Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 28, 1915, Image 5

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.Sklbbuch" nur alZ kin salrizirifZ Ten
dfnzpamxhlet kingskitzt werden Unn; da
bei dkisahikn sie ofrf sz Iefdjlfettig, dah
. man ihncg vikle ihrer Liigkn nachmeiscn
kann? so i. B. wenn ein angf blicher dipio
matischer Bkiicht oni Dcuischland vom
30. Juli 1013 erzählt, mi Herr von Ri.
dfilcn-Wächler iittr die Orgcinisirung d'Z
Rachezugl g?gcn Frankreich sagt, wahrend
kv schon Im Dezember 1012 qcsiorben ist!
Aber auch da ensilische .Weißbuch" muß
mit Vorsicht gelesen werden; d?nn auch
hier lassen sich absichtliche, offenbar nach
kläglich bewirkte Akiiderungen der Daten
also zu deutsch Fälschungen nach
weisen, die Isen Zweck verfolgen, Deutsch
land zu belasten (siehe die Zurückdatirung
tinek fliil Pari erhaltenen Meldung um
zmer-age; oie unnimmigkeit der zum
Gluck genannten Wochentage hat den Be
trug aufgedeckt). Also, schon rein pofs
lich betrachtet d. h. in Bezug auf die
behauptete Thatsackie. richtig datirte.
authentische Dokumente vorzulegen er-
fordern dieie Beröfftntlichungen miß
irauischste Vorsicht.
Nun folgt aber eine zweite und noch
dringendere Warnung. Die alte Emvkh
Jung det eiim grano snliä hcdarf hier
einer gewaltigen Steigerung: um richtig
verdaut zu werden, erfordert icde Teve che
die Beigabe nicht eines Körnchen, viel
. mehr eines ganzen Salzfasses. Ich gehe
lo weit, zu behaupten, Niemand und
' sei n auch Fachdiplomat ist wirklich
sähig. die vorliegenden Dokumente Über
die unmittelbare Veranlassung des Rrie
geS wahchaft kritisch auf Einn und Werth
l zu prüfen, wenn er nicht vorher jene 6eU
den Reihen von Thatsachen gründlich stu
dirt hat, die ich hier als äußeren Kreis
und mittleren Kreis bezeichnet habe; wer
rhne diese Kenntnisse und die dazu gehö
rige besonnene Uebcrlegung die den ver
schieden Parlamenten vorgeleglen Ver
ssentlichuilgen in die Hand nimmt, wijh
7end, nun werde er Genaues erfahren,
gleicht einem Jäger, der feinen Fernstechcr
auf die Weile richtet, das breite Ende an's
Auge: alle wird klein, alles rückt dem
, Verständnis fern; wer dagegen den Blick
an tu glvyeiru, flcroicren, u verteil vn
liche Gesammterschcir,ungen aeiibt hat,
wird nicht so leicht zu verhexen sein in die
sem verteufelten diplomatischen. Irrgarten,
Um das deutlich zu mache, will ich ein
Äeispiel hersusgreifen; an diesem einen
C-tiick wird sich uns das ganze 'webe in
feiner lügenhaften Verstrickthcit offen ba
ren? nur muß ich allerdings den Leser um
genaueste, nie nachlasscnde" Aufmerksamkeit
bitten.
' Im englischen Vlaubuch findessich unter
Vlo. 101 ein vom 30. Juli datirtes lanacs
Telegramm Sir Edward Grey's an Sir
Edward Goschen, groszbr,tann,schen Bot
. t A. tl . I tfl . i .J!C!..
uiiici in sonnn, wo oer ivuroigk ijjci
setzer englischer politischer Traditionen,
nachdem er jedes Einverständnis Über die
eventuelle Neutralität Englands schroff
von sich gewiesen und hiermit sein Mög
lichstes gethan hat. Deutschland einzu
schüchtern, plötzlich aus einer Friedens
schalmei Töne herauslockt, wie sie seit or
kadischen Zeiten nicht süfzer gehört worden
sind. Dieser Drahtbricf vom 80. Juli ist
von sämmtlichen diplomatischen Schrift
siücken, die der Krieg veranlaßt hat, da!
einzige, dem eigene Bedeutung innewohnt:
a brutale Anfangsakkord, die bedrohliche
7or!sebung wie das dumpfe Knurren
einer Bulldogge dann der Uebergang zu
ernsten Ermahnungen, schmackhaft gemacht
durch die Bersickeriinq der Ausrichtigkeit
rind des guten Willens", daran anknüpfend
der soeben erwähnte arkadische Echluß,
dr die, Aufnahme Deutschlands in d?n
(Änadenklkis der Tripelallianz in Aussicht
stellt: ein. sickcr! Shakcsiare halte sich
dieses Stück, wenn er's In einer Chronik
funden hätte, nicht entgehen lassen und
es, in ewige Worte umgeprägt, irgend
' einem verschlagenen Kardinal in den Mund
'celegtl Hören wir nun diesen Schlußab
fntz., !Lch dies Ivill ich hinzufügen: gc
ii&al es, den Frieden Europas zu bewah
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sinnend itünsdl und im chwcihe s-ini
A'isichtj .ötk'itff, herzliche, stiedscriige
Beiichungen nicht nur zwischen Suciland
und Teuischland. simdern auch zwischen
Stiifjfarb und Deutschland. Frankreich und
Deutschland h,r,iist,lle,,t Man traut sei.
neu Ohren nicht! Schon seit Jahren heißt
eS In England: wir müssen Deutschland
erorotieln. wir niussen Teutschland zer
treten; schon seit Jahren verfolgt
die englische Regierung beider Parteien
die planmäßige Einkreisungspolilik, weift
scden Annäherungsversuch , Deutschlands
von sich, unterstützt offen die sranzosisckicn
Nevancheaelüste. will schon V.W Frank
reich in den Krieg hehen und felb-r einen
Krieg unternehmen; in keiner Depesche
wird man e,n Wort dls Tadels über die
schauderhafte Mordthat in Serajewo sin
den das ist ein ollerbezeichnendstes
Symptom! die Serben heißen sür die
Engländer nur deis wackere Volk", das
Heloenvö'klein" u. s. .; wir wissen aus
mäßigen, der Negieriing nahestehenden
Organen, daß große Stücke Deutschlands
Nußland, Frankreich und Lelgien zage
dacht sind, während die Franzosen nichts
weniger als die vollständige MMilgung
Deutschlands aus der Karte Europas be
zwecken. i.. Und nun dieser Brief Grey's!
Diese zwar derklausulirten, aber goldenen
Ausblicke! Deutschland solle wieder be
theiligt sein können' also aus der Jso
lirung entlassen werden; es solle hinfürder
gegen eine aggressive Politik selbst von sei
ten Frankreichs geschützt sein, und Oester
reichs Fürsten sollen binfürder nicht mehr
unter dem Segen russischer Gesandten er
mordet werden! Wie Grey das zu Stande
bringen will, weiß ,ch nicht Frankreich
aus die Revanche verzichten zu machen und
Nußland auf die Hegemonie auf dem Bal
Km? Das alles wäre doch nur dann" mög,
lich. wenn England die Politik Eduards
Vll. aufgäbe und sich resolut als wahrer
Freund Deutschlands und des Dreibundes
bekennen wollte; dann freilich wären alle
Fragen auf einmal gelost und heiterer,
fleißiger Friede herrschte in Europa
ober gerade das will England nicht. . . . .
Lauter Fragen! unlösbare Fragen! Und
immer wieder der Kehrreim: Wie rkmt
sich döö zusamma? Nun. die Antwort
will ich dem Leser nicht schuldig bleiben:
es reimt sich gar nicht zusammen. Wir
oie, mir Die vzaqi von einem unisaiicn
den Standpunkt aus Lberbkickcn wir
wissen von vornlercin7 daß diese Worte
keiner Wirklichkeit entsprechen können; es
läßt sich aber außerdem nuS den vorliegen
den diplomatischen Dokumenten der strenge
Beweis führen, daß dem so ist. Zwischen
zwei Hypothese steht die Wahl: entweder
ist der ganze FricdenLschalmeiPassus eine
nachträgliche Erfindung, eingeschvkn, umj
den Engländern und der ganzen Welt zu
imponiren, und Deutschland entsprechend
anzuschwärzen was el der geringen
Ueberlegungskraft der Menschen glänzend
gelungen ist; oder aber er stellt einen
macchiaveUistischkN Versuch tückischer, üii
gendiplomatie dar. Deutschland im letzten
Augenblick noch irrezuführen, ein kluges
Bauen auf die dem Schreiber innerlich
wohlbekaniite tiefe Mikdeiislicre und 'reine
Rechtlichkeit .des Kaisers und des Nächs-
kanzlcrs.
Ohne nun Sir Edward Grey's ukistcrb
lich? No. 101 aus den Augeif zu verlieren,
müssen wir ein bischen weiter ausgreifen;
so nur wird'S gelingen, unser schon halb
volles Salzfaß, bis an den Rand zu fül
Icn.
Man darf nie vergessen, daß die unmit
telbare Veranlassung ziim Kriege von
Nufsland ausgeht: dies ist der Lcbeuspuntt
der ganzen Frage. Was den Konflikt zwi
scheu Oesterreich und Serbien veranlaßt
hatte, weiß die ganze Welt; was Ocstcr
reich wollte und warum es dies wollen
mußte, liegt ebenso offen vor Augen; wir
wissen auch, daß, als Oesterreich zu den
Waffen greisen mußte, weil Serben sich
weigerte, seine Forderungen zu erfüllen
welche die sichere Bestrafung der Urheber
des Mordes bezweckten es sich feierlich
allen ötroßmächten aegerniber verpflichtete,
keinerlei Gebietserweiterung auf Serbiens
Kosten zu erstreben, auch keine Besetzung
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Faust handelnd, sondern idealistische Jiing
linge. bttxüdt aemkicht durch das tolle fte
scbivätz der Großserien'', Sendlinge einer
Verschwörung, welche altive serbische Ossi
ziere und okiive serbisck'e Staatsbeamte
umfaßt, daß die B5mben aus einem serbi
A,(n Militärarsenal stammen, daß ein
, aot den Betreffenden Shießunterrickit
ertheilte und höhere Grenzbeamte sie rkber
die serbische Grenze nach Bosnien linein
schmuggelten man hätte glauben sollen,
es würde durch ganz Europa eine Welle
der Empörung ob dieser unerhörten
Schandthat hinrollen. Daß dies nicht ge
schah, ist höchst bemerkenswerth und ist
noch zu wenig bemerkt worden. Die fast
stumme Hinnahme des Ungeheuerlichen ist
das Werk der Presse: d'r Vresse Englands.
Frankreichs, Rußlands. Italiens; die
Presse, die sonst solche Geschehnisse auZzu
beuten pflegt, hat gleich nach der ersten
Erregung zu dampfen begonnen, und in
kürzester Zeit war von der Mzrdthat in
Serajewo keine Rcd.e mehr. Es ist nicht
anders möglich: das muß auf Befehl und
Zurück von oben geschehen fein, unterdessen
betrieben die österreichischen Gerichtsbehör
den ihre Untersuchung; immer deutlicher
fiellte es sich daber heraus, datz nicht die
That einzelner Individuen vorläge, son
dern ein weitverzweigtes serbisches Kom
plott, dessen Verästelungen bis in die un
mittelbare Umgebung des serbischen Kron
Prinzen führten. Eine einzige unter den
einwandfrei und inzwischen gerichtlich
festgestellten Thatsachen spricht ern sich
schon Bande: ein ehrlicher Mann ,n Beb
grad hatte von dem grauenhaften Vor
haben Wind befammen; er eilt zur öfter
rüchischen Legation, 'um zu warnen; es
war am Tag vor der Mordthat, sie konnte
noch abgewendet werden; doch d,e Ver
schwörer hatten überall Augen und tor
fügten über die Behörden: auf" den Stu
fen, die zur Legation hinaufführen, wurde
der Betreffende unter irgend einem ich
tigen Borwande arretirt und 48 Stunden
in Verwahrung gehalten; dann wieder
losgelassen zu spät! Nicht minder be
zeichnend ist, daß die gräßliche Mordthat
in ganz Serbien mit Jubel aufgenommen
wurde; daS osterreichifch-ungarische Uiotfy
buch bringt die Berichte aus Belgrad. Ue
küb und Nisch; nicht Cckzam empfanden die
Serben, nicht verdammten sie die That als
Wahnsinn und Verbrechen einzelner Ver,
irrter, sondern die ganze Nation feierte
den feigen Mord als eine patriotische That.
Alles daS sind Thatsachen, die man ntf,t
darum, vergessen sollte, weil der Krieg sie
inzwischen in den Hintergrund gerückt hat.
Daraufhin hat nunOesterreich perempto
rische Forderungen gestellt. Neben solchen,
welche d,e gegen Oesterreich gerichtete daü
ernde Agitation betreffen, Unterdrückung
von Vereinen u. s. w,, gab es namentlich
eine, die der Leser beachten inuk: ester
reich forderte, daß bei dein sofort in Bel
grad anzustellenden gerichtlichen Verfahren
von ihm zu delegirende" Beamte (also
österreichische) an der Untersuchung theil
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nahmen. Oesterreich hat nicht wie von
Serbien und Rußland behauptet wurde
das Verlangen gestellt, an dem Gerichts
verfahren bcthciligt zu fein was offen
bar die Souveränität des Landes aufge
hoben hätte vielmehr nur (wie eg selbst
erläutert) an den polizeilichen Vorcrhe
bungen mitzuwirken, welckze daS Material
für die Unterfuchung herbeizuschaffen und
sicherzustellen haben". Was .Oesterreich
hiermit verlangte, war genau das gleiche,
was Rußland in Paris als eigenes ,,Si
cberheitsbureau" besitzt, also gewiß keine
libertriclene Forderung ssiche Telegramm
Berchtolds an SzaMY vom 27. Juli).
Man darf nicht übersehen, daß in einem
Land wie Serbien die Rechtspflege auf
primitivster Stufe steht und die Behörde
sich jede Willkür ungestraft erlaubt. Stellte
Oesterreich diese Forderung nicht, so war
mit Gewißheit vorauszusehen,' daß bei der
ganzen Untersuchung rein gar nichts her
auötommcn würde fwaZ bei früheren, wc
Niger qew,ch:,aen allc stets der Fall ge
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f'r.bfrt um sg nifhf auf. ctl g't ibt C H
Mr',u vi'n v-mn an .',d trn rar fit üet
teuf b'r's'!'Hb-n 3.1- flnert ioirfitJ;fn
Wunsch nach FtieWn, tii't Hrsinnnq av
niisi: liincjU'si, ,e joijt autUUerf ai
(!(,'.;-fjjn! z ten ftfiinftn, die vom erst
? i ie an in die lkrirssllcmpete Hafen n
stets jeden Gchriil von idi weisen, fifwciut
Entspannung kkkw fen lassen körnt!?
ailch im Gegensatz zu dem undHfriifitiaen
schwankenden Verhalten dr Engländer, die
zuerst selber gern abseits q,-blieln wären,
al,er alles thun, damit sich die anderen tn
die Haare gerathen. C sasonow mögen
seme Grunde gewesen sein, welche sie wob
len, ich kenne sie nicht hätte ousrichiig
gern den Krieg vermieden; den Eindruck
gewinnt man aus dem aesammten Tepe
schenwechsel; bis zum letzten Augenblick
eigentlich noch darüber hinaus ver
sucht er, sich mit Oesterreich zu versiändi
gen; wollte dieses nur die eine Forderung
ausgeben denn darauf bezicht sich offen
bar daS immer wiederkehrende Wort von
der ,!!?nits el'un rv iriK'rriiflnt'
der Würde eines unabhängigen Staates
so fände er sich zu jedem Entgegenkom
men bereit. ' Ist das nicht sehr ausfallend
sehnlicher Wunsch nach Frieden, und doch
lieber Weltkrieg, als daß Oestcrreicher an
den Vorerhebungen" über den Mord, in
Serajewo betheiligt seien? Ich meine, die
Erklärung lieat nabe bei der and: batten
österreichische Beamte an jenen Vorerhe
bunam teilgenommen, so hatte sich her.
ausgestellt, daß an allen den jahrelangen
Umtrieben gegen Oesterreich Ungarn
einschließlich des Mordes Rußland r
theiligt war. theils das offizielle, theils
daS unoffizielle, das hoch nd immer hö
her bis an des Thrones Stufen heran
rücht. Das ist meine feste Ueberzeugung!
Tiefe dummen Blau und Roth und
Orange und Weiß Bücher, welche die
Wahrheit zu Grabe tragen wollen, können
auch zu ihrer Enthüllung dienen: ii n'est
nnpstinn flufl d'avoir bonne vue.
Wäre Oesterreichs Forderung erfüllt wor
den, wir hätten einmal das heilige Ruß
land" am Werke erblickt; das durfte um
keinen Preis geschehen. Ssasonow der
leidenschaftliche, unvorsichtige und insofern
sympathische Mann - hat sich übrigens
noch einmal arg verrathen; denn in feinem
zusammenfassenden Cominnriisiucs" vom
2. August erhebt er gegen Oesterreich die
unwahre Anschuldigung, es habe das
ganze serbische Volk angeklagt, das Ver
brechen von Serajewo begangen zu habe'n",
und dies habe .Serbien die Sympathien
ganz Europas zugezogen"; daS heißt doch
die Dinge auf den Kops stellen! Oestev
reich hat in Wahrheit genau daS Gegenl
theil gethan: es hat nicht ein ganzes Volk
angeklagt, vielmehr die Auffindung der
schuldigen Einzelnen verlangt, und gerade
dieS hat Rußland nicht zulassen wollen;
weswegen wir voraus egen müssen, es bat
ten sich bestimmte Persönlichkeiten, und
zwar namentlich bestimmte russische Per
sönlichkeiten, als die treibenden, hetzenden,
zahlenden, Verbrechen ersinnenden, Mörder
dingenden erwiesen. Das wußte Ssaso
now: daher die Erregung, daher die Matz
losigkeit, daher das leidenschaftliche Ein
areifen, um diesen einen Punkt der For
derungen auszulöschen, bei erstaunlicher
Nachgiebigkeit in allen anderen Beziehun
gen erstaunlich nämlich, wenn es sich
wirklich tun den Ehrenpunkt gehandelt
hätte. Nicht Rußlands Ehre war gefähr
bet, vielmehr drohte die Aufdeckung der
Ehrlosigkeit des offiziellen Rußlands. .
Gleichviel nun, ob man meine Erkla
rung für das widerspruchsvolle Verhalten
des russischen Ministers annimmt oder
nicht, das eine geht unwidersprechlich aus
den Dokumenten hervor: Rußland ist es.
das, durch sein leidenschaftliches Dazwi
schentreten den Krieg heranführt; ohne
Rußlands Verhalten gab es keinen Krieg.
Nun behauptet zwar Ssasonow aber
erst in dem nachtraglich gedrechselten
EommunicsiiS Oesterreich habe über.
Haupt das Game nur als Vorwand be
nutzt, um die Hegemonie in den Balkan
ländern zn erstreben". Als Leitartikel für
den Friihstllckstisch mag so etwas wirken,
e vcrlrligt aber nicht einen Augenblick des
Nachsinnens. Besäße Oesterreich jenen
Ehrgeiz, so dürste es nicht nach Grenz
erweiteruna. vielmehr einzig nach innerer
Kräftigung und Konsolidirung streben;
weder Ungarn noch Oesterreich kann wiin
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Vlaukmikz. No. 17). ?i Cctt also von
Frankreich und England, und d't .si!,r
tvM befchTOfn. 'Ii'iil tlwt'n Iiiin Enz
Iflt'B und Fk.inkk,ich Cleneiii d's Wean
ivil bessert, was allein den Frieden folt,
stiern können. Frankreich NHieatii k
treibt vom ersten Augenblick a vsf,n zum
Kriege. Am Entstehungsherd des KrieaZ
gedankenS. in Petersburg, findet bezeich
nendkkweise die allererste Konferenz zwi
sihen dem russisiben Minister mit den Bot
schcisiern Enalands und Frankreichs am
2t. Juli, nicht im russischen Ministerium
sondern in der französischen Botscha
statt! Der Franzose, der lediglich als
Brandstifter nach Petersburg geschickt wor
den war. geht gleich in's Zeug, und plii
dirt wiederholt sür eine entschiedene Hab
tung Ru Alands , reizt also den schon b
erregten Ssasonow noch weiter auf, an
statt ihn zu beruhigen und ihm die Sache
in ibrcm rechten Licht zu zeigen. Auch in
der Folge zeigt Frankreich iminer nur hef
tige, drängende Krieqsgier, so daß Ruß.
land und England ihm gegenüber einen
immerhin ernsteren, verantwortungsvolle
ren Eindruck machen. Deutschlands ehr
liche Bitte in Paris, sich zu einer gemein
samen Friedensaktion in Petersburg zu
vereinigen, wird als Versuch, Frankreich
zu kompromittiren , entrüstet abgelehnt
Frankreich lehnt überhaupt von vornherein
tonte solMaritö avec PAllemacne" ab
(Gelbbuch, No. 62). Besonders lehrreich
und zugleich beschämend für England ist
es, zu verfolgen, wie Frankreich England
schiebt und stoßt und zwingt, bis es sich
entschlossen kriegsbereit zeigt; denn Ena
land, obwohl der Ssche nach mit Frank
reich einig, verfahrt in der Form weit vor
sichtiger und weniger aufrichtig. Zwar
teilt der englische Botschafter Buchanan
ofork einen Druck auf Deutschland und
Oesterreich Ungarn in Aussicht", anstatt
durch leisen freundschaftlichen Druck au
Rußland die Gefahr mit einem Male zu
bescbworen; doch ist England Anfangs
ängstlich und schwankend: mit köstlicher
Naivität macht am 24. der Botschafter
Buchanan aufmerksam, ein Krieg lediglich
zu Gunsten der serbischen Morder werde
in England nicht populär sein , was ihm
Grey bestätigt, und am 25. Warnt er
dringend, die Mobilisirung Rußland!
werde die Mobilisirung Deutschlands noth
wendig nach sich ziehen. Doch Rußland
und Frankreich lassen England gar nicht
zu Athem kommen; es genügt, sagt Sfa
onow, daß England fest zu Frankreich
und Rußland stehe, so werde es keinen
Krieg geben" (Vlaubuch, No. 17); und
der französische Botschafter in London
greift zum eindringlichsten Argument und
zieht die Militärkonvention vom November
1012 aus der Tasche: England ist ja ge
bunden. (Auch hier -hat Sir Edward
Grey früher und jetzt wieder zur Luge
gegriffen, indem er wiederholt im Parla-
ment versicherte, es gebe keinen Bündnis
vertrag zwischen England und Frankreich
Einen Vertrag" im englischen und deut-
schen Sinne des Wortes gab es streng ge
prochen allerdings nicht; in Frankreich
sind ober Vertrage überhaupt nicht üblich
und die wichtigsten Geschäfte werden durch
Austausch zweier gleichlautender Briefe
abgcschlosse: diese Form besitzt juristisch
et. rr,. n..i..rjc. t . i
omoenoe ran: ein loirncr numawat qai
nun zwischen, England und Frankreich
iattqefirnden. Man findet den malisch,:
Brief vom 22. November 1012 und den
ranzösischen Geoenbrief vom 22. Nodem
ber 1912 be! Helmolt S. 7,1 fg. 'Mit
Recht be'nerkt der diplomatische Agent, der
diese Schriftstücke bald darauf der deut
chen Regierung im Geheimen mittheilen
konnte: England habe sich hierdurch .ret
tungslos dem französischen Redanchegedan
ken verschrieben".) Und, Notabene, wenn
auch England zu zögern scheint, es hat
doch feine ganze ungeheuere Flotte rnobi
lisirt daliegen und das für den 24. Jul,
befohlen gewesene Abmobilisiren heimlich
durch Gegenbefehl aufgehoben; insofern ist
England von ollen Mäebten die zuerst
kriegsgerüsteke. Wie England sich trotz
aller Ausflüchte und tugendhaften Zöae
nuigen in Wirklichkeit während dies.'r,
Tage benommen hat, zeigt Ssasonow's
Dank, der noch vor Abbruch der Berband
lungen mit Oesterreich Grey versichert:
.Zar, Regierung und Volk werden niemals
die feste Haltung Großbritanniens vergcs
sen" fest, heißt da, gegen Deutschland
und gegen dessen ununtcrbrockiene Jrie
deiisl'cstrkbttngcn! Deutsciand allein
denn von Oesterreich kann leider in diesem i
sie ?'b','!'
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nach kter,b,,?q weitekiaki. ?k'rt qinz
Rußkand an die llaemelnk Motikistrung
lld so tat denri gerade England vtrr
ti auch im erft'n AmrnMisl bor br f lno
den Veranlkissurz des Krieges ein wenig
zuruckukben skuen im kritischen Mo
mente die Entscheidunei 'geben; sein Ein
greifen ist eS, d".s die Wage im Sinne des
Krieges zum Sinken brachte! Wir b.il'cn
also folgenden Vorgang vor Augen: Ruß
land, wild vor Angst, die Scheußlichkeit-'
seiner panslawistischcn Politik vor aller
Welt aufgedeckt zu sehen, will um jeden
Preis Oesterreich von der Vetbeiligung on
den Gerickitsuntersuchungen abhalten, ras
seit dazu mit dem Säbel, ohne eigentlich
den Krieg recht z wollen; Frankreich will
den Krieg um jeden Preis und setzt vom
ersten Augenblick an alles in Bewegung,
um Rußland und England in Lagen zu
bringen, aus denen es kein Zurück giebt
England ist Frankreich gegenüber zum
Krieg gegen Deutschland vertragsgemäß
verpflichtet, findet es gunstig, Rußland
nach Wunsch in Gluth zu sehen, ungünstig
aber, daß als Vorwand des Krieges die
Vertheidigung von Königsmördern dienen
soll das rst thm etwas zu russisch
darum zögert England; doch Cambon, der
schlaue Botschafter in London, weiß die
Englander an der Nase zu fuhren, und
schließlich ist es England, das am 29
Juli den Ausschlag giebt. Wer hieran
noch zweifeln ,sollte, braucht nur ernen
Blick aus das Ilas ische Zeugnis des belgi
schen Vertreters in Petersburg zu werfen
des Monsieur de rEscaille. dessen Brief
vom 30. Juli an den belgischen Minister
durch den bekannten Zufall der deutschen
Regierung m die Hände fiel. Am Anfang
feines Berichtes betont dieser neutrale und
jedenfalls nicht deutsch gesinnte Zeuge.
Deutschland allein habe alles Mögliche
gethan, um einen Knea abzuwehren, es sei
ihm aber nicht gelungen, den Eigensinn
Oesterreichs und das Mißtrauen Rußlands
zu überwinden. Dann theilt er' mit, die
allgemeine Mobilisirung finde in Rußland
heimlich statt (öffentlich dekretirt wurde sie
erst am 31. Juli), und schließlich sagt er,
was die Lage entschieden habe, sei die Ge
wißheit, daß England am Kriege aus
Seiten Frankreichs theilnehmen werde; es
müssen also spätestens seit dem 29. Juli
bindende Zulagen tn Petersburg vorgkl
legen haben. Dieser Beistand," heißt eS,
wiegt ungeheuer viel und hat nicht wenig
dazu beigetragen, 'der Kriegspartei die
Oberhand zu verschaffen.
Nun endlich bin ich, wo ich sein wollte,
und hoffe nur, der Leser hat nicht unter
Wegs die Geduld verloren. Der Anfangs
genannte und in seiner Schlußstclle über
setzte merkwürdige Drahtbrief Sir Edward
Grey's an Sir Edward Goschen zur Mü
theilung an den deutschen Reichskanzler
mit all den süßen Verheißungen für
Deutschland dntirt vom selben Tage wie
der Bericht des Herrn de l'Escaille aus
Petersburg! Alles war schon zwischen den
drei Friedensbrcchern abgemacht, abgciar
tet, alles schon in Bewegung. In Ruß
land hotte die allgemeine Mobilisirung at
gen Oesterreich und gegen Deutschland bY
gönnen; Frankreich hatte schon vor mehre
ren Tagen ganze Züge Militär nach Bes
gien hineingeschickt (was jetzt aus vielfachen
Zeugnissen gerichtlich feststeht), und am
elben 3. wird das 4o. Jnsanlerie-Regi
ment in Lastkraftwagen nach Namur ge
bracht, was doch alles Grey fraglos be
kannt war, aber ihn nicht verhinderte, noch
am 1. August über die Neutralität Bel
giens" mit Deutschland zu 'verhandeln !)
Und nun bitte ich den Leser, sich den be
treffenden Brief Grey's noch einmal genau
anzusehen und sich zu fragen, was diese
Worte bedeuten können. .Wie rämt sich
dös zusamm?" Gleich beim erstmaligen
Lesen fragten wir uns das und schien eS
ns aus unserer Kenntnis der allere
meinen Lage wie ein frevelhaftes Spie
len mit Unmöglichkeiten; jetzt ber, wo
wir, zwar nur in Umrissen, doch genau
und. ich hoffe, lichtlräftig die nähere Be
fcbassenheit und Entwicklung bei inneren
Kreises" der zu diesem Kriege führenden
Ursachen kennen gelernt haben, jetzt können
wir nichts anderes sagen alö: daS Ganze
ist Mystifikation; im besten Falle ist eS,
was der Franzose parier ponr la ra-
, !"?!, ',. 'l,
) 3!a6 dem Blabu N. 123 hat Sir .
flirrt) fi ttcimemcrt, Sngwnd eigene Neutral!
liil milci ircnt welch? P?dmgunge ,u ver
flTi'tfirrt: ftlliU wenn DcIsckI,ml I, Mischen ?
hfit nickl betrat, wollie, iingiand em liege
lheilnetMent
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f tfi ;t i'n :if.-rti t-'t
'".'! att ' j; ). r ' I
.,' I. b I :-f b i';f i- j " 1.
( i 1 b---f , f i 7i ' ! b-' I
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aüfiM " 9 i!'-'- e; I ' b'f
tfft'W tf.f i j f ' f; f."'t: f. t .'
fiitb Htif'f f '!"'if, f',-;,' ,,
nnHn'.'R, f. fit ;t l'-nli 3'!". i't f
.l'i bi, ftif 'li.i-'ii; b'f 5'k'!i
bei (i!!.!'rii;nf!t, b,i ," p t! ,-i i!i'!t
f.ii mit Z,'ZtiN!',',?nd!,it'it fi f;fr'
siiJ-knbe llrf bt Mit; fltei. i;t
NeI,K'M b'f ii,i!i!'fl z fc'tn P-tUj fi'a"!
Deutschland pf l-üft ntd. un b t in
nff fiteil bet letzte, fi.ft Ür" -f'-rbfrt,
leicht zu futft fenben z;t filH'rb'rt
VvfZ'inqt, iwfcht bis Kkieatterkläfnni'n
'zzefkisichfienz fattm Itz'i'd eür-s altt'""
marf.t Wefftt einmal ansm'f'fam ist
so schwel gut in's Ul;iii zu fasten, wie d,iS.
was unmittelbar vor Aügen liegt; b".ß ti
doch gelingen möge, war der Z:vck diHr
Anleitung.
Während nun mancher unter unk Ivei
ler suckien und fondiren wird, kann die
Vorliegende Untersuchung sür manchen an
dern schon genügen; denn wir taK'n mit
nie zu widerlegender Bestimmtheit erkannt,
wer diesen Krieg herausleschworen hat und
wer dagegen olles versuebt hat, um ihn
abzuwehren. Wir sind nicht kvk Allg'e
meiiiheiten geblieben, sondern haben Ge
naues und genau CharakterisirteS ersah
ren. Wer das Vorgebrachte aufmerksam
in sich aufgenommen hat, siebt schon heute
jenem Optimum" an Wahrheit nahe, von
dem zu Beginn des WortragS die Rede
war; und wir wollen weder Pascal's
Warnung: Zu viel Wahrheit lähmt den
Verstand", noch Goethe's Mahnung: Was
fruchtbar ist, allein ist wahr" vergessen.
Fragt man mich um ein Urtheil über die
drei Mächte, die den Krieg verschuldet ha
den, so antworte ich: Frankreich war die
brutalste, aufrichtigste, es hat nie Versteck
gespielt, eS brannte auf Krieg, und seine
Minister und Diplomaten waren von einer
Unbildung und Rohheit, daß es geradezu
grotesk wirkt, zugleich von einer so vollen
beten Kloumäßigcn Schlauheit, daß
man später dielleicht wird darüber lachen
können; Rußland ist und bleibt unfaßbar,
man hat nie das Gefühl, daß die leitenden
Persönlichkeiten wirklich leiten, immer
greift auS dem Hintergründe ein Geheim
nisvolles bestimmend ein, es herrschen eben
die ElementarMste der blinden Natur
über zeden sich regenden sittlichen Men
schenwillen und reißen auch die von besten
Absichten Beseelten mit sich; England hat
feiner lasterhaft schlechten Politik alles
Beste einer von Natur edelgeartcten Nation
geopfert, dieser Politik Ziel ist ein n,icdri
gercs als bei Rußland und Frankreich der
Fall, denn Deutschlands Untergang will
eS nur, weil es die unvergleichliche Tuch )
tigkeit Deutschlands erkennt: Handelsncjd,
Geldncid. Waffenneid. Wissenschastsneid,
Geistesneid, Bruderneid. In einem alten
englischen Abc-Buch las man: ,A steht
für Abel. Abel war ein besserer Mann
als sein Bruder Cain; darum erschlug
Cain den Abel." DieseS darum" machte
mir schon als zweijährigem Buben Kopf
zerbrechen; ich werde wohl in's Grab sin
ken, ohne diese Logik verstanden zu haben;
aus viele Engländer scheint sie überzeugend
ü wirken.
Gott gebe demjenigen den Sieg, der ein
zig den Frieden gewollt hat. Gott be
statige es, daß wer den Frieden am vesten
will, den Krieg am besten kann!
Bayreuth, 31. Januar 1915.
Teutsch englische Ehe Berständi
guitg. Das St. aller Tngolilatt"
erzählt ach der Daily News and Leader"
vom 26. Februar folgende merkwürdige
Geschichte: Vier Kriegsgefangene deutscher
Abkunft hatten Bewilligung erhalten, sich
mit Engländerinnen, worunter drei Lon
donerinnen, zu verhcirathen. Am 2. Fe
bruar fand die Trauung vor dem Civil
Standesamt des Londoner Souihend statt.
Die Bräutigame langten unter bewass
neter Begleitung dort an, erwartet von
den Bräuten, die von ihren Angehörigen
und Freunden begleitet waren. Soldaten
und Bekannte fungirten als Zeugen. Nach
vollzogener Trauung begaben sich die neu
vermählten Paare mit der Hochzeitsgescll
chat; ,n ein nahes Restaurant, wo ein
röhliches Mahl sie bis Nachmittags drei
Uhr zusammenhielt. Dann dursten die
Gatten ihre Angetrauten nach dem Bahn
Hose begleiten, von wo die'jungcn Frauen
in di- innere Stadt zurückkehrten, während
die vier Ehemänner .von ihrer Beivachung
wieder in daS Lager der Kriegsgefangene!'
gebracht wurden.
Die 45 Meter hohen Eukalyptus-
bäume am Bahnhofe zu Nizza sind kaum
dierzig Jahre alt.
Wie da! Luzerner Baterland aus
Peiersbukg erfährt, wird in dortigen Blät
tern beschrieben, daß die Oestcrreicher seit
einiger Zeit auS Morsern Geschosse ver
eucrten. welche die Inschrift w. 2 T. 14
trügen. In russischen Generalstabskreisen
glaubt man,' daß diese Inschrift ,Wil
Helm Il Teutonicus 1914" bedeuten solle.
Sehr richtig!