Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 08, 1914, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    7(3 7$Ä
,1 I 'VHWMZMM rLQJlr -' ÄttöSto B?7ii?s - V:--JA
n io- MMMAM
V
H-
5 5 .'
Jl.r . J
?VV ßf,
WSflnüj
ivw
, T
WWW .
. "t, . ''f 1., i-'TA f I , i 110 1"", 'IM li. f ' Y i Wlvv k v4?'H'll l V Vfc '"" 1
' Tr-yiA
&'WAM:m
i.
- r lt-
, c , vVfrl s V-' - j
U ; yfd nk ' . - v, Jft
4v röl t" v
'Af 4 .Hl . i. v- V--f'-4
i-MW . .Svvv
wmm
y y- H i m W' Vi. t.
jSV'-il
v V tfcj - 7 ' J
'';'- ü-AAr J
r; X' " 4
.'iv .
r . ,
;''. 1 "j
-
-'W
Aas HoctyclZaus zu
?the da? ist d!e Tonnc. dir
bclkdcnde. ,qzenoe. iira
lende Tonne. Goethe, do
größte, gemsttigste Senie
aller Zungen uno aller Zei
ttn, M der toi l02
Teutschen und jede, Gebilde
o ten, wie könnte man es der
Stadt Frankfurt ver:rgen. daß sie als
seine Vaterstadt sich ihreS grogten Sohnes
selbstgefällig rühmt k Taß sie semer mit
Verehrung un' Liede gedenkt, trotzdem er
diese Liebe nicht Im gleichen Maße erwi
dert hat. Ter Fransfurter spricht den
Namen Goethe mit einer rührenden Pietät
u!; er hat ihn in einem herrlichen Tenk
mal verewigt, hat einen Platz und eine
Straße mit diesem Namen gcwecht und hat
ii, dem mit peinlichster Sorgfalt und Ge.
wiffcnhaftiakit erhaltenen GoethedauZ der
yemaltigkn Gemeinde seiner Verehrer einen
Wallfahrtsort geschaffen,
tf fcnitiae Goethehaus, in dem uoch
jeder. Stuhl. , noch jedes ;;ch, genau an
Jr7'&-3-Z
WfflnW vV?
tT " im' r
Aiöi.
rtorcllcttc ron Paul Wilhelm.
E war an einem späten Herbsttage,
als der Held dieser Geschichte, Pierre Bel
liot, dem seine erste und letzte Liebe seine
zarten und mädchenhaften Wesens halber
den Kosenamen Bibi" gegeben hatte, in
recht sadenscheinigem und dürftigem Auf,
zuge durch die Straßen on Paris irrte.
Denn durch mehr als sechs Jahre hatte
Pier in einem kleinen Torfe auf dem
Lande gelebt. Tort hatte er in der Stel.
lung eine kärglich besoldeten Schulleh
rer sein Dasein gefristet. Darunter hat
ten seine besseren Anlagen, ja sogar ein
gewisse poetisches Talent, das er in sei.
ner Jugend gezeigt hatte, allerdings etwaS
gelitten. Denn es ist zwar eine vielfach
vertretene, aber noch keinswegs bewiesene
Ansicht, daß der Hunger die Poesie för,
den. Unser Pierre aber zeigte wenig
Lust, ,ur Vertiefung dieser Anschauung
beizutragen, und je mehr feine Hoffnungen
in' Reich der Träume abrückten, desto
nüchterner und prosaischer war er gewor,
den, bi er eine Tage zu der unerschüt
terlichen Ueberzeugung gekommen war, der
, schon ein Größerer Ausdruck gegeben, daß
nämlich da einzig wahre Glück de Le
den in einer gesundm Verdauung läge,
,Und so begann denn auf dem Lande auch
: seine sa poetische und i,cr,warmer,ici,e
Seele einen Bauernkittel anzulegen und
im Dienste de nüchternen Alltage zu
boten.
Eo hatte sich der kleine Philosoph, wie
man ihn zu seiner Schulzeit nannte, weil
er zuweilen über Dinge nachdachte, die den
Anderen nicht da geringste Kopfzerbrechen
verursachten, zu einem verbissenen San
derling gewandelt, der bei aller feiner
Klugheit eine einzige kluge Eigenschaft
nicht besaß, , und zwar gerade diejenige,
die Existenzen schasst und erhält, nämlich
,u schweigen! Er redete in Alles drein,
denn er besaß einen unstillbaren Drang
nach Verbesserung der Welt, und war von
dem leidenschaftlichen Streben erfüllt, im
met und überall der Moral zum Durch
druck u verbelsen. Er hatte ein Anstän
iigkeitsgefühl, da schon nicht mehr schem
er, lind wäre lieber gestorben, ehe er um
Haarbrcite von feiner Ueberzeugung ab
gewichen wäre. Er scheute sich nicht.. Je
dem die Wahrheit in's Gesicht zu sagen,
und wa da Schlimmste war -r- er hatte
dabei immer reckt! Da sich aber nur gut'
situirte Menschen den ,Luzu erlauben
dürfen, ungenirt ihre Meinung zu äußern,
so verdarb er es sich schließlich mit Allen.
Seine Anständigkeit wurde von Nieman
dem gewürdigt, da sie w unserer Zeit eine
läste Eigeiisckiaft ist, die dek Mehrzahl
der Menschen das Dasein erschwert. So
hctte er bald nicht als Feinde, und solche,
die ihn der mangelnden Ersolge halber
bersro!k!?n lind seine Rechtschafftnheit
durch die fatale Bezeichnung Dummh'it
trsctz'cn. "So 'fchivand ihm immer mehr
Frankfurt am Main, die alte Krönungsstadt der
7 r . "?mm -ra w .t"C-mx - --vru
l v B t !, ; - rÄ l 'iZ 'AJ-r ' I ff I xVI i II "
u- m -v iMmJ
1 kJsli - W$ '
6ä mmmß l
A üllALiVifrSii' 1. i V! I ' -Tv :ü VX?? llf 4
-v 1 III i f) ( l -,-'...- - ii-'i v v-t I r-"!L7 iFv v?-'" - '"'" I i !-.-, -.J"" 1 ,t -'.
mhJ Ar ßM&r teml:- y .
A 4v--M r;--i---u - - r A!"rJ
ZS ÄZK- ikiÄ s i&r
l-r-WÄ KMMMHÄF t?
-, JfflsfS
t amS.vmj
Hottycs Zeiten.
demselben Platze steht, den ihm Boethe'!
Eltern und Goethe selbst bestimmt, ist das
Hau, wie ti der Jüngling vor seinem
AuSzug auf die Universität , Leipzig, der
ließ. Zur Zeit seiner Geburt sah diese
Hau wesentlich ander au und Goethe
selbst beschreibt da Hau am Hirschgra
den' wie folgt:
Wenn man sich erinnern will, wai uns
in der frühsten Zeit der Jugend begegnet
is', so Iqrnmt man oft in den Fall, da!
jenige, wa wir von anderen gehört, mit!
dem zu verechseln, was wir wirklich au
eigner anschauender Erfahrung besitzen.!
Ohne also hierüber eine genaue Unter
suchung anzustellen, welche ohnehin ju:
nicht führen kann, bin ich mir bewußt,
daß wir in einem alten Hause wohnten,
welche eigentlich au zwei durchgebroche
nen Häusern bestand. Eine thurmartige
Treppe führte zu unzusammenhängenden
Zimmern, und die Ungleichheit der Stock
tverkc war durch Stufen ausgeglichen. Für
un Kinder, eine jüngere Schwester und
mich, war die untere weitläufige Hausflur
der liebste Raum, welche neben der. Thüre
em große hölzerne Gitterwerk hatte, wo
durch man unmittelbar mit der Straße
der Boden unter den Füßen, und e! schien
ihm zuweilen selber so. al ob er durch
einen Irrthum der Schöpfung gerade auf
diese Welt gekommen wäre. Und a! nun
ei7,e Tages der Pfarrer, der ihn in Schutz
zu nehmen pflegte, starb, und der gut
müthige Wirth, der ihn beim Wein im
mer über die Niedertracht dieser Welt gc
tröstet bette, jenem bald nachfolgte, da
war e mit Pierre Belliot nicht mehr aus
zuhalten. Und zuletzt verlor er seine
Stelle, weil er es gewagt hatte, sogar ge
gen einen wirklichen Schulrath Recht zu
behalten. Da schnürte er sein Bündel,
nahm von Niemandem Abschied und kehrte
eines schönen oder eigentlich unschönen Ta
ges wieder nach Pari zurück.
Da war er nun und trieb sich in den
Straßen umher. Bald glotzte er sehn
süchtig in den Schaulader eine Delika.
tesscnhändler. als wäre da da Welträth
fts zu losen, dann starrte er wieder einer
vorübergehenden Schönen so unverschämt
in die Augen, daß sie ihm ängstlich aus
wich; aber nirgend wollte ihm da Glück
auf der Straße begegnen, obwohl er im
mer behauptet hatte, e wäre nicht An
dere als eine Dirne, die sich gerade dem
Unverschämtesten an den Hals werfe! So
hatte er wohl betteln oder verhungern kon
nen, denn fein Geld war bald aufgezehrt
und die Straßen von Paris sind nicht die
Goldfelder Californien. Da aber traf
er da Glück eine Tage wirklich auf der
Straße, und zwar auf sehr seltsame
Weise ... Er hatte sie" wiedergesehen.
Vor zehn Jahren hatte er sie kennen
gelernt. Sie war damals ein schöne,
feuriges Mädchen gewesen und hatte die
Opernschule besucht. Er liebte sie und
seine Liebe wurde erwidert, so heiß und
echt, aber auch so unschuldig, al es ihre
siebzehn Jahre und ihr leidenschaftliche,
warmblütige Wesen vermochten. Alt
nun Pierre's Eltern starben, da- sagte ihm
die Geliebte unter vielen Thränen und
Treucschwüren Lebewohl. Anfang schrieb
Margot regelmäßig und ihre Briefe quol
len von Zärtlichkeit über. Eines Tage
theilte sie ihm mit, daß sie gleich nach
Verlassen de Konservatorium an die
Große Oper engagirt worden wäre; frei
lich vorläufig nur für kleine Partien,
aber sie war schön, jung, liebenkwllrdig
und hatte eine herrliche Gestalt, also alle
Anlagen, um Karriere zu machen. Bald
i.ochher wurden die Briefe kühler und sei
tener und blieben zuletzt ganz au.
Pierre schrieb und beschwor Margot um
ein Lebenszeichen. Vergeben ti kam
keine Antwort. Er hatte diel gelitten,
bis er sie endlich in sich begraben hatte
urch mit ihr seine Liebe zur Welt und den!
Men.schen. Haß und Verbitterung waren
da? Unkraut, da darüber hinwucherte . . .
Und yun hatte sie wiedergesehn! Er
siicß. mit ihr auf dem Boulkdakd zusam-
: ' -.
jrt
Hl J'ff 'jB ' vl 1 y. " .nrSr a V t '
i "f i -ts n ;n 'mv. v-f iiu . ,vr . vv i r.' . yrj. w. ri m' . ji1 ' i i
' w-VJ o;A vV' slT ' j st W M -r '
IHa mmmm f P0rw i
I IKCJm I 7 1 - : ' .WZiX ,1 r..! I .4 Fi
' Mri .' ww' 1 w r mJ p y mpei ;; ?
rtwiji2r.-; kMyMVM ,
II IH IJSM-,'nH- i ; ;3 T l ä
Goethe's Fater.
und der freien Luft in Verbindung kam.
Einen solchen Bogelbauer, mit dem viele
Häuser versehen waren, nannte man ein
Geräm. Tie Frauen saßen darin, um
zu nähen und zu stricken; die Köchin la
ihren Salat; die Nachbarinnen besprachen
sich von daher mit einander, und die Stra
ßen gewannen dadurch in der guten Jahrs-
zeit ein südliche Ansehen. Man fühlte
sich frei, indem man mit dem Oesfentlichen
vertraut war.
Tie Hinterseitc de! Hause hatte, beson
der au dem oberen Stock, eine sehr an
genehme Aussicht über eine beinah unab
schbare Fläche von Nachbargärten, die sich
bi an die Stadtmauern verbuiteten.
Leider aber war, bei Berwanblung der
sonst hier befindlichen Gemeindeplätze in
Hausgärten, unser Hau und noch einige
andere, die gegen die Straßenecke zu lagen,
sehr verkürzt morde, indem die Häuser
vom Roßmarkt her weitläufige Hinterge
bäude und große Garten sich zueigneten,
wir aber uns durch eine ziemlich hhe
Mauer unsere Hause von diesen so nzh
gelegenen Paradiesen ausgeschlossen sahen.
So lange die Großmutter lebte, hotte
jmkin Vater sich gehütet, nur das mindeste
wen, als sie eben au einem Laden trat,!
und hatte sie beinahe nicht erkannt, so ele
gant und vornehm sah sie aus. Aber
m.,t .,.. rc.t Ci.t.. r r..
jaulet uiicu ictii, uis it (ii it'j
blickte, reichte ihm die Hand und lachte vor.
Freude über da Wiedersehen.
Nein, bist Du s wirklich, mein kleiner
Bibi? Da ist zu nett. Aber Tu siehst
gar nicht gut aus!"
Seit kurzer Zeit. E geht mir nicht
besonder !"
.Armer Bibi! Da thut mir leid. Aber
02 soll nun anders werden!"
.Soll eö das, Margot? Ich habe schon
aufgehört, daran zu glauben."
.Gewiß. Tu weißt ja, daß ich Dir im
mer gut war."
.Ja. Margot. Ich habe sogar alle Ur
sache zu glauben, daß Tu mich einmal
geliebt hast.'
.Und rch Hebe ,ch noch, mein armer
kleiner Bibi. Tu hast wohl viel gelitten?
Toch ein Wort hast Du Hunger?'
-.Ich habe seit gestern Mittag nicht ge
essen." .Ach. Du Aermster! Dann komme nur
gleich mit mir!" Die Beiden betraten ein
Restaurant. Margot bestellte ein Menu.
da Pierre schweigend und mit Heißhun-
ger. verzehrte. Bei jedem Gang forderte
er "Margot mit einer Handbewegung auf,
initzubalten. wa sie lachend abwehrte:
.Iß nur. ch habe schon gespeist!" Als
Pierre den letzten Bissen verzehrt hatte
und s,ch mit der Serviette mehrmals über
den Mund strich, zahlte Margot und die
Beiden verließen da Lokal.
.Ich danke Dir!" sagte Pierre trocken
und reichte Maraot die Hand.
.Du begleitest mich doch nach Hause,
mein kleiner BibiZ"
.Wenn Du e wünschest. Margot, sehr
gerne, aber . . .' er warf einen flüch
tigen Blick auf seine Kleidung - ich
!ebe nickt wemaer al vornehm an.
.Da macht nicht.' lachte Margot.
.wir nehmen ohnedie ein Auto. Du
wirst doch nicht glauben, daß ich bi nach
St. Eloud zu ffuk aede?-
Eine Viertelstunde später halten sie
Margot' Wohnung erreicht. !
.Du kommst doch noch ein wenig zu
mir?" meinte Margot, al sie aujstiegen.
.Zu Dir? Ich weiß nicht ich
glaube doch wenn e Dir nicht unlieb
ist sehr gerne ...
Am selben Abend fu'hi Margot ,u einer
Toiröe. ; Ihre königliche Gestalt wär in
eine prachtvolle weiße Charmeuserobe ge
hüllt, die de herrlichen Nacken und die
elfenbeinfarbenen Schultern entblößt ließ.
Beim Souper saß sie neben dem Marquis
de V., einem alten steinreichen Leistokra-
ten, dessen Liaison mit Ut schonen San
germ Vltemanvem ein Vkheimnt war.
Ter Marquis schien heute uluehmend
schlecht gelaunt. Er wa? überaus schmetg-
sain und weniger galant als sonst. Bitm
Dessert begann er plötzlich mit leisem
Tone: Ich habe Sie heute gesehen. War,
got. Aber ich mochte Sie nicht begrüßen,
!denn Sie waren in Gesellschaft." ' j
Margot erbleichte leicht. Aber rufet) ge
fltjt, fragte sie: .Wann war dies?"
'?mm&e IZSZM z
I .'i5' -V. i yfüyirJij1 ! .n i .r .'
' Hoethe-Denkmak.
im Hause zu verändern oder zu erneuern:
aber man wußte wohl, daß er sich zu
einem Hauptbau vorbereitete, der nunmehr
auch sogleich oliiaenommen wurde. 5!n
7krnks,,kt ? in ni?kr,kn nUfn Ct.'ibtm '
'catte man bei Afsukruna bölxerner Ge
,rauuc, um PINIZ zu gewinnen, iu) cuuuui,
):xt - fr v . r, : v
iniuji aucin in i uun ciicn, luiiucui uuu
!mit den folgenden Stocken überzubaueni
roodurch denn freilich besonders enge
!Straßen etwa düsteres und ängstliches
! bekamen. Endlich ging ein Gesetz durch.
!daß wer ein neues Haus von Grund aus
!baue, nur mit dem eriten Stock über das'
Fundament herausrücken dürfe, die übri-
gen aber senkrecht ausführen müsse. Mein'
i Steter, um den vorspringenden Raum im'
Zweiten Stock auch nicht aufzugeben, wenig
!bekümmert um äußere architektonisches!
Ansehen, und nur um innere gute und bej
queme lZinrichtung besorgt, bediente sich,
mie schon mehrere vor ihm gethan, der.
Ausslucht. die oberen Theile des Hause j
zu unterstützen und von unten herauf einen;
nach dem andern wegzunehmen, und da;
neue gleichsam einzuschalten, so daß, wenn;
zuletzt gewissermohen nicht von dem alten!
vhrig blieb, der ganz neue Bau nochj
- .Etwa um drei Uhr Nachmittag! im
Restaurant N. Ist's so?"
S: tauschten sich nicht. Ich war
dort."
Der Warqui schmieg. Nach einer
Weile frug er plötzlich: .Wer war jener
Mensch?" ;
Der, mit dem ich speiste? Ach mein
Gott ein armer Teufel, den ich von
Jugend auf kenne. Er bettelte mich aus
der Straße an, nd ich führte ihn ins
Restaurant 'und lieh ihm ein Wittagmahl
geben. '!''.'
.So? Ti sind wirklich sehr mitleidig.
Aber ic stiegen mit dem Bettler in ein
Auto und fuhren fort. Ich war so
unbescheiden, Ihnen nachzufolgen, und fah
Sie mit ihm in Ihr Hau? eintreten!
entgegnete der Marquis mit spöttischem
Tone.
.Stimmt auffallend, lieber Marqui!
Ich wollte den armen Teufel nicht entlas
sen, ohne ihm eine ausgiebigere Wohlthat
erwiesen zu haben, und da ich nur sehr
wenig bei mir hatte . . .
.Er blieb über zwei Stunden bei Jh
nen. Sie werden zugeben, meine Freun
bin, daß die für einen Bettler eine etwa
lange Audienz ist,' bemerkte der Marqui
kalt.
.Ach, er hatte mir so Viele zu erzäh
len, Wir sind au! dem gleichen Torf und
haben unsere Jugend zusammen verlebt,
Es thut so wohl, in alten Erinnerngen
zu wühlen und dabei ein wenig an die
Gegenwart vergessen zu können. Und da
ich merkte, daß ek auch ihm wohlthue, sich
ausfprechen zu können, so hört, ich ihm
geduldig zu. Aber ich glaube gar, Sie
sind eifersüchtig auf den armen Kerl! Da
ist' einfach entzückend! W, en s,e, Mr
qui. daß Sie mir heute um zwanzig
Jabre iünaer vorkommen. Seit ich Sie
flenne, haben Sie nicht so viel Humor ent
wickelt, al tn dieser prachtvoll gespielten
ifcrsuchtjszenk. EI ist einfach reizend!"
Sie lachte hell auf mit ihrer klingenden
Silberstimmr und blickte ihm mit einem
süßen, schmollenden Lächeln i'n die Augen.
Der Marqui war selig. Noch nie t)atte
sie ihn mit einem so unwiderstehlichen
Zauber angelächelt.
.Ich bin beschämt. Margot." flüsterte
er leise, .und bitte um Vergebung für
meine eifersüchtige Thorheit. Ader ich
hoffe, daß S darin nicht Ander? er
blicken, al meine Übergroße Ltede!'
Und gerührt führte er ihre Hand an die
Lippen. Sie waren versöhnt.
Am nächsten Morgen erhiett Pinn ein
Billet, an dessen ' Ueberschrifi er die
Schrifizüge Margot' erkannte. , Er Öff
nete hastig da Coud'rt. Dabei zitterten
seine Sande. I fielen einige Hundert
Jrancsscheine herau, zwischen denen ein
zierliche Blattchen lag, va tark nach
Ehipre duftete. Darauf stand mit eiligen
L,chnstzugen:
.Mein fuße,, einer Bibi!
Ich sende Dir mitfolgend eine Kleinig'
sei für Deine nächsten Bedürfnisse. Du
kannst nicht mehr zu mir kommen, denn
man darf un Nicht zusammen sehen. Set.'izcbrsucht wurde.
!c 'NÄSMM mmum
(öoetße's Muttcr.
Immer für eine Reparatur gelten konnte.
Du nun also da Elnreißen und Aufrichten
allmählich geschah, so hatte mein Bater
sich vorgenommen, nicht au dem Hause
zu weichen, um desto besser die Aussicht zu
führen und die Anleitung geben zu können:
denn auf Technische de Baue verstand
er sich ganz gut; dabei wollte er aber auch
seine Familie nicht von sich lassen.
Hartnackig setzte der Vater die erste Zeit
seinen Plan durch; doch cl zuletzt auch
das Dach theilweise abgetragen wurde, und
ungeachtet alle übergespannten Wach!
tuchc von abgenommenen Tapeten, der
Regen bis zu unfern Betten gelangte: so
entschloß er sich, obgleich ungern, die Jun
der woblwollenden Freunden, welche sich
schon früher dazu erboten hatten, auf eine
Zeitlang zu überlassen und sie in eine
öffentliche Schule zu schicken.
Im weiteren Verlaufe seiner Erinne
rungen erzählt Goethe, wie er sich in sei,
ner' Vaterstadt herumgetrieben und was
er olle für Streiche ausgeführt ein
Landsmann faßte da poetisch in die
Verse: ,
7.3, ffl(irM)oc tu iricMt bnUt o't,
2 gqmichrz (H-Bjt!troo,, , Vl ,
deshalb nicht böse ober ich will dafür
zu Dir kommen! Erwarte mich gegen
Abend. Ich werde tief verschleiert sein
und sehr acht geben. Ich sehne mich schon
so nach Dir. Ich küsse Dich tausendmal,!
denn ich liebe Dich sterblich, mein süßer,
kleiner Bibi!
Deine
Margot.'
So hatte er also das Glück doch am
Wege gefunden, das große, echte Glück! . .
Und irr lachte und weinte vor Seligkeit,
der arme, kleine Bibi . . . Nach einer
Weile erhob, er sich, trat vor den Spiegel,
und indem er sich lange darin betrachtete,
sprach er zu sich selber: .Weißt Du. klei
ner Bibi. daß Du ein großer Schuft ge
morden bist? Aber in Zukunft wird we
nigstenk Niemand von Dir sagen können,
daß Du ein Dummkops bist!"
Und ist e nicht eine seltsame und ganz
unbegreifliche Fügung des Schicksal, daß
von diesem Tage an da Leben Bibi'
einen großartigen Aufstieg nahm? Mar
got brachte ihn durch ihre Beziehungen in
einem Ministerium unter. Ich weiß nicht
genau, ob er e bi zum Minister gebrach!
hat. bestimmt aber weih ich, daß Pierre
Belliot eine sehr schöne Karriere machte,
in eiii paar Jahren eint reizende Villa in
der Rue de Belle Feuille besaß und die
große Ehre genoß, den ersten Sohn der
Marquise de V. au der Taufe heben $ü
dürfen. "
Ter Stümper. Giuseppe Verdi wer
von den Ansangen seiner musikalischen
Laufbahn an in Italien sehr populär.
Al er eine Abend, begleitet von einigen
Freunden, nach Hause kam. hörten sie aus
einer Straße von Neapel wohlbekannte
Melodien erschallen. Ein Bettler spielte
mit unglaublicher, aber falsch klingender
Begeisterung die berühmte Weise: .Ach,
wie so trügerisch sind Weiberherzen..."
Verd! näherte sich diesem Anhänger seiner
Opern, nahm ihm kurzerhand die Geige
au der Hand und spielte im Erstaunen
der Freunde und der inzwischen angesam
melten Menge seine Melodie selber mit
der ihm eigenen Meisterschast vor. Als
er geendigt hatte, drückte er dem Lazarone
in Sllberstück in die Hand nd der-
schwand unbemerkt mit seinen Freunden.
AU nun oie rxreunoe ven gleichen Weg
zurückkehrten, fanden sie den Bettler noch
immer an seinem Platze vor; er schien sich
alle erdenkliche Mühe zu geben, an seinem
Instrument irgendein auszubessern.
All ihn nun einer der Freunde fragte,
wa er eigentlich da thue, schrie ihm der
erbitterje Tonkünstler in, Gesicht: .Da
kommt irgend so ein Phantast de Weg,
der glaubt. ,twa von Musik zu verstehen
und anderen Leuten Untericht geben u
können . . . Und nachher hat man stunden
lang ,u arbeiten, bi man da Instrument
wieder in die richtige Stimmung zurück
gebracht hat...'
König Wilhelm !. nahm e sehr
übel, wenn in der Kirche statt Unser
Vater die Iutkensche Form .Vater unser'
deutschen Kaiser.
Das ßoetscsaus
Tu ball ttl 3uarntMfll genoss?.
Un g:njf er geu tut i'.nt.'i Ins.
lln irnrMM iöch nrt ant iJ f.ftlirr&i
li't Staiisiuit, u'l tti ?.illfrtj6n0l.
?o utal ei .rot, bild tri c uülc
t )rfft Äc!ch uff ttDr Hai,
Iffrrffl (III bt tet gequirar
I'f in tt'fi fffr. I Mffi ti fr!.
Tcnn iitfuie neu teni iant
Xf Ximnil tu Ounnrtl Juhr iifl mOt.
.Da Hau war indessen fertia aewor-
'den und zwar in ziemlich kurzer Zeit, weil
alle wohl lloeriegt, doroereilek uns für
die nöthige Geldsumme gesorgt war. Wir
fanden un nun alle wieder versammelt
und süklten uns bebaalied: denn ein woUl-
lauaedackitkk Nlan. wenn er ausaesübrt da-
silyt. laßt alle eigenen, was oie Mliiei.
um zu diesem Zweck zu gelangen, unbe
quemeS mögen gehabt haben. Da Haus
iwar kür eine Vrivatwodnuna aeräumia
genug, durchau hell und heiter, die Treppe
frei, die Porjalc lustig, und jene Aus,chl
uoer oie iLarien aus menreren cunern
beauem zu aenieken. Der innere Ausbau
!und wa zur Vollendung und Zierde ge-
r,ort, warb nach uno naen vouvracyt, uo
diente zugleich zur Beschäftigung und zur
Unterhaltung." .
Missioilcii-
Eröschatt.
Au Württemberg wird geschrieben:
Unter dem Schlagwort der .Napp'schen
Millionenerbschaft" geht seit Mensche:,,
altern in Tüddcutschland ein Phantom
um, da sich von Zeit zu Zeit de.i Men
schen zeigt und in Tausensen die frohesti n
Hoffnungen erweckt. Es rennt sich Die
Rapp'sche Millionenerbschaft'. So oft cs
sich auch schon al trügerisch erwiesen sat.
c kommt immer und immer wieder, wie
die spanischen Schatzgräber, die trotz cller
Auflläkungen durch die Presse und die
Behörden doch stets wieder ihr Publikum
finden bei denen, die nicht alle werden.
Erst vor etlichen Wochen hat in Ludwigs
bürg eine Versammlung von Jutcr'ssenten
stattgefunden, die von über taufend Erb
anwärtern besucht war. Es wurde be
schlössen, erneut nach dem Erbe Ausschau
zu halten und den wahren Thatbestand zu
ermitteln. Mit der Ermittlung ist ein
G'öppinger Notar beauftragt worden. Vor
wenigen Tagen hat neuerdings eine Jn
teressenten-Verfammlung in Göppingen
stattgefunden, wobei Kopf für Kopf 5
Mark auf den Altar seiner Millionenerb
schaftshosfnungen einlegte in der Erwar,
tuiig, daß durch ein solche .bewußte und
gewallte Zusammenwirken" da Phantom
endlich , erhascht, gestellt und ausgebeutet
werden könne,
In zahlreichen Familien, die weder den
Namen Rapp tragen, noch in ihrer männ
lichen oder weiblichen Linie den Namen
Rapp nachweisen können, vererbt sich von
Geschlecht. ,u Geschlecht der Glaube, daß
sie einmal noch sehr reich würden, wenn
erst einmal die Rapp'sche Erbschast geho
ben' wäre, auf die sie Anwartschaft hüt
ten. Taucht dann irgendwo einmal die
Kunde auf, daß sich wieder Jemand ange
schickt habe, da Erbe zu .heben", dann
lodern die latenten Hofsnungen der Jnter
essenten zu hellen Flammen auf und die
Opseiwilligleit kennt keine Grenzen mehr
Al Erblasser wird ein gewisser Georg
Rapp angesehen, der im Jahre 1757 in
der Göppinger Gegend geboren wurde,
1803 oder 1304 nach Ameria auswa,,.
derte und dort die Gesellschaft der .Har
moniften" gründete, die nicht heirathen
durften und aus da .tausendjährige
Reich' warteten. Da Vermögen dieser
von Rapp gegründeten Gesellschaft soll auf
viele Millionen angewachsen fein, und olle
wirklichen und vermeintlichen Verwandten
Rapp' betrachten sich als erbberechtigt.
Da Rapp selbst keine direkte Nachkommen,
schaft hat, so muß da verwandtschaftliche
Band schon auf sehr alten Taufbuchblät
tern nachgesucht werden. Aber Kosten und
Mühen für die Anfertigung von Starnnv
bäumen werden nicht gescheut.. Wie steht
ei nun aber in Wirklichkeit um Rapp und
sein Erbe. Der Göppinger Hohenstau
sen" veröffentlicht zur Zeit Zuschriften
und Aktenstücke, die ihm au Amerika zu-
gegangen sind. Aus diesen geht hervor,
in seiner jekigcn Hcstatt.
Hub so wie e der ernste und strenge
.Herr Rath' gerichtet, so ist da Hau noch
heute erhalten; so war et. al es Goeth
verließ und nach Leipzig zog unzusrie
den mit sich und der Vaterstadt -
wie mir meine alten Mauern und
Thürme nach und nach verleideten, so miß
fiel mir auch die Versassung der Stadt;
Alle, was mir sonst so ehrwürdig vorkam.
erschien mir in verschobenen Bildern. Al
jUn.se! de Schultheißen waren mir i:
heimlichen Oiebrechfn einer solchen fflepii
jblil nicht unbekannt geblieben, um so we
!nigcr, als Binder ein ganz eigene Histau
lnci fühlen und zu emsigen Untersuchungen
angereizt werden, sobald ihnen Etwa,
das sie bisber unbedingt verehrt, einiger
maßen verdächtig wird,"
Goethe hat für Frankfurt r.ie wieder di,
frühere Liebe empfunden:
?.ft fxiWt tinm (orMice nie brriffe,
t r, fx loiiit nch elckikll,
lltf niilrr rniil!iirl ,,, nnlfr
U,I iH9st4 Nl turn uff lUljk Zkll
ev? nraiw tnnn '4 k'riA bfflrfüf,
?f9 ( rnrr ttt In Wililol r.iflr:
od) brjiit bec dri ff ttaiiioii belfi,
äinnn ich d ixiol'u.ing Äoedhk tvSc
daß die .Harmonisten" überhaupt nie so
reiit, waren, wie behouptet wurde, daß sie
nur etwa ,'1000 Acker Land bei Economn l
und zerstreute kleinere 'Besitzungen in -Pennsnlvanien
hatten, aus denen 1,250,
0 Tollars Hnpothekenschulden ruhten.
Tie Gesellschaft, die sich inzwischen aus
gelöst hat. zählte im Jahre 1903 noch vier
Mitglieder, die den Erlös unter sich ver
theilten. Verschiedene, bis in die höchsten
Instanzen durchgeführte Prozesse waren i
erfolglos und führten zur Klageabwei j,
sung. Nach einem sehr ausführlich be
gründeten Urtheil haben die Erben de
Rapp keinen Anspruch auf da Gesell
fchastSoermögen, weil au zahlreichen,
stets wieder erneuerten und beglaubigten
Verträgen bervorgeht, daß das vorhan
dene Vermögen der Gesellschaft gehört
und daß kein Mitglied einen Eonderan
spruch erheben kann, wie denn auch alle
Mitglieder aus den Anspruch verzichtet
haben, daß da, wa sie für die Gesell
schaft geleistet haben, wieder in' Privat
eigenthum zurückgehe. AS dieser :in
wandfrei festgestellten Rechtslage sollte sich
eigentlich jeder Interessent überzeugen tön
nen, daß eine Erbanivartschaft nirgend
besteht, und daß e gerathen wäre, die
Hoffnungen auf da Rapp'sche Millionen
erbe zu Grabe zu tragen. Aber Hofsnun
gen trägt kein Mensch gerne zu Grabe,
und so wird auch daS Phantom dieser
Millionenerbschaft weiterleben.
Wunderliche Haerkel Spende.
Von den vielen Gaben und Glückwün
schen, die Ernst Haeckel zum 80. Geburt,
tag dargebracht wurden, war gewiß eine
auch für Haeckel selbst eine Ueberraschung.
Der Herausgeber de .Wahr. Blätter für
Wissend.Religiöse'. Professor, Dörfler in
Jglau, hat nämlich zum Dank für die gei
stigen Anregungen, die er durch Haeckel er
fahren hat. einen Teil seine Körper nac?
seinem Tode dem phylogenelischen Mu V
seuni vermacht! Ein Auge, da kranke
Herz, da Gehirn und andere" meint der
Testator dem Museum noch vermachen zu
dürfen, da er sich Über die Aufstellung
seiner Aschenurne bereit mit seiner Bater
stadt Jglau verständigt habe und nicht ss
vermögend sei, um sich an der Haeckel
Stiftung finanziell beteiligen zu können.
Doppelter Gewinn.
Ein schäbig aussehender Mann trat mit
ausgestreckter Hand auf einen wohlheben
den Geschäftsmann zu:
.Ich wette einen Dollar, Qstt kennen
mich nicht mehr."
.Sie habe gewonnen , entgegnete rasch
der Geschäftsmann. .Hier ist Ihr Dollar.
machen Sie, daß Sie fortkommen!
Moskau bedeckt ein Areal von mehr
als 100 Quadratkilometer.
Orari verarbeitet jährlich zwei Mil
lionen Kilogramm' Zwergpalmenblätter.
Ein Psund von dem Gifte der Vak.
teilen de Wundstankrampsk könnt.
14000 Mensen todten.
A