Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 21, 1914, Image 2

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,'Ains oder Theater? Der Kampf um dis Menzs. warum
,vic Hlorics" erfolgreich waren. Die verrollkommnnng der
jtidjifptclc. Der lzang zur Sensation. kebenszefäkzrliche
Mricks.Zexxelin und Zmxerator. Der Tempeleinsturz.
Veredlung des ilmdramas. Die Kinofpiclerei und die
Rinokunst.
Mtt Kampf jioifdxn den .Moviti"
M I und dem Thea!ek tobt noch im
wer in unverminderte Heftig
V kcit. Die Wandelbildcr. die vor
ilwa fünfzehn Jahren in schlechter Auf
,inachung und plumper Ausführung zuerst
Erschienen und al mindermcrchigcr Zeit
! vertreib mit Verachtung gestraft wurden,
'-müssen to der inzwischen erfolgten Ver
idolllommnllng ol ernster und dauernder
,ya!!or der Unterhaltung beriicksichtigt
.werden. Tr Kampf der Theater gegen
'di Atnobühm ist eine thörichte KrastScr
schwendung; et handelt sich hier nicht, wie
man Anfangs annahm, um einen Vernicht
tungslampf, au dem nur ein Sieger
heroorgehen kann, ei handelt sich hier nur
mm eine Gebiets theilung zwischen dem
Theater und dem neuen Unterhaltung!
Mittel, bei d beide Theile auf ihre Kosten
kommen. Der sanatisch Ruf: Kunst
!o dr Kino" hätte bei ruhiger Ueberleg
'ung längst in da! friedliche Kunst und
Istina" ausklingcn sollen ti ist in dem
Reiche der Vergnügungen für beide Platz.
'Wenn vorübergehend der Erfolg auf die
Seit, der Wandeldilder neigte, so müßten
,sich die Direktoren der legitimen Theater
'sagen, dafj da ganz natürlich war: der
.Reiz der Neuheit, der (gerade in der Zeit ;
der finanziellen Depression doppelt in'
Gewicht fallende) Vorzug der Billigkeit. !
'die Boibedingung bei EenießenS ohne ;
! große geistige Anstrengungen fallen dabei
! schwer in die Wagschale. Ein Fachmann
behauptet? Ei ist nicht ollein der Reiz
der Neuheit, dem das bewegte Lichtbild '
feine Beliebtheit verdankt, sondern es
dürfte wohl in erster Linie die Sensation,
die ti auf alt und jung, hoch und niedrig
(damit decken sich auch die Begriffe: ge
bildet und ungebildet) ausübt, al treiben
der Faktor zu nennen sein. Die Seele
de Großstadtmenschen reagirt schnell,
aber nie dauernd auf äußere Eindrücke.
Der Taumel bei Erwerbsleben hat ihn
abgestumpft und unfähig gemacht zum be
haglichen Genießen. Eine wahre Such!
nach Sensationen hat ihn ergriffen; daher
das Ueberhandnehmen deS Sportt und
der halsbrecherischen Zirkuskünste. daS ge
gcnfeitige Sichüberbieten, das Anpreisen
de Unerreichten, des Nochniedagewesenen.
Die Kunst, die ernste, schwere Kunst, die
im 2heat:r geboten wird, stellt hohe An
fordeiungcn an den Betrachter, sie erfor
deri den ganzen unverbrauchten auf
naymefähigen Menschen. Der Großstadt
mensch ist durch feine Berufsthätigkeit viel
zu stark angespannt, um .nach Feierabend"
uxEj künstlerisch genießen zu können
feiner geistigen und körperlichen Verfas
fung wird der Kinematograph in solchem
Umfange gerecht; man kann dort die
Kunst, die daS Theater ersetzt, genießen,
ohne den Geist übermäßig anzustrengen."
Man muh diesen Ausführungen bei
Pflichten, die der Berechtigung der Movies
daS Wort reden und doch nicht eine Silbe
gegen das Theater enthalten. Die Thea
terdircktoren, die ihre größten Einnahmen
mit leichter Waare. Operetten und Ge
sangIpossen, erzielen, wissen selbst am
besten, wie wahr diese Worte sind. Und
so haben sie auch länost eingesehen, daß
sie den unwillkommenen Rivalen nicht
mehr beseitigen können, daß sie sich mit
ihm auf eine Art Gebietstheilung einigen
müssen. Als die Photographie aufkam,
glaubte man, daS Ende der Porträtmale
rei fei gekommen und die Porträtma
lerei ist einer neuen Blüthe entgegenge
gangen. Ob sich dieser Vorgang nicht bei
Kino und Kunst wiederholen mag? Die
vorläufig noch recht wirren Verhältnisse
werden sich bald klären und beiden Be
Werbern wird ihr streng abgegrenzter
Wirkungskreis angewiesen werden.
Eines ist in diesen Kampfjahren, da
auf beiden Seiten mit Anspannung aller
Kräfte gearbeitet wurde, den aufmerksa
men Beobachtern klar geworden: die ge
wattigen Fortschritte, die die Kinvkunst
gemacht hat. Die Bilder sind klarer und
künstlerisch schöner geworden; statt der
ursprünglich gemalten Dekorationen, die
bei den Aufnahmen verwendet wurden,
stellt man jetzt die Bilder meistens an Ort
und Stelle, wodurch die Echtheit der Sze
n bedeutend gefördert wird; die Rollen,
!e früher vo Schauspielern gespielt wur
krn, die keine waren, liegen jetzt in den
Händen anerkannter erstklassiger Berühmt
betten die Stars der ersten Bühnen
ller Länder haben ihre Kunst in den
Dienst des Kinematographen gestellt. Al
lst oinp.ä muß anerkannt werden, daß die
m Kunst ein ganze Ariab! Vorzug
kicher Kinoschauspieler herangebildet hat,
deren Namen vorher nie oder doch nur
sä Vertreter kleinster Rollen auf einem
Thmterzettel gestanden haben. ,
Die Filmfabrikanten lassen es sich Tau
scnde und Zchntausende kosten naturge
treue Ausnahmen herzustellen; früher be
gnügten sie sich damit, westliche Cowboy
büder auf den New Jnsey Hügeln auf
zunebinen; Napoleons St. Helena wurde
am Sirande von Comy Island inszenirt
und für mexikanische Tropenszene mußte
hu botanische Garten im Bronz herhal
tkn. Derartige SMttiefälschungeki wer
den auch heute noch verüvt und das große
Publikum nimmt sie gläubig hin; aber in
"t Mehrzahl find kt Zmtnbllbet ei,
.Pnsoneareiize jifrntrufn werden nach
Alaika. nach dem Eolosseum in Rom und
den Ruinen vo Pompeii geschickt, damit
sie im echten Rahmen echte Bilder stellen
können. Eine deutsche Filmfabrik hat
einen Earmenfilm mit deutschen Star
kräften in Spanien angefertigt; eine cmt--rika
nische Firma hat eine Truppe eine
Reise um die Erde machen lassen und in
den verschiedenen Ländern vorher aukge
arbeitete Lokaldramen aufführen lassen.
Die Kinokunst hält bereit auf Milieu
und Realistik; das ist ein gewaltiger Fort,
schritt, die Bilder werden vollkommener
und sie haben den erzieherischen Werth,
der den Studioaufnahmen abging.
Bon einem hat sich die Kinokunst aller
dings noch nicht befreien können, von dem
Hang zum Sensationellen. Es ist auch
mehr al zweifelhaft, daß ihr da über,
baupt jemals gelingen wird. W man
sich ansang mit wahnsinnig wilden Rit.
tcn. einem gelegentlichen (auf dem Bilde
wenigsten) halsbrecherischen Sturz von
einem Felsen begnügte, ist man nun bei
Palästina, nach dem inneren Afrika, nach
der Arizona Wüste, nach dem kanadischen
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nahe an der Grenze des Menschenmög
liehen angelangt. Auf einem unserer Bil
der ist der an Tollkühnheit grenzende
Wagcmuth eines Kinophotographen in
Baris veranschaulicht und diese Toll
kühnheit ist international, die sindet man
in Berlin wie in New Kork, in Kopen
Hagen wie in Rom. Nur um ein gutes
Bild eines Fabrikbrandes zu erhalten,
riskirt der Photograph fein Leben ... aus
Pflichtgefühl, au Ehrgeiz, ganz gewiß
nicht des eigenen finanziellen Vortheils
wegen. Bei einer Aufnahme eines wilden
Löwen in Afrika, dem der Photograph
mit seinem Apparate zu nahe zu Leibe
rückte, mußte der Kinomann feinen Leicht
sinn mit dem Leben bezahlen.
Wenn eine Emmy Destinn als .Löwen
braut" in den Löwenkäfig geht und dort
dicht neben den auf dem Klavier liegen
den Wüstenkönig tritt, dann darf man
versichert sein, daß alle Schutzmaßregeln
für die berühmte Künstlerin getroffen
sind es wäre zum mindesten recht thö
richt, wenn sie sich ohne diese Garantie
in den Käfig begeben hätte. Und allzu
gefährlich scheint dieses Tete-S,-Tte mit
diesen Bestien nicht zu sein, da die Ber
liner Schauspielerin Tilla Durieux die
selbe Heldenthat mit zwei Leoparden auö
geführt hat. .Die Launen einer Welt
dame" ... für eine Laune fetzt man nicht
fein. Leben auf' Spiel, denn was nützt
die schönste Reklame, wenn man sie nicht
erlebt!
Die .Universal' Film-Gcsellschaft, die
uns ein Anzahl im besten Sinne sensa
tioneller Bilder zur Verfügung gestellt
hat. darf sich rühmen, eine Aufnahme von
historischem Werth gemacht zu haben: der
Zeppclinballon Victoria Luise", der über
dem Riescndampfer .Jmperawr" schwebt.
Die beiden größten Triumph deutscken
Unternehmungsgeistes auf einem Bilde
vereinigt. Der Film führt den Titel Tlie
Skymonster" und die Fabel dicfer Film,
lomödie ist gerade nicht Überwältigend
aufregend, die ist übrigen dabei auch
von nebensächlicher Bedeutung; das Auf
regende, die Sensation des Schauspiels
liegt in den tadellos klaren und scharfen
Bildern des .Luftungethüms' und des
.Wasserriesen". Der Zeppelinballon er
scheint in den verschiedensten Stellungen,
in Außen und Innenansichten, in voller
Fahrt und im Ruhezustand. Wir sehen
die meerumfpülte Insel Helgoland unter
uns auftauchen und verschwinden, wir
seken den .Imgekatoc" herandampfen und
crhslten von dem Ricstndampser eine
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IMPEBATOE. VOM ZEPPELIN AUS-
Deckansicht aus der Wogelperspektive, die
an Schärfe nichts zu wünschen übrig
laßt. Der .Imperator" rcvanchirt sich
dafür mit einer Aufnahme des Zeppelin
kreuzers aus der Wurmperspektive, die
nicht minder gut geglückt ist. Einige der
Bilder wurden von einer Plattform aus
aufgenommen, die neben der Gondel des
Zeppelin herausgebaut war, und dem
Laien wird die Position des Photogra
phen auf dieser Platform in schwindeln
der Höhe, gewissermaßen . in der freien
Luft schwebend, nicht gerade beneidcns
werth erscheinen.
Dieselbe Gesellschaft hat die Geschichte
Eimson zum Filmdrama veraibeitet es
handelte sich dabei theilweise um Aufnah
men in einem Irciluftateljer, die indessen
unter Umständen nicht weniger gefährlich
sind, als die Wagestücke in echter Szenerie.
Der Clou der Simsonfilm ist der Ein
stürz des Tempels der Philister; dieser
Tempel au! praktikabel Säulen war auf
einer riesigen Plattform ausgebaut und
so arrangirt, daß in dem Moment, da
Simson die S-äulen umfaßt und nieder
reißt, der ganze Bau einstürzt. Aus der
Bühne weren mehrere hundert Statisten
all Philister gruppirt; der Tempel war
aus PapiermachS angefertigt trotzdem
hatten di; einzelnen Theile der Säulen
und Mauern ein beträchtliches Gewicht,
und als der Einsturz erfolgte, trugen
dreizehn Personen recht erhebliche Ber
letzunge davon. "
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schwer verdient; die Sensationslust des
Publikums verlangt immer neue Effekte,
und wenn die Menge auf der weißen
Leinwandfläche einen Menschen an dem
dünnen Holzwerk eines brennenden Aero
plan hängen sieht, dann kitzelt das ihre
Nerven; aber sie. wird sich nicht einen
Augenblick der eigenen Brutalität bewußt,
die derartige Kunststückchen fordert; sie
vergegenwärtigt sich nicht das Bild, das
diese Aufnahme ermöglichte. Entsetzt
und schreckcnSbang Würde sie sich von dem
Origlnalbilbe abwenden, im Lichtbilde da
gegen läßt sie es ruhig und angenehm er
regt auf sich wirken.
Und die Gefahren lauern auf die Film,
künstler selbst dort, wo sie sich vollkommen
sicher ahnen; der Darsteller de verun
glückten AeroplanfliegerS wird sich vorher
vergewissert hoben, daß der gewagte Spaß
kein ernste Wendung nehmen kann
daS Bild sieht gefährlicher als, als es in
Wirklichkeit war. Wenn dagegen eine
Schwimmkünstlerin, wie Annette Keller
mann, in einem großen Glasbassin Tau
cherkünste vorführt, die kinematographisch
festgehalten werden, dann denkt kein
Mensch daran, daß dabei eine Gefahr fei.
Die Szenen in dem Glasbassin sollten in
einem neuen Filmdrama Die Tochter
Neptuns' verwendet werden, und die
Aufnahmen wurden in dem Aquarium
in Bermuda angefertigt; daS lichtgrüne
Meerwasser von Bermuda eignete sich be
sonders gut zu diesem Zweck. Da ereig
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IMPERATOR UND
mann sich mit ihrem Kollegen in dem
Bassin befand, ein Unfall, den Niemand
voraussehen konnte: die zolldicke Glas
ivand des Behälters barst und das mit
furchtbarer Gewalt ausströmende Wasser
riß die beiden Darsteller mit, riß sie ge
gen das scharfe Glas sie wurden beide
schwer verletzt nach dem Hospital geschafft.
Annette's Verletzungen erwiesen sich alö
weniger gefährlich, ihr Kollege jedoch
wird zeitlebens gelähmt bleiben.
Angesichts der ausgeklügelten, völlig
unnölhigcn Sensationen wäre es an der
Zeit, daß sich das Publikum auf seine
Bildung besänne. Rohe Sensationen sind
nur für rohe Gemüther, und wenn diese
Sensationen auch auf den Lichtbildern
noch so einfach aussehen, sollte man sich
doch überlegen, welche Schwierigkeiten
ihre Herstellung verursacht haben mag,
Wenn die Filmfabrikanten die Kinodar
bictungen wirklich zu einer Kunst erheben
wollen, dann sollen sie damit anfangen,
daß sie die krassen Effekte ausmerzen. In
Europa hat man dem Filmdrama einen
vornehmen Rahmen gegeben, indem man
ihm eigene elegante Theater errichtete;
auch hier ist man diesem Beispiel bereits
gefolgt. Den billigen fünf und zehn
Cent Häusern will man die billigen Film
stücke überlassen, die an die niedrigsten
Instinkte oppelliren; in dem vornehmeren
Kinotheater will man dagegen mit vor
nehmeren Mitteln arbeiten und nähert sich
mit langen, in einzelne Akte abgetheilten
Stücken dem legitimen Theater und
da wird die schließliche Lösung der Frage
sein: Kino oder Theater? Wir werden
in absehbarer Zeit daS Kinotheater und
die Kunst dühne haben; daS Schauspiel
ohne Worte und das Schauspiel mit
Worten; die" Kunst, bei der nur ein
Sinn, das Auge, beschäftigt wird, und
die Kunst, bei der Auge und Ohr mit
genießen.
Es ist nicht unbedingt nöthig, daß bei
dem verbesserten Filmdrama jede Seiisa
tion ausgeschaltet wird; die Kunst des
Kinematographen ist bereits so weit vor
geschritten, daß man di Wirklichkeit täu
sehend getreu nachahmen kann; daß man
im Bilde Esfekte erzielen kann, die im
Theater immer unmöglich bleiben werden.
Wie da gemacht wird, ist au dem Bilde
ersichtlich, auf dem die Kulisse eines bren
nenden KoblenschachteS in einem Ozean
riefen gezeigt wird. Die Kulisse steht
auf einer Wiege, die während der Auf
nähme in Bewegung gesetzt wird, um da
Schwanken des Schiffes zu mariiren. Der
brennende Kohlenschacht, der auf. dem'
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Film vollkommen naturgetreu erscheinen
wird, ist für diii Mitwirkenden absolut
gefahrlos. Ein ahnlicher Efcfkt ist gc
rade bei einem der neuen Filmdramen,
das in einem .der eleganten Kinohäuser
aufgeführt wird, zu verzeichnen. Eine
Dampf-Zacht geht nach einer Kollision
auf hohem Mere unter; man sieht das
Innere der 'flacht, das sich langsam mit
Wasser füllt. Der Besitzer der Macht, ein
junger Millionär, liegt bewußtlos auf der
Treppe der Kabine, das Wasser umspült
bereits seine Kniee; seine junge Frau ver
sucht ihn zu retten, muß aber schließlich
vor dem immer höher steigenden Wasser
fliehen. Auch diese Szene ist Atelier
arbeit, kann nur Atclierarbeit sein, weil
man das Innere eines sinkenden Schiffes
nicht photographiren kann, und weil die
Darsteller und Photographen bei allem
Enthusiasmus doch nicht so strafbar leicht
sinnig mit dem Leben spielen würden.
Wozu auch? Die Bilder der untergehen
den 'Sacht sind glänzend echt ausgefallen,
die Täuschung ist wunderbar geglückt
und es wurde bei der Aufnahme Niemand
gefährdet.
Das Wandelbild wird ein dauernder
Faktor unserer Amüsements und der Er
zichung bleiben; diese Kunst ist noch jung
und besitzt Entwickelungsmöglichkeiten, die
ihr ein eigenes Feld sichern, ein Feld, das
kaum noch bebaut ist. Die Kinokunst
kann lebendige Massen auf die Leinwand
bringen, die auf der legitimen Schau
bühne unmöglich sind; die Kinokunst kann
Szenenmechsel mit einer Raschheit vor
nehmen, wie sie nur auf der primitiven
ShakespcarkBühne möglich war; die
Kinvkunst kann Effekte auf ihrem Lein
wandprospekt hervorzaubern man denke
nur gerade an die ZePpclinJmperator
Bilder die selbst auf der technisch voll
kommensten Bühne nicht denkbar sind; die
Kinokunst kann gleichzeitig die Handlun
gen und die Gedanken der Darsteller ver
bildlichen, sie kann That und Wirkung
zugleich zeigen, und sie kann auch die
mimische Kunst in allen ihren Feinheiten
zeigen .... sie kann also, da sie auf die
Macht des Wortes verzichtet, nicht soviel
wie die Schauspielkunst, und kann ande
rerseits. da ihr ganz andere, neue Mittel
zu Gebote stehen, weit mehr als die
Schauspielkunst. Und wenn sie erst nicht
mehr auf das Wort verzichtet? Wenn
das Problem der Verbindung von Pho
nograph und Kinematograph restlos ge
löst ist? Die Sensation, die brutale Sen.
sation, die vorerst noch die Kistust be
herrscht, ist der schlimmste Jcmd der
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Lichtspiele; sie verhindert ti, daß die
ttinolllnst als Kunst anerkannt wird; sie
muß in den Hintergrund gedrängt wer
den, damit die Vorzüge und der Werth
der 23ndcldilder deutlicher zum Aus
druck kommen. TI Filurdrama muß
aufhören, Hintertreppensiüct zu sein, und
muß Kunstwerk werden; e muh vom ba
nalcn Zkltvcrticib zur erzieherischen Un
terhaltung erhoben werden, wenn sich die
Kinokunst dauernd behaupten will.
Heinrich Reinh. Hirsch.
Mc ßhcmie der Tage Kaffee.
Die medizinische Wochenschrift Lancet
unterhält besondere Laboratorien, in denen
sie neben anderen Untersuchungen solche
führen läßt, die für die Beurtheilung
vn Fragen der Bolk'gssundheilspslege
von Bedeutung sind. Sie kat jeht eine
gründlicke Forschung über die Chemie des
jtafseei verösseullicht. Auf den Kaffee
sau ist dabei zunächst keine Rüclsicht ge
.ommen. weil er doch in der Regel zurück
bleibt, sondern nur auf den Aufguß selbst.
Da immer wieder Bergleiche zw,schen der
Bekömmlichkeit von Thkk und Kasfee an
gestellt werden, ist auch diese Frage in
erster Linie beachtet worden. Da beide
Getränke ihr Aroma von demselben Stoff,
namentlich dem Kaffein erhalten, so sollte
man annehmen, daß auch ihre Wirkung
zum mindesten ahnlich sc, muß. Den
noch wird allgemein zugegeben, daß er
hebliche Berschiedenheiten bestehen. Das
kommt zunächst dah?r, weil der. Thee einen
viel größeren Kaffeingehalt brsifet als der
Kaffee. Wenn troidem der Kaffee al
schädlicher gilt, so liegt der Grund darin,
daß zu einer Tasse davon eine weit grö
ßere Glenne gebraucht wird al vorn Thee.
Das Bcrhältiii stellt sich etwa folgender
maßen: Ein Thkeausquh hat eine Stärkt
von etwa 1$ v. H,, eni Ksseeaufguß da
gegen von tj v. H. Run enthält aber d:r
'' bis 4 v. H. Kaffcin. der Kaffee dagegen
selten mehr als 1 v. H, Daraus folgt im
(?gensatz der landläufigen Meinung,
daß eine Tasse afsee nur etwa ebenso
diel Kasfein enthält als eine Tasse Thee.
Tie Wirkung hängt aber nicht allein von
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Menge dieses Stosses ab. sondern ron
der Art der chemisch:n Verbindungen, in
denen er auftritt. Daß diese bei Kasfee
bchnen und Theeblättcrn verschieden sind,
geht schon daraus hervor, daß durch kaltrs
Wasser aus dem Thee nur wenig, aus dem
, Kaffee dagegen das ganze Kaffein heraus
! gezogen wird. Im Thee nämlich ist s
j hauptsächlich an Gerbsäure gebunden und
j bildet mit dieser das gerbsaure Kaffein.
das tn kaltem Wasser wenig löölich ist,
! vielmehr erst mit heißem Wasser in Lö
! sng übergeht.
Aus diesen Unterschied zwischen Kasfee
und Thee ist früher gar nicht geachtet wor
den, und erst die neuen Untersuchunzen
haben eine bessere Aufklärung über die
Art gebracht, wie das Kasfein im Kasse
enthalten ist. Wahrscheii'.lich ist es an
ne besondere Säure gebunden, die der
Gerbsäure verwandt ist, aber doch be
stimmte Abweichungen von dieser auf
weist. Das lehrt ja schon der Geschmack,
der beim Thee immer etwas Zusammen
ziegcndcs hat, beim Kasfee mehr etwas
Säuerliches. Nach den chemischen Prü
fungcn bringt die im Kaffee enthaltene
Säure auch die Gelatine nicht zum Ge
rinnen, gibt mit Eiscnperchlorid. das durch
die Gerbsäure des ThecS schwarz wird,
ine leicht grüne Färbung und besitzt noch
eine Reihe von chemischen Wirkungen, die
sich bei der im Thee enthaltenen Säure
nicht sinden. Diese Unterschiede sind nun
also zum erstenmal einwandfrei festgestellt
worden. Dazu kommt noch, daß nach dem
Theegenuß das Kaffein wahrscheinlich erst
im Darm verarbeitet wird, nach dem Kaf
feegenuß aber schon im Magen. Diese
Thatsache ist ohne Zweifel von gründ
legender Bedeutung für die Beurtheilung
der Wirkung beider Getränke. Sie sollte
beim Kaffee danach auch schneller sein als
beim Thee, sowohl In der erfrischenden '
wie in der aufregenden Beeinflussung.
Im allgemeinen wird Kaffee überhaupt
für das kräftigere Getränk gehalten und '
daher auch als Gegengift gegen Betau
bungsgifte, namentlich Morphium, ein
Pfohlcn.
Der Umstand, daß daS Kaffein aus dem
Kaffee fchon durch kalte Wasser. völlig
ausgezogen werden kann, gibt die Mög
lichkeit, die Zufammenfetzung von kalten,
und heißen Aufgüssen chemisch zu berglei
chen. und diS ist mit einer langen Reihe'
verschiedener Sorten geschehen. Auf beide .
Arten wird auffälligerweise eine gleiche .
GewichtSmenge aus dem Kaffee gezogen, -aber
der kalte Aufguß ist etwa weniger'
schmackhaft. Chemisch sind aber beide
Aufgüsse kaum voneinander zu unterschei
den. Wahrscheinlich läßt das kalte Was
ser gewisse ölige Stosse oder Fette zurück. ,
d'e da Aroma beeinflussen. Ein Aufguß
von grünem oder ungeröstetem Kaffee Ist
auffällig unschmackhcist, da der Vorgang
des Röstens erst das Aroma herbeiführt.
Er besteht hauptsächlich in der Bildung
von Oel und anderen Stoffen auf dem ,
Wege einer milden zerstörende Destilla
tion. Auf den Gehalt an Kaffein hat daS
Rösten wenig Einfluß, obgleich jener Stoff
von hohen Temperaturen angegriffen wird.
Nach den neuen Analysen liegt die wich
tige chemische Wirkung de Rösten darin, '
daß die Menge de ursprünglich Im Kaffee
enthaltenen gerisanren Kaffein vermin
dert wird. Ein unmittelbarer Nährweith
ist dem Kaffee nur in fchr geringem Grade
zuzuschreiben, aber er kann die LeistungS ,
sähigkeit durch Bekämpfung der nervösen
Ermüdung steigern, und zwar hauptsäch
lich durch die Wirkung de Kafscms.
Darauf beruht auch der ?k:he! (thut Tasse
Küsste nach der Mahlzeit.'' " '
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