Tägliche Cmaüa XtiSune. ' fainauHkiscb end UcicfcU ,ftorisch Ekizz, von ZlrKir- kirhlrr. Vor frn Galgen aus dem Neuen Markte zu Berlin gab e einen Auf lauf. Fischweiber. Marktgsskllen. Sin fckSleukk und Soffknbb,n liefen zu Kimmen; in juiiqcnfekiiger . 2!ann mang uf den ersten Absatz dkt 5e rüste lind las einen Anschlag, der heimlich in der flacht, onsebeftet wor den war. C war unter, der Negikrunz Friedrich "Wilhelms I.. dkS preus'.i. sch?n oldatenkonigZ. der viel unter seinem Volk zu sehen war. Xic Zuschauer belachten lustig, roa der Kerl da oben im Tone eines Ssfchreier t-orKis: .Messiear Eamarave,! Tie ihr lrei; von Meriten noch von Geburt Nälk seid, ihr Schuhputzer und flut schenbespringer seid zu Tiqmiäten er lzobeni Nehmet euch ein örempel, wenn ihr nicht wollt eine fröhliche Nachfolge an diesem Galgen haben. 'New Klima in der Welt ist glücklicher für Schwammdrücker und großer Herren Lakaien als unser Land, da der wird hier auch so sauber regiert. Berlin und Köln sind rechte und komplette Fabriken von Jvioten.' Nach jedem Eatze gab ei ein lautes Weifalls?eschrei. Tie Menge amü. Zierte sich köstlich. Auf einmal ertönte der Ruf: j Der König kommt!' i' li dauerte nur wenige Sekunden, so waren Gassen und Markt leer. Alle kratzten aus; denn keiner tvollte Friedrich Wilhelms Blick zu xakekommen , Sie wussten es: Seine Majestät ritt in diesen Tagen eifriger als sonst durch seine Haupzstadt. inspizierte kri tischer als je das Leben der Bürger. Friedrich Wilhelm war ärgerlich. Qi war wenige Tage, nachdem August der Starke, der verschwenden' sck König von Polen und Kurfürst von Sachsen, , mit seinem Troß Lisite in Berlin und Potsdam ge mackt hatte. ' Mit gerechtem Unwillen sah der sparsame Soldotenkönig, daß feine Bürgersleute, die zu Einfachtzeit und Arbeitsamkeit zu erziehen er immer besterbt war, sich durch das Beispiel der sächsischen Hofleute zu Luius und Verschwenderei verleiten ließen. Und er blickte mit feinen scharfen Augen überall umher, um alle Uniu gendeu, die er für Verbrechen hielt, wieder auszutreiben. 5 Er saß in seiner gewöhnlichen ein fachen Oberstenuniform zu Pferde, im blauen, langen Rocke über der ein fachen leinenen Hose und der weißen, mit vielen kleinen Knöpfen versehenen Weste. Ein ' brauner Dreispitz saß auf der kleinen Perücke, bon der ein dünner Haarzopf auf den Rücken hin ab baumelte.' Aber wie schgrf auch Seine Maje stät herumblickte, und lüie schnell er uch die Straßen durcheilte: alle, die j ine strengen Gebote der Einfachheit i Kleidung und Perü'e - übertreten hatten, waren in , den Häusern der schwunden, als er näherkam. Wer om Morgen auf der Straße lief, den hielt er ohne weiteres füc einen Faulenzer und Bummler. Heimlich schauten alle hinter Blu menstöcken und Gardinen hervor, bis der strenge Herr an der Ecke ver schwunden war. In einem kleinen Häuschen an der Stralsuer Gasse wohnte im Erdge schoß der ehemalige Königliche Tape tentleber Robert Rohland mit seiner jungen Frau. Er hatte unter des verstorbenen Königs Majestät unter Friedrich I. bei Hofe eine überreichlich be zahlte Stellung innegehabt, ohne irgendwelche Arbeitsverpflichtung. AIS Friedrich Wilhelm am Tage nach seiner Thronbesteigung mit ener gischem Strich den Etat seines Hofes vereinfachte, und drei Viertel oller Ausgaben damit sparte, hatte er ge sagt: .Königliche Tapetenkleöer . brauche ich nicht; die alten Tapeten hängen noch zehn Jahre." ' Und der an viel Einnahmen und keine Arbeit gewöhnte Monsieur Roh land lebte nun von dem während der fetten Zeit angesammelten Gelde ohne Beschäftigung. Es war ein kleiner, blasser Mann mit kurzem, schwarzem Haar und Schnurrbart, stechenden Augen und einem eingebildeten Gang, als fei er König August des Starken fürnch mi: Tanzmeister. Er horte nicht auf die Bitien fei ner jungen, hübschen Urnu, die ihn zu Einfachheit und Arbeitsamkeit zurück führen wollte und ihn mehr als zehn mal des TaaeS mit sanftem Tone auf das Beispiel deö Londesvaiers aus merksam machte. Jetzt faß er. gekleidet wie ein Stutzer, in Samt und in einem bim ten Seidenrock vor dem Spiegel, drehte und puderte sein Schnurrbärt chen und setzte seine grshe Perücke im; et triebet auf und 6, weil sie jhz, noch nicht zu Gesicht stand. .Friedrich Wilhelm ist überhaupt krm Fürst", sagte er schnarrend und mit riesenhafter Ueberhebung. 'So' was ist er denn?" fragte hie Frau, die cm Fenster stand und ,u:ci!;JoW für Miassca zu iW Ter'Mann drehte sich schnell zu ihr herum und rief ärgerlich: .Ei Knauser ist er. ein Pfennig Held, (in kricklicher Mann geiliger wie e:n Bürger, aber kein Fürst! Will ihm die Wahrheit sagen, wen ich ih nur träfe! Ader gröber noch, nl er ti selbst tut." .Die Frau, welche wußte, daß ihm der Saä.seisst besser Gefiel, saztk kurz: .August der Starke wird noch hier in Berlin Geld borgen!" .H.,ba. in Dresden geht ti hoch her! Jeder Bürger darf leben wie ein Graf! Alle haben Geld! Alle sm& vergnü'at! Hier in Berlin? Knausmvirlfchaft! Geldbeutel zu! Geldbeutel zu; heißt es immer. Und der Friedrich Wilhelm läßt einen Eichenschrant nach dem andern anier tiaen. cllico er seine Sildertaler ein pökelt!" Er spuckte in die Stube, um seine Mißachkunq noch deutlicher auizn drucken. Unterdessen hatte er doch seine Stut zertoilette fertiggestellt: die engen Hosen saßen, di: Zchuhlchnallen blinkten, der Seidenrock fiel ohne Falten. Er tänzelte zur Tür hinaus, und die Frau, sah ihn mit eitlen Schritten die Straße hinabstolzieren ; er wollte seine neue, kokette Kleidung sehen lassen. Sie ging wieder an das Fenster und wusch in zwei sehr sauberen Ge säßen ihr Hammelfleisch und ihren Weißkohl. Aber die hellen Tränen fielen auf daS Fensterbrett. Sie, h.itte ihren Mann so lieb ge habt, und jetzt sah sie voraus, daß er der Verarmung und Zügellosigkeit anheimfallen mußte. . Da fiel ein breiter Sazatten auf ihre Hände. Sie sah auf. Troußen. ganz nahe am Fenster, hielt ein Reiter: er sprang vom Pferde, faßte mit der Linken den Zügel, während er sich, tief bückend, mit der Rechten einen der vielen Ga mafchenknöpfe wieder verneste'te, der aus seiner Oeffnung geschlüpft war. Es mußte ein genauer Herr sein, der wegen einer so geringfügigen Un ordnung an seiner Montur vom Pferde flieg. Sie wischte sich die Tränen von den Augen und hielt ihre kleine, zier lichr Hand gegen die blendende Sonne. Sie sah in ihrer blitzsauberen Klei dung aus bellem Potsdamer Kattun ungemein nett aus. Jetzt fuhr ein Schreck" über ihr Ge sicht-'sie hatte den fremden Reiter er sannt. ' " ; Der Köng!" Im .nächsten Augenblick klopfte er schon mit dem Knäufe des Degens an die Scheibe. , . Schnell öffnete Frau Rohland. .Warum weint Sie, junge Frau?" fragte der Fürst. ' Sie sah chm voll in das Gesicht, antworte- aber nicht. Friedrich Wilhelm blickte ihr scharf in 'die ASgen; die hübsche, mit einer echten Hausarbeit beschäftigte Frau gefiel ihm';' - Er band schnell sein Pferd ans Türgewände, schritt sporenklirrend iib'.r den Ziegelboden der Hausflur und trat in das Zimmer. Tie junge Frau hatte indessen den sauberen, zwischen den Fenstern sie fanden hölzernen Lehnstuhl nochmals abgewischt. Es war in ganz Berlin bekannt, daß Friedrich, Wilhelm es gern sah, wenn für seinen etwaigen Besuch in jedem Bürgerhaus eh einfacher Holz stuhl bereitstand. , Das Ehepaar hatte darum manch einen Worttrieg ausgefochten, aber die junge Frau hatte ihn doch nicht weggetrugen. Run faß der König darauf, legte seinen braunen Filzhut auf das Jen sterbreit und schaute sich im Zimmer um. .Es ist alles sauber bei Ihr! Wie heißt Sie?" - - .Margot Rohland." .Hm. Rohland! Ist Ihr Mann der da?" Und er machte mit zwei Fingern der behandschuhten Rechten den steif beinigen Gang auf dem Tische nach. Die junge Frau lächelte. .Er ist es." - .Königliche Topetenkleber kann ich nicht brauchen. Man sagt mir, Ihr Mann arbeite nichts?" .Es ist richtig, Majestät." .Faulpelz! Soll fleißig fein und nicht wie ein Reiher umherstolzieren. Werde ihn suchen und nach Hause bringen!" Frau Rohland erschrak; sie zupfte verlegen an der Schürze und dachte, deß ü ihrem Mann doch schlimm er gehen würde, wenn er versuchte, mit dem König grob zu reden. Friedrich Wilhelm sah, daß sie die blonden, breiten Zöpfe fest um den zierlichen Kopf geschlungen trug; da gefiel sie ihm immer mehr; es galt bei ihm nicht für sauber, bei Küchen arbeiten das Haar herabfallen zu lassen. : Er wendete sich ein wenig noch der Seite und blickte in die Schüsseln, die auf dem Tische standen. ,WaS kocht Sie da?" , .Hammelfleisch und Weißkohl." .Hm, habe ich noch nicht geg'ssen. 5ka::n Sie mich wohl zum Mittag i ;' cn einladen! Die junge Frau wurde glühendrot; el war eine große Auszeichnung, den Monarchen bewirtet zu haben; und wenn sie zuteil wurde, der tvar sioU darauf sein Leben lang. Aber sie wußte auch, daß er ein strenger Kritiker war. Sie sagte: .Diese hohe Ehre weiß ich zu schätzen. .Wann ist Sie fertig mit dem da?" fragte der König, roch an dem frischen Kraut und stand ?n wenig schwerfällig auf: er neigte auch in diesem Lebensalier schon zu Leibes' fülle und hielt das Reiten für das beste Mittel dagegen. .In zwei Stunden. Majestät, ist das Mittagsmahl bereit.' Er reichte ihr die Hand. .Ich werde noch etwa? weiterreiten. in zwei Stunden bin ich hier. Und wenn ich unterwegs ihren Herrn Rohland treffe, werde ich ihn mit dringen." Die junge Frau verneigte sich tief. .Hcjknickse sollen Bürgersleute nicht vor mir machen." sagte der scharf beobachtende König und ging hinaus. Bor dem Hause entstand ein Ge tümmel. Alle herbeigekommenen Wei der. Kinder und Männer entflohen eilend. .DaS Jaulenzerpack kann feinem König nicht in die Augen sehen," murmelte Friedrich Wilhelm und trabte ab. Die junge Frau riegelt schnell ihre Tür zu; sie wußte, daß in den nach sten Augenblicken die Nachbarschaft herbeilaufen würde, sie zu fragen, was der König gewollt und gesagt habe; und sie mochte nicht ausplau dern. Sie eilte in die Küche, schürte das Feuer zu Heller Glut, setzte ihre sau bersten Töpfe auf den Herd, suchte ihr bestes Linnen zusammen. Immer wieder griff sie sich an den Kopf. Einen König zu Tische! Einen König zu Tische!" ES war nun nicht das erstemal, daß der Soldatenkönig bei einfachen Leuien aß sie hatte im Berliner Trompeter mehrfach daoon gelesen aber ein wenig heiß wurde es ihr doch bei dem Gedanken, i Sie lief hin und her und suchte, ob nicht irgendwo eine kleine Spinnwebe zu finden wäre umsonst, eö war überall alles sauber. .Friedrich Wilhelm kommt nie eine Minute zu spät. Ach. wie wird es ablaufen, wenn Robert dazukcmmr", dachte sie. .Zwar, das Grobfein wird ihm vergehen aber der König wird ihn vielleicht' und sie fuhr mit der Hand durch die Luft. .Pünktlich, zwei Stunden spät:?, höne sie Hufschläge an der Tür; sie eilte aus der Küche herbei. Da stand Friedrich Wilhelm schon in der Hausflur. Behend riegelte sie ihlk Tür auf. Majestät zogen die Handschuhe aus, ließen sich Reitpeitsche und Hut abnehmen und setzten sich ungeniert an den Tisch, den die junge F:a unterdessen ein wenig vom Fenster ab in die Zimmermitte gestellt hatte. Bald dampfte in einer lauberen Schüssel das duftende Gericht auf dem weißen Tischlaken. Die junge Wirtin wollte ehrrerbie tigst hinter dem Stuhl des Königs ftehenbleiben; aber der fürstliche Gast sagte kurz: .Mitessen!' Sie setzte sich schüchtern ihm gegen über. Der König sprach, die Hände fal tend, ein stummes Tischgebet und legte dann der jungen Frau vor. alö sei er selbst der Hausvater. Es schmeckte ihm prächtig. .Viel besser, als all der gebratene Firlefanz bei mir!" Die glückliche Köchin strahlte in ihrer Würde. Der immer auf Erwerbung prakti scher Kenntnisse bedachte Fürst fragte: .Was kostet Ihr das Gericht?" Frau Rohland rechnete es ihm vor: .Fünf Dreier das Fleisch, einen Dreier der Kohl, einen Dreier daS Kochfeuer. ,Na, und die Würze, Pfeffer und Salz ist auch dabei?" .Macht im ganzen acht Dreier, Majestät." .Hm, ich will sehen, was mir mein Schlingel von Koch dafür rechnet." . Die junge Frau konnte ganz zu frieden sein; sie sah, wie der König auch den letzten Rest aus der Schüssel holte und von seinem Teller aß. .Sie ist eine ganz ausgezeichnete Köchin, und ich werde Ihr den Lohn verschaffen, den Sie verdient." Er holte einen blinkenden Dukaten heraus, legte ihn auf den Tisch und stand auf. In demselben Augenblick trat Mei ster Rohland herein. Die Leute draußen hatten ihm wohl von dem fürstlichen Besuch sei' ner Frau erzählt, aber er hatte es nicht geglaubt. Er stand nur einen Moment dem strengen Blick des Fürsten gegenüber; aber schon wurde der zierliche Tanz meister zu einem schlotternden Wicht und war weit entfernt davon, mit Grobheit aufzutrumpfen. .Hör' Er. Monsieur, Er hat da eine vorzügliche Hausfrau",' fuhr ihn der Könia an, und als er den stutzer haft aufgeputzten Mann sah, ergeiff ihn die fliegende Hitze; r faßte nach iü Reitgerte, aber ehe er sie kebrau chen konnte, war Rohland zur Tür hinaus und lief ta lächerlichen Sprüngen die' Straß hinab. .Hundsfott, elendiger," sagte der König, reichte seiner Kostgeberin nochmals die Hand, ging hinaus, stieg uf sein Pferd und galoppierte dem Flüchtling nach. Die Jagd ging durch mehrere 2!raßen. Bald lief eine Menge Bolk nach, ober alle hielten sich in ungefährlicher Entfernung; sie woll ten nur sehen, was der Konig mit dem Ausreißer ansangen würde. Der in größte Angst geratene Held lief immer weiter. Ali der fürstlich? Verfolger naht herangekommen war, flüchtete er in sinnloser Angst in ein Haus und stürzte die Hokztreppe hin auf. Der König hatte es gesehen, sprang ab und keuchte ihm nach. Er hörte auf dem höchsten Boden die verhallen den Schritte. Friedrich Wilhelm, dem zur Besse rung seiner Landeskinder nie eine Mühe zu groß wor, ging, ihn zu suchen. Er kam aus den Heuboden und vermutete mit Recht, daß der Kerl in daS Heu gekrochen sei. Er nahm eine dünne Stange aus der Ecke und stach damit in die Halme. E dauerte lange, ehe er ihn fand, aber endlich erreichte er seinen Zweck doch. Der Fuchs geht immer nur selbst in die Falle", sagte der König und rief dann, scharf befehlend: .Rauskommen! ' Redestehen!" Da kroch der Jammermensch her vor; die Perücke war zerzaust, das seidene Habit zerknittert und voller Heuhalmr. Friedrich Wilhelm packte ihn beim Kragen und donnerte ihn an: .Waö ist Er?" .Tanzmeister', log der Geängstigte. .Mach' Er mir keinen Wind und blauen Dunst vor! Aber wenn Er sich selbst für einen Tanzmeisier halt, soll Er mir sogleich eine Sarabande rortanzen!" Er ließ den Gefangenen nicht los, bis sie unken auf der Straße ange kommen waren. Tie versammelten Reuaieriaen wichen von der Tür. Sarabande!" befahl der König. Aber der Königliche Herr Tapeten kleb hatte noch nie in seinem Leben einen solchen Tanz ausgeführt und stand jämmerlich da. .Tanz' Er!" rief der König scharf und hob die Reitpeitsche. Da sprang der Kerl um sein Le den. Es sah elend genug aus. Tie Zuschauer lachten über die engen Seidenhöschen, die geplatzt waren, und über die schief herunter hängende Perücke. Aber der König erlöste ihn noch nicht sogleich. .Schneller, schneller! rief er und zog ihm einige feste Hieve über. .Stillstehen! kommandierte , er dann. .Er ist ein vermaledeiter Lügenheld und Heuhüpfer! Drei Wocher. Dreck karren an der Petrikirche!" Es war unterdessen m Polizist herbeigekommen, der den merkwürd! gen Tänzer festnahm. Dann stieg der König wieder auf sein Pferd und ritt weiter. Die ivnge Frau erfuhr bald von den Zuschauern, was mit ihrem Mann geschehen war. Als der König in das Schloß kam. schlug er mit der Reitpeitsche auf den Tisch. .Koch soll kommen!" Der weißgekleidete Küchenchef war bald da. Morgen mach' Er , Hammelfleisch mit Weißkohl; aber leg' !r die Rech nung dazu!" Der Koch verbeugte sich, die Mütze ziehend, und ging kopfschüttelnd weg. Xai war kein komglkchei Geruht! Friedrich Wilhelm war am anderen Tage nicht zufrieden mit seiner Koch kunst und noch weniger mit der Rech nung. Schmeckt abscheulich und hier! Drei Taler für den Kohl? Bezahle ich nicht! Ich will Ihn bedreitalern! Acht Groschen kostet Hammelfleisch und Weißkohl sur zwei Personen. Und da Er e! nicht zubereiten kann, geh' Er zur Frau Rohland in der Stralauer Straße und laß' Er es sich's vorkochen! Abmarschieren!" Es blieb so, wie der König befoh len hatte. Monsieur Tanzmaitre mußte drei Wochen Dreck karren, war aber durch diese Kur für immer von seinem stutzerhaften Gelüste geheilt. Als er nach Hause kam, fand er seine Frau nicht mehr. Der König hatte ihr eine Speisewirschaft für seine Schloßofsiziere an der Stech bahn eingerichtet, und er ließ sich sehr oft berichten, ob der Mann auch fei ner Frau bei der Arbeit tüchtig an die Hand ginge. Der Frieden und die Ruhe war durch des Königt Erziehung bei dem Paare eingezogen. Als August der Starke, an reicher Tafel zu Warschau sitzend, von seinen Zuträgern die Affäre erfuhr, logte er: .Halten wir uns den Potsdamer Vetter Korporal vom Halse. Er ge wöhnt uns sonst auch wohl noch die gebratenen Schnepfen und den To kaie'r ab." VerjilZikrLZZz erfreut. CkiM von sslemmil'g lgrecii'Vsting. Der Großkaufmann Birck interes sierte sich außerordentlich für Ge ma.de und alte Möbel. Er sammelte beide, leidenschaftlich. Aber da seine Einnahmen begrenzt waren und feine Fünf Zimmer Wohnung enich kein unbegrenzte Anzahl von Modeln und Kunstwerken aufnehmen konnte, weil sie ja doch in erster Linie ihn selbst, seine ' Frau, seinen kleinen Jungen und sein langbeinige russi jcheS Windspiel beherbergen sollte, so konnte er nur dann fortwährend Reu Werbungen von Antiquitäten, und Kunsthändlern in sein Hau bringen, wenn er gleichzeitig andere Gemälde und Möbel veräußerte, deren Größe und Wert, den neuerworbenen uncje fähr entsprach. Infolgedessen waren Birckö Zim mer allmählich zum Schauplatz eineö unaufhörlichen Ein und .Ausziehe von Möbel, Bildern und Porzella neu geworden. Wischte Frau Birck am Bormittag Staub auf den Mö beln de Kabinetts u In Louis XIV., so konnte eö passieren, daß sie das Kadinett am Nachmittag im Empire fiil wiedersand. Und halte sie sich den einen Tag über das hübsche alle Ge mälde in der Wohnstube gefreut, so wor durchaus nicht im Wege, daß sie am nächsten Tage einen ausgezeichne ten Kupferstich an oemselben Platz hängen sah. Immer wieder sagte sie ihrem Mann, die Wohnung werde einem auf die Weise ganz unheimlich, und sie würden nie mit ihren Stuben vertraut werden, wenn diese an einem Tage so, am folgenden so aussähen. Ader er schüttelte bloß den Kopf und am nächsten Tage tauschte er das Sofa im Wohnzimmer gegen zwei Lehnftühle aus. So lagen die Dinge, alö der Grrß kaufmann Birck eines Tages nach dem Mittagessen seinen Kaffee trank, zusammen mit seinem Söhnchen, das orei Jahre alt war und Peter hieß. Bor dem Ofen lag daS langbeinige Windspiel, da zwei Jahre zählte und Prinz" benamst war. Birck sah heute ziemlich geisleöab wesend ouS. Sollen wir Prinz nicht loszuwer den suchen, Mütterchen? Er nimmt so viel Platz ein!" sagte er zu seiner Frau, die soeben eingetreten war. Fruu Birck betrachtete stumm ihren Mann, der offenbar sehr redselig war; denn ruhig und freimütig fuhr er fort: ,nd außerdem habe ich mich in eine Bulldogge verliebt, ein prachtvolles englisches Zier, verstehst Du! Die hätte ,ch im Grunde viel lieber als Prinz." Hier hielt Birck inne. Denn seine Flau warf ihm einen vernichienden Blick zu und erwiderte: Ich will Dir waö sagen, mein Freund! So lange Du hier aus unserer Wohnung einen Tröoierladen machst, muß ich mich darein finden. Aber Prinz mit einem garstigen Ko ter zu vertauschen Prinz, der uns so lieb geworden ist nein!' Und damit hob sich Frau Birck, leerte ihre Kaffeetasse und verließ mit würdigen Schritten daS Zimmer. Ihr Mann sah ihr verblüfft nach und wagte das Thema nicht wieder zu be rühren. Aber der Wunsch, die Bull dogge zu besitzen, war immer noch bei ihm vorhanden. Und eine! Bormit tags, alö er wußte, daß seine Frau mit dem Jungen einen Spaziergang machte, nahm er all seinen Mut zu sammen, ging nach Hause, holte Prinz und schien kurz darauf bei dem hundeverkaufenden Tierarzt; dieser überließ ihm gegen einen Bar betrag eine, grimmige englische Bull dogge für einen schlanken russischen Windhund. Als der Handel in Ordnung wor. regte sich bei dem Großkaufmann doch eine, gewisse Besorgnis, wie Madame sich zu dem neuen Hund stellen werde. Ab er beruhigte sich dabei, daß der Tausch abgemachte Sache war und sie sich deshalb wohl damit abfinden mußte. Er ahnte nicht, daß Frau Birck auf ihrem Spaziergang mit Peter zufällig- in der Nähe war und ihn mit der Bulldogge zurückwandern sah, und daß sie sich vornahm, ihm zur Entschädigung auch einen kleinen Gefallen zu erweisen. Denn Prinz wollte sie unter allen Umständen wie der haben. Als Birck am Nachmittag nach Hause kam. empfing seine Frau ihn und den Hund im Wohnzimmer. Sie lächelte ihm freundlich zu, streichelte die Bulldogge und nannte sie ihren süßen Prinz. Birck sah sie verdutzt an. Aber als sie fortfuhr, die Bull, dogge zu behandeln, als ob es das Windspiel wäre, da lachte Birck in nerlich und meinte für sich: Wenn es Dir Spraß macht, bitte schön! Dann bleiben mir alle Ungelegenhei ten erspart. Worauf sich das Ehe paar zu Tisch setzte, während die Bulldogge in Prinzens Korb hinein kommandiert wurde. ..Wo ist Peter?" fragte Herr Birck. .Anna bringt ihn jetzt!" erwiderte seine Fau sanft wie ein Engel. Und da kam das Dienstmädchen schon mit dem Jungen. Aber aus dem Jungen, der vorher ein blond lockiger kleiner Knabe gewesen, war ein rothaariges kleine Mädchen ge worden. Herr Birck machte aroke Äuaen. Doch ehe er noch Zeit fand zu festen, sagte seine Frau zu dem rothaarige kleinen Wesen: .Na. Peterchen, heute aibtl Eier kuchen. Freust Du Dich?" Und dann band sie dem kleinen Mädchen ein Lätzchen vor. .Hm!" sagte Birck. Er wußte nicht, solle er lachen oder böse wnden. Lange aßn sie schweigend, dann fing da rothaarige Mädchen laut zu brüllen an. .Pfui. Peter!' sagte Frau Birck streng. Dann kannst Tu in d Küche zu Anna gehen. Oder mit Prinz spielen. Bitte schön!" Ader da rothaarige Ding schrie noch lauter. Die Hauisrau schellte dem Mädchen. .Anna." sagle sie. nehmen St Peter mit in die Küche. Der Junge ist heute so eigen." Und Anna schleppte da! Mädchen mit sich; aber dem Großkaufmann kam es vor. al lächelte sie seiner Frau verschmitzt zu. Er faßte Mut und sagte: .Hör' mal. liebe Frau, wa sind da für Narrenspossen?" Aber sie sah ihn bloß freundlich er staunt an. ohne zu antworten. Herr Birck kragte nicht mehr. Herr gott. wenn so etwa ihr paß machte, dann ... Aber der ließ Gott mochte wissen, was sie mit Peter angefangen halte! An den beiden folgenden Tagen wiederholte sich dasselbe bei Tisch zu anderen Zeiten bekam er den Jun gen ja nie zu sehen, denn Birck war durch seine Geschäfte sehr in An spruch genommen. Und bei Nacht schlief Peterchen im Kinderzimmer, zu dem Frau Birck ihrem Gatten in diesen Tagen den Zutritt verwehrte. Denn da drinnen schlief in der Reicht ja der richtige Peter. Wie gesagt: Am zweiten Tag spielte sich die , gleiche Komödie ad. Die rothaarige Kleine wurde vom Dienstmädchen zwischen die Ehegatten gesetzt, und bald brüllte der kleine Aottopf jämmerlich und herzzerrei siend und wurde deshalb in die Küchenrezion verwiesen. Der richtige Peter aber war und blieb fort. Frau Birck nannte da rothaarige kleine Mädchen hartnäckig Peterchen und tat fo. alö wäre sie in jeder Beziehung die echte, leibliche Mutter des Kindes. Am dritten Tag schlug der Groß, kaufmann mit der Faust auf den Zisch und teilte seiner Frau mit, jetzt machten ihm aber diese Narrenspossen keinen Spaß mehr! Seine Frau ant wartete ihm zuckersüß, sie begreife nicht, was er meine, im übrigen aber müsse er sich in Peter Anwesenheit beherrschen. Und gleichzeitig warf sie der Bulldogge einen Zwieback in den Korb und sagte: .Bitte jchon. Prinz!" Der Mann schwieg. er hatte ja längst erkannt, wohin da ging . schwieg beschämt und besiegt und bewunderte fein verflixtes Weibchen. Am Tage darauf fand er sich bei dem Tierarzt ein und bekam für die Bulldogge und gegen Nachzahlung von fünfundzwanzig Kronen ein eig nes russisches Windspiel Prinz zurück. Prinz heulte vor Freude, und Birck war ganz gerührt. Seine Frau verzog keine Miene, als er mit dem Windspiel zu Hause ankam. Aber als sie sich zu Tisch gesetzt hatten, trat daö Dienstmädchen mit Peter ein und diesmal war er es selbst und nicht das fremde rot haarige Ding. .Na. Peterle." fragte Frau Birck, .hat'S Dir Spaß gemacht. -mit der kleinen Petrine zu spielen?" llnd zu ihremManne gewandt, saqle sie: -.Er hat mit dem kleinen Mä'd ft" T - einem süßen Rotköpfchen.' ' .Hm!" sagte Birck. Mehr wußte er nämlich nicht zu sagen. - Dann aßen sie weiter und Peterle war heute lieb und brav und weinte . nicht. Es war ja recht nett für ihn. daß er nicht mehr in der Küche zu essenbrauchtk. Und sein Vater tauschte fortan nur noch alte Bilder, wurmstichige Tische, muffige Bücher und zerbrochene Porzellane um. . . . Sehr schmeichelhaft. Herr: .Du: Frau Mayer lbauptete gestern, ich verdrehe allen Damen den Kopf." Dame: .Hat, sie rechtlich möchte mich auch ,mmer wegdrehen, wenn Sie da sind." Aen gstlich. Schauspieler (zum Direktor): .Herr Direktor, ich bitte meine Rolle einem andn ,u geben, ich habe in dieser zu sagen: .Ich bin mir kein Schuld bewußt!" Und da fürchte ich Zurufe aus dem Publikum)" Recht hat er. Onkel: Jetzt habe ich dir zu Weihnachten da teu re Buch .Der kleine Kaufmann ge schenkt und du hast noch keinen Blick hineingeworfen. .. . Neffe: Ach. Onkel, waS -ist denn heutzutage ein kleiner Kauf mann?! Ermunterung. .Ihre Kritik, Herr Redakteur, bezweckt doch wohl nicht, mich von weiteren Ein fendungen abzuschrecken?" .Bewahre! . . . Min Papierkorb follJhnen zu jeder Zeit offen sie ijc n ., H ''V- Tierische Zonalst. ; tl Kettelte' irfffrrt Xlti ht sllmde Vlutn, Wenn eine Schlange vor unseren Augen einen Frosch hinabwürgt, so sehen wir wohl manchmal noch mit unseren eigenen Augen die Bewe gongen de bereits verschlungenen Amphibwm im Lrib der Schknn?? und trösten un llder den unersrek lichen Anblick diese schrecklichen, an scheinend vollbewußten Sterben mu der Gewißheit, daß e die Natur nun einmal so mit, sich bringt, und daß der TodeSk.impf de Gefresse nen jedenfall nicht mehr lange bat ert. Da überrascht ei uns denn, zu hören, daß. nach Angaben eine! deutschen Naturforschers im Magen der Forellen die gefressenen Tiere bedeutend länger leben, ol man je angenommen hätte. Dieser Beobach ter fing am Vormittag eine Anzahl Forellen, abend um sech kam er erst dau. die toten Fischt auf Ihren Mageninhalt hin zu untersuch-n, und zu seinem größten Staunen sih er, doß die langgegliederten nudel sonnigen Larven der Miickenart Ce ratopogon, die er den Mägen ent. nahm, zum Teil noch beim besten Wohlsein waren und, in eine Fla sche mit Wasser gebracht, munter umherschwammen. Am Abend wur den dann noch eine Anzahl Forel. len gefangen, und erst am folgen den Morgen in der gleichen Weise untersucht. Wiederum stellte sich heraus, daß zwölf Stunden nach dem Tode der Fische tn ihren MÜ gen noch die genannten Mückenlar den. ferner eine Anzahl Kleinkrebse, und zwar solche der Gattung Zyklo pen. lebendig waren und munter in dem ihnen gebotenen Wasser umher schwammen. ES handelt sich dabei keineswegs um Tierarten, die. wie gewisse Fa denwürmer, gegen die chemische Be schaffenheit des sie umgebenden Was ser indifferent' oder hochgradig ae feit wären, sie alle gingen vielmehr, wie daS längst von ihnen, bekannt ist. ein. sobald der Sammler in üb licher Weise etwas Jormalin zur Konservierung dem Wasser zusetzte. Die Tatsache ist gewiß merkwürdig, und man möchte sich nun srag.'N, wann eigentlich und in welchem T:ll deS DarmtraktuS der Fische etc gefressenen Tiere den Tod sind;n und ihrem Schicksal, dem Verdaut werden zu Nutz und Frommen des FresserS. anheimfallen; denn daß sie noch frisch und gesund die andere Körperöffnung passieren und ihr? Freiheit wiedererlangen, wird man allerd'ngS nicht rinnehmen. Auch wäre es ja möglich, daß ihr Schick sal sie im Magen einer lebenden Forelle noch schneller ereilt, als in dem einer gefangenen und soeben ge storbenen. Wohl aber müssen wir es für möglich erachten, daß ein zu verlässiger .Kaiserschnitt' in der Küche die gefressenen Tiere noch le bend entkommen läßt, daß sie in den Wasserablauf geraten und sich eine neue Heimat weit von der Ursprung lichen entfernt suchen, vorausgesetzt, daß der Weg zu einer solchen nicht so weit ist wie gerade in einer groß städtischen Kanalisation. Zuzu-Austausch mit avada. Der Zuzug von Amerikanern nach Kanada ist nicht mehr das, als was Kanadier ihn hinstellen, wenigstens nicht der Netto-Gewinn. Noch be kommt Kanada etwas mehr Zuwan derung von, den Ver. Staaten, al es an diese abgibt; aber es ist nicht mehr viel voraus. In sechs Jahren, welche mit 1913 schlössen, wanderten rund 618.000 Amerikaner nach Ka nada ouS. in derselben Zeit aber zogen 534.000 Kanadier nach den Ver. Staaten. Wahrscheinlich wird sich in den nächsten Jahren diese Verhältnis noch mehr zu Ungunsten Kanadas verschieben; das ist die Er Wartung von Kennern. Schon viele nach Kanada ausgewanderte Ameri kaner sind in die Ver. Staaten zu rückgekehrt. Vor einigen Jahren lock ten die einnehmenden Darstellungen der kanadischen Einwanderung. Agenten wirklich viele unserer westli chen Farmer an. Aber diese Dar stellungen sind bald al übertrieben erkannt worden; und dann waren viele dieser Farmer, welche alle Brük ren yimer nq abgebrochen, ihre ganze Habe tn den Ver. Staaten verkaust hatten und nach der Dominion hin über gegangen waren, sehr enttäuscht. ES ist keinen Augenblick zu bezwei. sein, daß noch jetzt Landereien in Kanada viel billiger zu kaufe' sind, alö in den Ver. Staaten; und das gewaltige Steigen von Farm-Werun hat jedenfalls viele unsere, Farmer bewogen, auszuverkaufen und nach Kanada zu' ziehen; ober sobald s, dahinter tarnen, daß die. vdliche. Werte in ihrer alten Heimat allge. mein rascher gestiegen sind, al in der Dominion, sind sie zurückgekehrt, das heißt, wenn sie konnten. Noch mehr unserer Landleute ziehen von da und dort nach Kanada; aber eS herrscht im ganzen durchaus keine so enthusiastische Stimmung mehr dafür. -, Die fast 640 Millionen Dollar amerikanischen Geldes, welche schon jetzt in kanadischen Industrien onze legt sind, haben wohl viel mehr z bedeuten, als duser gane ländliche Zuzug. 1) s. y M i.