Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 09, 1914, Image 6

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Cniotjn Tribune.
?Jütlmch, fceri 9. Xe'.etnCer 10 II.
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tflriminnlrotiiön von David Cljriftif Murrst,.)
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'(3. Fa.tsetzung.)
t;:iriii. üfeujro. y:ue kJoitfte
tH Montmartre, Händler ta ctra
f,enatall, ?-' J,hre eilt", berichlet c.
.Früherer Eigentümer tfi uuS
in Aar.Allce. Diuchnhithe, London.
SUcti.mfle kZ im H.rbst bei JhieS
Zi-A an erntn c!:en Mf.nn, der sich
;!::;r::t n.:nr.!e S:r Je::: ?in
sich! nach (in Franzose nur. Kann
sie!; cn len Mann nicht rr.ebr so ge
r.ns ettiinetn, um ihn aussührlich zu
beschreiben, glaubt fit, t-fe er ihn
persönlich oder tu 4 ein Phologra'
pkie erkennen würde. 15c Ij.it fein
zeit teil Munn für einen kleinen
Händler oCtt teralcictjcn gehalten.
.T.is fchs'.ni Nich: auf die Person
f.nuibniltit, die Sie in Verdacht h.i
Itn." Mr. Billery?" bemerkte der Te
ieitiöfergwnt. Der Käufer kann ja
cuef) ein Agent gewesen fein. W:
werden j:te:ifal!$ verlachen, ihn zu
finden. Besitzen Sie eine Phciogra
phie von der Persen, die in Fragt
kommt?"
.Teilt."
.Aber Gif können unl eine solch e
doch verschossen ?"
.Munes Wissens besitzt zwar Ale;iZ
Branzwyn ein Wild seines BctterS.
Er ist jedoch ouzcnblict'.ich im Aus
land
.Schade. Tann müssen wir unS
eben so behelfen."
.2Ba3 ich noch sagen wollte. Mr.
Holt ich persönlich gedenke mich
um die Asfäre nicht mehr zu 6t
kümmern!"
.Aber weZhc:lb denn nicht? Mann,
wir bis jetzt wissen, haben wir
ja zum allergrößten Teil Ihnen zu
erKnicnl"
,Hm Zz. Hören Sie ich
kann doch in Eezcnwart von Mon
situ: Kibct über diese Dings fpre
chen ?"....
.Eeiiß. Er ist ein der Unsri
gen."
.Ich habe meine besonderen Grün
be, mich mit dem Fall nicht mehr zu
beschäftigen. Mr. Aleri Branzwyn.
der Tctter des Manne-, um den es
sich handelt, ist ein meiner ältesten
Freunde, und ich habe ihm so man
ches zu danken. AI ich ihm nun be
richtete, was ich entdeckt hatte, war er
so verzweifelt über die feinem Letter
drohende Schande, daß ich aus alt
Freundschaft beschloß, nicht gerade
derjenige fein zu wollen,- der diese
Schande über ihn brachte.. Ich vn
fcstlte mich neutral. Verstehen Sie.
Mr. Holt?"
.Nein, nicht ganz. Soviel ich
weiß, find die beiden Vettern nicht
gut aufeinander zu sprechen. Und
wenn es sich um einen kaltblütigen
Mord und überdies einen Mord aus
gewinnsüchtigen Motiven handelt, so
pflegen doch zarte Familienrücksich
ten aufzuhören ,
Lefondere Freundschaft oder gar
Liebe empfindet AleziS für feinen
Letter wohl nicht", gab Billery zu.
.Aber die Vrangwyns sind eine sehr
alte ffamilie. Normannischer Stamm
bäum. Kamen mit Wilhelm dem Er
rderer nach England und kämpften
in der Schlacht bei HastinaZ. Kön
nen Sie nicht begreifen, welch entsetz
liches Gefühl es für Alenä Brang
wyn ist, den einzigen Verwandten
und den einzigen Träger des alten
Namen außer ihm vom Galgen be
droht zu sehen?"
.Kann ich mir denken", knurrte
der Detektiv. Muß unangenehm
sein."
.Sie "begreifen also meine Stel
luiignahme. Ich möchte nicht der
jenige fein, der Schande über meinen
alten Freund bringt."
.Wie Sie meinen, Mr. 'Billy.
Ich kann mir einen derartigen Ge
sühlZluxus nicht leisten."
.Natürlich", lächelte Billery. .Ich
jedoch bin .kein Detektivsergeant. Es
tut mir leid, daß ich mich jemals in
die Sache mischte."
.Ich glaube auch nicht, daß Sie
uns augenblicklich viel nützen könn
ten", sagte Holt nachdenklich. .Es
handelt sich nur darum, das vor
handene Beweismaierinl zu klären
und einige fehlende Beweisglieder her
beschaffen."
Und er empfahl sich.
Was denken Sie über die Ge
schichte, Nibot?" fragte er aus der
Straße seinen Kollegen.
.Ich konnte mir kein Urteil bil
den", antwortete der französische Te
idiis. Ich i"mt die Leute zu we
mg, um die es sich handelt. Was ist
p für ein Vetter?" ,
.Alexis? Oh, gegen den liegt nichts
Huben ihn nie im Verdacht ge
ijcshk war der Liebling des al
ten ?;'ra. und er hat überdies durch
dessen Tod, wie es scheint, eine wei
im Erbschaft von zehn oder zwölf
tausend Pfund Sterling im Jahr
verloren. Ter alte Branwkm hatte
nämlich nach!N??5qr di Absicht, sei
um onderen Neffen zu enterben. Das
war auch das Motiv des Mordes.
Aber kam es Ihnen nicht sonderbar
vor. was Billery uns di vorer
zahlte?"
Oh. ich weiß nicht. Ich habe im
Laufe der Jahre eine ganze Reihe
, v l;(
öraipijn. g
m -i
P
,von Leuten auf die Guillotine ge.
uuijji ui'o cn xiüni,q r, gebrüht,
kann wir .aber durchaus vorstellen,
daß ein Amateur wie Ihr ioirtn.il ist i
sch Freund nersö wird, wenn er
den nächsten Verwandten jeinej besten
freunden an den alaen bringen
soll."
.Hm. meinen Sie? , Ikdknf.illz
wird es am besten sein, wenn wir
Mr. Aloysiut Brangwyn 'unaufsäl.
iiz ein wenig überwachen und es so
arrangieren, daß Mos,eur Edouard
.Schön', sagte M. Ribot.
Missal ihn zu Geficht bekommt."
Aloysius Brangwmt, ahnungZlok.
welches Uif ti furchlbarer tUcfahr sich
um ihn zusammenzog, lebte ein geru
hi:! Leben in der reizenden kleinen
Billa an der Themse, die er von
Truicott gekauft hatte. Miß Mol
loy, die schwere Befürchtungen gehegt
ha:ie. er würde ihrer Freundin Li
lian trojz der Verlobung mit Ä.'exis
.den Kopf verdrehen", wie sie ts
nannte, war angenehm enttäuscht,
denn er machte ihr nur einen einzi
gen flüchtigen Besuch. Alovfius zog
sich von aller Welt zuriil Tags
üb modellierte er an den reizenden
Kinderfigürchen, die feine lünstleri
sche Eigenart waten, oder las und
machte nur des Abends lange Spa
ziergänge.
Bei einem solchen Spazicrgang ei
nes AbendS sah er plötzlich bei einer
Wegbiegung zwei Herren auf sich zu
kommen, die ihm unbekannt waren,
und bemerkte, wie der eine den on
dem om Arm faßte und ihm etwas
zuflüsterte. Ter Zufall wollte, daß
daö Flüstern laut war. als es der
Sprechende wohl beabsichtigte, und ob
gleich die beiden Männer noch zwan
zig Schritte weit entfernt waren, so
hörte Aloysius doch deutlich die
Worte:
.Le Toici!"
' Tie beiden Männer kamen näher
und starrten ihn so intensiv an, daß
er in unwillkürlicher Ueberraschung
stehen blieb. Sie machten auch gar
kein Geheimnis daraus, wie sehr der
Spaziergänger sie interessierte, son
dern blieben ebenfalls einen Augen
blick stehen und blickten ihn mit prü
senden Augen an, ohne ein Wort zu
sprechen. Auch er starrte wie sie in
feinem Erstaunen. Als sie endlich
weitergingen, drehte er sich rasch um
und sah. wie die beiden noch dastan
den und ihm nachblickten. Ter eine
der Herren war offenbar ein Eng
länder und der andere offenbar ein
Ausländer.
Aloysius ging auf sie zu.
.Es scheint mir, mein: Herren,"
bemerkte er -in französischer Sprache,
.daß Sie sich ganz eigentümlich für
meine Person interessieren! Darf ich
fragen, welchem Umstand ich dieses
ehrenvolle Interesse zu danken habe?"
Tie Herren waren alles, nur nicht
verlegen. Ter größere, derjenige, der
wie ein Engländer aussah, wandte
sich an seinen Begleiter und fragte in
französischer Sprache, aber mit" sehr
deutlichem englischen Akzent:
.Ist er das?" '
.Nein", antwortete der andere, ein
alter Mann, der trotz seiner guten
Kleide: einen recht gewöhnlichen Ein
druck machte, lahm zu sein schien und
eine fürchterliche Narbe in seinem
verwitterten Gesicht hatte.
Ter Engländer . machte ein ent
täuschtes Gesicht.
.Ist es nicht möglich, daß Ihr
Gedächtnis Sie im Stich läßt, mein
Lieber?" sagte er. . Irren Sie sich
nicht?"
.Irren? Natürlich irre ich mich
nicht. Er ist es nicht, sag' ich Jh
nen, noch sieht er ihm ähnlich. Nun
haben wir den weiten Weg umsonst
gemacht!" '
.Ihr Geld erhalten Sie ja doch",
knurrte der Engländer. ' Kommen
Sie. Wir haben hier nichts mehr
zu suchen." .
Keiner der beiden hatte es für
nötig befunden, von Aloysius irgend
wie Notiz zu nehmen. Als sie. sich
zum Gehen wandten, steckte dcr Eng
land seelenruhig mit metallischem
Klicken ein Paar Handschellen ein,
die er in seiner rechten Hand auf dem
Rücken verborgen gehalten hatte
Aloysius sah ihnen lange nach, bis
sie hinter der nächsten Wegbiegung
verschloandcn. Dann atmete er tief
auf und ging langsam, mit schweren
Schritten seines Weges, den Blick zu
Boden gesenkt, nachdenklich, als
grüble er über ein schwieriges Pro
blcm nach.
.So so oh ich hätte eZ
mir doch denken können", murmelte
er endlich leise vor sich hin. .Die
Hetzjagd hat begonnen! Wen ge
dachte dieser Mensch mit den Hand
schellen wohl in mir zu finden?"
Langsam schritt er weiter.
.Wenn dkf Franzose auch nur im
geringsten unsicher gewesen wäre . in
feiner Behauptung, daß ich nicht der
richtige Mann sei." dachte er in auf
quellend Bitterkeit, .so säßen diese
Handschellen jetzt an meinen Gelen
ken! Das weiß ich. Ter Englinder
war ein Detektiv von Scotland JardZ,
zweifellos. Aber wer mag der Fran
zose gewesen (sin ? Und wer mag
ti sein, dem ich nicht vhiiltch sktjei
Wen u4;!m sei'
Zu H-use inzelangt. sehte er sich
ln den Lehnftuhl im ÄrbcitZjimmer
und dachit lange ach.
.So manche Verbrechen ist vn
entdeckt geblieben", flüsterte er mit
sich selbst sprechend, .Ich weiß nicht
ich weiß nicht .... Sicher ist nur
da! eine: Tie agd hat bestvimen!
Wa vermutet die Polizei? Wieviel
weiß sie? Wen fuC te sie. heute.'"
r seufzte traurig....
Tamit war Missal als wichtiger
Zeuge auZgeschattet, und die Nach
solschllügea waren wieder auf dem
toten Punkt angelangt. Doch Mr.
Holt, der eifrige Tetektivsergeant.
mußie noch eine weitere Enttäuschung
hinuilterwürgen. Es stellte sich näm
lich heraus, daß der Zeuge, den
Hamilton Billery in Paris nach eit
ler Mühe aufgefunden hatte und der
schwören sollte. ?llotzsius Brangwvn
sei drei Tage früher, als er angege
ben hatte, nach London gereist, ein
außerordentlich zweiselhaster Zeug:
war! Die Nachforschungen ergaben,
daß der Mann in seinem stürmischen
Leben von Gefängnis zu Gefängnis
gewandert war und den für einen
wichtigen Zeugen sehr unangenehmen
Ruf befaß, für ein paar Goldstücke
drei Meineide zu leisten, geschweige
denn einen einzigen! Tie Lettern
Branzwyn und im besonderen Aloy
sius kannte :r nur daher, weil er ih
nen in ihrem Pariser Atelier manch
mal Modell gestanden hatte. Auch
diesen Zeugen mußte Mr. Holt, so
schwer eö ihm wurde, völlig ausschal
tcn. Kein englisches Geschworenen
gericht hätte seiner Aussage auch nur
den geringsten Wert beigemesfen.
Im übrigen katte der Chef der
Londoner Krimlnalpolizei ein Macht
wort eingelegt und Mr. Holt drin
gend mahnt, keine Uebereilung zu
begehen. Und der Tetektivsergeant
selbst mußte zugeben, daß der Ber
dacht gegen Mr. Aloysius Brangwyn.
so. wie die Dinge standen, nur auf
mehr oder weniger wahrscheinlichen
Kombinationen beruhte.
Toch Tetektivsergeant Holt war ein
Mann von unendlicher Geduld und
großer Zähigkeit in seinen Ueberzeu
gungen, jener Gründlichkeit vor al
Iem. die dem Kriminalisten so unent
behrlich ist wie dem Manne der Wis?
senschaft. Die Tatfachen, die Billery
gesammelt hatte, wiesen trotz des
Mangels an letzten schlagenden Be
weifen so' unzweideutig auf die Spur
von Aloysius Brangwyn hin, daß es
Holt nicht im Traum eingefallen
wäre, seine Arbeit einzustellen der
auf eine neue Basis überzugehen. So
sicher war er seiner Sache, daß er es
kraft feiner oft erprobten Tüchtigkeit
und des hohen Ansehens, daö er bei
seinen Borgefetzten genoß, durchsetzte,
daß große Geldsummen für sorgfal
tige Nachforschungen in Paris au!
gegeben wurden. Ter englischen
Kriminalpolizei stehen im Gegensatz
zu anderen Ländern völlig unbe
grenzte Geldmittel zur Verfügung,
wenn es sich um die Aufdeckung eines
sogenannten .caital crime", eines
Kapitalverbrechens, handelt.
. Billery hauste in einem Häuschen
in einer nicht gerade vornehmen
Straße die eher ein Gäßchen war
in der Nähe von Gray'S Jnn
Road als der mehr oder weniger ge
schätzte Mieter eines Schlafzimmers
und eines Wohnzimmers. Tie ge
strenge Vermieterin dieser möblierten
Herrlichkeiten, die knochige alte Miß
McNab, betrachtete ihn mit einem gk
wissen Mißtrauen. Sie selbst war
zwar keineswegs eine pünktliche Zah
lerin, verlangte aber von ihren Mie
tern Pünktlichkeit auf die Minute...
.Wissen Se was, Mr. Billery.'
sagte Miß McNab mit ein Ener
gie, die keinen Widerspruch duldete,
.Sie baichnt mir gar nichts zu er
zählen. Mr. Billery. Ich weiß Be
scheid,. Mr. Billery. Kein Geld ha
ben Se. Mr. Billery? Js 'n Wun
der! Seit 'ncr Woche sind Se nich
mehr nüchtern nach Hause gekommen.
Seit 'ner Woche sind Se nich mehr
auf die Redaktion gegangen, waö ich
verstehe, denn waö Se in dem Zu
stand dort tun sollten, kann ich mir
nich denken. Ich würd' mich doch
gelegentlich mal 'n bißchen schämen,
Mr. Billery! Und mein Geld?"
a .Es tut mir sehr leid, aber"
verteidigte sich der. arme Billery
schwach. - m.
. .Es tut Ihnen leid? -Bas kann
ich mir dafür kaufen, he? Drei Wo
chen sind Se im Rückstand. Mr. Bil
lery. Etwas Geld werden Se schon
noch haben, denk' ich mir, und um
'ne lange Sache kurz zu machen, Mr.
Billery, ich geh' Ihnen nicht aus dem
Zimmer, bis Se wenigstens etwa?
gezahlt haben!"
,Morgn!" sagte Billery liebevoll.
.Morgen. Miß McNab. Nein, über
morgen. Es ist Sonnabend heute
und die Redaktion schon längst ge
schlössen. Ich kann mir also erst am
Montag Geld holen, liebe Miß M
Nab!".
(Fortsetzung folgt.) ,
Empfindlicher Mangel.
Dame (vor ihrem Garderobeschrank):
Toiletten hab' ich wahrhaftig genug;
schade nur, daß es nicht mehr-' Ta
geszeitt gibt!" .-
Da höchste aus der ZUelt.
fM,;e in Rudolf Zh'vmMs.
Frau Käthe Brück stand am Fen
ster ihre! reizenden kleinen Sa!onS
und beobachtete, wie in den herbstlich
rcchlen '.'lallen auf dem Pl.itz' vor
d:m Hause die letzten Blätter von
den Bäumen sielen.
Seit einer Stunde stand sie schon
tu, die heiße Stirn an die k'.hlen
Scheiben gepreßt, aber die quälenden
ttcdanken. die sie bedrängten wie ein:
wilde und unbarmherzige 'F;eu!e,
wollte und wollten nich! zur Ruhe
cmmen.
ssrau Käthe Brück war eine i'inge
.nd schöne Frau, die allen Grunö
teile, mit ihrem Geschick zufrieden
sein. Sie war es auch immer
fciwefen und in den fünf Jahren, die
sie nun an der Seite Ihres Ma',nei
lebte. balHe! keine Stunde, gesct wei
ce einen g'aeben, den sie anders
siwünscht hätt. Ihre vhe, die aus
Liebe geschlossen worden war, was
nichts Seltene ist. war auch nach
Ablauf der Flitterwochen eine wahre
rnd wirkliche Liebesel gebieben und
niemand, der Erfahrung besitzt, kann
bestreikn, daß ti leider nicht seh:
vaufig der Fall zu sein pflegt. Sind
ti doch gerade die Liebesehen, die,
wenn der erste holde Rausch dabin,
ist. leicbter und schneller in. die
Brüche zu gehen pflegen, als die an
deren, die weniger mit dem Herzen
fi!s auf Geheiß 'deS Kopses gesiblos
sen werden. Nun. Frau Käthe blieb
t.sr diesem traurigen LoS bewahrt,
denn ihr Mann trug sie auf Hinden
und wurde nicht müde, feinen Ehr
geiz darein zu fetzen, ihr jeden
LLunfch zu erfüllen, noch es) er auS
gesprochen war. - Obzwar ihn seine
uusgedehnte Praxis er war Arzt
Tag und Nacht in Anspruch
pc,hm. hatte er doch imm Zeit für
sie, und so machte es sich wie von
stlbst, daß das Bewußtsein, ihm
lai Höchste auf dcr Welt zu sein,
immer mehr und mehr Besitz vo.i der
kleinen Frau ergriff.
Das Höchste auf der Welt, lie
benswüröige Phrase aus dem rosa
farbenen Lexikon der Liebe, wahr nur
tm Augenblick des Überschwangs,
falsch und verlogen vor dem Gesetz
der Vernunft, der harten Wirklich
Zeit des Lebens!
So dachte Frau Käthe, wäcrend
sie in die fahle Dämmerung des trü
den Herbsttages hinausblickte, und der
littere Geschmack der Enttäufckunz
trat ihr auf die Zunge. .Wäre ich
ihm das Höchste auf der Welt auch
nur jemals gewesen, f? würde er, nicht
sz handeln!"
.Er", nämlich Dr. Werner Brück,
befand sich zur Zeit, als feiner schönen,
jungen Frau dieser Ausruf ent
schlüpfte, im Abteil eines Militärzu
ges. der ihn zur Grenze bringen soll
le, wo er einem Etappenlazaret: zu
geteilt worden war. Tr. Brück war
nie Soldat gewesen, hatte sich jedoch
treimillig für den Lrzüichen Sani
iätsdienst gemeldet und war. nachdem
rr einige Wochen hatte warten müf
sen. angenommen worden. Eben das
war es, was ihm Frau Käthe s
verargte.
.Wenn Tu dzzu verpflichtest wä
rest, wenn Tu müßtest," hatte sie ge
sagt, würde ich, sö schwer es mir
auch ankäme, kein Wort dagegen sa
gen und es still auf mich nehmen.Jch
würde dcnkea, Tu bliebest bei mir.
wenn Du könntest, aber Du liehst,
weil Du mußt. Du mußt aber
nicht! Kein Mensch und kein Gesetz
kann Dich zwingen. Dich in Gefahr
zu begeben und mich zu verlfssen.
Trotzdem tust Tu es. Bin ich Dir
öenn gar nichts mehr?"
Da hatte erwidert, in seiner lei
en, gütigen Art. es gäbe einen
Zwang, der stärker sei als der toter
Gesetze, und Ucsem Zwange folgend,
tonne er nicht anders handeln. Wenir
das Vaterland rufe, müßten alle an
Uxtn Stimmen schweigen, und loenn
er auch schweren Herzens von ihr
scheide, so scheide er doch auch wieder
gern und leicht im Gedanken H: di:
Größe öes Ganzen, dem er als be
scheidenes Glied sich nun anschließen
dürfe. Wir wollen nicht klein sein,
Käthe, in dieser großen Zeit. Leb'
wohl und hoffentlich auf Wie
dersehen!"
Das waren seine letzten Worte ge
Wesen. Sie hörte sie 'noch, als sie
len sie eben jetzt. Aber sie faßre sie
so wenig, daß sie immer nur das ei
i:e dachte: er geht einen Weg, a2
gibt ein Ding, das ihm mehr gilt
als ich. Weder meine Bitten noch
meine Tränen hielten ihn zurui,
ich bin ihm nichts, weniger nichts...
Und Frau Käthe Brück fühlte sich
sehr verlassen und elend.
Die Tage vergingen. Dr. Lruck
verband' und operierte, als hatte er
Zeit seines Lebens nichts anderes
getan, vom frühen Morgen bis In die
p'ätt Nacht hinein feine Verwundeten
rn der zum Lazarett umgewandelten
Schule des kleinen französischen
Grenznestes, während Frau Käthe
in ihrem behaglichen Heim tief im
Herzen Deutschlands nicht aufhörte,
sich um ihn zu härmen und zu for
gen. Täglich schrieb sie, kleine ban
ge Briese, wie sie junge Mädchen
schreiben, rührende Dokumente eines
Herzens, dessen Zärtlichkeit sich nicht
recht onS Licht wagt. Nie vergaß
sie, eine Kleinigkeit beizulegen, die
il,,n Freude machen konnte, ZI
((uelten, Schokolade und dergleichen
iiikbr, nbcr fast schien e, IS cl- tie
fule Absicht ihren Zweck ver'chltc.
Lein Tank klang kühl und di: sei'
tenen Poslkarten, die er sandte, be
f bräiikicn sich auf tatsächliche M.tlet
limqen über seine Tätigkeit. Wie
ander !itte er sonst geschrden,
l'.'enn, sich die Notwendigkeit einer
Trennung eraeben hatte! Frau St'itty
iifnete d:S kleine chinesische Schenk'
chen, In dem st seine Brief a,,szu
bewahren pflegte, und berglich. Vtein,
dicse dürren, frostigen Zeilen körn
tcn mimöi.lich von demselben Manne
l rühren, der einst so heiß und über
fwkNglich schrieb. Ta war kein
liflcrt der Sehnsucht noch d iitbt,
Zahig und bereit, eine jener Brücket:
schlugen, wie sie sich auS den Brie
fen Liebender siegreich über tren'iende
Entfernungen hinweg wölken. So
sl.rieb ein Fremder der Fremden.
Und Frau JtSthe Bnus, ungläckl!
chir als alle Borte sagen, litt dop
telt und dreifach cn dem grausamen
l'ifdanlen, die Liebe ihres Mannes
rirloren zu haben, denn sie sonnt,
richt, daran vergessen, daß es eine
Zeit gegeben hatte, da sie dieser selbe
?'?ann fein Höchstes auf der Wett (je
nannt battc.
Bier Wochen waren nun schon ins
Land gegangln. feit Tr. Brück inö
Fcld gerückt war. Die Briefe, die
.hm Frau Käthe schrieb, waren keine
Iungmädchenbriefe mehr, sondern
gleichfalls kurze, knappe Tatsachcnbe
richte. Frau Käthe hatte keine Zeit.
Tie Fürsorge für Flüchtlinge aus den
vom Kriege betroffenen Provinzen,
deren sie sich angenommen bcitte,
nahm sie voll und ganz in Anspruch,
und die wenigen freien Stunden, di:
ihr blieben, verwandte sie auf das
Stricken von warmen Winterfachen
für die im sseld stehenden Soldaten.
Weder daS eine noch das ander: fiel
chr anfangs leicht. Aber da war ein
Gedanke, mit dem sie alles überwand,
und dieser Gedanke, hieß: .Wenn er
mich schon nicht liebt, so soll er doch
wenigstens Respekt vor mir haben!"
Unversehens geschah es jedoch, daß
d.eser Gedanke immer mehr und mehr
verblaßte. ' Frau Käthe gewann dies:
neue Form ihres Lebens lieb, ja, sie
war stolz darauf, nun auch Pflichten
und Verantwortungen zu haben. Man
wußte doch wenigstens, wozu man
out war auf der Welt. Und in die
f:m großen Gefühl des Nichtuehr
überflüssig-feins versank allmählich
ihr persönlicher Kummer, um nur
i'rch als leiser Hauch der Schwermut
über ihrem Wesen zu schweben. Da
kam eines Tages statt der gewohnten
Feldpostkarie ein Brief aus Fifink
reich. Das Aergste befürchtend, t ahm
ihn Frau Käthe in Empfang, aber
i tr Umschlag trug D. Bvicks i-nver
knnbarc Handschrift, und einer, der
ncch schreiben kann, ist ja wohl noch
nicht verloren. Mit einem Seufzer
der Erleichterung begann sie zu lesen:
Liebe Käthe!
Ich erfahre soeben, daß eine aus
keltischen Gründen gebotene f?ück
wärtsbewegung unseres Truppenteils
begonnen hat, und es ist. wie mir ge
s:gt wird, nicht ausgeschlossen, daß
unser Standort, wenn auch nur vor
übergehend, wieder in französischen
Besitz gelangt. Selbstverständlich
werden wir Aerzte auch in diesem
Falle unsere Kranken nicht derlcssen.
Es liegen nicht nur Teutsch. sLndern
fi!,ch sehr viele Franzosen bei uns,
und wir hoffen, daß dieser letzter:
Umstand den Feind, der, wie Du aus
den Zeitungen wissen dürftest, nicht
eben großen Respekt vor dem Roten
Kreuz an den Tag legt, veranlassen
wird, uns würdig zu behandeln. Die
se Hoffnung kann sich erfüllen, sie
kann ab auch man hat Beispie
le trauriger Art genug trügen.
Ohne Dich überflüssigerweise ägsti
gen zu wollen, schreibe ich Die das
mit aller Offenheit. Jch.hoffe öas
Beste und bitte Dich, es auch zu tun.
gleichzeitig aber wollen wir beid: aut
das ärgste gefaßt fein. Vergiß i?icht,
wie sehr die Zeiten sich geändert ha
bcn: vor' wenigen Wochen noch durf
lcn wir Leben und Gesundheit als
heitere Regel, Tod und Krankheit
als traurige Ausnahme unseres Da
se'.ns betrachten. Heute regiert der
Tod die Stunde, während Leben und
Gefundfein ein seltenes Glück g.-wor-den
ist. . .
Ich weiß. Du besitzest Kraft und
Verständnis genug, um Dich in die
fls Neue zu finden, so furchtbar es
auch ist. Als wir Abschied nahmen,
und die erste Zeit Nachher, warst Du
noch nicht so weit, und ich mach', kein
Geheimnis daraus, daß ich es Dir
oerübelte. Den knappen Berichten,
die jetzt an Deiner in ruhigen Tagen
so hübschen Plauder. Kose und
Schmollbriefe getreten sind, habe ich
mit wachsender Freude entnommen,
daß Tu Dich auf Deine Pflichten
btson'nen hast. Warst Du früher
nnr meine geliebte Frau, so bist Du
jetzt auch mein ' Kamerad, denn zu
Deinem Teil und auf dem besonderen
Feld Deiner weiblichen Eigenschaften
trägst auch Du jetzt zum Gelingen
des großen Ganzen bei. Das aber
laßt mich hoffen, daß Du mich jetzt
besser verstehen wirst als bei unscrem
Abschied.
Meine liebe Käthe! Als wir noch
nicht Mann und Frau waren, liebtest
Du eö, mich zu frage, was Du mir
bist. Dann nannte ich Dich mit
hundert törichten Namen, aber 2)
warst nicht zufrieden, bis ich feier
tich gestand: da Höchste riuf der
Well!, Dieses Geständnis dos
ilnst, halb im Ernst, halb im Scherz
gemacht, will ich jetzt, im Bewuß'sein,
daß dieser Brief vielleicht mein letz
ter ist, ohne jeden Vorbehalt wieder
hlen. Ich weiß. Du hast daran
gezweifelt, daß ich Dir noch so ge
'überstehe wie einst, U7d ich weiß
euch, daß Du darunter gelitten hast.
Tu wußtest nicht, daß eine Frau nur
kann 'einem Manne wirklich da
Höchste auf der Welt bedeutet, wenn
ee um ihretwillen das Höchste' eil Lei
st .mg und Pflichterfüllung auS sich
hervorholt. Wäre ich bei Dir geblie
ven, so wäre ich mir niedrig und ver
lichtlich erschienen, damit aber hätte
ich auch Dich erniedrigt, denn dann
hättest Du Deine Liebe einem
Schwächling geschenkt, der feig zu
Hause hockte, statt ein Mann zu sein
tnd seine Mannespflicht zu tun.
Darum, wenn ich ganz ehrlich bin,
hieß das, waS mich von Dir wrt
trieb, nicht Vaterland, noch Volk oder
sonstwie. eZ hörte vielmehr auf Des
nen lieben Namen, Käthe! Trodem
hoffe ich, wirst Du mich etzt fü: kei
ucn allzu schlechten Patrioten halten.
Und nun bitte ich Dich noch, den
Kopf oben zu behalten, was auch
immer kommen und geschehen möge.
Will's Gott, so sehen wir uns ge
fund und wohlbehalten wieder. Leb'
wohl und denk daran, waS Du mir
tmmer warst und bist. , Du wirst es
bleiben, so lange ich atme. ioch
mals: leb' wohl!
Werner."
Frau Käthe laS und las. Einmal,
zweimal und wieder. Eine brennen
de Scham über ihre kleinliche. Zwei
felsucht stieg in ihr auf. zugleich mit
e-nem großen Glücksgefühl und ciner
jähren Angst. Jetzt, jetzt, in dieser
Stunde konnte Werner in Gefahr,
wenn nicht verwundet oder gar tot
fein! Aber dann strich sie sich mit fe
ster Hand üb die Stirn und nahm
ihr Tagewerk auf. wo sie es, als der
Brief gekommen war, unterbrochen
hatte. Das kleine, dumme Mädchen,
das ihre Seele beherbergt hatte,
schloß für immer die Augen. Frau
5läthe Brück war endgültig Frau ge
worden, reif für das Größte des
Weibes: in Hoffnung zu harren, in
Fassung zu tragen.
Ei merkwürdiges Insekt.
In den tropischen Gegenden Ame
rikas und Westindiens ist ein merk
würdiges Infekt heimisch, das die
dortigen Eingeborenen .Cocuyos"
(d. h. Nachtlicht) nennen. Dieses
Insekt strahlt von jedem Auge und
von der Unterseite des Leibes ein
grünes, so glänzendes Licht aus, daß
man eine grüne elektrische Glühlam
pe vor sich zu haben glaubt. Nicht
fo wenige Eingeborene von Kuba,
Mexiko und Südamerika benutzen
dieses Jnsektenlicht, dabei des Abends
zu lesen, indem sie etwa fünfzig sol
cher Leuchtkäfer in einem Glasröhre
oder einer Flasche einer log. ,Eo
cuyera" , eingesperrt halten. Biel
fach hängt man sich den Cocuyera
auch über dem Nachtlager auf, und
wenn man dann nach der Zeit zu
sehen wünscht, braucht man nur mit
der Hand an die Flasche zu klopfen,
um die Cocuyos sofort zum Auf
leuchten zu bringen. Dieses Infekt
ist völlig harmlos und unschädlich
und kann auch ohne Bedenken m der
Hand getragen werden. Wenn man
ihn zwischen Daumen und Zeige
sing faßt und sanft seinen Leib
drückt, sprüht davon ein Licht aus
gleich dem einer elektrischen Flamme.
Diese eigentümlichen Insekten kom
men in verschiedener Größe vor; die
größten in der Provinz' Pmar del
Rio auf Kuba. Diese strahlen auch
ein besonders helles Licht aus. Sie
sind schwarz von Farbe und nähren
sich von süßen Kartoffeln, . verfaul
tem Holz und von Zuckerrohr. Ein?u
fangen sind sie sehr leicht. Ein Kna
be braucht nur eine Zigarre anzuzün
den und sie über dem Kopfe im Krei
se herum zu schwenken, während er
dazu einen schnurrenden Laut et
wa wie r r r r r von sich
gibt, und in wenigen Minuten wird
sein Arm mit Cocuyos so bedeckt sein,
daß er einem Pfahle mit grünen
elektrischen Lampen ähnelt. Dann
streift er die Tiere in einen Korb, in
den er. vorher einige Stücke Zucker
rohr gelegt hat, und trägt seine Beu
te ruhig nach Hause.
Lureaukratisch. Revisor;
.Herr Direktor, diese' Akten sind
schon dreißig Jahre alt, man könnte
sie endlich einstampfen lassen."
.Ich habe nichts dagegen, aber
lassen Sie dieselben erst vorher kopie'
ren!"
Einfache Sache. Zwan
zg, Dollar wollen Sie von mir gelie
heil haben? Sie scheinen ganz ver
aesscn zu haben, daß Sie mir noch
hundert schulden?" ,
.Wahrhaftig! I da können wir
ja die zwanzig Dollar gleich verrech
nen; borgen Sie miralso bloß acht
zig!"
Scherzfrage. Was haben
Komiker und Barbiere gemeinsam?
. , " .- 'ZZjlvij
3g) zqzzz lwchj 33 -.paatsUA
PrzkmWl.
Tie viklumslrillcnk nlizlsche Zestuna
ihre Keiölkckuiig.
Ein schrer auesviechbarek Na
't, der nun einen Klang von Ruhm
d.irch die 'Zeiten haben wird:
PrzemyLl. Wie auS dem Dunkel
erstrahlt diese Stadt, an die sich ei
ner der großen Siege der öster.Ärmce
inüpit. ein Entsatz. M dem man in
In Kriegsgeschichte ut ckenige ,
:ogien finden wird. 'Bisher nur eine
t.,pifch galizische Provinzstadt. weite
un Kreisen nur durch ihre Garn'son
i.nd ihre Festung belannt. ist
';'r,zemysl jetzt v?n geschichtlicher Au
r'vle umgeben und ein europi-fcher
Name geworden.
Dieser Boden ist allerdings schon
in früheren Zeiten der Schauplatz von
Kämpfen gewesen, die in der plni
schen Geschichte verzeichnet sind, "lber '
dann sank die Stadt für lange Zeit
wieder zur Unbedeutendheit herunter.
Im Jahre 188U noch zählte sie nicht
,.,ehr , als ls,00ö Einwohner na
fwnd in der untersten Reihe der ga
lizifchen Städte. Stetig aber be
gann sie emporzublühcn, IS ihre
strategische Bedeutung erkannt und
Lls sie mit einer ansehnlichen Gar
t.ison ausgestattet wurde.
Eine kurze Bahnstrecke von Lem
derg entfernt liegt Przcmysl aus ei
er nicht leicht merkbaren Anhöhe,
vom temperamentvoll dahinflut.'nden
San in einem breiten Band um
rauscht, der der hügeliqen Stadt
landschaftlichen Reiz verleiht. ' Da
;u die anmutigen Linien naher Hü
gel, kleiner Karpathenausläuf, die
den stimmungsvollen Nahmen geben
zu den schimmernden Türmen und
Kuppeln, die auö der Festungsstadt
emporragen.
Man gelangt mitten ins Herz der
unebenen Gassen und Straßenzüge,
wenn man in Przemysl einfährt.
Zwei voneinander getrennte Stadt
lälften breiten sich vor dem Blick,
die Häuser sind an die Bahnstrecke
na hegerückt und man wird von dem
Leben angemutet, das sich hart am
Bahnhofsgebäude abspielt. Man
merkt gleich das Charakteristisch: ei
ner österreichischen GarnisonNtadt,
sieht Offiziere in schimmernder Uni
ftrm in den Warte und Rcftaura
t'vnssälen, ein reges und heileres
Treiben, wie es in Provinzsi'idten
selten ist. Tie deutsche Sprache,
wird fo oft gehört wie die polmjche,
und rasch fühlt sich der Fremde an
zehcimelt in dem Ort, der hart an
dcr Grenze OsLalizicns und nicht
mehr weit von Rußland entfernt ist.
Aus einem kleinen Nest ist Przeysl
in den letzten Jahrzehnten zu einer
Stadt von mehr als 53,000 Ein -
nwhnern geworden. Als Sitz zweier
Bischöfe und eines Rabbinats huldigt
die nicht so sehr, wie in Lemberg
zusammengesetzte Bevölkerung lonser
tiv religiöser Tenkweise bei allein
fortschrittlichen politischen Sinn. Das
starte jüdische Element ist orthodox
und der Assimilation wenig gereizt.
Es hat sein Ghetto in der Nähe aroß
städtischer Straßen, ein Ghetto mit
engen, ansteigenden Gäßchen, alten,
ein wenig armseligen , Häuschen und,
Synagogen. Hier sind Gestalten zu
sthen. die n den, Orient und die Bi,
bcl erinnern, ehrwürdige Talmud!
sten, deren Leben dem Studium und
der Bewahrung alter Triditionen ge
weiht ist.
Kommt man in den Mittelpunkt
der Stadt, so ändert sich das Bild
in schärfstem Kontrast. Da prcme
niert die elegante Jugend, eine gar
nicht kleinstädtische Damenwelt, Ossi
ziere und Soldaten, die eine .innige
Kameradschaft zufammenhält. Im
Ring und in den Hauptstraßen rei
kn sich, großstädtische und in .ge
schmackvoller Architektur gehaltene
aneinander und öffentliche Gebäude
mit einem Zug von Monumentalität.
Eine ebenso großstädtische Einrich
tnng haben die verhältnismäßig vie
l,n Hotels, die Geschäfte und Kaf
seehäuser, di? gern von der Bebolkc
rung zu allen Tages und Ab'.nd
stunden ' besucht werden. Es gibt
noch andere Vergnügungsstätten in
Vrzemysl. Im Winter zahlreiche
Ballfäle, wo Offiziers und Zirili
ftenwelt in gesellschaftlichen Kontakt
kommen, das Garnifonsiheater, wo
deutsche Schauspieler und Virtuosen
ist gastieren, Kasinos und Sport
llubs. Im Sommer sind die fchö
nen Ausflugsorte an den Ufern deS
Sans oder auf dem Sandberg viel
besucht, wo Feste und sonstige Ver
gnügungen abgehalten werden. So
entwickelt sich in dieser Stadt ein rei
ches und vergnügliches Gesellschakts 4
leben, das euren die ANwesenve,: co
her militärisch Würdenträger einen
besonderen Glanz hält. Unter die
'i , Hochgestellten gab Gencral
Äalgoezy lange eine der populu'sten
Gestalten ab. Gefürchtet in sein
Pflicht strenge, erwarb sich Gakoczy
die Liebe der Bevölkerung durch fern
gemütliches, echt soldatisches W'sen,
durch seinen Humor ud seinen ;r cf" .
Jen privaten Dingen goldenen Leicht,
sinn. - "'
Die chinesischen Viertelflun
den haben ihre besonderen Namen.
Säg e späne sollen sich olö
Feucrlöschmittel gut, bewähU haben.
Die ' mittlere Tiefe der
Nordsee beträgt nur etwas 150 Fuß