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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Jan. 30, 1915)
Tgl!cht Omsh Tribüne Piiff, 'I.h.Irr" In hr f t"i;w:(H ibl wtirt cm UlinT'.tm im ,',!t-,:itt ,, iiyi!lrii!jiBHiank.'ut lit i'lirnin! uit l'iiif .'l.uf-f III H'''tllii Ujiliti, gcbril lull Ij.uMW CüSltlt (ulcDti, WeihiachtZabend im Feld. 00 2lctft tonn Feind! Tu rnüf;t Ti: da bet nicht sehr g,fährlich unk onfr'f.nil) beu fen. Dank dkm iBiinbftbarcn Weist, bet l wusstet atmet herrscht, haben Wir un tf' mit t:t Lazc ak'g'funden und feiern Wechimdj'.en, so gt e eben gcht. Ur s'küüstlich sollte l I eine richtige Wcih na '.)ijViet in ?. geben, mit Ansprachen, W.'chnachtitiefcan, Besiliectung üt Lie t-ttibti, Speisung bct Mannschaften ;mP Vvnm gemüthlichem Csfen bt Ossi Nun sinb Mit säst 14 Tage von 2. jori, und ba bat sich alles geändert. Eigentlich sollte bis Batterie heute Ruhe , lzadsn und ivlt weißten Heiligabend eUva y fünf Kilometer hinter bei Front in einem 1 Keinen fltug feiern. Man soll sich bot im Krieg nie ttioöl fest vornehmen, dcnn t kommt irnrnci onberS. Tie Batterie muhte nach dorn, ein Zug hierhin, bet anbete dorthiir, und unsere im Auto Vor t i. . - 1 1. .in... ( i : . t . i x. ... f : . . j.. wiuns!taiai.tn iia'un innen lt;il hinter bet Front ur.b Watten auf ihre glücklichen Empfanget. Ich liege mit rnei nni Zuge dicht an bet Chaussee, am Wal bteraitb, um mit meinen beiden S'Zeni! meietf Jlauonen die Russen otjumebten, , fall sie sich überhaupt vertrauen sollten. Unsere Posten haben nämlich auf folgende Art versucht, sich einen ruhigen heiligt Abend" zu verschaffen: sie haben an einem Punkt, an dem die feinblichen Patrouillen dorü'xrlommen. vorgestern und gestern Nacht einen Korb niedergelegt mit Brod, Aepfeln, einer Flasche Rum und Aigeiret ten. Am Kord war ein Zettel befestigt, auf dem in nissiger und deutscher Sprache geschrieben stand: ,TaZ könnt Jhjjeden Tag bekommen, wenn Jtfr uns äveihnachten zufrieden läßt. Stvrt Ihr uns aber unser- Fest, bann lassen wit ?uch an Eurem Weihnachten auch nicht zufrie den." Wir haben gestern schon eine kleine Weihnachlvorseier akgehalien, indem wit eine angeblich durch einen Cchravnellschusz leicht verwundete" Gans verspeisten und dazu einer Pulle Sclt und einigen Fla schen Nothspohn den JrnU brachen. Es ist ganz merkwürdig, wieviel leicht per wundete" Hühner, Enten und Gänse man in den Kochgeschirren der Jäger uns Infanteristen trifft; herumlaufen hab? ich solch Geflügel noch nicht gesehen. Heute fiijc ich nun wit mehreren Herren in einem kiingermaßen gemüthlichen Zimmerchen unterm brennenden WeibnacriHbaum; ne benan im Telephonzimmer singen einige Mannschaften Weihnacktslieder, selbst in den vor uns liegenden (fyf)ö?tcn, die von unseren Feldwachen beetzi sind, brennen die Weihnacbtsbüumchen; die Leute be kommet ihr Glas Punsch, Aexsel. Nüsse und Pfefferkuchen; 300 'Meier davor zie hen die russischen Patrouillen einher und merken nicht davon, dcnn die Fenster zum Feinde hin sind wohlweislich abze blendet. Wir hatten in der Gegend jen f feitä der M. verschiedene kleine Gefechte , mit den Nüssen, die immer wieder der--suchen, dkk Grenze zu überschreiten. Eine Expedition unternahmen wit sogar zu Wasser und zu Lande zusammen mit der sogenannten Ofiflotille des Freiwilligen MolorboolforM, was riesig interessant war. Tie Besitzer der Boote waren übn gen meistens sehr nette Hamburger Her ren, mit denen wir einige chigenehme Tage verlebten - Der Chef der Flottille ist ein Graf v. P., ein fideler Herr, der Mittags beim offiziellen Essen recht nette Gcschich ien und Anekdoten zu erzählen wußte. Wir verlebten da einige sehr angenehme Tage in T., die Mannschaften waren in der Kaserne, Offiziere und Offizierstell Vertreter im Bahnhossbotel untergebracht. Tie Herrlichkeit dauerte nicht lange, da der Feind mit starken Kräften den kleinen i'jrenzflusz Eescrina bei Laugszargen überschritten hatte. Die gesammte Gar nison von T. mußte ausrücken einschlief; lieb eines mit Maschinengewehren und In sanierte besetzten Panzerziiges. Leider ge lang cs uns nicht, die Nüssen, die wohl ein: Division stark waren, herauszuwer fen, und so gingen wir in eine Ausnahme- Stellung zurück, ohne daß der Feind 'folgen wagte. Diese Stellung behielten wir vier Tage inne, ohne einen Schuß ab zugeben, mußten diese aber räumen, als der Feind weitere Verstärkungen heranzog. Wir gingen mit unseren Hauptkräften über die M. zurück und bezogen eine 'starke Stellung östlich und westlich T. Unsere Aufgabe hatte darin bestanden, wichtige Brücken zu halten, und bisher ist uns dies . auch gelungen. Der Batterie wutde eine Stellung auf dem Schloßberg angewiesen, die wir stark ausbauten. Am 1,?. d. M. früh wurden wir nach hier in Marsch gefetzt, um der 3. Bri gade der 1. Korpksdivision etwas zu hel fen. Bis zum 17. lagen wir in Bereit schaft, ohne ins Gefecht zu kommen, am 18. wurden wir gegen den rechten feind lichen Flügel angesetzt. Wir buddelten unsere Kanonen am Waldrand ein , und beschossen mit gutem Erfolg vorgehende feindliche Schützenlinien. Wir selbst wur den von der russischen Artillerie ziemlich listig beschossen, doch wurden nur drei Mann leicht verwundet. Da wir die ruf- iiise Attiuerie nirvk enlvecien konnten, rill 'it,mit einem Meldereiter nach einem un ' aefähr 1500 Meter vor uns liegenden Ge Höft, von wo es mir gelang, die Stellung . des Feindes zn entdecken, so das; wir ihn r Vtirffrtrn mtfpr ,'iit'V tipftmcn fnmifim )s)ß ich Abends zur Batterie zurückkam, erhielt ich von meinem Ches ein bicles Loo und ,infn rttiftnnhinpn (Z.&ttutf Wiim fy.pv nchfie Tag. der 19. Dezember,, war ein ,,!iag für mich. Wir standen früh Zlir Bereitfchaftsstellung zur Verfügung der Vrigade. Da kam mein Batteriechef zu ir.',r und überreichte , mir das. Eiserne Kreuz. Meine Freude kannst Du Dir denken. Gebe Gott, daß der Wunsch mei ncs Chefs und der Zlameraden, daß ich das Kreuz rech! lange in Gesundheit tra j gen möge, in ütuiuinfl geye. s ii min I lerwcile der erste Weihnachtstag herange krochen. Wir liegen hicr und warten aus Nujsen . . , ' . Weiljmchlen vor dem B!it Weihnachtb floNrn beim Kronprin, ze. Erlebnisse de Obermeisters det Verliner Väckcrinnung. ' Die Mitglieder der Berliner Vaeketin niing hatten, wie erinnerlich, für die trn Felde flehenden Soldaten viele Taufende von Weihiiachlestoklei, gestiftet, die inzwi fchiii mit der EiuUhü iwch Ost uud West besordert worden sind. Aberdem hatten die Berliner Hofbäikermeister eine besondere Sendung von Weihnachtestollen zusammengestellt, die für den jlronprinzen unb feine Hofhaltung bestimmt war. Diese Sendung , die in sechs großen Narben verstaut war, wurde unter Leitung des Obermeisters Fritz Schmidt von der Ber liner Aäekerinnung dem Kronprinzen per liinlich Uderbrachl. Der Obermeister ist inzwischen aus dem Hauptquartier des Kronprinzen zurückgekehrt und hat seine Eindrücke wie folgt geschildert: Wir fuhren zunächst mit der Bahn nach M. und von dort nach dem kleinen Stüdt chen S., von wo wir im Automobil ob geholt wurden. Quartier fanden mit bei inet schlichten ftanzösischcn Bürgersfrau. Sie sorgte für uns in der zuvorkommend sten Weife und sprach auch einige Brocken Deutsch, die sie sich aus einem deutsche Lehrbuche angeeignet hatte. Auch ihr zehn jähriges Sohnchen plapperte einige Worte Deutsch. Im übrigen herrschte in dem Sludtchen ein recht friedliches Leben, und mark gewann durchaus nicht den Eindruck, als fei man in Feindesland. In der ka tholischen Kirche sahen wir zwischen den Einheimischen unsere Soldaten, die der Andacht eifrig zuhörten. Viele Geschäfts lüden und Restaurants sind langst wieder geöffnet, siehe aber unter deutscher Auf sicht und können sich ganz gewiß nicht über schlechten Geschäftsgang beklagen. Schon am Tage nach der Ankunft wurde ich vom Kronprinzen empfangen. Ich begab mich nach einem großen Zimmer, wo ich meine 120 Stollen aus einem langen, weißge deckten Tisch ausbaute. Kaum war das geschehen, als der Krön Prinz ohne jede Begleitung hercintrat. Er sah außerordentlich frisch und gesund auS. Ich überbrachte die Grüße der Berliner Bäckermeister und gab meiner Freude Ausdruck, daß der 5ironprinz das Ge schenk angenommen habe. Ich erzählte auch, daß die Berliner Bäckerinnung für das Heer noch drei große Eisenbahnwag gons Stollen gestiftet habe. Der Krön Prinz erwiderte, daß er barüber sehr wohl unterrichtet sei, denn gestern fei bereits der für feine Armee bestimmte Waggon an Ort und Stelle wohlbehalten eingetroffen. Ich freue mich besonders," fuhr der Kronprinz fort, .daß auch die Ostarmee mit einem Waggon Stollen bedacht wor den ist, denn wir bekommen ja sowiclo schon reichlich Liebesgaben. Sehr hübsch ist es auch von den Berliner Schlächter meistern, daß sie lins so viel mit Wurst Waaren versorgt haben." Herr Schmidt erzählte dann dem Kronprinzen, daß in Berlin Frauen und Mädchen an der Her stellung von Liebesgaben so hervorragend betheiligk-feien. Tann kam das Gespräch auf den Krieg, uird als der Obermeister aus die Verluste einzelner Regimenter hin wies, sagte d?tf Kronprinz: Ich weiß e! schon. Einzelne haben viel gelitten. Aber es hilft nichts,, wir müssen durch!" Tann besichtigte der Kronprinz die zahlreichen Stollen und sagte: Ob wir uns da nicht den Magen verderben wer den?" Der Obermeister versicherte, daß die Stollen aus so gutem Material ge backen seien, daß irgendwelche Besorgnisse unbegründet seien. Darauf verabschiedete sich der Kronprinz mit den Worten: Grüßen Sie mir bitte alle Berliner recht herzlich." ?!och am selben Tage trat Herr Schmidt eine Fahrt nach Belgien an, auf der er interessante Eindrücke gewann. So hat er festg-stellt, daß überall wo in Frankreich wo Schlachten getobt haben und die Iran zosen zurückgewichen sind, die Getreidegar den theilweise noch aus den Feldern unein geerntet liegen. Ferner hat er gesehen, daß in einigen Gegenden der Haser noch aus den Halmen stand. Besonders' ist es ihm aber ausgefallen, daß die Felder un bestellt geblieben sind. Es ist kein Herbst getreide g.'sät worden. Dagegen grünt in dem unter deutscher Verwaltung stehenden Belgien bereits der Winterroggen. Die deutsche Verwaltung hat die Bevölkerung streng angewiesen, die Felder zu bestellen und alle Vorarbeiten für nächstes Früh jähr zu erledigen, so daß in Belgien eine reiche Ernte zu erwarten ist. Die Bevöl kerung unterzieht sich der Arbeit ohne je den Widerstand. Zum Schluß wies der Obermeister noch darauf hin, daß in Frankreich sehr große Herden von Bieh von ihren Besitzern im Stich gelassen wor den sind und jetzt unter deutscher Beaus sichtigung aus die Weiden getrieben wer den. Das Vieh reicht nach Ansicht des Obermeisters noch auf Monate für die Versorgung der deutschen Truppen. Stille Reicht, heilige Nncht " Jeder bekam zu Weihnachten etwas, da für hatte unser Herr Hauptmann, oder vielmehr seine Frau Gemahlin gesorgt. Die ganze Batterie war in der niedrigen, großen Bauernstube angetreten und hun dert Augenpaare blickten auf den kleinen, kleinen. Weihnachtsbaum, der auf dem Tischchen stand. Für den einen hatte das Christkind eine Tabakspfeife, für einen andern ein Tagebuch, Hemd, Knie, Puls oder Brustwärmer geschickt. Jeder bekam etwas. Frau Hauptmann war ein rllh render Weihnachtsengel gewesen. Die Verkeilung hatte unser Haupt mann selbst vorgenommen. ,1lnd danach war es plötzlich ganz still geworden. Die hundert Soldatengesichter sahen mcrkwür big ernst aus. Da sagte der Hauptmann leise: .Nun. Kinder, singt ein Wcihnachislied!" Und ganz sacht fing einer an: O du fröhliche, o du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit" und hundert Stimmen fielen ein, daß der Bauer ganz erschrocken hereinguckte. .Welt ward verloren Christ ward geboren " Aeittde. EI klang merkwürdig Weiser und ge quelscht. da Lied, und als ei zu Ende gesungen war, sprach keiner wieder ein Wort, bis es irgendwo wieder zu f immen anfing: .Stelle Nacht, heilige Rächt." Wir haben die Lied nicht zu Ende ge bracht. L!ek ginge hinaus, viele der steckten ihr Gesicht hinter ihre hatten, braunen Hände, was wirklich etwas unrni liluufch weit. Alte tt üuerwaiiigt einen. Wit haben im Feuer gelegen, hallen schon mit ollem abg-filossen, vor zwei Wochen, ? sie unsere Batterie enl deckt halten. Riemand hatte damals ge zittert. Heute aber , überall in Teutsch land brannten hute Lichtet an einem Tannenbauin, übctall bei wissen wir, aus jedem Gotteshaus, aus jeder Hütte steigen Gebete für unseren Sieg, für un sere glückliche Rückkehr zum lieben Gott empor. Teshlilb schämten wir ml uch gar nicht, daß uns die Thränen kamen, denn soviel Liebe sorgt sich für un in der Hei math. und wir sind ganz hilflos ihren fortwährenden Beweisen g-genüber. Es ist doch unsere Pflicht, die wir tbun. und soviel Hingabe verdienen wir also gar nicht. Die Lichter waren auSgegana.cn an dem kleinen Weihnachtsbaum. .Geht in Eure Quartiere, Kinder," sagte der Herr Hauptmonn, meine Frau läßt Euch ollen Fröhlich: Weihnachten" wünsckien". Ich schreibe Ihnen, ohne mich zu schämen, daß am W.1hnach!abend 1014 in einem gottverlassenen Winkel Westslanderns eine ganze Batterie vom Hauptmann bis zum jüngsten Kanonier unter dem Christbaum richtig geflennt hat. Deutsck'lar,dS Frauen können auf diese Thränen stolz fein. Aus dem Nntcrfccbvot am Wcihnnchlö ' abend. Ein Monat, der zur Besatzung eines der kühnen deutschen Un!erscebooe gehört, giebt der Weserzeitung folgende stimmungsvolle Schilderung: Räch ein paar . Tagen der Ruhe, während deren die U-Boote miedet in Stand gesetzt und zu neuen Unlerneh mungen klar gemacht worden waren, geht die U-Bootöflottille am Abend des 23. Dezember wieder in See. In.langer Kiel linie fahren die Boote, nachdem sie die Schleuse passirt haben, die Jade hinab. Alle Luken der Boote sind lusldicht ver schlössen. Auf dem Thurm stht der Kom Mandant mit feinern Stab: Wachoffizier. Signalmaat und Rudergänger. Im ge schlossenen Leib des Bootes entkattet sich eine emsige 'Thätigkeit-, jcd.'r befindet sich auf seiner Station, während die Motoren surrend die Schraubenslügel drehen, einen Lärm verursachend, der sogar das harte Schlagen der an der Bordwand sich bre chenden Seen übertönt. Der Mannschaft legt sich die durch Oel-, Theer und hun derterlei andere Gerüche geschwängert Luft schwer aus die Lungen. Durch da gefahrvolle Fahrwasser sich einen Weg suchend, passiren die Boote Helgoland und fahren nun getrenikt, jedes seinen vorge schrie denen Kurs einhaltend. Die Agen der auf der Brücke Stehenden, durch die scharfe Luft und die salzigen Spritzer g reihet, find bemüht, die Dunkelheit p durchdringen. Jeder klammert sich an die niedere Reeling, um nicht von einer der Sturzseen hinabgerissen zu werden, die sich wüthend auf das platte, linolenmbe legte Deck stürzen und die Absicht kund geben, den ihr scheinbar im Wege stehen den 'Thurm mit den darauf befindlichen Menschen herabzureißcn. Hochauf spritzt der Gischt gleich einer weißen Wolke über Deck und überschüttet die Mannschaft, den entblößten Körpcrtheilen einen nicht gcrin gen stechenden Schmerz verursachend. Mittlerweile weicht die Nacht, dem däm mernden Morgen, und als die Boote auf der Höhe der Dogger-Bank" ankommen, hat die liebe Sonne, deren Strahlen we nig Wärme entwickelt, längst ihren Tages lauf begonnen. Die Schisssleitung hat sich, da die Boote sich jetzt in feindlichem Wasser bewegen, ins Innere des Thurmes zurückgezogen, da die Borsicht es erheischt, unter Wasser mit ausgebrachtem Periskop zu fahren. Während der langen Fahrt war trotz größter Aufmerksamkeit kein feindliches Schiff in Sicht gekommen, und die Sonne verschwindet nun wieder hinter den westlichen Wellenbergen. Leichte Ne belschmaden senken sich, mit zunehmender Dunkelheit immer dichter werdend, auf die Wasserfläche herab, die sich im Schutz der englischen Küste beruhigt hat. Unser Boot gleitet, mir einige Meter getaucht, mit langsamer Fahrt durch das Wasser. Der Kommandant, auf die Platte sehend, die ihm das vor dem Boot befindliche Seefeld mittest des Periskops wiederfpie gelt, sieht in der Heimath, zurück nach Frau und Kindern; er sieht seine Lieben um den lichterglänzende Weihnachtsbaum versammelt, strahlenden Auges blicken die Kleinen in den Lichterglanz der Kerzen. Und siehe das oberste Licht überstrahlt alle die andern, cs nimmt eine grüne und eine rothe Färbung an, wird immer größer, und was war da? Ein schril ler Ton durcheilt jäh die Räume des Boo tes; Kommandorufe ' erschallen. Die Mannschaften, die an ihren Stationen theilweise auch ihren Gedanken nachgehan gen hatten, wurden durch den Klang der Alarmglocke unsanft In die rauhe Wirk lichkeit gerissen und führen nun mit größ ter Schnelligkeit die ertheilten Befehle aus. Die- Motore arbeiten heftig und die Schrliuenflügcl drehen sich in rasender Ge schwindigkeit, während die Bertikalruder sich scharf nach unten legen. Bange Mi nuten folgen. Der Tiefanzeiger zeigt, dem Beobachter viel zu langsam, ein Me ter nach dem andern an, und erleichtert athmet jeder aus, als 20 Meter Tiefe er reicht sind, und somit die Gefahr, in der daS Boot soeben geschwebt, vorüber ist. Was war geschehen? Das rothe und grüne Licht kündete daS Herannahen eines feindlichen Panzers, der den Kurs des U Bootes kreuzte und sich mit großer Schnel ligkeit dem Boote .näherte. Dieses wäre iiberrannt worden, wenn der Komman dant nicht noch rechtzeitig die Gefahr er kannt und Boot und Mannschaft vor dem UnieraLNg bewahrt hätte. Die Krieg Weihnacht de Z.ihrej 101t wird unvergessen bleiben. Räch Dirk Villen Jahren, ejin von Denen, die jetzt Im Felde stehen, Keiner mehr am Leben sein wird, werden die, denn ouigest reckte Händchen fieute den glitzernden Fl.lt'r am unletsten Kranz der Zweige de Christ bäum nicht zu erreichen vermögen, so felir sie sich auch recken und strecken, er zähle von jenem seltsamen, alsonder lichen Weihnachten, da nicht fröhlich und nicht selig war. wie sonst. Bon einem Chtistsist. an dem kl Millionen und M,!Z lionen von Miitletn und BiÜern, Brüdern und Schwestern tnfi und bang war ums Herz und die Weihnackitsfreubc nicht laut werben konnte wie sonst, im aufjauchzen ben Jubel. Trauer war in taufend und taufend Häusern, wo sie um ihr Liebstes iixintcn. Bon einem Weif)al!m we den Biete erzählen, an dem der Batcr fort war .im Krieg" und deöliilb der Gaben tisch um so viel befibeidenei icar, als sonst. Bon einem Christfest, an dem die Frie densbotstkist des Evangeliums verhallte im Tonnet der Kanonen, im Prasseln des Gewehrfnier. im Schritt und Tritt fchwe rer. eisenbeschlogener Schuhe in Straße und Gasse und das JriedenZgeläuf der Weihnachtsglocken übertönt wurde voai Knall der Bomben, vom Gewinsel und Ge heul der Sbrapnells und dem Schmer iens geftöhn der Verwundeten draußen aus dem Felde und in den Lazaretten und Spiti lern. Von einem Weihnachten werden lie aufhorchenden Enkelkindern erzählen, an dem ein wilder Sturm des Krieges über die Länd:r dahinbraufte und bie himrn lischen Heerscharen träumenden Kindern mit Schwertern statt Palmen in den Hän den erschienen. Weihnachten war in der Hcimath des Christfestes nicht so wie sonst. Ist wohl nirgends auf dem Erdenrund anders ge wcfen. Es hatte ein fremd' Gesicht, auf dem eS lag wie erhabene Trauer, ein glänz des bitteren, grimmigen Ernstes einer harte, schweren Zeit. Aber wenn sich auch nach außen hin die Chrifleesreude nicht so offenbarte, wie in Friedens ;eitei? an innerer Stimmung, innerer Weihe ist das heurige Weihnacküen vielleicht rcick'er gewesen, als irgend eines. Villionen hat der Krieg umgewandelt; ihre Herzen durchströmen heute höhere, grösre, hei ligere Empfindungen, als fernst im All tage des Friedens. Mußte sich auch, noth gedrungen, die Gebesähigkeit bei Hundert taufenden und Millionen in enacrem Rah men halten, die Gekfreudigleit war nicht minder groß, denn je. ' So Mancher hat dieses Jahr zu Weihnachten Menschen be glückt, die er früher zum Feste nie de dacht. Für die, die heute draußen stehen auf schneebedeckter Steppe, im nassen Schützeiigraben, die in Frankreichs Wäl der in Höhlen hausen und hinter zerschösse ncm Gemäuer auf der Lauer liegen, hat ten sich seit Woeben Millionen fleißiger Hände geregt, Hände, die das Arbeiten längst verlernt hatten. Im Liebesmerk haben sie es wieder gelernt, denn der erste Wcihnachtsgedanke in" jedem deutschen Herzen galt den Kriegern. Denen, die aus dem Kreise der eigenen Familie, der eigenen Bekannten kamen, wie jenen An deren, die man nur aus Vaters und Bru ders und Sohnes Feldpostbriefen alS wcckcrc Mitkämpfer kennt, die neben Va tcr und Bruder und Sohn im Graben liegen oder in der Höhle und lauern und frieren und ausharren, feit Monden und Monden. Eine Riesenfluth gütiger Ga ben hat sich über sie ergossen. Aus allen Gauen Deutschlands sind Eiscnbahnzüge lünausgceilt, nach allen Richtungen, schwer beladen mit Liebesgaben. Und weil so viel, so unendlich viel hinausging, drum hat daheim diesmal ein Gabentisch kleineren Umfangs ausgereicht. Wie ja so Vieles, was man zu anderen Zeiten als ungenügend ansehen würde, jetzt auS reichen muß, damit Deutschland durchhal ten kann, wie lange der !krieg auch dauern möge. Kriegs-Weihnachten! Innerlicher als sonst war die Feier. Inbrünstiger als sonst hat in den Kirchen beim Weihnachts gotkesdienst das Elne sei Gott in der Höh'" geklungen. Denn dem deutschen Schwert ist Sieg verliehen. Lüttich, Na mur, Maubeiige, Antwerpen! Dem deut fckcn Volke sind Heerführer erstanden, wie sie genialer und erfolgreicher die Weltge schichte nicht gesehen. Muthige Männer, die auf dem Lande, in der Luft, auf den Meeren und unter der Meere wogenden Oberflächen ihr Leben einzusetzen bereit sind, haben sich zu Millionen herange drängt, dein Vatcrlande zu dienen. Deutschlands Flagge hat überall mit Eh ten bestanden. Den deutschen Krieger be- Wcihnnchtöbefuch österreichischer Flie ger in Przcmysl. Wie die Krakauer ' Nowa Nesorma" berichtet, sind bei Krakau am WeihnachtS abend über d': ruisisch" PsS.ionüi z vei österreichische Flieger, von den feindlichen Geschossen verfolgt, aufgestiegen und nach Ij Stunden in der eingeschlossenen Fe stung Przemysl glücklich gelandet. Sie sind dann am zweiten Weihnachtsfeiertage unter Mitnahme mehrerer taufend ükieft nach Kraka zurückgekehrt. Die Rückfahrt dauerte drei Stunden. Wie vortrefflich die Stimmung in Przemysl ist, beweift der Umstand, daß dort start besuchte Kon zerte stattfinden, an denen als mitwir kende Kräfte sich sowohl Militär als auch Zivilmusiker betheiligen.. Nach den Mit theilungen der kühnen Flieger haben die Aelagerungs- und BesatzungStruppen mit einander Weihnachtsgrüße ausgetauscht. Während der Feiertage wurde Przemhsl von den Russen nicht beschossen, und auch die Festungsgarnifon machte keine Aus, fälle. Wie hierzu gemeldet wird, hat eine russische Batterie an die Festung PrzcmyZl folgende Wcihnachtswünsche übermittelt: .Wir wünschen Ihnen und all den tapse ren Vertheidigern ber Festung von ganzem Herzen ein ruhiges und fröhlirches Weih nachtsfest, Freude und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Gott gebe die Erfüllung aller Ihrer Wünsche!" Weiljnacsjleil in Merlin. von Arthur G. Abrecht. seelt da sclsenfcfte Vertrauen, daß d Sache, für die er zn kämpfen, zu sterben bereit, eine aerrchte Sache ist. daß sein Autt,r!I un Autharren draußen in den Ärgniinen und an der Aitne. droben im iif'eeslnti'si Fland-rn, driib'N auf P. lent fisisjeii Feldern und an Ostpreußen! bedrohter Grenze zum guten nbe führe muß, Drum klane, e am Christabend au D?m und Torstirche laut und stark: .Ehre (ei Gott in der Höh". Und au manchem deulfchen Herzen hat sich am Hei ligm Abend ein Gelobni emporgerungen zum woltenverlzangenen Himmel, das Ge löbnis, aujzuhsrre, bi der Friede auf Erden", den Alle herbeisehnen, ein Friede im Sinne Deutschlands und seiner gerech ten Sache sein möge und nicht ein Friebe, wie ihn die Feinde Germaniens diktiren möchten. Am Rachmithg vor dem heiligen Abend goß es in Strömen. Mit dein Dunkel werden wandelte sich der Regen i nassen, schweren Schnee. Er maelite gewaltige Anstrengungen, uns eine weiße Weihnacht zu bescheren, ober es kam innerhalb der Stadt nicht viel mehr dabei heraus, als ein breiiger Metfch, ein nasser, grauer Mischmasch, in dem jede Tchuhsoble einen Eindruck hinterließ, der sich gleich mH einer trüben Brühe füllte und jede Wa genspur ein rinnendes Bächlein wurde. Tie Straßenverkäuscr, die aM Morgen voller Hoffnung aus den letzten Geschäft tag sich überall aufgepflanzt, hatien zu meist schon am Nachmittage das Geschäft ausgegeben und waren dem Rieselregen ge wichen. Nur die ganz dauerhaften, die Wasserdichten" hielten aus. Halb Ber lin batte am heiligen Abend noch keinen Christbaum, und Tausende liefen im Schneetreiben wie besessen umher . oder fuhren im Auto von Markt zu Markt, um für irgend einen Preis ein Bäumchen oder doch wenigstens ein paar Tannenzweige aufzutreiben. Tausende Familien muß ten heuer auf den Baum ganz und gar verzichten. Man hatte offenbar auf eine wesentlich geringere Nachfrage gerechnet als thatsächlich vorhanden war, vielleicht auch hatte es draußen in den Wäldern an Arbeitökräfttn gefehlt, um die Bäume hereinzuholen, und in den letzten Tagen vor dem Feste stellte sich in Berlin ein sol ckicr Mangel an Christbäumen heraus, daß Tausende um Taufende froh waren, wenn sie wenicslens ein paar Zweige erhäschen konnten. Auf den Märkten zersägte man große und mittelgroße Bäume in drei Theile, und wer so glücklich war. einen der beiben unteren Tbeile zu erbalten, zahlte da für zwölf und fünfzehn Mark, die Krone wurde mit zwanzig Mark bezahlt, und dem Besitzer wurde fast immer von einem we Niger Glllcküen ein noch höheres Angebot gemacht. Kleine Bäume, für die man sonst eine M"rf bezahlte, kosteteten zehn Mark. Tie Leute waren froh, überhaupr irgend etwas zu erhalten. An Unzelnen Stellen, so auf dem Eugrosmarkte auf dem.Tempelhofer Felde und am Lehrtet Bahnhofe, gab es förmliche Kämpfe um Tannen, Auf dem .Kllstriner Platz wnr den einige Händler, die mit ihren Preisen iia? in azwinoeiijoiien verwiegen qauen von dem Publikum einfach verprügelt, und dann nahm man den Geschlagenen auch noch die B'nime weg, ohne dafür zu zah len. Auf dem Lehrter Bahnhofe fei eine ganze Zugladung Bäume angekommen, verbreitete sich das Gerücht ein paar Tage vor dem heiligen Abend, und halb Berlin machle sich auf den Weg dorthin und war tete und wartete. Aber von der grünen Ladung war nichts zu sehen es war ein blinder Alarm" .gewesen, und ent täuscht zog die Menge ab. Wer irgendwo draußen aus dem Lande einen Bekannten hatte, der ließ sich in letzter Stunde noch einen Baum senden, und in so mancher Familie ist das immergrüne Wahrzeichen des Christfestes erst am Morgen des Weih nachtstages eingetroffen. Der sing an, wie der heilige Abend ge endet. Trüb und regnerisch. Ein dicker gelber Nebel hing in den Straßen. Man konnte die obersten Stockwerke der Häuser in der inneren Stadt nicht sehen, so un sichtig war's. Am Abend fing es wieder an zu schneien und bereitete den Groß stadtkindcm zum nächsten Morgen eine rechte WeihnacktLfreude. Flugs war das junge Volk mit Schlitten und Schnee schuhen be! der Hand. Auf hügeligen Baustellen fand man sich zu Hunderten zusammen und ward nicht müde, die leichte Anhöhe hinaus zu klettern, um eine sröh liche Rutschpartie hinab in die Tiefe zn machen. Immer und immer wieder, als gelte es, ein ganz bestimmtes Pensum zu erledigen. Draußen im Snrnewald und in den anderen Billen-Kolonien hörte man zum ersten Male in diesem Winter den Klang der Cchlittenglocken. Gar am Sonntag nach dem Feste, um dritten Feiertag, der hell und klar anbrach, mit festgesrorenem Schnee, dieweil's in der Nacht vom Samstag bitter kalt gewesen war. Da war ganz Berlin auf den Bei nen, die Straßenbahn nach den Vorstädten waren überfüllt, und Tausende um Tau sende lustwandelten auf den verschneiten Waldwegen bei Paulsborn und am Forst Hause Hundekehle. Die Herrlichkeit dauerte allerdings nur einen Tag, am Montag wusch der Regen, der seither keinen Tag ausgeblieben ist, die weiße Decke wieder weg. Ueber das Weihnachtsgeschäft hat man wenig Klagen vernommen., ES war wohl in vielen Zweigen nicht, was es zu Fric denszciten gewesen wäre, andererseits aber stieg ber Umsatz in gerade den Sachen, die der Soldat im Felde brauchen kann, ganz erheblich. Die wenigen Geschäftsleute, die ich zu befragen Gelegenheit hatte, erklär ten ohne Ausnahme, es sei besser gelvcscn, als sie erwartet hatten. Auch der Weih nachtsverkehr entsprach, unter Berllcksich tigung der Zeitumstände, den Erwartun gen, wenn schon er unter dem schlechten Wetter der beiden ersten Feiertage zu lei den hatte. Dazu kommen bei den Stra ßenbahnen, bei Hoch- und Tiesbahnen die große Anzahl der Freifuhrten für Mili tärpersonen und Verwundete. Ich will nicht mit diele Ziffern und Zahlen auf warten, abtx daß auch um die Weihnachts zeit de Kriegkjzhres 1014 Berlin nicht auSgestorden war, das geht daraus her vor, daß bei der Hochbahn die Abnahme am H'ilizik'end ud während d?r drei Feiertage nur ein Biertel war gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres, nämlich 7.V),(W0 Jalirgäs'e. gegen 1,028.000 im Borjahre. Die Omnibus.icsellfchast bcsör derte am Heiligabend, ersten und zweiten Feiertai insgesammt KJ0.000 zahlende Fahrgäste, gegen l.lM.'.OOO an den Tagen 1 01.3. Hierzu sollte etwa ein Zehntel aus die freien Fahrten der Militärpersonen gerechnet werden, fodaß Insgesammt et,?a OilO.OOO Personen befördert wurden. Auch ist im Vergleich mit dem Vorjahr zu be rücksichtigen, daß große Betriebseinschrän kungen stattfanden. Im vorige Jahre fuhren in Groß. Berlin am Heiligabend 400 und an den beiden ersten Feiertagen IN Pfcrdeornnibusse, in biefen KrieaZ Weihnachten nur 310 und 200; Autobusse waren im Vorjahr am Heiligabend 240, an den beiden Feiertagen 200 im Betrieb, in diesem Jahre nur l)0 und 83. Die an deren find draußen im Felde zu Tu tzenden habe ich sie unweit Reim? in den gigantischen Remisen der Auto-Zentrale der von Heeringen schen Armee sieben sehen. Diese paar Ziffern dürften sich recht armselig ausnehmen gegen den Ver kehr in Groß New ?)ork um die Weih nachtszeit, aber dabei ist auch noch zu be denken, daß dank des vernünftigen Auto droschkentarifs hier auch der weniger Ve giitcrtc sich ab und zu, wenn er's eilig hat, ein Auto leisten kann, etwas, was drll ben schon zum dem gewöhnlichen Geldbcu tel unerreichbaren Lurjis gehört. Die Verinnerlichung der Weihnacht seiet machte sich auch in den Berliner The atern bemerkbar", die Hoffnung der Direk torcn auf volle Häuser hat sich nicht recht erfüllt, so gewaltige Anstrengungen die Herren Bühnenleiter auch machten. Vor ein paar Tagen fand ich Abends beim Nachhauftkommen in meiner Wohnung zwei Briefe. Trianon-Theater stand auf dem Umschlag und Eine wichtige Mitthei lung für Sie." Und der Inhalt? Er spricht so beredt für die Zeitverhältnisse an vielen unserer Bühnen, daß ich mir nicht versagen kann, ihn wiederzugeben: Ew. Hochwohlgeboren! Um Ihnen und Ihren werthen Freunden und Bekannten auch in dieser schweren Zeit Gelegenheil zu geben, das im Tridnon-Theatcr ougcn blicklich stattfindende Gastspiel von Alwin Neuß in dem Sensationsstück Selbst ge lichtet", welches bereits am Sonnabend, den 1!). Dezember 1914. seine 25. Aus führung feiert, zu besuchen, erlauben wir uns, Ihnen einliegend zwei vorzügliche Fauteuil-Plätze des Theaters zur gefl. Benutzung zu übersenden. In Anbetracht der Ihnen gewährten Bevorzugung müssen wir die Billigkeit dieser Billetts auf den 19. und 20. De ?ember beschränken, jedoch steht cs Ihnen frei, auch beide Billetts an einem dieser beiden Tage zu benutzen. Sie haben an der Kasse nur eine Billeitsteuer von 72 Pfennig pro Platz nachzuzahlen. Hochachtungsvoll Die Direktion des Trianon-Theaters." Die Sitze sind in der 0. Reihe und kosten, laut Ausdruck, regulär 3 Mark 50 Pfennig. Ter 10. Dezember war ein Samstag, dazu war eine Jubiläumsvor stellung des Stückes, und der 20. war ein Sonntag, sonst der beste Theatcrtag der Woche. Wie muß es um das Geschäft bestellt sein, wenn ein Theaterleiter solche Anstrengungen machen muß, um auch nur ein paar Leute anzulocken. Stiller, ruhiger als sonst gleich dem Wcihnachtsfeste wird auch der Anbruch des neuen Jahres gefeiert werden. Die Sylvesterfeier wird sich im Hinblick auf die Kricgszcit in anderen Bahnen bewegen, als vordem. Man hat zu lärmenden Kon fettischlachten, zu ausgelassener Fröhlich feit, zu Trinkgelagen und sonstigen Scher zen keine Lust, dazu ist nicht die Zeit. Sechs Millionen Deutscher stehen draußen im Felde, fast ebenso viele Millionen be reiten sich auf den Ausmarfch vor. Da geziemt es sich, ernst zu fein und beim Klang der Sylvesterglocken Derer zu ge denken, die draußen sind. Dankbar zu sein für das bisher unter so ungeheuren Opfern Errungenelind mit froher Zuver sicht das eine Ziel herbeiwünschen: daß ein baldiger glorreicher Sieg den Frieden bringe. Der ernste Wunsch grüßt auch von jeder deutschen Neujahrskarte. Man müßte weit und breit suchen, um die bunte, ausgelassene Witzlartc zu finden, die früher in tausend Variationen in allen Schau fcnstern prangte. An die Stelle des aus dem Flaschenhalse springenden Ehampag nerckorkens ist der große Brummer" ge treten. rn die Stelle der leichtgeschürzten, übermlltt)ig tanzenden Temoiselle das deutsche Banner schwarz und weiß und roth, mit würdigem Nenjahrswunsche, der lautet: Im Schlachtendonner geht zu Ende das alte Jahr an seiner Wende, mög's neue für uns hier auf Erden da für ein Jahr des Friedens werden", oder Aus den Kanonen Schuß auf Schuß, das ist des alten Jahres 'Schluß, im alten Jahre Sieg auf Sieg, im neuen Frieden nach dem Krieg", oder, schlicht und unge reimt unter dem von Tannenreis um gebenen, mit schvatz-weih-ro!hem oder schwarz-weißem Bande geschmückten ciser nen Kreuz Ein deutscher Gruß zum Neuen Jahr". Oder wieder eine Bibelstelle, wie das Wort des Pfalmisten Unsere Väter hofften auf Dich und wurden errettet", oder der Anfang des Lutherliedes Ein' feste Burg ist unser Gott". An den Post sehaltern werden feit einiger Zeit gestem pelle Postkarten vorräthig gehalten, so gencwnte Kricgskarten". die um fünfzehn Pfennig das Stück verkauft werden, wo von zehn Pfennig dem rothen Kreuz zu fließen. Sic tragen das Bildnis des Kai fers nd darunter in feiner Handschrift die Worte: Ich kenne keine Partei? mehr, ich kenne nur noch Deutsche". Auf ungezahllcn Karten kreuzen sich die dem schen FlagM mit denen Oesterreichs und Ungarn, aus anderen flattern die Iah nen der deutschen Buudeüstaaten von an bokem stlaaaenmalt aespanntck Leine, und datunter ficht ein Innig deutsche A'ott Zükmarek' der Fichte. Auch der Reichs, abist ist in ungezählten Varia! men der treten, geschmackvoll ftilisirt. rni. scharfem, gezücktem Schnabel, die Kroll.: fest das Sckiwert umspeinnend, tturzu mit den sonst sa beliebten, oft eine i säuerliche Geschmacksverirrung verrathen? Scherz karten bat b e Wende de MiahreS üiifaaäinut. Cin üiiiiliX.t luß. einen Verzicht auf da lstbfen t Inhalt loset Scherz'.arten in Tscld ew ,,eylk, yal da seinigc gethan. Was so '! an be scheibenem Humor auf Postkar' i gedruckt wird, halt sich in sehr engem i' jinen. cSitflsilrfjc Wyrung' .'orgcn. Daß Kenner der englischen L,indwir!h schaft nicht ohne große Bedeuten in die Zukunft blicken, beweift ein Aufsatz des bekannten Nationalökonomen Prof. James Long in der .Daily Mail", in dem der Gelehrte sich mit ernsten Worten an die englischen Landmirthe wendet. .Keine Klasse besitzt größeres Zutrauen z unserer Fähigkeit, unseren Nahrungs bedarf zu decken, als die britischen Land ' Wirthe. Sie sind sehr zufrieden, daß die Flotte den Ozean beherrscht, und meinen, daß damit alles gethan ist. Wir liegen aber im Krieg mit einem mächtigen Feinde, und die Landmirthe könnten jetzt ihrem Lande einen sehr großen Dienst lei sien, wenn sie ihre Ernteerträge steigern würden, die für unser tägliches Brod so wesentlich sind. Dies kann durch eine in tensivere und bessere Bewirtschaftung ge schkhcn, und deshalb sollten unsere Guts bcsitzer all' ihre Thatkraft aufwenden, um bei der Aussaat. Bestellung und Ernte alles so einzurichten, wie es Wissenschaft und Erfahrung für nothwendig halten. Die Gctrcidepreife nach der Ernte von 1915 werden so hoch sein, daß allein schon der gute Verdienst, der ihnen winkt, sie zu den höchsten Anstrengungen anfpor nen müßte. England wird jedes Zlörn chen der Ernte brauchen, für die Truppen und für ihre Pferde ebenso wie für die Ernährung des Landes, mögen nun un fere Krieger schon, in Berlin fein oder nicht. (!) Was auch mit Deutschland ge schieht, eins ist klar: seine bisherige Aus fuhr an uns fehlt diesmal. Diese Aus fuhr von Deutschland nach England be trug im Jahre 1913: Weizen 1,080,(E6 Cwts. (1 Cwt. 503,824 Kilo). Gerste 356,000 Cwts., Hafer 3,422,300 Cwts., Roggen 63,810 Cwts.. Bohnen 49,450 Cwts.. Erbsen 313,980 Cwts.. Malz 18,. 831 Cwts.. Kartoffeln 2,309,057 Cmts. und Hafermehl 56,19? Cwts. Ohne Aussaat, Früchte, Gemüse und anderes zu rechnen, was ebenfalls in beträchtlichen , Werthen aus Deutschland bei uns einge führt wurde, würden schon die angeführ tcn Mengen zu ihrer Produktion in unsc rem Lande ein Gebiet von gegen 382,000 Aeres verlangen, also fast das ganze unan gebaute Land, das in England und Wales im Jahre 1913 vorhanden war. Die deutsche Ausfuhr betrug jedoch nur einen rlerhältnismäßig kleinen Theil der Nah rungseinfuhr aus fremden Ländern. An erster Stelle stand da Rußland, von dem wir 1913 allein 5,014,000 Cwts. Weizen bezogen; aus der Türke! erhielten wir 2, 232,000 Cwts. Gerste, auS Rumänien 1. 388.000 Cwts. Gerste usw. Eine Vor stellung von der Größe dieser Zahlen kann man erhalten, wenn man die ge fammte Einfuhr aus den anderen Län dern mit der gesammten Ernte in dem Vereinigten Königreich 1913 vergleicht." Nach einer komplizirtcn Rechnung kommt Long zu dem Resultat, daß sich der Fehlbetrag der Einfuhr, mit dem für 1913 aus den Staaten der Kriegfllhrcn den, der Neutralen und Verbündeten ge rechnet werden muß, zu bei gesammten Ernte 1913 in England folgendermaßen verhalt: Englisckkx WnSMelnIich ?r,ttccrmg. ffciiibeirng. Kcin 30,372,0110 CwtS. 6,005,0(10 Cmis. fficvfle 29,300,000 , 10.017,000 , $nfrt f7,fi52,000 , 7,012,000 . Llinosfcln 32,0s0,000 7,775,000 . Wie ist nun dieser zu erwartende Ver lust einzubringen? fragt Long, und er meint, daß man sich von der Einfuhr aus Amerika nicht allzu viel versprechen dürfte, denn sie sei schon im Jahre 1913 außerordentlich viel, größer gewesen, als in den vorhergehenden Jahren. Eo schick ten 1913 die Ver. Staaten 42'2 Millio nen Cwts. nach England, 1912 nur 25Vz Millionen und 1910 nur 18 Millionen Cwts. Weizen. Mit Gerste verhält es sich ähnlich, und der Verlust wird hier nur durch die nachdrückliche Hilfe von Canada und Indien ausgeglichen werden können. ' Auch von Rußland soll man, sich nicht zu viel versprechen. Während man mit dem verwüsteten Belgien und dem schwer dar niederliegenden Frankreich gar nicht rech nen kann, wird auch die russische Ernte sehr viel geringer ausfallen, da die eigent lichen Besteller des Landes an der Front stehen und die russische Landwirtschaft noch nicht auf der Höhe ist, um die feh lcnden besten Arbeiter zu ersetzen. Mit einer Ausfuhr über das Schwarze und das Weihe Meer ist nicht viel zu rechnen, und ob die russischen Getreideschiffe die Ostsee benutzen können, hängt sehr vo der 'Äriegslage ab. Auch aus dem Bal. kan ist nicht viel zu erhoffen, denn die rumänische Einfuhr hat bereits nach dem Ausbruch des Krieges sehr nachgelassen und die bulgarische völlig ausgehört. S bleiben als wichtige Zufuhrländ't eigen? lich nur die Ver.' Staaten und die briti schen Kolonien, und der große Fehlbetrag wird mir schwer zu ersetzen sein. Englische Verluste. Lori Ne'wkon sprach am 13. November in ei r Werbe Versammlung in Salsord und sagte da r'n. daß er die Verluste der englischen Truppen, die nae.'? Asquith biL ;um 31. Oktober 57,000 Mann betrage i hätten, jetzt auf 80,000 Mann schätze Einige Bataillone bcitten ihre sämmtli ' Offi ziere verloren. Ein Bataillon C.' c-Trup pen habe unlängst unter dem B '.hl eines Feldwebels gestanden. .Zwei Divisionen, die zusammen etwa 37.000 Mo ' I gezählt hätten, seien aus j'inmenge schmolzen.