Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 14, 1913, Image 6

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Doilna 3uctv
Erzählung
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(2. Fertsetzunz.)
.Hm-
üufcene Dieser, nachdem tx
.tnirh angehört, .der Mann hatte je
lenfjtU Gründe, von San Juan
wegzukommen, und ist auch wohl am
Und ßac kein Meritaner. Möglich,
d.iß er zur Partei det Qitmull
Tuero gehört und ihm entkreder der
Sieben zu beik wurde oder em an
der nxf , ihn nach Norden f iir)rt,
Wenn er Kenntnis von den Geweh.
m t)al, fsllte mich M nicht wun.
dem, denn verschwieln ist 3 nicht
geblieben, wie tse daraus seyen Ion
ten. daß mir die Nebellen Stauten
träge machen liefe. Indessen ist e)
ganz gleichgültig, was uns wer der
Mann eizentlich ist, und waS er vom
Zustande der kampfendeg .Parteien
und unserer Ladung weife, (fr mag
seine Arbeit tun, uns tn ruzillo
entlasse ich ihn. WaS er da vom
notwendigen Uuslreuzen nach Norden
gesagt hat, so beucht mir titi, der ich
diese Gewässer auch kenne, nicht
wahrscheinlich, und stellt sich eine
westliche Lustströmung ein. welche dciö
Ansegln von Truzillk erschwert, so
halten wir den Strich nach Norden,
und der Teufel kann das Nest holen.'
Damit war die Cache abgetan,
und wir behielten OstlurS, um weiter
vom Lande abzukommen.. Bald nach
Sonne.'.'mterganz frischt, der Wind
ouf, und irr Kapitän lxfahl, bis ge
gen Mitternacht nach Osier. zu halten,
darin das Boot nach Norden umzu
legen und nur mit Klüver, Haupt
und Stagsegel vor dem Winde her
zulaufen. ...
Kurz vor Mitternacht wurden alle
Mann an Deck gerufen und die Brigg
umgelegt. Der Wind war etwas nach
Ost herumgegangen uvd blies kräfti
ger.
Der Kapitän war selbst an Deck
beim Umlegen des Schiffes und de
fahl dem ersten Steuermann, die
Hundewache zu tun, d. h. die von
zwölf bis vier Uhr, da ich bis jetzt
ununterbrochen von früh an an der
Arbeit gewesen war ' und einiger
Stunden Schlaf bedürfte.
Mein Maat war von der Anord
nung nicht erbaut, denn diefe Wache
kam dem zweiten Steuermann zu, er
fügte sich natürlich, wenn auch brum
mend, und ich ging hinab und schlief
ein. als ich mich kaum in der Koje
eusgestreckt hatte.
Kein Menfch schläft so fest, wie
ein erschöpfter Seemann, und ich hat
te die Müdigkeit eineö arbeitsvollen
Tages in den Gliedern. Ich erwachte,
als eme kraftige Hand meine Schul
.j rüttelte. '
Stürmann up!" schrie mir der
Junge ins Ohr, der mit der Laterne
"vor mir stand.
- Den Schlaf abschüttelnd, fühlte ich
, sofori am Stampfen des Schiffes,
daß wir hohen Seegang haben muß
ten.
Schnell war ich in meinen Klei
dern und stieg an Deck. Der Wind
war zur starken Brise geworden und
blieS, wie mich ein Blick auf den
Kompaß belehrte, aus Südost. Die
Brigg lag Nordkurs an.
Der erste Steuermann übergab mir
das Kommando und ging hinab, mit
ihm zugleich auch der Mexikaner, der
am Nad gewesen war.
Es war stockdunkel, Wolken der
hüllten die Sterne, und die weiß
müßigen Wellen stürmten gleich Sei
Zterrossen auf den .Albatros" ein.
' Die Brigg trug noch die gleichen
Segel wie vorhin, konnte sie auch
noch tragen, wenn sich der Wind nicht
zum Sturm verstärkte, aber die
Brassen waren bereits bis zum Zer
springen angezogen. ,
Mit fchämnendem Bug jagten wir
durch das Wasser, mit jedem Nieder
stampfen eine starke See aufnehmend.
Das Schiff lag stät unter dem Se
geldruck, und irgendeine Gefahr war
nicht zu befürchten, denn bis' zu
Sonnenaufgang, es war jetzt vier
Uhr, hätten wir Seeraum genug ae
habt, auch wenn wir mit der Ge
schwindigkeit eines Kurierzuges nach
vorn gerast waren.
Während ich noch überlegte, ob es
geboten sei, den Kapitän aufzurufen,
erschien der gewissenhafte Komman
dant schon auf Deck. Ein rascher
Blick auf See, Himmel und Takelage
genügte, ihn die Lage des Schiffes
erkennen zu lassen, ein zweiter nach
dem Kompaß und dem Rad sagte
ihm, daß wir scharf Nord anlagen.
.Die Brigg zitljt mit mindestens
zwölf Knoten durchs Wasser, Wal
tcr", sagte er zu mir, und wir wer
den noch eine ganze Mütze voll Wind
kriegen. . Rufen Sie alle Mann an
Deck, wir wollen doch ein Reef ins
große Segel schlagen."
Augenblicklich wurde das Komman
do gegeben nd die eben abgcgan
aene Wache erschien wieder an Deck;
denn das große Stück Leinwand bei
dem Luftzug zu reefen, erforderte
ranz ungewöhnlichen Kraftaufwand.
Das Segel wurde unter großen An
srengungcn verkürzt, und die Leute
kamen alle glücklich herab. Der Me?i
k.'7.er, der im Scheine der großen
' .':"aternk neben mir stand, sagte
ft?7.er ruhigen, höflichen Art: ,.
,' Sie mir eine Bemerkung
ccr.ncr?" . ,
.
U '!
w
den F. Tteßet.
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i .Was wollen Sie?" fragte ich et
ma, unwirsch.
.Ich besaht diese Gewässer seit
vielen Jahren und verstehe leib st ein
Schiff zu führen, Senner, ich würde
Nordist onlegkn. dieser Kurs dringt
uns der Küste zu nahe.
Ich war nicht wenig erstaunt, erst
lich darüber. dfe ich in dem Matro
sen einen Osfizier vor mir hatte, und
U-nn, laß Utui Nordstkur, anriet,
.Weshalb sollten wir Nordost an
legen?"
.Ich glaube, wir haben dann gro
feeren Seeraum."
Ich antwortete ihm nicht, sondern
ging nach dem Hinterdeck und teilte
das eben Gehörte Kapitän Boysen
mit. -i ' ,
Der verwunderte sich auch. , sagte
aoer: Vioicouf untinn. In an
derthalb Stunden haben wir Tag.
so lange wollen wir auf Nord liegen
bleiben."
Der Wind wurde stärker und ltär
ker. so daß.es nötig wurde, noch ein
Reef in Hauptsegel zu schlagen. Bon
der Mannschaft ging niemand hinun
ter. nur unser erster Steuermann
schnarchte sorglos in seiner Koje.
An das Steuer hatten wir bereits
zwei Leute stellen müssen.
Endlich flogen die ersten rötlichen
Lichter im Osten empor, und mit der
jenen Breiten eigentümlichen Schnei
ligkeit stieg der konnenvail über dem
Horizont auf und verbreitete fein
durch Wolken verschleiertes Licht. Ja
wenigen Minuten war eö hell genug,
um AuSguck halten zu können.
Heulend fuhr der Sturm jetzt
war der Wind zum Sturm gewor
den durch das Takelwerk, und die
Stengen bogen sich gleich Weidenger
ten. Wild stampfte die Brigg durch
die Wogen, Wasser aufnehmend, daß
es mitunter fußhoch auf dem Mittel
deck stand. Oftmals hüllte der fchäu
wende Gischt, den der dahinstürmende
Orkan den Wellenköpsen entriß, das
ganze Schiff ein.
Die kurze Leinwand hielt den Druck
noch aus, und wir sausten gleich ei
nem Renner durch das Wasser. Der
Kapitän suchte mit seinem GlaS den
Horizont ab und stieß dann, als er
sich nach Lee wandte, einen Ruf deS
Schreckens aus.
Ich stand neben ihm, beide hielten
dir uns an der Reling. Er reichte
mir das Glas, sem sonst so ruhiges
Gesicht war verstört:
.Schau nach Lee, Junge!"
Als das Schiff sich hob. richtete
ich das Glas dahin und erfchrak
nicht minder. Deutlich war die nur
wenige Meilen entfernte Kufte Mhr
zunehmen.
.Was ist das? Wie kommen wir
so weit nach West?" Ich mußte die
Antwort schuldig ble.ben.
.Wie hat das Schiff gelegen wäh
rend deiner Wache?" Er nannte mich
in. vertrautester oder erregter Stim
mung immer noch du.
Boll Nord. Herr! Ich habe das
Deck nicht verlassen und alle fünf
bis zehn Minuten nach der Bussole
gesehen."
Er kannte meine Gewissenhaftig
keit und wußte, daß ich die Wahrheit
sagte. Wer hat am Rad während
der Hundewache gestanden?"
.Der Mexikaner."
Schaff' mir den Kerl herbei!"
Der Mann stand im Mittelschiff, und
ich winkte ihn heran. Er gehorchte au
genblicklich und kam unter Anstren
gung nach dem Hinterdeck. Der Alte
sprach selbst erträglich spanisch und
fragte: .Welchen Kurs hat die Brigg
gelegen während deiner Wache?"
Zu unserem schreckenvollen Ersiau
nen entgegnete er mit der bisher an
ihm beobachteten Ruhe: .Hart Nord
West, Sennor." ,
Der Kapitän wurde so bleich, als
seine gebräunte Gesichtsfarbe eS ge
stattete, denn diese Antwort ließ die
Gefahr, in der wir uns befanden, zur
Gewißheit werden. Mühsam- brachte
der Alte nun hervor: .Welcher Kurs
war der befohlene?" ,
.Nord, Sennor." '
.Und du Hund' Hund!"
furchtbar brach der Zorn des Mannes
aus .du hältst Nordwest! Warte,
das soll dir teuer zu stehen kom
men."
Walter!" schrie er mir zu: Auf
Vorderkastell, und schau nach vorn
nach Land aus!"
Ich arbeitete mich über das über
schwemmte Deck und stieg in die
Wanten des Fockmastes. Zum Bor
derdeck konnte ich der Seen wegen,
die über Bord schlugen, nicht gelan
gen. Ich erblickte nur das tobende
Meer vor mir, so weit das Glas
reichte, doch war bei den schwer her
niederhängenden Wolken und der mit
Gischt gefüllten Luft der Ausblick
beschränkt. Gleich kehrte ich zurück
und stattete Meldung ab.
.Vorwärts!" donnerte der Kapi
tan jetzt. Er hatte seine Ruhe und
Energie, die wir an ihm kannten,
wiedergewonnen. Legt das Schiff
über den rechten Bug."
.Die Brassen bemannt!" schrie ich
durch das Sturmgeheul mit Aufgebot
aller Kraft. Die Leute witterten
Gefahr und waren so rasch, wie das
furchtbare Rollen und Stampfen des
Schiffes und die das Deck überflu
.... V:
tenden Seen et gestatteten, an den
Brassen, die scharf angeholt wurden,
während die beiden Männer am Rad
mit Aufgebot aller Kräfte das Ruder
hart Backbord rissen. Das wackere
Schisf. welches unter dem Anprall
ver Wogen vo oben bis unten iti
terte. gehorchte und lag bald über
dem rechten Buz.
.Wenn wir Kap Punta hinter uns
haben, werden wir von dieser verma
leveiien u st loskommen.'
Ter Mexikaner stand noch immer
wartend aus dem Hinterdeck.
Was konnt dich bewegen, West
kur zu halten, Halunke!" schnauzte
ivn Boy en an.
.Capitano", sagte dieser kurz, .in
unserer Lage sind nicht viel Worte
zu verlieren. Ich bin Offizier unter
den Insurgenten und abgesandt, aus
ee noch einen juerucr zu machen.
Euch zu bewegen, uns die Gewehr
zu überlassen. Da der Steuermann
sich wahrend meiner Wache nicht um
mich kümmerte, hielt ich westlich ob,
um in der Nähe meines Landes zu
bleiben. Heute morgen wollte ich mit
Euch verhandeln, diesen Sturm
konnte ich nicht voraussehen."
Der Kapitän stufe einen wilden
Fluch au!. ( - Vir
Wir lind Manner. Capktano. und
müssen der Gefahr ins Auge sehen.
Haben wir Kap Punta bereits hinter
uns. fo ,st es möglich, daß dieses
treffliche Fahrzeug vom Land ab
kommt. Haben wir das Kav noch
vor uns, so ist das Swiff verloren,
wenn eS mir nicht gelingt, eö in die
Moralaqune zu leiten. daS ist unsere
einzige Rettung. ' Ich bin Seeoffizier
und in diesen Gewässern zu Hause.
Gebt mir daS las,' daß ich AuS
guck halten kann."
Der Kapitän, unter dem Eindruck
der furchtbaren Gefahr, in welche daS
Schiff lief, und der Ruh des vor
ihm stehenden Mannes, gab ihm das
Glas. .
Der Mexikaner flies wie ich in die
Wanten und schaute stch um. Er
kam zurück und sagte mit tiefernstem
Gesicht: .DaS Kap liegt vor uns. die
heilige Jungfrau sei uns gnädig."
AIS du Woge uns hob. sah ich auch
das , Vorgebirge in einigen Meilen
Entfernung vor uns. Es zu Hinge
hen. war unmöglich, besonderes da
das Schiff, trotzdem eS so geschwind
nach dorn zog, stark auftrieb.
Noch ,st Aussicht auf Rettuna. Ich
denke den Eingang zur Lagune zu
tlnden, wenn Sie mir das Komman
do anvertrauen."
Einen Augenblick sah der Kapitän
verstört bor sich hin. .Es ist nicht
anders, Walter, wir müssen nach
ibitt umlegen. 5ö der starken Ab
trift kommen wir nie klar vom Kap
ab und zersplittern daran wie Glas.
Das einzige ist noch, aus das Land
da drüben aufzulaufen, die Küste ist
siacy und sandig. Lassen Sie daS
Schiff umlegen, und dann kann der
Herr versuchen, sein Lagune zu sin
den."
Au nicht geringem Erstaunen der
Leute kam der Befehl, daS Schiff
umzulegen, ober sie gehorchten und
brachten es vor den Wind. Kaum
hatte es diesen boll von hinten, als
es mit den sich überstürzenden Wellen
um die Wette nach vorn jagte.
(seben ie den reuten am Steuer
Befehl, meinem Winke zu folgen",
sagte der Mexikaner im Kammando
ton, .sonst sind wir verloren.
Der Kapitän sah ein. daß mchiZ
anderes übrig blieb, als den Mann
den Versuch machen zu lassen, daL
Schiff noch zu retten, und gab den
Leuten am Steuer den verlangten
Befehl. Ter Mexikaner stieg in die
Wanten, lugte nach vorn und winkte
mu der rechten Hand den Leuten
am Rade zu, wie sie steuern sollten.
Die Lage, rn der wir unZ befan
den, war wild und fchreckenerregend.
Furchtbar ward das Schiff auf und
ab geschleudert, und auf jedem neuen
Wellenkamm sahen wir zetzt Ixt Küste
näher vor uns. Das Heulen deS
Sturmes im Takelwerk klang unS
gleich einem Grablied.
Alle schauten angstvoll nach vorn.
Wir näherten uns der Küste mit
einer, rafenden Eile. Deutlich waren
durch den die Luft anfüllenden Gischt
zwei einander benachbarte Bergspit
zen zu erkennen, welche weiter im
Lande sich erhoben. Zwischen Diese
ließ der Mexikaner halten. Immer
näher und näher erschien die Küste
durch den Wellenspruhregen.
Plötzlich brach der Fockmast zu
sammen und stürzte nach vorn, fast
im gleichen Augenblick! rannte daS
Schin auf mit furchtbarer Ge
walt. Ter Kapitän, ich, die Leute
am Rade, stürzten zu Boden, eine
Woge brach, von hinten hoch auf
steigend, herein überflutete unS
und von ihr fortgerissen, verlor ich
die Besinnung.
(Fortsetzung folgt.) $
Unverfroren. Bankier (zu
einem Bettler):
.Sie Unverschämter! Was klopfen
Sie bei mir an? Sehen Sie nicht
das Schild dort: .Verein gegen Bette
lei"?" '
Bettler: .Nichts für unjut, Herr! Ich
iehöre Se nämlich auch dem .Verein
gegen Bettelei" an und da wollte
ich Sie bloß um etwas Reiseunter
stutzung bitten.
EinPechvogel. .Nun, w
war's; hast Du gut Quartiere ge
habt?"
.Hunger hab' ich gelitten; überall,
wohin ich gekommen bin, hat die Kö
chin schon einen Fchatz gehabt!" , .
Kabcht.
, Von Hi'.d Sie in! Je.
Ueber Berlin laz Aprilsonne. Ei
glänzte auf den Straßen und Plät
! t . ! tf !r:..m urV Ki. r-..-
en, liei kvik fiuillgc, vjviv mi tjuw
ii herunter und drängte in dik gen
ter hinein.
Jte Maströw. die Zetcynertn. stan
am geöffneten Fenster mitten in der
leckenden Sonne und sah ouf die
Gärten hinab, über denen ein grü
ner Schimmer lag.
Sie konnte nicht arbeiten, obwohl
die Arbeit zur Ablieferung drängte.
Sie konnte nicht. Ihre Gedanken
liefen mit den Sonnenstrahlen mit
wie der hurtige Falter, die ruhelos
weitergaukeln. Oder waren s die
gelben Osterblumen, die in bauchiger
Schale auf dem kleinen Teetisch stan
den, die sie so unruhig machten, so
sehnsüchtig . .
.Wonach?" grübelte das Mädchen,
dai in seinem Beruf den Lebensin
halt gefunden zu haben dachte, dai
stch eine Unabhängigkeit geschaffen
latte, die sie zu stolz und herbe auf
treten ließ. .Nach dem Mann?"
spöttelte sie. Gab es denn überhaupt
einen, vor dem sie den feinen, kühlen
Kopf senken konnte? Wohl war schon
es begehren zu :hr geflackert, wohl
hotte schon mancher sie zum Weibe
gewollt, aber sie hatt immer der
neint, immer wieder gewartet. Ge
wartet auf den, der einmal kommen
mußte . Jahre waren vergangen.
Sie schritt dem Ausgange der Zwan
zig zu. Es machte sie nicht trübe.
roy nahm sie von zedem Jahr, das
ik älter mochte. Besitz, und jedeS
Jahr, dai ging, gab ihr seine Ersah
rungen und innerlichen Reichtum mit.
Jte Maströw. die Starke, stand
am offenen Fenster im Sonnenschein.
der sie zärtlichwarm einhüllte. Aber
sie war lcht mehr starr. In ihrem
tiefsten Innern, daß sie noch keinem
Menschen bloßgelcgt hatte, war eine
verzweifelte Oede. Sie empfand die
Ruhe ihres Ateliers, die sie sonst
jo liebte, alö Einsamkeit, die sie wie
ein Ring einschloß. Sie schrie inner
lich nach Menschen und wußte, daß
sie nur nebenan zu telephonieren
brauchte, und der Raum war doller
lauter Stimmen.
Das aber wollie sie ja nicht. DaS
nicht . . . Und sie neigte den Kopf
vor innerer Erkenntnis, die ihre Wei
besnatur sie lehrte, daß Weib und
Mann sich ergänzen müssen, um im
Kinde vollkommen zu sein.
Mit einem raschen Ruck wandte sie
stch vom Fenster. Es litt sie nicht
mehr im Zimmer. DaS Jackett zog
ste an, den Hut setzte sie auf. uikd
eS war zum erstenmal, daß Jte ih
rer Arbeit, die ihr Erholung und Le
benszweck war. entfloh.
Durch den Tiergarten ging sie, in
dem sich Kinder tummelten und
Spreewälderinnen breitmachten. '
Und ste suchte und fand einsamere
Wege. Da ging sie nun und at
mete tief, ganz tief die herbe, son
nige Luft, und ein Knospen und
Drängen war um sie her.
Immer langsamer wurde ihr
Schritt, immer zögernder . . .
Ein paar Kinder liefen an ihr
vorüber. Reizende Schelmengestchter.
Sie sah aus sie hin mit heißen
klugen, sie. Jte Maströw. die Starke,
die an diesem FrühlingSnachmittag
nichts anderes war olS ein junges,
versonnenes Weib.
Schliefekich setzte ste sich auf eine
Bank und faß da. zusammenge
schmiegt in stch selbst und vcrwun
dtrt. daß solche Frühlingstage Em
Pfindungen hervorholen können, die
den ganzen Winter verstaubt und der
drängt in ihrem geheimste Seelen
schrein gelegen hatten.
Und als ste noch so vergrübelt und
ein wenig lächelnd dasaß, da kam
ein junger Mann deS WegeS und sah
sie an. und ste hob die Augen zu ihm.
Ein frohes Erkennen ging über ih
Gesichter, sie schüttelten stch grü
ßend die Hände und nannten ihr
Wiedersehen Zufall.
Vielleicht war eS in Zufall.
Aber es war wohl schon vorher so ,
jchicksalsbeftimmt gewesen. j
Sie kannten sich von ihrer Kind i
heit her. Dann liefen ihre Wege ge j
trennt. Vor zwei Jahren hatten ste
wieder eine kurze Zeit gemeinsam ver
lebt.
.Wie du dasaßest."sagte er und lach
tc .wie ein kleines Kätzchen, das für
fein Leben gern gestreichelt werden
möchte."
.Vielleicht wollte ich lieber strei
cheln." antwortete ste lächelnd, .und
steh da. Reimer, die Kätzchen, die du
so sorgsam irgendwo geplündert hast,
werden gern meinen Wunsch erflll
len!" Und sie streckte die schmale
Hand nach den Weidenkätzchen und
fuhr zärtlich-leise über die samt
weichen Köpfchen.
.Wir wollen ein wenig weiterge
hen." sagte er, .wenn es dir recht
ist!"
Gewiß Reimer!"
Er war ein paar Jahre älter alS
sie, groß und schlank. Sein klugeö,
helles Gesicht wandte r ihr beim
Sprechen zu. und ste sah gern in sei
ne scharfen,gedankenvollen Augen.
.Ich bin nun wieder ständig in
Berlin," fagte er. mein Redakteur
Posten ist ebenso vieseitig wie an
strengend. Außerdem werde ich
demnächst Cbefredakteur" Er nana
te eine, bedeutende Berliner Zei
rung.
.Und du bist verheiratet?" fragt
sie, denn r war verlobt gewesen, als
sie ihn zuletzt sah.
.Nein, I!. die Sache ist au,. Es
fehlte .ihr" twaS. eine Kleinigkeit,
etwas ungeheuer Ueberflüssiges, ei
was. womit stch ein moderner Mensch
klüglich überhaupt nicht belastet: Ge
müt."
Wieso? Sie war ein so relzvol
ler Mensch!"
.Ich liebte so sehr daS Reizvolle,
daß ich den Menschen vergaß. BiS
er sich kn sonderbarer Weis zeigte.
Reizend war sie gewiß, gewiß, nt
zückend. Ihr Toiletten waren rie
sg stilvoll, und st macht zu jedem
Kleide ein anderes Gesicht. DaS rein
äußerlich. Aber innerlich wie soll
ich daS sagen? . . Sie verstand z. B.
nicht, daß man sich in einen kleinen
Ort verkriechen konnte, wo keine Lu
zuShotels und legante Leute wa
ren. Daß man eine Oper einer Ope
rette vorzog und nach der Vorstellung
aufgerüttelt fein konnte und . nichts
von den Nebenlogenbesuchern wußte.
Co Kleinigkeiten sind daS, nicht?
Sie kommen so allmählich zum Vor
schein. Zuerst will man gar nicht
glauben, daß dem geliebten Wesen
daS Mitempfinden fehlt. ES ist wie
ein Dunkel, vor dem man sieht, man
will nicht tiefer dringen, man ahnt,
daß ein hohlei Nichts dahinter ifi.
Man schließt angstvoll seine Augen
und will, daß eS nicht wahr ist. nicht
wahr sein darf . . . Aber die Wayr
heit wird immer greller und schließ
lich. zuletzt" Er atmete tief
und schloß finster: .Ich bin fort
gereist, war lange, lange Zeit No
made. Die Verlobung wurde gelost,
und der Traum war zu Ende."
.Und sie' fragte Jte erschüttert
hinein.
Liebe Jte, ste war schon und jung
und reich verheiratet natürlich."
Und sie schritten, groß und stark,
tiefer in die stillen Berge. Der
Wind überrauschte sie, ober sie hoben
nur höher die hellen Köpfe ihm ent
Legen.
Ich bin sehr froh, daß ich dich
getroffen habe. Jte. Du siehst vor
züglich aus, alS ob du an einem
Werke arbeitest, das herrlich wer
den wird."
Sie lächelte weh.
.Ich zeichne für Zeitungen, Rei
mer. Brotarbeit! Wer ein Werk
schassen will, der muß durch Schmer
zen und Wonnen eines Erlebnisses
gehen. Ich erlebe nichts. Ich ver
diene blos Geld!"
Da rannte es hinter ihnen her.
Drei, vier Kinder so im fünften,
sechsten Jahre. Gerade neben Jte
fiel daS kleinste auf die Erde. ES
ging so schnell. Ganz hilflos und
erschrocken lag tS da. Dann wem
te eS lautlos uud heftig.
Jte hatte sich schon hinabaebeugt
und hob es mit fraulicher Lieblichkeit
auf. Redete ihm gut zu. Kniete nie
der vor dem Menfchlein und rieb
ihm die Tränchen, die unaufhaltsam
über die runden Wangen liefen,
zärtlich mit ihrem Taschentuch ab.
Nicht mehr weinen, du kleines
Dummerchen." tröstete sie, die Bu
den lachen dich ja auch! So ein biß
chen hinfallen! Das merkt ja solch
tapferes Mädelchen wie du bist, gar
richt! Aber hast du auch schon Kätz
chcn gesehen, solche, wie ich hier Ha
ttr
Der Tränenstrom versiegte. Neu
gierig wurden die Kinderaugen.
Jte nahm Reimer ein paar Wei
denkätzchen aus der Hand und reich
te sie dem Kinde. Ließ sein Händ
chen leise über die weichen Köpfchen
streicheln und schenkte sie ihm.
Als das Kino zu den anderen lies,
lachte es glückselig und schwenkte sein
Kätzchen ...
.Wie em Mütterchen bist du."
sagte Reimer und sah ste zärtlich
cn, .wie ein Mütterchen."
Ein reizendes Rot überlief ihr Ge
sicht und machte es ganz juva.. Ihr
leuchtender Blick ging dem ' Kinde
nach'. .. '
Hans Reimer brachte sie bis vor
die Hausiüre, und da schüttelten sie
sich wieder die Hände und sahen sich
lächelnd in die bewegten Gesichter und
wunderten sich tiesinnerlich," wie na
he sie sich in den kurzen Stunden
gekommen waren ...
Er gab ihr die paar Kätzchen, die
er noch hatte, und sagte weich dazu:
Da. du Kätzchen!" denn er dachte
daran, wie er sie auf der Bank ge
funden.
Danke." sagte sie frolz. '
Auf Wiedersehen! Jte Maströw!"
Auf Wiedersehen! Hans Reimer!"
Und sie ging in das Haus, ging
mit ihren schönen, festen Schritten die
vielen Treppen zu ihrem Atelier
hinauf.
Die Abendsonne grüßte hinein und
legte ihr rotes Kupfcrgold über Bo
den und Möbel und die goldigen
Nahmen der Bilder.
Jte Maströw trat an das immer
noch geöffnete Fenster. Eine wunder
volle Ruhe war in ihr. Sie sah mit
einem ernsten, reifen Blick über die
grünenden Gärten und in die har
momsche Behaglichkeit ihres Ale
liers. '
Und eine Segnung lag in dieser
Stunde über ihr, denn sie fühlte die
geheimnisvolle ;. Wendung in ihrem
Leben und die ahnunqssckwere, n:
schauernde Weih der Liebe . .
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. v '"-Riflr-MMvi-.; ,
Vfk ?d schwär sine fesche L,mbintin slir da Kind. Ta Kleid mit
fan Gürtel lit dieses Jahr sehr modern sur kleine Mädchen und den meisten
füttern gefällt diese Mode sehr gt. da
von selbst in graziösen Linien fallen, wenn der lose Gürtel richtig angebracht
ist. Buss.sarbigcS Linen ist in dieser Eaison ganz speziell fashionabel und das hier
abgebildete Kleidchen ist au buss'farbigem Linnen mit hübschen schivarzen Verzie
runarn gemacht. Eine schlvarzseidrne Halsbinde ist unter dem Kragen auS weist
Maschinem'tickerei geknüpft; die Perlmuttcrknöpse haben schwarz nochenränder
und der Gürtel ist au schwarzem Leder.
Und sie straffte kraftvoll ihren
biegsamen Körper, denn es durch
lief sie wie neues, herrliches Leben
und Schaffen-Wollen. ' Theodor
Fontaneö Gedicht siel ihr ein. Sie
empfand eö auS ihrem Innersten
heraus nach, und sie sprach eS laut
und klingend in den fonnendurch
glühten Raum:
....Wohl Keime wecken mag der Re
gen.
Ter in die Scholle niederbricht
Doch golden Korn und Erntesegen.
Reift nur heran bei Sonnenlicht."
.v
''. i
Sprachreinigung.
t'
Tie Teutsche Turn.-schast tritt euer
gisch das? in.
Ein millionenköpfiger Deutscher
Sprachverein besteht neben dem von
Riegel gegründeten Verein in der
Teutschen Turnerschast. Als solcher
hat er zwar keine Satzungen, hält er
keine Vorstandssitzungen, feiert er
keine Feste, aber er legt trotzdem den
größten Nachdruck auf die Reinheit,
Richtigkeit und Allgemeinverständlich
keit der deutschen Sprache. Ueber
die Losung deö Allgemeinen deutschen
Sprachverein: .Kein Fremdwort für
das. was gut deutsch ausgedrückt
werden kann," geht die deutsche Tur
nerschaft sogar noch hinaus, indem
ste kein einziges Fremdwort für die
Turnsprache zuläßt. Sie bewegt stch
mit dieser ausnahmslosen Ausschlie
ßung in den Fußtapfen Zahns. Der
Sprachreiniger Iahn ist freilich hin
ter dem Turnvater Iahn heute fast
gänzlich in Vergessenheit geraten,
aber angesichts der Jahrhundertfeier
der Befreiungskrieg und des 12.
Deutschen Turnfestes, daS im Juli
in Leipzig gefeiert und die Riefen
blüte feines LebenswerkeS zeigen
wird, ist es eine Ehrenpflicht, daran
zu erinnern, daß Iahn neben Ernst
Moritz Arndt und Fichte -für daS
Heimatrecht und die Herrlichkeit un
fercr SNutterfprache reckenhaft ge
kämpft hat. Er ging dabei von der
Ueberzeugung aus, daß der Gebrauch
von Fremdwörtern nicht blos als ei
ne Schädigung der Sprachreinheit,
sondern sogar als ein Vergehen gegen
die innerste Lebenskraft unseres Vol
lis anzusehen sei: Wir sind schon
längst durch die Sprache- und den
Geist der Franzosen besiegt gewesen,
bevor wir durch ihr Schwert besiegt
wurden." rief er ingrimmig feinen
zeitgenössischen Anbetern der franzö
fischen Sprache und Mode zu. Wie
er bitter Klage führte über die un
würdige Zurücksetzung der deutschen
Sprache, so ging er unbarmherzig der
Fremdwörterei zu Leibe. Es ging
ihm dabei um das Sein oder Nicht
fein der Weltstellung Teutschlands.
Wie er mit all. Glut der Vater
landsliebe und mit jedem Mittel der
Wissenschaft für das Recht der Mut
tcrfprache in Wort und Schrift in
trat, fo beteiligte er sich auch mit
mannigfaltigen Arbeiten tatkräftig an
der Sprachreinigung. Er wurde
Mitbegründer der Berlinischen Ge
sellschaft für deutsche Sprache, einer
Borläuferin des Allgemeinen deut
fchen Sprachvereins. Sein starke?
Sprachgefühl machte ihn zum
Sprachschöpfer' und Sprachgestalter.
Geblieben ist in der Turnfprache eine
ganze Anzahl von Ausdrücken, die
fein erfinderischer Geist eingeführt
hat. wie Reck, Barren, Riege. Ger.
oder neu geprägt hat. AuS dem
Lehnwort Turnen hat er eine ganze
Wortfamilie, wie Turnkunll. .Turn
'
)
diele Kleidchen leicht zu machen sind uno
platz usw. neu gebildet, und die
scknste Frucht seiner Wortbildung!
kunst. das Wort olkstum, ist gleich
dieser Familie Gemeingut unseres
Volkes geworden. Freilich grisf er
bisweilen zu Sonderlichkeiten, aber
sie erblassen neben seinen Verdiensten
um die Sprachreinigung.
Tie Pflege der Reinheit der Mut
icrsprache betrachtet die Deutsche
Turnerschaft als ein teures Vermächt
nis ihres Meisters. Ein Spiegelbild
dieser Bestrebung gibt das von Bern
hard Striegler herausgegebene Bilder
buch zur Turnsprache.' Es enthält
einen ganzen Schatz turnerischer
Fachauödrücke und gewahrt zwischen
den Zeilen einen Einblick in die wis
senschaftliche Gründlichkeit der Wort
bildungen. , Mit Glück sind alte Um
sormungen oder Lehnwörter über
rommen worden, wie die Beispiele
entern für eutrer, Grätsche für
ür ecart?, Finte für finta. bewei
en. Frisch und frei wird für neu
Übersetzungen Bahn gemacht, indein
man Hindernislauf für kskaladieren,
Schläger für Racket. Netzballspiel
für lawn-tennis, volkstümlich He
düngen für Leichtathletik fagt. Welche
fast unerschöpfliche Fundgrube neben
der Eindeutschung die Neubildung
von Wörtern ist, beweist ein großes
Heer von zusammengefetzten Bezeich,
nungen wie Armkreis, Doppelkehre
Fechtsprung. Seitliegestütz. Zugstem
me und eine ganze R:ihe andere Aus
drück derselben Gattung, die sprach
liche Zusammensetzung mit sachliche?
Anschaulichkeit glücklich verbinden.
Mit den Worten Fuß, Knie, Schen
kel, Kreuz, Arm, Schulter, Kops hat
man ebensoviel geschickte Zusammen
setzungen gebildet wie nützliche Uebun
gen bezeichnet. Und wer kennt nicht
wenigstens einige Abkömmlinge aus
den zahlreichen Wortfamilien, die
entsprossen sind aus der Vermählung
von Dingwörtern mit den Umstand
Wörtern auf, quer, um, unter, den
Zeitwörtern beugen, drehen, liegen,
stützen, den Dingwörtern Beug, Lie
gc. Sturz. Wende? Nach alter Ueberi
lieferung wird auch aus der Vorrats
kammer der Berufssprache Zufuhr für
neues Sprachgut geholt.Zusammenst
zungen mit Nadel. Mühle, - Nad.
Schraube, Speiche, Wage gehören au
dem gebräuchlichsten Wortschatz der
Jahnjünger.
-ßb'ren S' mir mit dem &turmi
auf. da kann ich oleich. wenn Ick nack
Hause komme, die Fenster wieder
putzen!"
E r k l a r t. Lehriunae: JSRtt
sterin, Sie werden sicher mal ooch
in 'ner Siegeshalle ausgestellt ..." ,
Meisterin: Ick? Wieso?"
Lkhriunge: Weil Sie immer beim
Streit mit'm Meester Siegerin blei,
ben!" .
Größere Leistung.'
Freund: Ich begreife nicht, wie
Du die bittere Medizin trinken
kannst. ' ,
Vatient: Eben habe ick ' loaat
meiner Schwiegermutter einen Kuß
gegeben."
AuS de? Kinderstube.
Fritzchen (zur S,.ama): Nicht wahr,
weil jetzt alleö, was früher Fuß hieß.
Meter genannt wird, fg darf man
auch zum Beispiel nicht mehr sagen:
DaS Mädchen geht bei dem kalten
Wetter barfuß" fondern: barome
ter" nicht wahr? Und die Tante
sagt noch immer barfuß. ' -
S