Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 21, 1913, Image 3

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    ttgllche CmU Tribun. .
J
Dev SsllhäuKlev
Ucberscht von
3. Fortsetzung.
ort drückte kr ihr leise die Hand,
skrelchklle sich seinen langen Schnurr
bart und sagte nachdenklich: .ES gib
drei Wege, sich ein'Frauenherz geneia
zu machen, aber ich bin außer
Uebung. Möchten Sie die große
ffreundlichkeit haben, mir eine TU
Itebt vir:usckkacikn. mein ftrnuffin?"
' Ztlu toorU waren so unerwartet,
fcuft Lady Alicia vor lauter Bestür
zung kein Wort hervorbringen konnte.
Der junge Mann wartete ein we
nig aus eine Antwort, alä aber keine
kam. fuhr er in demselben Tone sort:
J .Ich merke, daß ich mit dem Anfang
zufrieden sein kann: ich habe Ihre
Aufmerksamkeit erregt, ich habe mir
Ihre Sympathie erworben, und ich
habe Ihre Hand gedrückt. WaZ ich
l aber jetzt zu tun habe, daran kann ich
' mich beim besten Willen nicht erin
I nern."
.Ich. ick weist' wirklich nicht.
Mr. . . . . . stammelte die arme Lady
Alicia.
.Mr. Hamilton', ergänzie Beve
ridge, ohne zu erröten; der Name
gehört mir ebenso wie alles andere
in dieser Welt, in der meine Elau
biger mein Geld und Dr. Conglcton
meine Verion mit Beicklaa beleaen.
' .Sie meinen, daß Sie Ihrer Frei
.heit beraubt und arm sind?" fragte
Lady Alicia, die endlich klar zu sehen
schien.
- " Arm und meiner Freiheit beraubt,
tnükte es eigentlich Heiken , antwor
iete Beveridge, denn wenn ich die
Mittel hätte, mir einen Luftballon zu
kaufen, so würde ich auch frei sein.
, Um aber", fuhr er fort, .wieder auf
- den Gegenstand zurückzukommen, von
dem Kur abaewicken sind: was er
- warten Sie jetzt von mir? Soll ich
, meinen Arm um Ihre Taille legen
oder Ihnen meinen Kummer anver
trauen oder Sie verlassen?"
.Sind sind da die drei Wege.
- die Sie vorhin erwähnten, um sich
ein ?srauenherz geneigt zu machen f
fragte Lady Alicia. obgleich sie im
- stillen wünschte, daß das Sofa, auf
' dem sie sahen, etwas breiter wäre.
Jawohl, eS sind Beispiele der drei
klassischen Methoden: liebkosen, zum
besten haben, kranken. Welche ziehen
Sie vor?"
- -. .Erzählen Sie mir Ihren um
wer", antwortete sie. wieder ein we
' nig Mut fassend.
.Sie gehören zu dem Geschlecht.
i Ui die Dinge nicht beim rechten
Namen nennt", sagt er; wasSie mei
nen. ist also, daß ich Sie zum besten
ihaden soll?"
.Er machte ein langes Gesicht,
' seufzte zweimal tief auf. blickte zärt
Zich in die blauen Augen des jungen
Mädchens und begann, indem er in
seinen Erinnerungen zu fuchen schien,
rnit sanfter Stimme zu erzählen:
'Meine Kindheit war trübe und un
glücklich, kein gütiges Wort, keine
Liebkosung. Mein herzloser Stief.
dater prügelte mich, meine böse
Stiefmutter mochte mich wegen mei
ner physischen Gebrechen nicht leiden
und kümmerte sich nicht um mich,
höchstens beschimpfte sie mich."
.Aber wie ist das möglich?" wen
dete Lady Alicia mit einer Kühnheit
ein, die sie selbst m Erstaunen setzte
uno ihre Bekannten nicyr wenig uon
rascht hätte. .Stiefvater und Stief
mutier? Und dann Physische Ge
brechen. WaS meinen Sie damit?"
. .Bis zu meinem vierzehnten Iah
re erklärte er, .konnte ich nur seit
.wäris gehen, und mein Haar teilte
sich immer von selbst in der Mitte."
Er sp-ach in so ernstem Tone, daß
sie nur leise sagte: Jawohl".
'.Mit den Jahren", fuhr Beveridge
Ffort. ging es mir besser. Da man
beschlossen hatte, mich studieren zu
, lassen, schickte man mich mit einem
kleinen Scheck, einer Kassette mit
Silberbesteck und einem Bierteldut
zend Bademänteln auf die Universität
Oxford. Ich glaube wenigstens, daß
dies der Name des Instituts war.
lai mir mein Geld abnahm und mir
dafür meine Lebensweise vorschrieb.
Wenn ich aufrichtig sein soll, so hat
mein Gedächtnis seither etwas gelit.
ten. In Oxford also lernte ich Weis
heit. indem ich Torheiten beging
die ergötzlichste und wirksamste Me
thode. Mein Hofmeister Pflegte mir
zu sagen, daß ich eine gewisse Origi
nalität besäße. Ich entschuldigte mich
darob und meldete mich zu einer
Prüfung. Ich glaube, daß ich sie be
Azh'. )ch innere mich wenigstens,
daß ich ein Diner gab, um irgend
etwas zu feiern. Daraufhin sah sich
, die Universität bewogen, mir auf
meine Kosten einen akademischen
Grad' zuzuerkennen. Aber dafür wur
de ich gleich nachher entschädigt: in
- folge deS Todes meine OnkclS kam
. ich in den Besitz meiner Güter'. Da ich
Universiiätsbildung genossen hatte
und infolgedessen ein wohlgeordnetes
Empfindungsvermögen befaß, so ge
bä:dete ich mich natürlich beim Tode
dieses würdigen Verwandten untrost
lich, der dem armen, verwaisten Kna
ben soviel Interesse bewiesen hatte."
Er seufzte ttn neuem, und Lady
tmfmamthu
Sinn iTffacr.
qgsMM,W7?MNA
Alicia fragte ihn: .Aber Si hatten
doch Stieseltern?"
.Niemals!" rief er auS.
.Niemals?" widerholt sie betrof,
fen.
.Jedenfalls, nicht oft", antwortete
er. .und öfter niemals. Wenn Sie
mir vorher gesagt hätten, daß Sie
me,ne Geschichte zu hören wünschten.
so wurde ich meinen Stammbaum et
was präscntabler gemacht haben.
Wenn Sie mir aber weiterhin sagen
wollen, welch von meinen Verwand
ten Sie nicht mögen und welchen Sie
vorgestellt zu werben wünschten, so
werd ich eS schon so einzurichten
suchen, vag Ihnen die Erzählung ge
füllt."
.Ich möchte nur die Wahrheit hfr
ren, Mr. Hamilton."
.ForteScue", korrigierte er; .ich
ziehe ei nämlich vor, nicht zweimal
hintereinander bet dem gleichen Na
men genannt zu werden."
Dobei lächelte er so gewinnend, daß
Lady Alicia. obwohl sie erstaunt, ja,
ein wenig verletzt war, doch nichts
anders konnte, alö ebenfalls zu la
cheln. . ,
.Erzählen tote Wetter . sagte sie.
.Der zweite Teil ist nicht wahrer
als der erste, aber genau so ergötzlich,
Wenn Sie also wünschen, so werde
ich mich bemühen, mir die schmerzn
chen Ereignisse in Erinnerung zu ru
fen, die Mich nach Clankwood brach
ten". sagte er ernsthaft.
Lady Alicia rückte sich in ihrer
Sosaecke zurecht und bereitete sich vor.
bewegt auszusehen. In vielem Au
genblick erschien die stattliche Gestalt
des Dr. Congleton. die noch stattli
chere Grafm Gr,llyer am Arm suh
rend.
Meine Mutter!" rief Lady Alicia
aus und sprang auf.
Ah", sagte Beveridge, welch ein
schön Frau!"
Lady Alicia errötete, uno die ra
fin. die mittlerweile näher gekommen
war. sah sie scharf an.
.Wo steckst du denn, Alicia r
Es war so heiß im Saal, Mama.
und da. . ."
Ihre reizende Tochter, gnadige
Frau", unterbrach sie Beveridge. der
sich erhoben hatte, mit einer riefen
Verbeugung, hat den Wunsch gehabt,
einen Wahnsinnigen in der Nähe zu
studieren ich bin wahnsinnig und
habe in der zuvorkommendsten Weise
gefaselt."
Nacb diesen Worten fuhr er sich
mit der Hand durch das Haar, so
daß eS ihm über die Augen fiel, vties
die Backen auf. stieg einen gellenden
Schrei aus. spranz. so hoch er konnte,
in die Luft und kam plötzlich auf den
Boden zu sitzen.
Dies ist. wie Ihnen unser Freund
Dr. Congleion bestätigen wird, em
ganz gewöhnliches Symptom", fuhr
er fort, indem er lächelnd sein Haar
wieder glatt strich.
Sowohl Dr. Conaieton ais oir
Gräfin waren zu sehr erstaunt, um
eine Bemerkung zu machen. Beve
ridge wendete sich also wieder zu aoy
Alicia. reichte ihr den Arm und
aate: .Gestatten Sie mn. tote wie
der zu den andern Narren zurückzu
uhren. it .
Ist er nun wirklich ungeiayrl.
flüsterte die Gräsin.
..ck. . .ick alaube ia". antwortete
Dr. Congleton verwirrt aber ich
werde ihn von nun an etwas sorgte
iger beobachten lassen.
Als sie wieder den Ballsaal betra
en. fragt Beveridge Lady Alicia
' r ttn - ?-1 i X. sTO -
nie: imoucn i? m mun uu
innigen wiedersehen?"
Und Lady Alicia viuaie icis i"
nen Arm.
III.
Am folgenden Morgen ließ Dr.
Conglcton Dr. EScott auf sein Zim
mer rufen.
.EScott" sagte er zu tom,
werden Mr. Beveridge etwa fchärfer
im Auge .behalten müssen."
MeinA Sie. Herr Doktor?" er
widerte Escott. Ich halte ihn für
völlig harmlos."
Er mlplrotzdem bewacht werden.
Ladu K'illver war gestern über fein
Benehmen sehr bestürzt, und ich bin
hr. da sie mir cöon mehrere er
wandt anvertraut hat. die größte
Rücksicht schuldig. Wenn er also
nicht unter Ihrer Aussicht stein, mui
fen Sie dafür sorgen, daß Moggridge
ihn nicht auS den Augen verliert."
Uicoggrioge, ein parier imaner. vcr
ich besonders bei widerspenstigen Pa
knien sckon bewährt hatte, erhielt
also den Befehl. Mr. Beveridge auf
unauffällige Art zu bewachen.
Nack dem Lunch spielte Beveridge
eine Partie Billard mit Dr. Escott.
kn der r Sieger blieb, dann lieh er
ck eine Zigarre von ihm aus uno
chlenderte damit in den Park. E
war ein sonniger Wintertag. Beve
ridge schlug einen Pfad ein. der zu
einem geschützten Weg längs der Um
r edunaSmauer fuhrt. Zuweilen hielt
er inne. horchte und blickte auf feine
Uhr. Wahrend er so aus und ab
ging, spielte in vergnügtes Lächeln
um seine Lippen.
Plötzlich vernahm er em Verausch
außerhalb der Mauer; er begann leise
zu pfeifen, dal Geräusch verstummte,
und einen Augenblick später fiel et
was zu seinen Füßen nieder. Er
hob eS rasch auf: ti war ein kleiner
Blumenstrauß, an dem ein löiuett u
se Hat war.
Eine aros'aktlak Idee", dachte er
während er das Billelt öffnet und
zu lesen begann.
.Mein Freund' lautete diese
wenn ich Sie so nennen darf; ich
kenne Sie doch erst so kurze 3m
Ich sende Ihnen die Blumen al Zei
chen meine Mitgefühl!."
In demselben Moment flüsterte
eine Stimm in ziemlich lautem Ton
von jenseits der Mauer: .Haben
k,ir ir
Beveridg stieß einen tiefen Seuf
zer aus und antwortete in der glel
chen littet t: Ich danke Ahnen mtl
lionenmai, meine holde, gütige Freun,
bin; ich lese soeben Jht Acilen. ich
berausche mich daran, ich. . ."
Er druckte drei schallende Küsse auf
seine Hano, stieß wieder einen Sus
zer aus und las weiter:
Ich wollte, ich konnte Ihnen hel
fen. aber ich fürchte, das ist nicht
möglich, die Welt in so streng, nicht
wahr? Sie müssen also mit meiner
ympathir zusriecen sein, toi
fentlich halten Sie mich nicht für zu
drei t! Da ich zuwetln nach Clank
wood komme, können wir uns viel
leicht wiedersehen. A revoir.
Ihre Freundin, eie eö gut rnt Ihnen
meint.
A. k F,
Er faltete daS Billett zusammen
und steckte ei in seine Westentasche,
dann ries r mit bebender, emdring
licher Stimme auS: .Vtelleicht! Nur
vielleicht. Alicia?" Und etivaS leiser
fügte er hinzu: Sind S noch da,
Lady Alicia?"
Eme furchtsame Shmme antwor
tete: .Jawohl Mr. ForteZ'Uk, aber
letzt muß ich wirklich schon gehen.
Wie? Sie wollen mich chon der
lassen?"
.Ich bin schon diel zu lange ge
blieben", erwiderte Lady Alicia.
Lady Alicia kann nirgends zu
!ange bleiben", versichert Beveridge.
.Aber wi: kann ich Ihnen yei
en?"
Sie helfen mir schon, indem Sie
aus der Welt sind."
E:ne kleine Pause trat e:n, dann
lüsterte die Stimme: Ich verstehe
nicht ganz, waS Sie meinen.
Meine Alicia versteht mich nicht
rif Beveridge für sich auS, aber so,
daß sie eS hörte. Dann fuhr er
ort: Ich btn verlassen, arm, einge
erkert. Ack. Lad. Alicia. Sie haben
ganz recht, ich darf Sie nicht zurück
halten. Gehen S'.e. holde Freundin!
Gehen Sie und vergessen Sie den ar
men FranciS Beveridge!
FranciS Beverröae?' kam es uver
rascht von jenseits dr Mauer.
Ach. Sie haben mein Geheimnis
erraten! Jawohl, daö ,fl der Name
deS unglückseligsten aller Sterbll
chen!"
Nach diesen melancholischen Worten
warf er daS Zigarrenstllmpschen fort,
holte stch eine andere Aiaarr; auS fei
ner Zigarrentafche hervor und biß die
Spitze ab.
AIs r ein Zündholz anzunoet.
ragte Lady Alicia erschrocken: Hsch!
Waö ist das?"
Mein Sen bricht", antwortete er.
indem er die Zigarre anzündete.
Sprechen Sie nicht so . sagte d
Stimm, .es es betrübt mich
tief."
Ack. Lady Alicia! Und von dem
Troste, den ich auS der Betrübnis
schöpfen könnte, trennen mich eine
fünfzehn Fuß hohe Steinmauer und
Hunderte von zerbrochinen Bicrfla
fchen!"
.Vielleicht", flüstert zögernd die
Stimme, .vielleicht können wir unö
doch einmal wiedersehen!"
.Morgen nachmittag um vier?"
fragte er kurz und Kündig. Können
Si, um diese Stunde in der Nähe
der Auffahrt sein?"
Eine kleine Pause.
.Vielleicht", ließ sich di Stimm
vernehmen.
In diesem Augenblick hörte Beve
ridge da Krachen eines Zweiges
hinter sich, und als er sich umwandte,
sah er in einer Entfernung von twa
zwanzig Schritten daS unbarmherzige
Gesicht MoggridgeS. An Geisteöge
genwart und rascher Entschlossenheit
fehlte es jedoch Beveridge nicht. Er
nahm eine theatralisch: Gebärde an
und deklamierte mit lauter Stimme,
indem er zu den Wipfeln' der Bäume
mporblickte: Er naht, ein Fremder
naht! Jawohl, auf Wiedersehen, mein
holdeö Kind! An revoir! Oh. bre
chend Herz, dem ein Hoffnung leuch
tet dann wieder undurchdringlich
Dunkel!"
Moggridge war inzwischen näher
gekommen.
.Ah. Moggridge. Sie!" rief Beve
ridge auS. Guten Tag!"
.Zeit daß Sie zurückkommen, Mr.
Beveridge", sagte Moggridge gelassen,
worauf er zu sich murmelte: Er
ist doch verrückter, als ich glaubte.
Wie r mit sich selber spricht! Ganz
gut. daß ich auf ihn aufgegepaßt
hab'."
(Fortsetzung folgt.)
Langer Schlaf. ,O
Mama, heut' bin ich so müde, und
weil wir gerade Ferien haben, könn
test du dock erlauben, daß ich moraen
erst übermorgen aufzustehen braucheStraßen ist daö nichts. Ich gehe
me &tttt.
Von Waltee Cchuhmachkk.
Punkt 12 Ubr mittaai vnli.k mit
Helm Komet seine Wohnung. Sein
Freund begleitete Ihn. Beide Karen
sehr elegant gekleidet, und man sah
?nrn an, vag ne oer vornehmen Ge
sellschaft angehörten.
.Du mußt immer ungefähr zwanzig
schritte hinter mir bleiben.- sagte
Römer ,u seinem Freund Robert Rit
ter. .Wenn die Gelegenheit kommt,
gebe ich dir ein Zeichen. Dann kannst
du heran."
.Die GelegenSeit wird nicht kom
men. Also loi, du hast bloi zwei
Stunn. punkt ?M ist Sck'uK
vergiß das nicht.-
Gott bewahre! Also iekt atU'i
los!" ' " "
Sr ging unter den Linden entlang.
Ritter folgte ihm in einiger Entfer
nung. Auf seinem eigentlich häßlichen
Gesicht lag ein triumphierende La
cheln. .DIeimal fange ich ihn." dachte
er. .diesmal gewinnt Wilhelm gewiß
niajii
Wilhelm Römer arükte soeb,n ,l.
iamt, die in mein Auto vorüber
fuhr, nickte einem eleaanten Bkkann.
ten zu und trat an eine ältliche Dame
heran, die vor einem Schaufenster
lrnno
Bitte, verzeihen Sie, meine GnSdi
ge. wenn ich Sie belästige. Aber
würden Sie wohl die Gü bben. mir
fünf Franken zu leihen? Ich wäre
lynen yerziicy oankvar und verpflichte
ilJL V- !. . . rI. J1
nun;, oa i2ci0 01 morgen zurückzu
zahlen." ., ,
Die alte Dame sah jbn mit bald
offenem Munde an.
Fünf Franken? Wozu?" stammel.
sie.
Ich habe kein Geld bei mir und
man muß doch Mlttaa essen
Nein, ich kann Ihnen kein Geld
borgen. Haben Sie keinen freund.
oer es Ihnen leihen konnte? In mei
nem Leben ist mir so etwas noch nicht
passiert."
ES tut m,r leid. Sie bemübt ' ,u
haben." erwiderte Römer, während er
seinen Hut lüftete und weiter schritt.
Die Dame sah ihm noch eine Weile
nach es schien, als wollte sie sich
anders besinnen so ein hübscher,
vornehmer Mensch mit so tadellosen
Manieren! Aber dann wandte sie sich
um. ,'jtm, heutzutage gibt es zu
rasstnierie Gauner und fünf Iran
ken sind fünf Franken." Aber sie
war oroenliicy stolz aus dieses Aden
euer, nun hatte sie dock wochenlang
Stoffs um bei ihren Kaffeeschwestern
zu crzavien.
Robert Ritter, der alles mit anaese
hen, kicherte heimlich in sich hinein. Es
iam iviruicy o, wie er erwartet.
Römer traf hierauf zwei Serren
und seinen Bruder: er blieb einige
Augenblicke stehen und plauderte mit
ihnen, aber Geld zu borgen versuchte
er nicht. Plötzlich sah er nicht weit
von ich einen alten Herrn daherkom
men. Er wußte auch, daß der alte
Herr tyn kannte und daß er morgen
abend in einer vornehmen Gesellschaft
mit ihm zusammenkommen würde. Er
ging auf ihn zu
Verzeih.'., Sie. mein Herr", sprach
er ihn an, eö tut mir letd, Sie we
gen einer solchen Kleinigkeit zu be
lastigen, aber wurden Sie mir wohl
uns Franken leihen? Morgen bekom
men Sie sie wieder."
Ich habe gehört," versetzte der
Oberst mit scharfer Stimme, daß es
Burschen von Ihrer Sorte gibt, aber
gesehen habe ich bis jetzt noch kei
nen! Und wenn ein Polizist r der
Nähe wär?, würde ich Sie verhaften
assen!"
Ich bitte um Verzeihung." sagte
Wilhelm li:,d schritt weiter.
Nach diesem sprach er eine Dame
an, die ihm fünf Franken leihen soll
e. &tt sah tyn aus großen er
chrockenen Augen an und floh entsetzt
davon. Robert Riiter, der alles mit
ansah, lachte über daö gan Gesicht.
Die Zeit verging. Wenn Wilhelm bis
zwei Uhr mcht von einer fremden
Person auf, der Straße fünf Franken
geliehen bekommen hatte, verlor r
etne Weite auf tauseno Franken, die
dann Robert gewann.
Wilhelm war ziemlich enttäuscht.
Er war am Tage vorher bei einem
exquisiten Diner die Wette eingeaan
gen, daß er auf der Straße von ei
nem ganz fremden Menschen fünf
Franken geborgt bekommen würde.
und zwar binnen zwei Stunden und
hne seinen Namen und feine Adresse
zu nennen, einzig und allein auf sein
vertrauenerweckendes, anständigesAus
eben bin. Er hatte dabei behauptet.
er selber würde einem Menschen, der
ihn auf der Straße anspräche, sofort
inseycn, 00 er em eyrttcyer 'censcy
ei oder nicht, und er würde im er-
steren Fälle die erbetenen fünf Iran
ken borgen. Von seinem eigenen
Standpunkte ausgehend, hatte er ge
meint, andere Leute müßten ebenso
denken und handeln wie er; man
müsse ihm auf den ersten Blick anse
hen, daß er ein ehrenhafter, anständi
ger Mensch sei.
Nun hatte er schon sieben Menschen
um die fünf Franken gebeten und
ohne Erfolg.
Jetzt blieb er stehen und warteie auf
Robert.
Weißt du, hier in den vornehmen
jetzt mal in die Geschäftsgegend, da!
heißt, wenn mich die Polizei ich
stört. Angedroht wurde mir dai
vorhin schon." Und er erzählte, wni
Ihm passiert war. Also bleibt wie
der ein wenig zurück und bereite dich
immer darauf vor, dein tausend
Franken zu verlieren.
Der nächste, an den sich Wilhelm
wandle, war ein junger Herr, der aui
sehr guten Kreisen zu sein schien.
Ich bitte um Verzeihung." sprach
Römer ihn an. .Sie kennen mich
zwar nicht, aber wurden Sie mir
wohl fünf Franken leihen? Ich schicke
Ihnen da Geld ,u, sobald ich nach
yauie komme."
Nein, dak kann ich nicht." aniwor
tet der junge Herr. Sie sind ele
gant angezogen eine Frechheit ist
Jyr Ansinnen aber doch. 3ck will je
doch mit Ihnen in ein Restaurant ae
Yen und ein Glaö Bier für Sie be
zayien.
Sie mißverstehen mich", sagte WIl
Helm. .Schenken sollen Sie mir
nichts. Wenn Sie mir nicht fünf
Franken leihen wollen, dann nützt eS
mir nichts. Ich bitte um Verzeihung."
Weiter schritt er.
.Und ich gebe Ihnen mein Wort
sagte dieser junge Herr am nächsten
Abend, daß ich nahe daran war, Jh
nen die fünf Franken zu geben!"
Ein paar weitere Versuche mit Da
men fielen ebenfalls fruchtlos auS.
Einige von ihnen hielten daS Ansin
nen Wilhelms für einen schlechten
scherz und waren empört. Außerdem
braucht man f?'.n Geld in der Stadt
zu Einkaufen und nicht, um S dem
ersten b?st,n Menschen zu borgen
Schließlich versuchte is Wilhelm
k einem behäbigen Herrn, der wie
ein andpostor aussah, so frisch und
rund und wohlgenährt war er.
Ich habe wohl schon gehört, daß
in der Großstadt vornebm anaezoaene
Leute einhergehen wie ein Graf oder
ein Baron, ohne einen Rappen in der
nasche zu haben. Ueberrascht bin ich
also nicht. Aber ich begreife so etwas
einfach nicht. Es würde gewiß nicht
zu Ihrem Besten sein, wenn ich Jh
nen das Geld gebe."
. doch , antwortete Wilhelm.
Nein, nein, diese fünf Franken
würden doch den Weg gehen, den Ihr
anderes Geld genommen hat."
Wie meinen Sie das?"
.Nun spielen oder trinken!"
Nein, mein Herr, aeaen diesen
Vorwurf muß ich protestieren."
Na, na, es wird schon so sein.
Doch kommen Sie mit mir in das
nächste Cafö. da können Sie sich auf
meine Kosten erquicken. Sie erzählen
mir dabei, wie das alles gekommen
ist. und dann werde ich sehen, was ich
für Sie
.O danke, danke. Nein, ich derzich
te. Adieu."
Abermals blieb Wilhelm stehen, er
wartete seinen Freund und erzählte
seine Erlebnisse.
In dieser Gegend ist auch nichts
loö. Robert. Jetzt gehen wir einmal
in den westlichen Stadtteil. Vielleicht
habe ich da Glück."
Du mußt dich beeilen, lieber
Freund. Du hast nicht mehr viel
Zeit. Diesmal verlierst du deine
Wette, paß auf!"
DaS täte mir leid ich verliere
dabei mehr als das Geld. Ich glaube.
eS war Eitelkeit von mir. Ich dach
te, ich sehe wie ein anständiger Kerl
aus, der bei jedem Menschen Vertrau
en erwecken muß wenigstens für
fünf Franken Wert."
Ich sage dir, Wilhelm, und wenn
ein Fürst oder sonst eine Finanzgröße
von einem Fremden auf der Straße
fünf Franken geborgt haben möchte
er bekommt sie nicht."
Nun, wir werden ja sehen, noch
habe ich Zeit."
Im westlichen Stadtviertel ange
langt, begegnete Wilhilm dem Kam
merdiener eines Bekannten. De:
Mann trug die Nase ziemlich hoch und
wollte wahrscheinlich für mehr gelten,
als er war. Auch hier brachte der
Baron sein Anliegen vor. Der Mann
stellte viele Fragen, zögerte, fragte
wieder, zögerte wieder. Aber schließ
ich weigerte er sich doch, die fünf
Franken herzugeben.
Als Wilhelm auch diesem den Rllk
ken gewandt hatte, hörte er nach ei
nem Weilchen hinter sich rufen: He,
mein Herr, he! Einen Augenblick!"
Sie wünschen?" fragte der Baron
einen zerlumpt aussehenden, kleinen
Mann, der einen Kasten mit Streich
hölzern an einem Gurt trug, und der
hm nachgekommen war.
Ich hörte Sie , vorhin mit dem
Herrn reden, uno wenn Sie fünf
Franken geborgt haben wollen, ich
borge sie Ihnen."
Das ist mir sehr angenehm," sagte
Wilhelm freudig und winkte feinen
Freund herbei.
Nobert trat heran und machte ein
bitterböses Gesicht.
Der Mann hier," sprach Wilhelm.
hörte, wie ich vorhin den Herrn um
ein Darlehen von fünf Franken bat.
Er erklart sich berett, mir die fünf
Franken zu leihen. Nicht wahr?"
wandte er sich an den Alten.
Gewiß, natürlich!" nef der alte
Mann. .Ich weiß, w,e einem zu
Mute ist, wenn man kein Geld hat."
Dabei suchte er in seinen samtlt
chen Taschen herum und zahlte Mün
zen der verfchie!:nstest Art zusammen,
bis er fünf Franken hatte. Diese gab
er Wilhelm.
.Ich danke Ihnen. Uebrigeni, lle
ber Mann, hier haben Sie zwanziz
Franken für Ihre Gefälligkeit. Und
nun sagen Sie mir bitte, worauf sich
Ihr Vertrauen stützte, daß Sie mir
das Geld liehen?"
.Hm. ja mein Herr also ich
hörte doch, wie Sie vorhio mit dem
glattrasierten Mann sprachen. Ihre
ganze Art und Weise war nickt die.
jenige eines gewöhnlichen Menschen,
vor allem nicht die eine Bettlers
Dann sah Ich mir Ihre Kleidung ge
nauer an. Davon kostet ein Meter
kosf einen ganzen Haufen Geld
Wa mich aber am meisten stutzig
machte, war. daß der Herr hier"
er deutete badet auf Robert .Jh
nen tmmerzu folgte und Sie beobach
tete. Da dachte ich mir. daß die Ge
schichte abgekartet sei wabrschein
lich ein Jux oder so etwa und
tcy meinte, vtelleicht konnte ich dabei
ein gutes Geschäft machen. ES han
oeit sich doch gewiß um eine Wette?'
vkobert hatte sich inzwischen den
Alten genauer besehen.
Ste tragen a Ihr Plakat auf der
verkehrten Seite." sagte er plötzlich.
,.a. hier ist nämlich nicht meine
Geschäftsgegend. ES ist sozusagen
meine GeschäfILkarte.' versetzte der
Alte.
Lassen Sie doch mal sehen." sagte
!loverr verdrossen.
Na, etn so vornehmer err wte
sie, wtrd mich wohl mcht verraten,"
meinte der Alte mit scheuem Seiten
blick. .Das Leben ist zu schwer
man muß fern Brot zu sauer verdte
nen. Er dreht daö Plakat einen
Moment lang um.
.Blind und taub" stand darauf.
Adieu, meine Herren." sagte der Alte
und ging kichernd setner Wege.
Eine Stunde spater zahlte Robert
dem Freunde die verlorenen tausend
Franken.
Danke schön." sagte Wilhelm, .daö
st der Kaufpreis für viele meine?
Illusionen."
Vtorgan u er eitznhälr.
Sehr oft verweilte Pierpont Mor
gan an Bord seiner Jacht Colum
bia" in Venedig. EineS Tages trat
an einen bescheiden gekleideten Herrn,
der am Geländer der Jacht stand, ein
ehr eleganter Herr heran und fragte.
ob ihn Morgan wohl empfangen
önnte. Der bescheiden gekleidete
Jachtmann erwiderte etwas brum
mig, daß Morgan niemand empfange.
Obwohl diese Antwort nicht gerade
ermutigend war. zog der andere, ohne
sich aus der Fassung bringen zu las
sen, ein kleines Päckchen aus der
Tasche und zeigte, indem er sich in
einem Mischmasch von Englisch und
Italienisch verständlich zu machen
suchte, seinem Gegenüber alte vene
zianische Spitzen, die nach seiner Be
hauptung einige taufend Lire wert
sein sollten, Der Mann an Bord
schien die Spitzen nur ganz ober
flächlich zu betrachten und sagte dann
noch unwirscher als zuvor, daß, fo
viel er wisse, Morgan diese Spitzen
nicht kaufen würde. .Kann sein,"
entgegncte der andere gleichmütig,
aber ich meine, daß er, wenn er mich
erst einmal empfinge, daö Geschäft
doch vielleicht machen wurde."
Dann kommen Sie in zwei Stunden
wieder; aber ich fürchte, daß Sie
nichts machen werden." .Ich
werde wiederkommen; und wenn
Morgan wirklich so klug ist, wie man
sagt, wird er die Spitzen sicher kau
fen." Und wenn er trotzdem
nichts kaufte?" Wenn er nichts
kauft, soll ihn der Teufel holen!"
Zwei Stunden später stand der
Mann mit den Spitzen wieder auf
Deck und wünschte, zu Morgan ge
führt zu werden. Sein Wunsch
wurde sofort erfüllt, und der Spitzen
Händler sah, daß Morgan derselbe
Mann war, mit dem er zwei Stun
den vorher gesprochen hatte. Aber
beide Männer taten, alS ob sie sich
noch nie gesehen hätten, und Mor
gan prüfte die Spitzen aufmerksam
und mußte sich gestehen, daß sie wirk
lich wunderbar waren. Er fragte
nach dem Preis; als er ihn wußte,
sah er dem Spitzenverkäufer fest ins
Auge und fagte: .Und wenn nun
dieser Preis mir zu hoch vorkäme
und ich nichts kaufte, was würden
Sie sagen?" Der andere zögerte ei
nen Augenblick und erwiderte dann:
Ich würde sagen, daß... wir uns
schon vor zwei Stunden gesehen ha
ben!" Morgan lachte und kaufte die
Spitzen. '
Der Hauptmoment.
Bäuerin (im Theater): Du Alter,
jetzt muß i erst a wenig a Nicker ma
chen, Wenns in der Komödie einan
der noch krieg'n. weckst mi aber."
Trost. Du hast immer von
einer Hochzeitsreise nach Italien ge
sprachen, und jetzt sitzen wir schon die
dritte Wocke in München und trinken
Bier."
Beruhige dich. Kind, in Italien
ist das Bier lange nicht so gut."
Eine lebende Blatter-
menge, die trocken 100 Pfund wiegt,
verbraucht in einem Jahre bei Laub'
bäumen, je nach der Baumart. 25 bis
J63 Pfund Wasser
Moderne Portia.
Jnkeressani kkrhaiitlun ttx
Um
l'fiifcaner Strassenat,
Große Sensation erregte dieser
Tage daS Auftreten der Genernlse
kretärln eines englischen Antivivilek
tionsvereins vor einem Londoner
Strafsenat, wo die Dame, eine ge
wisse Lind of Hogeby, die schwedischer
Abkunft sein soll, gegen den Arzt
und Biologen Dr. EoleebA Klage
führte, weil dieser in einem Zeitungs
artikel der Pall Mall Gazette' die
Thesen der Klägerin als absurd und
törichi und alö lächerliches Weiberge
schwätz hingestellt hatte. Vor Gericht
hatte Frau Lind erklärt, daß sie ihre
Sache persönlich sühreu luiic, uud
als Klägerin wurde ihr nun zuerst
das Wort erteilt. Sie machte von
dieser Verfügung ausgiebig Gebrauch,
denn sie sprach nicht länger als acht
Stunden ohne Unterbrechung ....
Auf die wiederholte Frage deS Vor
sitzenden, ob sie stch noch nicht ermü
det fühle, hatte sie stets nur die fie
reotype Antwort: O nein, ich habe
noch viel Material, daS Gericht muß
ganz genau informiert werden."
Im wesentlichen führte Frau Lind
auS, daß sie zur Ueberzeugung ge
kommen fet. daß die Vivisektion nichts
anderes als eine häßliche Tierquäle
rei darstelle, bei der nichts Gutes her
auskomme., Sie verlas eine Menge
Gutachten von Aerzten, die behaupte
ten, die-Medizin könne ganz gut ohne
Tierexperimente bestehen, da der
menschliche Organismus einen ganz
anderen Aufbau zeige, als der Körper
anderer Lebewesen. Frau Lind sagte
a.: .DaS Krokodil ist gewiß kein
besonders sympathisches Tier, aber
ch habe ein solches Geschöpf im Pa
steurinstitut , gesehen, wo man ihm
kaltblütig den Bauch aufschnitt und
mit den hervorquellenden Eingewn
den experimentierte. Ich glaube kaum,
daß die bei einem Krokodil gemach
en Erfahrungen sich so unmittelbar
auch auf den Menschen werden an '
wenden lassen. Ein rührendgrausi
ger Anblick bot sich mir auch in einem
amerikanischen Laboratorium dar, wo
eine operierte Hundm ihre blutigen
Pfoten wie hilfeflehend dem uner
Sittlichen Chirurgen entgegenstreckte."
Da Mrs. Lind mit ihren Ausfüh
rungen noch bis spät abends nicht zu
Ende gekommen war, mußte die Ver,
Handlung vertagt werden. ' .
TKJrt
Der. Lltests Wein.
Den ältesten Wein der Erde birgt
das Weinmuseum des großartigen '
istorischen Museums der Pfalz zu
!peier. das am 22. Mai 1910 er
öffnet und seinerzeit auch in der KLI
nischen Zeitung eingehend gewürdigt
wurde. Im Jahre 1867 grub man
zu Speier in der Gewanne Rotschild
einen mächtigen romischen Sarg auS
grauem Sandstein aus. Beim Oeff
nen fand man in diesem außer dem
Skelett neben einer Anzahl zerbroche
ner eine wohlerhaltene Flasche, die
unter verharztem Olivenöl, hellen,
weißen Wein enthielt, was durch eine
Probe wissenschaftlich festgestellt wur
de. Die Sitte, mit einer Schicht
Olivenöl Wein zu bedeKen, welcher in
großen Flaschen in Kellern unterge
bracht wird, herrscht bekanntlich heute
noch in Italien. Nach den Fundum
tanden entstammt de? Wem etwa dem
Jahre 300 n. Chr., hat also das ehr
würdige Alter von 1600 Jahren, das
einzige noch nicht völlig abgestorbene
Wesen des römischen Weltreichs. Die
etwa 10 Zentimeter hohe zylindrische
Flasche ist unter Glas luftdicht abge
chlossen und durfte noch viele Jahr
Hunderte lang ihr Dasein fristen. -Aus
Kirchengrundsteinen lagern in
dem Museum noch Weine auS den
Jahren 1700 und 1765. Bei den
pompejanischen Ausgrabungen fan
den sich bekanntlich auch manche ver
ohlte und vertrocknete Lebensmütel,
wie Brote, Feigen, Pasteten, Man
deln, Haselnüsse, mancherlei Hülsen
ruchte. auch Oele (aufbewahrt im
Neapeler National-Museum). aber
ein Wein; auch die großen Ampho
ren, welche heute noch im KeNer der
Casa Diomede in Pompeji stehen, ent
hielten bei der Aufdeckung des Ge
bäudes keinen Wein mehr, der Pfäl
zer Wein ist somit in gewissem Sinne
der älteste Wein der Erde!
In genanntem Ztmmer deS Na
ional-MuseumS von Neapel befinden
ich unter den Lebcnsmitteln auch
einige Eier, d. h. unversehrte, Kalk
gehäuse von Eiern, deren Inhalt zer
gangen ist. Nördlich von den Alpen
enthält daS älteste Ei dieser Art das
RLmischGermanische Zentralmuseum
in Mainz. Man fand es 131(1 bet
Ausgrabung des römischen Kastells
am Zahlbacher Graben. Beim Zu
ammenbruck des Gebäudes hatte sich
ein Tonkrug über daS Ei gestülpt,
und unter dieser Hülle blieb es vor
Vernichtung bewahrt. Das Ei hat
ungefähr dasselbe Alter wie der
Speierer Wein. Wir möchten bei di
er Gelegenheit noch einmal aus hv
Historische Museum in Speier hin.
weisen und hervorheben, dan es lamv.
ein zweites Museum gibt, welches di?
gesamte Kultur einer geschlossenen
Landschaft, von den ersten Anfängen
bis zur Gegenwart, so mustergültig
vorführt, wie dieses. Das Weinmu
eum. welches vornehmlich Gegenstän
de enthält, die zur Herstellung des
Weines dienen (Kelter. Fässer, Fla
schen u. a.), ist, bis jetzt das einzige
seiner Art. , --