Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 10, 1914, Image 5

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Wc läßt sich die deul-semd-
liAn tsfitYA iAiir
i iviv; umrnuwj m (JiUUiaUiU
erklären ?
(m ersuch von Srnst Zttchard.
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..iitsrfiin.i K,I S".rf.',(TJ.i. .,
halte c
- ' -lMl4,
lit liiiiia, noch einmal iu lio.
ncn, n ich im Beginn bci vorigen ilrli
Ui gesagt l)iff, tag ti nur burchju
fernliegt, njtt bet vorliegenden Unter
fudjung In eine Polemik einzutreten ober
Kritik iu üben. Ich suche nur den oben
u gewinnen, auf bem itir im ersprießlichen
Zusammenlebe mit unfern Mitbürgern
lueiterbauen können. Gerade meint heuli.
gen AuSsühruniien werben wahrscheinlich
' ans ZU,bersiruch sivhen. Um so besser!
Aber im leiste mcmn ncine Leser hinter
jede meiner Behauptungen ein Fwaezeichen
sehe und sie dann prüfen. Natürlich
konnte ich nicht, wenn ich Icioar bleibn
' wKlt. meine ganzen Ausführungen in
. die Fragesorm bringen, wie ich ti ganz
gern gethan hätte. Hervorheben will idtf
reu Bls eine Aü'lmerikeiner au ben
Ciidsisaten. ber glaubt, dah ich mit mei
ner Annahme; bah au Wiirgerkciegkzeiten
her bort J&mitUieil gegen ben Teutschen
herrscht, im Irrthum sei. Des Icnn uns
nur ireuen. Collie Ber Zi'yalt der mir
zugehenden Aeußeri,ng'n zu neuen Folge
kunsie ober nützlichen Borschlägen führen,
so behülte ich mir vor, vorausgesetzt, bafj
ti ber Schrislleitung reckt ist, in einer
dritten Athanbluna das Ergebnis mitzu
theilen. E. 3t.)
Die Vrlliide, die in der gegenwärtigen
Zeitlage unmittelbar zur Parteinahme ge
gen Teutschlanb geführt Heiden könnten,
hat der vorige Abschnitt diese Artikel zu
ergründen gesucht. Als die wichtigsten
fanben wir bic geistige und wirtschaft
. licht Abhängigkeit Amerika; von England,
die Oberflächlichkeit, der unmöglich ist,
in der Frage ach den Ursachen des Jlrie.
gki hinter den Mord von Cerajewo, oder
die von ansilvphilen Editoren mundgerecht
gemachten Wei oder kÄclbbücher zurücke
gehen. Wie diele haben denn die Geduld,
die letzteren selbst ganz durchzulesen? Wie
Vielen unter denen, die sich dieser Mühe
unterzogen, ist denn die Bedeutung dcS To,
kum'ents 173 im englischen Weißbuch, der
letzte. Briefe bei deuisckcn Kaisers an ben
König von England, Goschens an Ercy
ausgegangen? Zum kommt die Abwesen
heit alles guten Willen zur Gerechtigkeit
und Wahrheit seitens der Zeitunlelter.
Noch nickt einmal 2Jcrid;U, du ven in
New Fork ankommenden Reisende in den
Mund gelegt werden, suchen sie auf ihre
Wahrheit zu prüfen, waS leicht genug über
da Telexhon geschehen könnte. Die gei
füge . Tkntfaullxit des Leserkreises, der
f.:-' r-v.-r .. r : W .r i . .- r t ' '
in, saiiieu uu ictii anwien .u um
Tageszeitungen schöpft, verschlingt olle,
ohne zu p?!!':n. ist natürlich auch
Oberflächlichkeit, d. h. Mangel an geisti
ger und sittlicher Tiefe, daß man die poli
tischen Parteilämpfe mit derselben Unehr
lich?e!t führt, wie den gegen die deutscht
Cache. Und doch können wir un bei die
sen Aniwoiten nicht begnügen. Für uns
Teutlch'Ämerikaner meidet sich immer
wieder die Frage: Ist die Gegnerschaft ge
gen das TeiitsciztHum nicht alteren Ta
tums? Es ist ganz klar, das; da, WaS
bei dieser flclcgenheit zu so heftigem Aus
. Kuch gekommen ist, eine längst vvrhan
dene innere Stimmung war, die viele
Amerikaner dazu trieb, in die Heize der
ganzen Welt gegen die deutsche Cache ein
zustimmen.
Dahin gehört nun bor ollem die An
scht vieler Amerikaner, daß die Deutschen
s verachten, und leider tonnen sie genug
Belege nicht nur au persönlichen Ersah
rungen. sondern auch Aeußerungen
schwarz auf Wein tut diese Ansicht an
führen. Die Haltung der deutschen Pusse
im spanisch-amerikanischen Nriege, unter
tüyi burch den Manilazwischenfall zwi
,e Dewey und Dicderichs haben den
Eindruck, daß die. Stimmung dcr Deut
scheg gegen Amerika ist, och verstärkt.
Tagegen kann die freundliche Haltung seit
Beginn des riegeS icht sehr viel as,
richten, zumal die Lügenhaftigkeit der Be
lichte iiber schlechte Behandlung der Airie
rikaner in Teutschland schon ihr Werk der
Beihilfe zur Festigung dc. geLNmschen
Worurtheils nur zu gut vollbracht hatte, ehe
ihnen durch die Heimkehrenden selbst wider
sprochen wurde. Um die schlimmen, tief
kingedningcnen Wirkungen jener Lügen
berichte oufzuheben od auch nur abzu
schwächen, wärt ein diel .thatkräftigeres
Auftreten von Nöthen. Wir haben von
Massenversammlungen der Amerikaner in
Berlin, Frankfurt, München und ander
ws gelesen: warum werden keine in un
screm Lande veranstaltet? Warum legen
Überhaupt die Alt-Amerikaner, nicht nur
die deutsch-freundlichen, sondern die wirk
llch .Neutralen" in allen größeren
Städten des Lande in großen Versamm
luirgen nicht Verwahrung ein gegen die
parteiische Haltung, die lügenhafte Ve
rick)terstatiung ihrer Presse? Befürchten
sie, daß sie einen Saal von auch nur mä
ßigem Umfang nicht füllen können?
' Doch um unsere. Untersuchung wie
der aufMNehmen:, Wer' ehrlich ist,
muß zugeben, d.asz der Borwurf,
den ich eben angeführt habe, nicht
unberechtigt ist. Auch wir DeutfchMme
nkaner haben un lange, Zeit nicht über
ein Uebermaß von Hochachtung feiten!
unserer altländischen BlutJgcnossen zu be
klagen gehabt. Wir mußten esioch al
Schmeichelet ansehen, wenn man un als
.Kulturdünger" betrachtete, die Ansicht
daß Amerika eigentlich nur der Abfall
Haufen de alten Europa sei, ist noch nicht
auö dem Gedächtnis, der Mensche ent
schwundm. Wir werden hier unwillkiir
lich an ein Wort Bismarck's erinnert, der
süaie. daß die Bölker für die ffenster be
zahlen muffen, welche die Zeilungsschrei!
der einwerfen, ein Wort, welche ich m)
. ':r-'--;-
skkkt ZageSpresse In Ciammbuch schre
ben möchte; nur sind die Fenstereinschmei
fter hüben und brüten, nicht aus bie
Tagktlcheisisieller beschränkt. TMAt
schwert un augenblicklich du Wewei
suhrung sür die sried ertigen Absichten
de deutschen Volke mehr, al da Buch
Bcrnarv, I. Äcrnhardl ist eine Autor,
tät. so viel ich weiß. Über stragen fr
Taktik und Strategie, soweit die Kava
lerie In betracht kommt. Bon Politik
versieht fr so viel, wie jcder intelligente
Ae,tunglkser. Wa er iiber den Aerlau
de Möglichen künftigen Nriege sagt, sin
ja Tiiige, bi Jeder, ber tinigermaszen
lia, nill ver deutschen Tage!l,teratur
Fühlung gehalten hatte, längst wusit
Tonst wäre die Veröffentlichung je, auch
Hochverrath gewesen. Eine offizielle
Stellung hatte er nicht. Aber wer will
da heut einem ' Amerikaner olle klar
machen? Selbst die hochkonservatib,
Nreu,zei!uiig schreibt iiber die Buch an,
g. März 1-JI3: Fg hat da Buch den
ffeinden Teutschlanb! eine Waffe aelie
sert und freunde bedenklich gestimmt: u
vie Berechtigung genommen, den Englan
dern einen Borwurf zu machen, wenn fit
, nicht isskn. daß da deutsche Volk
runde friedliebend ist Ebenso würde
diese vorherige .Warnung der Engländer
nur zu bedauern sein, wen, wa ja nicht
der Fall ist. unsere Politik wirklich den
von Bernyardr be urworleten juieg vor.
haben würde Jedenfalls, sollte jeder
Autor, der über ein Nachbarvolk schreibt
sich bewußt sein, daß n sür beide Völker
schreibt, ob beabsichtigt oder icht, und
daß zu prüfen hat. ob der Nuben seine!
Werke dem Schaden, den er auf der an
deren Seite seinem Bolle zufügt, ent
spricht."
Mein Kollege von der französischen Ab,
theilung der Columbia Universität, Pros,
Jordan, der du Sache seine Vaterland,
in achtunggebietender Weise vertritt, sin
det sür, seine, meiner Ansicht nach, irr
thümlichen Behauptungen immer neue 33e
lege aus den Kreisen der Bernhard!
Keim Neventlow und ihrer Gesellschaft
Jemand, der mehr Zeit und Gelegenheit
ha, al der Verfasser diese Versuches.
konnte e sich zur Aufgabe machen, die
Literatur der gleichen Tendenz i den
deutschfeindlichen Ländern in' Neld zu
fuhren: oder wurde dieser Retourkutschen
verkehr von großem, sachlichen Nutzen
sein? Die Thatsache, daß die andere es
auch" gethan haben, spricht pie Teutschen
nnchr frei.
Wenn man baereeien Wt vielen .kandkim-
fen skeunblielzer un& fördernder Art, durch
die Deutschland unserem Lande wcrthvolle
Dienste geleistet Hat, anfuhrt, so hat man
mit der Thatsache zu' rechnen, daß im
Geistesleben de Einzelyen sowohl, al
der Böller du feindseligen Handlungen
viel starker haften, als die Wohlthaten,
Das ist eine Binsenwahrheit, auf die ich
wohl auch nicht einzugehen brauchte, wenn
mir .mehr Raum zur Verfügung stände,
Ich habe schon früher erwähnt, daß ein
Theil der Schuld uns Vkutsch-Amenka
ner trifft, weil wir es icht verstanden
haben, un durchzusehen. AuZ der Zeit,
da es kein Deutsches Reich gab, als die
eutichen keine große geeinte Nation
waren, hat sich och bei dielen von uns
ein Mangel an berechtigtem Sclbstbe
wußtscin erhalten. Die nachachtuxidvier
ziger Kabenjammerstimmung. - die den
frei und fortschrittlich fühlenden Deut
fchen beherrschte, hat hier noch lange
nach Siebzig nachgewirkt. Da Gefühl,
daß wir dlö Deutsche machtlos waren, hat
dek Generation, die uns Zu Amerikanern
erziehen sollte, noch allzusehr in den Kno
chen gesteckt. - .Je schneller Sie vergessen
und die Anderen vergessen lassen, daß Sfe
ein Deutscher sind, desto besser werden
Sie hier fortkommen.' wurde mir vor 81
Jahren , nach, meiner Ankunft immer und
immer wieder gerathen. Und nur Allzu
viele sah ich, die diesen Rath nach Kräs
ten befolgten. Manchmal denke ich daß
sie Recht halten. Dabei halfen die schon
sten Tugenden der Teutschen mit, den
falschen Rathgebern Gehör zu verschaffen.
Diejenigen, denen die deutschen Verhält
nisse politisch und gesellschaftlich zu eng
waren, sahen hier bie Aussicht freierer
Bewegung, b,e wirthsmasilich Schwachen
bie Aussicht deZ Wohlstandes vor sich.
Dafür schuldeten sie dem neuen Bater
lande Dankbarkeit und Treue. So gaben
sie denn ihr Teutschthum für ein einge
bildete Amerikanerthum auf, oder, wenn
sie da nicht fertig brachten, so hielten sie
sich mit ihrem deutschen Wesen verschämt
und unsicher im Hintergründe. Noch heute
finden sich Viele, die sich scheuen, ihr
Deuischthum zu vertreten, bei Bieten ist
e durch die jahrelange Abstumpfung so
geschwächt, daß ti selbst in diesen Tagen
der Verjüngung nicht zu frischem Leben
erwacht. Für die große Mass? d'r
Deutsch-Amerikaner sind die Errungen,
schatten von 1870 '71 wichtige Ereig
nisse, die ihre Stellung hier im Lande be
deutend verbessert haben, aber von dem
neuen deutschem Geiste haben sie keinen
Hauch verspürt. Auch von d'm Wunder
baren, wa im Vaterlande heute vorgeht,
verspüren sie offenbar zum großen Theile
nichts. Man kann nicht, behaupten, daß
das hiesige Teutschihum geeinigt dasteht.
daß die Neidhammel und Selbstsüchtelei
aufgehört hat, und mit trauernder Sehn
sucht stellt man Vergleiche ztoischerT Drii
beri und Hüben an. Seit daS erste untet
dem geeinten Deutschland geborene Ge
schlecht in' ManneZalter hineingewachsen
ist, ist das Selbstgesühl ja etwa stärker
geworden. Auch sehen immer mehr von
uns ein, daß das, was heuie noch als
Amerikanisch" gilt, -eigentlich englisch
ist, daß .sich amerikanisiren", thatsächlich
.sich anglisiren" heißt, und da will man
doch trotz aller Dankbarkeit ugd Treue
nicht mitmachen. Den All .Amerikanern
bringt uns diese Srkenntni aber nicht
näher. Im Gegentheil, die Aussichten für
eine eigene nationale, amerikanische Sil
tut sind heute geringer, al früher. Und
doch ist der feste Wille, sit zu schaffen,
ra li.iltel, da tin au unserer San
vernkiiung yeraulutzren kann und muß.
iie AUsgave ve, veuismen lemente der
Galion I I kl, vor allem .den aroneren
Sknst. die größere Tiefe der Lebensaus
faffni7, die sittlich'N niiidsiitze, die wir
zum Ausbau und Bestehen der Gesell
Iask sur neiiuknch yaiten. dieser na
tionalen Kultur tinzuverleibe.
Toi geschieht aber am besten und sicher
sien, indem man seine Kinder in diesen
Grundsätzen erzieht, vor allem da, wo
mangelhafte Beherrschung de Englischen
ernt inroirlun aus die Erwachsenen er
ich wert. Nur durch bewußte Stärkung die
ser deutschen Tugenden der Wahrhaftig,
seit, de Pflichtgefühls, der Ehrlichkeit und
der Gerechtigkeit kann eine Bsseiung für
unser Volk herbeigeführt werden. Oder
werden auch wir ein' großen nationalen
Unglück oder efne Volkskriege, bet dem
es um Alle geht, bedürfen für die sittliche
Läuterung und innerliche Einigung nse
re Volke? '
Daß die amerikanischen sittlichen t
griffe verwirrt smddafür giebt I nur
in lalilreicke Andicken. ier will ick, nur
ein Beispiel anführen weil e unmittelbar
eine Antwort auf die Frage nach dem
Grunde der Deutschfeindlichkeit zu geben
geeignet ist. E ist ein Leitartikel au
einer angesehenen Zeitung de Westens,
au dem ich ein paar Sätze anführen
will. Er bescha tigt sich mit der Ver
theidigung der deutschen Sache durch den
Schreiber dieser Zeilen und anderer. Der
Leitartikelschreiber nimmt den Stand
Punkt ein. daß die Deutschfeindlichkeit
hauptsächlich aus die Methoden zuritckzu,
führen sei, mit denen sie bekämpft wird.
Aber sie muß doch erst da sein, Herr
Leitartikler, ehe man sie bekämpfen sann!
Dann aber kommt er zu der Behauptung:
.Lebten Ende liegt die
Quell de Uebel größten
theil, in der Schroffheit de
deutschen Auftreten .. . Die
Deutschen sind ein feine Volk.
ein gei st, g bedeutende Volk,
ein ehrliche Volk, aber nur
zu o ft fehlt ihnen die Macht
er schmeichlerischen Ueber
r e d u n g leajolement) und g l a t
t. e r Red (rnaetd. .peecrj), die fit
al Aeußerungen der Heuche
l e i anzusehen geneigt sind.
Sie haben die sehr loben.
werthes ber irrthümliche
Ansicht, daß sie durch logisch
Beweisführung gewinnen
müssen, und erntendienatür
lichen Folge des Irrthum.'
lind weiter: .Wo ein Franzose die Hos,
lichkeit selbst, die Seele der 'Höflichkeit ge
mesen wäre, wo er mit feiner (ävlicsbs)
chmeichelei aufgewartet hätte un
eine rücksichtsvolle Behandlung der ame
rikanischen Flüchtlinge in seinem Lande
hat viel dazu beigetragen, die. Stimmung
hierzulande zu seinen Gunsten zu beein
lussen, vwo der Englander entschlos
en und ruhig geblieben Ware, kann
der Deutsche in seiner Geradheit und der
Unschuld seiner Seele nur Unrecht gegen
ein Vaterland erkennen und kann eö
nicht unterlassen, zu wüthen, zu klagen,
zu drohen, zu predigen, zu höhnen Un
ere Geradheit. w schön und ein
drucksooll das englische ,br.JhtYor-
wardness rst, eine Erinnerung an eine
Zeit. , wo aucb die dadurch bktticknete
Eigenschaft bei unsern Vettern mehr zu
Haus war! also macht man uns zum
Nn?wrs fflnn tnilT eiff(fimiiiilt sinf
Daß hier von deutscher Seite keine Aen,
derung eintreten darf, ist wohl klar. Auch
kann die würdige Ruhe, die uns empfoh
len wird, nur in beschränktem Maße an,
nehmbar erscheinen, wenn unser Herz
warm, unser Wille aufrecht und , stark
bleiben soll. Vor allem aber wehren wir
uns gegen jene angelsachsische Ruhe, die
nur ver Intervall ve ichlauen Ge
chästSmanne ist, der auf den unbewach
ten Augenblick wartet, wo er seinen Ge
cftansreund uvervoriheilen, ot Ban
biten, ber die Gelegenheit abwartet, sei
nem Gegner den Dolch in Herz zu sto
hen, natürlich bildlich gesprochen,
ich meine natürlich jene kühle Phansaer,
die ihre Mitmenschen in aller Ruhe und
mit .glatter Rede' auf da Grausamste
verletzen können. , ,
Aber in Kern von Wahrheit liegt i
diese Worten. Schroffheit, bi zur
Grobheit, ist beim Deutschen häufig zu
inden. Aus bloßer ffurcht. u schmet
cheln, verfällt ma oft in diese Fehlen
Der Anerkennung und Wirkung seine
tüchtigen Eigenschaften steht der Deutscht
dadurch allzuhänfig im Wege. Auch wirk
lich gute Waare wird eher nach ihrem
Werth geschätzt, wenn man sie in anzie
hender und geschmackvoller Aislagt zeigt.
Man kann sich nicht bloß durch höfliches,
ondern auch liebenswürdiges Entgegen
kommen Freunde erwerben, ohne zu
chmeichcln und zu heucheln. .Der deut
schcn Kultur fehlt,' schrieb jüngst ein alt
amerikanischer Kritiker, in einem gewis
en Grade der gesellschaftliche Instinkt.
das Leben für andere angenehm zu ma
en.'
Nun sind wir schon mitten in der Auf
zählung derjenigen Eigenschaften des
deutschen Volkscharakters, die den 'Deut
chen unbeliebt machen. Ich kann mich
kurz fassen, dcnn wir sind auf bekanntem
Gebiet. Ich überlasse es auch darum dem
Leser, wo nöthig, das Sündenregister zu
ergänzen. Es ist mir immer als ein hoff
nungSsolleS Zeichen und tin Bewn für
den gefunden Kern de! deutschen Volkes
erschienen, daß es sich so ernster Selbst
priisung nie -nüzogen hat. Wenn man
den Berichten aus der Heimath Glauben
schenken darf, so ist das .ja alle wie
Schlacken von unseren Brüdern abgefal,
len.
Selbst die Schutzleute werde k
irdig." las ich , einer Berliner
benöwürd
Zeitung dcr letzten Tage. Wie viel wir
von diesen schlechten Eigenschaften mit
nach Amerika gebracht haben, muß sich
der selbst fragen. Werben auch wir. wie
bie Blutsgenossen, sie abschütteln können?
Bei aller verlebenden Schroffheit se
ei uns Dutse!)en nicht a Übergroßer E
fmdlichkrit, die Überall eine Absicht.
beleidigen und zu tränke vorauksetzt, wo
sie gar Nicht vorliegt. fehlt an freiem
ungezwungenem ls,chgeinwfsen. Ma
kann .voUsiandig korrelt' und .tadellos
in seinkm Benehmen sein und doch schros
ja, unter Umstanden kann sich dahinte
geist,ge und sittliche Hohlheit verstecken
Jedenfall erwirbt man sich mit
der
knsil,iindi,iea äomUMt ,,k ?k.li
Kit. worauf die führende Kreise Teutsch
mn o is.ii .U), iciiu üü;U. 5b
meint, man will ihm wa. Jeder va
auf, ob der Andere sich auch vollsiänd
korrekt' benimmt. .Diese Geisteirichtung
wird vielfach geradezu gezüchtet. Ich er
innert nur an den studentischen Berieh
Ja, ber eigentlich beutsch okabemisch,
Spott der Stubentenmensur ist kein fri
schel, freie fcpiel der jiigenblichen Kraft
wo ber Tüchtigste siegt, sondern ein an,
liche Wachen über Beobachtung einschuü
render Siegeln och mehr beim Gegner,
al bei sich selbst. Auch unsere beiübmte
Gemüthlichkeit beschränkt sich nur allzu
yausig aus unseren Stammtisch, die vier
Wände de Hause oder der Kneipe, ab
weisend gegen jeden, der un .nicht vorge
stellt ist. Uns fehlt rst die "11 aroinid
ocl ic'IIvkii", die selbst bei den stei
l "'andern häufiger zu s.nden ist.
Dem eigenen Bolle sieht der Deutsch,
oft ablehnend gegenüber, und seine Zndi
"'dualität tritt nur unter den Zivang der
Nothwendigkeit zurück. .Die Aussöhnung
e Einzelnen mit dem Ganzen erfüllt sich
durch da ganze Soll hin nur in Zeiten
SMer Noty oder hohen geistigen Auf
schwungi'. sagt Hans Meyer, auf dessen
.Deutsche Volksihum' ich in diesem Zu,
sammenhange eindringlichst hinweist
möchte. Besonder don dem was er üb
das deutsche Philistertum sagt, möchte ich
einen 2sie,i vier wiebergeben:
Anmaßend, überhebend, doamatisch.ist
der deutsche Philister gegett jeden, den er
sür geistig oder gesellschaftlich unter ihm
stehend halt: zanksüchtig, hämisch und
rechthaberisch ist er gegen seine Standes
genossen, aber schmeichlerisch und unter
würfig gegen jeden Höherstehenden, weil
er davon tut sich per onlichen Gewinn
erhofft und im Verkehr mit Höherstehen
den nicht nur direkt Befriedigung seiner
Eitelkeit findet, sondern auch indirekt da
durch, daß er ihm neuen Anlaß zur Selbst
uoeryebug über dieienigen gicbt-die die,
,e Ufertediä nicht tlmlhasiia sind, llr
theilslos. wie er ist. beruft sich dcr Phili
stir gerne auf die moralische Heiligkeit sei,
ner moralischen Ueberzeugung und meint
damit doch nur seinen eigenen Dogmatis,
mus. Habe er auch noch so unrecht, immer
will er die seiner Würde gebührenbe Rück
sicht gewahrt wissen und beantwortet die
Verletzung dieser Rücksicht mit Empfind
lichkeit. Er hat deshalb auch keinen Hu
mor und duldet ihn nicht, denn dieser läßt
andere gutmüthig über sich lachen und
lacht mit. Wo so die nationalen Tugen
den in lauter naiionale Fehler übertrieben
werden und umschlagen, da giebt e natür
lich auch kein nationales Empfinden, ja
sogar der Patriotismus des Philisters ist
anmanend. leer und windig, weil ohne tie
fes Gemüth und ohne Ideale,
.Die deutsche Philistern, welche die
Kehrseite der nationalen Tugenden und
insbesondere die Ausartung des deutschen
Individualismus darstellt, ist nach Art
und Verbreitung ein sehr wesentlicher Be
lanvtneii ve veul chen Voltstdums. In
allen Stufen der Entwicklung und Aus
btlbung burchschlingt sie das deutsche
Bollsleben. und sie wurde dem Zusam,
menleben und der gemeinsamen Arbeit
noch schädlicher sein, gls sie eö schon ist,
wen sie nicht wieder vielfach wett ge-
macht würde durch die beiden Kräfte des
deutschen Bolksthums, die unbesiegbar
sind, den Idealismus und das Gemüth;
diese schlagen ' verbindende Brücken über
die gefährlichen Klüfte, die der starre In
dividualismuS und die bornirte Philisters!
ausreißen.
Das Philisterthum deckt und eraanzt
sich mehr oder weniger mit dem Proben
und dem Kaffernthum. Nur, daß das
Letztere noch entschiedener alle Menschen
VV.U, V llW.Uf llllllllllj
ablehnt, und sich mit Vorliebe selbstsüchl
hnhert Wnhiln rn tä hrltti
llgen Demagogen, vie seinen schwachen
schmeicheln, zuwendet. Entkaffert euch.'
hörte ich den Präsidenten deS National
bundes Dr. Hezamer immer und immer
wieder seinen deutsch-amerikonischen Zu
hörem zurufen.
Entkaffert euch, entdhilistert euch! Wenn
wir da thun, dann ist auch die Frage
unsere Verhältnisse zu unseren Mitbiik
gern der Lösung näher gebracht. Aber
nichtnurwir, auchdieAnderen
müssen die Schlacken abthun.
Eine große Noth" wollen wir nicht
herbeiwünschen, um auch auS den Ameri
kaner eine einheitliche Nation zu schaffen.
Aber einen hohen geistigen Aufschwung'
zik erhoffen, wäre nicht zu kühn, wenn
alle Volksgenossen an bie Aufgabe ber
Schaffung einer eigenen nationalen Kul
tur mit Ernst und Begeisterung herantrc
ten, eine ungeheure Aufgabe, zu deren
Bewältigung kaum die Spuren ihrer ersten
Anfänge, kaum die Ahnung ihrer Richt
Iinien vorhanden sind! Ader nicht als
einen Schmelztiegel dürfen wir dann die
werdende Nation betrachten, in der Wahl
und, willenlos alle Bestandtheile zu einem
charakterlosen Brer verkocht werden, son-
dern als einen Amboß, aus dem wir selbst
stark und zielbewußt das herrliche Werk
der nationalen Kultur zusammenschmie
den. ,
In Brasilien gilt es für eine vor.
nehme Dame als unpassend,' persönlich
etwas einzukaufen. Gewöhnlich wird da
ein Dienstbote zum Einholen von Mu
stern, Proben u.'dgl. zur Auswahl ge
schickt. Wenn die Sennorita einen neuen
Hut zu erwerben wünscht, wird ihr ein
großer Karton oder Korb mit den neuesten
Hutmodellen zur Besichtigung zugesendet.
Bei MarS-Isl'Tour stach ein hcmno
verscher Ulan (1. Eskadron). Eckclt, sechs
französische Landers vom Pferde. Er war
im Civilberhaltnis' ein Schneider.
In China fährt am Neujahrstage
kein Bahnzug.
Das verbreiteste Gewächs der Erde
bürste bei Schimmelpilz sein. . ,
Moderne Fuiegschirurgil'.
Von Dr. F. S. yanemantt.
Die KriegkChirurgie ist ein f'hr wich
tlger Zweig der Medizin und gründet jjck
auf die auö Erfahrungen der Ktzlen c,
eil Kriege gezogenen Cäilüssc. So . Ä.
die wahrend des Burgerlriege cumhiiikI
w iueovaediiingen ro'f sft für ein
kurzes, prächtige RsumS derselbe in!,r
essirt. sollte Dr. S. Weir Mitchelli letzten
Aussatz Ieien, der im Ansang diese Iah.
re im .Journal of the American Me
dical Association' erschien waren von
Wichtigkeit für den dculsch.sranzsischen
Krieg vog 187071, während der preu
ßisch.vsterreichische Krieg von !,(.; gute
Ausschlüsse über Berwundungen durch In
fan!ericGewehre gab. Hinwiedtrum war
der japanischrussische Krieg ein günstiges
Feld für da Studium von Ber,-runbun
gen oller Art, unb der amerilanischspani
sch Krieg für Verwundungen ii Qct'
schlachten.
Werthvoll und genau sind die Beobach
tungen von Aerzten, die auf nifs isrr
Seile thätig waren. Der Balkankrieg von
1012 und 1913 ist noch zu jung, um Ge!e
gcnheit zu wissenschaftlichen Sammlungen
und Folgcschlüssen zu geben.
Am häufigsten sind Wunden durch Gc
wehrgeschofse, dann durch Kanonenkugeln,
beide als direkte Verwundungen; dann in
direkte Verletzungen,' tu sind solche, die
durch Aufschlagen von Geschossen oder
durch deren Explosionen fortgeschleuderte
Steine, HolztlOile, Splitter, Waffen etc.,
oder von Knöpfen, Münzen etc., die durch
das Geschoß i den Körper gcpreßt wer
ven, herrühren. Biel seltener sind Ver
letziingen durch kalte Waffen: Bajonett.
Säbel, Lanze (scharfe Massen); oder durch
Kolben, Stocke, geworfene Steine (ftum
Pfe Waffen).
ülanchen dieser Verletzungen begegnen
wir auch rm Friede, anderen hingegen
nur im Kriege.
Die Behandlung der Verwundeten liegt
in den Handen des aliivcn Saniiäts-
Korps, zu dem in Kriegszeiten alle dienst
Pflichtigen Mediziner hinzukommen. Ticse
rekrutire sich aus praktischen Aerzten,
Hospital-Aerzien, Spezialisten und Uni-versitäts-Lchrern.
Der praktische Arzt,
der Chirurg und der Amateur werden wohl
die besten Ncscrve-Aerzte abgeben. Aber
auch die innere Medizin spielt eine große
Rolle, benn Krankheiten rasfen noch im
mer viel mehr Soldaten bahin, als Wun
bcn, wie wir selbst zu unserem großen
Leibwesen in unserem letzten Krieg mit
Spanien erfahren haben.
Das Studium der KNeas-Chiruraie
kann in Fricdenszeiten in Hospitälern und
Kliniken praktisch und an Leichen thcore
tisch ausgeführt werden. Die beste Er
ziehung ist natürlich die Erfahrung im
Kriege. So hat . dieses Lehrfach eine
große Wichtigkeit erhalten; b:nn Mcn
schenmatcrial kann selbst nicht in Rußland
setzt werden.
ei der Prüfung der Wirkungsweise
der Geschosse muß man die Waffe, das
Geschoß und das Ziel berücksichtigen. Tie
Waffe kann eine Pistole, Revolver, Kara
biner, Gewehr oder Maschinengewehr, Mi
trailleuse, Feldgeschütz, Haubitze, Mörser.
Festungsgeschütz oder SHiffsgeschütz sein.
Das Gcfchon ist bei allen Feuerwaffen
eine Patrone, die aus Hülse mit Ladung
und Geschoß mit Mantel und Kern de
icht Die Hülfe ist ein Gehäuse aus Me-
tall oder anderen Stoffen, welche das
Sprengmittel aufnimmt, und am untern
Ende mit dem Zundminel, am oberen
mit dem Geschoß versehen ist. Das In-
anterie-Geschok hat einen Mantel aus
Messing. Kupfer oder Stahl und bedeckt
e tan chliencnd den Kcrn aus Hartblei.
Da! Artillerie-Geschoß bat einen ähnlichen
Mantel und ist ein Hohlgeschoß; es giebt
Granaten und Schrapnells. Die Grana
ten sind mit Sprengstoff geladen und ha
ben an der Spitze einen Zunder, der beim
Aufschlagen platzt, den Sprengstoff cnt-
zündet und so die' Granate zum Explo
diren bringt, gewöhnlich in IN Stücke
Das Schrapnell hat ebenfalls einen Man
tel, wie die Granate, das Innere ist aber
mit 300 bis 400 Bleikugeln ausgefüllt,
Am unteren nde detinbet sich oet
Sprengladung (Bodenkammer), die durch
ein Rohr (Zundkammer) mit dem Zun
der (Distanzscheibe) in Verbindung steht.
Vor bem Schuß wir? diese Scheibe so qe
Itellt, daß sie vor oder über dem Icind
ch entzündet, der Sprengstoff in der Wo
vcnkammer explodirt und die Bleikugeln
überschütten den Feind. Granaten benutzt
man gegen leblose Gegenstände, wie Mau
trn, Wälle. Stahlplatten; Schrapnell ge
gen lebende Wesen. Hierzu muß man
noch sogenannte Handgranaten und Luft-
chiff-Bomben zahlen, deren Wirkung uns
besonder dcr Angriff Italien's auf Tu
nis gezeigt hat. .
Diese kurze Beschreibung der Geschosse
zeigt, wie mannigfach dje Theile sein kön
nen, die verwunden oft? in bcn Körper
einbringen. Dazu komm? aber noch das
Bcrhalicn dieser Theile selbst, ob sie aus
weiter Ferne acht amerikanische Meilen
bei Fcstungs und Küstengeschützen
oder aus größter Nähe kommen: ob die
eschosse selbst durch die Luft. Erplosion
oder Waffe erhitzt oder kühl sind in
Maschinengewehr kann gegen 800 Geschosse
der Minute abfeuern und erhitzt sich
natürlich bedeutend, o5 sie direkt treffen
oder abgelenkt werden, ob der Körper das
erste Zielest oder ob die Kugel ein anderes
Ziel vorher durchbohrt hat, etc. ;
DaS Ziel, das uns hier beschäftigt, ist
der Soldat, und wir finden fünf vcrschie
dene Schlißarten:
1. Der Prellschuß; da! ist tin Zurück
prallen deS Geschosses voif der Haut mit
leichieti und schweren Verletzungen . der
Haut und der darunter liegenden Gewebe.
2. Steckschuß; wenn das Geschoß, im
Körper bleibt.
3. Der Durchschuß; wenn das Geschoß
den Körper durchbohrt.
4. Der Streifschuß; wenn das Geschoß
eine flach oder tiefe Rinne im Körper
macht.
8. Der Abschuß; wenn Eeweb . oder
Körperthcile thcilweise oder ganz ybge
schössen werden. : ,
XVtUfUUbiMr'N, bie Ml!
hatten tüit) O t;o en
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'j'rvsiiws,.' geben, sind die
Die csiioffe sind kleiner
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Tchr,ip,,el!schoß einem Stoß. Daher ist
e:e vaiiiupnurfl 'M'.i liein. za cif
MaüWfafern g-uße El.-chizität besitzen, so
ert'ü.'t ein 2ut.if.tnf', unregelmäßige
Zotreiüunn; die tlularfvtne welchen hau
fifl den Geschosse 0ii9 oder Theile weroe
eraukge it,lg:n. ehrt das Gc aß zu et
reißen. Schrapnel! zerreißen allerdings
bie Blukgciiißl kiusig. Im Nerv Hinter
lassen b,e GesHoru ojt nur ein schlitzarti
flto Von.
JlncolKnocrletjungen selbst sind nicht
toMlui;, die siblimnif Folgen beruhen
entioeOsr auf Verleiinqen benachbarter
Gewebe oder auf Infektionen. Knntusion
kommt am taufiasten bei Sckä'delknochen
vor, ist ab,-r sZüst silten. chi:delöerlek
ngen t'.ir'o Geicbofse etfosg-n durch Ttoß
wirluiig, tteilwirtiing oft Sprenalvir
kung (als drei direkt), oder durch Rück
iviriung an vie eniqeqenieieiue mano (in
direkt). Ein StechschuK findet sich häusi
ger im Oberkiefer, ist sonst selten, flache
Knochen durchbohren Geschosse häufig,
halten sie aber dann in ihrem weiteren
Laufe auf, und werden hinter dem durch
loderten Knochen gesunden. Bei Rah,
siruffen mit Knochenverletzungen ist der
Einschuß klein, während der Ausschuß
eme ziemlicye wt erreichen kann
T,irchse.,i,sse der Lungen, die keine arö
ßeren G'saße treffen, sind prognosiizirt
nir. Anders verhalt es sich mit Steck
schussc. Die Verwundungen des Ber
daiiuiigtkonals werdcn mcistcntheils mir
ges.üzrlich, wenn der Magen oder Darm
gefüllt sind. Diese Beobachtung verleitet
einen berühmten Ehieagocr Arzt dazu, die
BcAcilung zu machen, daß .Soldaten
NUk mit leerem 9?M,n fmnhtVn fniitpit"!
Bei den inneren Organen kommt es Häu
fig aus vie ttant der Blutung an
Wir skü?n also, daß die Prognvps
einer Schnßverlehung ans den Grad der
Beriktznng, auf die Wichtigkeit des C
pcins und aus bie Infektion ankommt.
Und die Jnftktion ist dcr rößte Feind.
Ein. heißes Geschoß, das rasch und ungc-
ylnvert den Körper tritst und aus ziem
licher Entfernung gefeuert ist, schlägt
schnell- und rein dnrch.' Und hier sind
Infektionen weniger zu befürckiten,' olö
bei Ge turnen, die schroq ailfl lagen.
Kleidungsstücke etc. mit sich in die Wunde
luhrcn. Organe treffen, die rn der Ver
dZilung begriffen sind. Neben r n
f'?ktion muß man sehr die Blutungen in
Betracht ziehen. Die innere Blutung ist
weit schwieriger zu behandeln, als die
äußere, was ja natürlich ist. Die häu
figste Todesursache ist das Verbluten in
Bli!t
und Bauch.
Tie schlimmsten Verwundungen sind
die von Granatenfplittcr
, i.ir-r:ii,- v i
ytuiumiueii
Av,azu,,e, ganze 0ncDmon.cn, wie ein
Bein oder Arm, können von solch' einem
ischust absierljsen werden.
Hicbverletziingen treffen fast immer den
Kopf, Hals, Schulter und Oberarm, und
ihre Wirkung hcingt ganz von der Kraft
des Hiebes und von der Abwehr oder Be
deckung ab. Und nicht nur scharfe Hiebe
können tödilich werden, sondern auch
flache, besonders wenn diese den Kopf
rressen. Auch hier kommt die Blutung
jetjr in rächt.
Stichdcrletzungen treffen seltener den
Kopf, häufiger Brust, Bauch und Rücken,
Die gefährlichsten Stichwunden sind die
in Brust und Bauch, während Siichwun
den in- den Weichtheilen dcr Gliedmaßen
nrnzt itmimm sind.
Bcr (schmerz einer Wunde wird von
den Verletzten ganz verschieden empfun
den. In der Aiifreaiina des Gefechtes
lvird cincBcrwundung oft nicht bemerkt,
nur bei Zerstörungen eines Nerven tritt
stets ein plötzlicher Schmerz auf; ebenso
bei Knochenverletzungen, aber nicht in so
yoyem Grade.' Bie ccrvenvcrletzuncien
rufen den Schock" hervor, der bei sonst
nicht tornUchen Wunden den Tod vcrur
sackt. Der Nerven-Schock" ist vielfach
beschrieben worden, aber keine Erklärung
genügt
. Die moderne Kriegstcchnik hat auf die
Verletzungen keinen Einfluß gehabt. Die
Schußwunde ist allerdings als Durchschuß
durch das Mantelgeschoß leichter und bcs
ser heilbar geworden. Die Statistik der
letzten Kriege giebt das Verhältnis dcr
Getödteten zu den Verwundeten als 1
zu 6. Für die Heilung der Verwundeten
werden besonders drei Grundsätze aufge
stellt: Ausschaliung des Wassers au der
Wundbehandlung: Ruhelage, ohne Druck
auf die verwundeten Theile, und bei In,
fektionen freier Abfluß des Eiters.
Bei den Verwundeten ist di sofortige
Hiflelästung für die ganze folgende Be
Handlung von größter Bedeutung. Da
her haben jetzt alle Soldaten aseptische
Binden in gut verschlossenen Packctcn bei
sich, um einen Hil sverband selbst oder
beim Kameraden sofort anzulegen. Aerzte
und Krankenwärter folgen der Gefechts
nie, wo es irgend möglich ist. um den
Verwundeten die erste Hilfe zuthcil wer
den zu lassen oder um dieselbe, nach dem
ersten Verbandsplatz zu schafft, wo dann
die Behandlung beginnen mag, die nach
dem Grade der Verwundung ballernd
oder mir vorläufig ist. Ungefähr die
Hälfte aller Verwundeten verläßt das
Schlachtfeld zu Fuß, viclc können den
Verbandsplatz reitend erreichen, andere
dagegen bedürfen der Hilfe von Wärtern
oder Kameraden. Am Unterleib oder
Schädel Verletzte sollten nur mit größter
Aoricht und m 'möglichster Numlaae
transportirt werden. Die ersten Trans
Porte, währlnd und gleich nach der
Schlacht, sind größtentheils sehr Primi
tiv: zwei leicht Verwundete traacn einen
schwer Verletzten auf einem Sitz, der von
den Handen selbst dargestellt ist; oder
über zwei Gewehre wird ein Mantel ge
legt und der BlWrte so zurückbcfördcrt.
Die Zahl dcr Bahren selbst kann nie aus
Xit enmi'ti
unsnn idjiii n
reichen In diesen Fällen. Die vchand
liing bei der Menge und Verschiedenheit
der Wunden kann nur temporär sein, der
ArU und Wärter müsse VerbandSftoss
selbst mitbringen. Hier eine starke Binde,
um da Bluten zum Stillstanb zu brin
gen; da ein paar Stiche mit Nab.'I unb
Ceibe der Catgiit. um ine Wunde vor
läufig ja schließen; bet einem Andere
wirb eine Schiene, meist au sehr Primi
tivem Material angelegt, um einen ge
brochenen Armknochen in guter Lage zu
bc,lten; Wund'n, die dr Lust ei!!"kt
sind, erhalten nicht mehr Jodoform,' son
dem werden mit einer leichten JoUrinn
bestrichen; eine rasch Morphium-Ein
fpriung erleichtert bei einem Anderen
die. Schmerzen; ein zerbrochene Gewehr
kann al künstlicher Stekuß dienen usw.
Und dann nur zurück m,t den Verwunde
ten zu den ersten HilfsuerbandZpIätzen.
di vielleicht hundert Meter hinter der
Linie onqcbracht und durch eine weiße
Fahne mit rothem Kren, dem Genfer
Kreuz, gekennzeichnet sind. meisteniheilS
offen Plätze, feilen Zille. Auch hier
muß mit größter Eil gearbeitet werden,
um nur Raum zu mache für die immer
mehr zurückströmenden Verwundeten.
Aber die Behandlung kann dort ruhiger
geführt werden, da man den Kämpsend,
nicht mel,r ,m Wege ist. Und dort ist
diese Stellung auch noch sehr exvonirt
und den Kugeln ausgesetzt. Nur kleine
Operationen und Amputationen können
vorgenommen werden, ober da der Ver
bandZplatz kein fliegender" mehr ist. ist
da Werkzeug und Verbandszeug auch
in größerer Masse vorhanden. Leichtver
mundete können nun'wieder zur Gefechts,
linie zurückgeschickt werden, als Träger be
nützte Soldaten treten wieder als'Käm
pfcr ein;, die schwer Berwundeten werden
aber nun in den Hauptverbandsplatz über
führt, der ungefähr vier amerikanisch
Meilen weiter zurückliegt. Dieses La,ia
reth ist gewöhnlich in einem großen Gc
bände eingerichtet und mit allen Errun
genschaften der modernen Chirurgie ver
sehen. Hier sind die Säle, wo die schwie
rigsten Operationen vorgenommen werden.
und die Räume, wo auf Stroh oder auf
Betten die Verwundete zum ersten Mal
ausruhen könne. Aber auch hier heißt
eS schnell arbeiten: Morphium. Cbloro
form und Aciher sind ei Segen, und 12
Stunden später sieht sich der Verwundete
wieder guf der Fahrt, um nun womöglich
in einem Krankenhaus untergebracht ,u
werden, in dem er bis zu seiner Genesung
vcroieioen rann.
Die Schlacht ist vorüber. Besiegte nd
Sieger haben sich als Fliehende und Ver
folgende entfernt, die Arbeit des Arztes
fangt aber eigentlich jetzt erst an; dcnn
nun gilt es. ein genaues Absuchen deZ
Schlachtfeldes vorzunehmen. Jetzt trifft
man aber nur noch Schwerverwundctc.
die häufig unter todte Pferdekörvern.
zerschossenen Kanonen und Munitionswa
gen liegen, oder bcdcckt sind von todten
Kameraden. Manchmal kann nur eine
genaue Untersuchung noch eine Lebens
funken entdecken. Durst ist jetzt das
schlimmste Leiden, und Arzt und Wärter
werden zu wahren Samaritern. TaZ
Absuche des Schlachtfeldes dauert wäb
reno ver mm ron ver isackeibcleuchtuna.
c c m , . . , - ; - .
yaurig noch am nächsten Tage sind di:
Felder nicht alle-abgesucht. Die Bchand
lung- ist dieselbe, immer rasch arbeiten und
Raum machen für die Nachkommenden. '
Unsere dicken Drummer."
Die Wirkung der deutschen 42 cm.-Ge
schütze wird lebendig geschildert in einem
Feldpostbrief aus Französisch-Ltinzen:
Ich war bei der Beschießung dabei.
Am 26. August 10 Uhr 20 vormittag
begann dcr Salat, und am 27. August
5 Uhr nachmittags, als der 153. Zucker
Hut heraus war, schwenkten die ssran
zosen da! weiße Hemd, und der Stolz,
da modernste Fort unserer Feinde war
ein Schutthaufen. Di Vertheidiger
20 Offiziere, 700 Mann (Elite) wa.
ren dem Ersticken nahe, so verschüttet wa
ren sie. Der Stabsarzt erzählte, sie
hätten schon am ersten Tage bis 60
Ohnmächtige gehabt und bald wäre ihr
Sauerstoffvorrath aufgebraucht gewe
sen. Der Kommandant und ein Theil der
Besatzung mußten ausgegrabcn werden.
Der stärkste Panzer und Eisenbeton
war glatt durchschlagen. Gleich der erste ,
Schuß traf die Haube und ein weiterer
durchschlug den ganzen Thurm. Gewal
tig Trichter zeugen, wie ein Schutz ne
ben dem andern saß. Die erste Frage
war: Womit haben Sie geschossen? Es
gab doch bis jetzt keine Granate, die
unseren Panzer durchschlagen konnte!"
Im übrigen soll der französische Oberst
ein sehr sympathischer Mensch von gro
fzem Wissen sein. Er weinte bitterlich,
als er den Säbel übergeben mußte.
Sein Offiziere sind sämmtlich in St.
Cyr ausgebildet gewesen. . .
Ueber die Beschießung des Forts Lon
ein bei Lüitich durch die 42 cm.-Gefchütze
heißt cö in einem Feldpostbrief im Frank.
Kur.: '
Die Wirkungen unsere! -12 cm.-Mör.
scrs waren geradezu fürchterlich. Nur
ei Schuß hat genügt, um dieses Fort
in einen Trümmerhaufen zu versetzen,
Ein erster Schuß war zu kurz gewesen,
dagegen schon der zweite Schuß erreicht
das Ziel und richtete solche Verhcerun
gen an, daß ein drittes Geschoß nicht
mehr nöthig schien und wieder heraus
genommen wurde. Ein großes etwa 10 '
Meter tiefes Loch zeigt da Zentrum
der Verheerung. Aus der Lage der Tod,,
ten, die noch in den Hintere Kasematte
zu fehen waren, geht hervor, daß bis
Belgier sich zum größten Theil dorthin
gcflüchtct hatte. Der Tod muß vielfach
überraschend gekommen sein, denn ms
fand noch Solbaien in knieender Schieß
ftellung. Andere lagen, noch mit Hemd
und Hosen bekleidet, in den Veiten. Wie
der andere saßen g einem Tisch, und
hatten Karten gespielt. Die Räumlich
Zeiten sowie die Leichen waren mit Kalk
überspritzt worden, im übrige, ft
alleä rußkschwärzt. Es -wird der'
muthet, daß das Geschoß auch die Pul
verkammer getrfsfen hat, infolge wovon
der . Pulveidampf' durch sämmtliche,
Räume der Kasematten hindurchzog. ,
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