Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 10, 1914, Image 7

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J Gaffen und Gäßchen del
alte Stuttgart wnfcn, jenen winkeligen,
krummstraigkn Theil in der Umgebung
bti Marktplatzes. Der träumerische Reiz
dcr großen Vergangenheit liegt über diesen
Häusern und Ttraszen, in denen die Grölz
ten unter Stuttgarii großen Söhnen und
d stolzesten Zierden deö SchlvabenlandeZ
gewandelt sind.
In lehter
Nooellctte von
Krauchst Du mich noch, Mamat Nein?
Dann darf ich wohl noch eine Stunde an
den See gehen?"
Frau Dr. Gerkr legte sorgsam ein
Sammtkleid in den ttosfer. .Meinetwe
gen! Wo ist Dein Bräutigam?"-
Jvonne warf den feinen Kopf in den
Nacken. Vermuthlich packt er seinen Kof
fer. Utbrigen! bin ich noch nicht der
lobt."
,Jn einigen Tagen wirst Du e! sein."
Jvonne setzte seufzend den Hut aus die
schwarzen Haare. Ja, leider."
Ihre Mutter drehte sich mit der Leb
haftigkeit. die sie al! geborene Französin
dkwahrt hatte, -um. Ich finde. Tu bist
undankbar. Seit zwei Jahren reise ich
mit Dir in der Welt umher, um eine
Partie für Dich zu findn. Jetzt ist da!
Ziel erreicht, und nun seufzest Du. anstatt
Dich ,u freuen. Wa! hast Du gegen Fritz
Borchert?"
.Nicht!, al! daß ich ihn nicht liebe."
' .Der Grund ist lächerlich. Du warst
zuerst sehr entzückt von den beiden Bor
chert'.'
Jvonne streifte die langen Handschuhe
an. .Du hast doch selbst au! Liebe ge
heirathet, Mama; hast sogar Dein Vater
land um Papa! willen verlassen."
Frau Geiler schloß den großen Rohr
plattenkofsn und richtete sich aus. .Ich
NW. ich hätte er 22 Jahren auf meine
Eltern gehört. die sehr gegen meine Hei
rath mit einem Deutschen waren. In
Frankreich ist e! üblich, daß die Eltern
ihre Kinder verheirathen. Eine Mutter
"weiß meist besser. welck?e Partie den Wün
schen und Neigungen ihrer Töchter ent
spricht al! diese selbst."
Jvonne blickte traumverloren aus den
Genfer See. den man vom Fenster au!
sah. Muß ich denn überhaupt heira
then?"
.Wa willst Du sonst machen? Du bist
di, Tochter eine! Arzte!, der zwar eine
gute Praxis, aber sonst nichts hat. Wenn
Vava einmal stirbt, bist Du mittello!;
denn mein Vermögen reicht nur für meine
eigenen Bedürfnisse."
Wir könnten uns ja einschränken.
Vama."
Die elegante Frau lachte. .Du wür
best sich zuerst den Luru! vermissen, in
dem ich Dich erzogen habe."
.Könnte ich nicht einen Beruf ergrei
fen?"
.Willst Du vielleicht unartige Kinder
unterrichten oder auf der Schrnbmascy
klappern?" Sie wurde ungeduldig .Du
Machst mich mit Deinen Einwänden ner
dö!. Fritz Borchert ist eine glänzende
Partie. Du wirst keine bessere finden.
Heute früh warst Du noch einversk'anden.
Warum kommst Du mir jetzt mit solchen
Albernheiten?"
' Jvonne schwieg. Sie kannte ihre Mut
ter. Trotz aller Liebe zu ihr, hatte sie
sich stet! mehr zu Ihrem Vater hingezogen
g,fühlt; denn in ihren Adern floß oerma
Nische! Blut; nur den romanischen Schnitt
de! Gesichte! hatte sie von der, Muller gc
-Jizc 'vielbeschäsligier Vater hatt aber
für, Frau und Kind wenig Zeit. So war
allmählich eine Entfremdung zwischen den
und
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Ihr ihr dort cu&m in der Welt
Die Nasen eingespannt!
Auch manchen Mann, auch manchn Held.
ffrieden gut und stark im Feld,
üiebar dai Schmabenland.
So sang Schwaben! GroßKr. der
Deulschland! Stolz geworden und bit auf
den heutigen Tag geblieben ist: Friedrich
Schiller. In der Karlöschule in Stuttgart
unter der schweren Zucht des gestrengen
Herzogt Karl bot er eine trübe Jugend
verbracht. Die klösterliche Einschränkung
der Jünglinge, die, aus der Freiheit ihres
Familienkreise gerissen, hinter Mauern
von der Welt durch Schildwachen und
eiserne Thore getrennt wurden, erschien
dem feuergeistigen Schiller hart und
drückend; dort entstand sein grotejücs.
mild überschäumende! Jugenddrama Die
Stunde.
Ilse Nsack.
Eltern eingetreten. Die dergnügun'!
süchtige Mutter suchte Ihre Zerstuun
auf Reisen. Stets nahm sie die Tochtcr
m,t. um sie dem Einfluß de! Aater zu
entziehen. Jvonne hatte darunter gelit
ten. ffreundinnen fand sie nicht, mit dc-
nen sie hätte kindlich bleiben können. So
war sie über ihre Jahre htnau gereist.
Jvonne verlieh da! große Hotel, In dem
sie fünf Wochen mit ihrer Mutter zur
Traubenkur geweilt hatte. Langsam ging
sie zum Quai hinab. Ihr Blick streifte
die bewaldeten Abhänge von Glion. Wie
bunt und schön Alle! aussah in der kla
ren Luft! In der deutschen Hcimath weh
ten jetzt die Herbstwinde. Hier in Mon
treur war e! noch warm und sonnig.
Jvonne setzte sich auf eine Bank am
Ufer. Sie fühlte sich müde. Trübe blickte
sie vor sich hin. In zwei Stunden sollte
sie der Schnellzug nach Norddeutschland
führen, und Fritz Borchert würde mit ih
nen reisen, um bei ihrem Vater um sie
anzuhalten. Warum sträubte sie sich noch
dagegen? Ja, wenn der Andere ein ent
scheidende! Wort gesagt hätte! O wie
energisch hätte sie dann nein gesagt. Aber
so hatte ihre Mutter recht. E! war gleich,
wen sie heirathete, wenn der eine sie nicht
wollte. .
.In Träume versunken. Fräulein
Jvonne?" fragte eine tiefe Stimme
Da! junge Mädchen schaute auf. ;or
ihr stand ein vornehm ansehender Mann,
dessen Haar an den Schläfen leicht er
graut war.
.Sind die Koffer schon gepackt?
fragte er.
Sie nickte. .Ich bin hergekommen.
weil ich vom See Abschied nehmen wollte.
Mama nennt da! deutsche Sentimmtati
tät."
.Ich werde morgen ' früh abreisen."
sagte er. Auch ich will noch eine letzte
Stunde auf den Fluthcn zubringen. Hat
ten Sie Lust, mit mir zu rudern?"
Sie schwankte. .Wird e! nicht zu
svät?"
Er zeigte auf seine Uhr. .Sie werden
,ur reckten Zeit zurück sein. Wollen
Sie?"
Entschlossen stand sie auf und 'schritt
neben ihm her zum Landeplatz. .Sie
werden also mit un! zusammen nach
Deutschland fahren. Herr Borchert?
.Nein. Fräulein Jvonne, Sie werden
sich auch ohne mich mit meinem Neffen
verloben.
.Allerdina!." sagte sie kühl.
.Außerdem beginnt nächste Woche die
Campagne in unserer Fabrik, zu der ich
lurück kein will."
Sie nickte trübe. Ja, die große Zucker
fabrik. die Onkel und Neffe gemeinsam In
der Provinz Sachsen besaßen, hatte ihre
Mutter veranlaßt, sie zu der Verlobung
zu bereden.
Sie nahmen ein Boot. Mit jugcnd
licher Elastizität sprang Borchert hinein
und balk br ritterlich vcim in neigen
Der Ruderer ergriff die Riemen und
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Stlslskirche und Schisserdenkmal.
Räuber", dort mußte und nur dort konnte
e entstehen. Er mußte vor der Tyrannei
fliehen, um sein Werk zu retten und er
kennte spater nur yeimiiq nacy ver siaor,
ibm eine! seiner schönsten Denkmäler
gesetzt hat, zurückkehren.
Neben Schiller darf man Wilhelm
Hauff, den Sänger de! Lichtenstein, alk
nächstgröhten unter den Stuttgarter
Geistesheroen nennen. Der Zoo hat vier
ei.i Genie im Keime erstickt, da! in den
wenigen Jahren seiner Thätigkeit unver
gänglich schöne Werke geschaffkn hat und
da vcrusen gemesen wäre, euicyianoe
arökter Novellist ,u werden. Georg Her
wegh, der glühende Revolutionär und
Sänger der Volttbefreiung-, Gustav
Schwab, der tresjliche Balladendichter;
der Philosoph Hegel; der Bildhauer Dan
necker; der diel zu wenie gewürdigte
süchtig auf seinen alten Onkel," scherzte er.
Sie haben ihm noch nie Grund dazu
gegeben." Ihre Stimme klang wder
kühl.
Sie schwiegen minutenlang. Donn
sagte er: .Warum fahren wir nach Chil
lon? Weil Sie dort Fritz kennen gelernt
haben?" .
.Vielleicht."
.Sie s,nd heute sehr ungnädig. Vor
'r Wochen, als ich Sie zum ersten Mal
in den Gewölben zenes Schlosse! sah. glt
chen Sie einem lachenden Frühlingstag."
Wenige Stunden können oft einen
Menschen ändern," Plötzlich verschwand
der Ernst ihrer feinen Züge und machte
einem Lächeln Platz.
Welche angenehme Erinnerung tauchte
vor Ihnen auf?" fragte er.
Können Sie so gut in meinem Gesicht
lesen?
Manchmal. AI! wir un! vor vier
Wochen in Bonivard! ehemaligem Kerker
trafen, sagte ich zu Fritz: .Sieh nur die
entzückende kleine Pariserin"; denn Sie
sprachen französisch mit Ihrer Frau Mut
ter. Da drehten Sie sich um und au
Ihrem lachenden Antlitz erkannte ich so
fort, daß Sie meine Worte verstanden
hatten."
.An jenen Augenblick vachie ich auch
vor wenigen Minuten. E! war der schönste
Tag in Montreux."
Sie vermied e! ihn anzusehen und
blickte auf die Berge Savoyen!. die in
blauen Dunst gehüllt waren. Die Sonne
war im Untergehen begriffen. Sie zeich
nete einen breiten, goldigen Streifen über
den See. Ueber dem Rhnethal stand
eine große Wolke. Düster ragten die
Mauern Chillon! aus dem Wasser.
Hinter un! liegt da! Abendroty, sagte
er gedankenvoll, und wir lahren in'!
Grau hinein. So sehen wir oft das Glück
leuchten und müssen doch fern bleiben."
Sie wandte sich zu ihm. .Was ist
Glück?" fragte sie traurig.
Er zuckte die Achseln. .Al! Ich mit
meinem verstorbenen Bruder die Fabrik
gründete, erschien mir der Erfolg meiner
Arbeit als höchstes Glück. Das habe Ich
langst erreicht und doch war Ich nicht gluck
lich. Ich verband einen anderen Begriff
mit dem Wort; aber vor einiger Zeit er
fuhr ich, daß ich e! nie erlangen werde.
Ein weher Zug um ihren Mund lieh
ste plötzlich älter erscheinen. Sie durs,
ten aber vierzig Jahre an da! Glück glau
ben. Ich nur zwanzig!"
Er sah sie erschrocken an. ,Wa! wol,
len Sie damit sagen?"
Sie fuhr zusammen. Rein, so durft
sie sich nicht verrathen. Gezwungen lachte
sie: .Nickt!. Herr Borchert! Ich rede
manchmal krause! Zeug."
Sie hatten da! Schloß erreicht. Er be
deutete den Schiffer, umzukehren.
.Nun fahren wir tn da! Abendroth
hinein." sagte sie gepreßt.
.Es ist die lebte Stunde, die wir bei
sammen sind. Ich werde Sie erst an Jh
rem Hochzeitstage wiedersehen." sagte er
ernst.
Sie schwiegen und empfanden nicht die
Stille, so sehr waren sie mit ihren Ge
danken beschäftigt. Ein andere! Boot
glitt an ihnen vorüber. Mehrere junge
Mädchen saken darin. Sie fang ein
deutsche! Lied. Die Beiden horchten auf
und sahen sich an. .Kommst gar so spät
zurück, jetzt ist's zu spat Zur' Glück
klang es zu ihnen herüber.
Jvonne! Augen füllten sich mit Thrä
nen. .,. Gewaltsam bezwäng sie sich. Welch'
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Schriftsteller HacNändcr: die Juristen
Jakob Mos, Friedrich von Moser. Robert
Mohl sind alle Söhn Stuttgart!; Lud
rrig Uhland, Justinu! einer, der Herr
liche 81" Bischer und ungezählte andere
Geistejgrößen haben ost in Stuttgart ge
weilt, und Goethe, der größte eutlcye.
hat e! oft besucht. Man macht Stuttgart
oft den Borwurs der Philisterhaltigkeit.
weil e! gemüthlich und friedlich ist; in
seinen Söhnen und bei den Gästen, die
gerne den Schritt dorthinlenkten, ist von
Philisterthum herzlich wenig zu finden,
da waren ganz im wegenioii ungemoyn
lich freiheit!lustige und radikale Menschen
Die deutsch Literatur nennt den schmä
bischen Volksstamm, nennt sein Haupt,
stadt mit Ehren, und in der Geschichle der
Teutschen steht in der Reihe der Sänger
und Helden, der Denker und Dichter, der
thörichtes Lied," sagte sie. krampshast la
chend. .Wenn da! Glück kommt, so ist e!
eben da. Zu spät kann e! nie sein.
.Doch Jvonne, man kann zu alt sein
zum Glück."
Sie zuckte zusammen. Wa! meinte er
damit?
Er schlang die Hände über dem Knie
zusammen und sagte, ohne sie anzusehen:
.Ich möchte Sie etwa! fragen."
.Bitte," sagte ste mit Herzklopfen.
Er sprach in gezwungenem, gleichgült!
gem Ton: In den ersten vierzehn Tagen
unserer Bekanntschaft waren Sie sehr lie
ben!würdig gegen mich. Dann änderten
Sie Ihr Betrogen völlig, während ie zu
Fritz gleichmäßig freundlich blieben.
Warum? Womit habe ich Sie verletzt Z"
Sie schwieg.
Es kann nur das eine sein," fuhr er
fort. Als wir den Ausflug nach LeS
AvaniS machten, ging Fritz mit Ihrer
Mutter voran. Sie schritten lachend ne
ben mir, al! Sie plötzlich über einen Stcin
strauchelten und gefallen waren, wenn ich
Sie nicht in die Arme genommen hätte."
Ja. Sie hielten mich ein paar Sekun
den und sagten: .Kleine Jvonne'," er
gänzte sie, ohne ihn anzusehen.
.)ann ritten Esie ich los uno neicn zu
Ihrer Mutter. Ich war den Abend so
glücklich, daß mir Ihre Einsilbigkeit nicht
aussiel. Erst am nachiten ,age mertre
ich Ihr verändertes Wesen. Hot es ie
verletzt, daß ich einen Augenblick meine
vierundvierzig Jahre vergaß?" .
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Mit
erstickter Stimme fragte sie: .Sie bereuen
e! also?"
.Ich habe sehr darunter gelitten, daß
Die mich mieden. Ich. Narr, hatte mir
eingebildet . . . aber wozu sage ich das?
Ich werde mich begnügen, daß Sie ohne
Groll meiner gedenken und später dem al
ten Onkel an Ihrem Herd ein bescheidene!
Plätzchen gönnen."
Sie schmieg. Da! Herz war ihr über
voll und doch fand sie kein Wort.
Verzeihen Sie meine Worte, ch
werde mich nie wieder vergessen."
Sie blickte aus den goldrothen Streifen
am Horizont. Ein Entschluß reifte in
ihr. Wie von einem Alp befreit, athmete
sie auf. Voll und klar sah sie ihn an.
7!ch habe .ildnen nie gezürnt. Aver
nun möchte ich Sie etwas fragen. Glau
ben Sie, daß Ihr Neffe eS verwinden
wirb, wenn h feinen Antrag nicht an
nehme?"
.Sie haben doch bereits la ge agt, cm
aeanete er erstaunt.
.Ich nicht, nur Mama! Also antwor
ten Sie. aber ehrlich!
Ich möchte Ihnen nicht weh thun,
sagte er zögernd. .Aber Ich glaube. Fritz
wurde sich trösten. Er hat ein glückliches
Temperament. Er begeistert sich rasch und
vergißt schnell."
Ihre Gestalt trasfte sich. L)ann werde
ick ibn nickt heiratyen.
Er war benutzt. .Avcr warum tncytc
Es war meine letzte Hoffnung als Onkel
in Ihrem Herzen ein wenig Raum zu gc
winnen."
Au! diesem Grunde sage Ich nein. Ich
könnte es nicht ertragen, hausig mit Jh
nen zusammen zu sein. Es Ware eine
endlose Qual für mich."
So unangenehm bin Ich Ihnen?
1malf tt dumvk.
.Nein!" Sie lächelte überlegen. Da!
Boot näherte sich dem Ufer.
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Sie schaute ihn strahlend an. Ihm
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Aer Fachtwächtcrönmnen.
Erfinder und Industriellen manch guter
:,chwabenname voran.
Der Charakter dc! Schwabenvolket ent-
spricht im Grunde dem Wesen de! Lande!,
da! ihm zur Heimath wurde. E! ist die
glückliche Mischung zwischen sonniger Hei.
terkeit und finnendnn mit, zw,,cyen
sanfter Anmuth und harter Eckigkeit.
Ufrichtig und grad 'rau!.
Gutmüthig bi! dort 'nanS;
Wenn'! sein muß. au saugrob:
De! ist a Schwob.
So steht'! al! Inschrift an einem Wein.
faß zu Heilbronn am Neckar zu lesen und
kurz und bündig ist der biedere ehrlich
Schwab damit gekennzeichnet.
Wenn wir in dem heutigen Artikel
namentlich die Verdienste Stuttgart! um
Kunst und Wissenschaft hervorgehoben
habin. so soll da! nicht etwa heißen, daß
schien, al! sei sie um Jahre gereift. .Sie
fordern eine Erklärung meiner Hand
lung!weise? Haben Sie da!selbe gethan?"
.Wa! sollte ich Ihnen erklaren?'
Hatte ich in Le! Avante! nicht viel
leicht ein Recht zu erwarten, daß Sie et
wa sage würden," entgegnete sie leise.
.Jvonne," sagte r tn einem Ton, der
sie erbeben ließ. Er sprang auf und er
griff ihre Hände.
E! war gut. daß da! Boot im selben
Augenblick anlegte, sonst hätte seine unge
stiime Bewegung e! in Gsahr gebracht.
Sie stiegen au!. Borchert bezahlte. Der
Schiffer strahlte vor Freude über da!
reichliche Trinkgeld. Schmunzelnd sah er
dem Paare nach.
Al! ste zum Hotel zurückgingen, hielt er
noch immer Ihre Hand In der feinen. Ich
liebte Dich schon am ersten Tage; aber ich
wagte nie, ek Dir zu gestehen."
So hätten unsere Wege fast auseinan
der geführt, wenn wir un! nicht in der
letzten Stunde gefunden hätten."
Die Perücke.
Humoreske von Juliuö Knopf.
Richard Karger war ein Kahlkopf. Da!
heißt, nicht einer von den üblichen Kahl.
köpfen, deren Seitenpartien immer noch
einige Haarreminifzenzen aufweisen
nein, sein Kahlkopf war ungewöhnlich
komplett. So vollkommen, daß Herr Kar
ger bei einer Kahlkopskonkurrenz unbedingt
ocn er nen Preis eryanen oaocn ivuivr.
An seiner fatalen Haarlosigkeit trug er
selber keine Schuld, denn er war stet! ein
solider junaer Mann gewesen. Aver in
der Wahl seiner Vorfahren hatte er nicht
die nöthige Vorsicht walten lassen: er war
von Haarschmuck erblich entlastet. vae
aina in keiner ffamilie bereits durch viele
Generationen. Sein Urgroßvater hatte
feine Platte mit vierzig Jahren bekommen,
s?!n Kronvater mit fllnfunddreißig. sein
Vater mit dreißig, und er selbst schon mit
fünfundzwanzig. Wenn er stch veryeira
tben und in seiner Ehe mit e,nem Sproß,
ling gesegnet sein sollte, so wuroe oiei,er
auf Bast! der Familienstatiftik be
reits im Alter von zwanzig Jahren mit
einem Vollmond behaftet sein. Und der
Svrökling diese Sprößling! be, der er
sekuna nach der Untersekunda.
Stets scheute sich Richard Karger davor.,
diesen widerhaarigen Jdeengang weiter zu
verfolgen, denn es muizie ichneniich
wenn sich die Kayllopsigtett m einer ya
milie derart shstematisch weiter entwickelte
der Moment eintreten, wo ein Baby
der Dynastie Karger nicht nur mit einem
kahlen Schädel aus die Welt kommen, on
dein ihn auch gleich sUr die Juiunst veyal
ten würde.
Aus Gründen der Gesundheit und der
Eitelkeit trug Herr Karger eine Perücke.
Sie war so kunstvoll gearbeitet, daß selbst
bei schärfster Beobachtung tiiemand die
Unechtheit des Haarschmuckes ,u gewahren
vermochte. Nur sein intimster Freund
wußte darum. Aber diese Kenntnis des
Freundes schor ihn ebenso wenig wie der
Barbier.
So lebte Herr Karger sein Junggesellen,
dasein froh, frisch und frii. bi! eine!
Tage!
E! ist Immer eine Tage?, daß Im Le,
be de! Menschen ei Ereignis emtritt,
Herrn Karger! MeigniS wr ein junge
Mädchen. : ' " '
Auf einer Abendgesellschaft war ek, daß
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! auf anderen Gebieten zurücksteht.
In Stuttgart herrscht rege industrielle
7hnl'w1fU nnS tfhfwf!pr fianM. fflroitt
Fabriken stehen auch in dem nahen Feuer
dach, sowie m ornwettykim unv nun-
gen. Namentlich hat da! Kunstgewerbe
einen groken Ausschwung genommen.
Von industriellen Etablissement! sind be-
sonder! zu rwaynen: ffavrilen tur Pic
nosorte, Wagen, Möbel, Zucker und
Zuckerwaaren, Farben, Bijouteriewaaren,
Droguen, wova, Woll- uno Baumwou
Waaren. Zigarren, Kinderspielwaaren,
Korsett!, optische Instrumente, Maschi.
nen. elektrische Apparate, in vorließ
lick, Institut, da! aus olle Fabrikation!-
!zweige wohlthätig und belebend einwirkt,
ist da! VanokSgeweroemuienm, 'cuiier
leger der königlichen Zentralstelle für Ge
wert und Handel. In Kluttgan ve
er Irma Reichen und Irma Reichen ihn
kennen lernte. Es gab die berühmte Liebe
auf den ersten Blick. SM! hatte an
der Liebe gezweifelt und gemeint: .Mit
der Liebe ist's wie mit bin Geistern: alle
Welt spricht davon, aber rioch niemand hat
sie gesehen!" Nun rächte sich seine Skep
sis, und der Geist der Lüde kam über ihn.
Irma war entzückt voi seiner eleganten
Erscheinung, seinen blenend weißen Iah
nen und seinem tiefschnmrzen Haar, und
Richard begeisterte sich an der Grazie ihrer
Gestalt, an der yeinhe t chre Köpfchens
und an der Goldfarbe ihre! üppigen Gold-.
haareS. Zudem erfreute sie sich vermögen
der Eltern, eine nicht minder liebenSwerthe
Eigenschaft seiner Jrm,.
Da auch die Auskünfte, die Irma! Ba
ter über ihn einzog, ünstig lauteten, so
folgte der Liebe auf :ta ersten Blick be
reits im zweiten Monit die Verlobung.
Richard Kartcr war glücklich, wie es nur
e ein verliebter Verlobter sein kann. Nur
hie und da. wenn er llein war in seinem
unggesellenheim, tauchte ein quälender
bedanke mahnend und drohend aus. Er
hatte seiner Irma bi!her die Platte unter
schlagen, sie hielt sein Haar für so echt wie
seine Liebe. Aber ,inmal mußte sie es
doch erfahren.
Lange kämpfte er mit sich. Sollte er
ihr die Perücke jetzt schon eingestehen oder
erst nach der Hochze'U Irma liebte ihn.
dessen war er gewiß, aber wer rennt sich be,
den Frauen au!? Vielleicht fand sie ein
Haar an seiner Plitte, und wandte sich
von ihm ab.
Zwei Tage vor dir Hochzeit! Und wie
der überlegte er, wann eS angemessen wäre,
seine Beichte abzulegen. Sollte er es jetzt
thun? Oder erst spater? Noch der
Trauung? Gedankenschwer fuhr er sich
durch die Perücke, die so fest auf seinem
Kopf faß wie die Liebe in seinem Herzen.
Lange kämpfte er. Endlich kam er zu
einem unheroischen Entschluß. Er ent
schied sich, da Geständnis bi zum Hoch,
zeit!abend zu verschieben. Warum jetzt
schon die unangenehme Angelegenheit be
handeln? Zum Zahnarzt geht man auch
erst im letzten Augenblick. Da ist zwar
nicht gut. aber bequem. Und der Bequem.
lichmt sühnen ja die meisten Scanner in
den .besten" Jahren, die man so nennt,
weil die guten voiüber sin.
So war denn schliesslich der große
Augenblick de! Perückengeständnisse! ge-
kommen. Er stand hinter seiner jungen
Frau, zagend und zitternd, und auf der
Suche nach Worten, die ihr sein Geheim
ni schonend enthüllen sollten.
Muthig begann er: .Schätzt Lieb
ling -"
Der Schätzt und Liebling wandte sich
um: .Was willst Du. Derzcnsmann?
Er nahm seinen ganzen Muth zusam-
men, aber seine Stimme zitterte doch ein
wenig, al! er scheinbar gleichgültig sagte:
ytanuraj iaj miig auii ein ise,ianoiiie
machen! Du darfst aber nicht böse sein!"
m r ,t sT ! i.fi'.'.jr.
Irma errothete sanst. ihr ahnte etwaS
Interessante!, Pikantes; irgendeine bedeu
tende HerzenSirrung aus seiner Junggesel
lenzeit. Da hieß e. Mit Muße, Innigkeit
und Verständnis zuhören. Darum erwi
derte ste: .Einen Augenblick. Liebster, ich
will Dich gleich anhören. Erst muß ich
mir' aber bequem machen."
Und sie begann, an ihrer Frisur zu
nesteln. Zuerst nahm sie die prächtige
Lockenfüllk de Haupthaares heraui, dann
entledigte si sich der neckische Stirnlöck.
chen an der Schläfe, die er so oft zärtlich
gckubt und schließlich ein flinker Griff
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der Keiszflraßc.
stehen ferner große Bierbrauereien, zahl
reiche Buchdruckerkien, Schriftgießereien,
litho und polygraphische Anstalten. Im
Stuttaarter Thal wird viel Blumengarl.
ncrei und Weinbau getrieben. Der Han
dcl hat einen großartigen Aufschwung ge.
nommen, wa! schon durch die Thatsache
bewiesen wird, daß Stuttgart ein ErPort
musterlaaer sin der stadt. Gewerdehalle),
eine GsfcftfN', eine Industrie und ein: ,
Landesproduttenborse yat.
Stuttgart dominirt auf keinem Gebiete,
so wie da! in anderen Städten, in Berlin,
Wien. Hamburg, Frankfurt. München.
Leipzig zu finden ist, aber ! leistet auf
allen Gebieten Schätzcnsiverthe! und hat iil
der' neuen Zeit den alten Ruhm bewahrt.
Tom Lipton ist ein Sport"
sein spezieller Sport ist die Gratisreklame.
und die Frisette der Stirn, da Kunst
werk eti! ersten Friseurs, folgte dem
übrigen.
Kurze straffe Härchen waren da! ein
zige, wa! von Festanqewachsenen auf Jr
mas Köpfchen übrigblieb, da? auf einmal
so jungenhaft aussah. Lachend wandte sie
sich um: .Ach. ich athme auf, daß ich diese
Last loS bin! Jetzt ist mir der Kopf so
schön frei!"
Entgeistert hatte Richard Karger die
Enthaarungsprozedur feiner jungen Frau
mitangesehen. Die Beichte blieb ihm in
der Kehle stehen. Er wußte nicht, sollte er
vor Freude springen oder traurig zufai
menknicken.
Doch schnell erholte er sich von seiner
Ueberraschung. und als Irma ihn endlich
mahnte: .So, Schatz!, nun zu Deinem
Geständnis ich bin auf allcZ gefaßt!",
da meinte er pomadig: .Ich wollte Dir
nur sagen, daß auch ich mir den Kopf
schön frei machen will."
Und wortlos nahm er feine Perücke ab.
NeueS vom Nadiumwasser.
Die Nadiumwasserkur. die seit einiger
Zeit begonnen hat, in der Radiumtherapie
eine bedeutsame Rolle zu spielen, stieß tn
ihrer praktischen Ausführung bisher auf
ein Hindernis, das unüberwindlich schien.
Das Wasser, das mit RadiumEmana
tion getränkt war, bewahrte seinen Ra
diumgehalt nur auf sehr kurze Zeit. Nun
ist es gelungen, ein Verfahren zu entde
cken, mit dessen Hülfe die Zersetzung und
der Verlust des Nadiumqehaltcs im Was
fer verhindert wird. Das Wasser wird
nach einem bereits patentirten Verfahren
mit ultravioletten Strahlen behandelt,
und die Wirkung ist eine Berkohlung. Mit
einem Zusatz kohlensaurer Gase bewahrt
daZ Wasser seinen Radiumgehalt. Damit
ist die Möglichkeit geschaffen, ein wirklich
echtes, wirksames und dabei haltbare!
Radiumwasser herzustellen, das fortan
dem Publikum in besonderen Gefäßen zu
gänglich gemacht wird. Bisher haben die
Aerzte immer wieder vor Radium-Quack
salbereien warnen müssen. Skrupellose
Unternehmer verkauften als Radiumwas
ser eine Flüssigkeit, die hocW einfach au!
den von Salzen ausgeströmten Emana
tioncn hergestellt wurde. Die dem Wasser
auf diesem Wege zugeführten radioaktiven
Wirkungen verschwanden im Verlaufe von
wenigen Tagen, und damit wurde m
Flüssigkeit vom medizinischen Stanl
punkte au! werthlok.
Welche Bedeutung diese Entdeckung,
über die englische Blätter berichten, hat,
liegt bei der wachsenden medizinischen An
crkennung der Heilwirkungen deö Na
diums auf der Hand, und dabei braucht
man nicht gleich so weit zu gehen, wie ein
Londoner Blatt, das sich mit Behagen
ausmalt, die Zeit sei nahe, in der man
nicht mehr Whiskey mit Soda, sondern
Whiskey mit Radium trinken werde, um
damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu
schlagen und das Angenehme mit dem
Nützlichen zu verbinden. Da! nach dem
neuen Verfahren mit dem Salz herge.
stellte Radiumwasser speichert da! 50,000
fache der Emanation auf, die e! abgiebt ;'
der Verlust an Wirkungskraft, der mit
der Zeit, eintritt, beträgt in der Sekunde
weniger als 100 Billionftel der In der
Mischung enthaltenen Radium-Emana
tion.
In unserer Zeit der Surrogate fängt
man fchon an, Imitationen zu imitiren.
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