Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 30, 1915, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Tagliche Omh, IrlSEn
Aus der Aichnjcljlachl bei Lodz.
(SJiIfV'Una 'H dn Söt&ftncO'nbffi tllf.)
In?. JJiit h?fn:nf Autoinobilminnten später
aUt afi man den (iüfU'ti Rammst. Eine
große Fabrik, dir Botfrtfroiik fast ganz
Hfliiiftfflt, in bett stehenden iWiiiiben olle
rSfüiiir ürft:immrt, mij den Hassenden
SiSiinbf Vi'':V!t die Wedstühle halb her
fliil. fflot he jy.il't!f standen die Arbeitet,
finstre blickend und hosfmmgelo denn
mit der jnfVr!-::i F.:Irik war iV- Kk
M'i'glichfcit bet Thätigkeit geschwunden.
Doch rufitrt Trostlosigkeit über
UrofttfsiifcU. Ni'dergel rannte Straßen,
jiitie, nur taucf)ijcfl)iüärjte Schornsteine
lagten reif brütende Warnuiigszeichen In
dir tust. Bon ollen Seiten (nomlcn die
Ltiile berlei, alle und jungt grauen bit
weinten, nd l'Jänntr,- bie tiifrrnft Kick,
teil. SiiflS biffr l'fiite von bcn Greucltha.
t n ber Wüten erzählten, tont gerabezu tr
sJiüittrnb. Tit Menschen tjatten nur bei,
ot sie nuf btm ücil trugen: Hn8 bit
Uiussen nickt mitnehmen oder augenblicklich
verwenden konnten, hatten s!t zerstört, so
ßiir bit Ctelien auefindig gemacht, wo man
itJttoffi'ht unb andere LcbenSmitt.-l ober
sonstige Habscliakeitcn vcrgraln hatte
pür wurbt tuinirt ober fortgeschleppt.
Mordthaten waren an bet Temeäorbnunej,
um (in Paar Gtitfcl wurden Männer er
schossen ober niedcrqcstochkn und ihrer
Fußbekleidung beraubt.
Und mcrkwurdiq feinst bon all den
MmschkN sprach Polnisch, alle einen fast
unverfälschten schles,schcn Dialekt. ES war
natürlich keine Zeit noch Geleeienheit, um
ethnologische Untersuchungen anzustellen,
nur eine sicinalte Frau sagte ungefähr:
,Ä!ein Gott, wir sind ja ruffische Unter
tla:,en. aber unsere Großvater unb Ur
groschätcr sind boch don drüben h:reckoin
wen, man kann uns bcch nicht verhungern
, lassen!" Ich versuchte sie zu trösten,' bie
deutscht ?!cq,crl!nq wirb sin alle sorgen
tS sind große Zufuhren unterwegs, bie in
ganz kurzer Zeit eintreffen werben. ,Ja
aber wenn bie Diussen wiederkommen?"
fragte die Alte verzweifelnd. Tit kommen
nicht wieder, Großmutter, bie laufen jeht
nach Warschau, darauf können Sie sich
verlassen". Ach, wenn es nur wahr
wart , meinte sie, yullte sich m ,ht Um-
schlagt und trippelte weiter,
Alle standen vor ben niedrigen, ein
stockigen kleinen Häusern, bit auf bcr einen
Straßenseite ftechfn e,etlies-en waren. Ich
mußte an bie alten Webcrhiuser rn No
lvawcs denken und sah durch die Scheiben
bei dem Webstuhl vorbei in das Innere.
In der Gtubc faß inmitten des ärmlichen
Hausrathes eine junge ffra, die Kar
tofscln in einen Eimer schälte und mit dem
einen nuß eine Lvicge schaukelte, in dcr
- gewiß ihr Erster schlummerte. Gie lachte,
daß man die weiften Sännt blitzen sah
Muttcrglück inmitten dieses erschütternden
Elends.
Wahrhaftig Elend genug, sogar in
Uebersülle. Es ist ja ganz natürlich, daß
die deutschen Äel'örden in diesen ersten Ta-
'nen nickt überall und sofort energisch
burchqrcisen können. Aus bern weiten
Marktplatz steht irgend ein russisches, ös
fen!lich:Z Gebäude. Wahrscheinlich daö
Nathhaiis. Gchmutziq und verfallen, aber
mit prosziger russischer Aufschrift. Hier
wurden von grinsenden Beamten die Klei
dungsstiieke Möbel und Nahrungsmittel
versleigert", bie nach dem Abzug, der
Russen gesunden waren, die den Einwoh
nern gehörten und die jeder einzelne selbst
verständlich als sein Eigenthum erkannte.
Wer aber sein Eigenthum zurückerhalten
wollte, mrßtc eine (Gebühr von einem Ru!
. bei bezahlen. Die Einwohner sprechen, wie I
erwähnt, olle Teutsch, und ich wünschte
nur, bah es nur möglich wäre, einzelne
der Krasiauödrücke wiedergeben zu dür-
fen, die hi;r auf biefe Art der Berwal
jung" fielen. Allgemein war die Ansicht
vertreten, daß diese Gortc von Beamten
sich noch im letzten Äugenblick an den
Acrmsten dcr Armen bereichern wollten.
Ein Mann zeigte mir mehrere Gäcke
. Mehl, die er von einem Pachtstück gecrntei
hatte und die ihm gehörten und mit deren
Hilfe er durch den Winter zu kommen
hoffte sie wurden ihm vorenthalten,
w?il er kein Kcld bcsafz, um sie aukzu
lösen". Ich weiß nicht, wofür mich bcr
Mann hielt, ts drängte ihn aber, sich aus
zusprechen, und den Gcsichtsausdruck und
die wilden Worte des großen starkknochi
gen Mannes, die ihn in russischer Zeit
sicher in den Zlerler gebracht hätten werde
ich sobald nicht vergessen. Aber bald wird
in dieser Beziehung Wandel geschaffen
sein.
Weiter zogen wir in das Land hinaus,
immer an den Gchlachtlinicn entlang.
Zerstörtt Törfer. in Trümmern liegende
Gutshösc, Mühlenwerkc, deren Maschinen
tbeile in den rieselnden Bächen lagen, der
störte und vereinzelte Bewohner unb über-
all unsere prächtigen Lanbwchren und der
unentwegte Landsturm. Aus allen Wegen
aber Kolonnen, die unserer vordrängenden
'Armee nacheilen. A!an kann sich nicht ge
nug wundern über- den an, zeichneten
Zustand der Zugpferde, ffahrzeugt und
selbstverständlich auch ber Mannschaften.
Ich habe hier überhaupt noch kein abge
kommenes Ticnstpserd gesehen. Bei den
Kolonnen, seien es Bedürfnis welcher
Art immer, jeder Wagen hat eine Pferde
länge Abstand vom andern, und bei diesen
Wegen will das etwas heißen.
Gpä! Abends kehrten wir heim. Im
mcr wird man finden, daß die Landschaft
im Dunkeln einen ganz anderen Eharak
ter annimmt. Alles wird gespenstig, und
scheint im Finstern zu leben. Jeber Jäger
weiß bos. Auf den holperigem Wegen
wirb man im Auto geworfen, nvcrmit
telt aus feinen Träumereien gerissen, wie
großt Äeisterschattcn ziehen die großen
weißen Plansagen ,dcr 5iolonnen vorbei
plötzlich zuckt wie ein gewaltiger
fchafl'n aii der ctslinpffront s!b verwüstet,
zum Th.il verbrannt ändert rvi.der schwer
bklchubigt. Ei konnt lcht bleiben.
daß die Bewobncr biesck blnich bevl
ketten Tors In bit G tobt flüchteten und
ruhen, stast eine hallt Aulomol-ilstnndt bier bag Elend och vermehre halsen. Ifi
HUiUi im! b't sskllclschetn mit feinen war Unter der Niissenberrfchafl schon sireh
Bliuen, tt muß also eint ziemlich auSge. g"g. a,, i,ch Ililen sogar die Gnl
dcbutt Nront fiin. an ber nekämpst wirb, daten Hungtr, bie russischc Ärmeederpsle
da wir boch wahrscheinlich nur einen Theil bcrf.iott vollkommen, ts fing figar
bannt sehen könnt,,. f weit, baß russische Gvlbaten von Haut
Aber, wie wir nach Lobz zurückkehrten H,t gingen, um um Brot "der andere
unk, b,e Unk.kkiim,ertheit auch der l'öchslen ai,riingZmillel zu delteln. Tit Bettelet
ffi,iiu sahen, ba wußten wir, daß ei li, Haupt! Auch j,i,t Iniui man kaum drei
um unsere Ga1,c gut steht, und alle an schritt Über bie Gtraßc gehen, ohne um
bete steht dahinter zurück.
Im wiebkrgtwonnkiikn Lodz.
Lodz, im Tezemder.
Traußen in nicht all,u weiter Ferne
bonnern bie deutschen ttanonen den ab
ein Nimosen , angesprochen z werden.
Freilich sind et nur Frauen und Kinder,
aber fit sind so zahlreich, daß man in
ftinlichstcr Weife bavon berührt wird,
Man bat nllerdinas hier versucht, freilich
in echt russischer Art. Abhilfe zu schassen,
indem man eine Organisation in Leben
,1.,.. ttl T L . ,,, ,,,,, . I tm.ll tllt. il, um utivii lim iiw
z'chknden Russen ach ein efülil dcr ,i,s w im-, J....;:i:.
iC.i.iJ i . (C ...f "Mi " ll ''"iiu f (.' (.IJIHll.t, tHl
t f 'chmg und Befreiung diment der Gelbstverwaltunq. da sich sei.
gc!,t durch d,t ganze Bevölkerung, tme Ausgabe aber in keiner W:ise gewach.
,veg, u verzen: n agen ,,t fen zeigte. E ist ein Zlommittce von BÜr.
mt wicdtrkchren. Ms ersehnt ruhige flctn) denen kdt Erfahrung febltt und die
Ze.tkn eine geregelte Berwaltung und vor wobl einen Bersnch von Festsehung von
allen Tingen Hilfe n der agenbl,ckchcn Höchstpreisen für LebenSmittel machten.
Z,iT 2. "n VT,r w tlf nl,ct VotnUlli von aewisscnlosen
fnnct cm Beobachter aus Gchntt und nblern und Produzenten hintergangen
r-ji Ji ri . . wurden. AugenblickliJ, libt die t Bürger
Die Gchlacht. die fich m den dergangt. mtyH fint V,t, bcn Aussichlöi'olizeidiens
neu ßtn iut au v uu ; r,ai tn ver m anS b(l bi( ft,1(lt(icf.c .ssischt Polizei
nurn s V . (I Sf, - T . , . i. I . I . . . ' ' " r '
m. w.uWl uinmmum i.ut ..je irrDcitüftalffr gleich mit der russiscki
Spuren zurückgelassen in den Außen. um md)Ui ift Cj m ,
b'"cln. w ber deutsche Angriff erfolgte. bie aobölffriina ist durchaus fr!,'
o naiurnq aua, tu,,prechendt Verwu. Mm 5;allir mh bie militärisck'en Bchär
ftungen Beschabigungcn vorge,m bfn m m;t nur panlaßi ge
nien, b,c selbstverständlich unvermeib ich fen b lUtUvt ,,b ei edaktenr
7.,"" ?V. tinfS a'Uideutschen hetzerischen Organs
tillcric anrichtete, ist nichts aeacn die Au. s,,',.k.. ,... t;- ,.LL 6.:.,.
f i. . , . . v )')iuifimu uitv llll 'UllU VlU dllll'
chretungert bcr russischen Truppen, die flf? mi) Teutschland abzuschieben. Ob die
in ganz unverstaudlMr Weise gegen d,e Zjss, j einem glichen Falle gleich milbe
1 Estinn (NnVAliiiiu tt . i ( I, li VlTl.- w,.W- . ' '
'""Auu. iyui.t vorfahren wären, möchte ich nach dem. was
bavon noch sprechen. m(ll s,;.. , kii,t ,,k ,-, ftnrfft
Wa dem Besucher hier zunächst auf. bezweifeln. Hier sind brave Bürgersleute
fallt, ist der geradezu beängstigende Ber- wegen ganz harmloser, unbedachter Aeuße-
l ifi- V 1 t . tn i i kl' ' ' . - ' w
i uur vcn ,raen. !uci)i oas m,,a, rungcn einfach gchnnat worden.
nsche Gctricl'e allein, dcnn es ist nur na In den Außenvierteln hat. wie ich schon
-f : x wti-j-it'-ft. i i . ' ' '
luuiaj, von jtgr nict oionnen aller vui, bemerkte, dit Gcklacht arne Andenken bin
die ben noch kämpfendcn Truppen nach- terrnfT, n,im.'ntt, itt.-r Wn-ün i;,w,
ziehen, durch die Gtnbt eilen, und daß die sch? Kirchhof in wirklich erfehrecklichcr
fT tWi . s . . s.i.. . ii I . . . . . "'
ciuui vvn i:n,cccn oioaicn wimmeii uuetle in Millcidensck'ast gezogen worden
es ist vielmehr die bürgerlich Bevölkerung, Oestlich von diesem Friedbof hatte sich ein,
die in ihrer Gesammtheit auf der Gtraßc .große russische Artilleriestellung in ber un
zu sein scheint, n dichten Gcharcn stehen miijlb.ir? mhr inrr Märhitrü Pf r;ri
bit Leute aus den Burgeisteigen, sie gehen Gchiitzengräbcn waren vor unb seitwärts
unausgesetzt auf und nieder und beol'ach- dieser Batterie nufaeworfcn. und diese
l , .S r . . e. -i w r ' '
na dci9 m,uiari,i7?e .reioen mir Asmcrl starke russische Artilleriestellung hatte na
samkcit. aber auch mit tiner gewissen Zu- Hirlich bas beutiche Feuer auf sich gezogen
nickbaltung. ttanz besonbcrs stark ist bas Als ick, beute Mornen Kis,-n 7,rM-A U
jübistche Element vertreten, man sieht ehr. suchte, fiel mir der alte Uhlandsche BcrZ
n'iuuiij!: uiEiutuieiujuupier mir iicinet ein:
(Tl!,"',l,. ..w n.n. ...
iuiit uui wem lunuui jiuiiuu rnwn w. m..i...ii. v. -vci t. , ,
armseligen ffrauen unb Kindern - aus 'W"
allen Gesichtern ruht bange Erwartung , . UJ'!"' t
und die ISutM h,6hit iT.n h,üh.-; Man Hort nur leises Beten bei Kreuz und
W Tf S "II1" wwv- i 'f I'-hPttftit "
kcbren könnten. Es i nte ns, Wt, xeioienni in. ,
noch gar nicht an das ftliief glauben könn- Au,s diesem Kirchhof stehen Denkmäler
ten. dast ibre versöi.licke e?!erk,'it ihr n monumentaler Pracht. Mausoleen, die
; : . . . T ' ' ' i !,.. ,r.:.. r..x.u rf.-- i-.-i. ..,., . .
ao un ut gewährleistet seien. Gie wa- li'us Hlllw"i i"u;.n. er iruoe, necage,
gen nicht zu sprechen, denn die Gtadt ist frösteln erweckende Tezembermorgen ließ
nach ihrer Ansicht von russischen Agenten lcin eingehendes Beschauen zu. wir waren
dicht besetzt, die diejenigen, die sich gegen rch die engen im Gchmutz starrenden
Deutsche freundlich und hilfsbereit zeigen. öaUen Unb aßchcn dcr Altstadt gefahren,
denunzircn. um sie vielleicht später einmal Unb mit tn Erinnerungen aus an die
den erbarmungslosen Nngnikas der Ko- elendesten Theile des Ostcndcs von Lon-
salen auszuliefern. Git fürchten diese mcbr ?anz frischen Nussengräberif, die
als die Pest, denn als die Teutschen aus Bon rom kreuzen mit Heiligenbilbern
strategischen Gründen Lobz vor seht un. 8C!'-'muüt waren, waren wir vorbeigekom
fäkr skckis Wockien br(niT?n faHrn m,,' "cn. übet den verfallenen und verkomme
ben bie Lcute aus bcn Straßen blutig ge- nen 't"'ttcn unb Häuschen lag kalter, gelb-
peitscht, es wurde geraubt und geplündert uchcr ?ceoelbunst.
und in geradezu, bestialischer Weise gehaust. ie Russen hatten den Kirchhof wacker
Die Leidensgeschichte biescr Toae ist auf vertlcib,gt, sie ließen hier fast dreihundert
den Gesichtern dieser bedauernswerten Zom m Wirkungen eines solchen
Menschen ausgeprägt, und man braucht -rlillerieftucrs aber waren sie nicht ge
kein großer Phüsiognomiker zu sein, um wachsen. der wohlgepslcgten Gärtnerei
lesen zu können, was alles in jener Zeit ahiX tten fit gehaust w,c die Tobsiichti
hier geschah, zugelassen und wahrscheinlich gen. Die Gebäude selbst, die nur wenige
angeordnet wurde. ' , hundert Meter von dem Jriedhof entfernt
Die Xutt vor den mffiM w.nkn !icn- wenig durch unser Ar
i Ul, i r..r I ,i, :. ,,.,
wie man die Spione hier euphemistisch Xa L ITZt' Trr!
nennt, ist fast noch großer als die vor den
die Giebelwand einer Gcheunt tingeschla.
ohnhaus hatte einen
nur geringen Gchaden
. . . J. Va .t.. 4 ..II.
Russen selbst. Es wird zwllns ,minfr '""V . ncaus aaiie einen
Hfü ivhiirf,.n m hr,s m,füM f,rnf'U chk erhalten, der
Gicherheit aufkommen zu lassen. Ohne
Fragt ist die Noth in diesem Augenblick
h'tfr tntrfs.A rtrnFi sta SUU sf
iviuiiu) aluD tltfc u1 uuvl I l.i i. a .. , T , . , . .
(,f,sfvh;irf, iir. nn Oof,rn raubt, das uchcngcschirr ohne leben er
rn,t( n. m,,'!,.r.r,k.:,,. ' kcnnbaren Grunb in Trümmer gehauen.
Zeit bedürfen, um baS Gefühl absoluter T ' üfI r. 8eu"3cn "
Sickerbeit skmum.n ... inW Z",sm- "",chtet hatte. Dafür aber war kein
' I.lKikli ist (.,. f s,s!I,
.w.vKt.jmvi ifvih jictituiu, VIC 'UflUHll.
v .:..si.f... . ;r.j fv.t.fia
u'uitu tuiijc u)iuiicu uiiu iiire nifaus oc
Petroleum und allen MUHlenfabrikatcn.
Tiefe Zeilen werden m tmem der ersten
die Bilder von den Wänden gerissen und
.Liuji lysiuii. in ciutm vet ti i i cn.ti - . c fj , , . .
Hotels von Lodz geschrieben - ek ist kn: Sltte" faefcftnitlen nd die
bitter kalt in den wimmern weil fei, , ber" rstreut. d,e Mist-
zung wegm absoluten Fehlens der Koh
beete und gärtnerischen Anlagen,, in denen
Fleiß und Liebe von' Jahrzehnten steckte.
Aus den Genuß von Fleisch hat die über- "Z X- f lVi V n-u
wältiaenbe Mebrbeit der Bevölkeruna be. . buchstablich am Grabe ihrer
len nicht in Betrieb gesetzt werden kann.
Habe standen, hatten nicht einmal ernt
reUH s.,!l ,nnirf JUt K
n Vl( unut.fcvv -ll.lt UV11IIUU4, IUU I --..." . . . c . r 1
würbe aestern ein balke ,t ee,.!.. Thränt, sie tröstete,, sich - schlimmer
o- " ' - r - :' i . j u : j. i i . ... r:. i. . rr
vielleiebt von dem Gew!5,t tme bIlvn " ' meii .vniinen. ,ie All
deutschen Kommißbrotes, das achtzig "r W W"- ,
9!ffntiin. rn-knfi,. finttc V.nM ist Wrnt UNb Wik Wil IN btNI Verwüsteten G
auch für Geld kaum zu haben. Ganz Lbn. lIsll,wn un. ?IC1CS 0sln3e Ungtuel aus
lieh verhält es sich mit Kartoffeln und ""s w,rlen ließen sahen Wir endlose
Gemüsen, so daß tk mir im Augenblick Menschenreihen die schmutzigen, grundlosen
eiam linrftnndfiA erlern tnnhnn hlcfo Landstraßen entlang Ziehen, Von dkNkN je-
Niefenbevölkerung überhaupt lebt. Alles bcr "Zlne unter einet mehr oder weni-
dosst aus die deutsche Verwaltung die r vivw i" jmtwp uuyn.
Orbnung in diese Dinge bringen soll. Es Sie schleppten an Holzmatcrial alles mit.
i rtfmtvi.. riisirenh w! frf,r n,nn in was man sich nur vorstellen kann: Balken.
dieser Beziehung auf' die Dtutfechcn l)offt, 2J"tfer, Planken. Thüren und Thiirsiil
mnn fiöf .ms hi?r mir,; fir ,! ünHm, klingen, Fenster und Fensterladen. Gta-
die alles kann, alles versteht und alles Zeienzäunc. kurzum alles, was brennbar
bitrcfjfclit Nt. Aus allen verlassenen Ortschaften
Und dieser Glaube hat seinxn guten schleppen sie zusammen, was nur als
Grund, denn die Bewohner von LodZ ha- t&HJ'-.
fn in w,,;. et. itJkL. ganze Städte" sagte mir ein Deutsch
rrVfc ? ljr;,rX; rPd)tnbctipoft, indem tr die Achseln
marsch und Abzug beider Armeen gesehen
und miterlebt. Als unsere Truppen die
zuckte.
rn.':kr.f!. ..-t .f-c. ri:(.Li.i n. r. .
Stadt verließen, geschah es in glänzender n v TlF n Zm
Ordnung, die Mann schaste sangen weil 2 SÄÄ ! Ä,"
r:. ..k... , ' w r-ii und aus der Ferne hallte durch die Nebel-
IH. 1VU U , l'UH UK tf U U UI VII C UU n i r. . ,
, .,. ' .irir, m.s,,! lijst ununterbrochen der Kanonendonner
nur eine augenblickliche Nothwendigkeit . p,r ' r. mn ,
war. Al sie ,unlckkebrt,.n mr M 1M - und zu Hause soll man W glucklich
unbeschreiblich. Es erschienen zuerst Rad. x B ff " altmftniafiin (ei.
fahrer-Abtheilungen. dann Kavallerie und l&l"lPatethnM m
Wm w musterhafter Haltung die " .. .
ff, , V V W IV )l If V I tl
zuckt
Scheinwerfer, wie ein Blitz ein Feuer
strahl über den Himmel, Dann Blitz auf
Wliz und ein Glutschcin wie von einer t ihre Sachen schon am Tage vor dem Nück
großen Feucrsbrunst es brennt nicht. , zng, und als dieser wirklich eintrat, wälz
Infanterie. Ganz anders war das Berhal
ten bet giussen. Es war ben Einwohnern
schon vcrbächtia. daß alle Verwundeten so
fort nach Warschau weikerbeförvert Wut
den. In den Hotels packten die Offiziere
Kriegsbcrichterstattcr.
es ist ein nächtlicher Artillerickamps, der
in nicht allzuweitcr Ferne tobt. Der
knatternde Motor laßt den Schall nicht
vernehmen, nur dies drohende, flammende
Feuerzeichen mit den regelmäßigen, in gc
nau denselben Zwischkliräumen erfolgen
den Blitzstrahlen giebt uns Zeugnis "da
den, daß dahinten die Waffen noch nicht
Bon dcr Schlacht bei Nowofolno.
Die russischen Armeen, die sich östlich
Lodz zu verzweifeltem Widerstand fest
gesetzt hatten, sind geschlagen und befinden
ten sich die geschlagenen Truppen in durch, sich auf eiligem Rückzug. General von
aus regelloser Flucht durch die Stadt. Mackcnsen. der sie von den Höhen und
Solche Vorkommnisse machen natürlich aus ihren wirklich formidablcn Stellungen
ft,;t,,4 ls s Is,I : ow r-d.::u, ..c f..i .t...-r- ....
v-inuiuu, ui.u i u"," in uuj uuyiii uiiu u;uiciig(uucn lvars, yai coen,o lütt
blicklich wohl nur wenige Personen, die seine herrlichen Truppen eine hohe kaisct
den Russen nachweinen. liche Auszeichnung erhalten, wodurch die
nbessen hiist das alles nicht über die Stimmung m der Armee, wenn das über
Trübsal der Stunde hinweg. Die Ort ' Haupt möglich und erforderlich gewesen
wäre, noch mehr Well und gehoben
wuroe.
Run drängt oll.ß mit Macht vorwäit,
allrß. wa man hier Weg nd Ehaussee
nennt, ist mit ungek,iire Kolonnenzügen
bedeckt, die olle mir von dem einen Wunsch
beselt sind, den fechtttibei, und v,rslae
den Truppen ti an niditü s,hln zu lassen.
Und täglich und stündlich muß man den
ungeheuren Aplarat und den einer macht
Volten Willen bewunbrn,, der das alles
leitet und zweckmäßig fuhrt. Man kann
sich zu Hause wodl kaum eine ri,,!i,ie !knr
Heilung davon niaefen. wie Wegt und
Ehuisseen mitgenommen und in iwtchem
Zustund sie versetzt iRtden, wen der
Troß einer ganzen Armee über sie dahin,
zieht. In wenigen Taen. ja man kann
sagen, in wenigen Chmben, sind bisher
noch einigermaßen pasiirlare Wege in
Pfade verwandelt, auf d.-iurt sich mettr
tiefes Loch an nWutieffS Loch reiht, und
cs kann unseren Führern vom Kaiserliche
Freiwilligen Automobiltorps für ihre
außerordentliche Geschickiichteit und Kunst
fertigte,,, mit denen sie die Kraft im gen in
kühnsten Schlangenlinien um die Löcher
herumsühren, nicht Anerkennung genug
gezollt werden, schon bisi'alb, weil sie un
sere Knochen vor Brüchen und unsere Lei
ber vor dem Zerfch llei, im Ekausseearaben
beivahrt haben. Wie sich diese Wagen
überhaupt manchmal durch den finlbmeter
tiefen, dicken, zeihen Gchlamin oibeitcn,
bleibt ein ewiges Wunder, und obwohl die
Maschinen unbelebte Zielen sind, will uns
manchmal' ein Gefühl des Mitleids mit
ihnen überkommen. Und wer eine solche
Autofahrt bei der die Eingeweide wackeln
wie die Mohnstengel im Wind, für ein
Vergnügen hält, der hat gewiß noch nie
die Empfindung gehabt, daß es Gelegen
heilen giebt, bei denen man seine Knochen
zusammensuchen möchte.
Eine solche Fahrt war es, die wir sofort
nach dem Abgang der Russen, nach dem
Sehlachtseld von Rowosolno machten. Es
war mir kürzlich, als die achttägige
Schlacht noch tobte, möglich, einen
Blick auf das Schlachtenpanorama zu
werfen. Jetzt, nachdem die Russen
in die Flucht . geschlagen waren.
konnte man erst sehen, welch ungeheure
Leistung auf feiten der deutschen Truppen
hier vorlag, in welch kunstvoller Weife sich
die Anst''!, vertheidigt hatten und wie un
geheuerlich geradezu die Wirkung unserer
aiwercn Artillerie war.
Das Gchlacktfcld von Rowosolno. wie
der Ort heißt, um den so heiß gestritten
wurde, ist ein stark hüglig ansteigendes
Plateau, das selbst wieder von Gelände
wellen stark durchzogen ist. In den leh
migen, fetten Boden sind die russischen
chutzknaraben mit aerade,u verblüffender
Findigkeit einaefchnitten, tief und scharf-
kantig, sodaß sie vollkommene Deckung qe
gen Gewehr- und Maschinengewehrfeucr
boten. n mehreren Reihen hinterein
anderlikgend. flankirtcn sie sich vielfach
selbst, so daß cs eigentlich unmöglich
schien, daß diese Stellung von Infanterie
mit stürmender Hand genommen werden
konnte. Wir sprachen noch mit vielen dcr
braven Sturmer, die .'.ur Beerdigung von
Freund und Feind zurückgeblieben waren.
Kein Wnrt der Ruhmredigkeit oder der
Bcrächtlichkcit gegen den Feind, sie benäh-
men sich wie ernste Männer, die ein fckwe-
res Werk hinter sich fttjit'n. Dabei waren
unter ihnen lunqc Burschen, denen kaum
der erste Flaum der Jugend auf den Wan-
gen sproßte.
Bon den Dorfern und Gehöften waren
natürlich nur rauchende Trümmer übrig-
geblieben, ein Hans, das an der Chaussee
tand. ging noch letzt ganz plötzlich in
Flammen auf, eine weithin leuchtende
Lohe brannte zum Himmel empor, und es
erhob sich ein Geknatter wie ein Peloton-
fcuer; wahrscheinlich hatten die Russen
Infanteriepatronen darin zurückgelassen,
die sich in der Gluth entzündeten. Dicht
hinter diesem Hause dehnte sich ein Wald
von einem vielleicht fünfjährigen Kiefern-
bestände aus, ungepileqt..da dcr Russe
Forstwirtschaft in unserem Sinne über
haupt nicht zu betreiben .scheint. Aber
hier konnte man die Wirkung unserer
schweren Granaten erkennen, die grauen
und furchterregend sind. Die Stämme
waren geknickt wie Streichhölzchen, und
im Umkreise von mehr als fünfzig Meter
sah man, wie die Splitter wirkten. Der
treuungskrei der erplodircnden deut-
chen Granate erhebt sich nicht weit über
dem Erdboden, wir sahen vielfach Spu
ren. die nicht höher waren als dreißig
Zentimeter, so daß also auch licaende
Äcannschastkn getrofien werden müssen,
Es kostete Mühe, sich durch das Gewirr
der niedergeschossenen Baume hindurch
zuarbeiten jedenfalls kam man zu der
Ueberzeugung, daß der Aufenthalt in
einem Wald, der unter deutschem Granat-
euer genommen ist, zu den Dingen , der
Unmöglichkeit gehört. Die moralische
Wirkung muß eine derartige sein, daß es
hier kein Mensch aushalten kann, und
hätte er Nerven von Stahldraht. Nörd
lich der Chaussee dehnt sich das weite
Schlachtfeld, schwerer Weizenboden, der
von vereinzelten Gehöften bestanden ist.
Auf dem Wege dorthin begegnete uns der
istab eines Armeekorps, das an dieser
großen Reihe von Einzelgefechten theilge
nommen hatte. Der Kommandirende Gc
neral ritt an der Spitze, auch er hatte die
indliche Gtcllung besichtigt.
Arme Leute waren damit beschäftigt,
aus den Trümmern den letzten Rest ihrer
Habe zu retten. Es war natürlich so gut
wie nichts vorhanden, nicht einmal die
Umfassungsmauern dcr Gebäude waren
stehcngcblicben. eine Häckfclmaschine war
ein Hausen ausgeglühten alten Eisens.
Sie klagten nicht mehr, als sie nach den
eingegrabcnen Kartoffeln suchten, retten
konnten sie auch diese kaum, da ihnen jedes
Beförderungsmittel fehlte, sie nach der
Stadt zu bringen, um sie zu verwerthen.
Und dann kamen wir an die verlassenen
Schützengräben. Biclleicht ist das
Schlachtfeld nach der Schlacht noch schreck
liccher als die Schlacht selbst, denn alles,
was man sieht, tragt die Zeichen der ver
wirrten 5lopflosigkcit und des Tode!.
Ueberall. wohin man blickt, lagen russische
Gewehre. Ausrllstungsgegenstände aller
Art, Patroncntasehe, Patroncngürtcl,
Aaschliks, Stiesel, Mäntel und ein gerade
zu verblüffender Borrath von unver
brauchtet Jnfanterienuinition. Ganze
Zinkkisten voll Patronen, die halb geleert
oder Oberhaupt nicht geöffnet waren, alle
Patronentaschen und Patronengurte! wa.
rtn gefüllt und bit einzelnen Rahmen in
gerabezi, sinnloser Weise verstreut. Ulkn
man sagt, baß bei ben Russen Munition
mangel herrscht, so Ion,, da bei der In
fanteriemunitivn in keiner Weise zuticf
sin. Ebensowenig kann wenigstens bei
vlescm Theil der russischen Armee Rah
rungtiuangfl herrschen. Da ganze Black,
selb und die Schützengräben waren mit
geleerten Konservenbüchsen bedeckt, bat
biink-Ü'nun', russische Kommißbrot lag
uverait m großen stucken umher, dazu
Kartoffeln und Rüben aller Art.
Jetzt fanden wir den ersten Todten.
Ein russischer Infanterist mit einein Kopf,
schuft, man hatte noch Zeit gesunben, ihm
die Augen zuzudrücken. Der Tod hatte
reiche Ernte gehalten bei Freund und bei
Feind die Russen wurden gleich in den
Schützengräben begraben und zugeschüttet.
aber doch fanden unsere Leute noch Ge
legenhcit, auch den gefallenen Gegnern ein
Zeichen der Achtung zu widmen. Ein ruf
sischer Unteroffizier kr besonders begra,
ben. tin schlichtes Holzkreuz bezeichnete
sein Regiment. daS Kreuz war mit einer
künstliche Blume geschmückt, und eint
russische Bibel, die man gewiß bei ihm
gesunden hatte, zierte das einfache Grab.
Auf Schritt und Tritt große Blutlaelxn.
durchschossene russische Mützen kurzum
Bilder des Schreckens und deS GraueiiS,
die man im einzelnen nicht schildern kann.
Aber hier stand noch ein anderer, schwer
verwundeter Russe. Ein mächtiges, russi-
sehes Feldgeschütz von 1; Eentimeter Ka
liber, bas durch einen Bolltresfer demon
tirt war. Unsere Granate lzatte es seit
wärts vorn, gerade an dem Glyccrinbc
kälter getroffen, tS war nun zu ewigem
Schweigen verdammt.
In langen Reihen dicht vor den Schü
bengräben zogen sich in langen Reihen die
Trichter unserer Granaten hin. Theil,
weise sogar direkt in die Schützengräben
hinein, teilweise dicht hinter ihnen. Das
konnten die Russen natürlich nicht vertra-
gen, man sah an den in Massen weg
geworfenen Waffen und Ausrüstungs
gegenständen, in welcher Kopflosigkeit und
Panik man diese Schützengräben verlassen
haben mußte. Unsere schwere Artillerie
ist hier neben unserer Infanterie
Trumpf, die Russen fürchten sie wie die
Pest. Man darf es ihnen wirklich nicht
erdenken, wenn man' diese vernichtenden
Wirkungen selbst zu bcpkichten Gelegen
heil hat.' Mit furchtbarer Wucht Packt unS
hier der Ernst des Krieges, unh immer
und immer wieder wird, der Gedanke in
uns lebendig, baß wir nicht dankbar ge
nug sein können, daß alle diese Greuel
unserem Baterlande ferngeblieben sind.
Niemals soll man das in der Heimath
vcraessen.
Als wir, tief ergriffen, das Schlachtfeld
verließen, kamen wir an einem Bauern
hause vorbei. Eine jammernde Frau trat
an mich heran und sagte mir aus Teutsch,
daß in bein Hause et Verwundeter Russe
läiie. der sich schon seit zwei Tagen dort
befände. Ich trat in da, Hau ein. ei
war natürlich dollständig auegeraubt und
ausgeplündert. Im Ribenzimmer lag der
arme Teufel im Ltroh. er hob bitt'nö dit
Hände, wahrscheinlich glaubte tr. ich
woiue il)in ttiM thun. Er hatte eine
Schuh in da, Kreuz und konnte sich nicht
vkweqen. V gelang, dafür zu sorgen
daß dem Manne aehvlscn wurde.
Auf dcr Siiuße aUr, nüiliii durch da
Schlachtfeld hindurch, zogen die Kolonnen
in zwei acher Reihe immer der siegreich
Armee nach, ihr Weg war gesäumt mit
gerben, bie ben Anstrengungen nicht
mehr geivachscn waren und tobt zusam
menbracken. oder deren Knochen in ben
tiefen Löchern der angefahrenen Straße
zersplitterten. Ein Gnadenschllß'erlöst sie
von ihrer Qual, die Kolonnen aber eilen
vorwärts, immer vorivärts nach Osten .
Reinhold Cronheim.
Kriegsbenchterstatter,
Xie Einnahme von Lowitr.
Daß Lowicz. einer ber wichtiastcn
Eisenbahnknotenpunkte im nörblichen Po-
len, von ben helbenmuthigen Trup
pen. bie unter dem Befehl deS General
Icutnants v. Morgen kämpfen, eingcnom
wen worden ist, lpbcn die deutschen Ta
gcsberichte nicht ausdrücklich verzeichn
Wir wissen, wie knapp die Berichte von
der Ostarmee lauten und daß sich
hinter den kurzen Sätzen wichtige Erfolge
verbergen. Einem russischen Bulletin, war
ohne weiteres zu entnehmen, daß Lowicz
,n deutschem Besitze sein mußte. Ueber
die Besetzung dieser Stadt giebt folgender
iselbpostdrics eines im Osten iampsenben
Offiziers einen anschaulichen Bericht:
So sinb wir denn nach I4tägigen
schweren Kampsen in den Best von Lo
wicz gekommen. Die Stadt, die die Rus
sey zur Festung ausgebaut hatten, wurde
von ihnen als Cchlüsselpunkt ihrer ganzen
Bzura Stellung hartnäckig vertheidigt,
Nach ununterbrochenen Anstrengungen und
Kampsen unserer Truppen, und nachdem
wir Schnellbrücken über den Bzura-Kanal
geworfen lzatten, konnten wir endlich in
die durch unsere Artillerie und besonders
die osterreichisch-ungarischen Motorbatte
ricn ziemlich mitgenommene Stadt ein
rücken. Am Abend kamen wir auf dem
großen Platz an, wo die Reserve des
Korps stand und Wachtfeuer angezündet
hatte. Es war ein wunderschönes Kriegs-
bild. Aber als dann, nachdem unser
Kommandircnder, General v. Morgen.
eingeritten und am Postgcbäude abgestie-
gen war und allcs auf ihn zustürzte, um
ihn zu dem Enolge seiner Heldenmuth!
gen Trupptn zu beglückwünschen, nun
plötzlich die Mannschaften den Choral von
Leuthen anstimmten bas wak einer dcr
ergreifendsten Augenblicke dieses ganzen
Krieges.
52SZSZ5Z52SZSZ5H5Z5Z5HHSZ5Z5Z5
Die Schlacht im
Förden von Frankreich.
von Armand Feherk.
Um die Verhältnisse auf dem Kriegs-
schauplatze im Norden richtig beurtheilen
zu können, muß man sich darüber klar
sein, wie sich dieses ganze gewaltige Rin
gen überhaupt entwickelt hat. Ich will
daher versuchen, auf Grund persönlicher
Eindrücke, die ich bei meiner letzten An
Wesenheit in jenem Gelände erhielt, und
auf Grund von mir dort gesammelten
Materials nachstehend einen Ucbcrblick
darüber zu geben, wie sich die Schlacht im
Norden entwickelt hat und warum sie sich
so entwickeln mußte. Nach der Einnahme
von Liste dehnten sich die Teutschen nörd
lich bis Fpern aus, wobei ihr rechter Flu
gel in die Gegend von Mcnin, südöstlich
Apern, zu stehen kam. Um einer Gefahr
der Umfassung vorzubeugen, zogen die
Verbündeten den weitaus größten Theil
der englischen Truppen, die bisher bei
Soissons gestanden hatten, aus der Front
heraus und setzten diese Truppen in die
Linie La BassSe-Armentiöres-Apern ein,
wobei sie vor allem auch die Zjpern um
gebenden Höhen bei Bailleul-Warneton,
Zandvoorde-Becelaere-Zonncbeke besetzten
und stark befestigten. Sie gingen dann bei
La Bassee und Fleurbaix zum Angriff
über, wurden jedoch unter schiveren Ber
lusien zurückgeworfen. Um nun eine Um
fassung des deutschen rechten Flügels zu
verhindern, wurden neue Truppen heran
geführt und von Jseghem vorgeschickt, um
den deutschen rechten Flügel zu vcrlän
gern. Es wurde dann eine Neueintheilung
der dort stehenden deutschen Kräfte vor
genommen und gleichzeitig die bei Ant
wcrpcn frei gewordenen Truppen mit
wesentlichen Verstärkungen in breiter
Front von Gent, Brügge und Ostende
gegen die Linie Dpern-Dizmude-Nieuport
vorgeschoben. Diese neuen TrupM wur
den in schmaler Front tief gestaffelt an
gesetzt, um einen durchschlagenden Erfolg
zu erzwingen. Di Teutschen gingen mit
beispielloser Bravout vor, Dizmudc wurde
gestürmt, Merckcnund Birchote qenom
men und auch die Vorstellung von Jpern,
die Höhen von Zonnebeke und Beeelacre
erstürmt. Diese Anläufe gegen die stark
befestigte Stellung des Gegners kostete
aber schwere Opfer, wenn auch anderseits
die Ueber chwcmmung von Rieuport die
Möglichkeit bot, noch tiefer zu staffeln.
Als daher auch die Höhen von Witschacte,
sowie die festungsartige H'ofc von Mcsincs
in deutsche Hände gefallen waren, der
Uebergang . über den Fset-Dper-ZZanal
an mehreren Stellen erzwungen war, tni
schloß sich die deutsche Heeresleitung, West
lich dieses Kanals, sowie gegen den
Hauptstühpunkt südlich Fpern den das
Vorgelände überhöhenden Kemmelberg
mittels regelrechten Positionskampfes vor
zugehen. Es kam noch dazu, daß Englan
der und, Franzosen, welche die große Ge
fahr eines Durchbruches an dieser Stelle
sehr wohl erkannten, in aller Eile eine
große Menge schwersten Geschützes heran
schafften, um damit ihre Front zu stützen.
Es mußte daher auch deutscherseits zu
nächst das Eintreffen schwerer Kaliber
abgewartet werben, bevor man zum An
griff übergehen konnte. Die feindlichen
Batterien dieser befestigten Stellung, die
wie mir ein Chef des Stabes mit
theilte viel schwerer als eine Festung
zu nehmen ist, sind außerordentlich schwie
rig aufzufinden. :
Es ist, als wenn man in einem Obst
garten kämpft," sagte der Gencralstabs
offizicr zu mir, 'das ganze Gelände ist
mit Häusern, die inmitten von Gärten
liegen, bedeckt, dann kommen zahlreiche
kleine Waldparzellen, eingezäunte Wiesen,
Obstgärten, kurz tausend Gelegenheiten,
um schwere Batterien geschickt verdeckt
aufzustellen. Ta sich unter diesen Ge
schützen vor allem auch Flachbahngeschütze
größten Kalibers befinden, die mit außer
ordentlich großen Schußweiten zu feuern
im Stande sind, so ist es für unsere Flie
ger keine leichte Aufgabe, die gegnerischen
Batterien im Veianbe aufzufinden.
Es ist daher doppelt ancrkennenswerih,
wenn sich die Deutschen trotz dieser riefen
haften Hindernisse mit eiserner Zähigkeit
vorarbeiten. Im äußersten Norden wer
den bereits Furnes und Ost-Dünkirchen
unter scharfem Feuer gehalten. Die Offen
sive über Dirmude ist ebenfalls im Fort
schreiten begriffen und auch im Zentrum
sind die Deutschen weiter über den Ascr-Iper-Kanal
vorgelangt. Nur das boll
werkartige ?)pern hält sich noch, gestützt
auf die diese Stadt umgebenden Höhen,
die eine außerordentlich starke Stellung
bilden. Da aber, wie bereits früher er
wähnt, St. Eloi sich schon in den Händen
dcr Deutschen befindet, und wie ich mich
selbst zu überzeugen die Gelegenheit hatte,
die deutsche Offensive auch am Kemmel-
berg, dieser so außerordentlich wichtigen
Positian. der Verbündeten, sehr energisch
vorgetragen wird, so dürfte meiner Än
sich! nach der Zeitpunkt nicht fern sein,
wo auch dieser letzte Stützpunkt, den die
Verbündeten noch in Gestalt dcr Stadi
Apern auf dem rechten Ufer des Bftr-Ipern-Kanals
besitzen, von den Verbünde
ten aufgegeben werden muß.
Um sich ein klares Bild von der Erbit
terung zu machen, mit der dort auf bei
den Seiten gekämpft wird, möchte ich nur
erwähnen, daß sich Engländer und Deut
sche an vielen Stellen auf Entfernungen
von 30 bis 40 Schritten gegenüberliegen,
an einer Stelle sogar nut durch die Breite
einer Chaussee getrennt sind. Die eng
lische Infanterie kämpft sehr gut, vor
allem war sie in bei ersten Zeit ihres Auf
tretens durch die zahlreichen vorhandenen
Mannschaften und Unteroffiziere mit
einer Dienstzeit von 8 bis 12 Jahren und
noch mehr ganz hervorragend. Allerdings
haben die schweren Kämpfe die Zahl die
ser altgedienten Leute wesentlich verrin
gcrt und der an Stelle derselben gekom
mene Nachschub ist keineswegs gleich
werthig. Ebenso fehlt es den Engländern
bedenklich an Offizieren, aber trotzdem
halten sie sehr brav aus. selbst wenn die
Deutschen mit dem Bajonett in ihre Grä
be eindringen. Auch ist der Posilions
, 1
kämpf bl beste Schule sllr die ntiieingt
treknen jungen Mannschaften. Xviß am
die Englänber und Franzosen daß Be
drohliche ihrer Lagt bei ?pern vollkommen
tinschen. ist daraus ersichtlich, daß sie I
den letzten Tagen wiederholt versucht
haben, burch Os fensivstöße aul ?)ptrn
heran sich der immer fester werdtndtn
Umklammerung zu entziehen.
Auf bem füblichtn Theil bei Kamps
selbe haben die Deutscht al Angriff,
objekt vor allem Belhune und Arra in'
Äuge gefaßt. Man darf sich babei nicht
baburch irremachen lassen, baß ba Schloß
Bermelle, südöstlich Belhune, wieber von
ben Deutschen ausgegeben würbe. Diese
Schloß, ba nach feiner Näumung don
ben Deutschen gesprengt wurde, hatte kei,
nerlei taktischen Werth und bot der seind
lichcn Artillerie tin derartig weithin sicht
bare Ziel, daß dauernd schwere Granat,
fcuer auf ihm lag. Bon Stellungen, dit
wirklich von Bedeutung sind, ist hier auch
nicht ein Fußbreit für die Deutschen der
loren gegangen.
Mit derselben Energie treiben die Deut,
schen ihre Laufgräben in ber Richtung
auf Arras vor. Ich sah bort, wie sie sich
in dem, theils au Leite, theils au Kalk
stein bestehenden Boden mit größter
Zähigkeit vorwärts graben. Al Erläutt
rune, mochte ich dabei bemerken, da bie
vorderste Stellung, in btr ich mich befand,
bereits die sechste dort genommene und
dann umgebaute französische Position
war. Jede dieser Stellungen lieat etwa
hundert Meter von der anderen entfernt.
Um diesen Gcsammtraum von seck
hundert Metern zurückzulegen, bedurften
die Deutschen einer Zeit von drei Wochen.
Ein Zeitraum, bcr gewiß im Berhältni
zur zurückgelegten Wegstrecke aunerordrnt
lich lang erscheint, dcr aber dann verständ,
lich wirb, wenn man erfährt, wie ber
ganze Sappenangrisf angesetzt und ge
ie,iei wiro und wie ich e an mehreren
Stellen zuletzt beobachtete.
Aus ber Stellung, b. l,. bem tiaentn
Schützengraben, wird, schräg zur Front
des Feindes gerichtet, ein Graben borge
trieben, der mannshoch gehalten ist und
im Zickzack geführt wird. Dieser Graben
hat die Aufgabe, in den Schützengraben
des Feindes einzudringen, so bah man
also, ohne über das freie Feld zu müssen,
mit seiner Hülfe die feindliche Position
erreichen kann. Mit Rücksicht auf die Ge
fährlichkeit dieser Thätigkeit wird die
lsappenarveit meistens m den Nachtstun
den vorgenommen, wobei die am Sappen
köpf arbeitenden Leute zum Schutz gegen
Beschießung mit Stahlblcnden überdeckt
werben. Hinter ihnen aber stehen ausge
ueyie schützen, owie Leute mit Land
granatcn bereit, um jeden Versuch deS
Gegners, ben Sappenangriff zu stören,
abzuweisen. In manchen Fällen hat man
auch versucht, bie feinblichen Schützen
gräben in bie Luft zu sprengen, indem
man vom Sappenkopf aus einen Minen
Pollen vortrieb. Ist die Sappe dem feind
liehen Schützengraben sehr nahe gekommen,
o van der Mrch chlaa unmittelbar be
vorsteht, so wirb bie Sturmkolonm in
dem Graben bereit gestellt. Oftmalz wer
den auch Maschinengewehre gleich mit
nach vorn genommen, um einerseits sofort
naq oem Eindringen m den feindlichen
Graben diesen abzufegen und anderseits
ur Gegenstöße gleich zur Hand zu sein.
Wenn der Sturm beginnen soll, so
werden zunächst vom Sapvenkovf au .
eine Anzahl Handgranaten in den feind
lichen Schützengraben geschleudert, um
dort Verwirrung hervorzurufen und den
Gegner von ber angegriffenen Stelle zu
verscheuchen. Dann wird durchgeschlagen
und die Sturmtruppe drinat in den feind
lichen Graben ein. Es kommt zum Hand,
gcmenge. wobei Kolben, Bajonett und
Messer die Hauptrolle spielen. Ist der
Feind in diesem Graben todt, verwundet
oder gefangen, so machen sich die Deut
chen mit größter Eile daran, den Graben
umzubauen und in vertheidigungsfähigen
ii nano zu setzen, ba bekanntlich m dem '
jetzigen Zustande die Brustwehr an der
verkehrten Seite liegt. Es ist dies einer
dcr gefährlichsten Momente, weil natur
gemäß der Graben jetzt den Franzosen
die beste Gelegenheit bietet, ihn durch ra
eycn wegen ton wicberzuneizmen. Run
treten aber sofort die mitgefühlten Ma
chmengewchre in Thätigkeit und unter
ihrem Eisenhagel brechen alle Angriffe des
Gegners zusammen. Eine besondere ,
Schwierigkeit ergiebt sich, sobald man eZ
mit farbigen Truppen zu thun hat. Die
Algerier und Senegalneger haben nämlich
die Angewohnheit, hockend zu schießen.
Aus diesem Grunde sind sie sehr schnell
eingegraben, dafür aber sind ihre Gräben
leicht, daß sie für deutsche Verhältnisse
nicht vcrwenbbar sind und es außerordent
liche Mühe erfordert, sie benutzbar zu
machen.
Im Gegcnfak zu den Deutschen Bebte
nen sich die Franzosen in dieser Gegend
nicht des Sappenangriffes, sie lassen viel
mehr ihre Leute bei Nachtangriffen und
Gegenvorstößen stets über das freie Feld
anlaufen, was naturgemäß mit riesigen
Verlusten verknüpft ist. Es ist ferner
eigenartig, daß sie für diese Angriffe fast
niemals diejenigen Truppen ' verwenden,
welche die Stellung besetzt halten, sondern
zu diesem Zweck von anderen Orten her
Truppenthcile aus dcr Reserve heranzie
hen, die vielfach angesetzt werden, ohne
daß sie eigentlich richtig wissen, gegen waS
sie anstürmen sollen.
Nur so ein Sappenangrisf kann die
Deutschen an dieser Stelle zum Ziele füh
rtn. Auf Artillerieuntetstlltzung können
die Deutschen bei ihrem Vorgehen meist
nicht rechnen, weil die deutschen und fran
zösischen Schützengräben so dicht .beisam
men liegen, baß die Gefahr vorhanden ist.
auch die eigenen Truppen zu treffen, allein
die beiderseitigen Annäherungsgräben wer
ven stets unter Artillmefeuer gehalten.
Dies alles sind die UrsaHen, auS denen
der Angriff an dieser Stelle drei Woche
dauer und voraussichtlich noch einig:
Zeit vergehen wird. Wie aber bei ArraS.
so liegen die Verhältnisse genau auf bem
gesammten Kampfgebiete der ?cordfchlacht. ,
Wir treffen überall bie Formen des Po
sitionskrieges, ber zeitraubend und mühe
voll ist, den aber bie Deutschen mit ihrer
eisernen Energie unb ihren stählernen Ner
ven sowie bem festen Vertrauen, für eine
gerechte und gute Sache zu fechten, zu
einem völligen Erfolge gestalten werden.