Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 06, 1914, Image 2

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av!J u Jofaa.
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m fuib r.'at-cc.eirMuJt
,ir;ilf :nm ltmf.ifT-n inst f:A dcr
S seine Nciiertrupp durch dir a'rSa.t
i Örr:e Steppe von GübrotftafrilJ.
liefet Staub lag auf den Khatiuni
formen. Noch zwei Stunden traten
ti iiiiiidestens fci-i zum Wasserloch,
Jdo die Wacht gerastet werden sollte.
Längst waren die FellislasStn leer;
dem X'nzctrettiemiren, der noch ein
lasest C3U Essigioasser halte, trat
j!ttri;i verboten ivorden, ohne Befahl
accrn yi verabreichen.
Tie Uederanstrenaunz der letzten
Wochen hatte in die Gesichter olle
ihre Zeichen einagraben. Und ' eist
!ic Pferde! Tcr Major würde schöne
löcsichler machen, wenn er sie ers: sah.
i Zai schlimmste aber war das las)
Anende viefühl. nicht erreicht zu
haben. . Dnß alle Mühe und Stra
pazen vergeblich gewesen waren. Tie
ser Jofirn Swartkop. dieser leibhaf
iige Teufel als ob ihn die Erde
verschluckt hätte weg war er.
I Fassen Sie mir den Halunken
unler ollen Umständen, möglichst
lebendig, damit wir ihn h'er aufhän
s,e können, aber dringen Sie ihn, ob
tot ode? lebend, auf jeden Fall," hotte
der Kommandeur zu Rittmeister v.
Lichthoren vor sechs Wochen gesagt.
cli Swartkops Lande die Müllers
Farm niedergebrannt, den Besitzer
und sein? Frau bestialisch ermordet
und alles Vieh geraubt hatte. Mit
welchem Feuereifer hatte Lich'.hooen
die Äerfolgung aufgenommen und
fcci Resultat? Leutnant Sanders
gefallen; aus dem Marsch kaum
daß man den Schuß gehöct hatte
aus dem Sattel gestürzt, durch die
Stirn geschossen. Äom Schützen eine
Spur.
.Herr Rittmeister, da kommt ein
Mann von der Spitze zurück!" mel
dete der Wachtmeister.
Ter Reiter war inzwischen naher
zekommen. .Run, was gibts?"
fragte der Führer.
.Herr Rittmeister, ungefähr 500
Meter von hier vorauf liegt unter ei
nein Akazicnbusch ein verwundeter
Buschmann, der David; er hat einen
Schuß durch die Brust, lebt aber
noch; wir dachten, wenn er verbun
den würde, könnte ihm vielleicht
noch
.Schon recht. Mikuleit. Natürlich.
Sind die anderen bei ihm geblieben?"
.Jawohl, Herr Rittmeister."
.. .Eskadron trab!"
David war auf der Station wohl
bekannt? er hatte manchmal Jluiid
fchafterdicnste gegen räuberische
Hererobanden geleistet. Tiefem Um
stände hatte er jedenfalls den Mord
anschlag zu verdanken. Auf alle Fälle
mußte hier geschehen, was möglich
war, der Mann konnte noch von
Nutzen sein.. , '
.Wenn der Kerl kein Buschmann
wäre, ein Europäer wäre schon längst
hinüber!" meinte der Assistenzarzt
Zopfschüttclnd einige Minuten später.
Anderthalb Tage mit der Wunde
, hier in der Steppe, ohne 'nen Trop.
s'u Wasser! Na, wollen sehen, was
zu machen ist. Die Kugel ist ja
glücklicherweise glatt durchgeschlagen!"
Tcr Verwundete wurde, so gut es
ging, verbunden und auf eines de'
ledigen Pferde gehoben. Tann gmg'S
im Schritt der sinkenden Sonne nach
der Wasserstelle zu.
Na also!" meinte acht Wochen
später eines Abends Rittmeister v.
Lichthoven zu seinem ihm neu zuer,
teilten Leutnant, ein wenig einför
niig wird's Ihnen anfangs auf der
Statten, schon vorkommen. Herr v.
Torp. aber der Mensch gewöhnt sich
bekanntlich an alles, und wenn Sie
erst mal mit auf Expedition aus'
rücken, wozu vielleicht schon bald Ge
legcnZmt sein dürfte der Lump,
der Swartkop. soll sich wieder in der
Gegend 'rumtreiben ich wette,
baun werden Sie Berlin gar nicht
mehr vermissen! Teufel auch, man
ist doch schlieblich Soldat, hat Reiter
blut, was?"
.Da bin ich dabei, Herr Ri'tme!
stcr! Sie sprachen da von einem' ge
wissen Swartkop wer ist Smart
kop?"
Ach so, na ja. Sie sind noch Tun
Img hier, sonst würden Sie's wissen.
Swartkop, Josua Swartkop ist der
perfideste, blutgierigste. leider auch
bei weitem verwegenste und schlauesie
Bandit in ganz Südwest. Natürlich
ein Mischling, halb Bur, halb Hot
jentott. Bor drei Monaten, als er
mit seiner Bande die Müllersche
Farm niedergebrannt und ausge
plündert hatte, waren wir ihm auf
den Fersen, tonnten ihn aber nicht
wischen. He David, noch 'ne
Flasche Bier! Seh'n Sie sich den
da mal an; den haben wir damals
halbtot aufgelesen was. David?
Wir kennen Josua Swartkop!"
Grinsend hatte David, der sich nach
seiner Wiederherstellung auf der Sta
tion als .Kasinordonnanz' und
Mädchen für alles nützlich machte,
ras Gewünschte herbeigebracht. Mit
Zähncfletschen hatte er den Namen
Josua SwartkopZ aussprechen hören
und wollt, gerade dem Rittmeister
einschenken, als draußen ein Schuß
fiel. Die Flasche in TavidZ Hand
Znsiel klirrend in Splitter, und Ritt
nirister v. Lichihoven sank in seinem
Ctuhl zurück. .' ' '
Bestürzt war Leutnant, o. Dorfl
klv,ssxr::r:gkn und Zum Fenster ge
eilt. Ein kleine!. kreisrundes, nur
von wenigen feinen Sprüngen umze
toei Loch in der Scheibe l-ercir,
daß der Schuß aus einem kleinkali
brigen Gewehr moderner Konstruk
tion gefallen sein mußte. Pferdege.
trappet ward vernehmbar: ohne sich
lange zu besinnen, stieß Leutnant v.
Torp das Fenster auf und sprang
hinaus: man hörte noch zwei Schüsse.
.Entwischt!" keuchte der Leutnant,
als er wenige Miauten später, den
Revolver in dcr Hvnd, das Zimmer
wieder betrat. .0, Ba! Leutnant!"
stüt)ie der Schwarz ihm entgegen.
Master Rittmeister tot! Tas Josua
Swartkop gewesen, wollten David
totschießen. BaS Rittmeister treffen!"
Ganz so schlimm lag der Fall nun
glücklicherweise nicht; der Rittmeister
hatte nur einen Streifschuß am Kopf
und erwachte bald aus seiner Ohn
macht. In diesem Augenblick meldete
sich dcr Wachtmeister,
Ter war gleich nach dem rrsten
Schuß hinausgelaufen, nach dem
Posten zu sehen, und hatte den Mann
mit durchschnittener Kehle am Boden
liegend gefunden. Jnstinktmäßig
war er dann zum Stall geeilt; dort
zeigte es sich, daß auch die Stall
wache überfallen lind niedergemacht
war. und die Krippen zweier Schwa
dronspferde. der Eule und des
Pluto, leer standen.
.Da könnten Sie sich ja gleich die
Sporen des Afrikaners verdienen,
Torp!" meinte der Rittmeister.
.Nehmen Sie zwei öltere.erfahrene
Leute mit, und versuchen Sie ihr
Heil, allzuweit können die Kerle noch
nicht fein; der Pluto lahmte gestern,
mit dem werden sie nicht weit lom
men."
Salutierend ließ der Leutnant die
Sporen klirren. Schon wollte er
dem Wachtmeister Befehl erteilen, als
David sich mit rauher, schnalzender
Stimme vernehmen ließ:
.Nehmen Leutnant Tavid mit;
David kennen Spuren besser wie olle;
David wollen Rache an Josua
Swartkop. Tavid sein sicher, daß kein
anderer gewesen."
.Oha, Tavid, kannst du denn rei
ten ?" lachte der Rittmeister.
.Tavid nicht reiten wie Soldat,
aber tein Pferd ihn abwerfen. Tavid
kennen Steppe und kennen Spuren!"
beharrte der Buschmann.
.Na dann, wissen Sie was. Torp?
Nehmen Sie ihn- mit. Er kann Ihnen
am Ende wirklich nützen."
Eine Viertelstunde später verließen
vier Reiter die kleine Station. Für
das scharse Späherauge deö Busch
manns genügte das Sternenlicht, die
Spuren zweier Pferde zu erkennen.
Sie ritten die ganze Nacht hindurch
und fanden sich, als die Sonne aus
ging, am Bette eines jener afrikani
fchen Steppenflüsse, die jetzt, in der
heißen Jahreszeit, fast gänzlich auä
getrocknet waren. Hier verloren sich
die Spuren.
.Sie reiten in Flußbett", sagte
David. .Wollen Spur verwischen.
Sie vielleicht weiter oberhalb Fluß
wieder verlassen. Vier Meilen weiter
oben, auf linke Seite, halbe Meile
landeinwärts Wasserloch. Da sie
reiten hin. Bas Leutnant lassen zwei
Mann flußaufwärts reiten. David
führen Bas Leutnant auf kürzerem
Weg zum Wasserloch. Dort, bei
große Kopjc, Leute wieder treffen."
Ter eine der beiden Reiter, ein
eltgedienter Afrikaner, bestätigte die
Angabe betreffs des Wasserloches, v.
Torp beschloß demgemäß, der Wei
sung des Buschmannes zu folgen,
und gab seine Anordnungen
Nachdem sie die Pferde getränkt
und kurze Rast gehalten hatten, trab
ten er und David durch die ode, fern
dige Steppe dahin. Plötzlich gab der
Buschmann ihm ein Zeichen, zu hal
ten. sprang vom Pferde und legte
sein Ohr auf den Bodem
Wir verfolgt werden, Bas Leut
nant," meinte er. .Läufer hinter
uns. Buschmann. Schlechte Busch
mann, nixj Freund von deutsche Sol
dat." Und auf einen der nächstlie
gendcn Fclsblöcke deutend: Pferde
dahinterstellen sehen, wohin lau
fen!"
Eine Viertelstunde lagen sie und
spähten. Da ist er." rief der Ossi
zier endlich, mit dem Feldstecher auf
einen schwarzen Punkt deutend, der
sich vom Flusse herauf ihrem Stand
ort zu bewegte.
Gleichmütig nickte David. Schon
lange gesehen; Buschmann bessere
Augen, sehen mehr mit zwei, wie
deutsche Soldat mit vier. Kommen
gerade auf uns zu. Nein m?
schießen, Bas Leutnant, schießen nix
gut. machen Lärm!"
Damit hatte er seinen Bogen
er traute dcr Waffe feiner Väter nun
einmal mchr zur Hand genommen.
Ein elend aussehendes Ding, aber ge
fährlich in seiner Wirkung. Die in
Schlangengift getauchten Pfeile der
Buschleute sind gefürchtet. '
Einem Reptil gleich wan'o kr sich
durch daö verdorrte Steppengras dem
Läufer entgegen. Befriedigt grinsend
kehrte er nach etwa zwanzig Minuten
zurück.
Jetzt ich sicher sein, sie gehün zu
Wasserloch., Vielleicht dort noch an
,dere treffen. Besser, sie vorher fan
gw." Wird sich wohl schwerlich machen
lassen, mein Junge. Aber vorwärts
ienn!" Und wieder sprenaten f-
querfeldk'"
Abermalz kamen sie ant User des
Flusses, der eint starke Bieaur.z a,e
macht hatte. Triumphierend roies
David auf Husfpurcn:
.Hier sie Fluß verlassen: Pfe:d
lahm, kann schlecht vorwärts." In
der Tat zeigte die tief eingedrückte
Spur der rechten Hinterhand, daß
Pluto nur mit Anstrengung vorwärts
kam. Wir reiten noch tück auf
wärt!, dann im Bogen entgegen, wir
trotzdem eher da als sie."
Die große Kzpjc. ein mäßiger
Fclshügel, nur zum Unterschied von
den umliegend kleineren die .große'
genannt, war erreicht. Auf dem
Bauche kriechend, hatte David sich zu
dem ungefähr zehn Minuten davon
entfernt liegenden Wasserloche heran
gepürschi .und festgestellt, daß
jedenfalls dank dem kranken Huf
Plutos der Feind noch nichr ein
getroffen war. Ter hatte offenbar
darauf gerechnet, etwaige Berfolzer
würden den gleichen Weg nehmen, wie
er, oder eine noch weiter oberhalb be
findlicke Furt benutzen. Für olle
Fälle aber hatte er der Sicherheit
halber noch den BuschmannSpäh?r
ausgeschickt. Bei der außcrordcr.t
lichen Fähigkeit dieser Leute im Lau
fen und ihrer Kenntnis des. Landes
wäre er auch sicher geioesen. von der
vorzeitigen Ankunft des Leutnants
und seines Begleiters benachrichtigt
zu werden, wenn David nicht eben
selbst ein Buschmann gewesen wäre
und die vesahr beseitigt hätte.
Die beiden, Dorp und David, hat
ten sich ein einfaches Frühstück. Brot
::nd ei Handvoll .Pemmikan" (zc
derrtcs Fleisch) schmeäen lassen, dazu
einen Trunt aus der Feldflasche.
Seelenruhig zündete David seine
Stummelpfeife an. Ter Leutnant
wollte es ihm verwehren; der
Schwarze grinste vergnüglich: Zeit
genug Pferd lahm; müssen h'er
kommen, sonst kein Trinkwasser. Ha
sehen Bas Leutnant?"
Zwei dunkle Gestalten zu Pferde
wurden in dcr Ferne sichtbar. Nur
lanzsam kamen sie vorwärts.
Ter Große seien Josua Smart
kcp", schnalzte Tavid leise. Wollen
Bas Leutnant ihn lebendig fangen
und aufhängen auf Station" Mord
lustig funkelten seine schiefen, kleinen
Buschmannsaugen.
Leutnant lassen Swartkop mir,
schießen andere von Pferd, aber erst,
wenn ich haben Swartkop, ja,
Leutnant?" Damit zog er aus sei
ner Gurteltasche etwas, das einer
Pferdeleine verzweifelt ähnlich sah.
Bis an Termitenhügel dort her
ankommen lassen," flüsterte er noch,
erst dann schießen!" Und vom F:l
sen hcrabgleiteno, kroch er wiederum
mit den Bewegungen einer Schlange,
von den sich nähernden Reitern unde
merkt, zu dem bezeichneten Termiten
bau. Ter Leutnant spannte feinen
Revolver.
Mit mächtigem Satz sprang das
Pferd des einen größeren Reiters
plötzlich in die Höhe und verschlug
sich; ein Buschmannspfeil saß ihm
im Halse. Gleichzeitig warf ein
Schuß des Offiziers den zweiten aus
dem Sattel. Auch Torp verließ nun
sein Versteck und rannte hinzu. Sein
Schuß hatte gesessen, da war weiter
keine Arbeit vonnöten. Taneben
Ober wälzten sich Josua Swartkop
und der Buschmann, fest ineinander
verkrallt, am Boden.
Es wäre Torp ein leichtes gewesen,
die Angelegenheit mit Säbel oder
Revolver glatt zu erledigen; aber die
Gelegenheit, den Banditen lebend ein
zubringen, war zu verlockend. Kurz
entschlossen stürzt er sich deshalb auf
den Herero, dessen Hals der Busch
mann umklammert hielt. Aber beide
hatten nicht mit Swartkops riesiger
Körperkraft gerechnet. Diesem gn
lang es, einen Arm freizubekommen,
ein Messer zu ziehen und dem Busch
mann in die Schulter zu stoßen. Wer
weiß, wie alles noch gekommen tväre,
wäre nicht plötzlich ein Säbel über
ihren Köpfen aufgeblitzt, der krachend
auf den Schädel des Herero nieder
sauste.
Tet war Zeit, Herr Leutnant,"
klang's im gemütlichen Pommerisch,
soll ick'n"
Willst du wohl, untersteh' dich!
Angepackt, die Hände auf den Rücken
gebunden!" lachte der Offizier dem
biederen Schutztruppler zu. Zum
Teufel, wo habt Ihr denn, so lange
gesteckt?"
Wir konnten den Weg man nicht
gleich finden. Herr Leutnant; wie
wir dahinten waren, fahen wir ge
rade, wie dcr Herr Leutnant da run
terliefen; da haben wir die Sporen
eingesetzt un"
Na, gut. daß Ihr noch rechtzeitig
kamt. Halloh, David, was ist denn
mit dir los? Wieder mal verwun
det?"
Nix schlimm. Bas Leutnant! Du
Sweinhund du!" mit diesem Kose
wort, das er auf der Station gelernt
hatte, schlug David dem gefesselten
Josua Swartkop die Faust ins Et
ficht. Du Sweinhund, dafür du
morgen hängen!"
Diese Genugtuung ward dem tap
feren David am anderen Tage auf
der Station denn auch zuteil. Er
durfte fogar bei dem feierlichen Akte
als Ezekutionsbeamter" mitwirken.
Zur Belohnung. Die deutschen Sol
da ten wollten doch nicht gern an dies
,.xr ;..,,.
2ä(Vnft Ctnafj Tribüne
Cer rMlgz Weg.
2hit ieu Finnin, ng T!areenUssig,
Tie Stelle alt Abteilunglingenieur
lci der großen internationalen Psla
sterungöiirma .Hertel u. Eo. A. 3."
war ausgeschrieben.
Dr ing. Peter Ramm, der in der
Malchinensavrik Ferrum" angestellt
war mit einem jährlichen Gehalt
von IttXH) Mark als Tantieme
kam eines Nachmittags nach Hause
und erzählte seiner Frau die Neuig
kcit.
Willst Tu Tich bewerben?" fragte
sie.
Borläusig will ich nachdenken,"
fagie Peter Ram.n.
Und dann setzten sich beide hin und
aßen zu Mittag.
Pcter Ramm aß an diesem Tage
nur wenig, sagte nichts, dachte aber
viel nach.
Seine Frau, die eine vernünftige
Dame war, störte .ihn mit keiner
lästigen Frage. Sie lächelte ihm nur
von jkit zu Zeit freundlich zu und
sorgte dafür, baß der dreijährige
Sprößling der Familie nett. artig
und ganz still am Tische saß. '
Als das Ehepaar dann seinen ge
wohnten Abendspciziergang machte,
sagte Peter Ramm:
Ich habe beschlossen, mich um die
Sielte zu bewerten. Sie ist fünf,
sechsmal besser als meine Ferrum
Stelle, und die Aussichten bei der
Aktiengesellschaft Hertel u. Eo. sind
einfach unbegrenzt. Tu hast doch
wohl keine Anzjt davor, ins Aus
lanö zu reisen. Astrid?"
Im ' Gegenteil!" sagte Frau
Astrid.
Im übrigen darfst Tu Tich nicht
zu früh freuen. Um die Stelle wer
den sich wenigstens fünfhundert be
werben."
Frau Astrid seufzte.
Wenn man doch nur jemand ken
nen würde, der sich für Dich interes
sicrte!"
Ja", meinte Peter Ramm, da
liegt der Hund begraben! Bor allem
kommt es auf die nötigen Beziehun
gen an. Ich schreibe jttzt mal erst
meine Bewerbung. Aber das ist das
Allerunweseiitlichstk."
Trifft nicht der Geheime Kom
merzienrat Weltenberg die endgülti
ge Entscheidung?" fragte Frau Astrid.
d:e nicht ohne Einblick in kommerziel
Ic Verhältnisse war.
Gewiß," entgcgnete Ramm nach
deutlich, Weltenberg entscheidet."
Weißt Tu etwas von ihm?"
Nicht die Bohne."
Eine Weile gingen sie' schweigend
nebeneinander ler, dann sagte Pcter
Ramm:
.Tcnk' daran, daß ich mir morgen
Visitenkarten bestelle. Mein Bor
rat ist zu Ende."
.Ich werd' d'ran denken!" der
sprach Frau Astrid.
Am nächsten Tage sandte Dr. ing.
Ramm seine Bewerbung ein. Und
zwei Tage darauf stattete er dem Ge
Heimen Kommerzienrat Weltenberg
einen Besuch ob. Der Geheime Kom
merzienrat, ein vielbeschäfliger Mann,
empfing ihn leider nicht, und Rcimm
mußte sich damit begnügen, seine Bi
sitenkarte abzugeben.
Auf dem Heimweg fiel es Peter
Ramm ein, daß fein verstorbener
Schwiegervater, der Rentier Mikkel
sen, seinerzeit in Geschäftsverbindung
mit einem Better des Kammcrherrn
Fjeldvad gestanden hatte, dkr im Di
rektorium der Aktiengesellschaft Her
tel u. Co. saß. Das war freilich ein
bischen weitläufig, aber euliu!
Konnte er auf dies Konto hin den
5!ammerhcrrn veranlassen, ein gutes
Wort für ihn bei dem Geheimen
Kommerzienrat einzulegen, fo war er
schon auf dem Wege zum Erfolg.
Dr. ing. setzte sich resolut in eine
Straßenbahn und fuhr zum Kam
merherrn Fjeldvad hinaus.
Der Diener, der öffnete, sah ihn
ein wenig verächtlich an und teilte
ihm mit. der Kammerhcrr empfange
zu dieser , Tageszeit überhaupt nie
Nianden. ' Peter Ramm lieferte dennoch der
Ordnung wegen seine Visitenkarte ab
und begab sich auf den Heimweg.
Bei Kaffee und Aigarre nach dem
Mittagessen durchwühlte er sein Ge
dächtnis und gelangte zu dem Resul
tat, daß der Minister für die Lf
fentlichen Arbeiten, der fehe ' demo
kratische ehemalige Großkaufmann
Christiansen, eine Cousine der Gat
tin des Kammerherrn, die von ziem
lich bürgerlicher Herkunft war, zur
Frau hatte.
Peter Ramm blies nachdenklich den
Rauch von sich. Seine Frau betrach
tete ihn aufmerksam.
Der junge Ingenieur dachte tief
und gründlich nach. Waö nützte es
ihm eigentlich, daß der Minister für
öffentliche Arbeiten weitläufig mit
dem Kammerherrn verwandt war?
War das im Grunde nicht gleichgül-
tig für ihn?
.Astrid!" rief er plötzlich.
09
mal, ist da nicht waS mit deiner Cou-
Zine Helga . . .?"
Meiner Halbcousin? !" verbesserte
Frau Astrid.
Gut. aber ist sie nicht verwandt
mit einem der jetzigen Minister?" '
Frau Astrid dcichte nach.
,Rein." sagte sie. Verwechselst
Du daS nicht damit. daß Helgas
Schwägerin verheiratet ist mit dem
früheren Kompagnon des Justizmini-
j stets, dein Justiztat Olfen?"
.Richtig!" rief Ramm und be
gann zu kombinieren.
Kurz daraus sagte er:
Tu solltest Helga einmal zu Tisch
bitten' .
Und Frau Astrid, die klüger war.
als Frauen meistens sind, fragte nicht,
sondern sagte sofort:
Herzlich gern, lieber Peter!'
Worauf sie in die Küche ging, um
für dcn Tee zu sorgen.
HO
Frau Astrid kannte ihren Mann
und wußte, daß er augenblicklich nur
an ein dachte: an die Stelle bei der
Riesenfirma Hertel u. Co. Deshalb
war sie sich klar darüber, daß sein
Aorschlac, Frau Helga Barnum zum
Mittagessen einzuladen, in mystischer
Weist mit den Plänen in Berbindung
stehen mußte die ihr Peter äugen
blicklich im Kopfe wälzte. Leider
wollte das Unglück, daß Frau Astrid
so gut wie nie mit diese: Halbcousine
zusammenkam. Und Frau Astrids
sicherer Takt sagte ihr. eine plötzliche
Einladung zum Mittagessen werde
sich ganz unmotiviert und ungehobelt
ciusneh,nen.
Doch der Zufall und ihre Konduite
halfen ihr.
Zwei Tage darauf traf sie Frau
Helga Barnum auf der Straße. Sie
hielt sie an. und die beiden Damen
standen eine Weile beisammen und
sprachen über ungeheuer gleichgültige
Dinge.
Und Tante Ragna ist gestorben!"
sagte Frau Barnum plötzlich.
Tante Ragna war eine gemeinsame
Großtante.
.Ja", sagte Frau Astrid. .DaS
ist eine traurige Geschichte. Aber eS
ging ihr zulttzt ja so schlkcht. Tu
bist östers mit ihr zusammengekom
men?"
.Gewiß sagte Frau Barnum.
Sie war immer so lieb zu den Kin
dern."
Frau Barnum war glücklicht Mut
ter von zwei Mädeln.
Ich habe sie nur selten gesehen,"
bemerkte Frau Astrid. UebrigenS
haben wir zu Hause ein auSgezeich
neteS Porträt von ihr. das Onkel
Hans Peter seinerzeit gemalt hat."
.So?" Frau Barnum wurde
sehr eifrig. .Denk' mal, daS hab'
ich nie gesehen."
Da ergriff die kluge Frau Astrid
d'e Gelegenheit und lud sie zum Mit
tagessen ein des Porträts wegen.
Am nächsten Tage kam Frau Bar
num. Und als sie das Heim der
jungen RammS verließ, hatte sie daö
Gemälde unterm Arm.
Man hatte es ihr geschenkt und
sie dadurch sehr beglückt denn sie
hatte die gute Tante Ragna ja
immer so sehr geliebt.
Act Tage später traf eine Ein
ladung an Ramms vom Seifenfa
brikanten Barnum und Frau ein.
Die Einladung wurde mit Dank rin
genommen. Die Gesellschaft bei Barnum war
klein und familiär. Unter anderm
waren die Schwester des Seifenfa
brikanten, Frau Olsen. sowie ihr
Wann, dcr Justizrat, anwescnd.
Justizrat Olsen und Ingenieur
Ramm kamen auf Geschäfte zu fpre
chen. ES traf sich fo günstig, daß
Ramm dem Justizrat das Anerbie
ten machen konnte, bei der Maschi
nenfabrik Ferrum seinen Einfluß
geltend zu machen zugunsten eines
Projekts, an dem einer von OlsenS
Klienten interessiert war.
Am nächsten Tage fand Ingenieur
Peter Ramm sich in Justizrat Ol
fens Bureau ein.
AlS man sich trennte, hatte Olsen
dem Ingenieur versprochen, ihn aufs
allerhcrzlichste seinem früheren Kom
pagnon, dem jetzigen Justizminister,
zu empfehlen.
Peter Ramm ging freudestrahlend
nach Hause zu seiner Frau.
.Jetzt funktioniert die Sache!"
sagte er.
An diesem Tage war an seinem
Appetit beim Mittagessen nichts
auszusetzen.
, .
Am Tage darauf fand er sich beim
Justizminister ein.
Der große Mann empfing ihn äu
ßerst liebenswürdig.
Mein Kompagnon," sagte er, Hot
mir von Ihnen erzählt. Womit
kann ich Ihnen dienen?"
Peter Ramm hielt einen beschei
denen kleinen Bortrag über die
Schwierigkeiten, in dieser Welt vor
wärtszukommtn ohne Protektion.
Und dann kam er auf die ausge
schrieben Stellt in der Aktiengesell,
schaft Hertel und Co. zu sprechen.
Der Minister zuckte bedauernd die
Achseln.
Lieber jung Freund." fagte er,
in der Beziehung habe ich nicht den
geringsten Einfluß."
Ramm erklärte, vie?eicht könne ihm
der Minister für die öffentlichen Ar
bciten helfen. Vorläufig komme eS
bloS darauf an, ihn zu veranlassen,
sich wohlwollend zu stellen.
Der Justizminister dachte nach.
Und dann sah er auf seine Uhr.
Der Minister ist gewiß hier. Reh
men Sie einen Augenblick Platz."
Und in höchsteigener Person ging
der Justizminister zur Tür hinaus
und überschritt den langen Korridor,
der daS ministerielle Gebäude in
zwei Teile zerlegte.
Zehn Minuten später kam er zu
Peter Ramm zurück.
Er drückte RammS Hand:
.Ter Minister erwartet Sie so
fort." sagte er.
Er drückte .RammS Hand:
.Ich glaube. Sit haben Clllck.
Adieu
Peter Ramm verbeugte sich und
verschwand.
,
Der Ministcr sür die öffentlichen
Arbeiten empfing ihn überaus
freundlich.
Peter Ramm war ziemlich vcrle
gen. ES war ja reckt peinlich für
ihn, dem Minister zu sagen, et möch
te ihn gern veranlassen, sich durch
seine Frau bei dem Kammcrherrn
Fjeldvad für Ramm zu verwenden.
Aber schließlich brachte er kö doch
heraus.
Minister Christiansen lachte der
schmitzt und sagte jovial:
.Richtig. Amalie ist ja mit der
Frau dtS Kammerherrn verwandt.
ES ist wohl ihrt Kusinr oder so ähn
lich," Peter Ramm nickte.
.Ja." sagte der Minister, ich will
gern mit meiner Frau darüber re
den. Jetzt, wo ich Minister bin. kann
sie vielleicht etwa ausrichten. Frü
her hat sie ja mit FjeldvadS nicht
verkehrt, aber ich glaube, im letzten
Jahr war sie ein paarmal bei der
Kammerherrin."
Ramm verbeugte sich ehrerbietig.
Ter Minister machte eine abschlie
ßende Handbewegung:
.Wie gesagt, Ich werde tun, was
ich kann oder richtiger: waS mei
ne Frau kann."
Die Audienz war vorbei.
Der Ministcr für die öffentlichcn
Arbeiten fprach am selbcn Abcnd
mit seiner Frau, und diese fühlte sich
stolz und geehrt dadurch, daß sie
plötzlich so großen Einfluß gewann.
Sie fuhr am folgenden Tage mit
dem Automobil zu ihrer Kusine. Die
Kommerherrin empfing sie außeror
dentlich freundschaftlich und ver
sprach, mit dem Gemahl zu reden.
Sie tat eS, und der Kammerherr
hatte nichts dagegen, dem Minister
einen Gefallen zu erweisen mit
Rücksicht auf spätere Gegendienste.
Kammerherr Fjeldvad unterrichtete
durch seine Frau die Gattin dkö Mi
nisterö davon, Ingenieur Ramm sol
le ihm einen Besuch abstatten. Die
Frau deS Ministers erzählte ihrem
Manne stolz daS Resultat, und er
ging sofort zum Justizminister und
fagte. der junge Ramm möge nur
zum Kammerherrn gehen dann
werde sich die Sache schon machen.
Ter Justizminister dankte und der
sprach, zur Verfügung zu stehen,
wenn der Herr Kollege einmal Ber
Wendung für seine, Dienste haben
sollte. Worauf er seinem früheren
Kompagnon, dem Justizrat Olsen,
telephonisch Bescheid gab. Und die
ser telephonierte schleunigst an den
glücklichen Pcter Ramm.
Ramm ging glückstrahlend nach
Hause zu feiner Frau und sagte:
Jetzt nähern wir uni dem Ziel,
Mütterchen!"
Am folgenden Tage suchte er den
Kammerherrn auf und wurde
empfangen.
,
Tkr Kammerherr versprach Peter
Ramm, ihn persönlich dem , Gehei
men Kommerzienrat Weltenberg zu
empfehlen. Und er hielt Wort.
Er fprach mit Weltenberg, und
dieser stellte sich sehr entgegenkam
mei'd und erklärte sich bereit, zu tun,
was in seinen Kräften stehe.
Der Kammerherr teilte feiner Frau
daö gute Resultat mit.
Die Frau Fjeldvad ließ die Kunde
an ihre Kusine weitergehen, diese
sagte es ihrem Mann, dem Minister
für die öffentlichen Arbeiten. Er
benachrichtigte den Justizminister,
der klingelte seinen Kompagnon an,
den Justizrat Olsen. Olsen suchte
vergebens die telephonische Lerbin
dung mit Ramm zu bekommen und
telephonierte die Neuigkeit staitdessen
nach Hause an jtine Frau. Diese
begab sich geschwind zu ihrem Bru
der, dem Seifenfabrikanten. Dessen
Frau fuhr so schnell wie möglich mit
der Straßenbahn zu ihrer Halbku
sine, der Frau Astrid Ramm, und
sie erzählte beim Mittagessen seclen
vergnügt ihrem Mann, der Geheime
Kommerzienrat fei außerordentlich
gnädig gewesen.
Nervös, aber vergnügt, fand Pe
ter Ramm sich nach zwei Tagen bei
dem Geheimen Kommerzienrat ein.
Er wurde diesmal sofort vorgelasstn.
Ich bedauere sehr." sagte der Ge
heimrat, .aber die Stelle ist heute
vormittag bestdt wordkn. Mein
Neffe hat sie bekommen."
Als der Geheime Kommerzienrat
aber die Nöte der Enttäuschung sah,
die sich auf Peter Ramm Geficht
ausbreitete, fagte er und ö kam
etwa? Menfchlich-TeilnehmtndtS in
seine Stimme: .
.Junger Freunds Mehr Glück filr
ein andermal! Verlieren Sie den
Mut nichtt Aber mein-Reffe stand
mir näher. Ich konnte, weiß Gott,
nicht ändert handkln. Aber kommen
Sie ein andermal, wieder! Der Kam
merherr hat Sie mir so warm emp
fohlen. Sie sind auf dem rechten
Wege!" ' ' '
Und freundlich drückte er dem
niedergebeugten Peter Ramm die
Hand
i
Tcr 3ch!!sli in K'ujiland.
cjictlu.il Itt nllMc Lare z"'l
Alköhslgkiiusz.
Nicht immer standen d',e russische
Zaren in der Alkoholsrage auf dem
Standpunkt, den Nikolaus II. in f'
riem Briese an den Finanzmniister
Bark einnimmt, und wenn der j'tz'iie
Zar die Gesundheit deS BolkeS hoher
bewertet, all eine auf Kosten der
BolkSwohlfahri herveigeführte sin.m
,!elle Blüte Rußlands, so haben sich
seine Borgänger von derartigen Ge
fühlen nicht beeinflussen lassen.
Selvst Katharina II.. die Semira
miö deS Nordens", sörderte den AI
koholgenuß ihres BolkeS zum Zwecke
gesteigerter Staatseinnahmen, und
al, ein russischer Bischof im Jahre
1763 gegen den Branntwein in einer'
so wirksamen Weis predigte, dasi
dai Bolk die Branntweinbuden zer
störte, entsetzte die Kaiserin den mu
tigen Bischof seines Amtes und ver
bannte ihn nach Sibirien.
Wie Katharina kl., so suchte auch
ihr Enkel Alexander I. den Brannt
weingenuß nach Möglichkeit zu stet
gern, und um dieses Ziel auf die
leichteste Mise zu erreichen, befahl
ein kaiserlicher Ukas die Berpachtunz
des BranntweinauöschankS an priva
te Unternehmer. DaS ganz Land
wurde in Bezirke eingeteilt, jeder
Unternehmer erhielt einen solchen Be
zirk angewiesen und mußte für jede
Kopf der dort wohnenden Leute o f
die Staatskasse 90 Rubel bezahlen.
Zur Sicherslellung dieses Betrag
waren dem Staate steinerne Häuser
oder Ländereien in einem der Ge
samtsumme entsprechenden Werte zur
Beifügung zu stellen. Diese Unter
nehmer. in dcr Ncgcl zweifelhastcS
und gewöhnliches Bolk. hatten mcist
selbst nichts, abcr hinter ihnen Pan
den mächtige Geldgeber, die natur
gemäß ebenfalls ihren Anteil an den
Erträgnissen des BrannlweinauS
fchankeS haben wollten. .
So stieg der Alkoholgenuß im ruf
sischen Bolke, und er nahm noch zu,
als durch die Kontinentalsperre die
Getreideausfuhr auS Rußland be
schränkt und daS unverkäufliche Ge
treide in Wodka umgewandelt wurde.
Der Wedro (etwa 2z Gallonen)
dieses giftigen Getränkes wurde mit
7 Rubel bezahlt. Rußland glich einer
großen Branntweinschenke, abkr
trotzdem blieben die Pächter mit ih
ren Abgaben an den Staat im Rück
stände, und als dies: Rückstände sich
(im Jahre 1851) auf 37 Millionen.
Rubel beliefen. ordnete dcr Zar den
Verkauf der als Sicherheit gegebenen
Häuser und Ländereicn an.
Nach diesen üblen Erfahrungen
verfügte Kaiser Alerandcr 1. am 1.
Januar 1819, daß der Staat die
Herstellung und den Verkauf des
Wodka in eiaene Verwaltung nehmen
solle. Auf "Grund dieses Besehls
wurden in Ru'Md zahlreiche fiaat-
licht Branntweinfabriken errichtet.
Da aber die Erzeugnisse dieser
Fabriken den Bedürfnissen deS Vol
kes nicht zu genügen vermochten, s -schloß
der Staat Lieferungsverträge
mit einzelnen Fabrikanten ab, die sich
verpflichten mußten, jährlich wenig-
stens 2,000 Wedros zu brennen und,
nur mit der Regierung in Geschäfts--Verbindung
zu treten. Ueber ganz
Rußland spannte sich jetzt ein Netz
von staatlichen Branntweinausschant
stellen. in jedem Dorfe erhielt der
Gemeindeältcste das Recht, den für
7 Rubel gekauften Wedro für g Ru
bel weiterzuverkaufen, aber trotzdem
blieb der Ertrag des Branntweinmo:
nopols weit hinter dem Boranschlaz
zurück. Denn die Landedelleute, die
bis zum Januar 1813 das Privileg
gium besessen hatten, jährlich 90?
Wedro für ihren eigenen Gebrauch zu?
brennen, beharrten auf ihrem alten.
Rechte; vergebens fandte der Finanz-i
minister seine Berater auf die zer-.
streut liegenden GuiSsitze; der Ge
heimverbrauch wuchs und die Staats
lasst erlitt schwere Verluste. I
Dahcr führte Nikolaus l. im Jah
re 1827 wieder daö System der Ver
Pachtung ein, und dieses System
von Alexander II. im Jahre 1863,
mit einer besonderen Steuer belegt
'. fi.c. .: ci.c nnitt. : cv.t '
ClICO icyeii, u'J vrnuj -unuc im juty,
re 1901 erneut auf das Staatsino
nopol zurückgriff, das zwar große'
Erträgnisse lieferte (im Jahre 191U
nahezu 600 Millionen Rubel). ab
im Interesse der Volkswohlfahrt jetzt.
endgültig beseitigt werden soll.
;(
Ein nachahmenswerte
Rundschreiben an die Gewerbetreiben
den hat daö Bezirksamt im badischen
Emmendingen ausgehen lassen. Um
die im Amtsbezirk noch vielfach vor!
handenen Fachwerkbauten zu erhalt
ten. die aus alter Zeit stammen und
besonderen Wert haben, hat daS Be-j
zirksamt den Gewerbetreibenden, so'
wie den Hauseigentümern dringend)
nahe gelegt, im Interesse der Schaf
fung hübscher Ortsbilde die Fach
wtrkhäuser sachgemäß zu erhalten,
und bei Umbauten und Instand?
setzungSarbeiten darauf Bedacht zui
nehmen. Insbesondere ist darauf zu?
acktkn. dan daS AolZwerk ,der tinfrJ
werkbauten durch den Verputz nicht'
zugedeckt, sondern ausgespart bleibt)
und daß. wo früher das Fachwerl
iiberputzt wurde, die Herstellung des
einstigen Zustandes wieder herbeiae.
Zuhrt wiro, .
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