Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 19, 1913, Image 6

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tsarm und ch:!ich an.
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dz'.erlich auf die QMn, trenn Sie
fiiieä Mannes bedürfen, einer Hilfe,
eines NaZs Ihr alter Echulty.
tann ist aCernol derjenige der
standen Z Was meinen ie, soll ich
noch in dieser Stunde nach Meieritz
zurückfahren und mit Ihrem Herrn
Äater Rücksprache nehmen?"
Te: Oberförster von Hochwert trat
zu den beiden; er hatte das Anerbie
len des Direktors gehört.
.Lassen Sie das nur, liebn
Schrader," sagte er, .wein Freund
Osterwitz hat seine eigenen Ideen,
'und das Glück, das er seinen Kin
dcrn baut, soll das richtige sein!"
Schröder zuckte die Achseln. .Nun.
vielleicht geht alles noch besser, als
wir jetzt denken; nur den Mut nicht
verlieren, Ernst, und das Vertrauen
auf sich selbst und die eigene be
freiende Kraft!"
' .Wollen musizieren!" rief da die
kleine Hilde. .Weißt du. Ernst Fi.
dus, das war immer deine beste Me
dizin!"
Sie gingen in das grcße Musik
zimmer. Die Fensterflügel standen
weit offen; die Gesellschaft hatte sich
in die anstoßenden Zimmer verfügt,
nur Frau Sylvie, ihre drei ältesten
Kinder und Ernst Ofterwitz versam,
melten sich um den prachtvollen
Stutzflügel, dessen weiche: Ton am
deutlichsten verriet, wie musikalisch
sie Hochwerts sein mußten.
Frau Sylvie präludierte; große,
'chwere Akkorde zogen in den Nach
.nittagssonnenschein hinein.
. Und dann leitete sie über in Weet
hovens süßcs
.Es grünet der Maien, es lachet die
Au,
Die Lüfte sie wehen so linde, so
lau." -
Die Kinderstimmen setzten ein,
dann Ernsts und Karls tiefere
Tön:.
Die Mädchen sangen mit einer In
nigkeit, die weit über ihre 15 Jahre
ging; tiefes Kunstverständnis lag in
jeder Note, durch und durch musika
lischeZ Können. Das war Frau
Sylvies Erbe für ihre Töchter; sie.
die einst eine große, berühmte Sän
gerin gewesen, hatte sich in des Hau
fes Frieden, in die Einsamkeit der
Wälder ihre Kunst hineingerettct, die
ihr den düstersten Tag licht, die
schwerste Stunde leichter machte.
Und in diesem glücklichen, gesegneten
Hause hatte Ernst Osterwitz durch
Jahre gelernt, das Leben zu eh
inen, wie es ist, sich abzufinden mit
dem Herbsten im niemals unterge
henden Lichte einer Kunst, die das
ganz: Haus verklärte und ihre
Strahlen in die Herzen aller derer
warf, die das Glück genossen, hier
verkehren zu dürfen.
Nach und nach hatten , sich die
Gäste und Angehörigen des HauseZ,
den süßen Tönen folgend, im Salon
verammelt und standen atemlos lau
schend am Eingang zum,Mustlzim
nie:.
Und dann kam es allein aus Ernst
FiduZ' tiefster Brust, mit Tönen, er
greiftnd und wundersam, daß selbst
Kn alten, trockenen Professor, Lade
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'Inan liebte die arme Ci:rn;e Lui
sen nicht sehr in der Familie, trei!
sie eine sehr scharfe Zunge und eine
recht unanzenehnie Ärt harte, gerade
über die herzufallcn. die das meiste
für sie taten.
Frau ron Osterwitz hatte An-st
vor der lieben Kusine ihres Tlzr.r.ts,
und doch mußte sie auf sie Rück
ficht nehmen und sie jedesmal einla
den. wenn sie nur zwei cdcr drei
Personen bei sich sah.
Jelkz aber fand in Tante Eido
nie eine sehr sympathische Berwand'
ie, denn diese kannte alle kleinen und
großen Klatschgeschichten in der gan
zen Stadt, und Jelka liebte es im
rner. die Win ende und die zlluze
hervorkehren zu können.
Woher nur die Kommandeurs
göhre immer alles weiß?" pflegten die
jungen Offiziere sich zu fragen, wenn
das Hinge Maochen wieder einmal
verblümt, aber doch deutlich genug
irgendeine Anspielung auf ein Ge
schehnis riskierte, das der Betreffende
lieber mit dem Mantel der Liebe
verhüllt haben würde.
Die Damm waren natürlich schlau
er. sie kannten die Beziehungen der
Brümmer, die mit allen Vermiete
rinnen und Waschfrauen in Meieritz
in Verbindung stand.
(sie hüteten sich wohl, der bösen
Zunge der armen Sidonie" Grund
zur Durcbhecheluna zu geben, und
warnten sich unterinander vor der
Regimentstante".
Herr von Veyssel kam als letzter
zu dem zwanglosen Abend beim
Obersten. Jelka und er standen aus
irgendeinem Fuße miteinander;
auf welchem, daraus wurde selbst
Sidonie Brummer nicht klug.
Auch heute schritt der NeaimeniZ
adjutant an der Tochter seines Brot
Herrn vornehm grußend vorüber, und
nachdem er Frau von Osterwitz die
Hand geküßt und die anderen älteren
Damen flüchtig summarisch begrüßt
batte, trat er ?n das Arbeitszimmer
des Obersten, in welchem nur eine
einzige große Lampe unter rotem
Schleier mitten auf dem Sofatische
brannte; in deren Lichtkreis sah er
Ernst Fidus fitzen, allein und in tic
fern Sinnen.
Tuten Tag. Ernst." sagte der
Oberleutnant und klopfte ihm auf
die Schulter. .Nun, wie schaut's
aus, und was hat der Tag gebracht?"
Ueberrascht sah der Jüngling in
das braune, männliche-ernste Gesicht
des Offiziers. Er wußte wohl, daß
Herr von Beyssel ihm gut gesinnt
war, daß er sich aber sogar feinet
wegen zum Nachdenken zwang, rühr
te ihn beinah.
.Der Tag hat mir diel gegeben,
Herr Oberleutnant antwortete
Ernst nachdenklich. .Erstens hat er
wich gelehrt, mich und meine Hoff
ungen und Wünsche als tote Tin
ge zu betrachten, die das Leben weg
spült .mit der großen Woge, die
man .Verhältnisse" nennt; wohl
können wir uns stemmen gegen
die eiserne Notwendigkeit, aber sie
wird immer Gewalt über uns haben,
und zwingen, uns zu Füßen zwin
gen werden wir sie nie! Und dann
hat der Tag mich noch eins gelehrt,
nämlich: trotz aller Bitternisse, die über
vns verhängt werden, ist doch noch
immer ein Tropfen Süßigkeit im
Leidensbecher, der es uns möglich
macht, ihn ganz zu leeren."
.Sie junger Philosoph, so viel Le
bensweisheit hätte ich hinter Ihrer
Knabenstirn nicht gesucht; abersuhr
I der Offizier fort, .da Sie Sie sich
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ren, die i2ck'.:res:er tes Kenias"
A S.'iärien!" frzle Frau
Stabsarzt krümmer. So ein klei
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Jienrsrofter zur Frau erhalten;
Leste ÄengerZ. davon ist sicher keine
"iede; ich habe erfahren, er soll im
"luftige der Frau Fürst-.nrezent'.n
cne HesLame engagieren!"
Xai Thema wurde nach allen Rich
t'.'nzen durchaesprochen, und Frau
krümmer meinte zu Frau von
Ofterwitz:
.Liebe Manen, ich dächte, ihr lü
U Seine Durchlaucht ein; wer
weiß. Jelka ist eine Erscheinung!"
.Mein Mann verreist morgen."
sagte zaghaft die Frau Oberst.
.Aber ich werde mit ihm reden."
Ernst Fidus horchte auf; vielleicht
lag hier ein Aufschub, und Zeit ge
Wonnen, alles gewonnen!
Nach Tisch hörte er. wie der Ma
jer von Alt haus mit seinem Vater
über die Ankunft des Prinzen sprach.
Osterwitz lachte. Mir ist noch
nichts notifiziert; mein Urlaub ist
von der Brigade bewilligt, also sehe
ich nicht ein. warum ich um den
Prinzen zu Hause bleiben soll. Uebri
gens. wenn er mich sehen und spre
chen will, ich fahre ja nach Park
dämm, zu meinem Freunde, dem
trafen Gützo; da kann man mich
ja finden!"
Ernst Fidus' Herz hämmerte im
wer ängstlicher; wie war ein Aus
weg möglich, wenn nichts dazwischen
kam?
Endlich empfahl sich die Gesellschaft
unter Sckierzen und Lachen und mit
allerlei schönen Redensarten.
Als alle fort warm, trat Ernst
nochmals an den Vater heran.
.Morgen, Bater?" fragte er.
.Gewiß, mein Sohn; unser Zug
geht um neun Uhr vierzehn; du hast
'D all AnniiA ,,, w iJntl "
tii yuiuy guui puucu
Tann eilte er zur Mutter, ma
ma, wir reisen wirklich!"
.Ich weiß es. Herzensjunge." sag
ie sie leise. .Sei tapfer und denke
immer daran, daß du ein Osterwitz
bist!"
Das war ihr ganzer Trost für
ihn.
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Der nächste Morgen graute.
Noch schlief im Hause des Ober
sten von Osterwitz olleS.
Der Wachtposten vor der HauSiür
schritt fröstelnd auf und ab. denn
der Morgen war frisch, und . ein
leichter Wind kam über den Strom
herüber und schüttelte die Kronen
der alten Lindrn vor der Rosen
Villa, daß die Zweite ächzten und
die zarten, jungen Blätter erzitterten.
Im Stall hinter dem Hause klirr
te ein Halflerkette, dann knarrte die
Tür der Sattelkammer, und schließ
lich war's dem Posten, als wenn er
die rostige Klinke des Maucrpsört
chens, das hinter dem Stall auf die
Stromwiesen führte, hätte gehen hö
ten. Jetzt ja. wirklich jetzt
tonten gar leise Pferdehufe da an
der Mauer entlang.
Der MuLletier konnte freilich nicht
rm die Ecke schauen, denn er durf
te den vorgeschriebenen Weg nicht der
lassen; aber es schien ihm doch wahr
fcheinlich. daß da hinten in dem
Stallgebäude nicht alles in Nichtig
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Er h;:i:e der sinnen Dame eben
gezeigt, wie man Kopfstehen lerne,
und da sie sich bei bem Versuche über
schlagen batte. wartete er, bis sie wie.
der aufrecht saß, d.-nn aber helte er
rasch nach.
.Gestatten Sie. Gnädige, daß ich
mich vorstelle. Ich heiße..."
Die plötzliche förmliche Anrede
verpflichtete sie, ernst zu werden.
.Ich weiß schon: August Pohlner,
Klavierrirtuose." unterbrach sie un
geduldig und nahm das Studium des
Kopfstehens wieder auf.
.Ach so, Sie kennen mich," sagte er
enttäuscht.
.Allerdings kenne ich Sie. Ich war
auch gestern abend im Konzert."
.Al'erdingZ!" wiederholte der
Künstler nachdenklich und starrte ei
nen Moment in die Ferne. Dann
kroch er resigniert in die Mulde ei
ner riesigen Sandburg.
.Ich wünsche gleichfalls, in der
Burg geborgen zu sein!" befahl sie
scherzhaft, und Pohlner ebnete rasch
die Sandsläche, um der Burgherrin
ein bequemes Lager an feiner Seite
zu bereiten.
.Ich wundere mich, daß Sie so
früh schon den Strand aufsuchen,
Herr Pohlner. Erholen Sie sich von
der Lektüre der Frühpost? Ihr gest.
riger Erfolg hat Ihnen doch sicher
manches Brieflein beschert, das Jh.
nen Kopfzerbrechen macht?"
.Ich muß leider gestehen, daß die
Damen auch hier den Irrtum bege
hen. die Person des Künstlers mit
derKunst zu verwechseln. Ich lese
die Briefe zwar, aber ich begebe mich
nicht in die Gefahr, den Irrtum von
Fall zu Fall erklären zu wollen."
Er sprach sehr gleichgültig und
bedeckte den Arm der Burgherrin re
spektloZ mit Sand.
.Sie sind bescheiden, Herr Pohl
ner. Wie aber, wenn unter diesen
Briefen einmal einer wäre, der Jh
nen mehr sagen soll, als daß eine
Dame den Wunsch hat, durch die
Bekanntschaft mit Ihnen auch Ihrer
schönen Kunst näher zu kommen? Sie
sind so viel auf Reisen, und dieser
Weg ist doch der einzige..."
.Erstens sind diese Briefe alle
ziemlich gleich. Und dann eben
weil ich verdammt bin, ruhelos die
Welt zu durchwandern, darf ich nicht
annehmen, daß meine persönlichen
Eigenschafter eZ wären, die... also
kurz, nach meiner Person hat nie
mand Sehnsucht, bloß der Kunstler
interessiert.
.Wer weiß. Herr Pohlner," sagte
sie und betrachtete ihren Arm. .Es
ist nicht alles Streusand. Vielleicht
erhalten Sie doch einmal einen Brief,
der lehnen aam allem gilt, fett un
verstandener Burgknappe."
.Das ist bereits vorgekommen.
Diesen Winter in Berlin. DaS war
ein Brief, der vom Herzen kam und
zum Herzen fprach. Da kam auch
zweimal so ein kleines, dummes
Wort vor. das Sie vorhin gebrauch.
ten ..."
Wie interessant! Erzählen Sie
doch, bitte!"
.Sehr gern. Also sie schrieb un
gefähr so: Mein .lieber Gustl. ich bin
allerdings bloß ein dummes Äädl,
aber ich bin nicht glücklich; bloß un
verstanden, denn ich bin leider reich.
Wenn ich Dir je im Leben begegne,
dann sei recht lieb zu rir. Ich habe
keine Mutter, ich kenne die Liebe
nicht, und ich möchte so gern recht
glücklich sein. Auch ich bin viel au'
Reisen, und wenn ich Dir begegne,
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! füelei Klan,'. 'Xtt f:e ll-jetle ge
ika.-t !:::, d.iS ist hfute r.iit wfh?
ZU etniütfl;;. 'cprach.fctfchft kenn,
ttn nur feststellen, da st die .Stroh,
witsre" zuerst am Ansani tfi acht
VbvUn il-rfwiieeit-j auftaucht, so
171. lei A:;;aran:!;e nli schrrzb'e
'f,eick.nun,i und 1771 in ZcdlerZ
Unioersallerikon. werkn bemerkt
wird: .Strckwittben beißet man aus
Scherz in etlichen Orten diejenigen
Ä'kiöcr. deren Männer verreiset oder
abwesend seyn."
Auch der .Strchwiiwer" erscheint
um jene Z-it. Ucter die Bedeutung
des Wortes hat man viel herumgc
stritten. Am nächsten liegt es dabei
wohl, an den Strohmann" zu den.
ken. Er ist kein echter Mann, son
dern nur eine Scheinperson, gehalt
les wie das Stroh, aus dem man
die Dörner gedroschen. Strohwitwe
bedeutet demnach so viel wie Schein
witwe. Mit dieser Erkläruna eben
sich aber nicht alle zufrieden. Früher
kannte man .Strohbräut:". Sie
wurden so benannt, weil ihnen bei
der Trauung der grüne Kranz ver
sagt wurde, und weil sie mit einem
trohkranz oder mit Strohzöpsen
vor den Traualtar treten mußten.
Andererseits nannte man häufig ein
gefallenes Mädchen spöttisch Gras
Witwe, und so meinen einige Sprach
forscher, daß nach der Analogie die
ser Spottnamen auch .Strohwitwe"
aebildet wurde und das Wort ur
sprünglich eine unschöne Bedeutung
hatte. Es ist gewiß schon borge
kommen, daß Spitzwörter ihre Be
deuiung im Laufe der Zeiten geän
dert haben, daß ciuZ einem harmlosen
Wort ein Schmähwort wurde und
umgekehrt. Aber zum Trost der die
len .Strohwitwen" von heute muß
hervorgehoben werden, daß trotz
eifrigstem Suchen in älteren Schrif
ten keine Stelle ermittelt wurde, in
der das Wort Strohwitwe" eine
üble Nebenbedeutung hätte. Ein
barmloser Sinn lag ihm gewiß von
Anfang an zugrunde, und so kam
ts, daß es die allgemeinste Berbrei
tung fand und in wenigen Jahren
das 2Y0jährige Jubiläum seiner Ein
fuhrung ,n die Schriftsprache wird
feiern können.
Ursprng der Zeitunttt.
Ein gelehrter Holländer soll Urkun
den aufgefunden haben, aus denen die
Entstehung des Ausdruckes Zeitungs.
ente" für eine Schwindclnachricht der
Saurengurkenzeit vnzweifelhaft her
vorgeht. Danach stammt die Ente
aus der Sprache der Seeleute. Hol
ländische Seefahrer deS 16. Jahrhun
dertS brachten nämlich auS den Polar
meeren die Nachricht mit, sie hätten in
den Grönländischen Küstengewässern
eine Ente entdeckt, cie mcht aus einem
Ei entstände, sondern aus andere,
ganz merkwürdige Art: Stosse, die
an der Meeresoberfläche schwimmen,
sollen sich aus Treibholz festsehen,
hieraus entwickelt sich eine kleine Mu
schel, dies wird zu einem wurmartigen
Gebilde und hieraus wird schließlich
die Ente. Zeitgenössische Naturfor
scher, beispielsweise Egede, sollen diese
Ente für Wahrheit gehalten und tat,
sächlich ein neues Tier, die entenerzcu
gende Muschel, in ihre Schriften auf
genommen haben, während später
Sebastian Munkmer in seiner osmo
graphie die Ente in erw:iterter Form
brachte und die bekannte Mär von der
Bernickel Gans oder Ente auf
tischte, die aus den Früchten eines am
Wasser wachsenden Baumeö entstehen
sollte.
Daß auf diese oder ähnliche Weise
daS Wort Ente in einigen Sprachen
für eine Schwindelnachricht aufgekom
men ist, klingt einigermaßen glaube
würdig, während es sich bei den ent
deckten Urkunden des .holländischen
Gelehrten
wahrscheinlich um eine
j Ente handeln dürfte.
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h i. ii und ft::.iAftii lK.-n ,,, tcim ,; t tt!fr,i..n j i-.:. tii.'t al'aebilöete
Kiu-t;dc fiü'iu:ii ant ,t.ir.um 5tr,K n-ii tni.1i l;c!ic ridcauficklae un
ti'ii r-."fi'fi-n Mtttirfcrt l.i'lm'icr fl.-iim.t't. I if ivfl',-k-iie ,rok und die zu
,r'!.':e ,ifc t'i j(C-fr?.i:.3 h-hr mii. ;ju ji'l.ttrt uiinmfii Afhiren itnepf
liicfcl am X'.j'icdi't mit ittff-Clfr:c.I.
Ungewöhnlicher Borgang.
(sine jlpkralion aus liudrr 2 n,i'
ulkigrm SluSiianfl.
Die Passagiere des Dampfers
Bremen", der Ende sUili die Fal.it
von Amerika nach Europa antrat und
80 amerikanische Aerzte an Bord
hatte, die zur Teilnahme an dem In
ternationalen medizinischen Kongikß
nach London fuhrcn. wurdrn am
dritten Taae nach ihrer Abreise die
Zeugen eines ungewöhnlichen .r.d
aufregenden Vorganges, oer eine en
lang ' das ganze Schiff in Unruhe
versetzte. Am dritten Tage winde
ein Kostümfest an Bord abgehalten,
und man amüsierte sich köstlich, als
plötzlich Tr. Richard liovacs. der lli
nisch: Assistent am Krankenhaus von
?!ewport, in den Tc,nzsaal stürzte r.nd
mit erregten Gebärden die Musik auf-
forderte, zu schweigen. .Aufholn!'
rief der Mediziner, Dr. Fitzgibbn
ist schwer erkrankt, eine sofortige Ope
ration ist notwendig." Die Musik
verstummte, die Tänzer blickten sich
ratlos an, dann folgten alle aus oen
Fußspitzen dem davoneilenden Arzte
in den kpe,leraum, wo erfchrectno
bleich Tr. Fitzgibbon lag und schreer
iohnte.
Nack, einer scbnell abgehaltenen
Konsultation kam man zu dem Le
cklune. eine Overation au waqen. od.
gleich man kaum noch Hofsnungen
ur das Wieoerauskommen oes a
ienten beate. 16 Aerzte umstanden
den Kranken. In weißen Opera.
tionsmante n. mit Masten uns (Äum.
mihandschuhen versehen, erschienen
Tr. Seaman von Philadelphia und
Dr. Albee. der Professor für oriho.
pckdische Chirurgie an der Universität
Vermont in dem hastig zum Opcra
tionszimmer umgewandelten pe,
saal und begannen ihre Instrumente
zu desinfizieren. Auf der Gallie
des Speisesaales drängten sich mit
bedrückten Mienen die Passagiere, die
sich von dem düsteren Bilde nicht los.
zureißen vermochten und sasziniert
auf die Szene zu ihren Füßen hin
abstauten. Mit der sicheren Hand
eines geübten Chirurgen sah man Dr.
Teaman einen scyniir aussuyr.n,
alles hielt den Atem an. die Fragen
vrten die f,ände ineinander. Dann
tauchte die Hand des operierenden
Chirurgen aus und Mit maßi-ier
Verblüffung sahen die Zuschauer, daß
diese Hand einen riesigen Schiuten
hielt. Wieder tauchte die Hand in
die Wunde; jetzt erschienen wiw,
dann Weintrauben, ein ganzer Laib
Brot. Tannenzapfen, aber die N.r
blüfsung löste sich erst, als der Pa
tient sich aufrichtete und mu irrer
Baßstimme energisch nach einem Sci
del Bier verlangte. Erst jetzt merken
die erregten und neugierigen Passa.
giere, daß die amerikanischen Aerzte
sich daS Vergnügen gemacyr Banen,
die Sensationshüngrigcn zu nas.
führen.
Zeitgemäß. SonntagSjä
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an: Aber ich yave ooaz noaz nic
soviel wegen des Aausiazienen et
zahlt!
Treiber: Ja, daS machen die teu
ren Fleifchpreife. gndiger Herr!
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Gerechte l'iknngtuung.
oür fchimpslichc Vrhandlmig von Tchau
. spiklcrn in 'tußlanb.
Einer eigentümlichen Behandlung
erfreuen sich die Schauspieler in
manchen Gegenden Rußlands, wie
aus einem P'.ozes; lcrvorzeht. Der
Gouverneur von arijyn hatte, wi
aus Petersburg berichtet wird, einen
U'.aS erlazfen, der vom Theater han
delte und den Schauspielern Bor,
fchriften machte, wann und wie si
zu spielen hätten. ' Merkwürdiger
weise aber vermied es der Gouver
neur, in seinem Ukas die Schauspie
ler mit dem ihnen zukommenden Ti
tel Schauspieler" anzureden bezw.
zu bezeichnen, sondern er wählte die
wehl bisher einzig dastehende Benen
nung Narren mit rasierten Schnau
zen". Darüber entstand eine gro
ße Empörung unter den Schauspie
lern, die mit Recht forderten, daß der
Gouverneur ihnen eine anständige
Bezeichnung gebe, selbst, wenn er vor
ihrem Stande hie größte Verachtung
habe. Ein Schauspieler erklärte in
einer Versammlung, daß man wohl
auch Gouverneuren gegenüber die
größte Verachtung fühlen möge, dafz
aber jeder Mensch zu höflich sein
wiirde, die Gouverneure mit dem sie
vielleicht näher charakterisierenden
Titel frecher Trunkenbold" zu be
zeichnen.
Die Schauspieler kamen Lberein,
die Borschriften des Gouverneurs
vollständig zu ignorieren, da sie es
fcntfichtlich nicht für sie bestimmt wa
ren. Te: Gouverneur aber erliefj
gegen sie SIrafbefehle wegen Nichtbe
acktung einer polizeilichen Vorschrift.
Die Schauspieler bezahlten dieStraf
gelber und erhoben 5llage gegen den
Gouverneur, nachdem sie ouö seinem
Machtbereich nach Petersburg geflüch
tet waren, .hier unterbreiteten sie
ihre Angelegenheit dem Justizmini
ftcr. und dieser versprach ihnen auch,
in der Angelegenseit die notwendigen ;
Schritte zu unternehmen. Sie soll
ten aber erst abwarten, welche Ent
scheidung das Gericht treffen würde. :
Vor einigen Tagen fand nun d!e
merkwürdige Sitzung statt, in der
das Gericht entscheiden sollte, ob die
Schauspieler verpflichtet seien, unter
der Bezeichnung Narren mit rasier
ten Schnauzen" sich selbst zu verste
hen, oder ob der Ukas deg Gouver
neurs gegen einen bisher ungckannten
Stand und Erwerbszweig gerietet
sei. Der Gnuverneur wieS in der
Verhandlung darauf hin. daß er die
se Bezeichnung einer Rede des Hicro
monach Eliodor, eines Mannes von
größter Weisheit und Weltkenntnis,
ctnommen und für sehr passend ge
funden habe. Das Gericht war
freilich ganz entgegengesetzter Ansicht
und sprach die Schauspieler frei. Ja,
es erkannte ihnen sogar eine größere
Summe als Ersatz für den Scha
den zu, der ihnen durch den unmo
tivierten Angriff des Gouverneurs
entstanden war. Jetzt erheben die
Schauspieler gegen den Gouverneur
eine Beleidigungsklage.
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Die a n st e ck e n d e Krebspest
verbreitet sich in fließenden Gewäs.
fern immer stromaufwärts.
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