Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 02, 1915, Image 5

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ilcfjn feine Strafe, wie bet Sieger ju m
S'efi'-ejieri war?. Hub an allen bufen
MÜIHeilniMN ergibt sich. Siein an Slcin
gefügt, ein bkiitlictics Äild b,i Icuch.
tcnbe Bilb dkuisch'n Hcldenjbums
unb dabei ouef) ein ü'üc, reich an enreifen
beri menschlien Jiiaen. Tem Sänger,
der dieses Helbenlicb einst anstimmt, wirb
k sn Stoff nicht fehlen und nicht an ?ha
ten, dir feine Begeisterung koch auflosern
kffen. Noch ist a verfrüht, eine beschichte
der Belogerunsi unb beS ss.illes don Tsing
tau zu schreiben, bit bleibe der kunbigen
eber des FgchmanneS und der Gewissen
' haftigkeit ruhigerer Zeiten vorbehalten ;
wir können uns nur aus den uns zu (Me
böte ftehenben Erinnerungen und Ein
. drücken ein Bilb jener tmurigfchönen unb
bezeichnenber, Epifobe des großen Welt
' ' krieges zusammenstellen ein Lilb, bas
Schmerz unb Stolz in gleich getheilten
Mfzcn auslöst.
Die Kriegserklärung im August hatte
wi: ein Blitz bis in bie fernsten Weltwin
kel geleuchtet, in denen Deutsche wohnten.
d,e hatte die Deutschen aufgerüttelt und
gleich einem schmettcrnben Fanfarenruse
zusammengerufen zuin Schuhe 'der ?sahne.
die vierundvierzig Jahre lang das Shm
bol bfS Fricbens war. Auch im Osten, in
Kiautschau, erkannten die Deutschen so
fort, daß eS galt, sich gegen jede Möglich
keit beizeiten zu rujten und diese !ll!og
lichkeit nahm nur zu bald die Gestalt der
Gewißheit an; Kiautfchau liegt näher an
Japan als Berlin, die Leute in Tsmgtau
verstehen sich besser auf den Charakter der
Japaner als die Herren in der Wilhelm
ftraße. Sobald es augenscheinlich würbe,
daß die Japaner sich einmischen würben
und die scheinbar leichte Beute war
ganz danach angethan, die Begierde der
Unersättlichen zu verstärken, sodaß kaum
ein Deutscher im Osten an dem gtaubziig
der Japaner zweifelte würben alle !)ie
servisten, die nicht aus gesundheitlichen
i Gründen oder aus geschastlicheit Nuasich
ten unabkömmlich waren, nach Tsingta
beschickn. Alle folgten dein Rufe unb
folgten ihm gerne. Aus den entlegensten
Plätzen kamen sie. Aus Saigon waren
20 Mann fünf Wochen auf chinesischen
Booten unterwegs? ba sie die englischen
und französischen Dampfer nicht benutzen
, konnten, mußten sie es versuchen, sich so
durchzuschlagen. Leider würben in Hong
kong viele zurückgehalten, die aus Manila,
Hongkong, Canlon unb so wriier kamen;
es kamen aber, immerhin etwa tausenb
Mann zusammen, unb so erlebte der ferne
, Osten zunächst erst einmal ein Schauspiel,
wie es einbkuckkooller kaum gebacht werben
kann. Unter den größten Schwierigkeiten
zum Theil kamen anfallen Theilen Ost
asiens uif den Sluf zur Fahne die Deut
' scheu aller Klassen nach Tsingta'u zusam
wen, um es gegen jeden Angriff zu ver
theidigen; mit Staunen sahen es die an
deren Nationen, mit Bewunderung vor
allem' auch bie Chinesen. Schon diese
ersten Einbrücke werben für die Stellung
Deutschlands in der Welt nicht vergebens
bleiben. Die ersten Wochen stanbcn dann
noch im Zeichen der ??rage, ob glnd
c inii innen europaiajen erounoeien
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PIH2ERTHURME VOR T51N&TAU
alltin wagen würbe, Tsingtau anzu
greisen oder nicht, unb welche Haltung
bementsprechend Japan einnehmen würbe.
Als dann das japanische Ultimatum kam,
lohte der deutsche Grimm nur noch wilb?
aus, nd det schärfste Haß richtete sich
gegen England, bessert Verrath der weihn
Nasse diese ihm nie vergeben würde, ob es
sich schon selbst, den Tod on diesem Trank
getrunken hat.
Die Besatzung Tsingtau'S betrug nun
zusammen mit den Soldaten der be,it
schen Kriegsschiffe unb des Österreich un
garischen ttreuzers Kaiserin Elisabeth'
etwa v,ir'c,usenb Mann. Diese Tobljf
Werten, bie fern der Heimuh, -fern jiber
HülsVmi" dem Lebe abgeschlzssen hatt',
harrten rir des Angriffs- n?vr Tag etf
a verging und der Feind zeigt: sich
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Unfrip.en mit Handgranaten gesümpft.
Ein großer Dnrei'bruchsvcrsiich im Watt
nördlich vom Jnsanieriewerk 5 ist heute
Nacht zurückgeschlagen worben. Große
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tau eingetroffen. Daher waren die Ja
paner auch mit so ungeheurer Uebermacht
erschienen man spricht von 40 bis 50,
000 Mann alles in allem und so ,?
eiebeuer voiiiekiüa knrarann l?imn
beschämend aber muß es für sie gewesen
sein, als sie nun nach der Einnahme er
fuhren, daß die gesummte Besatzung
Tsingtaus niemalz die .Zahl von 4000
Mann erreicht, thatsächlich socr Im gro
ßen und ganzen nur 3200 Mann in der
fVront betragen hat. Daß diese Hand voll
Menschen die von aller Hülse abgeschlof
fene und ganz auf sich, gestellte, verhält
nismäßig schwach und uuvollkommen be
festigte unb armirte Festung gegen eine so
gewaltige, in jeder Hinsicht bevortheilte
Uebermacht hat so lange halten können.
das wird ein ewiges Ruhmesblatts für
Deutschlanb. bleiben. Mit Recht haben
sich die Bertheidiger Tsingtaus denn auch
nach dem Fall nicht einen Augenblick als
Besiegte gesuhlt. Der Ruhm ist den
Deutschen geblieben, wenn auch die Ent
scheidung schließlich fiel, wie sie nicht an
Vers fallen konn?e.
'Ssrn 23. August lief das Ultimatum ab
und Japan wußte schon vorher, da
Deutschland eö unter seiner Würde hielt
eine Antwort zu geben; Japan konnte also
sofort zur That übergehen. Erst am 2.
September erfolgten die ersten japalsischen
Landungen in Lungkou weitab an der
Nordküste Schantungs In mehr als sicherer
Entfernung von Tsingtau, wo die deut
schen Vertheidiger sie wirklich nicht stören
konnten.
- Im Ostasiatischen' Lloyd" berichtet ein
Theilnehmer der Belagerung:
m 23. August rückte ein Detachement
von etwa tau end Mann ins Vorgelände,
um die Straßen nach Tllngtau zu ver
theidigen. Dieses kleine Häuflein hat seine
Aufgabe hervorragend gelöst. Eine Strecke
von zuerst 30 Kilometern, dann von 10
Kilometern war zu vertheidigen. Da,
wohin zwei Armeekorps gehört hätten,
standen 1000 Mann. In zähem uner
fchrockenem Kamps, oft nur Patrouillen
ganzen Bataillonen gegenüberstehend, Ivi
chen sie langsam der Uebermacht. Am
2. September erst, als die große Be
fchießung von der See aus einsetzte, kam
diese Truppe hinter das Haupthindernis,
das sich nun für uns bis nach dem aus
gelobten Kampf nicht wieder öffnete. Bon
diesem Tage an war Tsingtau umklam
mert. ' Unb wie sah unsere Bertheibi
gungslinie aus? Wer Tsingtau vorher
gesehen hatte, würde e? jetzt kaum wieber
erkennen. Wie ist da Tag und Nacht ge
arbeitet und geschuftet worden! Eine Ti-
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tanenarbcit ist vollbracht worben. um die
Vertheidigung bis zum Aeußersten durch
führen zu können. Am 2. September
fand die erste große Beschießung von See
aus statt. DaS Krachen und Kreviren
der Granaten in Tsingtau war furchtbar,
aber nur so lange, wie wir uns nicht da
ran gewöhnt hatten. Es war nur ein
Kinderspiel gegen das, waS später noch
kommen sollte. Vom 28. September an
kamen die Schisse fast täglich und Warfen
ihre Koffer auf die Werke oder auch in
die Stadt. Auch unsere Geschütze fchwie
gen Nur noch selten. Tag und Nacht nah
men wir die Anmarschstraßen und das
Vorgelände unter das Feuer, ober lang
sam und unaufhaltsam trotz aller Verluste
rückten die Japaner zu Lande vor.
Am 2. Oktober um acht Uhr Abends
machte die dritte Kompagnie des Ostasta
tischen Mannedetachements einen heftigen
Aussall, wobei sie die Japaner aus den
vor den Werken liegenden Höhen heraus
drängte. Am nächsten Morgen ging sie,
eine enormen Uebermacht weichenb, wie
der hinter das Haupthindernis zurück.
Besonders wichtig für die seitliche Be
obachtung war unser Kanonenboot Ja
guar" und der österreichisch ungarische
Kreuzer Kaiserin Elisabeth"', die beide
m der Bucht von Kiautfchou lagen und
die Bewegungen des Feinde wie das Ar
tillenefeuer von Tsingtau beobachisien.
Obwohl beid Schiffe anbauernd auf das
heftigste mit Steilseuergeschützen befchos
fen wurden, hielten sie unerschrocken auf
ihren Posten aus. Am 5. Oktober wurde
der Fesselballon von feindlichen Shrap
nells getroffen und sank zu Boben. Der
barin befinbliche Offizier, Leutnant ber
Neferve Weihe, würbe nicht verletzt. Auch
unser einziger Flieger, Oberleutnant z. S.
Plüfchow, arbeitete unermüdlich. Obgleich
er dauernd aufs heftigste mit Gewehren,
Äka'chinengewehren und mit Ehrapnells
beschossen wurde, zog er unerschrocken
stundenlang seine Kreise über den seind
lichen Stellungen unbkam mit wichtigen
Meldungen zurück. Die Tragflächen fei
nes Flugzeuges würben meist von seinb
lichen Gewehrgeschossen und Shrapnell
kugeln durchlöchert, die bann nach ber
Landung wieder geflickt werden mußten.
Am 14. Oktober fanb eine befonberi hef
tige Beschießung des Secwerks Hu-chuin
Huk und der Jltis-Battcrie statt. Allein
Hu-chuin-Huk erhielt unter anderem 51
Granaten ober Eprcrfggranatcn. Trotz
ber heftigen Beschießung feuerte Huchuin
Huk auf Triumph" und brachte ihm bei
dem ersten Schuß einen Volltreffer mit
einer 24 Zentimeter Sprenggranate bei.
Triumph., drehte sofort ab und- der
schwand für acht Tage. Das ist da
einzige Mal gewesen, daß ein Schiff sich
so nahe an die deutschen Seewerke heran
getraut hat, daß es beschossen werben
konnte, f unb das ist scheinbar auch nur
aus Versehen geschehen. Unsere Seewerke
haben daher, allerdings zu unseren gro
szen Bortheil, mit ftrfch Land geschossen.
Die Beschießung nahm ihren Verlaus.
Um einen Begriff von der Sektiakeit zu
bekommen süen nur einige annähernde
Zahlen genannt. Am 29. Oktober erhielt
Tsingtau allein von der Seeseite ungefähr
213 30.5 Zentimeter und am 30. 01
toben 239 30,5 Zentimetergeschose,"
D 31. Oktober ist ber Geburtstag bes
Mikado und -bie Japaner hatten geplant,
die Festung an diesem Tage zu nehmen
der Plan scheiterte an der Wachsamkeit Walle zum Postenstand 2 um ihn zu ret
und dem Muthe der Besatzung. Die Ja
paner eröffneten von allen Seiten ein wü
thenbes Bombarbemeut, ein rechter Hol
lenkarueval brach los unb als am Abenb
bie Geschütze schwiegen, schienen sämmt
liche Werke, zum größten Theil nur noch
Trümmerhaufen, niebergekämpst zu sein.
Mitten in der Nacht sammelten sich bie
feinblichen Kolonnen zum Sturm, Allein
ba schicken ihnen die deutschen Eisen
sckkiiube einen Guß. der ihnen alle Lust
zilm Vorgehen nimmt die Attacke ist
mit furchtbaren Verlusten auf Seiten ber
Japaner abgeschlagen.
Ein Erfolg für bie Deutschen, aber ber
letzte. Nun beginnt der letzte Akt der
Tragödie; den mag ein Mitkämpfer er
zählen, ein Landwehrmann, der seine Er
lebnisse in einem Kriegstagebuche aufge
zeichnet hat.
3. November. Der Sturm ist
immer noch nicht da, aber mit einem Ar
tillcriefeucr haben sie uns heute übersut.
tet, daß eine,,, zur Beschreibung die Aus
drücke fehlen. Wann und wie wird die.
ses Drama enden? Unser Werk ist ein
Schutthaufen. Der letzte betonirle Po
stenstand 2 in der Frontlinie war um drei
Uhr Nachmittags noch von dem Unteroffi
zier der Ncserve . und einem Soldaten
besetzt. Um diese Zeit ruft mir E. durch
das Sprachrohr in den Wachraum- zu:
Rechts uno links von mir schlagen die
Granaten ohne Unterbrechung ein, sie
schießen sich auf meinen Postenstand ein,
ich kann mich nicht mehr lange halten.
Ich melde das telephonisch an den lwerk
kommandantcn weiter. Tann gehe ich
wieder an Sprachrohr und rufe. Da
höre ich, wie wieder eine Granate ein
schlägt und der Postcnstand berstend zu
faminciibricht. Mir sieht das Herz im
Leibe still. S. ist mir w dieser aller
dings kurzen Zeit, aber in einer Zeit und
unter Umständen, bie die Menschen einan
der viel schneller näher bringen, mehr als
ein Kamerad geworben. Eine Zeit lang
halte ich es Im Wachtraum noch aus, dann
bitte ich Feldwebel O. die Wache zu über
nehmen und mit einem Solbaten, der mich
freiwillig begleitet, laufe ich im Sturm
schritt über unsere zusammengeschossenen
Verluste der Japaner. Zwei Seeminen
im Watt sind hochgegangen und haben
verheerend gewirkt.
Acht Uhr Morgens. Besonders unser
Sübwachtraum wird augenblicklich stark
beschossen. Es hält sich hier jetzt die ganze
Besatzung unserer rechten Flanke auf. Die
28-Zentimeter-Granaten fallen fortwäh
rend auf das Betondach unserer Wache,
sodaß der ganze Raum brummt. Wir ha
ben lle Kopsschmerzen. Ein Glück, daß
die Betondecke hält.
Ein Uhr Mittags. Von zehn bis elf
Uhr haben wir heute Vormittag hundert
drei und sechzig Aufschläge an Granaten
auf unsere Wache unb in ihrer
unmittelbarer Nähe gezählt. Unser
Wachtraum war ben ganzen Vormit
tag mit Pikrindünsten angefüllt, die
durch die dünnen Spalten unserer ver
schraubten eisernen Fenster und Thüren
einbringen. Die giftigen Dünste haben
.uns fast erstickt. Seit 12 Uhr hat das
Granatseucr nachgelassen, und wir können
wieder etwas frische Lust schöpfen. Zwi
schcn neun unb zehn lhr heute Bormittag
hatte unser Werk unb das Nachbarwerk
vom Lanbfrontenkommanbeur den Befehl
erhalten, sich aus den Sturm vorzuberei
ten. Es sollten sich feindliche Sturm
kolonnen vor unseren Werken angesammelt
haben. Wir treten an, pflanzen das Sei?
tengcwchr auf, singen unser altes Kampf
lied Es braust ein Ruf wie Donnerhall"
und dann: Wir treten zum Beten", und,
entschlossen erwarten wir den Sturm und
damit die Entscheidung über Leben und
.4.00. Hoch noch immer kommt der Ja
paner nicht.
November. Was hat sich in
benutzten dreimal vierundzwanzig Stun
den alles ereignet! Tsingtau ist in japani
sehen Händen, und doch ist Alles so ganz an
ders geworden. als wir es unsgedachthatten.
Der Angriff der Japaner auf unser
Werk begann am 6. Abends mit Anbruch
der Dunkelheit. Wir hören, wie unter
großem Geschrei unser Haupthindernis
cingerissen wird, mit den Steinen und ber
Erde werden Stege über bas Haupthinber
nis geschüttet. Das Ganze wird durch ein
lebhaftes Artillriefeuer gedeckt. Um elf
Uh? hört das ArtiÄnMu! gk. Wir
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i:i fr'ii'tlteniirj zu bimren, tr. '.-n Per
liik'ü it'ir I'ei dem 7! .1 stürm no t t'itr'.u
2 .'bis. teil den ei sin gr.'s.er 2!,r.l nul
dein '.iit'nMt b!ir,tfluchfii ist.
Inzwischen ist v.'i Lanbskont'nk?!
mandiur der biit.bs Ze.'epkisn (?
loninien, daß Kafernentainpse nicht statt
finden soHnt. Wir verschra'.ib'n unsere
Thüren und Fenfter unb prasselnd, wie
mit der Hand aue-gesireule Erbsen, schla
gen die seinblicken Geschosse gegen bie
Eisenblenden. Wir zerschlagen iekt unlere
Gewehre ans dem Fußboben, die Schlösser
ber Maschinengewehre werfen wir in ben
Al'zngskanal. Tan öffnen wir unsere
Thüren, unb brüllenb kommt bie durch
Sate angefeuerte Meute mit aufgepflanz
tem Bajonett in unsern Naum gestürzt.
Wir zeigen auf den Gewehrtrümmerhaufen
und die Disziplin ist, Gott sei Tank, aus
reichend, um eine Metzele! unter uns, jetzt
Wehrlosen, zu verhüten. Der als einer
ber ersten eingerlrungene Offizier besteigt
ben Gewehrtrümmerhaufen unb sagt in
gutem Deutsch: Meine Herren, Sie haben
sehr tapfer gekämpft, wir führen nicht ge
gen Sie persönlich Krieg sonbern gegen
bas Deutsche Reich!" und dann bietet er
den am nächsten Stehenben Zigarren an.
So rauchen wir benn mit unsern eben noch
erbitterten Feinben die Friedenszigarette".
Nach japanischen Mittheilungen sind
bei dem Kampfe um Tsingtau auf deut
scher Seite 150 Mann gefallen und 700
verwundet worden; gefangen genommen
wurden 3236 Mann, darunter 67 Offi
ziere. Die einzige Fahne, die sich tu
Tsingtau befand, die des Seebataillon?.
ist nicht in die Hände der Japaner gefal
len. die Deutschen haben sie aus geschickte
Weise theilweise gerettet: die Fahne selbst
und die Fahnenstange wurden verbrannt,
bie Fahnenbänber wickelte sich ein Sani
tätssoldat um ben Leib und bie Fahnen
spitze verbarg er unter seinen medizini
schen Gerathen. Die Japaner, die sich in
jeder Weise korrekt benahmen, ließen das
Sanitätskorps frei abziehen, und in
Tientsin übergab der Retter Bänder und
Spitze dem beutschen Regierungsvertreter.
Bei bem Belagerungsheer befanb sich
auch eine Abtheilung Englänber. auf die
die Japaner übrigens recht schlecht zu
sprechen sinb. unb bie sie auch bement
sprechend behandelten. Ein deutschere
chender japanischer Offizier erzählte einem
ber Sanitätssoldaten, die nach Tientsin
zurückgekehrt sinb, daß man die Englän
der zweimal aufgefordert hätte, am
Sturm Theil zu nehmen, baß sie sich aber
geweigert hätten. Die einzigen Ber
luste. bie bie Englänber gehabt haben,
entstanden dadurch, izaß zwei deutsche
Granaten unter den Engländern platzten,
als sie mit Holzholen für die Japaner be
fchäftigt waren; sie mußten also Kuli
dienste für ihre gelben Verbündeten
verrichten. Sie wollten auch nach dem
Falle Tsingtaus als erste einziehen, dies
wurde ihnen aber von ihren Verbündeten
untersagt; sie durften sich nur ganz am
Ende der Marschkolonne, von Japanern
wie. Gefangene rings umgeben, anschlie
ßen. und als sie durch die Straßen zogen,
brehtcn sich die Deutschen und und zisch
ten, was sie bei den Japanern nickt ge
than hatten. Um sich dafür zu rächen.
bat ber englische General, man möchte
ihm bie Hälfte der Gefangenen für Hong
kong geben. Dies wurde ihm aber ab'
geschlagen. Die Japaner sagten ganz
richtig: Ihr habt nicht mitgekämpft, also
bekommt Ihr auch nichts! Siebzig Ja
paner und ein Offizier wurden wegen
Plündern erschossen. Die englischen und
indischen Soldateu. die am meisten pllln
bcrten, wurden von ihren Offizieren in
bieser Beschäftigung nicht gestört) man
entwaffnete aber sämmtliche englischen
Truppen. Dann haben sich bie letzteren
ohne Sang und Klang nach Indien ein
geschifft.
Und ber Eindruck, ben Tsingtaus Fall
im Volke beS Ostens gemacht hat? Ein
stadtbekannter Chinese in Shanghai, der
allgemein bei den Europäern als Schnei
der Müller" bekannt war, meinte:
.Ich denken, Deutscher Kaiser jetzt -Deutschland
viele große Dinge denken,
Tsingtau kleine Sache, Tsingtau jetzt
Nicht denken, nachher ' große Sachen
Deutschland fertig, Deutfche Kaiser Tsing .
lau denken, deutsche Soldaten wieder kom- '
men Tsingtau." , ,
Htjnrtch R, inhold Hirsch. -