Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 05, 1914, Image 2

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    r
ZlfA Omshi Ikiiün,
Der Aicijlcr.
5kiö ren Ishanne, 7kaul,.
die Lilien auf drin Jcldk..."
((.Isis t;; ,iva!cl tot Her der ge .zur
tfiirwig- fca Vcftn d:r V&enbanbach!
,,!,
-cd-!N! !' t au4 finrm von Rauch
iittö ?,.?edunstc vergilb! :. fettigen!
W-iVUi.i tuit t)iruu e sprechenden
Trrl; sict, daraus achkcdc, den
Ton fn t.-r stimmt tut) Art der alt
mr-isz. 'J:!?rn oiif dem Sans sin
d-yVi n.nn.rlich ju färfvn. Tann
Itiubf ! tun eigen zu diesem Schuft
veilVtlten (3cfjnjjbiit)ttB da cltcht
rcüitr'ftf V-'ita .Jdu meine Zunrrflcht"
gkMini' w allkn Anwesenden gesun
gen. Eiatnttfch brummten nur einig
mit, anbere bargen standen aan theil
m,hm!o da. Tann kam .Barer unser.
Kedu bist im Fimmel...' Und zuletzt,
wir gkmohnlich. .mit dn Worten ...
bebe dfia nqeucht uda un. Amen.'
schloß der auanai'r dir Andacht.
Man sam,.,el!k bi tsangdücher raie
hex sin.
Wer noch keine Säjlafmarke geHäst
hat. kann eine bekommen sagte ve
fcautatet und lieft über den dicht besetz'
K, Eaal nen glkichMliS Blick glei
tkZ. I
.Wem, Niemand, so wird geschlossen.'
sagt, ebensa gleichaiittiz und heil,
thivo wie jeden Abend.
.Diejenigen mit SchKsmarten tsi3gen
herauf, und Diejenigen, die keine ldabeii,
derk? da Lokal.' schloß er.
Alle strömte hinauf ZU den Cjckjlaf
sellm. ftc, bevor man sich ,u Bett' legt,.
m einem' Aufseb die Hemden der,; frisch
ngkkommeke Gäft vidirt timden,
ein Verfahren, da, ms J8ienen' heißt.
Die Besitzer jener Hemden, die sich beim
.Bienen al nicht ganz einwandfrei tt
wiesen, wurde zunächst mit sam rnt ihren
sonstige Kleidung stücken in 'Kegefeu
gesori. wo sie von allem 'Irdischen,
Ki sie in Form von Ungezikfer; und der.
glieichen mitschleppten, befreit, wurden.
Erst dann kamen sie in bei Pradie für
dreißig Pfennig hinein.
Jene, die keine Schlaffmaken hatten,
mußten schcmungjlo zum Tempel hin
au. Zu diesen gehörten die Bogt Ismen,
da heißt jene, di, weder Geld noch Pa,
piere hatten.
Ja dies Theil fiek an pnem Abend
kloß ein einzig !Dhmi:ein Dichter. Er
war gemeinsam mit ein Gruppe ande
ta Leute, mit AibeitZIosen. Vagabunden
und Dieben, au Pari per Cchub an die
iwitlf (Seinie bracht und dort aus
freie Futz gefetzt worden. In Paul
war er zu Anfang September au Sud
frankuich angekommen, gleich im Bahn
kok verhaktet, in Gefänani georfen
und al Spion und Anarchist zu drei
Monaten Gefängm und Ausweisung
au! Frankreich derurtheill worden. '
Er derNeß nun die Herberge und ging
auf die Straße. ES war eine eisig kalte
Tezembervacht. kurz vor Weihnachten.
E fror. Ihn fröstelte. Er hatte zer
rifsene Sckuhe und einen dünnen, der
witterten Sommeranzug an. Er fühlte
Hunger und Durft. Troftlo schlenderte
er durch die hell beleuchteten Straßen der
stemden Stadt dahin. Ihm begegnete
satte Mensche in warme Kleidern, ein
jefo und paarweise: schone, duftige
Frauen, die zum Trotz der knisternden
Kälte dm Duft von Rosen. Refeden und
Beilchen verbreiteten, alz wollten sie der
rohe Wintermiene ein milde Maien
lächeln aus zwingen. Herren im Bürger
kleid und i Uniform mischten sich durch
einander. Von den hell beleuchteten Re
ftaitrani fluthete ein köstlicher Geruch
von Speisen und Getränken. Drinnen
ah man und trank. Er hatte auch gern
vntaalick aern bätte er eges
sen! Seit wieviel Monaten hatte er schon
keine menschliche Mahlzeit delommen k r
konnte sich nicht mehr erinnern. E moch
ten schon Jahre vergangen sein, seitdem
nur von Fall zu Fall ,u essen kriegte..
Drinnen war e auch warm. Aber auch
die Wärme war nicht für ihn. Ueber
Haupt, er war ja überflüssig aus dies
Welt, dachte er.
.Sehet die Lilien auf dem Feld..."
kuchstabirie er in Gedanken und ging
immer weiter.
Die ist also die Freiheit, die nun mei
,r Jrnrri kackte . ßi war ein Lohn
aus keine Träume, die er im Maison dt
Correction de FrKZnes' bei Pari ce
träumt. Wie dachte er sich doch dama
die relbeit? Wie göttlich kam ihm da
mals die Freiheit vor! Wenn man sie
hinunter K In rrm?nis trieb und auf
eine halbe Stunde in den Promenade
lle kinscklok. einzeln, jeden für sich,
ebens? wie oben... Nur hatten diese
N?nm?nkrz?kkrn kein Tack: vier hode
Wände und oben der klaue Himmel. Und
mit MUfiiTfetaii war der Kimme! an je
nen wundersamen Oktobertage, fast den
Kimm Monat bindllkcd!... Und wie
fAfin wnr fcit Welt da brausten!
Luftschiffe und Aeroplane schwammen in
K,m Kinii'nkx'n Blau., Menschen illbek
s, Iiarndwa in dem Grüu der sonnigen
Fluren ... Und er verging vor Freude
und 'S? nicht nach dieser schonen Weit,
Er vergaß beinahe den Hunger und die
KLlle. indem er so gehend einen Rückblick
iif ,k ne Gesangnistraume warf.
Welche Terirrung. welche Enttäuschung!
Zrk,, Kr, all den Sckönbeiten! Nur
Sunaer und Kälte. .:. ',
5c fror und ging möglichst schneller
SttwäriS. Er suchte den Bahnhof auf.
.m ,i fciferben- au erwärmen. - (Sl
war ja erst gegen nmn Uhr Abends. Aber
im Bahnhof lietz man lyn nieyr nge
m,n. !?k'n. Nack einer Stunde
Aut,s, B.""ij"" -"7 .
sagte man ivn auch hier zum Tempel
hinan!. Da er nicht beweisen konnte.
. daß er auf einen Zug warte.
Er ging wieder durch die Straßen, im
msr weiter und Weiler. Er glaubte ir
gwdwo dräutzen außerhalb der Stadt ei
mn Unterschlupf zu finden. BauerZ
leute Wären ja menschlicher l die Städ
ter. dachte er. . , t
iic Nackt rsat mmM uo,d luml,
aber der Himmel sternenklar. Und da!
endlose All mit den Millionen und oer
Millionen kümmernder Weltfn lad aul
w taf narrt, Ekchspfunggfdant ei
ne srühuilia. dahingegangenen Gottel.
et wae fiffun ugeeoair, r iaoi un,
ging noch Immer gfndmut die Landsiraßt
hinunter. Tn Bode war versrsrni.
steinhart und dröhnte unter seinen flußen
wif ein lerrl Yaß. trotzdem er sich Mühe
gab. möglich sachte , trete, ö knislerle
vor Kälte. Se ging, den Kops tief in den
Aockkrage hmeingejogen, die Hanoi t
den osentasckikn. odnk aucb nur eine
einzigen Blick auf die herzlose Ctadt zu
kuckumeisen, immer fiter in die Jfaaji
hinein.
Wo, der Wez hmsuhren wurde, wuß!,
ickt. Sr teuklt ickt. ob n ten Cft
oder ge West, e, Süd der ge Nord
ginge. Er wußt, ur. 005 die ei histo
rischet Feld war. wo vor etwa dierjiz
Jayren em rieg gerovr yaiik. Fleier
Loden, aus dem er nun dahinwandelle.
war sattsam mit Menschenblut getränkt.
Hier batte damal der Tod ine L5n
reiche Ernte eingeheim. Auch sein raß
ater ar. wie sein, Mutter de öftere
erzählt hatit, hier gefallen . . . Und er
dacht an den Tod. Bleichgültig dacht,
er an den Tod. Er war gerade jetzt dazu
reis, unaer. Durst und Kälte hatte
ihn schon für den Tod vorbereitet. Hun
ger, Durft und alte, da waren die
treuen Diener de Tode, feine General
und Helferihelsn. Eie arbeiteten Tag
und Nacht, jahraul. jabrein. Kein Krieg
speiste den Tod so reichlich und Pflicht,
getreu wie dies, drei: Hunger, Durst und
Kälte.
Dielleicht würde ihn auch der Tod hier
abholen, aus diesem fZekde, wo er damall
s r,irkkick, 3!abrna funden. W di
Menschen selbst ihn damal gefüttert, hat.
ten. Er möcht, Dies 0 H nia?,
vergessen hoben, der Tod. Diese Etätt,
mußte für ihn in der Erinnerung ei
köstliche Wonnegefühl auslösen. Und
wer weiß, vielleicht gelang ihm auch
nrk kir dann und mann einen Lecker
bissen abzuschnappen, überlegte er bei sich.
Er war nicht aoergiauvilch. giauvie we
der an Gott noch an den Teufel, und
glaubte auch nicht an ein Leben nach dem
Tode. Aber nichtsdestoweniger kam ihm
vor, als wäre n da nicht allein. Er
glaubte die Anwesenheit der Tausende
,,nk fffc,rlfliiiVnd Seelen d KrieaZae
sallenen wahrzunehmen. Sie müßte alle
bier berumskdmebea. Und wenn er da
iirb, e würde er nickt einsam sterben
er würde gleich i eine große Seelen
gemeinschast hinübergehen, die ihn herz
liA aufnrfimflt ürd mit einen allen Be
kannten. Auch seinen Großvater, den er
nie gesehen hatte, wurde er dort annes
sen. Und dann würde er nicht mehr
Sunaer. Dur und Kälte leiden. Tann
tont-, n selbst ein Laucki. eine Seele
Und wahrend er so dachte, scyten inm,
all hörte er irgendwelche seltsame Ge
rausche in der Luft vorbeischmieren. Ihm
schien, l sähe er irgendwelche wölken
tige Balle über das vuniu Vsi, oe,
Zades bin und ber aleiten. Und die
ganze Luft schien von einem vibrirenden
Zchattengewirre durchwvben zu lein.
TAt Molkenbälle baulcbten sich. Wuch
sen in die Länae. nahmen die Forme
n PiiftfAtff' und Aerovlanen an.
schlugen Purzeldaume m der u?r uno
?s,n,ka kaumie oervor un roum
se wieder zu großen Ungethümen heran.
Und e schien rbm. al gmge er ,eio,i
allmählich m da, ge,penneryasie aza,
tn'wir suk. ali würde er selbst all
mählich von unsichtbaren Händen in da
Zaubergewand der Nacht ymernguooven.
Er fühlte nicht mehr die gefrorene Erde
ntn keinen stllken. Ihm war. al flöge
er durch die atherleichten Lüste einem un
bekannten, diewerheibenden Geimn enr
ntnm
.3. ....
Dann meldete sich wieder ver runger
an, und er tuniK wieoer o,e ge,roiene
Erde unter seinen Füßen und den Druck
d Natb aus keinen Sckulter. Er der
ssn i Kedanken all die dustiaen Dra
ten und Getränke, die aus ven iicyen
der hell, beleuchteten cnaurani, yerum
lagen. Aber der Hunger und Durft lie
en nrckt nach.
Plötzlich hörte er Jemand kommen. Ta
In in . . . tiivfiie (1 dorn, blieb wie
der stehen und ging wieder in gleichem
Takt weiter. ES mochten keine Menschen
schritte sein. War aber nicht! zu sehen.
ST? in flinr länglich Klo tauckt
langsam auS der Finstern! hervor und
rutschte dem Tichter enigegen. r vueo
kiebrn. Der kckwar Klot, that dasselbe.
blieb ebenfall stehen. In der Stirn de
schwarzen Klotze sah man zwei sunkclnd
Punkte. Offensichtlich wäre diese Punkte
zum eden- da.
So standen sie eine Weile nd starrten
fragend inander an. Endlich rutschte
hni sckinar Dinni mit den zwei tun
kelnden Punkten in der Stirn ganz nahe
an di Beine de Dichter yeran uno ve
schnüffelte ihn vorsichtig mit der
Schnauze. Und nun konnte man fehen,
daß ei auch mcn buschigen Schwer
hatte, mü dem freundlich wedelte.
T,ta Dickier überkam luttst klN ae
mischte Gefühl von Angst und Freude.
Al er aber sah. daß e ein Hund war.
ein Pudel, blieb i ihm nur noch da Ge
fühl von Freude übrig. Ihm siel gleich
die Begegnung Doktor Faust' mit dem
Pudel ein. Da wäre nicht schlecht,
dackte er.
Der Pudel schmiegt sich vertraulich
an die Beine de Dichter und zeigte mit
der Schnauze recht , me ginirerni,
iin'in. Tann tbat er einiae Scbriite
vorwärts und winkte mit dem buschigen
Kops, al riefe er den Dichter zu sich.
Der Dichter ging ihm nach, immer dicht
auf den Tkerien. über den Chausseearaben
hinüber, querfeldein, eine mit Gebüsch
bewachsene, ziemlich steile Halde hinunter,
biz sie an einen kleinen Bach kamen. Noch
einige Schritte den Lach entlang, und sie
standen vor r essnung einer aiju. .
Ter Pdel trottele in die Hch'e hin
,in. ?r T'chk, Mied dkiiutz'N slVn.
Au der HM jhornle der iruch e
C,infraln i Sauerkraut.
At der Hund hinein war, riöute ,u
der Zies de, Hühe ine friundttch
glimme, di einem ülteren Man nge,
hören mochte.
.SO, hat
.Ich. ein armer Teufel, nliwileU
der Dichter.
.Komm ur ierein!' sagt dieselbe
freund.'!. Stimm.
Der Dichter kroch hin!. Di Höhl,
war nicht tief, vorn ualmten einig,
Holzscheit und hinter ihnen hockte ern
alter Man mit lanqem weißem Bart.
Nebe ihm ftand dersekde schmarjt Pudel.
der de DkLiit dsklk! flcUit! Baut, IUI
Aucksack und int uralte Harfe.
Sin Sanqer. ,i arde. sud ei nn
T;). V.i.A Vn Ontit 1 hl Ulttn
cimti vtiiuf w ... , . -" -
nsi.tin bmiiM. Qtitwl Uednirdisch?
haftet, 0 dem ganze Wese de Ulttn.
rtis . j,..M W.. sCmtAf.il um.
uuciu)!a"i im &uju t 'j' -
strahlst sein ftßt Haupt.
.Komm nur berein. wderoi r-er
Alte, .und schlick nicht. Du haft den
nchtifl, Weg genommen. T e?,, ,e,i
am Ciucona zum ivige reoen. u,
Deine Qualen, alle Tern, Srdenlaften
stelzen j'tzt hinter T. Jetzt bist Tu
rei.'
Wäbkend der Alle als, lvrach. schürt
er mit einem Stock i dem gualmende
?ckeiterbausea. da di, YfUnftn rtsten.
Die rtunfen kloae Beturn durch die ganz
Höhle, und e wurde immer heller und
heller.
Im u war 1 rauckiiae cooU der
lchmuntan. und nftatt ihrer stand ein
Stadt von leuchtenden ristallpaläste
inmitten blübender Rolenaärtk uno
Palmenhaine da. Ter Tuhkr war allein
in einem Gartenxavillon. 7!ebenan
murmelte in Silberque? und eine Nach
tiqall sang, d er sich umsah, standen
schon vor ibm dee Alt mit dem weiken
5 4.1t in einem weißstideneu Gewand und
ein elegant besrackier Herr. Der 7!it,
stellte dem Dichter den besracklen Herrn
vor:
.Metn ttkeund.' saat er. e ikt üb
rigen dieseld Perso. di Dich hierher
eküdkt bat. Wie waren sink sseind
oder vielmehr, ma nannte ur. so. Man
nannte un auch ott und Teufel, Gut
und Böse und och mancherlei. Jetzt
lind wir sibleckitbin da, wa wir sind.
Wir sind Wahrheit und Weitheit. W!r
sind der Gidkel der Entwickluna, Kein
Mensch unter der Sonn hat bisher dies,
Höhe erreicht. Bi jetzt standen nur wir
,mei da. Jetzt bist Tu der Tritt. Wir
nnd nun drei aus dieser Höbe.'
De? Alt mit dem fernsten art und
der schwarze Herr nahm, den Dichter
jeder unter ine Arm und führte ihn
in eine große Halle, w auf lange ii
chen allerlei Cvei en und Vetranle her
Umlagen, und baten ihn. zu essen und zu
trinken, wal ihm beliebte. Der Dichter
litk ti sich nickt zweimal saaen. und an
und trank, wie er noch nie in seinem Le
den gegessen und getrunken hatt.
Nschdem sieb nun an de Sveiien
gestärkt und an den Getränken erfrischt
hatte, luhrten ne iqn in einen lzogge
woldten, 1 Rkgenoogensarve prangen'
den Saal, in dem der Welttbrvn stand
Hier machten sie den Dichter mit ihren
Arbeitsplänen vertraut. -,e erzählten
ibm. da sie in neue Welt zu schassen
beabsichtigen, eine Welt, der Wahrheit.
Welkheit und Liebe. Zju dielem Aierke
hätten sie och ine Mitschöpser nöthig,
äinkick den Scködlkk der Liebe. Tjsia
hätten sie ihn, den Dichter, auSersehen.
Dann wurden sie alle drei durch We,
heit, Wahrheit und Liede die neue Welt
beberrfchen.
Tn Ticktee erklärte kick damit In
deKanden und nsbm da Anaebat ur
neuen Weltscköbsuna an. Denn die war
ja auch eigentlich sein Ziel, n hatt, sich
Ichon jahrelang mit tietm istoomtn ge
tragen.
Mit einem brüderlicben Sckmur aus
das neue Echopiungsmerl nahmen vie
drei Bewohner dei Connenlande von
einander Abschied.
Beim Gesana nocti nie aeiörter Lieder
und beim Kemurmel de Saaen eriab
lenden Eilbeiauelli versank der Dichter
m die WolkenkiNen seine isotlerveiie.
Kebet die Lilien auk dem nelde..
summte dem Dichter noch immer in den
Ohren, al er pilgernlüde di Augen
lcdlok.
Am anderen Morse trüb krackte ein
Milchmann in die Stadt die Kunde, er
hab an der Landstraße die Leiche eine
Vagabunden lieg? gesehen. ,
, Elektrizität I ; Torf. Tie Au5
nukuna der Torilaaer ist ein, der ich
tigsten wirihschaftliche Aufgaben für die
mit, dieser Bodenbjldung reichlich auge
statteten Länder, unter denen die de
nördlichen und mittlere Europa die erste
Stelle innebmen. Namentlich sind in
lekter eit die Nnluckie auk die Dcrwer
thung de Toch zu, ElektrizitätSerzeu
gung gerichtet gewesen, und Anlagen die
ser Art sind in VreuKen am Köniakmoor
und in Irland geschaffen worden. Dazu
ist jetzt ein Elektrizität! in der Ge
end an Moskau aekanimen. Eine Ge
sellschaft für elektrische Beleuchtung hat
dort Torflager im Umfang von mehreren
Tausend Hektaren erworben un in lyrer
Mitte ein besonder koke Elektrizität'
Werk errichtet, von dem au nicht nur die
benachbarten Torser und die nächste Fa
briken, sonder auch Moskau selbst mit
ftrnm verlor werden kolken. Naeb sei
ner Leisiungfähigkeit ist diel Eleltrizi
tätkwerk, da feinen Namen nach der Le
zirklstadt Dogorodsk rhalten hat. eine
der größten nicht nur in jHufciw, on
der auch ganz uropab.
Walkiscksleilck, soll kick, wie uii be
richtet wird, in Japan immer mehr al
BolksnahrunoFmitlel einbürgern, w e
nicht nur in jrsichern Juflanve, ,ozrn
auch konscrvirt in großer Stenge zum
Verkauf kommt. Konserdirte Walslfch
fleisch ift für dal japanische Heer bereit
als Feldratien eingeführt. , Da einzige
Hindern! seiner 'allgemeinen Benutzung
bildet sein etwa starker Fischgeruch und
'gesmack, ,. ;, , , . . ;
Spielransch.
5kizze rsn Iuttos Zknsps.
Der lt Smanuel Woklner war Mit
de Lebe tzriutan und Leide nichl'ch
bedacht orden. In den reisen Mannet
jahM hatt, i alt wohlhabend, Fabrik.
desitzer aus de, Höde 1 a.a,n, g
mknt ?N'ni e , In den Akbefllstun
den gemüht, lieg k sich m Abend di
Genüfl, de Leben ingedeihen. huldigte
einer frohe Ge ellsast und vergnügn
sich an Th'flto nd K?"Z's.
I jedem yedkuar. en reu,,
0, die taube Wind wehte und
di, frostig, Tag von zarte Seelen un
angenehm nnpsunde uroen. ging er rn
de, Regelmäßigkeit im Vergnügung
Pedanten an di Nivier, Da heißt, n
setzt sich in Monte Kar sen un? iifi:.
Ta war di einzige Passion, die von ihm
R'NK ,krillkl datle. Aber auch darin
er! sich all verständiger und chural
.r,,t Vflnnn. Wenn er spielt, dann
verspielte 1 so Halle ihn di, Eifahrung
gelehrt. Und s, ,'' n kch kur ,'
2,ielraNin in, Summ, von sunizeyn
Fm.i, Nknk au. Wenn dies, von
der Harke de Sroupiel naescharrt und
sür rhn aus Zilmmernttiverieaen vavon
gegangen war. s, beschied er sich und mied
de grünen Tisch. Ohne Kummer und
Grollen, den er tonnte ven iveriuri ver
schmerzen.
Diese Sieis nach Monaco war v
Sehnsucht seine, Jahre. Eher halle er
aus all, andere Vergnügungen und Be
s,-,li,i icktkn mön al aus die
anregende und nervenkitzelnden Wochen
in dm verführerischen pieierparaoie,.
l?, lebte er mit seiner Frau und dem
,imnt ?bn den e illiaezeichnet r
zogen hatt, aus de, Sonnenseite der Erde.
zusritden und deyaguaz. a,
Unglück geschah. Ueber Nacht wurde er
.! ormtr Mann. Turcd den Bankerott
zweier Geschästkfreunde. denen er und.
grenzte Vertrauen yeiwenri. -i
keine Nadrik dem vekuniaren Rui - er
mußte Kontur anmelden.
Nicht vermochte r zu reuen,
nein Alter, in dem sich ander ausleule
schon zur Ruhe setz? und di Früchte
ihrer Arbeit genießen konnten, mußte er
ivtivii WH --
iit srn eiina tä. Et war seelisch
ttn n,ttrn pnirnfn.
gebrochen, da Unglück hatte ihm nicht nur
sein ermögen. sonder ei meor griauv,
seine Elastizität.
Mühselig schlug r mir meinen
Agenturgeschästen durch, die ihm gerade
soviel emdraazien, oa, r nia,, ,u itun
gern braucht.
Seine kränkelnde Frau war baldnach
der Katastrophe gestorben und sein Sohn
Erich, der kurz vor oem A,ieiiorrzamkn
and. batte einen anderen Beruf ergrei
sen müssen, um Geld zu verdienen.
Auf Erich hatten sich v,e guren gen
schaften de Pater! übertragen Jntelli
,, ?,ib iki!,leit. Dazu war er.
al moderner Weltbürger, von einem stark
augeprägten Seldstbewußkiem uno mir
ameeikanilliek martnek bedacht. Und
da er überdie ei hübscher junger Mann
war. der den Frauen geei, 10 ronnie ,
ibm nickt ieblen. Alle Vorbedingungen
einer guten Zukunft waren gegeben.
Kurz entschlossen war t in ein groge,
Sankhau eingetreten, da dem Vater ei
n,, Ktudienkreunde aebörte. Nach ni
gen Jahren angestrengter Thätigkeit aoan
citrtt er. Sem Chef, der vie lumuge Ar
beilSkraft und die große Begabung de
,K,mti'n !i,ris!e erkannte, stellte ibn
aus einen höheren Posten und war auch
schließlich zusricden. al ricy Wvuner
ihn bat. sich al seinen Schwiegersohn
betrachten u dürfen. Mit Fräulein Alk
sei er bereit einig .
An dem glanzenden uiuieg , sr
ne nahm auch der Water theil. Erich
war ein guter Sohn. Seine zärtliche
,ndeliebe duiveie e icoi, vag en a
ter, der nun schon die sechzig uoerichrn
te hatte, sich weiterhin mühte und quälte.
Er setzte ihm eine Jahreirente au, die
sür ein behagliche Dasein reichte.
,
ffi litld 'ionuattaa. Erich machte
dem Vater den übliche Sonntaglbesuch.
Er fand ihn in gedrualer Stimmung.
Da fiel ihm aus. Ter Alte war doch
sonst immer guter Laune.
.Wa ist Dir. alter Herr?' sragi er
tbeilnebmend. .Hast Du Verdruß ge
babt? Oder bist Tu krank V
Der Bater schüttelt den Kopf.
.Oder fehlt e, Dir an Geld? Bist Du
klamm? Tu weißt '
Weiß ich.' siel ihm Wollner in Wort.
.Aber ich habe Geld genug. Du sorgst ja
reichlich dafür, mein lieber Sohn . Feh
le ja. skblen thut mir eigentlich gar
nicht.'
.Eigentlich?' Der Sohn klammerte sich
an da Wort fest. .Also sehlt Dir doch
etwa. Bitte, herau mit der Sprache,
alter Herr. Vor mir, Deinem Einzigen,
brauchst Du Dich doch wirklich nicht zu
genieren. Wa sehlt Dir?-
.Monte Carl sehlt mir!" platzte
Wollner herau. .Verstehe mich recht,
mein Sohn.' fuhr er fort, al er Erich
verblüffte Gesicht sah. .in de Jahren,
da ich nach meinem Zusammenbruch um
do tägliche Brot kämpfe mußte, da hatte
ich derart zu sorgen und zu arbeiten, daß
in mir gar nicht der Gedanke an jene gu
ten Zeiten kam. da ich meine schöne, ach
so schöne jährliche Rivierareise machen
konnte. Aber jetzt, wo e mir, dank Dei
ner Liebe, wieder gut geht jetzt, ich
kann mir nicht helfen, fühle ich eine große
Sehnsucht nach Monte. So eine Art
Fernweh. Ich roerde kribbelig, wenn ich
daran denke, wie schön jetzt dort ist.'
.Ich verstehe Dich vollkommen, lieber
Vater. Kann mir wohl denken, daß man
im Alter vermißt, wa man in jungen
"infittn aenvss,. Also na. kurzum -
der nöthige Mammon ist ja vorhanden
ich sehe nicht ein, weshalb mein alter Herr
nicht seine so liebgewonnene Monte
Reise machen sollte!"
.Aber Erich!' Er wollt, el.abweh
rend sagen, aber der Ton der Freude
schwang dominierend mit.
Nun bore, alter : fuhr der Tchn
schmunzelnd fort, hne sich durch den
schüchternen Einwurs beirren zu lassen,
.ich werde Dir einen Vorschlag wachen.
Ich weis,, daß Tu imrneil, ßiu
Tisch mit inem bedeutenden Pech behaf
tct gewesen bist so werd Ich Dir mor
in, !üksahrtkarte zweiter Gute nach
Monars indäsdigen nebst tausend Mark.
Wenn Tu di verbraucht und verspielt
h'ft. kommst Du wieder zurück. ?inrer'
standen l
Er streckte ihm die Siechte bin, der Va
ler schlug ein. Er lächelte selig und küßte
den Sohn. Ter suhr fort: .Uebiigen
dürste ich Tich sehr bald in Monaco U
suchen, da ich ein wichtige Bankarrange
ment in ttcnua zu treffen habe.'
Drei Tage später erneut, gmanuek
Wollner di Bekanntschaft mit dem Herr
lichen Fleckchen Erde am Ligurische
Meer.
' .
Glücklich war er und begrüßte mit seft
sicher Rührung all die bekannte Weg
und Landschasidildr, die er so viel,,
viel, Jahre entbehrt.
ök passierte die breite, wohlgepslegte.
sanst ansteigend Strandpromenad lang
der saphirblauen See, ergötzt, sich in den
am Meer liegenden üppigen Palmengär
ten der Prunkholel und blieb hin und
wieder entzückt stehen, sei e. um di, alte
bizarre Feste Monaco, die aus hohem.
in' Meer hervorspringendem Hügel
thronte, schärfer in Auge zu fassen, fei
, um di, au den Felsen aufsvrießenden,
sich im Seewind sanst schaukelnden
Fruchtstiele der Agave zu bewundern,
deren goldfarbene Tolden sich in den
Kräuselwellen der gegen da rissige Ufer
gestein plätschernden Fluth widerspiegel
ten.
Er hotte die halbe Höhe de Wege er
reicht und stand vor dem imponierenden
Renaissancebau dei Easino. Et war um
die elfte Vormittagftunde, Vorüber an
der zartgrünen, samtenen Wies, die dem
Sport de Taubenschießeni dient, an
bette die elegant Welt. Tie Tarnen in
ihren, bi zum Knie geschlitzten Kleidern,
reihergeschmückten Hütchen, leuchtsarbenen
Sonnenschirmen und d Herren m hellen
Frühlingspalelot.
Ring um da weitläufige EasinoGe
täude promenierten einzelne Paare, um
in de lauschigen Schlängelmegen de
prächtigen Palmenpark zu verschwinden.
Em alterer, gebeugter Herr mit schar
fem, glattrasiertem Gesicht kam bereit
au dem Spielsaal. Ihm zur Seite eine
hochblond gefärbte Haldweltlcrin, die ein,
Handsoll Hundertsrancischelne in ihren
minzigen Pompadour zwängte. Spiel
gewinn, wie e schien.
Da hielt ei auch den alten Wollner nicht
länger. Wa waren ihm die pittoreiken
Katteen de Parke, wa die in allen
Spielarten und in hundertfarbigern
Blüchenflor lockenden Pflanzengruppen,
die die weite Aasenfläche reizvoll belebten!
Hinein w da Easino! ' Er wie sein,
Legitimationkpapiere vor und bald war
seine Einlaßkarte zu den Spielsälen au
gestellt.
Nun saß er wieder am Roulettetisch.
Ein leichter, froher Rausch überkam ihn
aber er fetzte vorsichtig. Wagte nur
kleine Beträge. Und gewann, gewann
immer wieder. Ta ergriff ihn der Rausch
stärker, drückt olle Ucberlegung in den
Hintergrund, und nun setzte r hoher,
Gold und Scheine häuften sich neben ihm,
Und al er nach anderthalb Stunden blaß
und erschöpft aufhörte, hatte er sünfund
vierzig Tausend und einige Hundert
Franc gewonnen. Ta Glück schien wie
der ein wenig gut machen zu wollen, wa
e früher an ihm gefehlt hatte.
Er erhob sich, trug sein Kapital in
Hotel und ging dann in Eafs de Pari,
wo er sich in der offenen Glasveranda.
dem Easino gegenüber, noch bi mi n
nerste erregt, in einem der bequemen Korb
sessel niederließ.
Er bestellte einen WhÜky mit Soda und
während der Stunde, die er in dem CafS
verbrachte, ließ er sich von seinen Gedan
ken durch die Jahrzehnte tragen, verfolgt.
er grübelnd da Aus und Ab seine Le
den und kam zu dem Entschluß, da
Geld, da ihm ein blinder Zufall zuge
worfen, nicht durch die Kugel der Roulette
wieder auf Spiel zu setzen.
Mahrend der Monte-Wochen wollte er
nur kleine Beträge riskieren, denn er fühlte
sich zu alt, um große Verluste zu ver
schmerzen.
Und mit heroischer Willensstärke, die
Erfahrenheit und Wkiiheit de, Alter
festigte, führte er feinen Borsatz durch.
Er spielte walich. gewann oder verlor.
aber ek wurde von dem Kapital, da ihm
die Gunft der Kugel zugerollt, nur wenig
abgebröckelt.
Zwei Wochen waren darüber verflossen,
al sein Sohn Erich in Monte Carlo ein
traf. Seine Geschäfte in Genua waren
erledigt, nun gedachte er, den alten Herrn
zu überraschen.
Im Hotel traf er ihn nicht an. Also
war er im Spielsaal. So machte er sich
schnell auf. Aber auch in den Spielsälen
fand er den Vater nicht. Nun hieß e,
sich bi zum Diner zu gedulden, wo er
ihn im Hotel mit Sicherheit anzutreffen
hoste.
Inzwischen mußte er sich irgendwie
die Zeit vertreiben. Wa lag naher, ak
e am grünen Tisch zu thun! Cm paar
Hundert Franc konnte man ja schließ
lich dem Spielteufel opfern.
. Er setzte ein Goldstück und gewann
Und wie dem Vater am Tage der An
kunft erging et dem Sohn. Er gewann
immer wieder. Nun fetzte auch r hoher,
Da Spielfieber packte ihn und vernicht
tete Willen und Ueberlegung. Aber e
ging ihm doch nicht ganz so wie dem Va
ter denn vwlmcy verlor er. Ak Ber
lust suchte r wieder einzuholen, indessen
nach einigen Stunden war er genöthigt,
da Spiel zu beenden. Seine gesammte
Reisekasse, da große und da klein.
Geld, hatte die Harke de Croupier ein
gescharrt. Betäubt erhob sich Erich WoT
,ner von seinem Platz. Erft von dcrhif
ne A'rz heimgesut. A! ihn aber
lauße, d, onenslu!h lld'kgoß. Iime
Ihn Besinnung ii,d Vebenslust lvdce.
9t fach!, schließlich. 0) las alt em
xVtutt! Et konnte ihn verschmerzen.
Ader fatal war d4. In seiner btin.
den Spiejmuth hatt er alle geopserk. ei
paar graac nur wäre ihm aeblwru.
Und auch die waren einzig darum geret
ttt, weil sie in der U'berziehertasche ein
verborgene Dasei geführt hatten.
Er war aenStdiat. nach Haute zu
araphieren. und sich Geld achsenden u
lallen, und wenn ittrn sein alter Qttx
nicht ein Rett, i de, Noth sein konnte
vielleicht hotte der auch bereit seinen
Mammon verloren und befand sich wo
nwglich aus der Heimreist na, dann
mußte er sich schlietzttch. di, da,
eintraf, mit eine, kargliche Atzung zu
rieben geben.
Er schlug den Weg ach dem ivtrand
ein. Da hört, tx seinen flamm rufen.
Sr wandt, sich um ta Laie,. El gab
ein sreudg Begrüßung. Dana deich
tet Erich.
.Tenke T,r, alte, Herr, ich hab alle
verspielt.''
Emanuel Wollner zog die Brauen doch.
Daran erkenne ich. daß Tu der Sohn
Teine Vater bist."
Die Fdrejse.
Novelle von Ittlkus 7knoxf.
ftri Köbler. der Kunstmaler, war un
'.fuin 40 5akr alt morden, ebne da e
ihm beschieden gewesen, auch nur die erste
. . n . l . an... . ...
,prone ver reiier oe, sruqm im,,
men. Sei Raine blieb unbekannt, ob
gleich er nicht ohne Talent war.
Toch Fritz Köhler hatt, noch immer
nicht di, Hoffnung aus Ruhin und damit
aus Reichthum aufgegeben. Er fühlte sich
ja noch so jung, so frisch und so voller
guter Ideen, warum sollte e ihm richt
noch einmal glücken! Sein Ehrgeiz stachelt
ihn an. viele Jvee in nver umzuieien
allerding sie lichen sich seile nur av
friien. Ei aai Silber wanderten in den
Lade eine Kunsthändler, der sie für
wenig Geld erstand und nur schwer au
fer fand.
'immer nock. tio aller Mißersokae.
fühlte Fritz Köhler den brennenden Ehr
geiz, und endlich, endlich tollte auch leine
große Stund, kommen. Am Stammtisch,
fern r seit Satiren wöchentlich einmal be
suchte, erschien auch hin und wieder der
Akademie , Direktor Toktor Schneider,
dessen Freundschaft er sich erfreute.
Doktor Schneider hatte eine Vorliebe sür
den liebkniwürdigen Maler, der alle seine
Witze, so oft und so schlecht er sie auch
erzählte, stet dankbar belachte. Denn
der Maler Köhler gehört, zur Klasse der
Witzidioten, jene, Zeitgenossen, die jeden
Witz, gleich nachdem er ihnen erzählt
wurde, wieder vergessen haben und ihn
schon eine Stunde später lachend al
neu begrüßen. Eine Abend nahm
Doktor Schneider seinen Ctammtisch-Ge
offen beiseite. .Lieber Köbler". sagt, er
in einem Tone, der zwischen Erhabenheit
und Wohlwollen schwankte. .Ich habe ,ine
Saco, von Wichtigkeit mit Ihnen zu be
sprechen.'
Ttr Mol kab ibn erwartungsvoll n.
Wa möcht, der Doktor von ihm wollen?
Ihn anpumpen? Z'.ch nein, de tademie
direktor mochte er sehen, der 1 unternahm.
einen kleinen Maler anzupumpen. Eher
geschah da umgekehrte. Wa oder konnte
k sein? Wenn ihm bis jetzt jemand mit
der Phrase gekommen war. twa Wichti
ge mit ihm besprechen zu wollen, so hatte
sich die Wichtigkeit stet tn ein, Gesalligkeit
ausgelöst, die er dem Betreffenden erweisen
sollie.
Doch Doktor Schneider entriß ihn bald
der quälenden Ungewißheit.
.Als, lieber Nreund. S e dürsten
wissen, daß unser berühmter Mitbürger,
der weltbekannte ziarnygoiog eveimer
Medizinalrath Professor Dr. Brendel. in
acht Wochen seine achtzigsten Geburt
tag feiert. Die gesammte wissenschast
liche Welt, soweit si, Medizin studirt hat.
wird diese Tag festlich begehen. Auch
wir die wir die Ebre baden, ibn ZU unse
rem Mitbürger zu zählen, werden natik
lieh nicht zurückstehen. Also nun spitzen
Sie mal die Ohren, lieber Köhler.'
Dieser Aussorderuna solote der liebe
Köhler zwar nicht wörtlich, da seine Oh
ren nicht , bewegung avig waren, aver
lochst Erwartung voll sah den Red
ner an. Der Dolur suyr mit Apwmv
fort, sich der Bedeutung sein, Worte
durchau bewußt.
i? bat sich un bierori em Kommt!
tee gebildet, dessen Vorsitz ich Lbernom
men habe, da unserem großen Mitbür
ger und Jeitgenoffen an jctnem weduri
tage eine künstlerisch aulgeschmückle
Adresse überreichen wird. Dreihundert
Mark sind für deren Anfertigung bewil
liat. Ich hab e nun durchgesetzt' er
riisnertk sich stark und machte ein kleine
Kunstpause, um die Wirkung dessen, wa
nun folgen sollte, zu vernarien .i,
also wie gesagt, ich hab, ti in der Korn
miklin dllkcheschten das mit der An.
fertigung dieser Adresse Sie, lieber Köh
ler, betraut werden. Richt ur, daß vt
dreihundert Mark nicht zu verachten sind
die fvnihtfnrte ist. dak der Akt der
Ueberreichung der Adresse vMrlich in die
Zeitung kommt und der diese, Gelegenr?eik
selbstverständlich auch Ihr Name, ai, ver
de ausführenden Künstler, genannt
wird, und zwar, ich zweifle bei Ihren
liinktkerischen Qualitäten nicht daran, mit
Lob und Bewunderung. So werden Si,
twin mit einem Schlage ein berübinter
Mann!" Der Maler Köhler würd, vor
freudiger Erregung erst blaß, dann roth.
Ein großer Jubel stieg in khm auf. in
ihm die ffieudenthiänen in die Augen
trieb. Berühmt, endlich berühmt fein
Ehrgeiz, sein brennender Ehrgeiz sollte
nun doch noch gestillt werden!
Seine Stimme zitterte, all r den
Mazena seine ewigen Danke der
sicherte. GroßMÜthig wehrte Doktor
111,! ab. .Gern aescheben. lieber
Köhler, gern geschehe. Ich mach, mir
ei vergnügn daraul, einem ausitreben
.Also auch Tu -!" forscht, glich'.
.Ali, ein Teh. Dl wo, hA't
einmal. I h hibe gkioe,nnen. Darf ich
Dir mit einem Tausende, u!il d f ,mt
gre,sen? So begleit mich in Hotel."
Si, gingen gemeiusam aus da Alm
mer und mit Grandezza Lberreich! kZelk
ne, seinem lZeich h Hderlse
scheine, .ist mei Lohn, aber ich aeb
sif Tir nur unter ,'me, Bcdinauna :
nicht mehr spielen, Erich. Denn Du hast
ein Bermitge zu verliere hub damit
Dei Glück. Also, mein Junge, Ehren
wort!"
.Da habe ich mir fch fetfft gegeben.
Vater. Einmal und nicht wkder. Aber
wenn e Tich beruhigt hier mein
Hand darauf, der Spiclsaal su!,t wich
Nicht mehr."
Ta nahm E manne! Wallner de
Kraukkopf seine Einzigen, küßt, ihn
nd sagte gerührt: .Recht fol Denn wcr
we,ß. ob Dein Sohn einmal so für Dich
sorgen wird wie der meinige für mich.'
Sohn Erich aber meint achdllich:
.Manama! hat da Leben doch seine un
freiwillig Komik; aus entgengesetzten
Wegen führt e zum gleichen Zi'l. Fortan
werden wir beide da Spiel meiden: Du.
weit e Dir Glück, und ich, weil e mir
Pech gebracht Hai.'
den Talent zu helfen. Späte, fön:n.
Sie mich mal malen. .
Tann vertiefte er sich in di, Einzel Vi
ten der anzufertigenden Adresse, die tat
Gkburtzha de großen Arzte, fein
Porträt und symbolischen Krimkkram
ausweise sollte.
Mit frohem Eifer machte sich der Ma
ler schon am folgenden Tage an di, Ar
beit. die ihn endlich bekannt machen
würde. Eine allgemeine Aufregung er
griff die ganze Familie. Vater, Mutter,
Kinder sprachen in den folgenden Woche
vo nicht anderem, al von der Adresse,
die berufen war. dem Familienoberhsupt
bi, Ehr der Popularität zu bringen.
Schon vor dem festgesetzten Termin
war die Adresse fertig, und bei der Ablie
ferung fand sie de vollen PcifaZ de
Kommittee. Man war darin einig, daß
der Maler Köhler in treffliche Kunst
werk geliefert habe, und Köhler schwelgte
im Vorgesühl de zu erhoffenden Ruh
me. Nicht schnell genug vergingen ihm
die Tage bi zur Ueberreichung seiner
Adresse. Endlich, endlich waren e nur
noch zehn Tage di dahin.
Aber eine Woche d,r seinem achtzigsten
Geburtstage erkrankte der Geheimrsth so
schwer, daß er da Lager nicht wieder ver
lassen sollte. Und da tückische Schicksal
wollt, e. daß er den Geburtstag nicht
mehr erlebte, denn einen Tag zuvor feg
nete er da Zeitliche.
Et war ein, imposante Trauerver
sammlung, die dem großen Mann die
letzten Ehren erwic. An die Adresse, die
nunmehr ihren Zweck verfehlt hatte, dachte
kein Mensch mehr. Denn da der Ge
heimrath weder Frau noch nahe Ander
wandte besaß, so konnte sie nicht einmal
etwaigen Hinterbliebenen zum ewigen An
denken überreicht werden.
Die Adresse wurde in aller. Stille dem
städtischen Museum übergeben, wo sie un
beachtet in einem versteckten Winkel über
ihr verfehlte Dasein trauert. Ei m
ziger Besucher nur betrachtet sie von Zeit
zu Zeit voll Wehmuth : ihr Schöpfer,
in dem sie so viel Hoffnungen erweckt.
und dem sie so viel Enttäuschung verniet.,
Reue Brief lex. f. Humboldt.
In der Maisitzung der Pariser Akade
mir dcr Wissenschaften legte Prinz R,
land Bonaparte einen Band "rl-hive
to&iita d'Airn Uonpland" vor, der
bisher unveröffentlichte Briefe Alexander
v. Humboldt an seinen Freund, den Bo
taniker Aim Bonpland enthalt, der tön
auf seine Forschungsreifen in Süd und
Mittelamcrika 179!) bi 1804 begleitete.
Der Band ift von dem Franzosen Joseph
Autran. Professor an der Universität
Bueno Aire, aus Veranlassung der
argentinischen Regierung heraugegeden.
Prinz Roland Bonaparte warf bei diesem
Anlaß einen Rückblick aus da bewegte
Liben Bonpland. aus seine Reisen und
botanischen Forschungen, seinen Aufent
hatt in Malmaison al Gartenintendant
der Kaiserin Josephine und seine Rück
kehr nach Paraguay, wo er bei der Anis
gung einer Theepslanzung in die Gewalt
de! berüchtigten Diktator Dr. Francia
gerieth, der ihn erst noch neunjährig Ge
sangenschaft aus wiederholt, Intervention
der englischen und französischen Diploms
tit wieder freigab.
Bonpland kehrte nach feiner Freissun
richt nach Europg zurück, sondern 1'bt
in einer bescheidenen Einsiedelei in .
Vorja am Uruguay, dann in Santa Amitz
in dr argentinische Provinz Toniente, "
wo er sich und feine mit einer Indianer!
begründet, Familie durch einen kleinen
Kramladen ernährte, feine Blumen pflegte
und am 4. Mai 1858, 'fast auf den Tag
genau ein Jahr vor feinem berühmte
Freunde, im Alter von 85 Jahren starb.
Daß er nicht, wi, abenteueruch, Gerüchte
in Europa wisse wollten, völlig tarw!?-'' ,
lost und geistig herabgrkommen war. be
wie schon sein, wenn auch oft mit lajj
lange Unterbrechungen fortgesetzter Bliese
wichsel mit Humboldt. Bonpland! Briefe
an Humboldt - der letzte ift au Tor
rientk vom 7. Mai 1857 datirt und gibt
ei höchst anschauliche fast rührende
Bild don dem bescheiden idyllische Dasein
d rühmten Forscher waren seit
langem bekannt und sind u. a. in der
trefflichen Biograph,, Bonpland
Hamy ziemlich vollständig akzkdrucn.
Man wußte auch, daß seine Sammlungen
und sein liierarischer Nachlaß großentheill
unberührt In Corrienie liegen. Die argen
tinifch, Regierung, die nun ach langen
Vorbereitungen und wiederholt Ber
zögerungen mit der Heraulgab, de Nach
lasse endlich Ernst machte, wirbt sich
dadurch ein hochzuschatjendel Verdienst
um die WissknsL)aft. '
,
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