Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 19, 1915, Image 3

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X sie Abschnitt der KriegsEreig.
nisse in französischer Tarsiclluiig.
Die Vertreter der französischen Presse,
die jüngst eine Reise auf den Jltie.jSMifu
platz gemabt haben, erhielten von Gelten
des französischen (JJcnetfllstabl eine Schi!
d rung der Äricgfcrfifmisjf bis z den
GilifaJitfit an der Manie. ZU Tarstel
lung ist natürlich reckt einseitig, hat aber
auch für deutsche Leser Interesse, die, im
Gegensatz zu französischen Lesern, sich
selbst cin Urtheil bilden wollen. Die Zu
sainmcnstellung Berichtet von sieben deut
schen Armeen, die gegen Belgien und
Frankreich marschirt seien, iimhrcnd die
acht? Armee unter General v. Tcimling
im Elsaß operirte. Zuerst kamen die
Franzosen ,mit der sechsten deutschen Ar
mee unter dem Kronprinzen von Bayern
in Fühlung. (!4 entspann sich zwischen
M '.: und den Vogescn eine Schlacht, die
die Franzosen al d'ie Schlacht von Mör
cliingen bezeichnen. Der bayerische Kren
Prinz . warf den Feind, und die französische
Linie bog sich big zur Mosel und der
Mortagne ein. Die siebente deutsche Ar
mee, v. Heerinsen, besehe den Tonon.
Der zweite Kenia." 'fand om 23. August
mit der vierten Herzog von Württemberg)
und mit der fünften (Teutscher Krön
Prinz) Armee Patt. Der Herzog Alber!
von Württemberg warf den Feind auf die
Ccmois zurück (Schlacht von Ncufchi'Ueau).
Tann belagerte der Kronprinz Longwy
und versuchte, in die Wiche von Verdun zu
gelangen. Der zweiten Armee, v. ivülow,
und der dritten Armee, v. Hausen, gelang
die Vereinigung, Inas die allgemeine Rück
wärtsbewegung der Franzosen zur Folge
hatte. Tie eiste dieser siegreichen Armeen
hatte in der Schlacht von öharleroi die
Tombre, die zweite in der Schlacht von
Tinant die Maas überschritten. Nach
Ansickt der Franzosen wurde die Schlacht
don Lharleroi tbeilmeise durch den Anprall
der ersten deut,chen Armee, v. sttuck, auf
die engliscl-e Armee zwischen Maubeuge
und Mons zu Gunsten der Armee v. Bü
lero entschiede.,.'
Nach diesen schweren ' Niederlagen zog
sich die französische Linie mit dem Dreh
Punkt Verdun nach dem Süden zurück.
Data konnte sich die Armee de Castclnau
halten und verhindern, daß sie zu sehr
naa1 iioni gcorangr ivuroc. vjoenio
hie -rh sich die Franzosen bei Verdun und
im Argonnenwald. Die französische Ar
mcclcitung hoffte nun, das; sich in der deut
schen Linie Lücken ergeben würden, wenn
sie ihr? Truppen über die Aisnelinie auf
die Marne zurückzog, v. Jlluck vereitelte
durch die Marschleistungen seiner Armee,
die auch von den Franzosen als wunder
bar bezeichnet werden, den größten Theil
des französischen Planes. Es gelang der
Armee v. Kluck, den feindlichen Flügel zu
umfassen und die Engländer so vor sich
herzutreibcn. In dieser Zeit schloß der
General v. Bülow Maubcuge ein und ge
wann die schwierigen Schlachten von
Cuise. v. Kluck trieb die Engländer Nord
lich von Saint-Qucntin zu Paaren. Die
Engländer begaben sich auf eine wilde
Flucht, die erst bei Coulonnier an der
Marne ein Ende fand. Am 31. August
siegte . ZI kuck noch bei Combles. Unter
dessen warf der General v. Bülom die
Franzosen bei SaintQuentin zurück. Der
General v. Hausen, der die, Lücke von Chi
may passirt hatte, trat in den unentschie
denen Kampf don Nethel ein. Der Her
zog von Württemberg überschritt die Maas
bei Mezires und Scdan, und seine Ar
mee traf auf dem Schlachtfeld von 1870
mit der des Deutschen Kronprinzen zu
lammen. Der Kronprinz hatte im Osten
Longwy genommen, war dann aber zuerst
bei Montsaucon und im Argonnenwald
aufgehalten worden. Der Kronprinz von
Bayern und der General v. Hceringen hat
tcn Schwierigkeiten, ihre Armeen vorwärts
zu bringen. Die Erfolge der Kluck'schen
Armee hatten die Bildung einer neuen
französischen Armee unter dem General
Maunoury, die Somme-Armee, nöthig ge
macht, der nun die Aufgabe zufiel, den
deutschen Vormarsch, ' loste es was es
wolle, zum Stehen zu bringen.
Man begreift, daß die Deutschen siegeZ
Ironien waren. Die Linien der französi
schen Foris Hirson. les AyvellcZ. CondS,
La Före, Laon war von ihnen ohne
Kampf durchbrochen worden. Maubeuge
war eingeschlossen und bedroht, und am
3. September Überschritten die Deutschen
die Aii-nelinie und rückten gegen die
Marne. Dabei machte die Armee v. Kluck
den großen Bogen und legte zum großen
Erstaunen der Franzosen täglich mehr als
50 Kilometer zurück. Schon zeigte sich die
deutsche Kavallerie vor den Thoren selbst
der französischen Hauptstadt. Doch Paris
konnte nicht eingeschlossen werden, fo lange
die; Marne-Armee nicht geschlagen war.
ZU deutsche äußerste Kette schwenkt: nach
Osten und marschirte über Nanteuil-le
Haudoin, Mcaux, gegen die Marne. Nun
fctjle der General Joffre mit feinem groß
angelegten., aber durch die Tapferkeit der
Kluck'schen Truppe und das große Ge
schick ihres Führers vereitelte Einschlie
ßungZmanöver ein. Der' General Sarrail,
aestützt auf Verdun und die. Höhen der
Maas, wandte sich nach Westen und ver
suchte, den linken Flügel der französischen
Mittelgruppe zu umfassen. Der General
de Langlere Cary. der sich im Süden von
Vi!ry-lcFrancois befand, wandt? sich
nach Norden, rechtwinklig zur Armee des
GnieralS Sarrail. Zu seiner Linken kam
der General Foch vom Camp de Mailly
)er ach SSzanne, ebenfalls mit Front
nach Norden. Zu seiner Linken der Kc
netal Franchet d'Ekperry von Czann
nach Coulommier, dann General French
mit Int englisch. Antut bn Cufouuuiu
nach Cresiy.kN'Brie. und endlich im rech
ten Winkrl zu diesen, von Norden nach
Süden mit Front gegen Osten aufaeslcllt,
General Maunoury. der sich aus da de
teiiigie waer Pari stugie und in eine
besondere Schlacht eintrat, die die Schlacht
am Ourcq genannt wird. Die Schlacht
hätte die Umgehung und Vernichtung der
Kluck'schen Armee zur Folge haben sollen.
Sie fand hauptsächlich auf der Front
Baren, Cregy, Mcaux einerseits und auf
der Front Beh. Acn, Etavigny anderer
feits statt. Als die Armee v. Kluck von
General Lamaze am 6. September in der
rechten Flanke angegriffen wurde, drehte
sie sich plöklich. Tos dickte deutsche Ar
mcccorps waudte sich gegen Westen, um
den französisck.m Vormarsch' am Ourcq
aufzuhalten. Am 7. September überschritt
das zweite deutsche Corps in Eilmärschen
die Marne und den Ourcq und kam dem
vierten deutschen Ncservecorpi zu Hülfe.
Das zweite Corps hatte sich von den Eng
landein losmachen können. Im Norden
kamen nun noch deutsche Landwehrtruppen
hinzu, und so war die Armee Mannouy,
die v. Kluck hätte einschließen sollen, plb
lich selbst umzingelt. In Autodroschkcn
und allen möglichen Fuhrwerken schickte
die Pariser Berthcidigungüleitung Trup
pcn zu Hülfe. Die Armee Maunoury litt
fürchterlich. Schließlich bekam sie Luft,
weil inzwischen an anderen Punkten eine
Wendung eingetreten war. Bei Vitryle
Frangoii, bei Saint-Gonds und Esternay
waren die deutschen Truppen weniger
glücklich gewesen und zogen sich durch
das Thal der Ourcq langsam auf
Soissons zurück. Wäre das Kluck'sche
Manöver völlig geglückt, so ' hätte das
wahrscheinlich den Zusammenbruch der
ganzen Feldarmee bedeutet. So verhin
derte v. Kluck die Einschließung und
brachte dem Feind sehr empfindliche Ver
luste bei, zwang ihn sogar auch, einen
Theil der öesatzung von Paris zu opfern.
Jofsce selbst hat sich sehr anerkennend über
die Leistung der Deutschen ausgesprochen,
wie denn überhaupt aus ollen Aeußcrun
gen des französischen Generalstabs hervor
geht, daß er genau weiß, mit welch' tüch
tigem Heer und, mit welch' großartiger
Führung er es zu thun hat.
Natürlich wollen die Franzosen nicht
gelten lassen, daß der Rückzug von der
Marne ein strategisches Manöver war,
wenn sie auch zugeben müssen, daß daö
ganze Manöver sich in der größten Ord
nung vollzog. , Cic sagen, die Armee v.
Bülow fei von General d'Esperey, daS
deutsche Centrum von General Joch und
die Armee des Herzogs von Württemberg
vom General de Langle de Cary zurück
getrieben worden, während der General!
Sarrail, immer gegen Westen gewandt, j
die Armee des Teutschen Kronprinzen
verhinderte, die französische Rechte zu um
fassen.
Die deutsche Kriegsgeschichte wird die
Vorgänge einmal endgültig aufklären.
Interessant ist, daß jetzt schon aus de,
frrtn infifrnftt fliifnmmpnftplTiiiistpn nnfinr
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geht, daß die ganze französische Armee
nur durch das Aushalten der Armee des
General Maunoury vor einer Katastrophe
behütet wurde. ! Als Beleg dasür, daß
auch Joffre dieser Ansicht war, kann der
Tagesbefehl, den er an die Armee Mau
noury richtete, gelten, und der indirekt auch
eine Ehrung der deutschen Armee durch
ten feindlichen Feldherrn ist: Die sechste
Armee hat während fünf Tagen ohne
Ruhe und Unterbruch den Kampf gegen
einen zahlreichen Feind durchgehalten, des
sen Moral durch seine Erfolge aufge
stachelt war. ' Der Kampf war hart, die
Verluste durch das Feuer, die'Ermlldun
gen infolge Schlaflosigkeit und manchmal
infolge Nahrungsmangels, haben Alles
übertroffen, was man sich ' vorstellen
konnte. Ihr habt Alles mit einer Tapser
keit, Festigkeit und Ausdauer ertragen, die
durch Worte nicht nach Verdienst gerühmt
werden können. Kameraden, der Höchst
komandirende hat im Namen des Vaicr
landes von Euch verlangt, daß Ihr mehr
als Euere Pflicht thut. Ihr habt mehr
gethan, als möglich schien. Dank Euch
lat der Sieg unsere Faunen gekrönt.
Jetzt, wo Ihr die ruhmreiche Befried!
gung kennt, werdet Ihr Euch den
endgültigen Sieg nicht entgehen lassen.
Wenn ich einiges Gutes gethan habe, so
bin ich dafür mit der höchsten Ehre mei
ner Laufbahn belohnt worden, Leute wie
Euch zu kommandiren. Mit tiefer Bewe
gung danke ich Euch für das. was Ihr
gethan habt. Denn Euch danke ich das,
worauf seit 44 Jahren alle meine An
strengungen und alle meine Energien ge
richtet waren: die Revanche von 1870.
Dank Euch allen und Ehre den Kämpfern
der 6. Armee.' Man sieht, der Optimis
mus des Generals Joffre geht doch nicht
so weit, von endgültigen Siegen zu spre
chen. DaS überläßt er den Pariser Stu
benstrategen. Aber er legt ein werthvol
les Geständnis dadurch ab. daß er uns
zugiebt, daß die französische Armee und
ihre Leitung stets an die Revanche dachte
und sie herbeisehnte. Das wird die fran
zösischen Politiker aber nicht hindern, wei
ter zu behaupten. Deutschland habe das
friedfertige Frankreich überfallen.
Angst vor Wiedrrvergcltung.
Die Mitglieder der französischen Kolo
nie in Budapest richteten an die franzö
fische Negicrung eine Eingabe, m der sie
mittheilen, daß die Haltung der ungern
sckM Behörden ihnen gegenüber in
Kriegszciten dieselbe sei wie in Friedens
zeiien und daß, ausgenommen die jüngst
angeordnete polizeiliche Meldung, keiner
lci Maßregeln gegen sie angewendet wer
den. Sie ersuchen daher die franzosische
NegierunU auf der Grundlage der Gegen
seitigkcit die ungarischen Bürger in FrPik
reich derselben , guten Behandlung theil
hastig werden zu lassen. ,
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Wie von der (olh verwundet wurde.
Allerlei vom Gencralfeldmarschall Graf
von der Goltz plaudert O. v. Gottberg im
Berliner ,Lok.-Anz.": Seit der General
feldmarschall von der Goltz als neuer Ge
neralgouvcrneur den ' Kampf vor den
Thoren Brüssels leitete, kannte er als Er
holung in Arbeitspausen nur die Fahrt
zum weiter und weiter nach Westen Man
dernden Schützengraben. Dem Mann im
Schützengraben bringt er neuen Muth mit
der ewig guten Laune mit. Er beugt sich
zu khm herab: Sagt Kinderchens, worauf
schießt Ihr denn?" .Auf Engländer, Herr
Feldmarschall." Seid Ihr auch hübsch
ruhig, Kinderchen?" Jawohl, Herr Feld
marschall!' Und mit welchem Bisir
schießt Ihr denn?' Mit Standvisir, Herr
Feldmarschall!' Na, dann müßt Ihr sie
ja treffen.' Dabei lächelt der Feldmar
schall, von dem die Soldaten sagen, er sei
kugelfest. Auch ein englisches Geschoß
kann den Mann im Schützengraben nicht
vom Gegentheil überzeugen. Es traf wohl
den Feldmarschall an der Wange, ober
nahm dem Gesicht nicht das Lächeln, mit
dem er sich zu seinem Stäbe drehte: Wie
leicht hätte das . ins Auge gehen können,
meine Herren!'
Revolte im Mcfaiigencnlnger.
Im Lager Zeist (Holland) kam es unter
den dort internirtcn belgischen Soldaten
zu einer Revolte. . Die holländische Bc
wachungsmannschaft sah sich genöthigt,
von der Waffe Gebrauch zu machen. D a
bei wurden sieben Belgier er
schössen, mehrere schwer und
22leichtverwundet. Es wird be
richtet, daß bereits am Abend vorher
einige Anführer die elektrischen Leitungen
des Lagers durchschnitten, woraus nmit
tclbar Polizei nach Zeist abgesandt wurde.
Am nächsten Morgen trafen Verstärkungen
sür die Bewachungsmannschaften ein.
. ?
' Das dkiitsche Miilhnusen.
Der Kommandant von Mlllhausen in
Obcrclsaß hat folgende Bekanntmachung
erlassen:
Die noch vorhandenen französischen
und englischen Firmenschilder sowie Ge
schäftsaufschristcn sind von den Straßen
und in den Geschäftsräumen binnen 10
Tagen zu beseitigen. Tie Verwendung
von Briefumschlagen, Rechnungs und
Briesvordrucken, sowie überhaupt, die scr
ncre Benutzung irgendwelcher Formulare
in franzosischer Sprache wird verboten.
Der gesammte Geschäftsverkehr ist deutsch.
Nichtbefolgungen dieses Befehls werden
geahndet werden.'
.
Bricfpostverkchr mit dem Auslnnd.
Die Kaiserlich deutsche Rcichspost theilt
mit: Alle offen aufgelieferten Briefe für
das nichtfcindliche Ausland werden von
jetzt ab nach ihrer Freigabe bei der Aus
landsstclle vor der Weilcrscndung postseitig
(durch Zukleben der Briefumschläge) ver
schlössen. Es ist Vorsorge getroffen, daß
eine Verzögerung in der Weiterscndung
der Briefe durch das Verschließen thun
lichst vermieden wird.
'
Die erste Million.
Am 23. Oktober hat die Kölnische
Volkszeitung die erste Liste von Meldun
gen solcher Personen veröffentlicht, welche
infolge ihres Aufrufs eigene und gesam
melte Goldstücke an die Rcichsbank, an die
Post oder an öffentliche Kassen abgeführt,
d. h. gegen Papiergeld umgetauscht haben.
Am 13, November war die halbe Million
überschritten und Ende November die erste
ganze Million. In noch nicht einem
Monat ist aus dem Leserkreise der Köln!
schen Volkszcitung dem Schatz der Reichs
dank über eine Million Mark in Gold zu
geführt worden. "
Französische Geiseln iit Zabern.
Aus Zabern wird gemeldet: Dieser
Tage wurden auS dem französischen
Städtchen Cirey eine Anzahl von Geiseln
Ubcc Caarburg nach Zabern gebracht; un
ter ihnen befindet sich neben dem Bürger
meistcr auch der Schloßhcrr von Schloß
Chatillon mit seiner Familie und seiner
Dienerschaft. Diese haben sich in einem
Hotel eingcmiethct und dürfen sich völlig
frei bis zu einer bestimmten Grenze.be
wegen. Die übrigen Gefangenen, darun
ter Mütter mit fünf und sieben Kindern,
sind im Bczirksgcfängnis untergebracht.
Es 'handelt sich bei dieser Gcfangenchal
tung um eine Gegcnmaßreael der deut
schen Regierung. ,
( .,'! c
ferdeAuol,cbungsKoilniss,n auf dem Tempclhofer Felde.
Schreckensherrschaft in Ziidafrika.
Ter Neue Courant' Haag theilt aus
Kapstadt mit, daß die Engländer in Süd
afrika Schreckensherrschaft einführten.
Für belanglose Redensarten 6 bis 12 Mo
not Gefängnis. Zensur unterdrückt alle
Nachrichten. Trotzdem ist die Meldung
durchgedrungen, daß Prätoria von 4000
Aufständischen mit Geschützen seit An
fang November belagert wird. Im Frei
staa'. sind 1500 Aufständische in sieben
Kolonnen zusammengezogen.
...
Unter Anklage des LandcöverratheS.
In einem Landesveirathzprozcß haben
sich in Leipzig vier Personen aus Berlin
vor dem zweiten Strafsenat des Neichts
gerichls zu verantworten, und zwar der
17jährige Handlungsgehilfe Johann
Litschke, der 18jährige Hausdiener Otto
Kahle, der 19jährige Kaufmann Franz
Fischerund der 17jährige Handlunngchilfe
Paul Kreide. Litschke und Kohle werden
beschuldigt, sich gemeinsam des versuchten
Verraths militärischer Geheimnisse schul
big gemacht zu habcn.'indem sie im Früh
jähr 1914 der französischen und einer an
deren Regierung drei Pläne der deutschen
Kriegsschife Großer , Kurfürst' und
Magdeburg', die sie einer Berliner
Firma entwendet hatten, zum Kauf an
boten. Kahle und Kreide wurden außer
dem der Verabredung eines Spionagever
brechens beschuldigt, indem sie llbercinge
kommen waren, geheime militärische Pa
piere, die sie aus dem Verlag von Mittler
u. Sohn in Berlin entwendeten, in den
Besitz der frnnzösischen Regierung zu
bringen.
.
England der Hauptschuldige.
Man entsinnt sich, daß bald nach Aus
bruch deS Krieges, im August, ein amt
licher Bericht des belgischen Geschäfts
trägcrs in St. Petersburg, Baron d
l'Escaille in deutsche Hände fiel und sein
Inhalt .veröffentlicht wurde. Dieser Be
richt zerstörte das Märchen von Englands
edelmüthiger Beschützung Belgiens uncr
bittlich und stellte fest, 'daß England sich
schon zur Mithülfe am Kriege gegen
Deutschland gebunden hatte, bevor ein
einziger deutscher Soldat belgischen Boden
betrat. Man sollte meinen, der Baron de
l'Escaille sei durch die Veröffentlichung
seines Berichtes, der alle deutschen Be
hauptungen ollkommen bestätigte, in St.
Petersburg unmöglich geworden. Das ist
aber ganz und gar nicht der Fall. Baron
de l'Escaille befindet sich nach wie vor in
St. Petersburg. Weder die russische Re
gierung noch die russische Gesellschaft ha
ben ihm also seine Aufrichtigkeit übel ge
nommen. . r
Systematische Spionage.
Wie die Neue Züricher Zeitung' vom
30. November meldet, wurde vom Ro
manshofer Schweizer Ufer durch vcrschie
dene Augenzeugen festgestellt, daß schon
zweimal, das letzte Mal vor drei Wochen,
nächtlicherweise fremde Flieger über dem
Bodensee und über Friedrichshafen erschie
neu, die aber, als dort sofort alle Lichter
ausgelöscht wurden, wieder abzogen, ohne
Bomben abzuwerfen. Man nimmt an,
daß diese Besuche in gewissem Zusammen
hange stehen mit einer systematischen
Spionage, durch die die feindlichen Machte
regelmäßige Kunde über die Vorgänge in
Jriedrichshafcn erhalten, Jedenfalls rst
festgestellt worden, daß bei dem kürzlich
abgeschossenen Flieger Briggs nicht nur
die neuesten militärischen Karten, sondern
auch ein verblüffend genauer Plan des
ganzen Zcppelinwerkes mit sorgfältiger
Einzcichnung der Standorte der Ballon
abwchrkanoncn und Maschinengewehre ge
funden wurden.
' .
Ein französisches Eisernes Kreuz".
Nach einer Pariser Meldung der
Baseler Nachrichten" schlägt das Mitglied
der Akademie, Barrös. im Echo de Paris'
die Schaffung einer Bronzemedaille für
tapfere französische Soldaten vor, mit dem
Hinweis, daß man etwas dem deutschen
Eisernen Kreuze Aehnliches schaffen müsse.
Mit der Militärmcdaille sei die Gcwäh
rung einer Pension verbunden; daher sei
die Verleihung zu kostspielig, und außer
dem wäre sie auch nur für Corvskomman
danken bestimmt. Der Orden der Ehren
legion sei durch den wenig vorsichtigen
Gebrauch bei der Verleihung gegenüber,
Civilpersoncn in, den letzten Jahren im
Werthe gesunken. Bei der im französi!
. ' 7r .
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- v - l - ;.c.i
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schen Volke vorherrschenden Freude an
Auszeichnungen gäbe man den Führern
eine werthvolle Waffe in die Hand, wenn
sie tapfere Kämpfer durch die Medaille
als Brave von 1914' für's ganze Leben
auszeichnen könnten.
. .
Kriegöfiirsorge der Stadt Berlin.
Ter Magistrat Berlins hat beschlossen,
nicht nur an die Familien der Kriegstheil'
nehmer, sondern auch den Erwerbs und
Arbeitslosen Micthbeihülfcn zu gewähren.
Der Magistrat will dadurch auch den
Hauseigentümern helfen. Bei der Unter
stützung der Arbeitslosen ist der Magistrat
Berlins Hand in Hand mit der Berliner
Landcsversicherung gegangen, die sich be
reit erklärte, unter bestimmten Voeaus
sctzungcn sür solche Arbeitslose zu sorgen,
die als Jnvalidcnversicherungspflichtige zu
betrachten sind. Der Kreis der zu Unter
stützenden soll auf die beschrankt werden,
die für ihre Wohnung nicht mehr als 500
Mark zahlen. Die Hülfe darf 50 v. H.
der Miethe und monatlich 15 Mark nicht
überschreiten.
. '
Soldaten als Zeitungsschreiber.
Die Garnison der Feste Boyen hat sich
die Zeit der Belagerung dieses Platzes und
der Stadt Lötzen damit vertrieben, eine
Kriegszeitung mit eigenen Beiträgen und
amtlichen" Meldungen herauszugeben, in
der auch der Humor in Poesie und Prosa
zu seinem Recht kommt. Diese Kricgszei
tungcn der Feste Boyen und der Stadt
Lötzen werden fortgeführt; die Einzel
nummer wird künftig um 5 Pfennige, die
ersten zehn Nummern zum Preise von 1
Mark, soweit der Vorrath reicht, abgege
ben. ' Der Ertrag wird sür die im Felde
steherden Truppen verwendet und i,t vor
her an das Ersatz-Bataillon No. 147 nach
Lötzen zu senden.
Heldentod ei es Skinicistcrs.
Wieder einmal hat der Krieg einen der
besten deutschen Sportsleute hinwegge
rafft. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz
starb, wie dem Bcrl. Lok.-Anz." telegra
phirt wird, der bekannte Skiläufer Karl
Bohm-Henncs aus Ernstthal den Helden
tod. Böhm-Hennes war einer der erfolg
reichsten deutschen Skiläufer und Sprin
ger, und selbst bei den großen Holmen
kollcnrenncn in Norwegen, an denen er im
Frühjahr vorigen Jahres als einer der
Vertreter Deutschlands thcilnahm, erregte
sein ausgezeichneter Stil allgemeine An
erkennung.
.
Vcrwundctenfiirsorge.
Einen Beweis vaicrländischer Gesin
nung hat die deutsch Kolonie in Neapel
gegeben. Sie stellte vorläufig für zvhn
verwundete deutsche Offiziere (auch See
offiziere) und obere Beamte kostenlos
Wohnung, Verpflegung und ärztliche Be
Handlung zur Verfügung und erstattet
außerdem die Fahrt von der Österreich;
schen Grenze bis nach Neapel. Anträge
werden von dem deutschen Generalkonsu
lat in Neapel erledigt.
' '
Fahrpreiöerniiißigung für Invalide.
Die deutschen Kricgsihcilnchmer, d. h.
Mitkämpfer der Feldzüge seit 1864, die
vom Rothen Kreuz, der Jnvalidenstiftung
u. f. w. unterstützt werden, genießen nach
dem ' deutschen Eisenbahn-Personentarif
bei Reisen zum Besuche von Kurorten eine
Fahrpreisermäßigung, die in der Besolde
rung zum halben Preise in der zweiten
und dritten Klasse besteht. Diese Be
gllnstigung hat Minister v. Breitcnbach
jetzt auch auf die Thcilnehmcr des gegen
wältigen Feldzuges ausgedehnt. Dem
Vernehmen nach wird die Fahrpreisermä
ßigung auch für Reisen nach Lsterreichi
schen Bädern gewährt, wie umgekehrt auch
die österreichischen Kriegsthcilnehmer zu
gleichem Zwecke auf deutschen Bahnen zu
halbem Fahrpreise befördert werden.
. '
Offene Hände.
Die Sammlung in der Bürgerschaft der
Stadt Essen ergab bisher für den Kriegs
liebesdienst 1,120.000 Mark. Davon wur
den bisher verwendet für 300.000 Mark
Wollsachen. 30.000 Mark für den Vater
landischen Frauenverein, 26,000 Mark für
die Nothlcidenden in Ost- und Westpreu
ßen und Elsaß-Lothringen, 30,000 Mark
als Zuschüsse für Familien der Krieger,
6000 Mark zur Unterstützung direkt vom
Krieg Betroffener und 5000 Mark für
andere Zwecke des Kilegsliedesdienstes
(Kochkurfc, Obst und Gemüsebau usw.).,
14,000 1 300.
Die ,fobcnincj' von Kamerun
Tie Leidensgeschichte der deutschen
Frauen und Kinder.
Kürzlich sind die ersten Frauen von
Deutschen au Tuala (Kqmcrun), die
nach der Besetzung Dualas durch die Eng
länder gefangen genommen und nach Lon,
don gebracht worden waren, über Holland
in Berlin eingetroffen. Eine der Damen,
Frau Elfe Wegncr, giebt eine Schil-
derung der Kämpfe, aus der zu ersehen ist,
daß es den Engländern durchaus nicht so
leicht geworden ist, die Kolonie theilmäse
zu besetzen.
Ansang August', so erzählt Frau
Wegner, wurde in Tuala die Kricgeer
klärung Englands an Teutschland be
kannt. Wir waren sechshundert Europäer,
Frauen und Kinder mit eingerechnet, und
hatten eine schwarze Schutztruppe von
600 Mann. Niemand von uns gab sich der
Hoffnung hin, daß eS möglich sein werde,
einem englischen Üeberfall auf die Dauer
standzuhalten: trotzdem wurden alle Vor
bereitungen getroffen, um so lange wie
möglich Widerstand zu leisten. Der ganze
August und die ersten Tage des Sepicm
der verliefen, ohne daß die Engländer, die
wir taglich erwarteten, sich seyen ließen
Endlich, am 6. September, kam da? eng,
lische Kanonenboot Dwarf' das erste
Mal den Kamerunfluß bis zu etwa 18
Kilometer vor Tuala herauf, suchte die
Fahrrinne ab und schoß auf einige unserer
Barkassen. Unsere Batterien, bestehend
auS vier Stück 9,5-Zentimeter-Kanonen
erwiderten das Feuer mit so gutem Er
folge, daß die Engländer sieben Verwun
dete und einen Todten hatten. Daraufhin
zog sich das Kanonenboot eiligst aus dem
Bereich unserer Batterien zurück und ging
in der vorderen Bucht weitab vom
Schuß vor Anker.
Einige Tage später hörten wir Kano
ncudonrer. Die Engländer hielten Schieß
Übungen a' zu welchem Zwecke blieb uns
unbekannt Vielleicht wollten sie nur ihre
Anwesenheit in Erinnerung bringen. Wie
der vergingen einig Tage in Ruhe, dann
wurde von den Engländern wiederholt der
Versuch unternommen, Duala auf dem
Dibamba(Lungasi)fluß zu erreichen. Sie
wurden aber jedesmal mit Verlusten zu
rückgeschlagen. Am 25. September er
schienen ein englischer Kreuzer, ein Ka
nonenboot, eine armirte Facht und zwei
Schlepper vor Duala und gingen, etwa
16 Kilometer von der Stadt entfernt, vor
Anker. Am Nachmittag sandte der Kam
Mandant des englischen Geschwaders einen
Parlamentär ans Land, der die be
dingungslosc Uebergabe der Kolonie ver
langte. Diese Forderung wurde natürlich
abgeschlagen. Der Parlamentär stellte
daraufhin ein Ultimatum'. Bis 5 Uhr
15 Minuten desselben Tages müsse die
Kolonie übergeben sein, widrigenfalls
mit der Beschießung begonnen werde. Er
erhielt keine Antwort. Am nächsten Tage
früh 6 Uhr fiel der erste Schuß. In ra
scher Folge wurden aus den englischen 15 '
Zentimeter-Geschützen etwa 140 Schüsse
abgegeben. Glücklicherweise waren nur
drei von ihnen Treffer. Das Wohnhaus
des stellvertretenden Bczirksamtmanncs
Wienike (der Bczirksamtmann Röhm
weilte gerade auf Urlaub rn Deutschland)
und einige andere Häuser wurden beschä
digt. Um zweckloses Blutvergießen zu ver
meiden, mußte sich Duala am 27. Scp
tember ergeben. Unsere Schutztruppe zog
sich nach Edea,(am Sanaga) zurück und
die Engländer erbeuteten nur vier alte
Kanonen und sanden im ganzen 53 far
big Soldaten vor. Dazu hatten sie einen
englischen, einen französischen Kreuzer, die
Cumberland', verschiedene Schlepper
und 14,000 schwarze Soldaten aufbieten
müssen. Die Frauen, Kinder und Nicht
kombattanten der Deutschen hatten sich
während der Beschießung nach den Kir
chen geflüchtet und kehrten nach der Ueber
gäbe Dualas in ihre Wohnungen zurück.
Mit Duala ist aber Kamerun noch
nicht gefallen. Es gab neue, für die Eng
länder ziemlich schwere Kämpfe. Erst
einige Tage später fiel Jagoma am Di
bamba. In Jabassi verloren die Englan
der beim ersten Angriff neun Europäer
und über 200 Schwarze und mußten sich
zurückziehen. Nach acht Tagen kamen sie
1000 Schwarze, 20 Europäer stark und
mir Artillerie wieder und jetzt erst gelang
es ihnen, das kleine Städtchen zu er
obern". Leider fielen auch auf unserer
Seite zwei Europäer.'
Frau Wegner schildert dann die Be
Handlung, die den in Duala fcstgcnom
menen Deutschen zutheil wurde, und die
ein würdiges Seitenstück zu den Rohheitcn.
denen die Deutschen bei den englischen
Bundesgenossen in Rußland ausgesetzt
sind, bildet. Am 28. September wurden
wir durch schwarze englische Soldaten
aus den Häusern geholt. Der Mann, der
mich holte, verstand kein englisches Wort.
Er ließ mir nicht Zeit, mich richtig anzu
ziehen, und gestattete mir auch nicht, die
Schmucksachen und das Geld, das ich auf
dem Tische liegen hatte, an mich zu
nehmen. Bei jeder Bewegung drohte er
gleich mit dem Gewehr. Ich sah weder
Schmuck noch Geld mehr wieder. So
mußten wir ohne jeden Widerspruch mit
gehen. Ich beschwerte mich bei dem eng
lischen Offizier, der ausweichend ant
wortete, wir feien nur gerufen worden, um
unsere Namen in Listen einzutragen, da
mit festgestellt werden könne, wieviel
Deutsche sich in Duala befinden. Als aber
sämmtliche Deutsche zusammengerufen
waren, hieß es: Alle, die hier auf dem
Platz versammelt sind, müssen unweigerlich
auf ein Schiff. Da half kein Bitten, uns
wenigstens Kleidung und Gepäck holen zu
lassen. Wir mußten alle, wie wir gingen
und standen, den kleinen englische
Dampfer .Elmlna' besteigen. Hier wur
den wir untersucht und uns alles Geld bi
aus 100 Muik chiit Cuittuua, uhnauu
men. Einer Dame wurden ollein 1950
Mark genommen, die sie natürlich heute
noch nicht zurückerhalten hat. Aus dem
Dampfer blieben wir einen Tag. Wir er
hielten nur Wasser aus einem Schmutz
eimer und Hartbrodt. Tann brachte man
uns nach Lagos, wo wir In der Gelb
fiebcrstation und Im Gefängnis unterge
bracht wurden. Nach zwei Tagen wurden
wir 23G englische Meilen in Innere nach
Ebadan auf einen Camp verschickt. Die.
Nahrung war die ganze Zeit über gänz
lich unzulänglich, und die Nahrungsmittel
waren mit Ungeziefer bedeckt. Wir waren
hier etwa 700 Personen, denn unsere Zahl
war inzwischen durch die Seeleute der
Kauffahrteischiffe vermehrt worden, die die
Engländer von den Schiffen herabgeholt
hatten. ?!ach zweitägigem Aufenthalt auf
dem Camp hieß es eines Tage! plötzlich:
Morgen früh geht es nach England. Wir
alle unter den 700 Menschen befanden
sich 28 Frauen wurden nun auf den
Frachtdampfer Obuasi' gebracht. Bei
noch schlechterer Verpflegung kamen wir
nach achttägiger Fahrt nach Freetown.
Hier blieben wir 5 Tage liegen, um Wasser
und Proviant einzunehmen. Tann ging
di Fahrt weiter. Viele von uns erkrank
ten an Fieber, da kein Chinin an Bord
war. Wir Frauen wurden wie eine Horde
Vieh behandelt. In Madeira durften wir
uns durch Vermittlung englischer Unier
osfiziere Obst kaufen. Sie scheuten sich
nicht, uns ganz offenkundig dabei zu be
trügen. Wenn sie z. B. für 50 Pf. Aepfel
kauften, verlangten sie 1 Mark 50 Pf. von
uns dafür. Abends erzählten sie einander,
wieviel ein jeder bei dem Geschüft' der
dient hatte. Wie schlecht die Ernährung
war, beweist der Fall, daß eine Dame in
Madeira zurückgelassen werden mußle, da
sie infolge Unterernährung erkrankt war.
In Madeira wurde uns mitgetheilt, daß
jeder Deutsche, der an Land gehe, sofort
erschossen würde, da Portugal im Begriff
sei, Deutschland den Krieg zu erklären.
Man suchte uns durch die lügenhaften Er
zählungen von deutschen Niederlagen zu
kränken, und hätten wir nicht von rnum'
bei Madeira liegenden deutschen Dampfer
durch Flaggensignale erfahren, daß unsere
Armeen überall siegreich vordringen, wir
wären ganz verzweifelt.
Am, 21. November kamen wir in South
ampton an und wurden ausgeschifft. Die
Frauen waren die ganze Zeit über von
ihren Männern getrennt, gehalten. Jetzt
erlaubte man ihnen, einige Minuten mit
ihren Männern zu sprechen. Dann wur
den diese, die zum Theil noch in Tropen
kleidung waren, fortgeführt. Wohin sie
gebracht worden sind, wissen wir nicht,
wir haben seitdem nichts mehr von ihnen
gehört.
Am Abend desselben Tages kamen wir
in London an. Hier wurden wir von den
Herren des amerikanischen Konsulats sehr
freundlich empfangen und unterstützt. Am
folgenden Tage traten wir die Fahrt über
Holland nach Deutschland an. Wir hatten ,
statt 21 Tagen 8j Wochen zu der unfrei"
willigen Reise gebraucht.
Eine neue Stadt in Böhmen.
Als Gegenstück zu den deutschen Ba
rackenstädten für Kriegsgefangene hat in
Oesterreich der gegenwärtige Krieg zu
einer ganz merkwürdigen Gründung An
laß gegeben. Nach Böhmen kommen m
großer Zahl galizische Flüchtlinge, die
theils in Prag, theils in den Landstädten
und Dörfern Unterkunft finden. Auf
Bemühen des Statthalters wird nun für
sie nahe bei Chotzcn (Bezirk Hohenmaut
eine eigene Stadt angelegt, die nicht we
nigcr als 22,200 Menschen fassen soll.
Der Bau hat bereits begonnen und wird
in fünf Wochen beendet sein. Es werden
außer den Ncbenbauten vierzig einstöckige
Häuser von je 67 Meter Länge und 13
Meter Breite hergestellt, jedes mit einem
Fassungsraum für 528 Personen. Je drei
Häuser besitzen eine gemeinsame Küche, in
welcher täglich 1600 Menschen gespeist
werden sollen. Den Aufwand, eine Krone
für den Erwachsenen und 60 Heller fi
das Kind, also etwa 20,000 Kr. täglich,
bestreikt der Staat, ebenso wie die Bau,
kosten. .
. ' .
Ter Nusseneinfall in den Karpathen.
Wie aus Nyircgyhaza gemeldet wird,
erzählten dort gefangene russische Offiziere
über den Zivcck des russischen Einfalls in
den Karpathen das Folgende:. DaS in
Galizicn befindliche russische Heer befindet
sich hinsichtlich der Verproviantirung in
einer ungünstigen Lage. Die Etappenli
nien mit Rußland sind schlecht. Die
Russen können Lebcnsmittcl nur sehr
schwer aus Nußland herbeischaffen, wäh
rend Galizien nicht mehr im Stande ist,
sie zu erhalten, denn bereits sechsmal sind
die feindlichen Heere dort hin und her ge
zogen und haben alles Eßbare verbraucht.
Dagegen ist der Boden Ungarns noch in .
takt und besitzt reichlich Getreide und son
stige Lcbensmittkl. Deshalb sind die hung
rigen russischen Truppen ein zweites Mal
hier eingedrungen. Eine höhere taktische
Grundlage hat der russische Einfall gar
nicht, sondern bezweckt bloß die lLs
gung mit Nahrungsmitteln.
,,Emdc".Drnkmal in der Nuhines
Halle.
In einem Schreiben an die Schriftlc!
tung der B. Z.' wird der Vorschlag ge
macht, zum Andenken an S. M. S. Em
den' ein Ehrenmal zu schassen, daS auch
kommenden Geschlechtern die Sprache un
serer großen Zeit reden soll. Das Schiff
soll in edlem Silber wieder erstehen, auf
einem Sockel, der die Namen der ganzen
Besatzung tragen soll. In der Nuhm:s
Halle soll es aufgestellt werden. Der
Schreiber, ein Berliner Regierungsraih,
stiftete als ErstlingIgabe 100 Mark.