Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 07, 1915, Image 2

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Houston 2tuort Cbaiiibkrlaiik.
toftf b?T Orförder Historiker, ba nur gc.
eign?i ist, Aühttaukn gegen alle cngliscke
'Wiffesschaft kinzuslsßen; sie sag? sich:
jftz!. wo als Lridenschaften ntfeffclt sind,
j?kt, wo gilt den Opsermuth der fß'oU
kr anzuschüren, jetzt wir uns 5l,.'iner reine
Wahrheit einschänkn; Jeder auch tei
unZ vertmllt g?kiß vieles und erfindet
- manches; wir wollen also warten, trollen
mit dem Urtheil zunicthalten; später, nach
dem Kriege, wird die Geschichte allmählich
dahinterkommen und uneröittlich die Ver-
Y twortlichkeitk feststellen. Ein Philoso-
I ". phischcr, nomenmab'g Standpunkt! Nur
möglich aber, wo eine Söldnerarmee für
Cik'lö überall lampst, wohin sie geschickt
wird, oder wo (wie in Rußland) ein 2y-
J ; rann befiehlt und orme Völker gehorchen,
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die Waffen führen, unmöglich dagegen
dort, wo Krieg nickt geführt werden kann,
. ohne ein VolkZheer zusammenzurufen.
Keine Großmacht der Welt besitzt so viele
Krnüclen gegen frevelhafte oder leichtsin
. ige KrügSpolitik wie Deutschland. Es
ist" schon oft dargelegt Korden, daß Kai
fer und Bundesrath zwar nach dem Wort,
laut der Verfassung das Recht besitzen.
Krieg zu erklären, dieses Recht aber okne
die einmüthige, begeisterte Zustimmung des
ranzen Volkes nie auszuüben vermöchten.
. ES erhebt sich da eine Schranke hinter der
nderen, so daß man wohl sagen kann:
wenn Deutschland vierundiiierzig Jahre
lang den Frieden bewahrt hat, bewahrt
irok der unaufhörlichen Provokationen
' Frankreichs, trotz der Beleidigungen ?ng
' land? und trotz der Bedrohungen Ruh
, land, so muß daö Verdienft an dieser se
ensreichen Langmuth ni6)t allein dem er
klärten und bewährten Friedenswillen der
beiden Wilhelm und ihre Volkes zuge
schrieben kverden, sondern auch der unge
heuren Schwierigkeit, da Deutsche Reich,
wie eS mit seiner jetzigen Verfassung da
, steht, in den Krieg zu reißen. Nicht allem
ist ein leichtfertiger Krieg unmöglich, auch
ein v!clleicl,t berechtigter, kluger wie zu.
einem solchen die Iah 1905, 1008 und
1011 Veranlassung genug geboten hätten
kann dcm Deutschland nicht unternom
men werden, wenn nicht das ganze Volk
in allen seinen Schichten von der unao
wendbaren Nothwendigkeit des Ktiegez
durchdrungen ist. Selten vielleicht nie
bringen die Ausländer den Einfluß der
deutschen Bundesfürsten tn Rechnung; wir
" wissen, wie hoch er zu veranschlagen ist:
ein vereinzelter Monarch kann leichtfertig
veranlagt, nicht aber kann es ein Aero
pag von Fürsten fein; diese Herren wissen
auch alles, was im Verborgenen geschieht,
ihre Gesandten in Berlin erhalten sie und
ihre Regierungen aus dem Laufenden; wie
sollte ,der König von Preußen als Bundes,
vräsident einen, Krieg erklären und durch.
bitten können, wenn die Könige von
Bavern. Württemberg, Sachsen, die Grok
Herzoge von Baden. Hessen. Oldenburg.
. SachsenWeimar usw. die Leberzeugung
besäßen, er sei ungerecktsertigt, abwendbar,
derhiingnisooll? Auf dem Papier mag es
gchen, in der Praxis ginge es nicht. Dann
ksinmt aber der N'icbstag. und wa? für
einer! Die ganze Welt kennt kein so sivr
risches Parlament, in welchem jede Regie,
rung icht, wie überall sonn, eine vppo
sitionlpartn, sondern lauter Opposition?
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km und alle Blut f:!'t ans
sein Haupt; tn l'ncilzr.d ertamp't sich ein
?c!Z xolilisZe reideit und s.ei'tt dnn
die 0rslt. r.ickt eln nach dem tr eisen
T,"uft'-r Roms einem sllr lxsiim'nte it
ernannt? verantir-krtttchen Diktator, so,
der einem skeiribar konstitutionellen, in
Äahrbeit absoluten Minist'rium. H'er
steZt die O'üllk aller Heuielei und uae
der eng!is5en Politik seit zweieinkatb
Zahrhunderttn: denn waS Burkc laut
sagte (siehe Zlriegzauffätze erste Reibe S,
-.".,. das wissen mehr oder weniger genau
alle; sie wissen, dah vnunteibrock-en Jntii
gue. Verrath. Lüge. Word geübt wird, sie
wußten, daß lknaland am Sklavenhandel
reich wurde, sie wikfen. daß heute Hundert
taufende von Merken ganze Völker
am Opium seelisch und physisch elendiglich
zugrunde gehen am Opium, das ihnen
von der englischen Regierung aufgezwun
gen wird, wenn nöthig durck Krieg aber
alles schweigt, Niemand weiß nickt?, ffra
gen, welche die allgemeine Politik des Rei
cheö betreffen, dürfen nicht erörtert wer
den; im Parlament wird erbittert über Ar.
beiterverficberunflkn und Wirthshouskon
Zessionen und Irlands Verwaltung und
Budgeteinzelheitcn gekämpft; alle großen
Lebensfragen des Weltimperiums bleiben
aus dem Spiel; Krieg erklärt die Regie
rung heute oder morgen, sragt keine
Menschen, kennt den ererbten Gehorsam
und sorgt höchstens für irgend eine Pa
role, die dann einstimmig wie jetzt die
niederträchtige Lüge über Belgiens Neu
tralität aufgenommen wird zur ein
für allemaligen Zudeckung oller heimlich
begangenen Sünden. Da hat'Z denn der
philosophisch Veranlagte leicht zu sagen:
ich warte zwanzig Jahre und werde dann
erfahren, ob Sir Edward Grey ein tücki-
scher Lügner war und Bethmann Hollweg
ein ehrlicher Mann, oder ob sich's umgc
kehrt verhielt; in Deutschland gcljt das
nicht: hier will und muß Jeder von allem
Anfang an wissen, woran er ist; denn hier
greift ein Krieg jeder Familie des ganzen
Landes ins Herz; in ganz Deutschland
gibt es nicht einen Mann, nicht eine Frau,
die nicht unmittelbar betroffen wären;
schon hat manche Mutter alle Söhne verlo.
ren; gestern traf ich einen Verwundeten,
der neun Brüder im Felde stehen hat!
Solche Dinge sind dem Engländer unbe
konnt. Heute früh wird mir ein Brief
aus der Grafschaft Sufsolk mitgetheilt:
nachdem der Schreib seine Galle über die
böse deutsche Negierung ausgegossen hat,
die diesen Krieg .leichtfertig vom Zaune
gebrochen habe, trotz der Bemühungen
Englands, den Frieden zu erhalten', fährt
er fort: Gottlob, wir merken bei uns aus
dem Lande eigentlich gar nichts vom
Kriege, und nur die Verlustlisten in den
Zeitungen stimmen traurig." Weder Herr
noch Bauer, weder Kaufmann noch Arzt,
noch Anwalt, noch Beamter denkt daran,
sich am Kriege zu betheiligen, oder seine
Sohne dafür hinzugeben; die berühmten
Armeen Kitchener's bestehen ausschließlich
auS Arbeitslosen und Lungerern, die für
schwere! Geld ihr Leben auf beschränkte
Zeit der Gefahr aussetzen: keinem .anstan,
digen Menschen" fällt es im Traume ein,
sich werben zu lassen. Welche Himmels
ferne trennt hier zwei der Rasse nach so
vielfach verwandte Völker! Die Geschichte
,ft es, die sie auseinander gefuhrt hat, b,S
fit sich nicht mehr verstehen können. Das
eine weiß seit Jahrhunderten nicht mehr,
was es heißt, sein Vaterland vertheidigen,
das andere lebt seit jeher von Feinden
rings umgeben; für das eine ist darum
Krieg immer Willkür, für das andere im,
mer Noth; schließlich wurde dem einen der
Krieg ein Rechenexempel und man lobt
oder tadelt ihn, je nachdem die Bilanz in
Pfund Sterling 'aus die Seite Haben oder
auf die Seite Soll zu stehen kommt, dem
anderen ist wie Treitfchke sagt kein
Krieg hinsürder möglich, wenn er ihn nicht
als .sittliche Nothwendigkeit" empfindet,
mit anderen Worten als heilige Pflicht.
Jetzt halte ich. waS ich suchte: warum
der Teutsche nicht warten kann wie der
Engländer, sondern sofort erfahren muß.
was es mit dem Kriege auf sich hat. Des
Deutschen Manne! Freiheit ist ein leben
dineZ Wesen, das, wie das Hirn den Schä
j bei, verborgen die ganze Gestalt aussulll,
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öenn sie ist. als irgend etwas bes.gnigkn.
Ist skeptischen These meines englischen
verwandten entaeaen naaete nun
zwei Zbelen an die Tkore der Cef
sentlichkeit aus, eine weitere und eine
engere. In allen wesentlichen Fia
gen unsere Menschenlebens ist die
Wahrheit immer nahe und auffindbar:
n'rnt qitcftion u i'ftvoir bonne
viu;", wie der große Pascal sagt, es kommt
einzig darauf an, daß man gute Augen
besitz: und unter guten Augen" habe
wir nicht bloß scharfe Augen zu verstehen,
sondern wie der französtsckie Text es
zeigt solche, die ein ebenmäßiges, un
verzerrtes, vom Mittelpunkt bis zum
Rand klares Gesichtsfeld geben, der
Blick muß in sgn. Das ist die erste, die
allgemeinere These. Die besondere lautet:
was die fernere und nähere Verursachung
des jetzigen Krieges betrifft, so wissen wir
ausführlich und genau alles, was uns zu
wissen noththut, besitzen wir als Eigen
thum diejenige Wahrheit, auf die es an
kommt, und tonnen' sie von allen Seiten
betrachten und ftudiren. Mit der Zeit wird
gewiß noch Manches hinzukommen, nicht
aber bloß neue Thatsachen, auch neue
Zweifel und Fragen alle Geschichte ist
uferlos; wer aber will, wer richtig zu
wollen versteht, wer die guten Augen be
sitzt, die Pascal verlangt, wie Gott .sie
uns in den Kopf fetzte und jeder brave
Mann sie unbewußt sein eigen nennt,
wenn er sie nur nicht durch die hundert
Brillen der Lüge, des Klatsches, des Vor
Urtheils, der Ruhelosigkeit verdunkelt
der weiß schon heute, wer den Krieg der
schuldet hat und wer nicht, r ist in der,
Lage, die weiteren und die näheren Kreise
sich mit unbeirrbarer Deutlichkeit aufzu
zeichnen. '
Ueber die allgemeine These die von
der Nähe und Aufsindbarkcit der Wahr
heij darf ich mich nicht weit auslassen;
nicht etwa, weil sie zu philosophisch sei
denn Pascal, der iein germanische
Lothringer, stell! sie gerade gegen alle
Schulweisheit auf. als die echte Lehre, de
ren Jedermann zum Leben bedarf, als die
Lehre, die uns hilft edel zu leben und
würdig zg sterben eö würde uns aber
heute zu weit führen. Vielleicht sagt ein
Bild mehr als viele Wort: man redet von
der .verschleierten Wahrheit" Z das ist
handgreiflich, das gab auch der bildenden
Kunst ein schönes Motiv zur Darstellung
eines sonst schwer suszusprechenden Ge
müthszustandes; in Wirklichkeit steht die
Wahrheit strahlend unverhüllt da, der
Schleier liegt ans unsere Augen, und wir
brauchen den Star nur zu entfernen, so
erblicken wirdie Wahrheit, und der Wahn
entschwindet. Und noch eine Thatsache
giebt es, die der große Mathematiker und
Denker uns beibringen möchte: in alle
Lebensfragen kommt es auf ein richtiges
Maß an; auch die Wahrheit hat ihr Maß.
Hiermit wird gesagt: der Grad der Wahr,
hcit also die Deutlichkeit, die Reinheit.
die Gewißheit, die Ueberzeugungskraft der
Wahrheit steigt nicht etwa immerfort
höher und hoher im Verhältnis zu dem
zunehmenden Material, zu den inrner
zahlreicheren Erforschungen u. f. w., so
daß der Mensch in Folge dessen immer
sicherer urtheilt, immer weiter an Weis
hcit zunimmt: vielmehr giebt es hier wie
überall das, was man in der Wissenschaft
ein Optimum" nennt, einen Punkt der
höchsten Sättigung; darüber hinaus wird
bei zunehmendem Wissen unser Urtheil
zunehmend trüber. Wie Pascal sich kühn
ausdrückt: .Zu viel Wahrheit lähmt den
Beritand." Es ist genau der gleiche Ge
danke, dem wir in verschiedener Fassung
häusig be! unseren Goethe begegnen:
.Was fruchtbar ist, ollein ist wahr." Nun
denn, die Art und die sscenge der Wahr
heit, die wir in Deutschland schon heute
über die Verursachung deS Krieges be
sitzen, reicht vollkommen auS zu einem
ausführlichen und abschließenden Urtheil,
An dieser grundlegenden Wahrheit wird
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miissen eder oar j der für ein nZickternes
Urtheil monströs erscheinenden Ziereinbeit'
k.kui!g dreier so auieinandersirebeiidek
Gebilde wie England. Rußland und
Frankreich in dem innersten KrciS.
Ich wüßte g,?rni'ckt. was die Zük.ins!
uns über den großen a!if,,ren Kreis Renes
von Belang dringen konnte böcksien!
fleißige Zusammenftcklünaen von Belegen.
Eine Thatsache, so silxr wie daß die
Sonne am Himmel ficht, ist es. daß die
politisch masgeb-nden Kreise in Frank'
reich in Rußland und in England feit
Jahren den Krieg gegen Deutschland I
planten und vorbereiteten: erstens, durch
snslematische Bearbeitung der öffentlichen j
Meinung, zweitens, durch unaufhörliche!
Vermehrung der Streitträste und des
Kriegsmaterials, dritten?, diplomatisch.
Damit ist schon alles gesagt: denn wenn
drei Völker seit Jahren den Krieg als
Traum, als Wunsch, als Hoffnung hegen,
so muß der WiNe, der Entschluß und die
That sich mit der Zeit einstellen das ge
schuht unabweislich.
Der älteste, hartnäckigste Sünder ist
Frankreich: seit genau einem Jahrhundert
träumt es unablaßlich von Revanchekrieg
gegen Teutschland. Ich habe in einem
Aufsatz neulich von meinen Kindhciisrin
nerungen aus dm sechziger Jahren erzählt
und von der Art, wie schon den acht
jährigen Buben in Frankreich damals die
Revanche für Waterloo und die Eroberung
der Rheingrenze" gepredigt - wurde (S.
22); nach 1870 ist das noch schlimmer ge
worden; denn die Franzosen hatten vor
gehabt, die Teutschen um schöne Länder
und blühende Städte zu berauben, und
nun. war ihnen statt dessen Vas schon Ge
raubte abgenommen worden. Eine drei
fter Lüge ist undenkbar als diejenige,
welche in dieserk. Togen die Herren Poin,
carö und Viviani zum besten gaben:
Frankreich hatte stets friedliche Gesinnun-
gen gehegt und auch jetzt wieder bis zum
letzten Augenblick für die Bewahrung des
Friedens gewirkt. Was die dauernde Ge
finnung anbetrifft, so braucht man nur
darauf hinzuweisen, daß in Frankreich
jahraus jahrein von Politikern, von ver
antwortlichen Staatsmännern, von Bi
schöfen, von Generälen Hetzreden gegen
Deutschland gehalten wurden; daS dauert
ohne Unterbrechung seit .vierzig Jahren,
so daß schon Gambetta zur Vorsicht
mahnte: n'en parlcz jarnais, peirnez-y
toujours", redet nie davon,, denkt stets
daran. Wer sich vorstellen will, wie be
ständig Frankreich Deutschland mit Krieg
bedroht hat, dem empfehle ich, BismarLs
große Rede vom 6. Februar 1883 auf
merksam zu ftudiren; ein Jahr früher
hatte er in einer Rede am 11. Januar die
beiden grundwahren Bemerkungen ge,
macht: Wenn die Franzosen so lange mit
uns Frieden halten wollen, bis wir sie an
greifen, wenn wir dessen sicher wären,
dann wäre der Friede ja fiir immer gc
sichert"; im weiteren Bcrlauf der Rede
heißt es aber: .Sobald die Franzosen
glauben zu siegen, fangen sie den Krieg
an; das t meine feste. unumitoiziiHe
Ueberzeugung." Diese Ueberzeugung hat
jeder wirkliche und aufrichtige Kenner der
Verhältnisse getheilt. Zwischen 1815 und
1870 hat es wenige Jahre gegeben und
gar kein Jahr seit 187. wo nicht die
französische Regierung, die französische
Armee und die politisch leitenden Kreise
Frankreichs den Revanchekrieg gegen
lüiXutschland mit leidenschaftlichem flan"
unternommen hätten, wenn nur die ent
ferntcste Aussicht aus Erfolg am Hori.
zonte aufgetaucht wäre. Daß die Wehr,
zahl der Franzosen jedem Kriege abge
neigt sind, thut nichts zur Sache; diese
Mehrzahl ermangelt allen moralischen
Muthes; eS sind liebenswürdige, aber un
männliche Seelen, ,.rrre & terre", wie
der französische Ausdruck lautet, die jedem
noch so unlauteren Starken unterliegen;
und dann: das Land, das die schönsten,
ja wirklich unnachahmlichen Phasen her
vorbringt, unterliegt ihnen zugleich; da
rum sitzen die hohlsten Schwätzerköpfe
obenan. Einer war kein Schwätzer, war
vielmehr ein Feuerzeist. er durchschaute die
JntrigMEnglan
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die mit i'hcit Fiar.ktei.-!, ti.'.ftr'rt si 6
im ilt!rfl;B ein Aa'N und 7 u'MW't!
Hiif.iffer.M !?e!z,?n anlliließtz Xanernaif!
hat sich Sicht durch Bef'ch'idknbril us,
g'Vkkinet. l:nt et ftekkie sich cht nur!
Kiel tiN. Indern Bk'MkN und Hambur
d:,'.. ftwie den groß!' Theil Hannover
und ein Qückcht Mecklendurz. bis Wis' '
rnoi; Mssidedurg bildet den Winfcl, tot
Rußland. Dänemark und Thüringen ,
saiiiinensiokn. von dort nach Norden bil
brt die Cl'bt Rußlands Gre,e bis Dö.
n.itz. ton wo dir Linie gerade hinauf nach
Wismar gkt, im Süden uinkaßt Ruß
land Provinz und Königreich Sachsen
und grenzt an Oefierreich. das zwar preu
ßisch chiesien nickt wieder erhalten hat,
dasür aber ganz Datiern, bis auf das
Stück, das Frankreich sich ablcbnitt. Daß
Oeslerreich.Ungarn seinem VundkZgenof
sen untren wurde, wird ohne weiteres, wie
man sieht, vora4ksetzt. An noch man
chen derartigen Phantasien berausckten sich
die Franzosen jahraus, jahrein, -c-o liegt
z. B. eine Karte vor mir laus einer eben
falls vor längerer Zeit erschienenen
Schrift, betitelt La Im de h YrumM
t le dmombrenieui de l'Alletnftjrne",
das Ende Preußens und die Zerstückelung
Teutschlands), auf der ein riesiges Polen
und ein gewa!tigö Hannover sich fast
ganz Mitteleuropa unter einander getheilt
haben, s- daß nur ein winzige Bauern,
wohl dem Münchner Bier zu Ehren, die
Stadt der Wittelsbacher umgiebt, während
ein .neutralisirter Rheinstaat" daö We
nige administrativ zusammenfaßt, was
von weiland dem Deutschen Reiche übrig
bleibt. Allen verschiedenen Entwürfen ist
ohne Ausnahme gemeinsam, daß Wort
und Begriff Deutschland' von der Karte
Europas getilgt ist. und allen gemeinsam
ist jene bodenlose Ignoranz der Franzo
sen, deren Tiefe noch keine Sonde ermes,
sen konnte: so fgt z. B. Wilhelm I. .sei.
nem Vater" auf dem Tbron, und Schle
sien wird .im Jahre 1866" von Preußen
annektirt! Man werfe nicht ein. eö handle
sich um Erzeugnisse ohne Werth; das
Weilchen des Oberstleutnants z, V. ist der
ernste Versuch eines Fachmanne, und hier
liegt vor mir der Figaro" vom 28. No
vember 3314, in welchem über einen Vor
trag berichtet wird, den am 27. November
ein memdrs de l'InstiUit", namens
Eharles Lallemand. im großen Saale der
Geographischen Gesellschaft von Paris vor
über 1000 Zuhörern ans den Kreisen der
Wissenschaft, der Politik und der Fi.
nanz hielt, und in dem dieser Fachgelehrte
unter brausendem Beifall erklärte: .Da!
barbarische Deutsche Reich weiden wir jetzt
vollkommen zerstören, indem wir es zer
splittern"; Preuße verschwindet natürlich
in der Umarmung Rußlands; Frankreich
und Belgien schneiden sich aus Süd und
Westdeutschland gehörige Stücke heraus,
England besetzt die Häsen; was übrig
bleibt wird dann in fünf Reiche getheilt:
Hannover, Weftalen, Sachsen, Württem
berg, Bayern. Einem möglichen Ein
Wurfe will kurz begegnen. In einigen die
ser französische Schriften wird auf ein
deutsches Pamphlet Frankreichs Ende"
verwiesen; was aber verschwiegen wird,
das ist. daß dessen Urheber. Herr Adolf
Sommerfeld, Verfasser des Tagebuch ei
nes Obereunuchen", sein Schristchen aus.
drucklich als fatyrische Entgegnung ein
Alpdrucktraum auf de Major! de
Civrieur Untergang des Deutschen Rei
ches" giebt; mag man nun verschiedener
Meinung fein, über ' die Opportunist
eines solchen leicht, hingeworfenen, witzi
gen Pasquills, jedenfalls hat es keinen
einzigen Zug gemein mit den genannten
kriegerischen Schriften der Franzosen und
mit den zitirten wissenschaftlichen Zer
stückelungsabsichten". ihrer Geographischen
Gesellschast. TaS ist die Stimmung,
welche im französischen Volke seit Jahren
am Werke war und osfiziell nach Kräften
gestärkt und verbreitet wurde. Dazu be-
trachte man dann die Kriegsiustungen!
Die Bevölkerung Deutschlands übertrifft
diejenige Frankreichs um rund 70 Proz,;
die stehende Armee Frankreichs übertrifft
aber diejenige Teutschlands um 12 Proz.;
mit anderen Worten: Frankreichs bewasf
nete Macht ist um 82 Proz. starker als
sie sein würde, wenn sie sich nach den als
militärisch verschrienen Verhältnissen in
Deutschland richtete! Damit ol nicht
genug, hat eine hinterlistige Gesetzgebung
be dem lleberaona aus dtr.,wenabk!aen
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dslit:f.t.t R,.iß!.ind eiN'M sul (Mum VA
kan ou-.ifspi'fitn F:Ho4, der leint flN'
d,re fcc.' k kennt, all die C 'vv.::t tei
kZvilatwpsgefetzk!: der !cf fiurm,
n.y;Ut. ) Ebenso wie d'm einz'liikn kok'
N'bmen Ruffen die eelbstbehertscknin. die
2kld,!!ckt häus,g fkkü. ebenso fehlen sie
dem Etaate. Man sillte glauben, ein o
ungeduet großer, (in so fruchtdarer. ein
so metallreicher Staat, gksegnct mit einem
funden, normal sich vermklzrenven Volte,
mükte lckon analt den nvtt,!gen r-eö em
psunden haben, sich zu fammeln. sich sisl
abzugrenzen, sich innerlich z genauen,
auszubüden. , entwickeln. Freiheit und
geistigcn Inhalt und Wurde dem Leben
des Einzelnen zu schenken . . . aber keine
Spur davon, oder kaum eine Spur, nur
einzelne Stimmen in der Wüste, die er
greifend wirken, weil sie nickt als Morgen
fansare einen kommenden Tag kükn und
übermüthig einführen, sondern als Abend
rothe nach einem sonnenlosen Tage,
schmerzvoll und überweise die dunkle
Nacht ankündigen; weiter rollen soll die
ungestaltete Masse, ohne Ruhe, ohne Heil;
Genie nie im Bejahen, nur im Verneinen.
Kraft nur zum Bösethun, während der
Gute sich beugt und duldet; selbst das
Christenthum, seines vorwärtstreibenden
LebenselementeS beraubt, ein Prinzip des
Beharrens, ein bloßer Ankerpunkt, auf
daß der auf dem rollenden Koloß Ge
fchundcne. Verprügelte, Ausgehungerte sei,
ner endlichen Erlösung im gesegneten
Tode sicher entgegensehe. Man findet in
verschiedenen Werken der letzten Jahre
Eingehendes über Rußland; ich kann dar,
auf verweisen; noch nie ober sah ich die
grundlegende Thatsache betont: wenn der
russische Staat niemals innehält, um sich
selber auszugestalten, wenn er also den
ganz genauen Gegensatz zum alten Rom
darstellt, das sich selber vollkommen fertig
organisirte und jeden einzelnen seiner
Bürger zum bewußten, fähigen, energi
schen Vertreter deS Staatsgedankens aus
bildete, um dann erst die Welt seiner Or
ganisation zu unterwerfen, wenn Ruß,
land, sce ich, als ein nur gewaltsam zu,
sammengehaltenes, phnsiognomielofes. von
unwissendem, willenlosem Menschenvieh
bevölkertes Chaos heranwächst, so geschieht
das nicht, weil es noch nicht seine angeb
lichen natürlichen Grenzen" erreicht ha!,
sondern einfach weil eS nicht die geringste
Gestaltungskraft besitzt und darum auch
niemals irgendwelche Grenzen als solche
erkennen und anerkennen wird; sobald der
blinde Drang zur Ausdehnung aufhört,
wird Rußland todt sein. An die ein
geborene Abneigung zwischen Slaven und
Germanen, von der auch Kjelln in sei,
nem vortrefflichen Büchlein Die Groß
mächte der Gegenwart' spricht, glaube ich
nicht; die Geschichte und meine eigenen
Erfahrungen, beide sprechen dagegen. Im
Gebiete des heutigen deutschen Reiche ha
ben sich Germanen und Slaven zu herr
lich begabten und thatkrästigen Stammen
vermischt; wie gut vertragen sich Polen
und Deutsche, sobald nicht Politik störend
eingreift oder Priester der Liebe nicht auf
hetzend Haß säen! In Bosnien habe ich
mich von der ungemischt rein slavischen
Bevölkerung stark angezogen gefühlt, und
mit den tapferen Kroaten sympathisirt je
der von uns, der sie kennen lernt. Frei,
lich sind die Russen schon längst keine rei
neg Slaven mehr; sie sind durch und durch
mongolisirt und tatokisirt; doch ist die
Rassenfrage hier eine blosze Zcitungsparole
und ein diplomatischer Borwand: der Ko
loß will sich wie nach Nordwcsten.
Osten, Südosten auch nach Südwcsten
ausdehnen und alles verschlucken; bei dem
einen heißt es weil Tu mir Feind bist",
bei dem anderen weil Du mir Freund
bist."
Es handelt sich also bei Rußland um
ein blinde Muß"; diese Muh richtet
sich in diesem Augenblick nicht unmittelbar
gegen Deutschland, wohl aber gegen
Oesterreich-Ungarn, welche Deutschland
seiner eigenen Existenz wegen nicht preis'
geben darf. Oesterreich-Ungarn soll den
russischen Anforderungen weichen, was die
Verzichtleistung aus etwa ein Drittel sei
nes Besitzstandes vorailisetzt. Die Kriegs
Vorbereitungen hierzu feiten! Rußland!
?An Msmarck YnivM auf Rukland hat
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sie h. VviUn' etiüi .t !...:: n. entwirft
sine Pariter svt'xiv:ir,,, t:i X'Ic'.it!
rem b'N aeZ'Ni7a?t!Z-n Z.rftär.dfü fit der
fMi'ii'sif ! fti H.iup!ad! ein vx ttiit-f-Iil
ijd. d'i d.'ch vm so KT!r4!rfr:tVt
sein dürfte, c!j ti von re't';it!Dfct Gti.'t
entworfen n ird, Diise '''iande beißt es
da, J::t weder u ben, id.. n r.ot nach
zuakmen. Der Kri'g s.tlaal uns lut auf
die Nerven, und das ist i;ii 1 ii!,,rrc.s.l!-nd
nach allem, mi wir durch,ier.iackt baben.
lie sckrecklick' tftfzhrunz jner Wocke.
wo das Schicksal 7,rankte:ck, in der
Schwebe bing und wir eruatleten, jeden
Augenblick das Schlimmste z boren, bat
auf uns allen ihre Merkmale hinterlassen.
Einige von uns sind durch die Irancsake
dauernd gealtert ur,d r ii; t einer hat sich
davon vollständig erholt..." Bei einem
flüchtige Besuch von Paris konnte man
wäbnen. es habe am Tage b'inabe sein
gewöhnliches Aussehen. Es sind viel nichr
Lade pöffnet als in den er'ien Monaten
des Kriege!. Die Straßen sind voll von
Menschen und eS gi-bt einen leidlichen
Warenverkehr. Aber dies Aussehen nor
malcr Verhältnisse ist nur an d.'r Ober
släcke. Man könnte beinahe sagen, es ist
künstlich gemacht. Es ist kein Wiederauf,
lele.' des Handels zu bemerken, daj der
Rede werth wäre. Tic Menge der Aibeits
losen ist noch sehr groß,, und Diejenigen,
die noch Vcschäftigung haben, arbeiten bei
stark verwinderteiz Löhnen" . . . Das
schließen der Kasfechiiuser m 8 Uhr ist
an sich eine Kleinigkeit, aber die phycho
logische Wirkung ist viclleickt um so wich
tiäer. Das Kaffeehaus ist der Pariser
Club, und mancher der gewohnt war. eine
Partie Domino zu spielen oder mit seinen
Freunden sich zu unterhalten, fängt jetzt
zu Hause Grillen. Eins der schlimmsten
Ergebnisse deZ Krieges in dieser Hinsicht
ist die Unterbindung des geselligen Ver
kchrZ gewesen. ?!iemand besucht einen
Freund. Viel schlimmer ist indessen die
Wirkung der Politik, Auskunft über die
wahre Sachlage zurückzuhalten und nickt
eine Meinung sich bilden zu lassen. Die
Presse führt die Allgemeinheit unter der
Einwirkung der Censur ganz und gar
irre durch einen unerhörten Optimismus
und gebärdet sich, als ob der Sieg schon
davon kzetragen wäre.' Seit Monaten ha
den uns die Zeitungen aufgetischt, die
Teutschen Tsdrcn am Verhungern, hätten
keine Munition mehr und ei, gänzlicher
Zusamnicnbruch stände unmittelbar bevor.
Jetzt will das niemand mehr recht glauben
und es wird ein zermalmender Sieg der
Verbündeten innerhalb der näcksten zwei
oder drei Monate in sichere Erwartung
gestellt. Es ist beinahe Landesserrath, die
Sachlage aufzufassen wie sie wirklich ist
... Im .Jntransigeant" beantragte Herr
Henry Lavedan letzthin, es solle Ansang
August eine besonders feierliche Friedens
seicr in allen Schulen veranstaltet werden,
da man sich annehmen könne, daß bis
dahin der Krieg zu Ende fein, verschiedkns,
deutsche Provinzen von Frankreich onnck
tirt und das Teutsche Reich in kleine Staa .
sen ausgetheilt und ohnmächtig dastrhen
werde. Bei diesen Schulfeiern sollten Ge
nerale in voller Uniform den Vorsitz fllh
ren . . . Gäbe eS keine Censur, so würde
ein derartiger Blödsinn keine Beachtung
finden. Aber wie die Sachen stehen, glau
ben manche, Lavedan muh wohl recht ha
ben und der Krieg im August vorüber sein,
sonst würde die Censur den Artikel unter
drüÄt haben"... WaS aber unsere Hoff
nungen für die Zukunft auch fein mögen,
kislanq fleht jedenfalls alles für die Te'it
schen am günstiasten. Ein hervorragender
französischer Politiker sagte mir letzthin:
Es giebt keine Nation, die so am Narren
seil geführt wird wie wir." Ich fürchte,
er hat recht."
Und alles das aus der Feder eines Eng,
länders!
Rafftnirt. Sie sind in letzier,
Zeit recht schmal und dünn gcworderl,
Kollege!"
VXermftn !?.!? nur kiiIiH k,f mnX.t
heimlich eine Entfettungskur durch, in i
Anbetracht der unerschwinglichen LebensC
Niitttlprcisc will ich nämlich bei dcm Efop
lum eine Gehaltserhöhung einkommen!.?.',
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