Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 06, 1914, Image 3

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    TSqltche Cmofi Tribüne. Mittwoch, de 6. Mal Il'lt.
0-WAWiiSiCKiKlSPXmsi,
Der Salaöltt.
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Von stete
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(S. Fortsetzung).
Esther lachlk. rutschte von ihrem
Serg von Sisakissen hernb. ging auf
Sabrina zu und süßte sie herzlich, in
dem sie sagte: .Ob Sie mich nun
mögen oder nicht, ich hab' Sie gern.
Gflfirina!"
. Die Schauspielerin erwiderte den
Kusz nicht, fondern sagte: .Na. also,
meinetwegen. Und nun paffen Sie
auf. Esther, aber schreien rndji
vnd tun Sie auch sonst nicht, Lächer.
liehe: ich bin eine verheiratete Iran!"
.Sabrina!'
.Nur rubia Blut, bitte. Jawohl
ich bin eine verheiratete Frau, aber rch
lebe von meinem Manne getrennt, der
ein höchst anständiger Mensch ist und
' ' . . , p t . crt k. . W
mit äbrlich hunoerlsun zig wmo
ousgesetzt hat."
.Herrgott!"
..Bit!,, klettern S wieder ,u
f.hren Kissen oufZ Sofa zurück, und
setzen Sie sich, Esther. Ich habe ge.
L . . f l Zt
kiktraiek, weil ich oie wem
fünfzehn Schilling wöchentlich nicht
mehr ertragen konnte. Ich habe nm
nen Wann nicht geliebt, und er wußte
ei sehr gut. Glücklicherweise ist er
ein leidenschaftlicher Golfspieler.
.. Eine! Tages sagte ich ihm. daß wir
die größte Dummheit unsere Leben!
begangen hätten, als wir heirateten.
Er war wütend und warf mir vor,
! das; ich ihn um den größten Triumph
5.!... ftfcmrtit KnHt- tnine
.CfcUSIl HVV.MMj. 7... , ..I.
L ...... tuxl.
iage iparer ano namiiuj vjui
urnier tau, unz er rurcHitic, w
olge der häuslichen Aufregungen zu
:lamieren. Es scheint aber, daß sie
im Gkaenteil ifrn antrieben, seine
ganzen Kräfte einzusetzen: er spielte
ausgezeichnet uns war oarausyin o
beglückt, daß er in unsere Trennung
willigte. Er ist vollkommen zufrieden
und ich auch.
.Hat er Sie liebgehabt
..Er hat sich's wenigstens etme
ttM."
Nach einer Pause holte Esther
Harryz Photographie dieselbe,
die aus dem Klavier im Salon sei
uer Mutter stand und ihr iedesmm
mütterliche Superlative entlockte
und seinen letzten Arus hervor.
Sabrina betrachtete da Bild
prüfend, dann sagte sie: .Er ist
ein schöner Mann." j
Ja."
'Das wird wohl großen Eindruck
auf., Sie gemacht haben mir geht
ei aenau so. Mein armer Tom ist
kein schöner Mann. Sie sagen,
, at . Bstbrn feinet Mutter versorg
chen. ihn nicht zu heiraten solche
Versprechungen sind aber durchaus
' . u itu.. 1tW -- (.1
mozr oinorno, unytt. uu n iu
siebenhundert Pfund pro Jahr
und..."
.Und seine Schulden."
.Ich wollte sagen: und die Hoff
. nung auf einen neuerlichen B.uichug
4. saU... ttint FnftH Vl il .1111
WH CUvll jviiii v.t.v., vv. m
ermeßlich reich fein soll. Freilich,
sicher kann man darauf nicht rech
nen."
,'Aem.
' .Dann können die Zwillinge ster
ben. Und Sie müssen bedenken, wij
recht er hat. wenn er sagt, daß Sie
nach , längerem Umgang mit den
vermaledeiten Komödianten den
Schmelz verlieren werden."
.Sie lachen unö beide auZ, Sa
brina?"
i.Gott behüte!"
.Er gefällt Ihnen nicht?- '
..Wieder fehlgeschossen! Ur ge.
fällt mir. weil er so aufrichtig, und
dann, weil er ein unbewußter Hu.
Morist ist. Er wird Sie amüsieren,
wenn Sie ihn heiraten. Ich mag
Ihnen m einer so wichtigen Sache
keinen Rat geben, aber Sie erwar
ten ihn ja doch. Gescheit ist Mr.
Äye entschieden nicht. Sie können
also, wenn Sie eö taktvoll anfangen.
:twaS aus ihm machen. Sie werden
ihn ja doch über kurz oder lang hei
raten.'
.Ich werde ihn nicht heiraten',
erwiderte Esther langsam.
, .SK werden diefeZ Leben nicht
ertragen, Esther. Mißverstehen Sie
, mich nicht: Sie werden sich vielleicht
daran gewöhnen, von Linsen zu le
den. ober die Enttäuschung wird Sie
zermalmen."
. .Ich kann ihn aber nicht heira
tm.m
Sie wollen sagen, daß Sie ihn
nicht lieben -
IG hab' ihn sogar geliebt, und
zuweilen... Was ich meine, ist,
daß ich ihn jetzt mit ganz anderen
Augen sehe, ich bin kritisch gewor
den
" Ich kann mir sehr gut vorstellen,
wie daS gekommen ist", sagte Sa
brina. .Ich möchte wetten, daß
Sie keine Heiratsanträge hatten, und
wissen S. warum? Weil er Jh
nen jahrelang den Hof gemacht hat
und da alle wußten. Er hat Jh.
nen gewissermaßen ein Schild mit
der Inschrift angeheftet: .Privatbe.
fitz". Er liebt Sie in seiner Art,
aber ml wird geschehen, wenn er
seinen großen Durst nach Ihnen ge.
Mist hat? Ich will ganz aufrichtig
sein, Esther, ich wollte, ich hätte u
MÄMS,
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nntlk stachelt
maiiden gehabt, der so zu iir ge
sprachen hätte, bevor ich Tom yelia,
tete. Wenn Sie 'on einem Gatten
Treue, Berständni und Selbstlostg
keit erwarten, dann dürfen Sie die
sen Mann freilich nicht heiraten!
.Ich sage ja. daß ich ihn nicht
heiraten werde.
.DaS ist wahr, aber Sie gehö
ren zu jenen entzückenden Geschöp
sen, die sich nicht von der Wer
nunft, sondern von ihren Impulsen
leiten lassen. Betrachten wir jetzt
die Geschichte von der anderen Seite.
Mr. Nye bat ein sicheres Einkam
men, daS sich noch steigern kann.
Nun sind ja siebenhundert Pfund
für Sie beide, da Sie so furchtbar
verwöhnt sind, sehr wenig, und Sie
werden sich einschränken müssen,
aber verhungern kann man doch nicht
dabei!"
.Verhungern? WnS meinen Sie,
Sabrina?"
.Ich bin faft verhungert, Esther,
Ich hätt oft einem Kinde oder
einem Hunde eine Brotrinde stehlen
mögen. Ich war sogar nahe dar
an, daS einzige, waS mir übrig ge
blieben war, für ein Linsengericht
zu verkaufen. Und ich habe mich
nur durchgehungert, weil ich von
Natur sehr kräftig bin. Werden
Sie sich auch durchhungern, Esther?"
Esther? Tranen fielen auf die fei
denen Kissen nieder.
.Ich weiß es nicht", stammelte sie.
Sabrina fuhr in sanfterem Tone
fort: .Heiraten Sie ,hn mit of e
nen Au:n, Esther, und Sie werden
ein erträgliches Leben fuhren.
,.Jch werde ihn nicht heiraten."
An dem darauffolgenden Tage
schrieb sie an Harry: .Ich kann Dich
nicht heiraten. Vielleicht ist der
Schmerz schon weg. Das Leben ist
schwer. Da die Gegenwart so trüb
ist, denke ich immer mehr und mehr
an die Zukunft, und ich fürchte mich
davor: mit Dir sowohl als ohne
Dich. Leb' wohl."
Harry Rye empfing diesen Brief,
als er auf der Terrasse eines prach
tigen Hotels, daS hart an der See
stand, seinen Kaffee schlürfte. Die
Nacht zuvor hatte er im Bakkarat
ein Heidengeld verloren und war in,
folgedessen fest davon überzeugt ge
wesen, daß er bei Esther Glück ha,
ben würde. Nun war er Unglück,
lich im Spiel und in der Liebe. Hat,
te noch jemand solches Pech wie er?
Aber er hatte wenigstens ehren
haft gehandelt. "
. Einige Zeit darauf gelang es ihm,
zweiter Gesandtschaftssekretär im
Haag zu werden, und faft gleichzei
tig erhielt er einen liebenswürdigen
Brief von seinem Onkel Camber, der
ihm ouS eigener Initiative den Zu
schuß erhöhte und ihm versprach,
wenn er eine passende Frau heimzu
führen gedenke, in ausreichender
Weife für deren Zukunft zu sorgen.
DaS Wort passend" wird durch ei
nen Brief der Lady Matilda ver.
stündlich. Diese schrieb an Harry:
.Mein teurer Sohn!
Denke Dir nur. Rittmeister
Saladin, den ich in Cowes traf,
scheint ein intimer Freund von
Douglas Aorke gewesen zu sein.
Vor fünfunzwanzig Jahren. Er
erzählte mir nun unter dem Sie
gel der Verschwiegenheit, daß Mrs.
Aorke einen Skandal hinter sich
hatte, doch schwieg alle böse Nach
rede, als sie gleich nach Esthers
Geburt starb. Aber Saladin ist
fest davon überzeugt, daß Doug
las Norke nicht gesetzlich mit ihr
verheiratet war. Diese Nachricht
war ein fürchterlicher Schlag für
mich, denn Du weißt . ja, wie
sehr ich Esther in mein Herz ge.
schloffen habe. Haft Du . mein
Bild in der letzten Nummer des
.Salon" gesehen? Es ist aus
dem Titelblatt. Aber denk' Dir
nur, darunter sieht: .Eine Ge
flügelzüchterin aus dem Hochadel.'
Der Esel von einem Redakteur hat
mich nämlich mit der schauderhaft
häßlichen Matilda Wyandotte
verwechselt, deren Bild sich in der
Mitte des Blattes befindet. Dar
unten steht mein Name! Ich ärgere
mich entsetzlich darüber, besonders
weil der Großherzog Iwan, der
sich wirklich schämen sollte. . mich
nun fortwährend neckt, indem er
ein Lied von einem Hahn und
einer Henne und vom Eierlegen
singt! Und gestern, als wir auf
der königlichen Jacht dinierten,
fand ich richtig ein Ei unter mei,
ner Serviette, und der Prinz von
Wales, dem ich eine solche Un
Zartheit nie zugetraut hätte, brach
in ein schallendes Gelächter aus!
Deine Dich liebende Mutter.
P. S. Ich kann mir nicht!
helfen, aber ich sehe darin einen
Fingerzeit der Vorsehung.
P. P. S. Onkel Camber war
ungeheuer nett. Wenn ich be
denke, daß er mich einmal hüt hei
raten wollen!
V. P. P. S. Die arme Estlxr
ks' natürlich nichts -von dieser
JttSSSS'iä
,u
... !'
traurigen Geschichte und darf
auch nichts davon sichren.
Viele Küsse. Mama
Miranda war stolz auf ihre
Wahrheitsliebe. Und oft kam in
Zeiten der Not ein und der andere
Theaterdirektor zu ihr und enga
gierte eine ihrer Schülerinnen auf
die bloße Versicherung Mirandus
hin, sie sei seine tümperin grö
ßereS Lob bekam selten jemand von
ihr zu hören. Die Stümperinnen
hielten es übrigens nur dann län
gere Zeit bei ihr auS, wenn sie
mehr Geld besaßen all Stolz. Nach
den ersten zwei Monaten pflegte sie
ihnen nämlich mit einem freund
lichen Lächeln, daS die bittere , Pille
versüßen sollte zu sagen: .Mein
liebes Kind, aus Ihnen wird im
Leben keine Schauspielerin. Sie
werden nie spielen können, und ich
rate Ihnen, lassen Sie es sein! Wenn
Sie aber durchaus noch weiter bei
mir bleiben wollen, dann muß ich
daS Honorar auf das Doppelte er
höhen. Jetzt erschließen Sie sich.'
Zuweilen freilich loderte die hei.
lige Flamme so heiß im Herzen
der Stümperin, daß sie auch unter
dieser Bedingung weiter studierte.
Ende September lud Miranda
Esther einmal zum Lunch in; sie aß
täglich ein Beefsteak oder ein Kotelett
und etwas Käse, trank ein Glas
Bier dazu und nahm dann eine
Tasse Tee wem das Nicht schmeck
te. der konnte es .stehen, lassen.
.Ich möchte gern eine große
Künstlerin, aus Ihnen machen,
Estlxr". sagte sie nach Tisch, als
sie sich eine Zigarette anzündete;
.aber das liegt leider nicht in mei'
ner Macht, denn Sie sind nicht be
gabter und nicht dümmer als neun
Zehntel meiner anderen Schülerin
nen. Wenn Sie Glück haben, kön
nen Sie notabene, wenn Sie
so hübsch bleiben in der Pro
vinz Rollen dritten Ranges spie
len, mehr können Sie nicht erwar
ten. Ich muß Ihnen also den
wohlgemeinten Rat geben, etwaS
anderes zu versuchen. Wenn Sie
mir folgen wollen, fo versäumen Sie
keine Zeit und kein Geld, eö wäre
ganz erfolglos."
.Danke", antwortete Esther.
Ich danke Ihnen, daß Sie nicht
heulen", erwiderte Miranda; .Trä
nen machen mich wütend. Und glau
ben Sie mir, Esther, Sie halben
nichts zu bedauern: eS ist ein un
glückseliger Beruf, der einem das
Herz aus dem Leibe reißt. Ich frei
lich liebe ihn, weil ich darin ge
boren und auferzogen bin, darin
mit allen Fasern meines Sels
wurzle; ab sehen Sie sich'-Sabri
na Lovell an: wenn sie nur ein. biß
chen Glück hätte, müßte sie ein En
gagement mit vierzig Pfund ' wö.
chentlich bekommen; sie verdiente es
redlich, ober sie hat nun einmal kein
Glück."
.Was soll ich sonst tun?"
.Kehren Sie in Ihren alten Kreis
zurück, Esther, tragen Sie Ihre hüb,
schen Kleider und heiraten Sie ei
nen netten Menschen."
Geben Sie mir einen anderen
Rat Miß Jagg."
.Sie konnten sich auch einen Hut
oder Kleidersalon eröffnen."
.Einen Salon?" '
Zwei meiner ehemaligen Schille
rinnen, alle beide Stiimverinnen.
besitzen jetzt eine Buchhandlung, und
es geht ihnen sehr gut. Sie haben
ganz klein, fast ohne jedes Kapital
angefangen. Eine andere, die in
der Provinz schon erste Rollen spiel
te, ist jetzt in Battersea, wo sie eine
Konditorei besitzt. Freilich ist eS
nicht leicht für ein Mädchen ohne
Geld, dos Richtige zu finden." ,
.Der Gedanke, Sie zu verlassen,
ist mir unerträglich. Miß Jagg." 1
Wer spricht von Verlassen? Sie
werden mich besuchen, und wir wer
den gute Freunde bleiben. Wenn
Sie sich zu einem Hutsalon, entschlie
ßen, werde ich Ihnen eimge Kun
den empfehlen. . Sprechen Sie , doch
mit Sabrina darüber.".
Diese fand den Gedanken .. zu
Esthers größter Ueberraschung sehr
vernünftig.
(Fortsetzung folgt.)
m m
Splitter.
Man rann recht glücklich sein, ohn;
sagen zu können, waS daS Glück ei
gentlich ist.
, ,
' Eine Weltanschauung erwirbt man
sich nicht aus Büchern; man muß sich
eben die Welt anfchauen!
.
Verliebte , sind recht sonderbare
Menschen: Wenn sie sich noch nicht
haben, seufzen sie, und nachher tun
sie's erst recht.
Manchem bleibt von seinen Lebens
erfahrungen nichts als der Humor.
I'.ch darüber lustig zu machen. .
Mancher rühmt sich, ein Weib be.
siegt zu haben; daß er aber der, Ge
'chiagene ,st, wird er erst spati?
wqhr. -
' ;.;-
Enkaigkn dem physikalischen Gesetz
icht im Leben das Leichte z Wriin
de und das Gründliche kommt empor.
ihfitt und Milddieb.
, Novelle von Pal Ernst.
', Eine kleine Ortschaft !m Harz war
zum großen Teil von Bergleuten
bewohnt, welche entweder in den
staatlichen Manganerzgruben beschaf
tlgt waren oder als Eigenlöhner in
Tagbauten. den sogenannten Pin
gen, aus Eisenstein arbeiteten. Eine
solche Pinge kann Ninn sich vorstel
len alS eine Art Steinbruch von
sehr großer Tiefe.
. Die Ortschaft mit Ihrer Feldflur
lag mitten im Wald. Damals, als
die nachfolgende Geschichte spielte,
am Anfang des neunzehnten Jahr
hundert, verband noch keine Chaussee
sie mit der übrigen Welt. Die nn
gesessenen Leute waren seit alten Zei
ten berüchtigte Wilddiebe; man kann
sich vorstellen, daß in diesem ent
lkgknen Gebiet Jahrhunderte lana
niemand nußer ihnen Anspruch aus
daß Wild gemacht hatte; und wenn
heute ein Mann abend auf seine
Wiese ging und einen kapitalen Hirsch
sichernd austreten ,'und ausS Geäse
ziehen sah, dann war eS wohl schwer
für ihn, nicht am anderen Abend
mit seiner alten Büchse, die er noch
vom Urgroßvater geerbt, auf An
stand zu gehen.
In einer herbstlichen Mondnacht
kniete ein Wilderer vor einem gecn
beten Hirsch und schnitt ihm eben
mit seinem Tafchenkneif das Kurz
vildbret aus; sein zweilaufiqeS Ge,
wehr lag vor ihm, der eine Lauf noch
geladen. Der Hirsch war am Rande
eines Abgrunds gestürzt, des tiefsten
der TlZqbaue, in der Nahe der Ort
schaft; ein morsches Gatter, mit
hcrabhanaenden flechten bewachsen,
lief um den äußersten Rand des
Abgrunds, der senkrecht nach unten
fiel.
Plötzlich sprang dem Kniendender
Förster entgegen mit der gespannten
Büchse in der Hand; er fetzte den
Fuß auf das Gewehr des Berg-
manns und rief: Gib Dich!"
Der Wilderer fchncllte auf, griff
sein Messer fester; der Förster hob
die Buchse an die Wange; der an
dere ließ die Arme sinken und sagte
mutlos, mit dem Fuß einen Lauf
des Hirsches zur Seite stoßend:
Jch kann nicht aus."
Du tust mir leiv," erwiderte der
Förster, aber ich kann nicht anders."
Ja, ja, schon gut," antwortete
der Bergmann. Es ist mir nur
um ,die Frau und die Kinder. Es
sind ja nicht nur die zwei Jahre,
aber das Haus wird alle. Dann
kann mein Junge aus die Mangan,
grübe gehen und meine Frau kann
im Wald Holz suchen gehen.
Was soll ich machen?" entgegnete
der Förster. Du'bist der Schlimm
ste, das weißt Du selber. Ich muß
meine Pflicht tun."
Dein Glück, daß Du so ein
schlauer Hund bist," schloß der Berg
mann, sonst wäre ich auch noch zum
Mörder an Dir geworden; davor hat
mich Gott nun behütet."
Der Förster befahl dem Mann,
sich umzudrehen und ihm voraufzu
schreiten. Ab als der Mann das
getan und er sich, nun bückte, das
Gewehr des Wilderers aufzuheben
und ihm zu folgen, ging der noch
geladene Lauf loö. Unwillkürlich
prallte der Förster zurück, stieß hart
att das Gatter, der morsche Pfosten
brach über der Erde ab, er verlor
das Gleichgewicht und stürzte vor
wärts über das Gatter; er griff mit
den Händen in die Luft, Überschlug
sich, seine Hände faßten eine Wur.
zel, die aus dem Gestein hervorrag
te; mit 'einem fürchterlichen Ruck
hängte sich sein Körper an die Arme;
ein losgelöstes Gatterstück hing
schwingend eine kurze Zeit über ihm,
fiel dann über ihn fort in die Tiefe.
Der Bergmann legte sich oben platt
nieder und sah nach unten. In drei
viertel Mannshöhe hing der Förster,
das Gesicht nach vorn gerichtet; er
hing an der äußersten Wurzel einer
alten Fichte, die genau am Abgrund
überhängend stand; kleine Stein
chen bröckelten über ihm hin.
Hab Erbarmen mit meinen Kin
der, hilf mir, daß ich hoch komme,"
rief der Förster flehend. -
Der Wilderer schnallte seinen Leib
riemen ab, legte ihn um die frei,
liegende Lende der Fichte und befe
stigte ihn, indem er ihn ganz Lurch
die Schnallenöse lausen ließ; es war
eine schmale und zähe Wurzel quer
über die Lende gewachsen und ver
hinderte so das Abgleiten. Dann
nahm er den Riemen von feinem
Gewehr und schnallte ihn an den
anderen Riemen an; jetzt fragte er
den Förster:
Kannst Du Dich an mir hochzie
hen?"
, Die Wucht des Sturzes hatü dem
Förster die Armgelenke taub gemacht,
er wußte noch nicht einmal, ob er
sich nur würde halten können. Nun
machte der Wilderer noch Zwei Kno
ten in seine Riemen, um einen Griff
zu haben, und ließ sich dann lang,
snm über dem Förster hinab; der
Förster ließ erst die eine Hand von
seiner' Wurzel los und klammerte sich
an den Fuß des' Wilderers, klam
merke sich dann mit dem anderen
Arm. und so trug nun der zusam
mengesetzte . Riemen die beiden on
einanderhängenden Männer
Vorsichtig zog der Wilderer sich
an dem Riemen in die Höhe, bis
er den ersten Knoten fassen konnte,
zn sich dann weiter hoch, bil er den
zweiten Knoten faßte, immer den
Förster an den Füßen, zog sich
dann höher, bi er die Lende des
Baumes mit dem einen Arm um
klammerte, dann mit dem anderen
Arm, und nun schob er sich weiter
auf da! Ebene, sich an den Wurzeln
einhakend, und wie er seine Beine
hochzog. da kamen die Hände bei
Försters zum Vorschein, dann der
Kopf, und endlich hatte er auch den
Förster auf dem Ebenen oben; da
hielt der seine Arme noch eine Weile
um die Beine des ManneS gcschlun
gen. dann erst lieh er lo.
.DaS war ein sauer Stück Ar
bett." sagte der Wilderer und besah
seine Hände; von drei Fingern an
jeder Hand waren ihm die Nagel
auSgerissen.
.Meine Kinder," stammelte der
Förster, meine Kinder".
.Tu bist ja wie betrunken?"
fragte ihn der Wilderer. Der För
ster halte seine Schnapsbuddel her
auS. trank dem Bergmann zu und
reichte sie ihm; der trank gleichfalls
und sagte: DaS tut gut."
.Habe 1 ick) denn geschrien?" fragte
der Förster; .ich habe, von gar nichts
gewußt."
Von Deinen Kindern hast Du
gesprochen," antwortete der Wilde
rer. und daß Du Dich nicht an
mir hochziehen kannst; deshalb habe
ich Dich mit hochziehen müssen,
Es entstand eine Pause; der Zör
ster sah auf den geenderen Hirsch
und sagte:
Er sieht gut auS am Leibe."
Plötzlich erinnerte er sich, wischte
über sein Gesicht und fuhr fort:
.Ach fo."
Der Wilderer schwieg eine gerau
me Weile, dann sagte er:
Nun läßt Du mich doch aus.
Den Hirsch schickst Du an den Oder
förster. das Gehörn ist Dein. Es ist
ein ungerader Vierzehnender."
Der Förster schüttelte den Kopf
und erwiderte:
.Ich habe geschworen."
Wer alleS glaubt, was die Pa
stören sagen!" antwortete ikin achsel
zuckend der Wilderer.
Es ist nicht deshalb, aber Ord
nung muß sein." sagte der Förster.
Du hast mir das Leben gerettet,
ohne Dich war ich hin. Aber wenn
der Mensch seine Pflicht nicht mehr
tut. dann ist alles aus."
Plötzlich stürzte sich der Wilderer
auf den Förster, lniete ihm auf die
Brust und umklammerte ihm mit
den blutigen Händen die Kehle, in
dem er schrie: .Dann mußt Du doch
hinunter;" aber durch die heftige Be
wegung kamen die Körper ins Glei
ten, der Wilderer fiel zur Seite,
schnell warf sich der Förster auf ihn,
mit der einen Hand packte er seine
Kehle, mit der anderen ergriff er
einen fchweren Stein und schlm ihm
auf den Kopf, daß ihm die Sinne
fchwandcn; neben ihm hingen noch
die zusammengeschnallten Riemen, er
löste sie vom Baum, wälzte den
Mann um und verschnürte ihm die
beiden Hände auf dem Rücken. Dann
nahm er den abgeschossenen Doppel
läufer, denn seine eigene Büchse lag
unten in der Pinge, lud, sah den
Feuerstein nach: der Wilderer hatte
sich wieder ausgerichtet. daS Blut
lief ihm über die Augen; der För
ster zog fein Taschentuch, wischte
ihm die Augen, verband die Stirn
wunde und setzte ihm die Mütze auf.
Dann erhob sich der Wilderer, und
indem der Förster ihm mit aufge
fpanntcm Hahn folgte, gingen die
beiden zur Ortschaft hinunter.
Die Hunde bellten. Alle Häuser
waren dunkel. Als sie am Hause
des Wilderers vorbeikamen,, fragte
der Förster:
Willst Du Deine Frau und Kin
der noch einmal sprechen?"
Der Mann schüttelte finster den
Kopf und erwiderte:
Ich habe keine Lust auf das Ge
plärr."
So gingen sie im Sternenlicht wei
ter.
Kannst Du vor die Füße fehen?"
fragte der Förster; der Bergmann
antwortete nicht; gegen Morgen ka
men sie in der Stadt an; der För
ster schlug an das Gefängnistor; er
sagte, noch: ,'
Daß Du mich gerettet hast, will
ich vor Jericht , erzählen, das an
dere braucht keiner zu wissen, daS
ist meine Sache. Verrate Dich nicht,
denn wenn ich gefragt werde, fo
muß ich's fagen."
Es ist gut," antwortete der Berg
mann. Das Tor wurde geöffnet,
der Förster lieferte feinen Gefange
nen ab und ging zurück.
-..'.
In der Gerichtsverhandlung wur
de alles erzählt, außer dem letzten
Angriff des Wilderers; eS ging nicht
anders, als daß man ' den Mann
verurteilte, aber die Richter empfalz
len ihn dem Herzog zur Begnad;
gung.
Man wußte, daß der Herzog Wil
derer nicht begnadigte. Der Förster
zog feine Staatsuniform an und
fuhr in die Hauptstadt; er erhielt
eine Audienz beim Minister; der
Minister sagte: Ich fühle mensch
.lich," setzte sick qlcich mit ihm in
Iden Wagen und fuhr zum Schloß;
llujttt SchüilklNNsttr'Gjskrlk.
Jtdks Muster 15 entt.
wntnt rch,ßil,s, 11$. 7131.
El hat den Anschein. do nach sep
ten, schick, Llustn die Nackfttge immer
pößer ikd. Scsonderl sind schöne Eiem,
plak in Ibissen, drochirter Weide unb in
Cftnfoff sucht. Doch auch wvllem
und skiden Crepe, sowie Mannelctte k
den lzilbsche. praktische leidungtftlicke
dies! knrk.
Ni. 7431 ifigt ein VZedell mit im
modernen Wksteneinsatz, der sein Frt.
setzung unter der Taillknlinie findet, ein
kleintl aulwechs'ibarel Cbemisett und dk
kleidsamkn CchoKinsat. der jedoch, nach
EKschmock, auch sntbleiben kann.
Iboi AermkNoch ist häufig geeignkt,
durch strecken Unannkhmlichkeiten zu l'
eeitt. Um dem voejttbkiig'N. ist ei rath
sam, zunächst eine Mastinennaht dicht am
Zian laufen zu lassen. Dadurch wird ern
besten das Aukzieye und Autifranzen bei
MV
Ltofftt verhindert. Werd! lim Ei
lttzkn der Akrmel die Vorschriften ttti
Tchnittmusieri gcnau b:achikt, so ist ein
?utkr Sitz garantirt. Die Bluse ist in L
skößen, ten 3442, vorräthig, und er
iorderlich sind für eine mittlkre Figur 2
vards Material bei R Zoll Breite.
AM. 5 if$ M'
S.Wj -K i!MwM
I
.
BkfleInSsAkisze:
Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung des
Preises geschickt. Man gebe Nummer ' und Größe und die volle Adresse
deutlich geschrieben an und schicke den Coupon nebst 15 Cents für jede
bestellte Muster an das
Omaha Tribüne Pattern Dept
131t Howard St. ' ,
Der Cinalja Tribuc" Coupo.
öch wünsche Muster No ...
Zoll Brust, obst Sotflcnincilp,
(Jahre ....... tei Mudersachen.)
Käme
Jlo Straße.
die beiden mußten in einem großen
Saal warten; der Herzog erschien,
der Minister sagte ihm ein paar
Worte und forderte dann den För
ster auf, zu erzählen. , Schweigend,
auf die Erde blickend, mit ungedul
digem Gesichtsausdruck, hörte der
Herzog zu. Wie der Förster feine
Erzählung beendet hatte, fagte er
langsam, ihn gleichgültig ansehend:
Ich habe es mir zum Gesetz ge
macht, keine Wilderer zu begnadi
gen. Anders kann das Laster nicht
ausgerottet werden."
Dem Förster schwoll die Ader auf
der Stirn:
.DaS Laster?" rief er, Durchlaucht
gehen selber auf die Jagd. Meinen
Durchlaucht, die armen Leute sind
aus anderem Teig gebacken?"
Erstaunt trat der Herzog einen
halben Schritt zurück und sah auf
den Minister. Dieser warf verlegen
ein:
' Der Mann hat doch dem Förster
das Leben gerettet mit eigener Le
bensgefahr. Der Förster hat eS für
feine Pflicht gehalten, ihn trotzdem
zu verhaften."
Ich weiß, ich weiß," antwortete
der Herzog.
Was soll ich tun? Der Förster
tut mir ja leid, lassen Exzellenz ihm
eine Anweisung auf zwanzig Taler
ausschreiben"
Der Förster trat ungestüm vor und
schrie:
Bin ich ein Menschenverkäufer?"
Plötzlich riß er feinen Uniformrock
auf, zog ihn auS, warf ihn dem Her
zog vor die Füße und fuhr fott:
.Da lieat der grüne Rock."
Der Minister zitterte, der Herzog
lächelte, wie er den wütenden Mann
in Hemdsärmeln und den bebenden
Beamten sah; dann ging er auf den
Förster zu, reichte ihm die Hand
und sagte:
Er ist ein Kerl, wie er sein muß.
Zieh er seinen Rock wieder an, der
Wilderer wird begnadigt. Seine
zwanzig Taler soll er doch haben."
Dann winkte er den beiden Fas
sungslosen zu und ging aus vem
Saal. Der Minister nahm den För
ster wieder in seinen Wagen, ober
die beiden sprachen unterwegs kern
Wort.
AIs der Bergmann nach Hause
kam. sagte der Förster zu ihm:
.Wir sind quitt, jetzt geht eine
neue Rechnung an."
Der Wilderer schüttelte ihm die
Hand, dankte ihm und sprach:
.Ich habe genug von dem Schreck.
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oder ohne paff, arbeitet derbe. Die.
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Illustration hier zeigt eine Cattelblusß
aus geblümtem Laumixoll'krepe, der z
den hudschrsten und praktischitkn Mode
stoffm khört. da er sich leicht waschn
läßt und bügeln nicht erfordern Ist. Auch
leichte bunte keiden. Crepe de Chine und
PongSe geom dustige kleidsam Blusen.
Die einfachste Weife, den Vaitck sauber
anzunähen, ist, den Rand zunächst einzu
biegen und scharf zu peesse und dann
erft mit den andern Zbkileo zusammen
zu näben. Bet d:ickn Ctoffea gedrauckt
man französischen Saum. Stark Stoff
werde mit einem Tchrägstreise der
schmalem 25o'rtaVn mgefaßt. Eine lies
ssalte an Zeder Teite giebt der Bluse taU
lige Weite. Die langen Aerm?! erhalte
all Äbschlutz breite Manschetten. Bor
-Lthig ist dal Muster m 8 Größen, von
'442, und erfordert 2 Aerd Stoff Sei
Zoll Breite.
Stadt
noch einmal mag ich das nicht erle
ben."
.Wer'S glaubt, daß es anhält!"
erwiderte der Förster, rückte seine
Büchse zurecht, pfiff seinem Hund
und ging weiter.
Nach einem Jahr wurde der För
ster erschossen aufgefunden.
Männer hieben zwei junge Tan
nen ab. flochten auS Zweigen eine
Bahre und trugen ihn in den Ort;
die Försterin stürzte aus dem Haus,
raufte sich die Haare, die Kinder
folgten ihr. schrien und weinten, die
Frau warf sich auf den toten Mann;
wie sie aufblickte, sah sie dem Wil
derer gerade ins Gesicht: er war in
der schwarzen Bergmannstracht mit
dem Schachthut, er kam gerade von
der Arbeit. Er ging auf die andere
Seite der Straße und tat, als ob
er den Auflauf nicht sehe.
Die Frau zeigte mit dem Finger
auf ihn und schrie:
! Der, der, für den jst er zum
Herzog gegangen, hat feine Stelle
in die Schanze geschlagen, an seine
Kinder hat er nicht gedacht, er hat
nur an den gedacht." ,
Der Mann ging stumm vorüber,
die Leute sahen ihm still nach, die
Witwe warf sich wieder jammernd
über den Toten.
Der Wilderer trat in fein Haus,
ein Kind wich fcheu zur Seite; die
Frau kam; er herrschte sie an und
verlangte sein Waschwasser; dann
wusch er in der Wohnstube den ro
ten Arbeiisschmutz ab, zog sich um,
ging in den Stall, wo die beiden
Kühe standen; sie wendeten ihm die
Köpfe zu, er streichelte sie; dann
stieg er die Leiter zum Heuboden
hoch, knüpfte einen Strick an einen
Dachsparren und machte ftinem Le
ben ein Ende.
Aus dem Briefe eines
Rekruten. Liebe Eltern! Ich
danke Euch für das fchöne G'selchie.
das Ihr mir geschickt habt. Der Herr ,
Unteroffizier hat gesagt, daß e3 sehr
gut gewesen ist ..."
Der größte Teil de ron
Kongo kommenden Elfenbeins stammt
nicht von getöteten Tieren, fonderi
aus den sogenannten Kircklwfe.'.
Die Elefanten haben nämlich die Ge
wohnheit, daß alle Tiere, die zufa."'
men in einer Herde leben, folalö ;i
ihr Ende herannahen füh. n ;;"
und denfelt'kn Platz si,! ;4
bort den Tod zu erwsrte?