Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 14, 1914, Image 2

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    I gliche Omh lriiunk
Norwegisches aus .Dessau.
von Zlugust Spanuth.
D?r Eilige cnj" von Vera IHmfcr und Christian öindinz.
Der Vxern'Lrstling eines 2!chtundfünfzigjährigen. Die
LUlzne des uraufführenden AnHalter Herzogs.
Dlittcrnacht jeat schon gn, nahe, all
gestern A!nd der Gcneralmusiksnektor
Franz Mickvtty - s klein ist w Teulsch.
land nicht einmal da, kleinste Landchc.
Daß e, sich nicht gern einen .Otnttal.JJJu.
sikdirektor' zulegte! - im kpeiftjaai M
.Goldenen Beutel' bei Ölai erhob und
ein begeisterte, Willkommen ausbrachte
!af alle die suneren Opern, die Ehristian
l Smding noch schreiben werde; und in.
iding war dann gleich bereit mit dem in
nigen Wunsche, daß Mikorey auch diesen
kommenden Werken ein Pathe sein möge,
wie er es dem ersten, dem Heiligen
Berge' soeben gewesen.
SI wurden überhaupt mehr .Hoch
auigebracht. al, einem nun am nächsten
nüchternen Morgen gcrech'.fert.g, erscheinen
woöen. Ta waren etwa zwei Dutzend
norwegisch! Lande-leute von Berlin her.
über gekommen, um ihren Cmdmg au,
Komponisten und ebenfalls al Menschen
zu feiern und ihre Begnsterung rnJtt
einen solchen Hitzegrad, dah ungefähr alle
zehn Minuten ein anderer Grund sür da
Abfeuern einer .Hurrahhurra'.Nanonade
gefunden wurde. Aber da war auch ein
?rdeblicher Prozentsatz der Berliner am..
Ionischen Kolonie nach Dessau grtorn
wen. die sammt und sonder, auf mding
zu schworen schienen und sich offenbar
jcht von den Landileuten de Kmx.
nisten .bieten' lassen wollten. 3 hoben
ein über', andere Mal ihre Ihampagner
gläser und sangen Herrn Sind.ng. und
dann auch Frau Sinding mit .He i, a
jolly good sellom' oder eben .she : i 0
oüq good fellom' an. Die .Hoch! . die
Hurrahhurra,' und die lolly gd
UtocDl" gedeihen mit einander order i l.cr,
in', Gedränge, und als die Gesangsleh.
ittin Frau Nicklas-Kempncr. d,e wahr,
scheinlich unter den Mitwirkenden eme
Schülerin hatte, ein .Hoch sll er leben
aus den .Meister aller Mccher' anstimmte,
womit sie thatsachlich den Dirigenten
Mickorey meinte, hielt ich ei für an der
Zeit, mich in ein bescheideneres Nebenzim.,
mer ,u verfügen und dort mit ein paj
kritischen Kameraden das Erlebn,, M.
Abend, in etwa, weniger aufgeregt
Weife durchzusprechen. Ich habe sckon so
manche Opernpremiere mitgemacht, auch!
schon verschiedentliche in diesem selben
Prcmierm.froben Dessau, aber einen JoU
eben Taumel der Lobpreisung als Ca
habt ich doch kaum je erlebt. Und mäh
nd e, ganz amüsant, ja. auch gan, lehr,
ich war. Zeuge dieser BcgeisterungsauZ
brüche zu sein, so gesellte sich doch cm
etwa, wehe, Gefühl dazu, wenn man m
seinem Gehirn den Abstand zu ermessen
versuchte, der zwischen diesen Ausdruchen
bei Enthusiasmus und dem eigentlichen
Eindruck' bestand, den jeder unooreinge
nommene Zuhörer im Theater empfangen
haben mutzte: ein um so weheren, liie.
fühl weil Sinding ein solch liebenöwuro:
ger.' bescheidener Mensch und ein solch
ausgezeichneter, wirklich fcin-besaiteter
Musiker ist. Auf mich'machte dieser nach,
trägliche Taumel der Begeisterung den
Eindruck einer sormiöablen unbewußten
Grausamkeit: trotz all' der .Hochs' er.
scheint e, mir nämlich zweifelhaft, daß
andere Opernbühnen sich beeilen werden,
den .Heiligen Berg' zur Aufführung ;u
bringen, wa, ohne Frage eine schwere Ent
täuschung für den Komponisten sein wird,
dea man durch diesen Jubel an einen
durchschlagenden Erfolg glauben machen
wollte. Gewiß war', gut gemeint, aber
hier scheint mir. abwechselungsmeife, der
Geist, der stets bejaht das Gute zu wol
Jen und da, Böse ,u schaffen. Wie nun.
wen Sinding. nachdem er erkannt, dag
.Der heilige Berg' keinen Triumphzug
über die Opernbühnen der Welt machen
wird, durch den Beifallsjubel verleitet wird
zu glauben, ihm geschehe unrecht, man
verkenne feine dramatische Kraft, höchstens
sei der Text zu bemängeln, und wenn er
sich dann trotzig hinsetzt und erst recht wer
1 Opern koniponirt? Verzeihlich genug
würde diese Selbsttäuschung ja sein, aber
wem fällt dann die Verantwortung zu
Wird dann nicht der gestrenge Kritiker
doch al, das geringere Uebel erkannt ntt
den? Mich würde es nicht im mindesten
überraschen, wenn Sinding sich nun auch,
wie vor zwei Jahren Busoni (in Bezug
auf seine Brautwahl") erst recht in die
Idee hineinarbeitete, zum Opernkompo
iren geboren zu sein und sich damit tro
stete, daß ja so viele Opern, die später be
ühmt geworden sind, bei ihrer ersten Auf.
führung mißfallen haben.
E! kann freilich gar keine Rede davon
sei, daß .Der heilig: Berg' dem Pre
wierenpublikum Dessau', mißfallen hätte.
Gleich nach dem Borspiel erscholl sehr leb
hast Beifall, trotzdem niemand, der den
Tezt nicht vorher gelesen hatte, ahnen
konnie. a, au, dieser merkwürdigen Qp
Position werden möge. Bis dann die
Handlung etwas begreiflicher wurde, halte
die Musik ihre Schuldigkeit gethan und
mit ihren vielfachen klanglichen Reizen
einen gewissen Stimmungszauber auSge
übt, und so kamen zum Schluß eine Reihe
von Hervorrufen zustande, die nichts Ge
achtes, Gewaltsame, an sich hatten. Die
aus Berlin mit dem Vorsatz gekommen
waren, dem prächtigen Menschen und
': Künstler Sinding einen durchschlagenden
Erfolg zu bereiten, übten auf die Einheit
mischen ganz offenbar eine ansteckende Wir
firncs aus; die lyrischen Stimmungen und
dn Farbenreichthum der Musik aber mach
ten e, den Meisten leicht, mit der angefach.
!en Begeisterung mitzugehen.
Wcnn ein weltbekannter Komponist, der
mit achtundfünfzig JMen in der vollen
Keife seine, Könnens steht, sich zum ersten
Mai an eine Oper macht, s ist da, a
sich schon ein bemerkenswerthe, Ereignis.
Vor allcm ist man dann neugierig darauf
zu er'akcen, mi für eine Art von Text
siS solch ein ersichrener ?Kann gewählt
der sicherlich doch ein Haiti Urih,:l
Über die eigenen Kräfte und dann auch
über die Erwartungen und Wünsche de,
Publikum, hat. Und da mußte nun eben
die Wahl de, Libretto, überraschen und
enttäuschen. Ich gestehe, daß ich von der
Verfasserin Dora Dunker sonst keine grö
ßere Arbeit kenne, vor allem nich von
ihren Bühnenstücken, aber daß sie eine er
hedliche schriftstellerische Gewandtheit, viel
litterarische Routine besitzt, war mir na,
türlich nicht verborgen geblieben. Auch
leuchtete mir sogleich ein. daß sie mit die
sein .Heiligen Berge' hoch hinausreichen,
etwa, ganz Unkonventionelle,, etwa,
.Höheres' liefern wollte. Auf den ersten
Blick scheint ja auch jener Berg Atho, im
öaaeisichen Meere mit feiner einzigartigen
Mönchi.Republik unter türkischer Ober.
Hoheit ein sehr Geeigneter Borwurf für
die Phantasie de, "Schriftsteller, darzubie
ten, nur wird man bei genauerem Zu
sehen gewahr werden, daß man irgend,
welchen dramatischen Konflikt doch nicht
ohne eine gewisse Geivaltsamkeit in diese,
wellfremde Milieu hineinpslanzen kann.
Und dann läuft man eben Gefahr, sich
durch solche Gewaltsamkeit wieder den
eigenartigen Reiz de, Milieu, zu derder
b,n 0.i kommt nickt darauf an. ob aus
dem Berge Atho, die Frau wirklich noch
so viel rigoroser (besonder, aucy in x
danken) gemieden wird oder wurde, al,
in anhenn Klöktkrn, und wenn da, that.
sachlich nicht so fein sollte, hotte doch Dora
Tunker gewiß die dichterische echlserri
mina dafür ei so darzustellen. Sie ging
denn auch zunächst bei der Gestaltung de.
Stoffe, ganz logisch vor und im miiang
mit ihrem Grundmotiv, in ihrer Dichtung
ein ethische, Ideal zu versolgen: nachzu
weisen nämlich, wie über dem Menschen
gebot der Männerkeuschheit für da, Prie
Nertbum doch Gottes Gebot von der allein
selig machenden Liebe stehen müsse. Der
sympathische alte Herr de, Stücke,, der
Prior Sophroniu,. verkündet zum Schluß'
: ich hab' lirbe 5rö6r, skig gk!!g,
N!I Uvtnmn fcorl gewik'kn
tai K,id von hkilj," l-
B, Mttilkriikbe, iiiiwr rpn tu,
tt jt'nh m,r vom blod, fluqf m
üiioat Unsre iöt, al cttr lle (ein?
Dann heißt er alle jene Mönche, die
k,im Kkbat der Narren Männerkeuschheit
beharren, davon zu gehen und eine Se.
Zession' zu gründen, wahren er mn ocn
anderen auf dem heiligen Berge verbleibt
und da, junge Liebespaar segnet.
Wh ifitfrfie Auseinandersedllngen sol
cher Art eignen sich an und für sich schon
schlecht zur Komposition, und zur drama.
tischen am allerwenigsten. Es mag ja ein
Beweis für seine ewige Naivität sein,
aber der Opernsreund bleibt nun einmal
dabei, daß er die Emotionen, die ihm
vorgesungen und vorgespielt werden, al,
seine ' eignen nachzuempfinden wünscbt.
sonst sträubt sich seine ganze innere Na.
tur gegen da, Gepacktwerden. Er braucht
freilich nicht die Schicksale der handelnden
Charaktere an sich selbst erlebt zu haben,
aber er muß die Empfindung bekommen,
daß er unter Umständen da. Gleiche
durchmachen könnte. Darin liegt ja da,
GebeimniS der Thatsache, daß einem
Bühnenspiel, dem keine warme Liebeege.
schichte zu Grunde liegt, da, eigentliche
ergreifende Pathos fehlt. Die Liebesge.
schichte mag noch so romantisch, noch so
phantastisch fein, der Zuhörer muß nur
in der Vorstellung erhalten bleiben, daß
sie unter den geeigneten Umständen so
und nickt anders sein würde.
Des Autor, oberste Sorge sollte also
sein, das Gefühl der persönlichen Theil
nähme am Geschick der Helden im Zu
Hörer wachzurufen. Werden un, Puppen
hingestellt. Wesen, deren Ezistenznothwen
digteii un, nicht ohne Zwang eingeht,
dann halten wir unwillkürlich mit der
Theilnahme zurück und versinken allmäh.
lich in den Zustand totaler Gleichgültig
keit, Dora Tuncker hatte nun eine seit
sam unglückliche Hand beim Entiverfen
und Gestalten der Liebekgeschichte auf dem
Berge Aiho, gehabt. Im Vorspiel kommt
ein gewisser Phoia, und liefert den Mön.
chen sein Söhnchen ab mit einer höchst
verwunderlichen Motivirung. Besagter
Phokas gesteht, er sei, im Rückfall. ein.
mal wieder seeräubern gegangen und habe
bei dieser Gelegenheit rein au, Versehen
den Vater und den Bruder seine, Weibe,
erschossen. Der Zorn seiner Frau sei
begreiflicherweise furchtbar gewesen,
und au, Rache habe er ihr nun da, ein
zigc Kind, seinen eignen Buben entführt:
der solle Mönch auf dem heiligen Berge
und somit sür, ganze Leben feiner Mut.
ter entzogen werden. Im ersten Akt. der
zwölf Jahre später spielt, ist da, Jllngel.
chen, da, vorher Hosenrolle für die Soub.
rette war, zum Heldentenor herangereift
und theoretisch gan, mit den asketischen
Mönchen einverstanden. Nur klagt er da
rüber. daß er zuweilen .Träume' hat.
Das kann man sich ja denken. Ihm be.
gegnet nun in der Abenddämmerung ein
junge, Mädchen, die unter den Mönchen
de. Heiligen Berge, nach jenem der
schmundenen Jungen suchen möchte, da
seine Mutter ihn vor ihrem bald zu er.
wartenden Tode noch einmal wiedersehen
möchte. Er weist sie erst stolz und un
nahbar zurück, findet aber bald au,, daß
Mädchen gar nicht solch hassensmerthe Ge
schöpfe sind. Um sie zu erquicken, bringt
er ihr in der hohlen Hand Wasser vom
Quell. Kein Wunder, daß sie beim Trin
ken seine Hände mit den Lippen berührt.
Da, elcktrisirt den jungen Asketen der
maßen, daß er das Wasser verschüttet und
nun mehr über die Kunst de, Küssen,
lernen möchte. E, folgt eine nicht recht
ergiebige Liebesszene, die damit endet, daß
der junge Mann über seine Unthat ent
setzt die leidenschaftlichste Reu äußert.
Im dritten Akt holten die Mönche Nach
und Umfrage nach ihrem Zögling, der seit
gester Nacht verschwunden sei. Doch
Kits wird tt aus einer Art o Sieafeied.
xahn hereingetragen, scheinbar todt. Ihm
solgt da, junge Mäd.kn vom Abend vor.
der. Zum Entsetzen der Mönche wirft sie
sich über den vermeintlichen Leichnam, den
sie in', Leben zurückziiküffen veisucht.
Aber da gelingt erst der alten Mutter,
die jetzt zum ersten Male aus der Szene
erscheint. ?!a, und dann hält der Prior
seinen obenerwähnten Bortrag über die
Binde vor dem blöden Auge' und sie
kriegen sich.
Möglicher Weise hat Sinding sich von
diesem Irrt grade dethalb angeregt ge
fühlt, weil kk keine gewaltigen dramati
sck'en Steigerungen enthält, vielleicht war
e grade Vorsicht, die ibn dies, Buch
wählen lieh. Ich glaube aber, daß er sich
dann zu wenig zugetraut hat, tegen
meine Erwartung fand ich in dieser Musik
doch ganz beträchtliche Ansätze zu drama
tischer Belebung der Szene, nirgend, frei
lich einen echten, breiten, vollsaftigen dra
malischen Schwung. Hätte aber der Stoff
selbst nur etwa, mehr rothe, Blut, so
würde Sinding sicherlich zu einer noch
lebhosteren dramatischen Jntensivität gc
kommen sein. Falsch ist jedenfalls die
Vorstellung, die man nach so manchem
Sindingschen Klavierstück haben mag. daß
er lediglich aus den Schwingen lyrischen
Wohllaut, über die Bühne flattern könnte.
Oh nein, e, sind da Motive von sehr ent
schieden Kraft der Charakterisirung und
in der Instrumentation untermalt er die
Stimmung oft in gradezu packender
Weise. Dagegen sind die Singstimmen
viel weniger sanglich geholten, al, in den
meisten seiner Lieder, und manchmal be
kommt man wie zum Beispiel im letz
ten Finale den Eindruck, al, gehe er
völlig bewußt zu einer symphonischen
Torstellung seiner Ideen über. Wenn ich
der Ansicht Auldruck gebe, daß Sinding
in dieser gewiß nicht gelungenen Opern
Partitur doch viel mehr Eignung zum
Bühnenkomponisten verräth, al, ihm die
meisten zugetraut hoben mögen, so thue
ich da, keine,eg, in dem sonst löblichen
Bemühen, eine bittere Pille mit Zucker
Überzug zu versehen,' sondern au, ein
fachem Gerechtigkeitlgefühl. Dennoch
möchte ich nicht so weit gehen zu behaup
ten. daß blo, ein guter Tezt nöthig sei.
um ihn zum Schaffen einer leben,sähigen
und durchau, erfreulichen Opernpartitur
zu vermögen; wenn man am Ende de,
sechsten Lebenijahrzehnte, steht, hat man
in der Handhabung, in der Ausübung sei
ner Kunst schon solch feste Formen und
Manieren angenommen, daß man keine
eigentliche Wandlung mehr durchmachen
kann. Vielleicht ist e, schade darum, daß
Sinding nicht schon vor dreißig Jahren
ein anregende, Opernbuch verarbeitet hat.
vielleicht wäre er dann im Stande gewe
sen. unser Opernrepertoire um dankbare
Werke zu bereichern. Niemal, freilich um
große Werke, dazu fehlt ihm doch zu sehr
die musikalische Selbststandigkeit. dazu ,st
er zu sehr Epigone.
Ueber die Aufführung habe ich nur zu
sagen, daß sie allen billigen Ansprüchen
genügte und daß namentlich da, Orchester
unter Mickorey Vorzügliche, leistete.
ttt toi in den Stratn.
Zum dreizehnten Wale veröffentlicht de,
Teutsche und Oesterreichische Alpenvcrdn
die Statistik der tödtüchcn Unfälle in den
Bergen. Sie tveist im Jahr löl3 mit
114 Todesopfern in den Oi'ialpen gegen
über den beiden vorhergegangenen Jahren
eine kleine Verminderung auf. die wob! in
erster Linie auf die ungünstigen Witte.
ruttgllerbältnisse de, verflossenen Som
mers und auf die deibalb geringe Zahl der
unternommenen Hochtouren zurückzufüh
ren ist. Unter den Verunglückten befan
den sich diesmal sechs Jeauen. drei Berg
führer und vier Soldaten. 41 Touristen,
als? etwa 36 v. H. aller Verunglückten,
waren Alleingeher, und schon dieser Um
stand allein bedingte daß sich die Ursache
de, Unfall, nur in verhältnismäßig we
nigen Fällen mit unbedingter Sicherheit
feststellen ließ und zum Großtheil immer
unaufgeklärt bleiben wird.
Eine vi msjor kann nur bei den we
nigsten Katastrophen als ursächlicher
Grund angenommen weroen: seck, Tou
risten verunglückten bei plötzlich eingctre
tenem Unwetter, wie Stürme, Nebel,
Schnee und dergleichen, sieben fanden den
Tod unter Lawinen, sccq! durch Blitz
schlag, einer durch Abbruch eine, Eis
blocke, und drei durch Tteinschlag. Bei
drei Bergfahrern wird Ersrieren, bei zwei
Herzschwäche, bei einem Reißen de, Sei
le, al, Ursache de, Unfälle, angegeben.
Die übrigen Unfälle sind wohl Hauptfach
lich auf die außerordentlich Vermehrung
der führerlosen Touren, auf übertriebene
Waghalsigkeit bei reinen Kletterpartien
und leider nicht zuletzt auf eine Ueber
schätzung der eigenen Kraft und eine oft
muthmillige Sorglosigkeit" zurückzuführen.
Schlechte, häufig bsolut ungenügende
Ausrüstung, mangelnde VertrautheU, mit
den Gefahren der Berge, ein Verneinen
oder Jgnoriren der primitivsten akpinisti
scben Forderungen müssen bei der größeren
Hälfte aller touristischen Unfälle al, die
wirklichen und eigentlichsten Ursachen gel
reu. Unter den 114 Opfern der Berge
im Jahre 1913 befanden sich 4? Oefter
reicher. 39 Reichsdeutsche, 16 Schweizer,
drei Franzosen, zwei Italiener und je ein
Holländer, Belgier und Däne. Bei acht
Personen fehlen die Angaben über ihre
Zugehörigkeit. Ungefähr ein Drittel aller
Unfälle ereignete sich in den Tiroler Ber
gen. der Rest vertheilt sich ziemlich leich
mäßig aus die anderen österreichischen Al
penländer und auf da, bayerische Hoch
land.
In den 13 Jahren, seitdem der Deut
sche und Oesterreichische Alpenverein diese
traurige Statistik führt, sind inkgesammt
1226 Touristen in den Ostalpen tödtlich
verunglückt, und die Kurve der langen
Zahlenreihen steigt fast ununterbrochen
steil aufwärt,: nur selten, ist ein kleiner
Rückgang zu beobachten, den ungewöhn
liche Umstände abnorm günstige oder
auch abnorm ungünstige Witterung
verursacht haben. E, ereigneten sich todt
liche Unfälle: im Jahre 1901; 53; 1802:
70; 1903: 76; 1904: 72; 190fj: C6;
1906: 98; 1907: 85; 1908: 108; 1909:
11C; 1910: 113; 1911: 146; 1912: 119,
und 1913: 114.
Hypotheken und Hypothesen stellen
an unsere Gutgläubigkeit dieselben An
fprüche. ' '
Hesterreich-Nngansche Korrespondenz.
Buki Zeucht grassirt weites. la
sein Hazrt irkl
In Wien wurde in einem Mariahilser
das einer .Buki Pnitie" von der Poli
zei ein vorzeitige, Ende bereitet. Der
Fc,ll erregte nicht gerinae, Aussehen. Da
seit fünf Jahren in (j?! jedem zweiten
Kasfeehau, Buki-Domino gespielt wird
und die Gerichte schon wiederholt ans
Grund von Sachversiändigengutachtkn
entschieden haben, daß Bki nicht al Ha
sardfxiel betrachtet werden könne, ball
man sich an die Existenz de neuen Txi"
le gewohnt. Seit einem Jahre blieben
die Buki. Spieler auch von den Behölden
ganz unbelästiat. Ti Bki Domino ist
eine Wiener Erfindung. 0, heißt, daß
cö zum ersten Male im Jabre IixjG in
einem Kasfeehau, ans dem Neubau g"
spielt wurde. Sein Siegeszug. der jetzt
vollcndet scheint, setzte aber erst diel später
ein. Erst in den Jabten und 1010
wurde e, allgemein bekannt, aber jetzt in
einem Umfange, daß mit Recht von einer
Buti'Teuche gesprochen werden konnte.
Tagtäglich trafen bei den Komtssariaten
Anzeigen ein, die von den ruinösen Folgen
de, Spiele, erzählten, ö kamen dann
die Beanstandungen und die Oerhandlun
gen vor den Bezirksgerichten. Ein Richter
bezeichnete da Bukt al, Hasardspiel, ein
anderer fällte die gegentdeilige Entschei
düng. Da aber die Mehrzahl der Gut'
achten sich sür die Zulässigkeit de, Spiel,,
aussprach. sah sich die Polizei jeder Hand
habe sür ein Einschreiten beraubt. Da,
Buki war nun frei.
Ta sich die Polizei um die Buii.Partien
nicht mehr zu kümmern schien, nahm da,
Spiel in krasser Art Überhand. Einige
Wiener Lokale gewannen geradezu den
Charakter von Buik'SafeS. die fast zu je
der Tage, und Nachtzeit ihre Partien
hatten. S, kann behauptet werden, daß
in der Zwischenzeit die soliden Karten,
spiele die Mehrzahl ihrer Anhänger der
loten. Die Kasfeehausgäste wendeten sich
dem Vuki zu. S, besteht gar kein Zwei
sei. daß da, Spiel durch die Naschheit
seiner Abwicklung und seine unberechen
baren Chancen Anhänger gewann. Auf
Intervention von Privaten mußte sich
schließlich die Staatsanwaltschaft mit dem
Buki besänftigen. Sie bat sich, wie e,
heißt, verschiedene Gutachten vorlegen las.
sen und steht heute auf dem Standpunkt,
daß da, Buki al, Hasardspiel zu betrach
ten sei.
Die erste Verhandlung gegen die Spie
lerpartie. die kürzlich im Eafö .Maria.
hilf' aukgehoben worden war. endete wie.
der Erwarten mit Freisprechung. Der
Wirth Franz Pollaschek und 1 Mitver.
heftete wurden entlassen. Der Josesstäd.
ter Ttrafrichter Dr. v. Hellmer balle sich
für die Verhandlung dadurch vorbereitet,
daß er da, Bukidomino lernte. Tagelang
spielte er in feinem Bureau, doch waren
seine Partner nicht schlaue Kaffeehausspie
ler, sondern junge Rechtspraktikantcn, die
von den Feinheiten dee Spieles keine blasse
Ahnung hatten. Rur so konnte Dr. v.
onrad Hsheisek.
Hellmer zur Ansicht kommen, das Buki sei
ein harmloses Spiel. In Wahrheit aber
etoblirt fich irgend ein Spieler, der über
einige hundert Kronen Betriebskopital der
fügt, in einem Kaffeehaus al, Bankhalter
und hat immer reichlichen Zulauf an Spie
lern. Mögen diese auch manchmal gcwin
nen. ,im Laufe der Zeit müssen sie an den
Bankhalter den .Buki', wie er genannt
wird verlieren, weil dieser weniger an
Gewinnsten auszahlt, als er einer ein
fachen Rechnung zufolge sollte. Der
.Buki' ist also immer im Vortheil, und
dieser Vortheil hat in den fünf Jahren
der Splelseuch dazu geführt, daß zahl
reiche Bankhalter reiche Leute gewvrden
sind.
In der zur Vnlesung elangten Polizei
lichen Anzeige heißt ei: Die Polizei ist von
jeher auf dem Standpunkte gestanden, daß
da, Bukidomino al, unbedingte, Glücks,
spiel zu bezeichnen sei. Da, Spiel, wek
che, wie kein andere, die Spielleidenschaft
aufstachelt, hat über zahllose Familien
Noth und Elend gebracht.
Einzelne Kaffesieder nützten da, Spiel
au,, indem sie da, Dominogeld für jede
Stunde mit acht, ja sogar mit zehn Kro
An berechneten. Um einen Zulauf von
Gästen z haben, annoncirten sogar ein
zelne Kaffecsieder. daß in ihrem Lokale sür
Bukidomino kein Spielgeld zu entrichten
sei. E, soll sogar ein Bankhalter in einem
Wiener Kaffeehause an den Kasfeesteder
für da, Vorrecht, allein Bank halten zu
dürfen, einen jährlichen Pachtzins von
72,000 Kronen entrichten
Die zahlreichen Zuschriften, die seit Iah.
resfrift bei der Polizei über da, Buki
domino einlangten, sind schon ein gewal
tiger Akt. Die Zuschriften rühren zumeist
von Frauen her. deren Männer durch die
Verluste im Bulispiek ruinirt wurden.
In einer Zuschrift heißt e,: .Verflucht
sei der Richter, der die Bukispieler sreige
sprochen und da, Bukidomino nicht al,
Hasardspiel erklärt ha!!'
rTywm
. :MA
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I J;, W
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f vVv -ii-iV
01111 H
U W
MtzMk
ruki.Zpiel wieder Im Wcrirtit skr
iirt. Allerlei.
Der Kaiser hat dem Präsidenten der
Post und Zelcgripkndikektion siir Nie
derösterreich. Konr Hodeisel da, Kam
turireuz de Franz Jofeph Orden mit
dein Stern verliehen. Die kaiserliche
Auszeichnung ist eine Anerkennung In
Verdienste, die sich der Präsident der nie
derosterreichischeii Posidirrktion erworben
hat. Präsident Hoi,sel steht sei, I'lO
aus seinem Posten.
Zlllrrlri.
Der Kaiser bat den ?ürst Erzbischos
on Wien Dk. Friedrich Pifsl zum Prä
luten de, Leopold Orden ernannt und
demselben da Ärohkieuz dieses Orden
verliehen.
Der Kaiser hat dem Hofrath de Ge.
meinsamen Obersten Rechnungshöfe Dr.
Josef v. EhienoezyRagi, den Zitel und
Charakter eine Sektionsches. der Anna
Freun Kühn v. uhnenfeld, geborenen
Gräfin Raday in Lissabon, den ölisabeth.
Orden erster lasse, dem Sektiontrathe
Bela Tartoll den Orden der Eisernen
Krone dritter Klasse und dem Hosselretär
Dr. Rainer v. Keßlitz bei Gemeinsamen
Obersten Rechnungihofe, da, Ritterkreuz
de, Franz Jssefi Orden,. den Sektion,,
räthen im MinisterralhZpräsidiiim Dr.
Franz Uedelhör und Dr. Egon Freiherr
Glanz v. Eicha den Orden der Eisernen
Krone dritter Klasse und dem ehemaligen
Vorsteher der itiaelitischen Kultusgemeinde
Nikglsburg Philipp Kohn da, goldene
Verdienstkieuz mit der Krone verliehen.
Ein Baron Tigmund Kemöny Denkmal
soll in Alvincz, dem Geburtlorte de, gro
ßen Publizisten und Romancier,, anläßt
lich seine, Hundertsien Geburlktage, er
richtet werden.
Wie au, Agram gemeldet wird, wird
dem gewesenen Banu, Nikolaus Toma
sich, sowie dem gewesenen Bann, Stell
Vertreter Vladimir Nikolic, demnächst die
ungarische Baronie verliehen werden. -
Der Kaiser hat gestattet, daß dem mit
Titel und gharatter eine, Taselrichter,
bekleideten Mezöturer Bezirk,richter Dr.
Juliu, Jstvinssy anläßlich seiner auf
Die BZilitiir.Asfaire in Brunek. Au dem Leben eineS Einbrecher?.
Russischer Handstreich vereitelt. Liebe, und Ehedrame. 48,000
Kronen gestohlen. Selbstmord einer Siebzehnjährigen. Allerlei.
Die Vorkommnisse in Bruneck. in deren
Mittelpunkt der Hauptmann de, Jnfan
terieregiments No. 'Jß Alfred Tittmann
Ritter v. Beudedille steht, werden in der
Oefskntlichkcit vielfach besprochen. Die
Affaire steht mit einem Zechgelage in Zu
sammenhanz, da. In einem Gasthaus statt
fand und an dem sich außer dem Haupt
mann einige Herren. Beamte und Bürger
beihkiligten. Al, da, Lokal gesperrt
wde. lud der Weinhäridlerisohn Paul
Me'er. die Gesellschaft ein. den Weinkeller
seine, Vater, zu besuchen, wo weiter?
trunken, wurde. Al der Hauptmann den
Keller Verlassen wollte, suchte ihn einige
Herren daran z hindern, worüber der
Ofsizier in die größ!e Aufregung gedeih.
Er zog den Säbel, bedrohte damit seine
Zecbezcnossen und verließ den Keller. Die
Gesellschaft, die neugierig war. rca, der
Hauptmann nun weiter beginnen werde,
folgte ihm zur Kaserne. Ter Hciuptmann
kam aus der Kaserne bald wieder heraus,
erklärte die Gesellschaft sür vlrhastct und
lieg sie. indem er einzelne der Herren selbst
erfaßte, von zahlreichen Soldaten, die zum
Theile nur nothdürftic, bekleidet, au, der
Kaserne herauskamen, in einen Kasernen
gang drängen. Der AuSgang rourde von
Infanteristen besetzt.
Al, die Verhafteten nach dem Jnspek
tionsosfizier verlangten und ihre sofortige
Freilassung begehrten, ereigneten sich merk
würdig Szenen. Hauptmann . Ditt
mann nahm einem Soldaten das Gewehr
mit hm onsaevllaniten Bajonett au, der
Hand, fuchtelte damit vor dem Wortfühl
rer der Gesiflschos erregt hin und her und
führte einige Stöße gegen ihn, die aber
ihr Jiel verfehlten, da ein Soldat sie pa
rirte. Zugleich munterte er die Soldaten,
die schon früher die Verhafteten mit vcr
schiedenen Gegenstände deworfen hatten,
in tschechischer Sprache zu Mißhandlun
gen der sestgenommencn Herren auf. Die
i'er Befehl wurde befolgt, wobei einige der
Mißhandelten recht schmerzhafte Verletz
ungen erhielten. Die Gefangenschaft der
Zivilisten dauerte ungefähr lj Stunden.
Das Korpskommando hat befohlen, daß
ine strengt Untersuchung eingeleitet werde
und die Schuldigen entsprechend bestrast
werden. In militärischen Kreisen wird
jedoch Sinntivcrwirrung de, Hauptmann,
v. Diitmann angenommen. Der Offizier
befindet sich bereit, im Garnisonshospi
tal in Jnsbruck.
. . '
Der berüchtigte Einbrecher, Josef Neigl.
der am 16. vorigen Monat, au, der lan
desgcrichtlichen Untersuchungshaft ent
sprang, ist verhastet worden. Neig! ist,
während er vom Schriftführer einvernom
men werden sollte, aus dem Landesge
richte entstehen. Der Schriftführer ließ
den Untersuchiingshäftling einen Moment
unbewacht. Neigl ergriff den Hut de,
Schriftführer,, da man ohne ttopfbe
deckung nicht au, dem Gerichisgebäude ge
lassen 'wird, und ergriff die Flucht. Ten
w fct ,r hnrni htm Sckristfübier durch
einen Boten zurückgeschickt. Neigl bracht
sich damit sott, daß er kleine Tischlerarbei.
ten verrichtete. Er war s unvorsichtig.
nit seiner Frau zusammen zu kommen.
Ein Wachmann wollte ihn verhaften; ober
Neigl entwand sich ihm. streute ihm Pfcf
fer und Sal, in die Augen und lief da
von. Er wurde aber doch nach verzweifel
tem Widerstände verhaftete.
Neigl ist durch Noth auf die Bahn de
Verbrechen, gerathen. Er hat für drei
Kinder zu sorgen. 1 entlassen, verübte
tt wieder ein Reihe von Einbruchsdieb
ftühle. bi, kk bald danach verlMstet
wurde. In der Verhandlung erzählte er
fein traurige, Geschick. Sein Ueber'
dienst au, der Strashsft betrug 2 K. T.
eigene, 'Ansuchen erfolgten Pension, rvng'
d olleshäöjsie Anerteimui'g bekannt ge
's, werd,. Der DirellorNellvertreter
t '3 Mi:se,!Ml der c ersinn st "st' H!'
rrtt) Dr. Gabkiel v. Terey ist von der
Slrchäoloqisen Gesevschas, im Haag zum
koriespondirenden Mitglied gewählt war
den,
. '
Zur Feier des 4Njährigeit Dichterjub,
kaum Lndwig Psa' M sich bekannt,
lich ein Festarr,ingir,igj Kommitte ae
bildet wellhem Franz Hercz'g und Bür
aermeifter Stephan irezy. EugkN RSkosi,
iraf Alrander Zeleki, Magislratraty
Dr. Franz Tri und Edmund Wildner
n A. aiigebören. Da, Kommittee richtete
ai sämmtliche Kommunen. literarische
Bereinigungen und Schulbehörden de,
Lande einen Ausruf mit der Bitte, da,
Jubiläum Pfifa' würdig zu begehen.
Diese Feierlichkeiten sollen unabhängig
voneinander abgehalten weiden. Da,
Kommittee wird al, Eenlralstelle fun
girrn, welche die Feierlichkeiten in der
Hauptstadt ariangirt und die Verbindung
n,it der Provinz herstellt. E, bezwkckt
dU Ueberreichung einer Nationalspende an
den Jubilar. Nebst dem Erträgnisse, der
au, diesem Anlasse zu veranstaltenden
Festlichkeiten will da, Kommittee au, den
besten Produkten PSsa', zwei Bände al,
Jiibiläuiniaukgabe veröffentlichen und den
Er!ö, dieser Au,gade ebenfalls für die
?!ationalehrengabt verwenden. Nebst der
Hauptstadt haben bereits Szeged, Kes
mark. Rimaßombat und andere Städte
Lokaliommittees gebildet, die da Jubi
Zäum Püla', würdig begehen wollen.
Universiiätsproseffor t. P. Dr. Aurel
Mahr, der ausgezeichnete Journalist, ist
in Grie, bei Bozen gestorben. Mayr. der
18 in Pest geboren wurde, studirte
nachdem er an der Wiener Universität ab
solvirt hatte an deutschen Universitäten
Indogermanistik und vergleichende Spra.
cdenwissenschast und trat im Jahre 1873
mit einer Untersuchung über das indogkr
manische Erbrecht rühmlich hervor. Er
wurde, sicbenundzmanzigiährig, zum Pro
fessor sür indogermanische Sprachmissen.
schaft an die Budapester Universität er-nannt.
mit mußte er die Fahrt nach Wien bezah.
ken. Er hatte damali feine Familie in
den traurigsten Verhältnissen angetroffen.
Frau und Kinder waren eben delogirt
worden und er suchte Arbeit. Den obge
straften Verbrecher wollte Niemand neh
inen. Da stahl er von neuem. Die Beute.
Pretiosen, vergrub er auf freiem Felde;
aber ein anderer Gauner bestahl da, Wer
steck. In der Verhandlung hatt damal,
die Frau de, Angeklagten ihre Noth er
zählt, wie sie immer Hunger leide, wie
eines der Kinder an einem Auge erblindet
sei und operirt werden mußte. Eindruck
machte es. als der Angeklagte bat. seiner
Frau einen Laib Brod, den er sich wäh
rend der Haft vom Munde abgespart hatte,
schenken zu dürfen. Der Präsident bemil.
ligte das. Der Gerichtshof ließ damals
äußerste Milde walten und verurtheilte
ihn zu sechs Monaten schweren Kerkers.
Für die Frau wurde eine Kollekte veran
staltet, die ein beträchtliche, Resultat er.
gab. 190G wurde Neigl wieder ertappt,
als er bei der Hausbesorgerin Thalia
straße 83 einbrach. Er entkam wohl,
wur:: aber später in seinem Unterschlups
verhaftet. AIs er den Zcllenwagen .bestei
gen sollte, streute er dem eikortirenden
Sicherhcitswachmann eine Hand voll Salz
in die Augen und versuchte durchzubren
nen. Er wurde aber sestgenommen und
wieder zu einer längeren Freiheitsstrafe
urtheilt. Seine nächste Verhaftung er
folgte unter aufsehenerregenden Umstän
den. Im Hause Kochgasse 32 hatte der
Hausmeister Saamcister heftige Zugluft
auf der Stiege verspürt und bemerkt, daß
die Bodenthur offen stand. Der Hausbe
sorger, ein Dienstmann und ein Wach
mann sahen beim Betreten de, Boden, den
Gauner auf dem Dache am Bauche, halb
in der Dachrinne Ziegen. AI, einer der
Männer vom Bodenfenster au, noch dem
Fuße de Diebe, griff, schlug dieser wild
um sich, so daß Niemand wagte, ihm auf
da Dach zu folgen. Die Feuerwehr sandte
mehrere Train, mit Schiebleiter und
Sprungtuch. Da, Sprungtuch wurde auf
gespannt und Feuerwehrmänner eilten
hinaus. Neigl sprang blitzschnell auf da.
Dach de, um 3 bis 6 Meter niedrigeren
NebenHause. Obwohl da, Dach ziemlich
steil ist, blieb der Mann unverletzt, wurde
aber schließlich in einer Bodenabtheilung
gesunden.
Eine hochsensationelle Affaire beschäf
tigt die Grazer Behörden. E, handelt
sich um einen Handstreich zur Befreiung
de, russischen Spion, Alkzandn Jandric.
Bekanntlich wurde der ehemalige Leut
nant Alezander Jandric, der Bruder de,
kürzlich ebenfalls wegen Spionage zugim
ften Rußland, zu langjähriger Kerkerhaft
verurtheilten ehemaligen Kriegsschlllers,
de, Oberleutnant, Zedomil Jandric, nach
seiner am 28. Februar d. I. in Wien er
folgten verurtheilung in die Grazer
Strafanstalt Karlau gebracht, um hier
seine Strafe abzubüßen. Bon russischer
Seite wurde nun der Plan gefaßt. Aleran
der Jandric durch einen Handstreich au,
dem Kerker zu befreien und über die ruf
sische Grenze zu dringen. Durch einen
Zufall wurde der ganze Plan jedoch der.
rathen und der Handstreich vereitelt,
. '
Ein 21jähriger Zollwachbeamter in
Malcesine am Gardasee verliebte sich in
eine dort weilende deutsche Dame. Vor
einigen Tagen wurde der Zollbeamte nach
Palermo versetzt. Die Trennung von der
Dame erfüllt ihn mit solcher Berzweis
lung daß er Selbstmord beging.
Alö die Bevölkerung vo Malcesine von
dem Selbstmorde de, Beamte erfuhr, der,
anftaltele sie vor der Wohnung der-deut
fchen Dame feindliche Kundgebungen, bi
einen so gefährlichen Charakter annahmen,
dc,f, die Bedrohte in die Gendarmerie
kscrne flüchten mußte, weil da, ausge
regte Volk sie lynchen wollte.
In Sollenau spielte sich ein Ehedrama .
ab, Sckion seit längerer Zeit lebt der
Fabrikarbeiter Franz Mrazek mit feiner
Frau in Unfrieden. Schon vor zwei Iah
ren war er vor dem Schwurgerichte in
Wiener-Rkiistadt unter der Anklage de,
versuchten Gattenmorde, gestanden. Wra
zek wurde damals freigesprochen.
Neulich feuerte er in der Nähe de,
Wohnlause, seiner Frau, um diese zu er
schrecken, mehrere Schüsse au, einem Re
Deiner ab. Die Gendarmerie nahm ihm
de Revolver ob und ekkortlrte ihn zur
Bahn. Drei Tage später lauerte Mrazek
in Sollen seiner a, der Arbeit heim
körenden Gattin aus. AI, sich diese
näherte, stürzte er au, seinem versteck her :
vor und feuerte mehrere Schliff gegen die
Frau ab. Die Schüsse trasen Frau Mrazek
in der Hüstengegend und verletzten sie
schwer. Mrazek wurde vergastet.
Ein großer Taschendiebstahl ist In Triefi
verübt worden. Tem Wechselagenten
Rodriguez. der Mittag, bei der Kredit
anstatt für Handel und Gewerbe 48,100
Kronen behoben hatte, wurde bald nach
Verlassen de, Bankinstitut, der ganze Be.
trag au, der Rocktasche gestohlen, in
etwa Mjähriger Mann war, Irtmkeriheit
oder Unwohlsein heuchelnd, an ikm ange
stoßen und dann verschwunden.
In Klosterneuburg erregt der Gelbst
mord der 17jährigen Handelischülerin
Therese Fuchl. der Tochter eine, ange
sehenen Kaufmanne,, großes Aufsehen.
Da, Mädchen würd an ihrem Gitterbette
erhängt aufgefunden. Die UngKcklich
litt an einer schweren Krankheit und hätte
sich in den nächsten Tagen eine? Ampu
tation de, Arme, unterziehen sollen. Eie
zog den Tod dieser Operation vor. Den
Eltern wendet sich allgemeine Theilnahme
zu.
Allerlei.
Die Fuhrwerkkbesitzerin Antonia Lsp,
tar, 3. Wiener Bezirk. FronzoseneMbe
No. 2219, fuhr mit einem einspärmigM
Gabelwagen nach Haus. Etwa zwanzig
Schritte vor dem Wohnhouse scheute da
Pferd und ging durch. E, bäumt sich
schließlich hoch auf und warf den Wage
um. Frau Lopatar und der Kutsch
wurden au, dem Wagen geschleudert und
scheinbar nur leicht verletzt. Der Zustand
der Frau verschlimmerte sich aber und sie
mußte in da, Spital gebracht werden, w
sie ihren Verletzungen erlegen ist.
In Borgs in Slldtirol ist eine Falsch
münzermertstätte entdeckt worden,, in der
falsche Fllnfkronenstückt Mgt wurde.
Ein Schmied scheint der Hauptschuldige
zu sein. Er und feine Genossen sind
flüchtig.
Da, Verordnungsblatt derlautbart.
.daß dem Major de, Ruhestände, Adam
Hauber in Anerkennung seiner mehr al,
58jährigen, auch vor dem Feinde in die 1
Feldzügen und 21 Begebenheiten durch be
sondere Tapferkeit bewährten, belobte
und wiederholt ausgezeichneten Gestimmt
dienstleistung da, Militärverdienstkreuz
mit der Kriegsdekoration verliehen wurde.'
Major Hauber, der vor kurzem !) Jahr
all wurde, lebt in Bozen. Er hat von der
Pike auf gedient und die Feldzllge 1848,
1849. 1839 und 1866 mitgemacht. Im
Jahre 1859 erkämpfte er sich die silberne
Tapferkeitsmedaille zweiter Klasse.
Scho vor längerer Zeit ist der Haupt
schießstand in Bozen in Tirol infolge
zahlreicher nothwendig gewordener Um
bauten in große Geldvergelenheiten tj
rathen. Da sich die Gläubiger nicht lan
ger gedulden wollten, hätte Ende vorige
Monats die zwangsweise Versteigerung
der Einrichtung,gegmständt, darunter
werthvolle Denkmünzen, Becher und andere
Erinnerungszeichen de, Hauptschießstan
de, stattfinden sollen. Al, der Kaiser von
der Nothlage de, Hauptschießstande, in
Bozen erfuhr, entschloß er sich, die Schul
den de, Vereins im Betrag von 34.000
Kronen zu bezahlen.
Thiere, die nicht trinken. Wasser
ist so unbedingt nothwendig zum Leben,
daß uns die Frage, ob e Thier giebt,
die ohne zu trinken eristiren. müßig er
scheinen dürfte. Dennoch verdient diese
Problem ein sorgfältiges Studium. Dr.
W. 2. Blanford hatte bereits vor einigen
Jahren die Aufmerksamkeit auf eine Anti
lopenart gelenkt, di Antilope Cervicapra,
die in der Sandwüste zwischen dem Salz,
see Chilca im Innern Perus und dem
Meer lebt und niemal, Wasser trinkt.
Diese Beobachtung, die auf einwandfreien
Thatsachen beruhte, war von verschiedenen
Zoologen in Zweifel gezogen worden, weil
e, sich um ein ganz einzigartige Phöno
men handelte. Nun aber hat man noch
einen anderen Fall gefunden, daß ein
Thier lebt, ohne zu trinken. In der Zeit
schrift .The Field' berichtet Dr. R. S.
Drake-Brookman über eine Herd Ba,l,
lcn von der Art der Sazella pelzelni. die
er auf einer Insel an der Küste von So
maliland beobachtet hat. Die Thiere le
den seit dem Jahr 1910 auf diesem
Eiland, auf dem sich kein einziger Wasser
quell befindet und die jährliche Regen
menge weniger als sieben Centimeler te
trägt. Die Gazellen haben also zu ihrer
Ezistenz nur da, Wasser, da, sie nach den
seltenen Regenfällen zu sich nehme.
Außerdem ist die Vegetation fehr erbarm
lich und e, bleibt ihnen nicht di. Möglich
feit, di den Antilopen der Kalahari.Wüst
eingeräumt werden muß. für den Mangel
an Wasser wahrend der trockenen Jahres
zeit sich durch wasserhaltige Wurzeln und
KnoUensrüchte zu entschädigen.
Was für den Arzt der Körper, ist
für den Dichter die Seele des Menschen.
Vor beiden müssen die füllen fallen.
Mancher Vertheidiger zerbricht sich
den Kopf, damit sein Klient den scinigeo
nicht verliere