Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 26, 1914, Image 2

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    TEgfiche Ciiiflsm Tribune
Tizphuö und Wasser.
Uü luden in irqend einer omtrifa
niichai Metropole 20 2ob3fä:ie und
.?) Erkrankungen jährlich unter Je
100,0)0 ViMLchnern durch Eho'.era
Dir drch Peulenpest verkommen, so
rjättt r.,s aeivifj eine riesig Ausre
uni hetver rufen und zur eifrigsten
TütiTkeit far dir Ausrottung bisset
Weisel anspornen! Aber dieselben
I'-fcrn bkzuzZich M Zyphussieber
lassen V, nrntrifslnifch Publikum
ui,d die lillermkisten städtischen Ae
pulten anscheinend litt.
lu: irzend eine geheimnisvolle und
rasch wirlkiide Ceuche, die aus dem
'ilaiUinde kinsieschleppt wurde, rüttelt
den Cett'sinhaltungvtrikb des durch
schnitüichen Amerikaners auf. kein
so allläzüchks einheimisches Uebel, wie
der TyxhuZ, mag es ouch verhält'
CIId.Porlal !cS Tu-.mklS für 2c An.
gclcs' Aquädukt.
tismäßig ebenso großes oder noch
größeres Unheil anrichten!
Wie diele halten sich bei dem Ge
danken besonders auf oder haben
überhaupt Kenntnis davon , daß
im Verhältnis zur Größe der Ve
dölkerung etwa 2fm so viele Er
krankungen am Typhusfieber in den
Ver. Staaten vorkommen, wie Pest,
fälle in Indien? Oder daß sich in
zwei Jahren achtmal so viele Todes
fälle durch Typhus in unserem Lande
ereigneten, wie Cholera.Todesfälle in
Italien während derselben Jahre, zur
Zeit einer Epidemie?
Amerikanische Stadtbeamte, die sich
für sehr fortschrittlich halten, sind
schon sehr zufrieden, wenn das Ty-
phuS-Unheil nicht ganz 20 Todes
fälle und 200 Erkrankungen pro Jahr
für je 100,000 Einwohner erreicht,
oder wenn es diese Zahlen wenigstens
nicht noch beträchtlich übersteigt. Aber
irn Vergleich zu Städten des nörd
lichen Europa erscheint ein solcher
Ausweis nicht nur nicht niedrig, fern
dern außerordentlich hoch!
Heben wir einige vergleichende Zif
fern hierüber hervor.
Im Jahre 1906, in welchem in Chi
cago 13 unter je 100,000 Einwoh
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Oeffnung der Hauptfchleuse
nern am Typhus stardn?, betrug in
Stockholm. Schweden, , diese Sterb
lichkeit nur 2 pro 100,000. Im
Jahre 1910 kam in Louisville. sten
tucky, die Typhus'Todtsrate auf 31
für 100.000 (und 1907 hatte sie dort
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Giie Zilc Lcitimz am l.,tz der
fc.icrra-5.
f."ar nahezu 70 bciragcn); in Ham
1-urg. Deutschland, dagegen,. düS-trotz
seiner sanitären Fortschritte der Ich-
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ten Jahre nicht gerade ju den ge
sundesten Städten bei Reiche gerech
itt wird, erreichte diese Sterblichkeit
ur tn bisicke über 4 für ie 100.
000 im Jahre 1010, und nur 3 Im
Jhre 1007. In London. England,
und in Kopenhagen, Dänemark. kam
sie 1009 aus weniger olS 5 pro 100.
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?iiid der HaupirvKre dam So Angelkt
Aquädukt ( 10 ßu& Turchmester).
000; dagegen in derselben Zeit zu
KansaS City. Omaha. Pittsburg. De
troit, Minneapolis. St. Paul. In
dianapolis. Milwaukee. Toledo, Eo
lumbuö. Vuffalo. Äemphis. Nash,
dille und New Orleans auf 18 oder
mehr für je 100.000. Wien. Dres.
den, München, Glasgow und Eljri
siiania wiesen ebenfalls noch keine 5
solcher Todesfälle für diesen Zeit
räum pro 100,000 auf.
50 amerikanische Städte verloren
1910 insgesamt 5062 ihrer 20.230.
000 Einwohner durch TyphuS-Tod.
andererseits 33 der wichtigsten euro
päischen Städte mit 31,500,000 Ein.
wohnern nur 2050 aus derselben Ur
fache.
Rußland hatte vom Januar 1907
bis zum Oktober 1311 im ganzen
283.684 Fälle asiatischer Cholera
aufzuweisen (worunter die in der
furchtbaren Epidemie von 1910). Im
nämlichen Zeiträume hatten die Ber.
Staaten, nach mäßiger Schätzung,
1.250.000 Typhus.Krankheitsfälle.
Cm Stück offenen Acquädurt Graben,
mehr als 4 für jeden Cholerafall im
heiligen Rußland!'
Diese Vergleichungen. denen sich
noch diele andere beifügen ließen, tön.
nen gewiß zu denken geben und soll-
ten unser öffentliches Gewissen auf
das stärkste erregen.
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vom Owenslutz. Becken.
Mit vollem Recht hat ein ärztlicher
amerikanischer Schriftsteller das starke
Vorherrschen des TyphuS in den Ver
einigten Staaten eine nationale
Schmach genannt. Denn es ist
über allen Zweifel hinaus festgestellt
und erhellt fchon aus statistischen
Vergleichen, daß der TyphuS eine al.
lermeistenS verhütbare Krankheit ist.
Ihre Hauptursache ist eine, durch Ab
fuhr.Stoffe verseuchte Wasser
Verfolgung.
Solches verseuchte Wasser verschul
det überhaupt eine Zunahme der
Sterblichkeit, besonders unter kleinen
Kindern, und kann noch manche an
dere Leiden, z. B. Ruhr, zahlreich
hervTrusen. Aber den größten ein
zelncn Verlust-Poften durch verseuch
teö Wasser bildet doch entschieden das
Typhussieber!
Ware die Wasser-Zufuhr in allen
Städten der Wer. Staaten und
naturlich auch auf dem Lande
eine gesundheitlich reine zu allen Zei
ten. so brauchten wir wenigsten? nicht
mehr TyphuS-Fälle zn haben, als die
auf der Höhe der Zeit stehenden
Städte Europas, und vor allem
würden gar kein Typhus-E pide
m i e n mehr vorkommen, wie sie jetzt
noch fo häufig sind.
Ein bescheidenes Beispiel dafür,
wak durch Sanierung der Wasser
Zufuhr in dieser Hinsicht erreicht
werden kann. läßt sich in der Stadt
PjttSburg finden, ws feit der
Einführung der Wasser,Flltrieranla
gen jährlich etwa 400 Menschenleben
vor dem TyphuS allein gerettet wor
den sind, wie man aus dem Vergleich
mit den früheren entsprechenden Zis
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fern schließen darf. Und das ist nsi
cm 'Anfang. Was ist ein gesund,
heitlich reine Wasser? Solches, wel,
chek keine Keim von Typhus, Cho
lera. Ruhr oder sonstigen rankhei
ten enthält.
Einige unserer großen Städte, wie
namentlich New Nork. Los An
gelt und S a n 'I r a n e i 5 k o,
haben großartige Tlnstaücz zur Cc
winnung reinen und reichlichen Was
sers genossen, oder treffen sie noch.
New Z)ork hat ei lohnend besun
den. 125 Millionen Dollars an ein
riesiges Reservoir, welches die Ströme
des halben Catkkill.Gedirgks ein
schließt, und an einen Tunnel zu wen
den. der 100 Meilen durch gedieae
nes Felsgesiein geht, um seiner rasch
wachsenden Bevölkerung reines Was
fer vom Gebirge zu dringen. (EineS
der beigegebenen Bilder zeigt einen
Querschnitt des, unter dem Hudson
ström hindurchgeführten Tunnel zwi
schen dem Storm King und dem
Break Neck.Berge).
Los Angele, flal., ist gar 250
Meilen in die schneegekronten Sierra;
hinauf gegangen und hat den Owen
Lukrschiütt vom Waiskrlunnel uniec
dem Hudson.
Fluß angezapft. Sein Aquädukt ist
ein imposantes Werk, welclzes die ver
bältnismäßig geringe Summe von
241.J Millionen Dollars kostet.
Und San Francisco hst es sich
einen langen Kampf kosten lassen, um
mit Erlaubnis der Regierung, rcsp.
des Kongresses, daS berühmte Hetch
Hetchy-Tal (im ) o f e in i 1 1 , Na
t i o n a l p a r k) für ein Reservoir
einzudämmen, das feinem Volke für
alle Zeiten das beste Wasser aus dem
Hochgebirge geben soll. Und es darf
hinzugefugt werden, daß auch gar
manche kleinere Plätze, selbst Dörfer,
in derartigen Bemühungen nicht zu
rückbleiben, den Umständen und Mit
teln entsprechend.
Aber mit der Zufuhr ollein ist es
noch immer nicht getan. Nach dem
Urteil der besten Kenner ist es un
bedingt nötig, täglich das Wasser
bakteriologisch zu prüfen! Doch selbst
die kostspieligsten Methoden der Was
ierNeinigung kommen pro Kopf der
Bevölkerung nicht höher, als das Eis
oder der Televhondienst und auf
der anderen Seite des Buches stehen
unaezählie Tausende von Leben. Wem
fällt die Wahl schwer?
ZZeulsrkr Arbeit.
Bon Ernst ötiemann.
Die Leute, die von den Tclltschea
so gern als von dem Volk der Dich'
ter und Denker sprachen, pflegten
diese Kennzeichnung spöttisch zu tx
ganzen: und der Träumer. Tenr
als sich ringsum die Völker in Han
del und Wandel schon mächtig reg
ten, Kolonien gründeten und Flotten
bauten, lebte die Masse der Deut'
schen noch jenseits der Sorgen des
Alltags in beschaulicher Feiertags'
stille.' Wir arbeiteten auch, mit dem
Herzen. Schrieben dicke Bücher voll
tiefgründiger Gelehrsamkeit, entdeck
ten und erforschten fremde Gebiete
andere annektierten sie; ouälten uns
mit der Lösung naturwissenfchaftli
chcr und technischer Probleme an
dere bauten sich Maschinen daraus,
DaS deutsche wissenschaftliche Psad
flndertalent arbeitete für alle Welt,
und es ist keine der großen Erfin
düngen, an denen Deutsche nicht we
nigstens in ihrer Gclehrtenstube und
in den Laboratorien hervorragend
mitgewirkt hätten. Aber sie beuteten
sie nicht praktisch aus.
Schon 1833 wollte der deutsche
Ingenieur Friedrich Lift ein großes
deutsches Eisenbahnnetz bauen, aber
man erklärte ihn für einen Phanta
fien, dem man kein Geld geben dür
fe. Er ging nach Amerika und wirk
te dort in großartiger Weise. Und
die elektrische Straßenbahn, die zu
erst 1879 Werner Siemens den stau
ncnden Berlinern in Groß-Lichterfel
de vorführte, ging nach Amerika und
lehrte erst 1896 nach Berlin zurück.
Wie ist daS jetzt alles anders et
worden! Mit der polmzchen uno na
tionalen Entwicklung ging ein neueZ
Wirtschaftsleben einher: die indu
ftnelle Betätiauna fetzte mächtig ein.
Der sonst fo fchüchterne und linkische
Deutsche wurde zum sefl ausneienoen
Mann in der Weltwirtschaft und
Weltpolitik. Hatte man ihn früher
auf den Weltausstellungen unter
nachsichtigem Gewahrenlafstn uberse
&n. so erregten seine späteren Lei
stungcn Bewunderung. Von AuS
Nelluna ,u Ausstellung steigerte sich
die Sorge der Handelsstaaten um
lhre Absatzmarkte, uno wayreng ver
Nariler Weltausstellung schrieb der
.Figaro': .Achtung! Paßt auf! Die
deutsche Industrie erdrückt unS". und
bezeichnete besonders 'die Fortschritt;
der deutschen elektrischen und chemi
schen Industrie als geradezu nieder
schmetternd für die Konkurrenz.
Heute sieht Deutschland mitten im
wirbelnden Leben der modernen Tech'
nik. auf vielen Gebieten. a!Z Führer.
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Da! Telephon haben wir unS ouS
dem Auelande wieder zurückgeholt
und lu einer beispiellosen Enlwick.
lung geführt. Der deutsche Ersin.
der Reii war 1874 gestorben, ohne
daß jemand da Wert feine Lebenk
beachtet hätte. Zwei Jahre später
tauchte der Apparat, von Prosessoe
Bell verbessert, in Amerika zuf. Di:
Wichtigkeit de Telcphon für den
?lüchr!Zendienst wurde erkannt. Di
beschloß der deutsche Gcneral'Post
meister Stephan, es in den prakli
st, Verkehrsdienst zu stellen. Zu
erst zur Ergänzung der Telegrap'ien
auf dem Platten Lande, spater für
den Stadtfernspreckiverkehr. Hier ent
wickelte sich da Telephon am glän
zendsten. Auf ollen Wegen und
Stegen, in den kleinsten Dörfern die
tet der kleine Wunderapparat seine
Dienste an. Teut,chland hat rn fei
nern Fernsprechverkehr ein Kapital
von Csü Millionen angelegt und sieh!
mit einem LeitungSneg von L Mil
lionen Kilometern und mit 1,008. 90C
Sprechstellen in Europa on der
Spie.
Die automatische Telepbonie. das
Fernsprechamt der Zukunft, ist schn
auf dem Wege. Ts braucht keine
Menschen mehr, denn alle vermitteln'
den Handgriffe führt die Maschine
aus. Ohne Mitwirkung einer Mit
telsperson stellt sich der Teilnehmek
bic gewünschte Verbindung selbst her.
und auf der Zentrale vernimmt mal
nur das Knacken u:,d Schraken t?ter
Axpcratteile. In München. Alten
bürg. Hildesheim usw. sind diese Nie
senautomaten bereits im Betriebe.
Die deutsche Telephonie ist ihrer
alleren Schwester, der Telegraphie.
gewaltig über den Kopf gewachsen.
Während die anderen europäischen
Staaten der älteren Telegraphie meh.'
oder weniger treu geblieben sind, wird
in Teutschland die Telephonie bevor
zugt. So ist der Fernsprechverkehr
nach auswärts in Teutschland um
das Fünffache stärker als in England
und um das Zehnfache stärker als in
Frankreich. Immerhin versenden auch
die Deutschen noch jährlich rund 55
Millionen Telegramme, die ein tiich
tiqes Stück Arbeit darstellen: das
BerlinerHaupttelegraphenamt beschäf.
tiqt allein gegen 2000 Beamt'. Cd
wohl die Teutschen Gauß. Weber und
steinheil schon lanae vorher brauch'
bare elektrische Apparate konstruiert
halten, bekam Deutschland die erste
elegraphenleituna erst im Jakre
1549 und man benutzte den Schreib
apparat des Amerikaners Morse, der
noch heute im Gebrauch ist. Ihm
zur Seite stellte sich der Typendruckec
von Huqhes und vor etwa fünfzehn
Jahren der Klopfer-Hörapparat. Jh-
re Leistungen sind 450, 1100 unv
600 Wörter in der Stunde.
Siemens & Halske liefern Schnell-,
tclegrzphen mit einer Leistungsfähig
keit von 20.000 Wörtern in der
Stunde.
Eine notwendige Ergänzung bei
Landielegraphennetzes sind für eine
Weltmacht Kabelverbindungen nach
überseeischen Ländern. Teutschland
ist erst spät in die Kabelpolitik ein-1
getreten; bis Ende deS 19. Jahrbun
derts hat es sich damit begnügt, mit
den Nachbargebieten in der Nord-
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Crich RciS.
und Ostsee telegraphische Verbindun
gen herzustellen. Im Verkehr mit
Amerika und Afrika waren wir auf
fremde Kabel angewiesen. Das
wurde mit der wachsenden Weitste!
lung Teutschlands immer unerträg
licher, namentlich weil England, dem
das Weltkabelnetz in der Hauptsache
gehörte Deutschlands Abhängigkeit
fühlen ließ. Es waren ungeheure
Schwierigkeiten und Quertreibereien
fremder Interessenten zu überwinden,
ehe Deutschland überhaupt nur di:
erforderlichen Kabel-Landungssielle':
herausdiplomatisierte. Dann kann
te 1900 daS erste deutsch-amerikani
sche Kabel gelegt werden, dem 1904
ein zweites in derselben Richtung
folgte. Teutsche Kabel nach der
Südsee und Ostasien und Südamen
ka kamen hinzu, und im vorigen Iah
re ist auch die Verbindung' mit Lome
und Duala in Westafrika fertig ge
worden. Leistungsfähige deutsche
Kabelgesellschaften find gegründet
worden, die dem Deutschen Reich
109 Seekabel mit einer Länge von
40.654 Kilometern gebaut haben.
Aber gehören denn Kabel und
Kupferdrähte nicht nachgerade ins
Museum? Geht's mit der drahtloser.
Telegraphie nicht fchon frei durch den
unendlichen Raum, losgelöst von der
Materie? Bewundernd stehen wir am
Funkenturm zu Nauen, der feine re
denden Aetherwellen auf Tausende
von Kilometern in die Welt sendet
AIS im Jahre 1900 der geniale Jta
liener Marconi feine erste drahtlose
Station einrichtete, wurde der Ver
such gemacht, daS neue Verkehrömit
tcl als eine italienische Erfindung
hinzustellen und ein McnconiWelt'
Monopol zu errichten. Aber diesmal
waren die Deutschen rechtzeitig zur
Stelle. Abgesehen davon, aß die
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drahtlose Telearaphie aus den durch
den deutschen Prssesior Hertz n,ich
gewiesenen Funkenwellen beruht, hat
te schon Jabre vorher die deutschen
Professoren Sfaby und Araun
prakti che sunkenlelearaphilche seist?
auszuweisen gehabt. In sck'arstr
Konkurrenz mit l.'karcont viivrre ic!
die deutsche TelefunkengeseÜschaf:
(Slaby'Arco)! ihre Eriolie wäre
derart. d:ß die Marconi Vesellschak'
den Kampf ausaab und mit btt deut-
fchen gemeinsame Sacke machte. Mehr
nIS 1 deutsche Funkcnjtatione?
sind heute auf dem ganzen Erdball
verbreitet, umsäumen die Küsten d,
Meere, tun Kriegsdienste und verbin
den die Ozeanschisse mit dem Fest
!?nd. Cämtliche heutiae Kolonie
in Afrika und in der Südsee sind mii
Funkenstationen ausgerüstet. Die
oeutsche Großsiation Nauen ist die
cnericstärlsik der Erde, sie hat eine
Reichweite bis zu den afrikanischen
Kolonien und bezwingt den Ozean.
(5, ist kein Zufall, dß die her
vorragenden technischen Großtaten
dem Verkehr zugute kommen. Der
Verkehr ist da herrschend, Prfn;io
unserer Zeit und seine Bedürsniss,
stacheln den technischen Erfindung
geist an. AuS der Pflege de? V'
kchrs erwääst Kultur und Wohl
stand. Teutschland ist da klassische
Land der Verkehrspolitik; seinen
Posteinrichiunen. die den fremde
Völkern zum Muster und Borbilk
dienen, verdanken Handel und Gewer
le zweisellos einen großen Teil if
rr Erfolge. Die deutsche Post folg.
den Pulsschlägen des Erwerbslee.,
wie keine andere Verwaltung der Er
de und ist überall rechtzeitig zur
Stelle, wo es gilt, dem Handel und
ttekverbt die Wege zu ebnen.
Stephan gründete den Weltpostverein,
errichtete Seeposten und vergaß über
dem internationalen Werk nicht, im
Lande selbst jede versteckte Ansiedlun,.
die äußersten Winkel des Reichs, in
täglichen Kontakt mit dem Weltver
lehr zu bringen. Die deutsck:? Post
war in den Kolonien, tl)t wir dorr
Besitzrechte hatten, ging selbst in'
Ausland.'wcnn, wie in der Levant?
und in Ostasten, unsere VerkelMn
leitssen litten. Nirgends in der
Welt gibt es etwas gleiches wie die
deutsche Paketpost oder auch die
tunaspost. Gewaltig war die Ent
Wicklung der letzten 30 Jahre. Die
Professor Slaby.
Leamien haben sich in dieser Zeit von
53,000 aus 210,000, die Postanstal
ten von &Q00 auf 35,000 vermehrt:
der Verkehr ist von 1349 Millionen
Postsachen auf L450 Millionen gestie.
gen.
Daß die Po,t sich so entwickeln
konnte, verdankt si: ihrer Verkehrs
aenossin, der Eisenbahn. Als .Kö
niz Dampf" 1835 von England her
überkam, war sein Auftreten nach
unserer heutigen Vorstellung nicht ge
rade überwältigend. Und doch ist
von dem Dampfwagen die vollständi
ge Umwälzung des Verkehrswesen
ausgegangen. Wie eiserne Fühler
streckten sich bald die Schicnenstränge
von Berlin aus in die Provinzen;
immer schneller wurden die Lokomo
tiven, immer schwerer die Schienen,
bequemer die Wagen. Die Stephen
sonsche Lokomotive leistete bei 15
Pferdekräften 24 Kilometer in der
Stunde, die Schnellzuglokomotive dr
Hannoverschen Maschinenbauanstatt
vom Jahre 1558 leistete 300 I'tf.
Welch eine Entwicklung dann bis zu
unsern jetzigen zwanzigrädrigen Ren
nern, die im Hundertkilometertempo
zweiiausendpferdig durchs Land ra
sen! Deutschland hat in feinem 60.
000 Kilometer langen Eisenbahnnetz,
in dem 26,000 Lokomotiven unö
600,000 Wagen laufen, ein Kapital
von 17,350 Millionen angelegt. Ein
Niesenheer von 700,000 Beamten und
Arbeitern. ES braucht unS nicht zu
beunruhigen, wenn von Zeit zu Zeit
auS England oder Amerika Nachricht
ten von fabelhaften Zugleistungen
kommen; das sind Wett und Renom'
mierfahrten der konkurrierenden Ei
senbahngesellschaften. die das Leben
der Beamten und Reisenden leichthin'
nig aufs Spiel fetzen. Es ist tröst,
licher für uns zu wissen, daß
man mit deutschen Zügen am sicher
sten reist. Ein Vergleich der Tötun
gen und Verletzungen auf eine Mil
lion Reisende ergibt für Deutschland
0,47, Frankreich .05, Oesterreich-Un.
garn 1,96. England 2.63. Amerika
11,85. Und der deutsche Eisenbahn
tarif ist einer der billigsten. Da
bei , haben unsere schnellen Zll
ge eine Durchschnittsgeschwindigkeii
von 80 Kilometern; die Leistungen
unserer schnellsten Verbundlokomo
tiven können bereits auf 120 Kilo
meter gesteigert werden. Damit ist
die Leistungsfähigkeit der Dampflo
komotide überhaupt nahezu erreicht.
Soll es noch schneller gehen so muk
der elektrische Betrieb, eine Erfindung
deS Deutschen Werner SiemenZ. an
gewandt werden. Die erste elektrische
Schnellöahn i Deutschland, Berlin
ÄÄi,.
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Aon I. I. Hosjmznn. (..Lustige auS'm Schwarjwald'.)
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BnumgärtnerS Lisbeth vom Neb
lo ist eine herzgute Bäuerin; kein
jltr.'o geht unbeschenkt von ihrem
Hrf und jedes lieber bei ihr in die
Siube 'nci a!S zu ihr 'naus. Aber
sie dkl-stektt'S auck. den Kleinen ein
S'se'zbrot zu streichen, so näfchig
und fo süß 's reinste reacrmas.
Kommt jüngst des Tschicdemachers
Bärwel auf den Hof und hat ihre
vierjährige Gondel bei sich.
?osskn. hat bereits eine Ecschwindia
teil von 210 Kilometer aufzuweisen.
Die zweite, großer; strecke eliau
Litterseld ist 1913 in Betrieb gesetzt
worden.
Wo die Eisenbahnen ihre natllrli
chen Grenzen finden, an den Ufern
der Mcere. setzt die Seeschiffahrt
ein. Teutschland ist erst spät in der
Reihe der seefahrenden Böller hervor
getreten. England hat darin immer
eine überragende Stellung eingenom
men. besonders als es, dem ungeheu
ren Auswanderungsstrom nach Nord
amerikaNechnung tragend, den tran
atlantischen Verkehr an sich trachte.
rm nfire 1861 schrieb höhnisch ein:
große englische Zeitung: Die Deut-.
schen wogen den oöen Pslugen, mii
den Wolken segeln und Lustschlösser
bauen, aber zum Seefahren haben sie
kein Genie." Heute können die Eng
länder nicht schlafen per Angst vor
dem deutschen Schifsahrtgenie. Denn
der große Reiseverkehr hat sich mehr
und mehr den deutschen Schiffen zu
gewandt, weil Deutschland die besten
und größten Schnelldampfer der
Welt hat. Die beiden Schiffahrts
Unternehmungen .Hamburg.Amerika
Linie" und .Norddeutscher Lloyd"
sind die bedeutendsten der Erde. Im
Jahre 1870 nahm Deutschland unter
den Seefahrern die fünfte Stelle
yz.i V
v
" - 'f,
.Vxn
A,s4
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tt A" ,
Heinrich von Stephan,
ein. 1880 die vierte, heute ist es lf
rcits an die zweite Stelle gerückt.
1881 liefen im Hamburger Hafen
5975 Schiffe ein. 1911 aber bereits
17.965. Diesem gewaltigen Auf'
schwung entsprechen auch die Fort
schritte der deutschen Echiffbauiechnik.
Noch vor dreißig Jahren mußten
sämtliche für den internationalen Ver
kehr bestimmten deutschen Schiffe in
England gebaut werden. Die gewal
tigen Umwälzungen, die der Ueber
gäng vom Segelschiff zum Dampfer,
vom Schaufelrad zur Schiffsschraube,
die Einführung von Dampfmaschi
nen mit zweifacher, dreifacher und
vierfacher Expansion, die Einführung
von DoppelschraubeN'Dampfern und
Turbinen-Dampsern mit sich brach
ten. haben den deutschen Schiffsbau
ansang wenig berührt. Da kam
das Deutsche Reich, mit ihm kamen
die Reichs Kriegsschiffe, gefördert
durch daS starke Interesse unsers
Kaisers für die Seeschiffahrt. Ne.
den den Kaiserlichen Werften erhiel
tcn auch die privaten Werften Bau
auftrüge. Das war eine gute Schu
le und eine Aufmunterung für sie.
Erst 1882 hatte die Hamburg
Amerika-Linie gewagt, den ersten
großen Passagierdampfcr einer deut
scheu Werft in Bestellung zu geben.
UiH, u j t.,: X
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.Sie gla'bt gar nit. LiSbeth. wie
q'scheit un hiisli mi Gundel isch. '
isch ganz zum Verwun'ere," sagt die
Lärwel zur Bäuerin.
.So, des gfreut mi," erwidert
dr.'uf die Rebbäuere und gibt der
g'scheiten Gundel ein leckeres Stück
Glzbrct.
.Na. Gundel. wie fait m'r au?"
ei'.ii.ert da die Mutter.
.No eins!" gibt die pfiffige Gun
del zur Antwort.
aber schon 1891 eroberte der vom
.Vulkan" erbaute .Fürst Bismarck"
als der schnellste Ozeandampfer da?
blaue Band deS Atlantik". Der
jüngste Triumph der deutschenSchiff
bautcchnik, der Riesendampser Im
perator", stellt alles bisher dagewe
scne in den Schatten. Dieses aröß
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ißcnict von CicmenS.
it Schiff der Welt, 276 Meter lana,
kann neben der Bemannung von 1180
Personen 4000 Reisende aufnehme
und ist. mit allem erdenklichen Luxus
ausgestattet, eine schwimmende Stadia
Wie nahe wir daran sind, selbst de
berühmten englischen Schiffbaukunss
den Rang abzulaufen, dafür ein Btt'
spiel aus letzter Zeit. Argentinien
hatte zwölf Torpedokreuzer zu glei
chen Teilen an England. Frankreich
und Deutschland in Bau gegeben,.
Bei der Abnahme genügten weder die
englischen noch die französischen de
Anforderungen, die Leistungen deß
deutschen aber gingen noch über di
Bedingungen hinaus.
Hundert Jahre vom Segelschiff
zum modernen Ozeandampfer, ab
nur wenige Jahre vom Freiballon
zum Luftschiff. Ueber die Eroberung
der Luft plaudert der Kalender von
1913 ausführlich. Auf die Erfolge
Zeppelins, der daS tausendjährige
Sehnen der Menschen nach der Be
herrschung deS LuftozeanS erfüllte,
werden unsere Urenkel noch stolz sein.
Der greise Graf hat auf dem Gebiete
der Luftschiffahrt sein Baterland mit
einem Schlage an die Spitze aller
Länder gebracht, seine erste große
Fahrt als Beherrscher der Luft war
der Sonnenaufgang eines neuen Ab
jchnittö der Kulturentwicklung. ML
gen unS auch die Franzosen im Flug
Wesen noch voraus fein, im Anfana
der Entwicklung deS Flugzeugs steht
doch wieder deutsche Arbeit. DaS
Herz der Flugmaschine ist der Motor;
ohne die Erfindung deS Ezplostonö
morö, der auch dem Automobil zum
Leben verhalf, wären lenkbare Luft
fahrten nicht möglich. Der Motor
aber ist eine urdcutfche Erfindung.
Der Drache. Mein Freun
Oskar ist eben von einer Geschäfts,
reise durch Eh!a zurückgekehrt. Sei
ne Frau wJü ?chwfeczermutter emp
fingen ihn festlich auf dem Bahn
Hof. Haben Sie sich auch meiner
recht oft erinnert, lieber Schwieger
söhn, während Sie im Reiche der
Mitte waren?" fragte die ältliche
Dame.
Unzählige Male gad er zur
Antwort. Stets wenn ich da? chi
nesische Staatswappen sah "
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