Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 17, 1914, Image 5

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Der Luftkrieg ein Mrchen. Zleroflane im Äufklärungs.
dienst. Lins unsichere 2lnzriff5w.zffe. Di Entwickelung
der deutschen tuftflötte. Das Flugwesen der Feinde.
Luftangriffe und die'5?aazer ??snrention. Die Taube über
patU. Litt Fliegerducll. Die ausgezeichneten" Flieder.
n gross Alikg wird ine Wu
Poksi, j'tinen. 13 i ' haben
eine Fülle Soldatenlieder, Rki
trlieder, IfJotroscnlifbet: ehe
tiefer JltifO u Ende tt, werden wir auch
vliegerllkdkk Mbert, und gerade dies
neueste Masse kommt dem Dichter aus
halbem Wkge entgegen tl liegt ein,
g'wiffe Poesie in dsen leichten, zierlichen
Flugzeugen, die sich aufschwingen ,ur
Sonne , , um aul lichte Hohe 2od
lind erderven KerabiuschleudekN.
Phantasten haben, ehe dieser furchtbare
LZoiieikrlkg ilir Wirklichmt wurde, den
lieg in den Lüften geschildert', sie haben
ihr Einbildungskraft die Zügel schießen
lassen, haben grauenvolle Szenen geschrte
den, haben Wirkimgen vorgeahnt, die eine
särmliche Revolution der modernen Krieg
führung bedingen würden der große
Krieg Ist gekommen und die erträumten
Echrcckensszenen, die umwälzenden Wir
kungen der Flugzeuge sind (vorläufig nx
vigstenZ) auSzeblieben: der Lusttrieg an
sich kann nach den bisherigen Erfahrungen
alZ eine Utopie bezeichnet werden. Die
Fachleute de! Militärslugwcsenl erklären
dal damit, daß der Weltkricg für die neue
Waffe zu früh gekommen sei; sie habe dal
(ZntwiiklursgZstadium noch nicht überwun
den.
Und doch hat die Verwendung der
. kJlugzeuge Im Kriege 1014 zweifellos tot
' zugliche Ergebnisse geliefert; sie haben sich
im Aufklärungödicnste glänzend bewährt.
Die Ausgabe des Flieger ist zu sehen,
aber nicht zu kämpfen, und die erfolgreich'
unternommenen Bombenwurfe sind nur
Zufallserfolge gewesen. Selbst fcij Luft
schiffe, die allen anderen Typen an Lei
stungsfähigkeit weit überlegenen Zeppeline,
find den endgültigen Beweis ihrer Vcr
wendbarkeit aI4 Angriffswaffe noch schul
dig geblieben der eine für die Stadt
Antwerpen so folgenschwere Besuch kann
nur als .Wechsel auf die Zukunft" in Be.
tracht kommen; -an kann au! jenem Ve
such und seinen Folgen auf die Mög
lt ch leiten schUefzen, aber man kann
noch nicht mit Gewißheiten rechnen, sonst
wäre' dieser Besuch gerade jetzt bei der
Belagerung Antwerpens in größerem
Maßstabe wicderhzlt worden.
Immerhin haben die Flugzeuge ihre
vorläufige Aufgabe, die Ausführung von
Erkundunqssahrtcn, in solch' hervor
ragender Weise erfüllt, daß sogar ein mit.
ten iit den Schrecken des Kriege stehender
Krieo'berichiersialtkr zum Pocten wurde
und , f Berichte über Fücgerstücklein"
den tränen Berichterton Dergasz:
.Kühne, tollkühne Nciierslüclkin, von
"denen die Volkslieder wiederklingen, und
deren jeder alte Ki!egsth:ilnchmcr ein
ftlbsterlebies Schock zu erzählen weiß, die
liebt unser Bolk. Der NuKm des Skiters
manncs wird nicht verblassen," dafür hat
der Husarenstreich auf Liittich gesorgt und
der Uebersall der englischen Kavallerie im
Biwak, von dem ein englischer Augenzucge
berichtet, die Deutschen seien angekommen
wie eineSturmfluih. gegen die ti kein Weh.
ten gab. Aber vom eldzuze 1014 wird
sich auch unsere neueste Waffe, die Flic
ger, da! Anrecht auf den bunten Anek
dotenkranz mit heimbringen, den da! Volk
seinen Lieblingen windet. Fliegerftücklein
werden volkthümlich weiden wie es nur
jemals Reiterstücklein waren, und ein
paar, die ich im Felde gehört habe, möchte
ich jetzt schon berichten.
Weit drin in Frankreich, westwärts von
Longwy, trafen wir die Zeltschuppen einer
deutschen Fliegerabtheilung, die sich bei
den Kämpfen, in denen vom 22. bis 25.
August die Armee des deutschen Krön
Prinzen die Franzosen über die MaaS ge
warfen hat, ganz hervorragend aukzeich
nen und bewähren konnte.
Flieger waren eS. die gleich in der ersten
Stellung der Franzosen.! in der sie von
uni am 22. August in der Linie Virion
Tudun'le-Roman angegriffen wurden,
ine feindliche Batterie erkundtten und sie
uf der Karle so genau angeben konnten,
daß die feindlichen Geschütze durch unsere
.rtillerie außer Gefecht gefetzt wurden, eh
sie noch dazu kamen, einen Schuß abzu
geben. .
Flieger waren eZ dann, die am letzten
Schlachttagt feststellten, daß die gcschla
gene französische Armee In regellose, Un
ordnung jenseit der Maas flüchtete.
Eine TagcS beobachtete ein deutscher
Flieger einen französischen, der sich jen
seit der MaaS den deutschen Stellungen
$u nähern suchte. Gleich darauf tauchte
n zweiter auf. Unser Flieger nahm so
ort die Richtung nach den beiden gcgneri
chcn Flugzeugen auf, um vielleicht eines
abzuschneiden und zum Niedergehen zwin
gen zu können. Aber kaum hatten die
Franzosen den kühnen Gegner gesichtet, als
sie eilig kehrt machten und nach dem In
gern Frankreichs zu verschwanden. . so
schnell sie die Leinwand-??lügel trugen.
. Wa haben nicht die Franzosen für ein
ufheknl von der Uebcrlegenheit ihrer
Fliegerei gemacht. Auf keinem der Re
vanche-Hetzbtlder, die in den letzten Mo
Nasen vor dem Kriege in Frankreich und
von dort in Elsaß-Lothringen verbreitet
wurden, fehlte der oiseau de France", der
französische Flieger, der Tod und Ver
derben über deutsche Heere und Festungen
ausschüttete. Der berüchtigte .Hansi"
zeichnete keine französische Parade, ohnt
die in der Luft Purzelbäume schlagenden
Flieger zu vergessen. Auf einer mit staat
Zichcr Unterstützung von Frankreich aul
im Elsaß verbreiteten Hetzpostkarte sieht
man den .Franzeesch Böjl", den franzö
sischen Vogel, die Fort! von Straßburg
vedrohen. während ihm die elsässischen
.Bauern zujauchzen.'
Was ist aus all, diesen Träumen und
dieser Ruhmredigkeit geworden! Die Vom
benwürfe der französischen Flieger haben
uns nirgend Schaden gethan. Dagegen hat
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die Aufklärungsarbeit unsere, Fliegst die
Franzosen in schwerere Nöthe gebracht. IS
sie selbst ahnen. Di französischen Flieger
halten uS Angst vor unseren Geschossen
ihren Kur 2000 Meter hoch und höher.
von wo eS unmöglich Ist, sichert Beobach
tungen ,ii machen. Dennoch sind bisher
auf, dem in Frage kommenden Theilt deS
Kriegkfchauplad'S schon fit n f französische
Flieger baschssen worden, darun
ter der berühmt GarroS, der einen Schuß
mitten in den Motor bekam, so daß man
im Lu ein Flammenmeer in den Lüften
aufleuchten sah, woraus der Apparat ad
stürzte wie ein Stein.
Von In dagegen ist bikher noch kein
einziger Flieger gefall; der
einzige, der nach einem Erkundungsfluge
nach Belgien vermißt wird, war noch im
stände, sein Flugzeug zu verbrennen s
daß cl nicht in feindliche Hände fiel. An
gekratzt durch feindliches Gewchrfeuer ist
schon manche unserer Flugzeuge, aber
das hat seinen Flug nicht weiter oufge
halten. Mit gutem Humor verpflastern
die Flieger diese Schrammen, die sie dann
wik eine Scheibe auf dem Schützenplatze
zum ewigen Andenken mit dem Datum
diese! freundschaftlichen GrußeS versehen.'
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So hat sich daS deutsche Militärflug.
Wesen vollauf bewährt und alle von den
Fachleuten gestellten Forderungen erfüllt;
die phantastischen Ansprüche der breiten
Masse und der fabelnden Romanfchreiber
würden allerdings enttäuscht, weil ihr
Unverstand eben Unverständiges forderte.
Man muß doch vor Allem bei den Leistun
gen dieser jüngsten Wafse der deutschen
Armee in Betracht ziehen, daß sie kaum
vier Jahre alt ist. Im Oktober 1010
wußte man in Deutschland so gut wie
nichts von der Fliegerei mit Flugmaschi
nen; man hatte hin und wieder einmal
von den Flugversuchen tollkühner Franzo
sey gehört; man hatte tineS TageS sogar
Gelegenheit gehabt, den Amerikaner
Wright auf dem Tempelhofer Feld zu
sehen und seine Höhen und Sturmflüge
zu bewundern und al! eine gefährliche
Spielerei zu vergessen. Dann aber wur
den allerlei Gerüchte laut über geheim
niSvolle Flüge, dr ein ganz unbekannter
Dr. Drück auf dem Truppenübungsplätze
Döberitz ausgeführt habe, und allmählich
hörte man, daß Hauptmann de k Roi, ein
bekannter Fuiballonführer der Luftschif
ferabtheilung, unter der Leitung deS Pi
tote Brunnhuber daS Fliegen auf einer
Flugmaschine erlerne. Hauptmann de le
Roi muß all der eigentliche Begründer deS
deutschen Militärflugwesens und damit
des ganzen deutschen Flugsportes serühmi
werden; er ist ek gewesen, der bei der Mi
litärbehörde auf Anlage eine Flugplatzes
und auf Anschaffung eine! Farman-Dop
peldeckerS und auf die feste Anstellung deS
in Frankreich ausgebildeten Brunnhuber
gedrungen hat. So ging Deutschland bei
den Amerikanern und Franzosen, die da
mal! die . Führung im Fliegerfport be
hauptekn, in die Schule und in vier Iah
ren war der Schüler der Meister deS Leh
rerS geworden: Deutschland hält heute
alle Fliegerrekorde, eS ist Meister im
Höhen, im Distanz und im Dauerflug.
Und die deutsche Militär.Luftflotte hat
sich im Kriege allen Rivalen überlegen ge
zeigt; während die anderen Nationen' daS
Fliegen als Sport betrieben, ihre Zeit mrt
nutzlosen Spielereien und fruchtlosen Ver
suchen vergeudeten, hat Deutschland die
Fliegerei praktisch ausgebeutet und shste
matisch weiterentwickelt. Trotz der unver
weiblichen Unfälle, arbeiteten de le Roi
und die von ihmlauZgebildeten Kameraden
unentwegt weiter der Entwicklung der
Nvien Waffe. DerOcsterreichcr Jllner
fand mit seiner Numpler-Taube bei de le
Not verständnisvolle Aufnahme; Al
batroß'Doppeldecker und Euler-Doppel
decker wurden auSprobirt und in großer
Anzahl gebaut, und ehe die anderen Na
tionen noch eine Ahnung von dem Werthe
einer Luftflotte hatte, war Deutschland
bereits im Besitze einer solchen sie ha
den sich alle von den Deutschen iiberslügeln
lassen. Frankreich hatte diese Feld jähre
lang allein behauptet. Als vor nunlnehr
drei Jahren die große Bewegung durch
Frankreich ging, durch Nationalsammlung
dem Land eine Armee von Aeroplanen
zu schenken, wurden in kurzer A:it daS
Geld für etwa 400 Apparate zusammen
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gebracht. Schon gleich zu Anfang jedoch
wurden, und zwar ouS den Kreisen der
Militärflieger, Stimmen laut, die sich
über den wahllosen und in dielen Fällen
unzweckmäßigen Ankauf von allen mög
lichen Modellen beschwerten. Diesen Fach
leuten wurde kein Gehör geschenkt, und
die Folge war, daß zahlreiche Apparate
überhaupt nie benutzt wurden weil die
Flieger sich weigerten, auf ihnen zu flie
gen.
WaS die englische Flugindustrie betrifft,
so ist sie mehr a?S dürftig und vollkom
men unter französischem Einfluß. Eng
land besitzt wenige ausgebildete Flieger,
die Mehrzahl davon sind auS der Blöriot
schen Fliegerschule in Hendon bei London
hervorgegangen und fliegen naturgemäß
nur auf Apparten dieser Firma. ' Beson
dere Aufmerksamkeit jedoch wandte die
englische Admiralität dem Wasserflugzeug
zu. So sind im Etat für 1O14 1915
für diesen Posten rund 17 Millionen
Mark vorgesehen, die gleichfalls dazu die
nen sollten, zahlreiche Flngzeugstützpunlte
an der Süd und OstkÜfte zu schaffen.
Rußland hat seine Luftschiffahrt um
drei Stützpunkte konzentrirt: Sebastopol,
St. Petersburg und'Libau. (Dieser letz
teit Stützpunkt dürfte nach dem Besuch
der .AugSburg" wohl nicht mehr in Frage
kommen.) ' Di Apparate sind durchweg
ftauzösische Typen und auch in Frankreich
gebaut. Nur i n russischer Konstrukteur,
SikorSki, hat Erfolg gehabt mit dem Bau
der großen Luftomnibusse", die infolge
ihrer ungeheuren Abmessungen auch eine
sehr bedeutende Tragfähigkeit besitzen.
SikorSki baut jetzt im Auftrag der ruf
sischen Marine ein große Wasserflugzeug,
da! mit vier GnSmeMotoren von je IM
Pferdestärken ausgerüstet werden soll. Der
Aktualität halber soll nur erwähnt wer
den, daß daS russische Marineministerium
zum 1.14. August einen Wettbewerb für
den Bau von Hydroplanen ausgeschrieben
hatte, der wohl jetzt. ,in'S Wasser gefal
len" sein dürfte.
Belgien ist, wie bei dem Landkrieg,
auch bei dem Luftkrieg bereit! in den er
sten vier Wochen deS Krieges ausgeschaltet
worden, und so behauptet sich Deutsch'
land in der Lust unbestritten als Herr
und Sieger.
Bereit! zu Beginn des Krieges trat
eine gewisse Verschiedenheit in der Bcr
Wendung der Flugzeuge auf deutscher und
französischer Seite ein. Die französischen
Flieger wurden während deS deutschen
Aufmärsche weit in daS Innere deS Lan
deS bis Frankfurt, Mainz, Nürnberg u.
f. w. vorgetrieben, mit der Aufgabe, durch
Zerstörung von Brücken und Bahnhöfen
den deutschen A u f m a r s ch z u st ö r e n,
Die Ueberweisung einer derartigen Auf
gäbe an die Fliegertruppe endete mit ei
nem völligen Mißerfolg, führte dagegen zu
empfindlichen Verlusten für die Fran
zosen, da eine ganze Anzahl franzosiscZer
Flieger bereits zu Anfang deS Kriege?
herunter geschossen wurden. Die Deut
schen dagegen , hielten ihre Flugeuge bis
Zum Beginn deS eigentlichen FeldziuzeS
zusammen und seilen sie erst dann zur
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Erfüllung der Hauptaufgabe, nämlich zu
reinen Erku-ndungszwecken ein.
WaS daS verwendete Motorcnmatcrial
anbetrifft, so hat sich der durch Wasser
gekühlte Mercedesmotor in Verbindung
mit Doppeldecker al'daS praktischste
KriegSinstrument erwiesen. Seine Ge
sckMiindigkeit genügt vollkommen, und ein
bekannter Fliegeroffizier bemerkte ga5
richtig, daß ein guter Flieger in einer
Stund mehr sehe, al! eine Armee in drei
Tagen verarbeiten kann. Vor allem hat
der wassergekühlte Motor den großen Vor
theil sparsamen BetriebSstoffverbraucheS,
und gewährt im Verein mit dem Doppel
decker die Möglichkeit, eine bedeutend grö
ßere Nutzlast mitzuführen, als dies den
Franzosen bei ihrem mit Vorliebe ver
wendeten Eindeckern möglch ist. Auch die
Beigabe geschulter BcobachtuncSoffiziere
hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen. Die
französischen Flugzeuge sind, so weit eS
bekannt geworden ist, stets nur von einem
Fliegeroffizier und dessen Mechaniker he
seht, wobei der Flicgeroffizier zugleich als
Flugzeugführer fungirt. ES ist vielfach
aufgefallen, daß die Franzosen meist sehr
hoch flogen, wodurch naturgemäß die
Beobachtung eingeschränkt wmde. Immer
hin haben die französischen Flieger auch
stet ihre Pflicht gethan, und zwar mit
gutem Erfolgt. So fand man vor tinigen
Tagen bei einem' bei Nancy herunterge
schössenen französischen Flieger eine Met
dung vor, die recht zutreffend Angaben
über Stärke und Art der gegenüberstehen
den deutschen Kfte enthielt. :
Nachdem der .deutsche Aufmarsch voll
zogen war, benutzte man einen Theil der
Aeroplanflott zur Beunruhigung deS
Gegners weit hinter der Fco.lt. Deutsche
Flieger tauchten bald hier, bald dort über
den französischen Städten Im Herzen dcS
Landes und über den befischen Küsten
städten auf. Ostende, . Brügge. Ghent,
Versailles und ganz besonder! Paritz er
hielten Besuche von deutschen Fliegern.
In Paris zäljltcn diese Bruche bald-zu
den täglichen Ereignissen, und die Pariser
nahmen sie mit dem ihnen eigenen Leicht
sinn hin, obschon fast jeder. Xiiti Besuche
von Bombengrüßen begleitet war. die je
deSmal 'Opfer an Menschen und Eigen
thum forderten.
Ter Correspondent deZ Coniert dclla
Sera" beschreibt das tägliche Schauspiel
der deutschen Flüge über Paris" in recht
anschaulicher Weisc: Die deutschen Fli
ger, deren außerordentliche Kühnheit man
bewundern müßte, wenn ihre mörderischen
Waffen nicht, gegen da KriegSrecht und
anschliche Gesetze. Opftr besonders unter
den Unschuldigen, unter Frauen und Kin
der forderten (?), haben auch heute
Abend bei Sonnenuntergang ihren ge
wohnten Flug über der Hauptstadt aus
geführt. EZ war ein theatralisches
Schauspiel, daS eine halbe Stunde lang
in der Bevölkerung das lebhafttste In
teresse erweckte. Ich war in meinem Bu
reau, als ich um 1 Uhr plötzlich ein leb
hastes Gewehrseucr hörte. Ich trat hin
auS auf den Balkon, um in die Luft zu
selzcn, wie eS alle die anderen thaten, .die
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::ointttiits!tbi. .IseA. .
BOMBEN WERFENDE
FLIEGEN
sich auS den Fenstern herausbeugten oder
von der Straße heraufsahen. Der Him
mcl war von wunderbarer Klarheit. In
ptt Höhe schwebte wie ein Falke, vom
Norden kommend, ein deutsches Flugzeug,
eine Taube. Die Maschine trägt den Na
men einer Taube, aber in Wirklichkeit die
tet sie mit den gekrümmten Flügeln und
dem fächerförmigen Schwanz von fern
eine höchst seltsame Aehnlichkeit mit einem
Riesenfalken. Da kreiste die Maschine
langsam über der Stadt, welche die Wiege
der Flugkunst war, als wollte sie diese
JUUUI VlVll . jjll llUVUl iuuiu - uu.t
man leicht alle Bewegungen der
nk d Kl5wn,,z nl,rsck,iden. Vom
ftDii irnim ftji-M.i' i3 IrtrtH
äußersten Ende eine! Flügels hängt eine
Flagge herab. In dem Augenblick, in
dem sie über den mi Neugierigen gefüll
ten Opernplatz fahrt, ist sie vielleicht 1000
Meter hoch. Sie wendet sich gegen die
Seine, aber plötzlich ändert sie den Kurö,
als ob sie eine Gefahr bemerkt hätte, um
sich nach Nordwesten zu wenden und auf
2000 Meter zu steigen. So kommt sie
wieder über dal Börsenviertel und gegen
den Nordbahnhof, die Linie der Boule
vardS überschneidend. ' Jetzt sehen wir sie
senkrecht über unsern Köpfen. Inzwischen
prasselt von allen Seiten daS Gewehr
feueri'alle Schildwachen auf den Dächern
geben Feuer und man glaubt auch dai
charakteristische Knattern der Maschine,
gtwehre zu unterscheiden. Selbst von der
Straße her feuert man.- Zwei englische
Soldaten, die ruhig einherschlendern,
fassen daS Gewehr und schießen gegen da!
feindliche Flugzeug. Die Meng klatscht
ihnen Beifall, als ob sie in'I Schwarze
getroffen hätten, und sie lächeln selig. ES
sind sicher Hunderte von Schüssen, die in
die Luft abgefeuert werden. Die Leute
auf der Straße, in Gruppen zusammen
stehend, unter denen eine Bombe ein Blut
bad hervorrufen könnte, bleiben eine halbe
Stunde mit der Nase in die Luft und
l-warten auf dieInkunft eineö französischen
Flugzeugs, das den Femd verfolgen soll.
An manchen Stellen ist daS Gedränge fo
groß, daß die Polizisten dazwischen tre
ten müssen, um den Verkehr zu regeln. Die
widersprechendsten Gerüchte werden laut.
Drei französische Flugmaschinen sollen die
deutsche verfolgt und schlichlich getroffen
haben, sodah sie auf dem Platze der Re
publik niederfiel. Andere wollen wissen,
daß da! Flugzeug von einer Zollwache ge
troffen und in einer Vorstadt niedergefal
len wäre. lDa! stimmt nicht, wie über
Haupt noch kein Flugzeug-.von den Fran
zosen zur Strecke gebracht wurde. Anm.
d. Red.) Die einen behaupten, daß kein
Schaden angerichtet wäre, die anderen ver
sichern, daß der deutsche Flieger mehrere
Bomben in der Nahe der Madeleinekirche
geworfen hätte und einige Opfer gefallen
wären. Erst im letzten Augenblick wird
von unterrichteter Seite gemeldet, daß
seinige Bomben in die Seine und andere
beim Trocaderoplatz gefallen waren, uie
miß sind diese Besuche in der Luft nicht
angenehm, aber die. Neugier ist so leb
bait. daß daS Publikum, statt sich in die
Hausthore z flüchten, auf die Mitte di
Platze eilt, um besser zu seyen.
Diese Jliegerbcsuche verstoßen nach An
ficht deZ italienischen Korrespondenten
gegen daS KriegSrecht und menschliche Ge
setze. DaS ist ein Irrthum. Gegen
menschliche Gesetze verstößt jeder Krieg,
und doch wird eS Kriege geben, solange eS
Nationen giebt. Gegen das KriegSrecht
soll wohl heißen: Haager Konvention
verstößt der Luftkrieg erst recht nicht.
Auf der ersten FricdnSkonferenz , im
Jahre. 1899 wurde ein internationales
Uebereinkommen angenommen, durch dal
di Mächte sich für einen Zeitraum von 6
Jahren zur Jnnehaltung deS Verbots ver
pflichteten, -Projektile und Sprengstoffe
aus Ballons oder auf eine andere neue
Methode niederzuwerfen.
Die Frist für die Gültigkeit dieser Be
stimmung war also abgelaufen, als im
Jahre ISO? die zweite Haager Konferenz
einberufen wurde. ES wurde der Versuch
v r w em" t ff l
Bestimmung zu veranlassen: aber daS ge
lang nicht, da mehrere der Großmächte,
die inzwischen bedeutende Anstrengungen
gemacht hatten, um sich eine Luftflotte an
zufchaffen, auf ein solches Uebereinkom
men nicht eingehen wollten. Unterzeichnet
wurde eS unter anderem von Belgien,
Großbritannien, den Niederlanden und
Norwegen. Abgelehnt wurde e! da
gegen von Deutschland, Frankreich,
Rußland, Schweden und Dänemark. Für
diese Mächte ist da Auswerfen von Pro
jektilen und Sprengstoffen auS Ballon!
und Luftschiffen den gleichen Regeln UN
tstworfen wie ein Bombardement.
DaS LölkerrechiZinstitut hat in mehreren
Sessionen einen Entwurf zur Regelung
de! Luftkrieges erörtert, und die Ange
legenheit sollte in der nächsten Haag
Konferenz auf di Tagesordnung gestellt
weiden. Auch kn der interparlamentari
fch.cn Union hat eine Erörterung der Frage
stattgefunden. Die Annahm bindender
internationaler Bestimmungen hierüber
wird jedoch auf groß Schwierigkeiten
stoßen.
Deutschland hat daS Abkommen nicht
unterzeichnet und hat nun da! volle Recht
die. neue Waffe in weitgehendstem Maße
auszunützen; Großbritannien hat den
Bertrag unterzeichnet und man darf sicher
fein, daß eS trotz Unterschrift und Wort
die wenigen Flugzeuge und Luftschiffe, die
es besitzt, ohne Bedenken benutzen wird.
Daß diese Ausflüge" der Aeroplane
sehr gefahrvoll sind, kann sich der Laie
wohl denken; wie gefahrvoll sie sind. daS
muß er sich von einem Flieger erzählen
lassen. Der Flieger-Unteroffizier Wer
ner, der als der erste deutsche Flieger über
Paris erschien, hat sich über seine Luft
abenteuer geäußert: r- -
Ich hatte den Auftrag bekommen, die
Stellungen der englisch - französischen
Trupven nach der englischen Niederlage
bei MonS festzustellen. Leutnant Düsfing
ging als Beobachter mit. Wir. flogen zu
erst in südlicher Richtung die Hauptstraße
nach Paris entlang, die durch einen präch
tigen Wald führt, in dem etwa 40,000
Einwohner auS dieser Gegend Zuflucht
gesucht haben. Nach einem etwa einstün
digen Fluge, bei dem wir feststellen konn
ten, daß die Engländer sich zurückzogen
wir sahen noch etwa 100 verlassene AutoS,
nicht allzu entfernt von der Stelle, wo die
französische Artillerie gemeinsam mit der
engliscben Infanterie eine neue Stellung
einnahm , machte Lcutn. Düfsm eine
Skizze, und wir kehrten um. '
In diesem Augenblick erblickte ich etwa
300 Meier über mir einen Bristol
Doppeldecker, der unS v e r fd l g t e. Wir
befanden uns etwa in 1600 Meter Höhe.
Da mein Eindecker ine geringere Schnel
ligkeit besah als der Bristol, holte er unS
bald ein. Vergeben! machte ich den Vcr
such, über dencind zu kommen; eS gc
lang mir aber nicht. Im Gegentheil, der,
Bristol hielt sich immer genau über uns.
Mein Gott, wann wird die Bombe, die
wir jeden Augenblick erwarteten, auf uns
ejnschlagen! Der Doppeldecker ließ sich
weiter und weiter herab und war noch
kaum 150 Meter über unS. Wir hatte
daS Gefühl, daS ein Vogel haben muß,
wenn der Falk über ihm schwebt. Wir
glaubten, daß der Feind näher herankam,
um ein sichere! Ziel für seine Bombe zu
haben. Wir zogen unsere Rcpetierpistolcn
und begannen zu schießen. ES war unS
inzwischen glücklicherweise klar geworden,
daß der Engländer keine Bomben besaß
oder daß er sie nicht vorn auS seinem
Flugzeug werfen konnte, da Motor und
Propeller vorn angebracht waren.
ES war ein entsetzlich aufregender Mo
ment. Der Zweidecker war noch weiter ge
sunken, und jetzt begann daS Gefecht
auf beiden Seiten. Beobachter und Füh
rer de! Doppeldeckers eröffneten. !he Feuer,
alF wir in gleicher Höhe in etwa 150 Mc
ter Abstand flogen. Offenbar hatten sie
nur Pistolen und wagten nicht, näher zu ,
kommen, auS Angst, daß wir unserseits
mit Bomben werfen könnten. Minute
auf Minute verlief. ES schienen uns
Stunden. Ich hatte da! Gefühl, daß
mein Maschine ermattete, .und glaubte
jede Augenblick, mein Ende sei gekom
men. Da! dauerte eine halbe Stunde.
Dann stieß mich Leutn. Dllssing an die
Schulter und zeigte mir, etwa 300 Meter
höher, einen kleinen französifchen Blsciot
der in rasender Fahrt heransauste,'
um dem Bristol-Doppeldecker bcizustehen. '
In Kreisen fuhr er um unS herum, und
die Kugeln Pfiffen uns um die Ohren.
Aber da hörten wir plötzlich durch daS
Knattern dcS MotorS Kanonenschüsse.
Wir aren über den deutschen Truppen
angelangt, die den Bristol und Blöriot be
schössen."
Wir werden noch manches Stücklein ,
von den Luftulanen zu hören bekommen,
denn Werner ist nur einer von Vielen,,
aber Werner ist typisch für die -deutschen
Flieger: tapfer, tollkühn, verwegen und
pflichttreu ist jeder einzige von ihnen. Da
für giebt eZ greifbare Beweise: Hclmuth
Hirth, der Distanzrekordhaltcr, hat daS
eiserne Kreuz erhalten und wurde zum
Leutnant befördert: wegen hervorragen
der Dienste im AufklärunflSdicnste". Karl -Jngold,
ein anderer Rckordbrecher, hat
eiserne Kreuz erhalten: für einen unter
außerordentlich gefährlichen Umständen
unternommenen Fernflug. Flicger-Obcr
leutnant Erich Leonhardt (2. bad. Gren.
Reg. Kaiser Wilhelm 110) hat das .eiserne
Kreuz erhalten: wurde von fcindüchen
Fliegern beschossen, doch gelang es ibm,
trotz einer Schußwunde, feinen Begleiter
und sich in tollkühnem Fluge in Sicherheit
zu bringen. Die Fliegcrofsizicre Georg
Götz, Franz Hailcr, Erich Scheuermann,
Franz Zcno Ticmer und Peter sind all -mit
dem eisernen Kreuz belohnt worden.
Sie können von Heldenthaten berichten...
und ch der Krieg noch zu Ende scin wird
dürfte auch die jüngste Waffe ihre Sänger
haben. Mit Recht, denn sie steht den
anderen in Nichts nach.
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