Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 26, 1914, Image 3

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Das Leid der Schöilhcit.
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Fortsehung,)
.er weite !hkg cnlschuldlgt Euer
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bnoer, nicht mehr aanj jung Herr
but luüz,p w'ULluiojt Figur, tiiiin
Nicht jetji tlichenö aussftjenocti t
sichl unö mit dünnen, über eine be
ginnende Glahk zur Ceite gestrichfrun
Caottn. ,
Seien Sie nicht abgeschmackt,
Herr Echmleden.' mahnte HJiilci un
wirsch. .Sie w'ssen doch nicht ein
mal. ob der Herr Toktor einen wciten
K'4 hat."
.Bitte sehr. Fräulein Mila.' ml
schuldigte sich Herr Schmieden. Sie
hoben mit dem filieren angefangen."
Herr Schmieden war. wie sich so
fort herausstellte, zweiter Prokurist
hl HauseS Linder, und Christian
brauchte keine fünf Minuten, um zu
sehen, daß er ein großer Verehrer
Mila Ludwigs war, über ein schlecht
behandelter.
Christen lernte daZ junge Mädchen
sofort von einer neuen Seite kennen,
wie da! ja immer der Fall ist, wenn
man jemanden in seinem eigenen
Heim sieht. Er hitte sie noch nie an
der gesehen als sehr liebenswürdig
und sanft; den unglücklichen Schmie
den suhr sie aber in einemfort an, als
ob, er sich Gott weih was habe zu
schulden kommen lasjcn.
, Christian konnte ihre Laune nach
suhlen. Er kam hu.her und fand
diesen Schmieden neben' ihr ausge
pflanzt, anscheinend entschlossen, nicht
von der Stelle zu weichen. Da mußte
er ihn ja für einen bevorzugten Freier
halten.
Sie hatte es gern gesehen, wenn
Schmieden seine Schildwachstelle aus
gegeben hätte? doch dazu liefe er sich
trotz aller Unfreundlichkeiten, die er
von ihr erdulden mußte, richt herbei.
Wäre es Christian mit seinem
Lorsatz. Mila Ludwig ernstlich nähert
zutreten, dringend gewesen, hätte er
Schmieden ins Pfefserland gewünscht,
so aber betrachtete er die Situation
inehr von dem Standpunkt dieses
Dritten aus, und er fühlte eine gehei
me Sympathie mit dem MißHandel
ten. War es doch auch ihm so ge
gangen. In dem Augenblick, wo seine
Zuneigung offenkundig geworden war,
hatte, AgneS angefangen, unfreundlich
gegen ihn zu werden.
Der Ton in dem Mila Ludwig zu
Schmieden sprach, war ihm so bt
sannt und erfüllte ihn mit erin
rierungsreicher Wehmut. Ganz so
schnippisch und widerhaarig war Ag
neS zu ihm gewesen, und auch er hatte
nahezu dieselbe unsinnige Gebuld tut
wickelt wie dieser Schmieden, der sich
olle die Unfreundlichleiten, mit denen
er überschüttet wurde, nicht anfechten
ließ, sondern auf seinem Posten aus
harrte.
.Sonst verliert ein Mädchen durch
die 'Abweisung, die sie dem einen an
gedeihen läßt, bei dem anderen nichts,
mag sie dabei auch aus den Schran
ken der weiblichen Zartheit heraustre
ien. Christian jedoch wußte Mila
Ludwig keinen Tank dafür, daß sie
Schmieden seinetwegen mehr russkite,
als sie es 'sonst vielleicht getan hätte.
Also auch sie konnte so sein!
Ohne 'sich mehr um ihren aus
dauernden Anbeter, zu kümmern,
wandte Mila sich an Christian und
leitete ein Gespräch über moderne me
dizinische Erfindungen ein. Sie woll
te verschiedenes übe,r, das Radium
wissen, über die Röntgenstrahlen, und
Schmiedens Versuche, sich mit schlich
ten Witzen einzumengen, wies sie
streng ab.
.Ja, daö weiß ich lang', Fräulein
Mila," sagte er mit einem nicht ge
machten Seufzer, daß Sie sich nur
sür die Medizin interessieren. Wenn
ich daö geahnt hätte vor . . . vor .', ."
.Bor wenigstens zwanzig Jahren,"
ergänzte.. Mila boshaft, .denn da
mals haben Sie etwa das Alter ge
habt, um daö Studium der Medizin
anzufangen, vorausgesetzt, daß Sie
daS Gymnasium absolviert hatten,
waö bekanntlich nicht der Fall war.'
.Nein, gestand Schmieden, .?ch
hab' nur vier Gymnasialklassen ge
macht. Dann hab' ich von den Gric
chen genug gehabt. ?ia, und das
Schneiden und Brennen war' auch
nicht meine Sache . . . Aber dennoch,
wenn ich geahnt hätte,' daß Sie die
Aeskulapjünger so bevorzugen . ."
.Unsinn!", lachte Mila jetzt berle
gen.
Sie ließ die beiden Herren stehen,
um ein auf Rädern bewegliches, mit
guten Sachen beladenes Serviertisch
chen zu den in Gruppen plaudernden
Gästen hineinzurollen, denen sie Er
frischungen anbot.
Ja, ja," sagt Herr Schmieden
melancholisch hinter ihr drein, .was
läßt man sich nich: olles gefallen?"
.Wenn man in ein Mdchen ver
liebt ist," war zu ergänzen, doch das
sprach er nicht aus.
Also, wenn er sich um Mila Lud
wig bewarb, dachte Christian, ' so
machte er vor allein diesen Schmieden
unglücklich, der ganz anders nach dem
Mädchen strebte als er. Konnte er
S. Vloel)
jejfjzij .
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das vor seinem Ge-z'ff'n verantwor
ten? Anstatt daß der Nebenbuhler
ihn dazu aulgestachelr hatte, ficö mebr
ins Zeug zu :.gtn, lahmte Herrn
chmicocns Anweieiihcit Gltistunl
ohnehin nicht lehr bedeutende Unter
nehmungölust. war blieb er wäb
rend der Dar. r seine Besuches bei
nahe immer in Mila 'Nähe, doch die
ge,qay eintcch darum, weil er sonst
niemanden hier kannte und sich auch
niemand um ihn kümmerte.
Doch als er fortging, war er dem
Mädchen um kein Haar breit näher
gekommen, außer daß sein Besuch an
und für sich einen Schritt vorwärts
bedeutete.
ES war gewiß lächerlich, wen er sich
durch das bloße Vorhandensein dir.
ses Schmieden hemmen ließ. Er liebte
'mia unzweifelhaft, doch sie lieble ihn
nicht, und dann war sie ja auch nicht
verpflichtet, ihn zu nehmen, bloß da
rum. weil er sie liebte.
Obgleich ihr Christian die ,uae
stand, fühlte er sied, aber doch dadurch
gegen Mila Ludwia aufaereut. Dak
diese Mädchen doch nie den lieben
wollen, der sie liebt! Da hatte sie das
Glück zur Hand in einer ehrlichen und
oksnrvar ausdauernden Nciauna eines
gewiß sehr anständigen Menschen, und
sie wollte nicht, ihre Gedanken schweif
ten anderwärts hin.
Den. der sie wollte, den miitban
delte fie, während sie ihm selbst, von
dem sie eigentlich ganz wohl merken
mußte, daß nicht Heike Neiauna ibn
zu ihr hinriß, vielleicht genommen
hatte. Es sprachen gewisse, leise An
zeichen dafür, die ihm nicht entgin
gen . . .
Noch einmal, ehe die Besuchszeit zu
ünoe ging, trat, Uhnstrnn die kleine
Mila bei Hinierholzers, und da spra
chen sie auch von Herrn Schmieden.
Mila machte zuerst versuche, das Ge
sprach gar nicht bei ihm landen zu
laen, als sie cdoch sah. daß es sich
nicht umgehen ließ, drückte sie sich mit
jener gewissen herzlosen Schnöoigkeit
aus, sie auch gute, Wesen gegenüber
einem ungeliebten Freier aufbringen.
.Er ist ein ganz tüchtiger Mensch
und Herr Linder hält große Stücke
auf ihn. aber außer fürs Geschäft hat
er sur nichts einn.
.Außer noch ür eins," warf Chri
stian ein, indem er sie fest anblickte.
Sie wurde etwas rot. das heißt.
ihre natürliche Wangenröte vertiefte
sich ein lvenig; aber sie zuckte trotzig
die Achseln: .Das kann ich nicht
leiden: Sich um gar nichts kümmern,
was in der Welt vorgeht. Bloß das
bißchen Politik natürlich und was
sonst in den Zeitungen steht, aber kein
ernstes Buch . . . nichts ... Ich
hab' auch einen Wirkungskreis, der
mich in Anspruch nimmt, und nicht
einmal soviel Vorbildung wie er . . .
Ich komme zu keiner ernsten Lektüre,
und wenn ich einmal ein Wissenschaft
liches Buch in die Hand nehme, so
wird es mir schwer, dabei zu verwei
len, denn . . . man hat halt den Kopf
nicht dazu ... Bei uns Frauenzim
mern hat das nicht viel zu bedeuten,
aber zu einem Manne möchte man
ooch geistig emporsehen.
Also das war's! Aber Christian
fand sie bei sich ein wenig anmaßend.
Dieser Schmieden, der in einer so
bedeutenden Großhandlung wie die
Lindersche einen hervorragenden Po
sten einnahm, mußte von ihr geistig
doch nicht so leicht zu übersehen fein,
selbst wenn er in seinen Mußestun
den wirklich nur die .Fliegenden
Blätter" und die Markt, und Bör
senberichte einiger ausländischer Zei
tungen las. Was geschäftlich an ihm
war, verstand sie einfach nicht, weil
er gesellschaftlich so harmlos war . . .
und weil er sich zu billig gab.
.Ob es wirklich so notwendig ist,
daß die Frau geistig zum Manne em
porblickt?" fragte er mit einem leisen
Lächeln. .Es gibt gute Ehen, wo daS
durchaus nicht der Fall ist. Beim
Emporblicken bekommt man leicht ei
nen steifen HalS."
.Oh, jetzt machen Sie auch schlechte
Witze!" schmollte Mila Ludwig.
.Es ist mein Ernst ... In einer
Ehe, wo eines dem geistigen Bereich
des andern nicht fremd ist. kann eine
gute 'Kameradschaft herrschen, die die
Liebe beinahe überflüssig macht oder
die Ehe noch erhält, nachdem die Liebe
verflogen ist.... . Und vor allein
glaube ich, daß selbst den hübschesten
und liebenswertesten Damen, die an
scheinend massenhafte Eroberungen
machen, eine wahrhafte Zuneigung so
selten entgegengebracht wird, daß es
die größte Verschwendung von Le
benswerten ist, sie zu mißachten."
Mila Ludwig sah ihn mit großen
Augen an.
.Ich hab' das gar nicht gewußt,
daß Sie so predigen können," sagte
sie. .
.Ich auch nicht," stimmte er plötz
lich lachend zu. ,
Es fiel ihm ein, .daß er seinen
Entschluß, dem Mädchen für seine ei
gene Person näherzutreten, doch auf
eine höchst eigentümliche Weise auszu
fuhren lxgonen habe. 1
Ja, wenn el keinen gegeben hatte,
der sie liebte, wie er eine andere ge
liebt hatte! Aber nach der Enldek
kung, daß er einen Menschen so un
glücklich machen würde, wie er e
selbst gewesen, mußte er sich doch erst
ein wenig besinnen, ehe er einen
Schritt weiterging.
Agnes Bärengruber hätte den
Schlag, der sie getroffen, nicht über
leben können, wenn daS Mitgefühl
für ihren Vater nicht stärker gnvescn
wäre als da mit sich selbst.
ES wäre ihr in dem ersten Wirr
saal ihres Gemütes eine Wohltat ge
Wesen, nicht mehr leben zu müssen,
und daS Sonnenlicht war ihr so ver,
leidet, daß sie die Augen für immer
hätte schließen mögen.
Aber sie fühlte wohl, daß dies eine
feige, schlechte Handlung gewesen wäre
. . . Dem Vater, der so viel mit ihr
ausgestanden, auch das noch antun?
ES entging ihr nicht, wie rasch ihr
Bater in diesen Tagen alterte. .Diese
Zeichen des Kummers und der Aufre
gungen zu verlöschen, nicht sie tiefer
einzugraben, sollte ihre Aufgabe sein.
Zum erstenmal überblickte daS
jt'nge Mädchen die Verhältnisse unbe
einflußt von den Anschauungen der
Mutter. BiS jetzt hat sie den Papa
immer mit deren Augen angesehen,
als einen, der nicht genügende Opfer
brachte, dem die Mama alles ab
kämpfen mußte. Jetzt erst fing sie an,
einzusehen, daß er doch wohl der lie
beoollere und opferwilligere Teil deS
Elternpaares war. Wenn sie fein Le
ben vorurteilslos übersah, mußte sie
sich gestehen, daß ihm seine Stelle als
Familienoberhaupt bisher nichts als
Lasten gebracht hatte und daß er für
seine Aufopferung, außer von Mar
tin, wenig Dank gehabt . . .
Es war so grabesstill in den Zim
mern jetzt. Draußen in der Küche
rumorte die- Loysi, die sich in .der
schweren Zeit besser bewährte, alö
man früher gedacht hätte, und den
kleinen Haushalt allein ganz gut
führte. Um so mehr war Agnes sich
selbst überlassen.
Dem Dienstmädchen fiel das endlich
selbst auf, daß es für das Fräulein
unmöglich gut fein könne, so den gan
zen Tag vor sich hin zu brüten. Als
sie dachte, das Fräulein sei nun lange
genug traurig gewesen, trat sie eines
Morgens ganz harmlos mit der Fra
ge vor Agnes, ob das Fräulein nicht
so gut sein und einkaufen gehen
möchte. Sie habe die Fußböden zu
bürsten und werde sonst nicht fertig.
Einkaufen gehen! Sich von der
Fleischhackerin, der Grünzeughändle
rin und der Greislerin ansehen las
sen als diejenige, welche! ... Sie
merkte es ja, wie die Leute in der
Gasse die Köpfe zusammensteckten,
wenn sie vorüberkam. Nein, lieber
solle die Loysi einkaufen gehen und sie
werde das Parkett bürsten.
Ja, freilich, die Fraul n werd' ,ch
bürsten lassen!" widersprach die Loysi
ärgerlich. .Wo die Fräul'n ohnehin
schon so schlecht ausschauen tut, daß
man meinen könnt',' Sie haben die
zehrende Krankheit . . . Fußboden
bürsten ls im, wenn man nicht stark
genug auf der Brust is. Mir macht's
nix, Gott sei Dank! ... Das gute
Lüft'l jetzt wär' der Fräul'n gesün
der." .
Bin ich feig?" fragte Agnes sich.
Nur nicht feig sein! ... Die Mama
war auf und davon. DaS war al
lerdingS das Leichteste. Sie aber
wollte doch das Schwerste auf sich
nehmen, und das war nun unbestrit
ten die Berührung mit Menschen, die
ihr Schicksal kannten oder kennen
konnten. Nun entschloß sie sich mit
Märtyrermut, nahm die Markttasche
und ging.
Die gewöhnlichen Leute sind in we
nigen Punkten 'schlimmer aU die
nobeln und in manchen entschieden
besser. Geklatscht konnte bei der
Greislerin auch nicht ärger werden
als in der nächstbesten Gesellschaft,
und das bißchen Herzenstakt, daS
man oft im Salon entbehrt, brach
ten die gewöhnlichen Weiber auf.
Keine sah sie auch nur mit der Neu
gierde an, die Agnes an ihre unselige
Verlobung erinnert hätte.
In einigen Tagen gewöhnte sie sich
daran, anstatt der Loysi einkaufen zu
gehen. Sie konnte dadurch besser für
den Papa sorgen. Sie blickte sich auch
wieder in der Wohnung um, ordnete
hier und da etwas, und langsam
schlich sich wieder ein wenig Behagen
in das verdüsterte Heim ...
Linde, laue Frühlingstage kamen,
und am Abend holte Bärengruber
eine Tochter ab, um mit ihr einen
Spaziergang zu machen, hinaus, dem
Stadtumkreis zu. .
' Bald ermannte sie sich so weit, ihn
von der Fabrik zu erwarten, damit
er nicht erst nach Hause zu kommen
braucht ... .
Mit Martins Rückkehr kam wieder
etwas Geräusch und Lebhaftigkeit inS
Haus.
Ihm hatte die Ferne. daS Leben
unter fremden Menschen dazu verhol
en, über die Aufregung deS Fami
lienunglllckS hinauszugelanLtn: n
brachte nun sein Gleichgewicht ziem
ich hergestellt wieder heim, dadurch
einen guten Einfluß auf Bater und
Schwester ausübend.
JfcM Äi
i .
Die indische Gefahr.
tU OlnMI! II J i ,,,, .
inlu4.
Man weiß, daß Japan und England
sich durch Dai Bündnis ihren esiiand
in Asten garant.crt habm. Bon
einigen weiten t gemeldet wor
den, im Hinblick auf die grße Ui,
zsricdenhcit' und eine cucnluell
drohende g!cvoltioii in Indien
werde die panische Jlcttg für Er
lialtnüg dcr bkitischcit .vm'Lnit ,
Lande der Hindu? sorgen. Schr
schön, aber würden die Japaner
auch wieder fortgehen, wen
fie sich in Ostindien cr;t scstgcstt
hatten? J?re dortigen .uoiileno
briider" ziehen die Japaner sicher
lich den Engländern vor, und das
könnte sie nur darin bestärken, zu
bleibe. Tenn durch ganz Indien
geht eine dumpfe ttärnng, die sich
mit großer Erbitterung gegen die
englische Herrschaft wendet. Unter
das britische Negiment haben sich
seit dem Jahre 1633, in welchem
die Insel Bombay in die Hände dr
vflindischen Liompagnie siel, Hin
dus und Mohammedaner und mit
den Ureinwohnern die Parsen ge
beugt. Alle Versuche der Anfiel).
nung sind blutig niedergeschlagn
worden, und heute herrscht England
mit einer Handvoll von Leute,!
über daS ungeheure öleich. Kaum
70.000 Soldaten bewachen und
Beamte regieren eine Bevölkerung
von 29j Millionen Emgeburenen,
Wohl erklärt die Verschiedenheit
der Bevölkerung, ihre Spaltung in
'Kassen, die einander feindlich, und
in Kasten, die voneinander durch
Klüfte geschieden sind, es teilweise,
wie sich die kleine Schar der angel
sächsischen Herren bisher unter den
Hunderten von Millionen säst
kampflos behauptete, aber jetzt, sind
die Verhältnisse viel schlimmer ge
worden. Hindus und Mohammeda
ner, bisher Todfeinde, haben sich
vertragen und stimmen in der Op
Position gegen die britische Herr
schast überein. Mit der Hebnng des
geistigen Bildungsniveaus und der
zunehmenden Nenntnls der mo
dernen Kultur ist auch unter den
Indern das Streben erwacht, die
ungeheuren einheimischen Volks
fräste dem nationalen Interesse
dienstbar zu machen. Tazu kommt,
daß die Inder seit dein mandschu
rischen Kriege viel selbstbewußte:
geworden sind. Hatte England die
japanischen Hände gegen die Nus
sen gesteift, so wirkten die japani
jchen Siege auf Indien zurüt alö
Bedrohung der Britenmacht, indem
sie dort die Bewegung gegen die
Fremoherrschaft stärkten.
. Seitdem ist es in Indien iinmek
schlimmer geworden. An dem 50.
Jahrestage des Ueberganges der
Kontrolle" über Indien von der
britisch'0stindischen Kompagnie ans
die britische Kne erließ König
Eduard VII. eine " Proklamation
on das indische Volk, in welcher der
Satz vorkam: Wir überblicken un
sere Arbeit des vergangenen halben
Jahrhunderts mit klarem Auge
und gutem Gewissen." Einige Wo
chen darauf mußte oer indische
General'GonveAleursrat" die Er
richtung eines summarischen Ge
richtöverfahrens und die Errei
fiing von Mitteln, wie sie sonst nur
im Kriegszustand üblich sind, all
ordnen. Das stand in schlechtem
Einklang mit der Jubiläums.
Proklamation. In London selbst
wurde , Sir William Wyllin durch
einen. Hindustudenten ermordet.
In Indien hat die Gärung seit
dem außerordentliche Fortschritte
gemacht. Unter den Hindus, welche
mehr als zwei Drittel der Ge
samtbevölkerung bilden, hat die
Epidemie der Unzufriedenheit ge
waltig um sich gegriffen. Terrori
stische Morde durch Bomben, Ne
volver und Dolche sind an der Ta
gesordnung gewesen. Nun wird
freilich auf diesem Wege die eng.
lische Herrschaft nicht gestürzt wer
den können, wenn nicht ein Anstoß
von außen hinzukommt. Ob das
möglich ist, läßt sich schwer sagen.
Aber man weiß in London doch
ganz genau, daß man es in Indien
mit einer Bewegung der Geister
zu tun hat, deren Fortschreiten
ganz unberechenbar ist. j
Der Inder ist ein Fanatiker.
Wenn er einmal von einer Ueber.
zeugung erfüllt ist, so folgt er ihr
ohne Zaudern bis in die düstersten
Konsequenzen. Fahrt die Begnsie.
rung in die Massen, so ist ' kein
Halten, und der Nachweis der
Sinnlosigkeit verfängt dann nicht
mehr. Es kommt mir darauf an, das
fortreißende Schlagwort zu finden.
Jenes Schlagwort hat nun der
Sieg der Japaner über die Nüssen
geliefert. Seitdem heißt' es:' Man
sieht, daß die asiatischen Völker
nicht minderwertig sind, 'also In
dien für die Inder !" und fort mit
der englischen Herrschaft!
Vor einem halben Jahrhundert
hat England eS in Indien mit ei
ner Vcilitärrevolte zu tun gehabt.
Heute aber sieht es sich nicht nur
einer zielbewußten, heimlichen , und
weitverbreiteten Verschwörung im
ter Männern von Bildung und
Tatkraft gegenüber, sondern, mich
dein eist der Widerspenstigkeit
und der zunehmenden Feindschaft
gegen die englische Herrfchast, .wrl.
ches den größten Teil der ülevölke
rung durchdringt.
LllZ König (eorz V. den briti
schert Thron bestiegen .hatte, zog
er mit seiner Gemahlin zum
Turbar" nach Delhi, um sich dort
zum Kaiser von Indien autirnfen
zu lassen. Alö ein böscs Omen
wurde die durch einen Zusall der
anlaßte Einäscherung des pwchti
gen Pavillons im Turbar-Lager
mit seinen silbernen Ctiihsäuleil
und prunkvollen Tekoratione, wel
che dem Empfang' deS König-Ügi
serS durch die indischen Fürsten
dienen sollten, betrachtet. In ganz
Indien-raunte man sich zu, dieser
9aiscr" werde das Land Indien
nicht behalten. Ob'S wahr werden
wird?
Die Inder sind lierite um so zor
niger, als ihnen die Gleichberechti
auiig innerhalb deS britische Nei
chc? verweigert wird. Im AilSschluß
indischer E i n to a n d e r e r sind
Üanada und Australien sogar noch
strenger als die Vereinigten Ctaa.
ten. Ein Inder, iSnrdit Singl)
äußert sich in einer Flugschrift sehr
erbittert darüber. Er hatte einen
japanischen Dampfer gemietet, um
ö00 Hindus nach Kanada CUntistii.
Eolumbien) zu überführen; sie
wurden aber bei der Landung von
kanadischen Behörden sämtlich ans
Kanada verwiesen. Grund: ibre
Hautfarbe. Ter Verfasser fragt nun
zornig, ob man britische Unter
tanen auf dem Boden des britischen
Reiches ungestraft so behandeln
dürste, und man kann nicht sagen,
daß er Unrecht hat.
Jetzt zieht England von der ge
ringen englischen Vesatzung in In
dien Truppenteile zurück, um sie
in Ägypten zu verwenden, wo ein
Aufstand droht. Solche Erperi
mente können dem King die schön
sten Steine aus seiner Krone so
sten.
(Kölnische Volkszeitung.)
KncgSsn'ftung kincS Ungenannte.
Im Jahre 1010 hat em Unge
nannter durch Vermittlung des
Ortsverbandcs Dresden des Teut
schen Flottcnveremes einer sächsi
schen Stadtgenieinde, seiner Bater
stadt, L000 Mark, deren Zinsen an
bedürftige Einwohner der Stadt
alljährtich zu verteilen waren, mit
der Bedingung geschenkt, daß, falls
es bis zum Jahre 1925 zu einem
Krieg zwischen England und
Deutschland kommen sollte, der dem
Teutschen Reiche von England auf
gezwungen ist, die Stadtgemeinde
verpflichtet sein soll, das Kapital
ohne Verzug dem Staatsielretar
des Reichömarineamtcs zu überge
ben. Dieser soll die 0000 Mark
unter die Besatzung desjenigen deut
schen Kriegsfahrzeugcs verteilen.
von der das erste größere englische
Kriegsfahrzeug (Linieiischiff, Kren
jee oder Torpedoboot) genommen
oder vernichtet wird. Tie Vertei
lung soll nach sreiem Ermes en des
Staatssekretärs unter die gesamte
überlebende Schifssoesatzung ersol
gen unter besonderer Verücksichti.
gung derjenigen Personen, denen
das Hauptverdienst an den Erfolgen
zukommt, oder die sich sonst beson
ders hervorgetan haben. . Es soll
dabei kein Unterschied zwischen Of
fizier, Unteroffizier, Mannschaften,
Heizern oder sonstigem Personal
gelten. Soweit die Bc atzung ge
fallen oder sonst umgekommen ist,
ist es dem Ermessen des Staatsse
kretärs freigestellt, ob und inwie.
weit er die Hinte'Iiebencn beden
ken will.
Es ist bestimmt zu erwarten, daß
der Staatssekretär des Reichsma
rincamts die Schenkung, worum
jetzt von dem Ortsverbande Dresden
nachgesucht worden ist,, annehmen
wird.
Wie die Franzosen über ihr eigene Heer
denken:
Welcher ist nun der Kriegösuß?
Spottzeichnung auf die Stiefelnot im
französischen Heere aus der Pariser
Zeitschrift La Rire" vom t August.
Mit ihren beiden ältesten Jungen
ist die Kronprinzessin Cecilie zum Be
such ihres ManneS .nach Frankreich
abgereist. ' Die Sache der Deutschen
scheint mithin mehr wie günstig zu
stehen, sonst würde um diese Zeit ein
solcher BMvgWs
V itt.
Peler war in kleines aufgeweck
tes Kerlchkn. Wo et etwas zu sehen
gab, war er, und wo et etwa zu
fragen gab. fragte er. Eines TageS
beim Essen fragt er unvermittelt:
.Vater, wachsen die Zähne?"
Gewih, mein Cohn; warum fragst
du denn?"
.Nichts, nur so ob sie wachsen."
Ein Weilchen schweigt er; dann geht
eS vom srischcn: .Äalcr und
wie wachsen die Zahne?"
Der Vater wiro verlegen: .Wie?
hm. von selbst!"
.So? Und die Bohnen wachsen
auch von selbst, Vater?"
.Komischer Vergleich. Na ja. die
Dohnen wachsen auch von selbst
wenn du sie einsetzt."
.Noch etwas Vater! Kann man
die Zähne nicht auch einsetzen?"
.Fürchterliches Kind! Natürlich
kann man fie auch einsetzen. Jetzt
aber schweig und iß!
Peter schwieg uno aß. Nach dem
Essen kommt der löroßpapa an die
Neihe: .roßvater, warum ißt du
so langsam?"
.Ja Peterle, ich habe schon keine
Zähne."
.Und wachsen sie dir nicht nach?"
.Nein Peter, dazu bin ich schon zu
alt."
.Also warum setzt du dir keine
ein?"
.Ach nein Bubi, ich will nichts mit
den neumodischen Dingern zu tun
haben."
Hier schließt daS erste Kapitel und
es folgt das zweite....
Kam da eines Tages PeterS Tante
Amariniha, zu Besuch. Den ersten
Tag, nach dem Essen, legte sie sich
ihrer Gewohnheit gemäß zu einem
.Nickerchen" aufs Sofa. Peter wurde
auf da strengste verboten, Lärm zu
machen, oder das Zimmer der Tante
zu betreten. Nach einer Weile fiel es
Peter ein, einmal zu schaun, wie
Tante Amariniha schlafe. Er schleicht
in ihr Zimmer. .
.Hihi, wie komisch sie schläft." Er
schaut sich ein bißchen im Zimmer
um. Auf dem Tiscde laaen TanteZ
Uhr und Ninge. Ansichtskarten, ein
Gtas Wasser und Peter ver
schlug es den Atem, er wälzte die
Augen, dann hauchte er: .Herrje!
Zähne." Die Tante schläft fest
weil uno oreit niemand
zu hören ein Griff
uno Pcier versqwindet mit seiner
oeuie.
Hier schließt das zweite Kapitel.
Folgt das dritte....
Eine Viertelstunde sväter. Ein
Aechzen. Stöhnen, Jammern, als ob
einer ersticken sollte. Erschrocken eilt
auts nach Tames Zimmer.
Tante Amariniha ist einer Ohn
macht nahe: Meie Sene, meie Sene."
.Aber was ist dir Amariniha?"
Sene sind weg", und sie zeigt auf
ihren Mund und auf das Glas. Jetzt
erst versteht man sie. Es begann ein
fieberhaftes Suchen. Alles um
sonst.
Wo ist Peter?" fragt jemand.
Natürlich Peter wo ist er denn?"
Peter. Peter!" So hallt es
durcheinander. Peter ist weg. End
lich wird er gebracht. Das Ver
hör beginnt:
Wo warst du?" . i
.Nirgends im Garten.
.Wo warst du vorher?"
.Nirgends."
.Lüge nicht, du warst hier im Zim
mer."
.N ...... N .... Nein, ich .... ich
war .... nein .... nicht hier."
.Und hast du die Zähne gesehen?"
.Ja."
.Du hast sie genommen, Peter!"
Nein, ich nicht, ich hab' sie nicht
gesehn."
So, und wohin hast du sie gege
ben?" Peter sieht, daß er ertappt ist
und beginnt weinend zu erzählen:
.Ich hab' sie schon nicht mehr, und
ich hab' sie in den Garten
eingesetzt zu den Bohnen weil
du sagtest, daß sie auch so wachsen.
Und .... und ich wollte, daß aus
Tantes Zähnen auch noch Zähne für
den Großvater wachsen." '
Dem Generalissimus der britischen
Armee scheint es mehr um R u m, wie
um Ruhm zu tun zu sein.
Im Gefecht bei Dieuze haben die
Bayern ihre Waffcnröcke ausgezogen,
um von den Gewehrkolben einen un
gehinderteren Gebrauch machen zu
können. In Bayern drischt man im
tt in Hemdsärmeln.
Großfürst Nikolaus hat die Prokla
mation an die Polen in Galizien
widerrufen, weil nun ja. weil
Hindenburg gegen ein vereinigtes
Polenreich Einwand erhoben hat.
In Marseilles sollen' ausgerechnet
75.000 Jndier gelandet worden sein.
Hoffentlich treffen diese Argonauten
noch rechtzeitig in den Argonnen ein,
um das amerikanische Sprichwort zu
bestätigen: .The best Indian is the
dead Indian."
In Deutschland sind 13 Generäle
und über 2,000 Offiziere der russi
schen Armee in Gefangenschaft. Man
sollte in Baden-Baden oder Hom
vurg ote idpreiale .wieder aus
machen.
Unsere
Schnillmchr-VM
kLagiankleld sdrAdchrn." XortOiq
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Gergt mit bkauundwkih geblümter Gtitx
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Ter Landesverräter Hansi nd sein
Tpieszgcfcllen.
Der Ortskommandant von Kalmar
im Elsaß hat folgende Vekanntma
chung erlassen: Ter Maler Jean Ja
queö Waltz. genannt Hansi. der.
RchtZanwalt Albert Helmer, der
Zahnarzt Karl Huck, alle drei aus
Kolmar. die sich bei den französischen
Truppen befinden, werden für Lan.
desverräter erklärt. Wer ihnen Auf
enthalt gewährt oder ihren Aufent
halt verheimlicht, der wird nach
Krirgsgebrauch erschossen. ,
Durch kriegsgerichtliches Urteil vom
28. August 1914 ist der Steinhauer
Alezander Keufling in Logelbach toc4
gen Landesverrats zum Tode verur
teilt worden. Das Urteil wurde am
23. August 1914 durch Erschießen
vollstreckt. Der Verurteilte hat ei
nem französischen Posten die Pfadfin
der als Personen verraten, welche der
Landesverteidigung Dienste geleistet
haben. Er hat dadurch den Posten
zum Schießen auf einen Knaben der
anlaßt, den derselbe für einen Pfad!
finder hielt. Der Knabe wurde durcy
zwei Schüsse schwer verwundet.
Der Ortskommandant "
v. Mellenthin, Oberstleutnant z. D.
(Der Rechtsanwalt Helmer war der
Verteidiger des Waltz in dem bekann
ten Prozesse vor dem Reichsgericht.).
Der in den KSmvfen
bei Lllitich unlängst gefallene
jüngste Bruder des früherer,
Reichskanzlers Fürst v. Bulow wur
de auf dem Zwölf-Apostel.Kirchhofe
in Berlin bestattet. Als Wer
treter des Kaisers erschien der Haus
minister Graf Eulenburg mit dem
Fürsten v. Blllow und seiner Ge
mahlin, sowie dem Gesandten v. Bis
low. Im Auftrage des Reichskanz
lers nahm der Unterstaatssekretär
Wahnschaffe an der Trauerferer teil.
Ebenso waren anwesend der Mlniste?
deS Innern v. Loebell, der 'frühere
Statthalter von Elsaß , Lothringen
von. Wedel und viele andere hervor
ragende Persönlichkeiten.
Mittwoch, den 14. Oktober 1014.
Die chinesische Vrovin.,
Shantunz hat eine Bevölkerung von
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größer ist als ein Drittel von :u;i
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