise an der Seite
am SSwedifchen Pavillon vorbei.
hinüber' nach Schwanenwerder. Es
war an einem Frühnachmiüaz. Die
Luft war weich md würzig und von
eine? kristallinen Klarheit Rechts
liegen die weißen Grunewaldhugel
mit dem Kaiser Wilhelm Turm
auf. links in der Ferne sahen die
nersameiten Eladzwer Bergiupper.
herüber. Auf der grotzen msnacye.
aus der nur neuenwerze Wqn ?ui-
tete. verloren vä) mt vielen fcctim
sSudläufer in leicht verstreuten
Punkten. , Verschiedene Male wurde
das allein fahrende Mädchen von un
iernedmunaslustigen Jünglingen be
lästigt. und einmal mußte Lotte ti,
nen alten Herrn um seinen Schutz
bitten, der sie von der Taktlosigkeit
'gres Verfolaers mit einem lasort ve
steile. Sie hatte die frische Wald
sameeluft mit einern still beschaulichen
Glück eingesogen und wurde jetzt
piötzliö versiim.nt. Tut welchem Recht
traten ihr. hier fremde Herren in den
Wea. die sie nicht gerufen hatte und
deren Nahe ihr nur unermunfcht
war? Durfte denn ein Mädchen
draußen in der freien Eotieswelt
nicht einen Tag im Frieden allein
rin ?
Die Landschaft erschien ihr mit ei
nem Male arau und öde. Lotte ha
stete nach dem User zurück und' eilte
zum Lahnhof. Sie warf oben vom
Bahnsteig . noch einen Blick zurück.
Ter Wannseereii war für sie dahin,
Sie kpiie weinen fameti.r Wnt welch
unbeschreiblichem Wonnegefühl war
sie das lektemal mit Susanne und
Dietrich Rothkirch hier gewesen!
Ja. mit Dietrich Rsihkirch! An fei
ner Seite rar sie zum rsuen enug
des wunderbaren Seebildes erwacht;
an seiner Seit waren ihr die Au..en
für alle Herrlichleiten hin draußen
aus.?cgargen; mit feinem T!ick hatte
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c.W tbtn ioklLkgangk isnen. 0
bf stellen b,;i:e et nichts.'
"ortn ctae te, tiltf, c:n iinri,
und wenn c;e treuen, umnrn cie
heute auegebkn, Lina.'
W,hnd da Mädchen nevena mt
Speisezimmer deZte. versank Lotte
u, dem Sosa in ein ireüensernks
Träumen und hörte auch nicht, wie
Lina meldte: .Es ist gedeckt.'
Am nächsten Sonntag woLie Bern-
ward von iLchmciZau auf feine iöu'.er
reisen. Es mx die höck-stt Zeit, m
er das neue Nest zurechtmacht:. Pro.
ftssor Ladenburg hatte seine Mmm
mung gegeven. im ma jjvgh gu
Kalten. Am Tage vor der Abreise
wollte man sich noch einmal auf dem
EiZ im T era arten tret en. ie:naz
Rothkirch und Sellerhofen kamen erst
spät- sie konnten sich nicht eher vom
Dienst freimachen.
Es war a nicht recht, mein gnaa,.
ges Fräulein aber ich ließ meinen
Chauffeur mtt W uornner r
chwindigkeit durch den runewazo
ausen. Na wir kamen glualiaz vuraz.
und der Chauffeur dekani einen Da
ler
So viel sind wir Ihnen am doch
noch wert? Sie sind nobel. Herr
Leutnant. Dieser Taler ist in Zug
ins Große'.
Und nun spotten faxt noaz l War-
. l.. U.U.
ttl fett oas IWHyJlC JlUl lUHUtu
man eben nicht".
Hofsentltch werden wir das zu er ;
ragen wifien .
So bäkelten sre sich und lachten fl
bei .wie zwei glückliche Kinde:. Als
der Aufbruch in die Nähe kam, brem.
te Dietrich und stellte ich dicht vor
Lotte auf. Aus seinen dunklen Au.
gen blitzte der Lebermut -
.Zars . rcu mir eine cczaivcilr
Kommißfrage erlauben?"
.Was wird das wieder txns
.Haben Sie Courage, Fräulein
Lotte?"
Er nannte sie zum erstenmal der
ihrem Vornamen, bedenkenlos, wie
elbstver stündlich. Uno oa, zunge
Mädchen bemerkte das kaum.
5Zck denke, llebrigens. an
mein Hofmeister müssen das ja am
besten wissen. Warum fragen Sie?
Haben Sie einen Bösenbubensireich
vor? und vraucyen ie oazi, einen
Hehler, oder wie man das nennt?"
?lck meine richtige, vcrzyaste ou
rage. Für einen Bösenbubenstreich
b icd lanae mcht vosyan genug.
Das müßten Sie wieder am besten
wissen. Alfa za!"
S nickte und vit? sich lacycnv in
die Zungenspitze.
Ich bsbe Montag emen ganzen
dienstfreien Tag. Und der Wann
s wird sein Eis nicht mehr lange
traaen. - Wir mukten das noch cin
mal recht wahrnehmen, uno jegt
kommt die Courage. Fräulein Lotte
und ich Nieme, ganz allein.
Er faßte sie warm an beiden Han
den. Machen Sie mich auf einen kur
zen Nachmittag, glücklich." Er ließ
Lotte nicht zu Worte kommen.
erwarte Sie am Schwedischen Pavil
Ion an der Eisbahn. Sie kommen.
Fräulein Lotte, nicht wahr. Sie kom-
men! Sagen ie ja:
Lotte Wölflin sah auf ihre Hände.
Sie fühlte darin ein w eS Beden.
.Da kommt Sust ntit Sellerhs-
scnl'
Dietrich fuhr Lotte zur Seite, mit
snnen Augen m den ryre yaazen
bleibend. t
.Sie kommen?"
Im Weiterfshren nickte Lotte ihm
lncht zu und sagte mit:
.Ich komm.'
.Um ein Uhr?"
. 3ch komme."
(Fortsetzung folgt.)
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!.: ritt.igt ftnS dessui dksfsut"
);e Hahn tM (janzt Xvrf um und um
ge!ei;tt." '3o wie tr d,i vor mir
tartü, sah der l'iann ich einem !e
dlüischkn vleldwechsier !s etitein t
einten ähnlich.
.E tut mir leid. Monsieur,' cnU
mitüt ich ihm. ,wt: werden Ihr
Torf eben noch einmal umledikti
müssen. Sie haben die Güte, uns
oasei bebilslich zu sein."
Und schon war's utn fein bißchen
Haltung geschehen. Cr räsonnierte
und fuchtelte mit den Armen wie ein
Marktschreier. .Was geht mich Ihr
Requirieren an. mein Herr! Ich
kann Ihnen nicht meh: s.?gen, als
was ich weiß. Es gibt keine Pferde
mehr im Ich könnte es be
schwören. .J'en mettrais ma main
au feu!" Sie machen sich selber und
mir nur unnütze Last.'
Es half ihm nichts, die Razzia
begann, und er mußte den Führer
davei abgeben. !
Stumm und lndisstii, mit der
einen Hand beständig an feinem Bärt
chen pflückend und die andere tief in
der Hosentasche, trollte er neben mir
her.
' Mch Verlauf von ein ' bis zwei
Stunden hatte wsr nicht mehr a!
vier ziemlich klapprige Gaule ausze
trieben.
Der Torfhäuptling gab seine Ve
riedigunz darüber in einem nichts
nudigen Lachen zu erkennen.
Nun sehen Sie wohl ein, daß ich
recht hatte," Zagte er.
Im Gegenteil, es ist bewiesen, daß
Sie nicht ganz recht hatten," erwi
derie ich ihm. Sie müssen mit Jh
ren Eiden etwas vorsichtiger se'n."
Er zuckte pötti ch die Achseln. .Eh
bien ich stecke meine Nase nicht in
jeden Stall. Das ist nicht meines
Amtes! Ich darf mich wohl
empfehlen?" v
Ohne erst meine Zustimmung noch
abzuwarten, spazierte er in lässiger
Gespreiztheit davon, mir halb über
die Schulter noch ein niederträchtig
freundliches .Beaucoup de chame"
Viel Gluck zurückweisend.
Kanaille! dachte ich und ließ ihn
lausen,. denn genützt hatte seine An-
Wesenheit uns gar Nichts.
Gerade in diesem Augenblick sollte
die Gegenwart des Torshäuptlings
indes noch rn ganz unerwarteter
Weise von Bedeutung für unsere
Sache, werden.
Wir standen in der Torfahrt vor
einem Bauernhause,' und meine Leute
hatten tust in einem Holz chuppen
einen stattlichen, aber schlecht aenähr-
ten Schimmel aufgestöbert Wahrend
das Tier herausgebracht wurde, kam
eine Frau laut schluchzend vor die
Haustür gelaufen. Ein frisches, jun
ges Mädchen folgte ihr auf dem
Fuße. Das sprach tröstend auf die
Weinende ein. daß sie sich in das
Unvermeidliche fügen möchte. An
der sei es ja auch nicht besser er
gangen. Sie hätten ja ohnehin kaum
noch Futter für das brave Tier ge,
habt, und der Verlust würde ihnen
doch ersetzt werden.
Während der Schimmel mit den
andern Pferden zusammengekoppelt
wurde, riel der Maire mir im Abge
hen noch von der Straße her zu:
Die 5Uepper ziehen ja keinen leeren
Brotkarren!' Ohne mein Zutun er.
hielt er eine Antwort. Im ersten
Stock deö Hauks öffnete sich ein F?n.
sterflügel. und der Kopf und . die
Hemdärmel eines alten, augenschein
lich kränklichen Mannes erschiene
darin. "
.Qu'estce que vous dites, mon
sieur Benoit!" schrie der den Torf
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dft " i zu .:.'' er, i't 11 r Saturn ,i,i
inner,.
2. '.5 i,'i!,i war In da 3a! so vef
fle.lt u'e ein Bcaelükst. li laq
üiiüen in einer kieitten Tz!mu!?k
hinter xpiae Obstwusen und einem
jumpfigkn T'ckicht von Korbiveiccn,
Erlen und Pappeln. Das neue so !
!,de Backsteingebaud hatte zwei große
2cxt, eines an der Front, das an
dere an der Hofseite. Es schien vol.
lig verlassen, ousgestorben. Zit
Tore traten verriegelt, eile Fenster,
laden dicht geschienen. Nein Lau!
oder Zeichen, das auch nur das ge
ringste Leben hinter den Mauern der
raten hätte! Aicht einmal ein Huhn
oder eine Taube trieb sich auf dem
großen Hof herum, sondern nur eine
Rotte vergnügter Spatzen, deren Ge
zwitscher aber die Friedhofsstille nur
noch vertiefte.
Alles in allem dieser erste Ein
druck verzprach nicht viel.
.Aber es riecht nach frischem Mist."
sagte mein Unterossizicr und schnnp
perle wie ein Kenner.
Na ja es stank so wie es
auf Bauernhöfen eben bisweilen zu
stinken pflegt Ob das jedoch von
trifchem oder altem Mist herrührte,
vermochte ich nicht zu unterscheiden.
Mein Unterosfizier war da aber als
deftiger. Halse der Maßgebendere.
Die zehn oder zwölf Leute, die ich
mit mir genommen, machten mit den
eisernen Torringen einen höllischen
Krach und trommelten mit den Kol
ben eine .Reveille' auf die Fenflerlä
den, die einen Toten hätten aufwecken
müssen. ,
Alles umsonst! Nicht einmal ein
Hundeknurren war der Erfolg.
Ueber dem vorderen Tor befand
sich ein Fenster ohne Läden, mit ver
schmutzten Glasscheiben, das äugen
scheinlich zu einem Fruchtspeicher
oder Heustal! gehörte.
Drei Mann hierher;' befahl ich.
Jeder schießt zwei Kugeln durch die
Rauten da oben ins Dach hinein!"
Im nächsten Augenblick gab es ein
Geprassel von zersplitterten Glas
scheiden und Dachpfannen. Das war
endlich die rechte Musik: sie hatte ein
unmittelbares Echo. Wir hörten eine
schrille, scheltende Frauenstimme und
dazwischen den Brummbaß - eines
Mannes. Aber die Laute schienen
weit ' weit herzukommen und ver
stummten auch alsbald wieder.
Ich wartete etliche Minuten. Dann
ließ ich der verstockten Bauernbude
drei Salven hintereinander in die
rote Tonmütze pfesfern. Abermals
hagelten und prasselten die Scherben
und Splitter, und fast gleichzeitig
brach drinnen, jenseits des Tores,
ein Hagel von französischen Artig
keiten los. ,
.E'est une infam, une honte, un
crime! Friedlichen Menschen das
Haus überm Kopfe zusammenzuschie
ßen! Nur Räuber tun das, Ban
diten, Bösewichte'. Fi donc fi
donc!"
.Ocffnen Sie. Madame." rief ich;
es wird Ihnen nichts' geschehen."
.Alle; vous promener;' rief es
giftig zurück. Scheren Sie sich zum
Henker!"
Ter Baß von vorher sprach halb
unierdrückt auf das tobsüchtige Weid
ein. Indes der Eigentümer die
ser männlichen Stimme schien nicht
das stärkere Geschlecht ,n diesem
Hause zu vertreten.
.Halt's Maul, du Dummkopf;
kriech' in den Keller, wenn du Angst
haft.' schrie die Frau.
.Wen Sie binnen einer Minute
nicht öffnen, Madame, werde ich Tore
und Fenster sprengen lassen,' drohte
ich.
, Allous donc! Tx-cke;! Los.
los. beeilen Sie sich,' Zreisckie 51
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I ter ,' W: (utfN c.f Itkk VrT
üt iiii zu Tutilein! Vu i nd
j-lAti uu:üceu!fj t:a auf die Kn5
chen von den Preußen."
Es trat ein kleines, im Vergleich i
',u Äonsteur geradezu winziges Per.!.
,nchen mit einem Ipifcen e,,cht und
dünnen, schon stark ergmulen i'.raus. '
haaren, die ihr bis m die Augen
pattenen. Zug um ug vieHwe.
stcr ihres Bruces, des crthakpt
tings. Zwar fehlte das pigvar!'
Zen. aber ein beaquncwerter An,atz
dazu war tmmeroin voranren.
lhne von Madantes iieoenöiviirdi
gern Empiang besondere Aotiz zu Inzwischen walteten meine Leute
nehmen, sagte ich zu 'Monneur, duß ant;eirrt ihres Amtes, und schon nach
wtr Preucn ehrliche Leute ,elen uno wringen Minuten Zündete mir ein
nichts bcan,pruchten, wotur wir n.cyt ' Fudn,heul. das aus den Scheunen
aucn Bezahlung leisteten. Jede Quit. j 0n ber hinter. Hoswand kam. den
tung von uns sei so gut wie dareSrfolg. In einem großen Holzver.
GelS. 1 idilassc. der aiini hinter Beraen von
Monsieur erwiderte mir und
zwar jetzt in sehr unbeholfenem
rutsch , daß Madame leider
kranlnch und Ietct;t erregbar sei, und
bat um Entschuldigung wegen ii?ret
Listigkeit.' Auf metne grage. ob er
etwa Elsosser sei. erzählte er nur. Madame nahm inmitten ihrer bei.
daß seine Eltern in oer Äahe von ttn beharrlichen Stützen die Parade
Etraßburg gewohnt hatten. Ader!g Qk s.iate kein Wort, aber sie
auch ohnedies war ich fest davon itbk bot mzut am ganzen Leibe,
überzeugt, daß mindestens der Groß, nnh iijt &tM)t mt ßtün unb gtU,
vulcr ve lunijtii uuiuiuicuiHuiiut,
der nicht gerade pslstiz, aber so un
beschreiblich gutmütig in die Welt
blickte, noch Lehmann geheißen.
Madame stand, während ich mit
ihrem Gatten sprach, dicht neben uns
die Fäuste auf die Hüften ge
stemmt, keuchend, mit vertnissenen
Lippen und flackernden Augen. Eden
begann ich. Herrn Leman auseinan
derzusetzen, daß ich den dienstlichen
Befehl habe, alles. . was. noch an
Pferden im Dorfe sei, zu Kriegs
zwecken auszuheben, da fuhr mir daS
rabiate Weib auch schon wieder da
zwischen. ' ' ' 1
Ich sagte Ihnen doch, daß bei
uns nichts mehr zu holen ist. Pfer
de, Kühe, alles hat man uns genom
men. Wir sind ruiniert durch die
Preußen, und 'eS ist eine Brutalität,
uns zum Dank dafür .auch daS Haus
! noch zu demolieren."
Ich ließ dieie abermalige Ho ttiq-
keit wiederum ganz außer acht und
sagte zu Monsieur, indem ich ihm die
Hand auf die Schulter legte, daß ich
ihm sehr dankbar wäre, wenn er mir
die Ausübung meiner Pflicht nicht
unnud erschweren und mir gleich an
geben würde, wie viele Pferde noch
auf dem Gut seien.
Meine freundschaftlich eindring
liche Art stimmte Monsieur sichtlich
nachgiebig. Hätte ich mit ihm allein
zu tun gehabt, so würde sich der Pfer
dehandel in aller Gemütlichkeit abge
wickelt haben. Leider ließ Madame
ihren Gatten gar nicht mehr zu Worte
kommen.
.Bitte, bitte, bemühen Sie sich nur
in die Ställe, Sie können die
Tiere selber zählen,' schrie sie, rannte
fort, die Hoframpe entlang, und riß
mit Lberhasiien Händen zwei, drei, regen von Ohrfeigen. Von links
Türen hintereinander auf. .Voil Ind rechts knallten Frau Jeanettes
vous avez le choiz bitte, bedienen herbe Händchen dem guten Pankra
Sie sich; nehmen Sie, was Ihnen
gefällt; nehmen Sie alles!" .
Die Ställe waren natürlich leer,
was mich nicht weiter wunderte, da
ich ähnlich Erfahrungen schon ge
macht hatte. Ich trat an die Toröfs
nun, um meine Leute hereinzurufen.
Madame schnaubte heran und warf !
mir das Tor vor der Nafe zu. .Die
Bande soll nicht herein, die dl"dt
draußen.'
Nun wurde mir die Sache doch
zu bunt. .Maame" brüllte ich sie
an, .entweder Sie benehmen sich an
ständig und sprechen anständig, oder
ich lasse Sie einsperren." Dann off
nete ich den Torslugel und ließ olle
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Mitj-.t z'pk!:e. sp .tteük und
ft'uckte noch ein Wnlken, ifde
Ne saß keüüiigelos fest.
Meine Äuimeikstiikcil galt in die
sem Augenblick aber mehr ihrem 3.U
ihr. Es man iabrZbakt. wenn
at unsaßlich 'klingen, aber es
,f buckstablich wahr Herr PN
,Miius innn schien über das Schick,
sät seiner ehelichen Halste sast mehr
beZkicvigt als empört. Jedkns.ilis
tat orer sagte er nicht das geringste
,u m yt 0c) j ihrem Trost.
!imt) j,, sjenthateti war viel freier
unj, selbständiaec.
ggrden verboraen war. standen au
mehreren Kühen auch vier statt,
lid,t P. die nun eins nach dem
flnfen ' zunächst ans die Tenne und
, b;mn Bcn je md Soldaten zum Tor
inaüi .tym wurden.
vor Haß.
Monsieur war verhältnismäßig ge
faßt. Er klopfte den Pferden die
Schenkel und sagte wehmütig: .Die
braven Tiere! Ich habe sie sehr lieb.
Es ist sehr hart für mich sehr
hart!"
Herr Leman," sagte ich, .feien
Sie überzeugt, daß mir das Nehmen
nicht leichter wird, als Ihnen das
Geben. Bedenken Sie aber auch, wie
diele Tausende in dieser Zeit weii
mehr hergeben müssen Gesund
heit, Gut und Leben. Sie werden
sich nach dem Kriege wieder ebenso
kräftige Pferde anschaffen können,
denn ich verschreibe Ihnen den volle
Preis für jedes Tier."
Er rückte an feinem Käppchen und
nickte bieder vor sich hin.
Abseits an einer Futterkrippe erle
diglen wir dann die schriftlichen Zu
taten des Kriegsgeschäftes. Ich hän
digte Herrn Leman die Empfangsbe
scheinigung aus und gab den beiden'
.Häschern", in deren handfester Ob
Hut sich die Herrin des Hauses noch
besand, einen Fingerzeig.
Madame war wieder frei.
Sie rührte sich nicht vom Fleck.
Schlotternd und zähne'.nirschend stand
sie da, ein böses Bild hysterischer Zii
gellosigkeit
Ich bedankte mich bei Monsieur,
drückte ihm die Hand, machte Ma
dame eine knappe Verbeugung und
wollte eben zum Tore hinaus, als
wir im letzten Augenblick noch Zeugen
eines in ihrer Tragik wie in ihrer
Komik gleich mächtig erschütternden
Familienszene wurden.
Madame stieß wild wie ein Stößer
auf . ihren Eheherrn und traktierte
ihn wortlos mit einem wahren Platz
tiuS auf die bärtigen Lacken.
Und Monsieur hielt still wie ei
Blitzableiter.
' Ich aber fühlte mich troh de Krie
gs nicht berechtigt, in die intimere
eheliche Gemeinschaft von Monsieur
und Madame einzugreifen und ging
mit allem meinem Mitleid herz
haft lachend davon. Und wie ergrif
sen meine Kerls erst waren! .
j Vor der Mairie ließ ich sie mit den
Gäulen Front machen, damit der
Maire auch etwas von dem Pläsier,
chen abbekam. Es waren Prachttiere
von Pferden: und die hatte ich j,i
nun wirklich .,ts des Deibels Mar
stall' geholt. -