Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 15, 1914, Image 2

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'sondern auch den wenigst Bemikteiten ,u
l "Il'ch it. tfr?t!ff find Pteff tiKIgfn
i Rosen nickt aus norbtfchem Boben gswach,
.cn, die milde Lüft bei Silben hat sie er
'jeugt.
Iffia diese fremden Rosen etwa genaust
ensucht, der meist ihnen an. daß irgend
etwa mit ihnen nicht ganz richtig ist. b
.qcfehen davon, daß ihnen fast jeder Duft
.f.Klt, haben sie In ihrem Aeukeren etwa,
richt gut i,l Worte zu Kleidend,, hat un
fremdartig berührt. E sind Rosen, und
doch fehlt ihnen etwa, der natürliche
Echmclz. die natürliche Grazie, der eigen
'ertige Liebreiz, der un von unseren hei
mischen Rosen her so bekannt, so Neb ist.
El geht uri mit ihnen wie mit den
grauen, die wir bisher nur im intimst?
Familienkreise kannten, und denen wir
Plötzlich bei besonder festlicher Gelegenbeit
,in großer Toilette wieder begegnen. Eie
schcn Verändert au, nicht einmal immer
zu ihrem besten. Da Natürliche, da
llngewunzent fehlt ihnen.
I Em Strauß Rosen, au einem Dutzend
Blumen leicht und gefällig zusammeriae
bunden, nimmt viel Platz ein. Wollte man
die Blumen auch nur halb erblüht zu un
senden, so Kurden die Tausende und
Abertausende zu viel Platz einnehmen.
Deshalb werden nur Blutenknospen,
welche sich an der Pflanzt erst in einigen
Tagen öffnen würden, geschielt, welche
hundcrtweise in kleinen flachen körben ein
gepackt find. So, wie sie ankommen, sind
sie nicht zu gebrauchen, sie müssen erst
Toilette machen. Es gehört eine große
.Uebung und Gewandtheit dazu, die fest
neinandergepiefzten Blumenblätter zu
i lockern, zu lösen und so auszubreiten, daß
sie eine natürliche Stellung einnehmen.
i Wie mit den Rosen, so geht' nun aber
souch noch mit vielen anderen Blumen.
lSo. wie sie au der Gärtnerei kommen,
s frnb sie in den Blumengeschäften selten
,ohne weitere zu gebrauchen. Hin mutz
sein Blumenblatt gebogen, dort eine Knospe
'entfernt werden; feiner Draht muf; die
'Blumenblätter zusammenhalten, damit die
j Blüthe nicht vor der Zeit zerflattert.' Ein
l etwas stärkner Draht muß dem Blüthen-
stiel Halt derlechen, fehlen Blatter rnuj
sen ergänzt werden.
t Der feine Draht in verschiedenen Star
ken spielt dabei, wenn auch glücklicherweise
nicht mehr in dem Maße wie früher, eine
große Rolle. Er schmiegt sich überall an
und läßt sich so geschickt verwenden, dafz
nur das geübte Auge seine Gegenwart
merkt. Mit Takt angewendet, ist er auch
gar nicht zu verwerfen, wenngleich ein
wirklich kostbarer Ctrauß keinen Draht
enthalten soll.
Eine Unsitte, ander kann man es nicht
bezeichnen, ist es dagegen, Pflanzen in
Hunte Papiere und Bänder einzukleiden,
um sie dadurch repräsentabler zu machen.
Der Beschenkte, denn um diesen handelt eZ
sich bei solchen Pflanzen in weitaus den
meisten Fällen, hat stets den Schaden, weil
die bunten Fähnchen nur dazu dienen fol
Im. Mängel zu verdecken.
Man sollte es sich verbitten, eine so der
hüllte Pflanze zu schenken, da sie stets
minderlverthige Waare ist, die durch die
fremden Zuthaten nicht besser wird.
Während Gärtner und Blumenhändler
sich meist damit begnügen, die Blumen so
zu verwendm wie sie sind, und sich bei der
Toilette der Blumen auf da. Allernoth
wendigste beschränken, ihren Stolz darin
fachen, mit möglichst guten Blumen mög
liehst geschmackvolle Arrangements zu tref
fen, so daß jede einzelne Blume zur Gel
tag kommt, dabei die Gesetze der Farbe.
lzrmonie stets im Auge behaltend, hat der
Amerikaner eine eigene Blumentoiletten
kunst ausgebildet, welche allerdings nur
bei einer einzigen Blume, dem Cbrysanthe
'mutn, Anwendung findet. Er ersitzt eine
bcneidenswerthe Aufmerksamkeit und Liebe
für die einzelne Pflanze. Er kennt jedes
Individuum feines Pflanzenbestandes ge
,au und verfolgt sein Werden mit ge
fpanntester Sorge. Er freut sich über jede
einzelne Blume und znr umsomehr, je
'doLlommener sie ist. -
Der Deutsche ist in dieser Beziehung
ganz anders geartet. Ihm kommt es auf
den Gesammteffekt an, die Details fürn
wer ihn wenig. Ob die Gruppe aus sei
i jenen oder gewöhnlichen Pflanzen aufge
baut ist, ist ihm im allgemeinen sehr gleich
giltig. wenn sie nur aus da Gemüth ein
; wirkt.' Ob die einzelne Pflanze vollkom
wen ist oder nichts ist ihm einerlei, wenn
sie nur an der betreffenden Stelle in das
Ensemble paßt.
Kein Amerikaner würde bei einem Ar
rangcment klägliche Pflanzengestalten du!
den. Ihm müssen die Pflanzen vollkom
'men fein in der Kultur sowohl wie in
ihren einzelnen Theilen. ;
Der Begriff der Vollkommenheit ist ihm
rllcrdings ein sehr variabler, je nach der
einzelnen Pflanzenart. Sehr häufig deckt
er sich mit dem Begriff der Regelmäßig
Zeit. ,:-:y:-' " '
Tcr Umkreis einer Blume muß z. B.
sirnau kreisförmig oder regelmäßig stern
fcernig fein, die Zeichnung der Blumen
blätter mnß peinlich genau regelmäßig
sein, die Stellung der Blumenilätter. der
Blüiben eine Blilibenstandes muß mathe
mci tisch genau gleichartig sein, fall ander
die Pflanze Anspruch auf höchste Voll,
kommtnheU machen können.
Diese intensive Beschäftigung mit der
Pflanzenwelt ist den hohen Ausschwuitg
ki Gartenbaues zur Folge gehabt' sie hat
' auch einen Zweig des Gartenbaues rn,$a?
bildet da Frisiren der Blumen, und zwar
bcnvtsächlick der Chrysanthemen. , .-
' Seit Jahren schon wurde der Versuch
a?m,cbi. ' durch eine , Ausstellung da
?,'.iereffe ,de größeren Publikum iic
r'aiühtmcn zu wck,n. t
TOT!
AMMS
Da Frisiren dieser Blumen ist eine 6s.
sondere ttunst. die gelernt f. -In will. Sie
erfordert vul Gelchicklichkril. Taktgefühl
und Geduld. Ein gkschickter Blumen
skiseuk. der eine mehriiihriae Prar, bintc
sich hat. drauckit etwa drei Stunden, um
eine einzige Blume zu frisiern. Solche
Mühe wird natürlich fast nur aus Zlu
strllungsbliimkn verwendet, bei dnen ti
darauf ankommt, sie in voller Glorie zu
eigen.
Unsere t.-'fügttn ÄbbiZdungeg. die
nach phvtographischen Aufnahmen herge
stellt sind, gestatten un einen Blick in das
Atelier ine selchen Künstln. Zunächst
schneidet er die Blume mit einem recht
langen Stiele ab, um sie be.ucm Hand'
h?ben zu können.
Nun beginnt die langwierigste und
schwierigste Arbeit, ö gilt dir in der
Mitte der '.Blume' besiudlicden schlecht
oder unausg bildeten Cmeivendluthchen zu
entfernen, damit die Blume sich ordentlich
schließen kann. So lange sie Vorhände
sind, hat di: Blume In der Mitte ein Loch,
wie die zweite Figur zeigt. Wurde man
alle Ccheidcnblüthchen entfernen, so wür
den die guten Strahlen keinen Halt mehr
hoben. Der Künstler muß lso nur einen
Theil der kleinen Eedeidendtütbchen ent
fernen. Da ist eine höchst schwierige Ar
beit. Mit einer feinen Pincette muß er
die einzelnen Ccheibenblllthchen fassen und
sie mit einer besonderen Bewegung, die
gcnz besonder gelernt sein will, kxrau,
ziehen. Im Ansang reißen die Blüthchen
meist ab und dann ist doppelt schwer,
den Stumpf zu entfernen. Je nach der
Größe der Blüthchen sind verschieden große
Pincetten zu verwenden.
Nacddem sut die e in! e in v:r Mitte
Platz geschaffen worden ist, wird jede
-trahlenblutbe einzeln darauf angesehen,
eb sie ganz tadello ist: jede nicht ganz
tadellose Strahlenblülhe wird undarmher
zig ausgerupft.
Nach diesen orbercituiigen beginnt die
eigentliche Frisirardeit. Wie ein wilder,
ungekämmter Wuschclkopf stehen die ein
seinen Strahlen bald rechts, bald links.
Mit der Pincette, die bin den Kamm der-
tritt, werden sie sämmtlich in möglichst
gleiche Richtung gebracht. Stiva dorhan
dene Falten werden dabei ausgeftrichen;
kurz, damit die .Blume' tadello wird,
wird in der peinlichsten Weise jedes Blüth
chen gedreht und gewendet.
Den letzten Sckili t erdalt die Blume
endlich mit einem feinen Kameelhaarpinsel,
dann ist Mqlady Chrysanthemum frisirt.
Wahrend dieser lanaen Arbeit würde die
Blume aber onranaen zu welken. Damit
dies nicht geschieht und sie zugleich bequem
gehalten werden kann, erhalt sie eine de
sondere Stütze: ein langes CdlinderglaS
mit breitem Fuß. das mit Waffer gefüllt
ist und oben einen Zinkeinsatz hat, der
einer Leuchterhülle nicht unähnlich , ist.
Dieser ZmkcZnfatz hat in der Mitte ein
Loch, durch das der Stengel der Blume
gerade hindurcbgeht. Der Einsatz wird
zunächst über den Stengel gezogen und
dann soweit hinausgeschoben, daß er die
untersten Slrahlenblüthen etwas hebt, ober
doch noch von diesen verdeckt wird.
Damit sich die Blumen auf der Lusstel
lung besser Präsentiren, werden Pcrschjk
dene hohe Cvlinderaefäße. d:ren Farbe
übrigens auf bie Blüthenfarbe abgestimmt
ist, verwendet.
Die Chrysanthemum wachsen bekannt
lich sehr schnell. In einem Jahr zieht der
Gärtner aus einem Steckling Pflanzen
von über 40 Zoll Durchmesser mit unzah-
ligen Blumen. Eme besondere Kunst ist
es, diese Blumen nun so zu richten, daß
die ganze Pflanze ei hübsches Aussehen
erhält. Stäbe und Drähte dienen dazu.
In der That, unter dem Tiaimt von
Blättern und Blüthen einer Ausstellungs
pflanze befindet sich ein Dickicht von Stä-
den und Drahten, von denen ma sich
schwer eine Vorstellung macht.
unsere letzte Abbildung zeigt itnis eine
Pflanze (Wylady Chryfakthemum). .die
erst noch zurecht gemacht wird, während
die Pflanze rechts fertig für die Ausstel
Drei Wochen Pulsin".
Am Sonntag, IS. August, wurde ich
telegraphisch in das Garnisonlazarett der
Stadt Lyck zu meinem verwundeten
Mann gerufen. An demselben Tage fuhr
ich Nachmittags zusammen mit meinem
Schwiegervater ab und kam nach verhält
nismaßig glatter Fahrt am Dienstag
Morgen in Lyck an. Nachdem ich meinen
Mann im Lazarett besucht hatte.- wollte
ich mit meinem Schwiegervater sofort die
Rückfahrt antreten, da man allgemein
einen russischen Einfall fürchtete. Unsere
Absicht konnten wir jedoch nicht aussüh
ren. da kein Zug mehr von Lyck abgelassen
wurde Wir bezogen daher das Hotel
Kaiserhof und warteten aus den Augen-
blick, wo wir die Stadt verlassen könnten.
Doch diese Aussicht wurde immer gerin
ger. Die Bevölkerung wurde unruhig: es
hieß, die Russen kommen. Die deutsche
Besatzung zog vor die Stadt, und bald
dröhnte i der Kanonendonner, daß die
Scheiben klirrten. Wir konnten die Stel
lungen der Truppen und das Einschlagen
der Granaten genau beobachten. Am
nächsten Morgen wurden wir durch Ge
wehrfcuer geweckt. Das deutsche Militär
hatte in geordnetem Rückzüge die Stadt
verlassen, da es bei feiner geringen Stärke
an Vertheidigung nicht denken konnte.
Trotzdem verursachten sie mit ihren zwei
Geschützen, mit einigen Mafchinengeweh
ren , und Jnfanteriefeuer 'einen Hollen
lärm, so daß die Russen, völlig ungewiß
über die Starke des Feindes, nur sehr
langsam1 und unsicher die Stadt besetzten.
Ausichreiluiigen gegen die Bevölkerung
sind nicht gekommen. Dies kam daher,
weil die Bewohner nicht geflüchtet waren
und sich ruhic, verhielte. Man hatte nur
Angst vor einer Hungersnoth. da alles
Brod im Nu beschlagnahmt und der ganze
Pichbestaiid..Nistder. Hammel. Saiweiu,
turitezbunt durcheinander aus der 'Stadt
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lung ist. Die wundnkare Variabilität bes
Chrysanthemum macht es verständlich, daß
dieser Pflanze so viel Aufmertsamkeit ge-
widmet wird. Unsere Bilder können nur
eine schwache Vorstellung von dem Formen
reichthum der Chrysanthemumpflanze
geben, während die erstaunlich zahlreichen
Größen und Farbenverschiedenheitcn nicht
wiedergegeben werden konnten.
No. 1. Die Blume wird geschlissen.
No' 2. In der Witte wird Platz gemacht.
r Nö. 3. Alles Schlechte wird entfernt.
No. 4. Die Blume wird 'ekrümmt. No.
5. Der letzte Schliff wird angelegt. No.
6. Eine Chrysanthemumblume von 8 Zoll
Durchmesser. No. 7. Eine Blüthe von
10 Zoll Durchmesser. No. 8. Drei Aus
stellungsblumen. No. 9 Wylady Chry
santhemum vor der Toilette. No. 10.
Mylady Chrysanthemum nach der Toi
leite. No. 11 und 12. Mnlady' Toi.
lettentisch und Toilettengegenstande.
getrieben wurde. Uebrigens hatten die
Herren Russen eine originelle, aber wenig
hygienische Art zu schlachten. ' Irgendwo
n einer ?)!auerccke stachen sie ein Kalb
ab, nahmen die Keulen und ließen den
Kadaver liegen. Oefter sah man vor
riner Hofthür in zierlicher Anordnung ein
paar Äuhbeine stehen, die jemand zum
Scherz dort aufgebaut hatte. Ein wei
terer Grund für das' ruhige Verhalten des
russischen Militärs war darin zu sehen,
daß e aus Theilen dcS Gardekorps und
des finnländischcn 5torps. also anstän
digem Menschenmatcrial, bestand. Die
wenigen Kosaken, die dabei waren, wur.
den von den anderen am Rauben und
Plündern gehindert. Die Truppen wr
den in die Kasernen gelegt, viele Offiziere
jedoch wohnten in den Hotels.
In unserem Hotel waren ständig Offi
ziere zu Gast, und ich will ausdrücklich
hervorheben, daß die Herren durchweg von
vorzüglicher Bildung und hochanständiger
Gesinnung waren. Ich habe in. den drei
Wochen Gelegenheit gehabt, mit etwa
achtzig Offizieren mich zu unterhalten,
Sie konnten größtentheils, einige sogar
vorzüglich. Teutsch sprechen. Da ' kein
Hotelpersonal da war, übernahm ich mit
zwei jungen Damen, nämlich der Tochter
und Schwiegertochter des Hotelwirths, die
Bewirthung der Gäste. Vielleicht ist es
unser Glück gewesen, daß wir un selbst
bewußt gaben und nie unser Deutschthum
verleugneten. Wir haben wiederholt im
Kreise der russischen Offiziere die deutsche
Nationalhymne gespielt und uns strikt ge
weigert, uf den Zaren zu trinken. Einige
höhere Offiziere fragten uns, ob' wir
denn keine Angst hätten, von ihnen er
schössen zu werden. Nein,' meinten wir
lachend, .wir Deutschen haben nie Angst.'
Am zweiten Tage Kalte ich einen nied
liehen Disput mit General ötennenksmpf.
n Msiart, WeMemLo
ngsM"
.KKSSSÄ
.m' '
Sk deutete auf das Kaiserbild und be
hauptete. Kaiser Wilhelm habe den Krieg
angefangen. J'ch bestritt dies, und da er
von feiner Ansicht nicht abging, ereiferte
ich mich so, daß ich auf den Tisch schlug
mit den Worten: Es ist doch unerhört,
daß Sie alle auf unseren Kaiser, schim
pfen!' Diesen zornigen Eifer muß er so
komisch gefunden haben, daß er nicht auf
hörte zu lachen und sich mit feinen Offi
zieren darüber zu unterhalten. Auf seine
Frage, wer ich denn eigentlich sei, wurde
ihm von dea anderen bedeutet: Ja, das
ist eine Berlinerin, mit der ist nicht zu
spaßen!" Persönlich standen olle Ossi
ziere dem Krieg sehr ablehnend gegen
über, von Begeisterung war nichts zu
merken. .Warum sollen wir mit Euch
Krieg führen?' haben sie mir oft gesagt.
Im . gesellschaftlichen Verkehr waren sie
liebenswürdige, fröhliche Menschen, er
zählten und tanzten und tranken. Der
Sektbcstand - des Hotels ist wohl drauf
gegangen. Bis in die späte Nacht gingen
die Gelage. Zum Kaffee fehlte nie der
Likör. Ein kleiner Schluck Kaffee und
ein großer Schluck Curacao oder BönS
dictine folgten in peinlich genauer Ab
wechslung. Da es verboten war, Licht
nach der Straße zu haben, mußten wir
ein Privatzimmer zur Verfügung stelle.
Uebrigens bezahlten sie jeden geforderten
Preis. Meinem , Mann schickten die
Herren, die täglich im Hotel waren, eine
Kiste Cigarren mit Widmung in deutscher
Sprache in' Lazarett. Leider wurde er
an demselben Tage es war der 6. Sep
tember alö letzter der 35 Lazarettge
nossen über Augustowo in die russische
Gefangenschaft abgeführt. Davon ließen
sie sich nicht abbringen die Zahl fünf
unddreißig mußte voll werden! Auch dnt
Besuch des Lazaretts wurde mir mit Hilfe
einer Bescheinigung der russischen 5iom
niandantur, die übrigens in den drei
Wochen viermal gewechselt hat, gestattet.
Eines 2ags wurden wir sogar von einem
Hauptmann in feiner Troita hinUfahren,
so daß mein Mann, der am Fenster stand,
glaubte, wir seien verhaftet und wollten
ihn euch noch holen. , Gegen die Soldaten
wurde mit äußerster Strenge vorgegan
gen; die Ueberscheeitung des cynape
verböte, wurde mit dem Tode bestraft.
In einer Weinhandlung wollten drei
Soldaten Schnaps kaufen, als gerade zwei
I fsiiere dazu kamen. Da erschoß sich
mrtmm0
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ili-iiiir imw..iwij l.mmf tß-fm , rn r)i i II
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ÄSS
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$'v3kta-4m--
einer von den Soldaten selbst, die beiden
anderen wiirdm von den Offizieren mit
dem Revolver erschossen. Die Knute ist
ein unentbehrliches Requisit: jeder Offi
zier hat eine im Stiefclfchacht . stecken.
Eines Tage! ersuchte eine Horde von
dreißig Soldaten den Obstgarten des Ho
tels zu plündern. Ich sah dies vom Jen
stcr aus. Als ich Leutnant Wowka . . .
darauf aufmerksam machte, eilte er in den
Garten und vertrieb die Soldaten mit
dem vorgehaltenen Revolvers
Daß Nußland siegen werde, war den
Russen Ueberzeugung. Ein Offizier
hatte schon eine Karte von Europa nach
der neuen Vertheilung. Er zählte alle
unsere Feinde auf, die Deutschland ein
gekeilt hätten, und erwartete nun, daß
wir ängstliche Gesichrer machen würden.
Doch kaltblütig lächelnd erwiderte eine
meiner Leidensgenossinnen: Da habt
Ihr ja Monaco mit seinen "drei Gen
darmen vergessen, dann wird Deuischland
allerdings verloren fein.' Der Witz löste
allgemeines Gclääiter aus. - Sie bemüh
ten sied nach Kräften, die scheußlichsten
Gerüchte über den Stand des Zlricges zu
verbreiten. Der arme Redakteur der
P.dtT Zeitung mag noch nie solchen un
freiwilligen Ünstnn in seine Zeitung ge
bracht haben. All dieses Zeug tonnte Uns
natürlich nur ein mitleidiges Lächeln ab
locken, trotzdem wir über unsere großen
Erfolge wahrend der drei Wochen durch
aus nichts erfuhren. Selbst von Tan
nenberg hatten wir keine Ahnung, bis uns
später die deutschen . Offizier oll das
Prächtige mittheilten, was unsere Tapfe
ren inzwischen vollbracht halten. ; Um den
8. September herum wurden die Russen
unruhig, sie rüsteten zum Aufbruch, denn
man sprach, vom Herannahen der Deut
schen. Dies wurde, bewiesen durch die
Aufklärungsflilge der - deutschen Fliegcr,
auf die eine wilde, aber erfolglose B, scdie'
ßung eröffnet wurde. Der Rückzug
wurde uns auch angekündigt durch einen
cnisclichcn Lärm von Sprengschüssen.
Bei einer Ariicke haben sie es fünfmal
versucht, ehe ein paar Steine hinunter
fielen. Dies Brücke haben sie dann späh'i
noch einmal selbst in Ordnung gebraut,
weil , sie , für d.'N Rückzug unentbehrlich
war. Immerhin wurde die Sache kritisch,
an dem Herawphcn der deutsche Trup
pen war r.t mehr zu zweifeln. So
gaben denn die Helden am 10. September
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die preis, die e schon dem russischen
Reiche einverleibt hatten. Trotzdem uns
nichts geschehen war, athmeten wir er
leichtert auf, als wir die ungebetenen
Gäste los waren.
Der Einzug der Deutschen gestaltete sich
zu einem wahren Triumphzug. Ich habe
mit Soldaten gesprochen, die mir unter
Thränen versicherten, daß sie den Empfang
Königin ZUnrla
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ihr Lebtag nicht vergessen würden. Wa
an Blumen auf'.utrecken war. wurde zum
Schmuck herbeigeholt, selbst unsere, Blu
mkiitöpfe wurden nicht verschont. Die
ganze Bevölkelung' hat denn mich, glaube
ich. ,l,r Möglichstes gethan, um hie armen
Soldaten wieder zu Manschen zu machen.
Seit drei Wochen waren sie nicht au den
Nleidein gekommen. Ich bin auch an
jenem Tage von srüh Morgens b spät
Abends auf den B,ien gewesen, um in
der ttüche und bei der Bewirthung zu
helfen. Lange haben die braven Soldaten
aber nickt Ruhe gehabt, denn e folgte
da Gefecht bei Lyck. dessen für un glück
lickier Ausgang ja auch hier bald bekannt
geivoeden ist. Und schließlich mußten
sie erst mal die Nascrnen säubern, da die
Russen dort wie die Wilden gehaust hat
ten. Leidcr konnten wir immer noch nicht
nach Berlin fakren. da die Verbindung
völlig unterbrochen war und sich um den
12. September herum ein neues Gefecht
zusammenzog. Durch die Liebenswürdig
seit der deutsche Offiziere wurden wie
aber mit dem Lazarellzug, der am lä.
September unter Kanonendonner und
ttcwehrfeuer abfuhr, mitgenommen, nach
dem wir die ganze Nacht mit den Bcr
wundet:n zusammen auf der Stre zu
gebracht hatten. Das Unangenehmste da
bei war das Lichtvcrbst. Nur hin und
wieder blitzte ein Benzinfeuerzeug vek'
stöhlen unter der Bank auf, denn rauchen
mußten die Soldaten doch wenigsten.
S gelangten wir am Dinstag, den 15.
September, nach einer sehr beschwerlichen
Fahrt, aber wotilbehalicn auf dem
Giilcrbahnhof in Neutöll an.
Elis, Leuteritz.
öin französischer Maulheld. Ju
Merseburg ist neben anderen eingebrachte
verwundeten französischen Offizieren auch
der Leutnant Telcass', ein Soh des
franzosifchen Ministers und Teutschen
yaiteig cicai', eingevrach: und tm a
zarcth für Leichtverwundete, dem Gast
Haufe zur Resourcc. internirt. Er hat
zwei leichte Schußvrrlctzungm. Ob seines
unleidlichen Wesens hat man ihm ein be
sondcres Zimmer angewiesen ivahrschcin
lich auf Ersuchen dc,r,lcösischen Ossi
fc.!. . . . .
ziere, sie nziu 0 vik, ais iiwai.rwrn oein
Wege e(f)fn! Der jugendliche 'Älheld
rcnomnmt fortgesetzt damit, daß
Vater der bedeutendste Mann in Frank
reich sei, nach dem sich alles richtet. Ek
(der Sohn) gehöre daher nicht in ein solch
einfaches Haus, sondern aus Schloß.
Die pflegende Mannschaft hat unter sei
liem brutalen Wesen auch schon zu leiden '
gehabt, sich das aber nickt gefallen lassen,
ihm vielmehr handgreiflich zu verstehe
gegeben, daß er mit einem solchen heraus
fordernden Wesen in Dcutkchland kein
Glück hat. Der junge Mensch, der nur?
einen Auslug von Bart hat, redet auch von
Siconchc, die später doch mal kommen
muß.
'Mit Entzücken möchte man manchmal
chen. dcni die Mutter ein Fleißknäuel wi
gen betrachtet, welche die Welt rechtschafke
nennt.
von Zlumiittien.