Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 23, 1913, Image 7

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Wie das Ka?elk!edtiholt gemeldet hak.
rüsten sich die uropäischen Fürstenhäuser
,ur Neise ach der Hauptstadt deS Deut
sche "eiche. , um , der Vermählung der
ein,s. t Tochter deö Kaiserpsanö mit dem
Prwz.a '. Ernst' August ' von - Cmnberland
Aahchen....
Skizze von -Yttde Meknecke.
, Aebee SerÄn - lag .Vprilsonne. Sie ,
Oänzte uf den Stratzert und Plätzen, lief
''.f i.:. ifürn a t1rs. v: .,,s., fi.ntnf
jmumc aiMV vi 'tyuu.ii
nd drängte sich in die Fenster hinein.
. Fte ?v'alttS, iae.eurmerm, iano am
eoffnete Fensttt'MMen in der lockenden
onne und sah ouf die Gärte hinab,
? Lber denen ein riiner Schimmer lag.
I Sie konnt nicht arbeiten, obwohl die
' Vkbeit zur Ablieferung drängte. Sie
konnte nicht. Ihre Gedanken liefen , mit
den Sonnenstrahlen mit wie hurtige Fal
ter. die ruheloä weitergaukln. Oder wa
,en ei die gelbe Osterblumen, die in bau
ckiger Schale auf dem kleinen Theetisch
standen, di, sie so unruhig machten, so
sehnsüchtig?...
.Wonach?" grübelte daS Mädchen, daS
in seinem Beruf den Lebensinhalt gefun
den zu haben dachte, daS sich eine Unab
hänglgkeit geschaffen hatte, die sie stolz
und herbe auftreten ließ. .Nach, dem
Wann?" spöttelte sie. Gab denn über
1 Haupt einen, vor dem sie den feinen, iüh
len Kopf senken konnte? Wohl war schon
V eft Begehren zu ihr geflackert, tvohl.hatte
l Ichon mancher sie zum Weibe gewollt, aber
l? ftslH Zmni verneint, immer wieder
gewartet. Gewartet auf den, der einmal
kommen mußte... Jahre waren vergaw.
genen. Sie fchritt dem AuSgang der
Zwanzig zu. ES machte sie nicht ttübe.
roh nahm sie von jevem Jayr. vas it
!!.? machte. Besitz, und jede, Jahr, taö
ging, gab ihr ftme Ersaorungen uno
innerlichen Reichthum mtl.
Jte Maström, die Starke, stand am
,!fenen Fenster im Sonnenschein, der sie
zärtlich.warm einhüllte. Aber sie war
niüit mehr stark. In ihrem tiefsten In
Hern, daS sie noch keinem Menschen bloS
gelegt hatte, war ine verzweifelte Oede.
Sie empfand die Ruhe ihres Atelier, die
sie sonst so liebte, als Einsamkeit, die sie
wie in Ring einschloß. Sie schrie inner
vch nach Menschen und wußte, daß sie nur
evenan zu telephoniren brauchte, und der
Naum war voller lauter Stimmen.
ton nkrt wvllt. sie ia nickt. Dai nicht
...Und sie neigte den Kopf vor innerer
Erkenntnis, die ihre Weibenar t itfvne,
daß Weib und Mann sich ergänzen müs
ken. um im Kinde vs.Pönitll zu sein...
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Mit einem raschen vcucr vmvxit i licn
vorn Fenster. 69 litt sie nicht mehr im
Zimmer. DaS Jackett zog sie an, den Hut
setzte sie auf, und e war zum erstenmal,
daß Jte ihrer Arbeit, die ihr Erholung
und Lebenszweck war. entfloh...
Durch den Thiergarten ging sie. in dem
sich Minder tummelten und Spreewälde
rinnen breitmachten.
Und sie suchte und fand einsamere
E!e. Da ging sie nun und athmete tief,
gznz tief in die herbe, sonnige Luft, und
ein Knospen und Drängen war um sie her
ud in jubilirendcS Bogelgezwitscher.
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Ein
Keizuwohnnl. DaS ben wiedergegeben
Bild stellt eine ähnliche Fürstcn-Zusam
menkunft oui vergangeneu Tagen dar.
Auf der in den. achtziger Jahren auf
genommenen Photographie befinden sich,
um Kais 'Wilhelm 1. gruppirt. unter
Immer langsamer wurde- ihr Schritt,
immer zögernder...
Ei Paar Kinder liefen an ihr vorüber.
Reizende Shelmngesichttt.
Sie sah aus sie hin mit heißen Augen,
sie,' Jte Miströw. die Starke, die an die
sm kLblinaSnachmittag nichts anderes
war, als ein junges, versonnene Weib.
Schließlich setzt sie ucy aus eine zanr
und saß da, zusammengeschmiegt in sich
selbst und verwundert, daß solche Früh,
lingötage Empfindungen hervorholen kön
nen, die den ganzen Winter verstaubt und
verdrängt in ihrem geheimsten Seelen,
schrein gelegen hatten.
Und al sie nock, fg-vngrübelt und ein
wenig lächelnd dasaß, da kam ein junge,
Mann deS Weges und fal) sie an, und sie
hob die Augen ,u ihm. Ein frohrS Er
kennen ging über ihre Gesichter, sie schütel.
ten sich grüßenk die Hände und nannten
ihr Wiedersehen Zusall.
Vielleicht war e ein 'Zufall. Aber eS
war wohl schon vorher ss "chicksalSbe,
stmmt gewesen.
Sie kannten sich von ihrer Kindheit her.
Dann liefen ihre Wege getrennt. Vor
zwei Jahren hatten sie wieder eine kurze
Zeit gemeinfam verlebt.
.Wie Du dasaßest," .sagte er und lachte,
.wie ein kleines Kätzchen. daS für fein
Leben gern gestreichelt werden möchte."
vielleicht wollte ich lieber streicheln."
antwortete sie lächelnd, .und sieh da. Rei
mer,.die Kätzchen, die Du so sorgsam
irgendwo geplündert hast, werden gern
meinen Wunsch erfüllen!" Und sie streckte
die fchmale Hand nach den Weidenkätzchen
und fuhr zärtlich-leise über die sammt
weichen Köpfchen.
.Wir wollen ein wenig weitergehen
sagte er, .wenn eS Dir recht ist!"
.Gewiß. Reimer!" '
Er war ein paar Jahre älter als sie,
groß und schlank. Sein kluge, helles Ge
ficht wandte er ihr beim Sprechen zu, und
sie sah gern in seine scharfen, gedanken
vollen Augen.
Ich bin nun wieder standig in Berlin,"
sagte er, .mein Redakteurposten ist ebenso
vielseitig wie anstrengend. Außerdem
werde ick demnächst Chefredakteur!" Er
nannte ine bedeutende Berliner Zeitung.
.Und Du bist verheirathet?" fragte sie.
denn er war verlobt gewesen, als sie ihn
zuletzt sah. ' ' ,
.Nein. Jte. die Sache ist au. ES
fehlte .ihr" etwa, in Kleinigkeit, etwa!
ungeheuer UeberfliissigeS, etwas, womit
sich ein moderner Mensch klüglich über
Haupt nicht belastet: Gemüth!"
.Wieso? Sie war ein so reizvoller
Mensch!" '
.Ich liebie so sehr da Reizvolle, daß
ich den Menschen vergaß. Bis er sich in
sonderbarer Weise zeigte. Reizend war
sie, gewiß, entzückend. Ihre Toiletten
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interessantes
Andern die folgenden Fürstlichkeiten, die
seiner Zeit bei ihm zu Gaste weilten:,
Grohherzog von Hessen, der damalige Kö
nig Milan von Serbien, der Herzog von
Connaught, der jetzige Großherzog Fried
rich von Baden, der damalige König
wann riesta stilvoll, und sie machte zu
jedem Kleide ein andere Gesicht. Da
rein äußerlich. Aber innerlich wie soll
ich daS sagen?... Sie verstand ,. B.
nicht, daß man sich in einen kleinen Ort
verkriechen konnte, wo kein Luxushotels
und elegante Leute waren. Daß man eine
Oper einer Operette vorzog und nach der
Vorstellung aufgerüttelt sein konnte und
nichts von den Nebenlogenbesuchern
wußte... So Kleinigkeiten sind daS,
nicht? Sie kommen so allmählich zum
Vorschein. Zuerst will man gar nicht
glauben, daß dem geliebten Wesen da?
Mitempfinden fehlt. ES ist wie ein Dun
tel, vor dem man sieht, man will nicht
tiefer dringen, man ahnt, daß ein hohleS
Nichts dahinter ist... Man schließt angst
voll seine Augen und will, daß S nicht
wahr ist, nicht wahr sein darf... Aber
die Wahrheit wird immer greller und
schließlich, zuletzt" Er athmete tief
und schloß finster: .Ich bin sortgereist.
r lange, lange Zeit Nomade. Die Ver
, .öung wurde gelöst, und der Traum war
zu Ende."
.Und sie? fragte Ilse erschüttert hin,
ein.
.Liebe Jte,, sie war schön und jung und
reich verheirathet natürlich" ...
Und sie schritten, groß und stark, tiefer
in die stillen Wege. Der Wind über
rauschte sie, alier sie hoben mur höher die
hellen Köpfe ihm entgegen.
.Ich bin sehr froh, daß ich Dich getros
fen habe. Jte. Du siehst vorzüglich au,
fo, als ob Du an einem Werke arbeitest,
daS herrlich werden wird."
Sie lächelte weh.
.Ich zeichn für Zeitschriften. Reimn.
Vrotarbeit! , Wer ein Werk schaffe will,
der muß durch Schmerzen und Wonnen
eine? Erlebnisses gehen. Ich rlebe nicht.
Ich verdiene bloß Geld."
Da rannte e hinter ihnen her. Drei,
vier Kinder so im fünften, .sechsten Jahre.
Gerade neben Jte fiel da Kleinste auf
die Erd. ES ging so schnell. Ganz hilf
lo und rschrocken lag eS da. Dann weinte
e lautlos und hestig.
Jte hatte sich schon hinabgebeugt und
hob e mit fraulickier Lieblichkeit , auf.
Redete ihm gut zu. Kniete wieder vor
dem Menfchlein und rieb ihm die Thrän
chen, die unaufhaltsam über die runden
Wangen liefen, zärtlich mit ihrem Ta
scheuch ab.
.Nicht mehr weinen, Du kleines Dum
merchen," tröstete sie. .die Buben lachen
Dich ja aus! So ein bißchen hinfallen!
DaS merkt ja solch tapferes Mädelchen
wie Du gar nicht! Aber hast Du auch
schon Kätzchen gesehen, solche, wie ich hier
habe?" ,'
Der Thräncnstrom versiegte. Neugier
groß wurden die Kinderaugen.
Jte nahm Reimer ein paar Weiden
kätzchen u der Hand und reichte sie .dem
Kinde. Ließ sein Händchen leise über die
weichen Köpfchen streicheln und schenkte
sie tarn.
Als da Kind zu den anderen lief,
lachte es glückselig und schwenkte seine
Kätzchen... . . .
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Md aus vergangenen Tagen.
Manuel, der spater einem Attentat zum
Opfer fiel, der damalige Prinz von
Preußen, jetzt Kaiser Wilhelm II.. der
damalige König AlsonS von Spa
nie (in deutscher Ulanenuniform), die
jetzige Königin von Griechenland, Schwe
,Wie ein Mütterchen bist Du." sagte
Reimer und sah sie zärtlich an, wie em
Mütterchen."
Ein reizende Roth überlief ihr Ge
sicht und machte e ganz jung. Ihr leuch
tender Blick ging dem Kinde nach . . ."
HanS Reimer bracht sie bi vor ihre
Hausthür, und da schüttelten sie sich wie
der die Hände und sahen sich lächelnd in
die bewegten Gesichter und wunderten sich
tiefimerlich. wie nahe sie sich in den
kurzen Stunden gekommen waren...
Er gab ihr die paar Kätzchen, die er
noch hatte, und fagte weich dazu: Da,
Du Kätzchen!" denn er dachte daran, wie
er sie auf der Bank gefunden hatte.
.Danke," faate sie froh.
.Auf Wiedersehen l Jte Maströw!"
.Auf Wiedersehen! Han Reimer!"
Und sie ging in da Hau, ging mit
ihren schönen, festen Schritten die vielen
Treppen zu ihrem Atelier hinauf.
Die Abendsonne grüßte hinein und legte
ihr rothe! Kupfergold über Boden und
IroU'Irou.
von Nlichcl Corday.
ES ist beschlossen! Di BellotS wollen
sich von ihrem Automobil trennen.
Alles kam zusammen: die schwere
Krankheit von Madame, die Auslösung
der Fabrik Grive, in der Monsieur Bellot
als Ingenieur thätig war.
Ein Unglück kommt nie allein!
Kurz, Frou-Frou muß verkauft werden!
Man hatte eS fo getauft wegen feine
sanften geschmeidigen DahinrauschenS.
ES war eine famose Maschine, obwohl
eS keine bekannte Marke hatte.
Monsieur und Madame Bellot hatten
es sich an ihrem Hochzeitstage gekauft.
Eine wahre Tollheit in ihren bescheide
nen Verhältnissen!
Aber e! war so schön, jeden Sonntag
fortflllchten zu können in die weite, fchöne
Umgegend.
Zwei Jahre lang hatte FrouFrou daS
junge Paar spazieren geführt. Und nun
mußte aus ihm Geld gemacht werden, und
zw rasch.
Die BelloiS muhten sich entschließen,
Frou-Frou in ein Auktion zu geben.
So führte denn Bellot zwei Tage vor
dem BerstetBrungstermin felbst seinen
Wagen in das Etablissement Lamourel.
Madame Bellot wollte durchaus dem
Verkaufe beiwohnen. Sie wollte ihre
lieben Frou-Frou Schicksal bi zum letz,
ten Augenblicke verfolgen, sie wollte wissen,
wer es fortführen würde. Mit einem
Wort, sie wollten alle die bitteren Schmer
zen de! Opfer durchkosten.
Dai Etablissement Lamourel lag am
äußersten Ende von NeuillY.
Sie muhte zu Fuß ein Unmenge leerer,
öder Siraßen durchwandern, die ein sei
er Märzregen in undurchsichtigen Nebel
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Möbel und die goldigen Rahmen der Bil
der.
Jte Maströw trat an da noch immer
geöffnete Fenster. Eine Wunderoolle Ruhe
war in ihr. Sie sah mit einem ernsten,
reifen Blick über die grünenden Gärten
und in die harmonische Behaglichkeit ihres
Ateliers.
Und ein Segnung lag in dieser Stunde
über ihr. denn sie fühlte die geheimnis
volle Wendung in ihrem Leben und die
ahnungsschwere, erschauernde Weihe der
Liebe . . .
Und sie straffte kraftvoll ihren bieg
samen Körper, denn es durchlief sie wie
neue, herrliches Leben und Schaffen
Wollen. Theodor Yontane'S Gedicht fiel
ihr ein. Sie empfand eS auS ihrem In
ersten herau nach, und sie sprach eS laut
und klingend in den sonnendurchglühten
Raumr
Wohl elme wecken mag htr Regen,
Der in il Scholle niederblicht,
Toch golden Korn und Erntesegen
8 ist ur beton bei Sonnenlicht.
tauchte. Vor der weißen Fassade hielten
bereit Wagen.
Bellot und seine Frau standen bei den
Kauflustigen in den Berkauföhallen. in
denen die Automobile läng den Wänden
aufgestellt waren.
Im Hintergruno zeigte .sicy eine yerr
liche Aussicht auf einen wohlgepflegten
Park.
Die BellotS haben Frou-Frou sofort
entdeckt.
Wie klein eS ihnen erschien, zwischen den
riesengroßen, dunkelglänzenden Benzin
wagen. Die zierliche Karosserie von
leuchtendem Blau. daS von all den be
staubten, beschädigten Wagen, von all den
kranken Ungeheuern abstach.
Die beiden mischen sich unter die still
schweigend betrachtend Menge. Eine
lächerliche Furcht, erkannt zu werden, r
greift sie. Aber von wem? Keiner von
den Automobilisten, den Händlern, Ehauf
feuren. die der Verkauf herbeilockte, und
die nun prüfende Blicke über die Maschine
gleiten lassen, keiner wird die Eigenthümer
Frou-FrouS errathen.
Die Auktionshalle, in der sich daS
Drama abspielen soll, wird der Länge
nach durch eine Ballustrade aus ' weißem
Holz durchschnitten. Dahinter stehen
Stühle und die hohe Tribüne der Auktic
natoren. ES sind ihrer drei, sehr kalt,
sehr ernst, im hohen Zylinder und langen
Ueberrock.
Die Menge schaart sich hinter den Bar
riören. und der Verkauf beginnt.
Zuerst wird mit den Pneumatik,
Chassis und Motorrädern aufgeräumt.
Die BellotS, für die Auktionen noch
etwas Neues sind, wundern sich über die
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sier des Deutschen Kaisers, die damalige
Kronprinzessin deS Deutschen Reichs, der
Herzog von Cumberland der damalige
Kronprinz ' des Deutschen Reiches (der
spätere Kaiser Friedrich), der verstor
Vene König Albert von Sachsen,
Schnelligkeit, mit welcher die dru von
ihren Stühlen herab die Gebote auf myste
riöse Zeichen hin steigen lassen. Doch
wünschten sie, daß da Publikum antheil
nehmender, eifriger wäre. Jedesmal,
wenn der kleine, elfenbeinerne Hammer
auf den Tifch fiel, ging S den BellotS wie
ein Stich durchS Herz. Sie haben
Furcht. Furcht vor den derben Späßen
eines stämmigen Chauffeurs in Lederweste
und Lederhosen, mit unMeifclhaft gaö
cognischem Accent, der gerade Witze macht
und dabei prustend lacht. Er läßt sich
Pneumatiks herüberreichen und erklärt
ganz laut, daß der Kautschuk höchstens
acht SouS das Pfund werth ist, und bietet
lächerliche Preise, die dem Verkauf alle
Ernst nehmen.
Mit Schrecken betrachten die BellotS
noch eine Person, mit jovialem Adler
gcsicht, enormer Schulterbreite, einen lusti
gen Bruder, der scheinbar alle unerfahre,
nen Käufer in die Tasche steckt.
Die ersten Wagen kommen zum Ver
kauf.
Von den Angestellten deS HaufeS ge
führt, fahren sie durch die Halle hin und
her, solange ihr Verkauf dauert.
-Der Reihe nach fahren sie vorbei, gleich
polternden Rollwogen.
Und die beiden lassen den Kopf hängen.
Wie wenig dabn herauskommt!
Große, gutgehende Wagen gehen mit
1000 oder 2000 FrcS. fort.
Und der große Chaufftur, der immer
solch einfältige Gebote vorbringt, ruft da
zwischen: .10 Francs, mehr ist daS nicht
wert."
Sie hätten ihn erwürgen können.
Jetzt ist Frou-Frou an der Reihe, sie
haben eS gleich beim Raufchen beim Fah
ren erkannt. ! ES geht so gut.
O, diese leise, zarte Sausen, daS sie
an ihre Fahrten am schönen Morgen erin
nert. Diese angenehme, beruhigende Musik,
die ihnen so oft das Herz erleichterte.
Es kommt so zierlich herein in seinem
blauen Gewände.
Der Verkäufer liest kurz daS Signale
ment des WagenS vor.
Schon hat eS einmal die Halle durch
quert. .
WaS wird geboten? fragt der Aus
ruf mit seiner gleichgültigen Stimme.
Und der derbe Chauffeur ruft laut: ,00
EouS!"
Der Saal berstet vor Lacben.
Instinktiv fassen sich die Veiden-BSviZ
bei der Hand.
Sie leiden.
FrouFrou fährt an der Menge vorbei,
so sanft, so glatt in seinen Bewegungen,
daß dl Angebote sofort steigen.
.50 ... 700 ... 750 ... 800 ... 800
zum ersten."
Eine kurze Pause.
Der Wagen geht mit seiner gleichmäßi
gen Bewegung wie eine Mndereisenbahn
auf ihrer Ellipse von Schienen.
Die BellotS tauschen einen Blick.
O, dieses sanfte Geräusch, das bei
jedem Vorbeifahren ihr aufmerksames Ohr
entzückt.
Das ganze Lied ihrcr Lieb Lnt duin.
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und der damalige Fürst von WaleZ. spü
ter König Edward von England.
Die Original-Photographie des oben
wiedergegebenen Bildes wurde unS von
Herrn 2h. Chevalier zur Verfügung
gestellt.
Die heiteren Sommersonntage in Chan
tilly. in Versailles, im Walde von Fon
tainebleau und der. große Osterausflug
bis an'S Meer . . . ,
l?,S tänt und tönt, ftilr sie ist A voll
blühender Erinnerungen.
Wer wird es ihnen nehmen? Die An
. . . 850 . . . 900 . . .
Er versteifte sich auf die. stets gleiche
Anekdoten, die er mit einem:
Das ist ganz ebenso . . ." begann,
obgleich die erzählte Geschichte nicht in
geböte, steigen.
Ganz nahe bei den Bellots tönt in
Stimme:
.1000 Francs!"
.1000 Francs!"
.1000 Francs zum ersten .'. ."
Ein Zehrpfennig in ihrer gegenwärtigen
Noth!
Sie sehen sich um. Er hat ein braves
Gesicht.
Vielleicht wird er FrouFrou'S Herr
werden. Wo wird et es hinführen?
Wird er auch sorgfältig mit ihm iw
gehen?
1100!" .i
.1100 zum ersten . . ."
Der Mann mit dem Adlergesicht hat e
gerufen. Er lacht und fchwatzt dabei
voller Seelenruhe mit seinem Nachbarn
wie ein König unter seinen Vasallen. Er
wird eS bekommen ... er hat sicherlich
schreckliche Gewohnheiten, Manieren wie
ein Bär. Er wird Frou-Frou zerschlagen,
es verunstalten, nach einer verlorenen Ge
gend führen. Schon balancirt der kleine,
elfenbeinerne Hammer über dem Auktion?
tisch.
.1100 Francs zum zweiten ...
Und zum drittenmal erscheint Frou
Frou in heller Beleuchtung. DaS Paar
schmiegt sich fest aneinander, Kops an
Kopf, Schulter an Schulter.
Der Hammer fchwebt in der Luft.
DaS Adlergesicht lacht höhnisch.
Also er soll Frou-Frou haben!
Nein! . . . lieber alle? andere, allei
Elend. Entbehrungen! Sie werden si
noch mehr einschränken. Man wird wo
anders Hülfe suchen. Schritte thun, die
man vorher nicht wagte, bei Berwandtc.
bei Freunden. Alles andere lieber, a!I
Frou-Frou hergeben, die Freuden, an die
es erinnert und die eS noch verspricht . . .
Im Augenblick, als der Hammer fällt,
ruft Bellot mU heiserer Stimme:
.1200 ffrancS!" . '
Der Würfel ist gefall. " ; ,
Der Kampf hört auf.
Frou-Frou, gehört ihnen wied. Es
eine Thorheit mehr.
Aber sind Thorheiten nicht da Einzige,
was dem Leben einigen Reiz vskiht?
Und all die Sorgen, die Über sie her
fallen, sind sie nicht im voraus belohnt
durch die köstlichem Augenblicke, wenn sie
dahinfause durch die ftx&n, leeren
Alleen von Neuilly. Seite a Seite, in
ihrem lieben FroFrvu.
Je mehr Freiheit man hat, desto meh
Lcheiten, nimmt man sich.