Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 07, 1914, Image 2

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    Tägliche Cmaüa XtiSune.
'
fainauHkiscb end UcicfcU
,ftorisch Ekizz, von ZlrKir- kirhlrr.
Vor frn Galgen aus dem Neuen
Markte zu Berlin gab e einen Auf
lauf.
Fischweiber. Marktgsskllen. Sin
fckSleukk und Soffknbb,n liefen zu
Kimmen; in juiiqcnfekiiger . 2!ann
mang uf den ersten Absatz dkt 5e
rüste lind las einen Anschlag, der
heimlich in der flacht, onsebeftet wor
den war.
C war unter, der Negikrunz
Friedrich "Wilhelms I.. dkS preus'.i.
sch?n oldatenkonigZ. der viel unter
seinem Volk zu sehen war.
Xic Zuschauer belachten lustig, roa
der Kerl da oben im Tone eines
Ssfchreier t-orKis:
.Messiear Eamarave,! Tie ihr
lrei; von Meriten noch von Geburt
Nälk seid, ihr Schuhputzer und flut
schenbespringer seid zu Tiqmiäten er
lzobeni Nehmet euch ein örempel,
wenn ihr nicht wollt eine fröhliche
Nachfolge an diesem Galgen haben.
'New Klima in der Welt ist glücklicher
für Schwammdrücker und großer
Herren Lakaien als unser Land, da
der wird hier auch so sauber regiert.
Berlin und Köln sind rechte und
komplette Fabriken von Jvioten.'
Nach jedem Eatze gab ei ein lautes
Weifalls?eschrei. Tie Menge amü.
Zierte sich köstlich.
Auf einmal ertönte der Ruf:
j Der König kommt!'
i' li dauerte nur wenige Sekunden,
so waren Gassen und Markt leer.
Alle kratzten aus; denn keiner
tvollte Friedrich Wilhelms Blick zu
xakekommen
, Sie wussten es: Seine Majestät
ritt in diesen Tagen eifriger als sonst
durch seine Haupzstadt. inspizierte kri
tischer als je das Leben der Bürger.
Friedrich Wilhelm war ärgerlich.
Qi war wenige Tage, nachdem
August der Starke, der verschwenden'
sck König von Polen und Kurfürst
von Sachsen, , mit seinem Troß
Lisite in Berlin und Potsdam ge
mackt hatte.
' Mit gerechtem Unwillen sah der
sparsame Soldotenkönig, daß feine
Bürgersleute, die zu Einfachtzeit und
Arbeitsamkeit zu erziehen er immer
besterbt war, sich durch das Beispiel
der sächsischen Hofleute zu Luius und
Verschwenderei verleiten ließen.
Und er blickte mit feinen scharfen
Augen überall umher, um alle Uniu
gendeu, die er für Verbrechen hielt,
wieder auszutreiben. 5
Er saß in seiner gewöhnlichen ein
fachen Oberstenuniform zu Pferde,
im blauen, langen Rocke über der ein
fachen leinenen Hose und der weißen,
mit vielen kleinen Knöpfen versehenen
Weste. Ein ' brauner Dreispitz saß
auf der kleinen Perücke, bon der ein
dünner Haarzopf auf den Rücken hin
ab baumelte.'
Aber wie schgrf auch Seine Maje
stät herumblickte, und lüie schnell er
uch die Straßen durcheilte: alle, die
j ine strengen Gebote der Einfachheit
i Kleidung und Perü'e - übertreten
hatten, waren in , den Häusern der
schwunden, als er näherkam.
Wer om Morgen auf der Straße
lief, den hielt er ohne weiteres füc
einen Faulenzer und Bummler.
Heimlich schauten alle hinter Blu
menstöcken und Gardinen hervor, bis
der strenge Herr an der Ecke ver
schwunden war.
In einem kleinen Häuschen an der
Stralsuer Gasse wohnte im Erdge
schoß der ehemalige Königliche Tape
tentleber Robert Rohland mit seiner
jungen Frau.
Er hatte unter des verstorbenen
Königs Majestät unter Friedrich
I. bei Hofe eine überreichlich be
zahlte Stellung innegehabt, ohne
irgendwelche Arbeitsverpflichtung.
AIS Friedrich Wilhelm am Tage
nach seiner Thronbesteigung mit ener
gischem Strich den Etat seines Hofes
vereinfachte, und drei Viertel oller
Ausgaben damit sparte, hatte er ge
sagt:
.Königliche Tapetenkleöer . brauche
ich nicht; die alten Tapeten hängen
noch zehn Jahre."
' Und der an viel Einnahmen und
keine Arbeit gewöhnte Monsieur Roh
land lebte nun von dem während der
fetten Zeit angesammelten Gelde ohne
Beschäftigung.
Es war ein kleiner, blasser Mann
mit kurzem, schwarzem Haar und
Schnurrbart, stechenden Augen und
einem eingebildeten Gang, als fei er
König August des Starken fürnch
mi: Tanzmeister.
Er horte nicht auf die Bitien fei
ner jungen, hübschen Urnu, die ihn zu
Einfachheit und Arbeitsamkeit zurück
führen wollte und ihn mehr als zehn
mal des TaaeS mit sanftem Tone auf
das Beispiel deö Londesvaiers aus
merksam machte.
Jetzt faß er. gekleidet wie ein
Stutzer, in Samt und in einem bim
ten Seidenrock vor dem Spiegel,
drehte und puderte sein Schnurrbärt
chen und setzte seine grshe Perücke
im; et triebet auf und 6, weil sie
jhz, noch nicht zu Gesicht stand.
.Friedrich Wilhelm ist überhaupt
krm Fürst", sagte er schnarrend und
mit riesenhafter Ueberhebung.
'So' was ist er denn?" fragte
hie Frau, die cm Fenster stand und
,u:ci!;JoW für Miassca zu
iW
Ter'Mann drehte sich schnell zu ihr
herum und rief ärgerlich:
.Ei Knauser ist er. ein Pfennig
Held, (in kricklicher Mann geiliger
wie e:n Bürger, aber kein Fürst!
Will ihm die Wahrheit sagen, wen
ich ih nur träfe! Ader gröber
noch, nl er ti selbst tut."
.Die Frau, welche wußte, daß ihm
der Saä.seisst besser Gefiel, saztk
kurz:
.August der Starke wird noch hier
in Berlin Geld borgen!"
.H.,ba. in Dresden geht ti hoch
her! Jeder Bürger darf leben wie
ein Graf! Alle haben Geld! Alle
sm& vergnü'at! Hier in Berlin?
Knausmvirlfchaft! Geldbeutel zu!
Geldbeutel zu; heißt es immer. Und
der Friedrich Wilhelm läßt einen
Eichenschrant nach dem andern anier
tiaen. cllico er seine Sildertaler ein
pökelt!"
Er spuckte in die Stube, um seine
Mißachkunq noch deutlicher auizn
drucken.
Unterdessen hatte er doch seine Stut
zertoilette fertiggestellt: die engen
Hosen saßen, di: Zchuhlchnallen
blinkten, der Seidenrock fiel ohne
Falten.
Er tänzelte zur Tür hinaus, und
die Frau, sah ihn mit eitlen Schritten
die Straße hinabstolzieren ; er wollte
seine neue, kokette Kleidung sehen
lassen.
Sie ging wieder an das Fenster
und wusch in zwei sehr sauberen Ge
säßen ihr Hammelfleisch und ihren
Weißkohl. Aber die hellen Tränen
fielen auf daS Fensterbrett.
Sie, h.itte ihren Mann so lieb ge
habt, und jetzt sah sie voraus, daß er
der Verarmung und Zügellosigkeit
anheimfallen mußte. .
Da fiel ein breiter Sazatten auf
ihre Hände. Sie sah auf.
Troußen. ganz nahe am Fenster,
hielt ein Reiter: er sprang vom
Pferde, faßte mit der Linken den
Zügel, während er sich, tief bückend,
mit der Rechten einen der vielen Ga
mafchenknöpfe wieder verneste'te, der
aus seiner Oeffnung geschlüpft war.
Es mußte ein genauer Herr sein,
der wegen einer so geringfügigen Un
ordnung an seiner Montur vom
Pferde flieg.
Sie wischte sich die Tränen von
den Augen und hielt ihre kleine, zier
lichr Hand gegen die blendende
Sonne.
Sie sah in ihrer blitzsauberen Klei
dung aus bellem Potsdamer Kattun
ungemein nett aus.
Jetzt fuhr ein Schreck" über ihr Ge
sicht-'sie hatte den fremden Reiter er
sannt. ' " ;
Der Köng!"
Im .nächsten Augenblick klopfte er
schon mit dem Knäufe des Degens an
die Scheibe. , .
Schnell öffnete Frau Rohland.
.Warum weint Sie, junge Frau?"
fragte der Fürst. '
Sie sah chm voll in das Gesicht,
antworte- aber nicht.
Friedrich Wilhelm blickte ihr scharf
in 'die ASgen; die hübsche, mit einer
echten Hausarbeit beschäftigte Frau
gefiel ihm';' -
Er band schnell sein Pferd ans
Türgewände, schritt sporenklirrend
iib'.r den Ziegelboden der Hausflur
und trat in das Zimmer.
Tie junge Frau hatte indessen den
sauberen, zwischen den Fenstern sie
fanden hölzernen Lehnstuhl nochmals
abgewischt.
Es war in ganz Berlin bekannt,
daß Friedrich, Wilhelm es gern sah,
wenn für seinen etwaigen Besuch in
jedem Bürgerhaus eh einfacher
Holz stuhl bereitstand.
, Das Ehepaar hatte darum manch
einen Worttrieg ausgefochten, aber
die junge Frau hatte ihn doch nicht
weggetrugen.
Run faß der König darauf, legte
seinen braunen Filzhut auf das Jen
sterbreit und schaute sich im Zimmer
um.
.Es ist alles sauber bei Ihr! Wie
heißt Sie?" - -
.Margot Rohland."
.Hm. Rohland! Ist Ihr Mann
der da?"
Und er machte mit zwei Fingern
der behandschuhten Rechten den steif
beinigen Gang auf dem Tische nach.
Die junge Frau lächelte.
.Er ist es." -
.Königliche Topetenkleber kann ich
nicht brauchen. Man sagt mir, Ihr
Mann arbeite nichts?"
.Es ist richtig, Majestät."
.Faulpelz! Soll fleißig fein und
nicht wie ein Reiher umherstolzieren.
Werde ihn suchen und nach Hause
bringen!"
Frau Rohland erschrak; sie zupfte
verlegen an der Schürze und dachte,
deß ü ihrem Mann doch schlimm er
gehen würde, wenn er versuchte, mit
dem König grob zu reden.
Friedrich Wilhelm sah, daß sie die
blonden, breiten Zöpfe fest um den
zierlichen Kopf geschlungen trug; da
gefiel sie ihm immer mehr; es galt
bei ihm nicht für sauber, bei Küchen
arbeiten das Haar herabfallen zu
lassen.
: Er wendete sich ein wenig noch der
Seite und blickte in die Schüsseln, die
auf dem Tische standen.
,WaS kocht Sie da?" ,
.Hammelfleisch und Weißkohl."
.Hm, habe ich noch nicht geg'ssen.
5ka::n Sie mich wohl zum Mittag
i ;' cn einladen!
Die junge Frau wurde glühendrot;
el war eine große Auszeichnung,
den Monarchen bewirtet zu haben;
und wenn sie zuteil wurde, der tvar
sioU darauf sein Leben lang.
Aber sie wußte auch, daß er ein
strenger Kritiker war.
Sie sagte:
.Diese hohe Ehre weiß ich zu
schätzen.
.Wann ist Sie fertig mit dem
da?" fragte der König, roch an dem
frischen Kraut und stand ?n wenig
schwerfällig auf: er neigte auch in
diesem Lebensalier schon zu Leibes'
fülle und hielt das Reiten für das
beste Mittel dagegen.
.In zwei Stunden. Majestät, ist
das Mittagsmahl bereit.'
Er reichte ihr die Hand.
.Ich werde noch etwa? weiterreiten.
in zwei Stunden bin ich hier. Und
wenn ich unterwegs ihren Herrn
Rohland treffe, werde ich ihn mit
dringen."
Die junge Frau verneigte sich tief.
.Hcjknickse sollen Bürgersleute
nicht vor mir machen." sagte der
scharf beobachtende König und ging
hinaus.
Bor dem Hause entstand ein Ge
tümmel. Alle herbeigekommenen Wei
der. Kinder und Männer entflohen
eilend.
.DaS Jaulenzerpack kann feinem
König nicht in die Augen sehen,"
murmelte Friedrich Wilhelm und
trabte ab.
Die junge Frau riegelt schnell ihre
Tür zu; sie wußte, daß in den nach
sten Augenblicken die Nachbarschaft
herbeilaufen würde, sie zu fragen,
was der König gewollt und gesagt
habe; und sie mochte nicht ausplau
dern.
Sie eilte in die Küche, schürte das
Feuer zu Heller Glut, setzte ihre sau
bersten Töpfe auf den Herd, suchte ihr
bestes Linnen zusammen. Immer
wieder griff sie sich an den Kopf.
Einen König zu Tische! Einen
König zu Tische!"
ES war nun nicht das erstemal,
daß der Soldatenkönig bei einfachen
Leuien aß sie hatte im Berliner
Trompeter mehrfach daoon gelesen
aber ein wenig heiß wurde es ihr
doch bei dem Gedanken, i
Sie lief hin und her und suchte, ob
nicht irgendwo eine kleine Spinnwebe
zu finden wäre umsonst, eö war
überall alles sauber.
.Friedrich Wilhelm kommt nie eine
Minute zu spät. Ach. wie wird es
ablaufen, wenn Robert dazukcmmr",
dachte sie. .Zwar, das Grobfein
wird ihm vergehen aber der König
wird ihn vielleicht' und sie fuhr
mit der Hand durch die Luft.
.Pünktlich, zwei Stunden spät:?,
höne sie Hufschläge an der Tür; sie
eilte aus der Küche herbei.
Da stand Friedrich Wilhelm schon
in der Hausflur.
Behend riegelte sie ihlk Tür auf.
Majestät zogen die Handschuhe
aus, ließen sich Reitpeitsche und Hut
abnehmen und setzten sich ungeniert
an den Tisch, den die junge F:a
unterdessen ein wenig vom Fenster ab
in die Zimmermitte gestellt hatte.
Bald dampfte in einer lauberen
Schüssel das duftende Gericht auf
dem weißen Tischlaken.
Die junge Wirtin wollte ehrrerbie
tigst hinter dem Stuhl des Königs
ftehenbleiben; aber der fürstliche Gast
sagte kurz:
.Mitessen!'
Sie setzte sich schüchtern ihm gegen
über.
Der König sprach, die Hände fal
tend, ein stummes Tischgebet und
legte dann der jungen Frau vor. alö
sei er selbst der Hausvater.
Es schmeckte ihm prächtig.
.Viel besser, als all der gebratene
Firlefanz bei mir!"
Die glückliche Köchin strahlte in
ihrer Würde.
Der immer auf Erwerbung prakti
scher Kenntnisse bedachte Fürst fragte:
.Was kostet Ihr das Gericht?"
Frau Rohland rechnete es ihm vor:
.Fünf Dreier das Fleisch, einen
Dreier der Kohl, einen Dreier daS
Kochfeuer.
,Na, und die Würze, Pfeffer und
Salz ist auch dabei?"
.Macht im ganzen acht Dreier,
Majestät."
.Hm, ich will sehen, was mir mein
Schlingel von Koch dafür rechnet."
. Die junge Frau konnte ganz zu
frieden sein; sie sah, wie der König
auch den letzten Rest aus der Schüssel
holte und von seinem Teller aß.
.Sie ist eine ganz ausgezeichnete
Köchin, und ich werde Ihr den Lohn
verschaffen, den Sie verdient."
Er holte einen blinkenden Dukaten
heraus, legte ihn auf den Tisch und
stand auf.
In demselben Augenblick trat Mei
ster Rohland herein.
Die Leute draußen hatten ihm
wohl von dem fürstlichen Besuch sei'
ner Frau erzählt, aber er hatte es
nicht geglaubt.
Er stand nur einen Moment dem
strengen Blick des Fürsten gegenüber;
aber schon wurde der zierliche Tanz
meister zu einem schlotternden Wicht
und war weit entfernt davon, mit
Grobheit aufzutrumpfen.
.Hör' Er. Monsieur, Er hat da
eine vorzügliche Hausfrau",' fuhr ihn
der Könia an, und als er den stutzer
haft aufgeputzten Mann sah, ergeiff
ihn die fliegende Hitze; r faßte nach
iü Reitgerte, aber ehe er sie kebrau
chen konnte, war Rohland zur Tür
hinaus und lief ta lächerlichen
Sprüngen die' Straß hinab.
.Hundsfott, elendiger," sagte der
König, reichte seiner Kostgeberin
nochmals die Hand, ging hinaus, stieg
uf sein Pferd und galoppierte dem
Flüchtling nach.
Die Jagd ging durch mehrere
2!raßen. Bald lief eine Menge
Bolk nach, ober alle hielten sich in
ungefährlicher Entfernung; sie woll
ten nur sehen, was der Konig mit
dem Ausreißer ansangen würde.
Der in größte Angst geratene Held
lief immer weiter. Ali der fürstlich?
Verfolger naht herangekommen war,
flüchtete er in sinnloser Angst in ein
Haus und stürzte die Hokztreppe hin
auf.
Der König hatte es gesehen, sprang
ab und keuchte ihm nach. Er hörte
auf dem höchsten Boden die verhallen
den Schritte.
Friedrich Wilhelm, dem zur Besse
rung seiner Landeskinder nie eine
Mühe zu groß wor, ging, ihn zu
suchen.
Er kam aus den Heuboden und
vermutete mit Recht, daß der Kerl in
daS Heu gekrochen sei.
Er nahm eine dünne Stange aus
der Ecke und stach damit in die
Halme.
E dauerte lange, ehe er ihn fand,
aber endlich erreichte er seinen Zweck
doch.
Der Fuchs geht immer nur selbst
in die Falle", sagte der König und
rief dann, scharf befehlend:
.Rauskommen! ' Redestehen!"
Da kroch der Jammermensch her
vor; die Perücke war zerzaust, das
seidene Habit zerknittert und voller
Heuhalmr.
Friedrich Wilhelm packte ihn beim
Kragen und donnerte ihn an:
.Waö ist Er?"
.Tanzmeister', log der Geängstigte.
.Mach' Er mir keinen Wind und
blauen Dunst vor! Aber wenn Er
sich selbst für einen Tanzmeisier halt,
soll Er mir sogleich eine Sarabande
rortanzen!"
Er ließ den Gefangenen nicht los,
bis sie unken auf der Straße ange
kommen waren.
Tie versammelten Reuaieriaen
wichen von der Tür.
Sarabande!" befahl der König.
Aber der Königliche Herr Tapeten
kleb hatte noch nie in seinem Leben
einen solchen Tanz ausgeführt und
stand jämmerlich da.
.Tanz' Er!" rief der König scharf
und hob die Reitpeitsche.
Da sprang der Kerl um sein Le
den.
Es sah elend genug aus.
Tie Zuschauer lachten über die
engen Seidenhöschen, die geplatzt
waren, und über die schief herunter
hängende Perücke.
Aber der König erlöste ihn noch
nicht sogleich.
.Schneller, schneller! rief er und
zog ihm einige feste Hieve über.
.Stillstehen! kommandierte , er
dann.
.Er ist ein vermaledeiter Lügenheld
und Heuhüpfer! Drei Wocher. Dreck
karren an der Petrikirche!"
Es war unterdessen m Polizist
herbeigekommen, der den merkwürd!
gen Tänzer festnahm.
Dann stieg der König wieder auf
sein Pferd und ritt weiter.
Die ivnge Frau erfuhr bald von
den Zuschauern, was mit ihrem
Mann geschehen war.
Als der König in das Schloß kam.
schlug er mit der Reitpeitsche auf den
Tisch.
.Koch soll kommen!"
Der weißgekleidete Küchenchef war
bald da.
Morgen mach' Er , Hammelfleisch
mit Weißkohl; aber leg' !r die Rech
nung dazu!"
Der Koch verbeugte sich, die Mütze
ziehend, und ging kopfschüttelnd weg.
Xai war kein komglkchei Geruht!
Friedrich Wilhelm war am anderen
Tage nicht zufrieden mit seiner Koch
kunst und noch weniger mit der Rech
nung.
Schmeckt abscheulich und hier!
Drei Taler für den Kohl? Bezahle
ich nicht! Ich will Ihn bedreitalern!
Acht Groschen kostet Hammelfleisch
und Weißkohl sur zwei Personen.
Und da Er e! nicht zubereiten kann,
geh' Er zur Frau Rohland in der
Stralauer Straße und laß' Er es
sich's vorkochen! Abmarschieren!"
Es blieb so, wie der König befoh
len hatte.
Monsieur Tanzmaitre mußte drei
Wochen Dreck karren, war aber durch
diese Kur für immer von seinem
stutzerhaften Gelüste geheilt.
Als er nach Hause kam, fand er
seine Frau nicht mehr. Der König
hatte ihr eine Speisewirschaft für
seine Schloßofsiziere an der Stech
bahn eingerichtet, und er ließ sich sehr
oft berichten, ob der Mann auch fei
ner Frau bei der Arbeit tüchtig an
die Hand ginge.
Der Frieden und die Ruhe war
durch des Königt Erziehung bei dem
Paare eingezogen.
Als August der Starke, an reicher
Tafel zu Warschau sitzend, von seinen
Zuträgern die Affäre erfuhr, logte
er:
.Halten wir uns den Potsdamer
Vetter Korporal vom Halse. Er ge
wöhnt uns sonst auch wohl noch die
gebratenen Schnepfen und den To
kaie'r ab."
VerjilZikrLZZz erfreut.
CkiM von sslemmil'g lgrecii'Vsting.
Der Großkaufmann Birck interes
sierte sich außerordentlich für Ge
ma.de und alte Möbel. Er sammelte
beide, leidenschaftlich. Aber da seine
Einnahmen begrenzt waren und feine
Fünf Zimmer Wohnung enich
kein unbegrenzte Anzahl von Modeln
und Kunstwerken aufnehmen konnte,
weil sie ja doch in erster Linie ihn
selbst, seine ' Frau, seinen kleinen
Jungen und sein langbeinige russi
jcheS Windspiel beherbergen sollte, so
konnte er nur dann fortwährend Reu
Werbungen von Antiquitäten, und
Kunsthändlern in sein Hau bringen,
wenn er gleichzeitig andere Gemälde
und Möbel veräußerte, deren Größe
und Wert, den neuerworbenen uncje
fähr entsprach.
Infolgedessen waren Birckö Zim
mer allmählich zum Schauplatz eineö
unaufhörlichen Ein und .Ausziehe
von Möbel, Bildern und Porzella
neu geworden. Wischte Frau Birck
am Bormittag Staub auf den Mö
beln de Kabinetts u In Louis XIV.,
so konnte eö passieren, daß sie das
Kadinett am Nachmittag im Empire
fiil wiedersand. Und halte sie sich den
einen Tag über das hübsche alle Ge
mälde in der Wohnstube gefreut, so
wor durchaus nicht im Wege, daß sie
am nächsten Tage einen ausgezeichne
ten Kupferstich an oemselben Platz
hängen sah. Immer wieder sagte sie
ihrem Mann, die Wohnung werde
einem auf die Weise ganz unheimlich,
und sie würden nie mit ihren Stuben
vertraut werden, wenn diese an einem
Tage so, am folgenden so aussähen.
Ader er schüttelte bloß den Kopf
und am nächsten Tage tauschte er das
Sofa im Wohnzimmer gegen zwei
Lehnftühle aus.
So lagen die Dinge, alö der Grrß
kaufmann Birck eines Tages nach
dem Mittagessen seinen Kaffee trank,
zusammen mit seinem Söhnchen, das
orei Jahre alt war und Peter hieß.
Bor dem Ofen lag daS langbeinige
Windspiel, da zwei Jahre zählte
und Prinz" benamst war.
Birck sah heute ziemlich geisleöab
wesend ouS.
Sollen wir Prinz nicht loszuwer
den suchen, Mütterchen? Er nimmt
so viel Platz ein!" sagte er zu seiner
Frau, die soeben eingetreten war.
Fruu Birck betrachtete stumm ihren
Mann, der offenbar sehr redselig
war; denn ruhig und freimütig fuhr
er fort:
,nd außerdem habe ich mich in eine
Bulldogge verliebt, ein prachtvolles
englisches Zier, verstehst Du! Die
hätte ,ch im Grunde viel lieber als
Prinz."
Hier hielt Birck inne. Denn seine
Flau warf ihm einen vernichienden
Blick zu und erwiderte:
Ich will Dir waö sagen, mein
Freund! So lange Du hier aus
unserer Wohnung einen Tröoierladen
machst, muß ich mich darein finden.
Aber Prinz mit einem garstigen Ko
ter zu vertauschen Prinz, der uns
so lieb geworden ist nein!'
Und damit hob sich Frau Birck,
leerte ihre Kaffeetasse und verließ mit
würdigen Schritten daS Zimmer. Ihr
Mann sah ihr verblüfft nach und
wagte das Thema nicht wieder zu be
rühren. Aber der Wunsch, die Bull
dogge zu besitzen, war immer noch bei
ihm vorhanden. Und eine! Bormit
tags, alö er wußte, daß seine Frau
mit dem Jungen einen Spaziergang
machte, nahm er all seinen Mut zu
sammen, ging nach Hause, holte
Prinz und schien kurz darauf bei
dem hundeverkaufenden Tierarzt;
dieser überließ ihm gegen einen Bar
betrag eine, grimmige englische Bull
dogge für einen schlanken russischen
Windhund.
Als der Handel in Ordnung wor.
regte sich bei dem Großkaufmann doch
eine, gewisse Besorgnis, wie Madame
sich zu dem neuen Hund stellen werde.
Ab er beruhigte sich dabei, daß der
Tausch abgemachte Sache war und
sie sich deshalb wohl damit abfinden
mußte. Er ahnte nicht, daß Frau
Birck auf ihrem Spaziergang mit
Peter zufällig- in der Nähe war und
ihn mit der Bulldogge zurückwandern
sah, und daß sie sich vornahm, ihm
zur Entschädigung auch einen kleinen
Gefallen zu erweisen. Denn Prinz
wollte sie unter allen Umständen wie
der haben.
Als Birck am Nachmittag nach
Hause kam. empfing seine Frau ihn
und den Hund im Wohnzimmer. Sie
lächelte ihm freundlich zu, streichelte
die Bulldogge und nannte sie ihren
süßen Prinz. Birck sah sie verdutzt
an. Aber als sie fortfuhr, die Bull,
dogge zu behandeln, als ob es das
Windspiel wäre, da lachte Birck in
nerlich und meinte für sich: Wenn
es Dir Spraß macht, bitte schön!
Dann bleiben mir alle Ungelegenhei
ten erspart. Worauf sich das Ehe
paar zu Tisch setzte, während die
Bulldogge in Prinzens Korb hinein
kommandiert wurde.
..Wo ist Peter?" fragte Herr Birck.
.Anna bringt ihn jetzt!" erwiderte
seine Fau sanft wie ein Engel.
Und da kam das Dienstmädchen
schon mit dem Jungen. Aber aus
dem Jungen, der vorher ein blond
lockiger kleiner Knabe gewesen, war
ein rothaariges kleine Mädchen ge
worden.
Herr Birck machte aroke Äuaen.
Doch ehe er noch Zeit fand zu festen,
sagte seine Frau zu dem rothaarige
kleinen Wesen:
.Na. Peterchen, heute aibtl Eier
kuchen. Freust Du Dich?" Und
dann band sie dem kleinen Mädchen
ein Lätzchen vor.
.Hm!" sagte Birck. Er wußte
nicht, solle er lachen oder böse wnden.
Lange aßn sie schweigend, dann
fing da rothaarige Mädchen laut zu
brüllen an.
.Pfui. Peter!' sagte Frau Birck
streng. Dann kannst Tu in d
Küche zu Anna gehen. Oder mit
Prinz spielen. Bitte schön!"
Ader da rothaarige Ding schrie
noch lauter. Die Hauisrau schellte
dem Mädchen.
.Anna." sagle sie. nehmen St
Peter mit in die Küche. Der Junge
ist heute so eigen."
Und Anna schleppte da! Mädchen
mit sich; aber dem Großkaufmann
kam es vor. al lächelte sie seiner
Frau verschmitzt zu. Er faßte Mut
und sagte:
.Hör' mal. liebe Frau, wa sind
da für Narrenspossen?"
Aber sie sah ihn bloß freundlich er
staunt an. ohne zu antworten.
Herr Birck kragte nicht mehr. Herr
gott. wenn so etwa ihr paß
machte, dann ...
Aber der ließ Gott mochte wissen,
was sie mit Peter angefangen halte!
An den beiden folgenden Tagen
wiederholte sich dasselbe bei Tisch
zu anderen Zeiten bekam er den Jun
gen ja nie zu sehen, denn Birck war
durch seine Geschäfte sehr in An
spruch genommen. Und bei Nacht
schlief Peterchen im Kinderzimmer,
zu dem Frau Birck ihrem Gatten in
diesen Tagen den Zutritt verwehrte.
Denn da drinnen schlief in der Reicht
ja der richtige Peter.
Wie gesagt: Am zweiten Tag
spielte sich die , gleiche Komödie ad.
Die rothaarige Kleine wurde vom
Dienstmädchen zwischen die Ehegatten
gesetzt, und bald brüllte der kleine
Aottopf jämmerlich und herzzerrei
siend und wurde deshalb in die
Küchenrezion verwiesen.
Der richtige Peter aber war und
blieb fort. Frau Birck nannte da
rothaarige kleine Mädchen hartnäckig
Peterchen und tat fo. alö wäre sie in
jeder Beziehung die echte, leibliche
Mutter des Kindes.
Am dritten Tag schlug der Groß,
kaufmann mit der Faust auf den
Zisch und teilte seiner Frau mit, jetzt
machten ihm aber diese Narrenspossen
keinen Spaß mehr! Seine Frau ant
wartete ihm zuckersüß, sie begreife
nicht, was er meine, im übrigen aber
müsse er sich in Peter Anwesenheit
beherrschen. Und gleichzeitig warf sie
der Bulldogge einen Zwieback in den
Korb und sagte: .Bitte jchon.
Prinz!"
Der Mann schwieg. er hatte ja
längst erkannt, wohin da ging .
schwieg beschämt und besiegt und
bewunderte fein verflixtes Weibchen.
Am Tage darauf fand er sich bei
dem Tierarzt ein und bekam für die
Bulldogge und gegen Nachzahlung
von fünfundzwanzig Kronen ein eig
nes russisches Windspiel Prinz zurück.
Prinz heulte vor Freude, und Birck
war ganz gerührt.
Seine Frau verzog keine Miene,
als er mit dem Windspiel zu Hause
ankam. Aber als sie sich zu Tisch
gesetzt hatten, trat daö Dienstmädchen
mit Peter ein und diesmal war er
es selbst und nicht das fremde rot
haarige Ding.
.Na. Peterle." fragte Frau Birck,
.hat'S Dir Spaß gemacht. -mit der
kleinen Petrine zu spielen?"
llnd zu ihremManne gewandt, saqle
sie: -.Er hat mit dem kleinen Mä'd
ft" T - einem
süßen Rotköpfchen.'
' .Hm!" sagte Birck. Mehr wußte
er nämlich nicht zu sagen.
- Dann aßen sie weiter und
Peterle war heute lieb und brav und
weinte . nicht. Es war ja recht nett
für ihn. daß er nicht mehr in der
Küche zu essenbrauchtk. Und sein
Vater tauschte fortan nur noch alte
Bilder, wurmstichige Tische, muffige
Bücher und zerbrochene Porzellane
um. . . .
Sehr schmeichelhaft.
Herr: .Du: Frau Mayer lbauptete
gestern, ich verdrehe allen Damen den
Kopf."
Dame: .Hat, sie rechtlich möchte
mich auch ,mmer wegdrehen, wenn
Sie da sind."
Aen gstlich. Schauspieler
(zum Direktor): .Herr Direktor, ich
bitte meine Rolle einem andn ,u
geben, ich habe in dieser zu sagen:
.Ich bin mir kein Schuld bewußt!"
Und da fürchte ich Zurufe aus dem
Publikum)"
Recht hat er. Onkel: Jetzt
habe ich dir zu Weihnachten da teu
re Buch .Der kleine Kaufmann ge
schenkt und du hast noch keinen Blick
hineingeworfen. .. .
Neffe: Ach. Onkel, waS -ist denn
heutzutage ein kleiner Kauf
mann?!
Ermunterung. .Ihre
Kritik, Herr Redakteur, bezweckt doch
wohl nicht, mich von weiteren Ein
fendungen abzuschrecken?"
.Bewahre! . . . Min Papierkorb
follJhnen zu jeder Zeit offen sie
ijc n ., H ''V-
Tierische Zonalst. ;
tl Kettelte' irfffrrt Xlti ht
sllmde Vlutn,
Wenn eine Schlange vor unseren
Augen einen Frosch hinabwürgt, so
sehen wir wohl manchmal noch mit
unseren eigenen Augen die Bewe
gongen de bereits verschlungenen
Amphibwm im Lrib der Schknn??
und trösten un llder den unersrek
lichen Anblick diese schrecklichen, an
scheinend vollbewußten Sterben mu
der Gewißheit, daß e die Natur
nun einmal so mit, sich bringt, und
daß der TodeSk.impf de Gefresse
nen jedenfall nicht mehr lange bat
ert. Da überrascht ei uns denn, zu
hören, daß. nach Angaben eine!
deutschen Naturforschers im Magen
der Forellen die gefressenen Tiere
bedeutend länger leben, ol man je
angenommen hätte. Dieser Beobach
ter fing am Vormittag eine Anzahl
Forellen, abend um sech kam er
erst dau. die toten Fischt auf Ihren
Mageninhalt hin zu untersuch-n,
und zu seinem größten Staunen sih
er, doß die langgegliederten nudel
sonnigen Larven der Miickenart Ce
ratopogon, die er den Mägen ent.
nahm, zum Teil noch beim besten
Wohlsein waren und, in eine Fla
sche mit Wasser gebracht, munter
umherschwammen. Am Abend wur
den dann noch eine Anzahl Forel.
len gefangen, und erst am folgen
den Morgen in der gleichen Weise
untersucht. Wiederum stellte sich
heraus, daß zwölf Stunden nach
dem Tode der Fische tn ihren MÜ
gen noch die genannten Mückenlar
den. ferner eine Anzahl Kleinkrebse,
und zwar solche der Gattung Zyklo
pen. lebendig waren und munter in
dem ihnen gebotenen Wasser umher
schwammen.
ES handelt sich dabei keineswegs
um Tierarten, die. wie gewisse Fa
denwürmer, gegen die chemische Be
schaffenheit des sie umgebenden Was
ser indifferent' oder hochgradig ae
feit wären, sie alle gingen vielmehr,
wie daS längst von ihnen, bekannt
ist. ein. sobald der Sammler in üb
licher Weise etwas Jormalin zur
Konservierung dem Wasser zusetzte.
Die Tatsache ist gewiß merkwürdig,
und man möchte sich nun srag.'N,
wann eigentlich und in welchem T:ll
deS DarmtraktuS der Fische etc
gefressenen Tiere den Tod sind;n
und ihrem Schicksal, dem Verdaut
werden zu Nutz und Frommen des
FresserS. anheimfallen; denn daß sie
noch frisch und gesund die andere
Körperöffnung passieren und ihr?
Freiheit wiedererlangen, wird man
allerd'ngS nicht rinnehmen. Auch
wäre es ja möglich, daß ihr Schick
sal sie im Magen einer lebenden
Forelle noch schneller ereilt, als in
dem einer gefangenen und soeben ge
storbenen. Wohl aber müssen wir
es für möglich erachten, daß ein zu
verlässiger .Kaiserschnitt' in der
Küche die gefressenen Tiere noch le
bend entkommen läßt, daß sie in den
Wasserablauf geraten und sich eine
neue Heimat weit von der Ursprung
lichen entfernt suchen, vorausgesetzt,
daß der Weg zu einer solchen nicht
so weit ist wie gerade in einer groß
städtischen Kanalisation.
Zuzu-Austausch mit avada.
Der Zuzug von Amerikanern nach
Kanada ist nicht mehr das, als was
Kanadier ihn hinstellen, wenigstens
nicht der Netto-Gewinn. Noch be
kommt Kanada etwas mehr Zuwan
derung von, den Ver. Staaten, al
es an diese abgibt; aber es ist nicht
mehr viel voraus. In sechs Jahren,
welche mit 1913 schlössen, wanderten
rund 618.000 Amerikaner nach Ka
nada ouS. in derselben Zeit aber
zogen 534.000 Kanadier nach den
Ver. Staaten. Wahrscheinlich wird
sich in den nächsten Jahren diese
Verhältnis noch mehr zu Ungunsten
Kanadas verschieben; das ist die Er
Wartung von Kennern. Schon viele
nach Kanada ausgewanderte Ameri
kaner sind in die Ver. Staaten zu
rückgekehrt. Vor einigen Jahren lock
ten die einnehmenden Darstellungen
der kanadischen Einwanderung.
Agenten wirklich viele unserer westli
chen Farmer an. Aber diese Dar
stellungen sind bald al übertrieben
erkannt worden; und dann waren
viele dieser Farmer, welche alle Brük
ren yimer nq abgebrochen, ihre ganze
Habe tn den Ver. Staaten verkaust
hatten und nach der Dominion hin
über gegangen waren, sehr enttäuscht.
ES ist keinen Augenblick zu bezwei.
sein, daß noch jetzt Landereien in
Kanada viel billiger zu kaufe' sind,
alö in den Ver. Staaten; und das
gewaltige Steigen von Farm-Werun
hat jedenfalls viele unsere, Farmer
bewogen, auszuverkaufen und nach
Kanada zu' ziehen; ober sobald s,
dahinter tarnen, daß die. vdliche.
Werte in ihrer alten Heimat allge.
mein rascher gestiegen sind, al in
der Dominion, sind sie zurückgekehrt,
das heißt, wenn sie konnten. Noch
mehr unserer Landleute ziehen von
da und dort nach Kanada; aber eS
herrscht im ganzen durchaus keine
so enthusiastische Stimmung mehr
dafür. -,
Die fast 640 Millionen Dollar
amerikanischen Geldes, welche schon
jetzt in kanadischen Industrien onze
legt sind, haben wohl viel mehr z
bedeuten, als duser gane ländliche
Zuzug.
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