Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 20, 1913, Image 3

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lle&crfctjt von Anna Kellner.
wqtirf.jiun-xrBi' r?w3n:u.m wiil-omm
2. Fortsetzung.
Ich will dir sagen, tool sich drau
f,en zugetragen hat", erwiderte Eher
law, indem er sich einen Sessel naher
um Kaminfeuer schob, .dann kannst
du selbst urteilen. 15S mag ja alles
In Ordnung sein, ober einen eigen
iümlichm Eindruck hat die Geschichte
doch auf mich gemacht. Also wie ich
tinunter komme, sehe ich einen Zwei
spann, daneben steht ein Mann,
wei andere befinden sich im Innern
deS Wagen. - Der erstere, ein - noch
ng Mann, sragt mich mit einer
iene, all ob die Anstalt ihm ge
hörte: .Sind Sie Doktor Congle
ton?" Ich antwortete., ich sei sein
Assistent. Dann will ich Ihnen sa
gen, um waS eö sich handelt", fuhr
der Flegel fort; .ich habe einen Vet
ter von mir für Ihre Anstalt mitge
bracht, und zwar in Begleitung e!
neS ArzteS. Kann ich nicht Doktor
Congleton sprech'n?" Ich erwiderte,
daß der bietleid chon schlafe, daß
ich aber den Paur.,ten' übernehmen
könne, wenn die erforderlichen Be
dingungen zur Aufnahme vorhanden
seien. Darauf rief ihn eine Stimme
auö dem Wagen, und er steckte den
Kopf hinein und konferierte eine 22
le mit dem drinnen, und dann sagte
er wieder zu 'mir mit der überlegen
fien Miene von der Welt: .Mein
Freund ist ein persönlicher Freund deS
Doktors Congleton, und es ist eine
verflucht ich wollte sagen, eine
ungemein heikle Sache; wir müssen
unbedingt Doktor Congleton selbst
sprechen." Ich versprach, nachzuse
hen, ob 8 möglich sein würde, riet
ihm aber, ins HauS zu kommen und
da auf den alten CongerS zu warten.
Darauf öffnete er die Wagentür.
und mit Hilfe deS Doktors brachte
er unter großen Anstrengungen den
Patienten heraus, einen großen,
schlanken Mann in Hellem Ueberrock,
elegant, aber nicht fest auf den Bei
nen, betrunken, sagt' ich mir. Sie
schleppten ihn also ins Wartezimmer
und setzten ihn in einen Sessel, wo
ganz in sich zusammenfiel. Ich
fragte, waS ihm fehle; darauf ant
ortete der Vetter, er fei nur müde
nd schläfrig. Aber weißt du, ES
rott, wovon ich überzeugt bin?"
.Nun?" '
.Der Mann ist mit Morphium be
täubt worden."
Escott blickte nachdenklich in
Feuer und sagte: Nun. vielleicht
konnte man sich nicht anders helfen,
vielleicht war er zu widerspenstig." ,
.Ja. aber daS hätten sie doch ruhig
sagen können!"
.Hm. daS ist wahr. Nun und wei
ter?"
'.Dann fragte ich den Doktor, wen
ch Doktor Congleton melden sollte.
Aber er antwortete nervöS: .Ich
kenne Doktor Congleton persönlich,
Sie brauchen meinen Namen nicht zu
ziennen, sondern ihn nur zu bitten,
inen Freund zu -empfangen." ' Ich
ging also zum alten Congers, der
...... h. ... cn.ii i-.ru. cirf 3 ij.
llfcUVt g Vllll W H IV.
? ihm Bericht erstattete, meinte er. daß
die Leute ost übertrieben zurückhal
iend seien, und fügte seine gewohnte
fade Bemerkung hinzu, die Anstalt
sei wegen deS darin herrschenden
Taktes so berühmt. Er ging mit mir
in daS Wartezimmer, ich sah noch,
daß er den, Doktor herzlich begrüßte,
daß dieser ihm den Vetter des Pa
tienten vorstellte, und ging meiner
Wege. WaS meinst Du, ist das nicht
. ein sonderbarer Fall?"
- .Na. wir werden ja morgen sehen,
wie es sich verhält. Gute Nacht!"
Aber am folgenden Morgen erfuhr
man nicht mehr über den Neuan
köMmling. Doktor Congleton er
I zahlte den beiden Assistenten nur, daß
der Doktor ein Freund von ihm sei;
er ersuchte sie, etwaige Fragen nach
dem Patienten nicht zu beantworten.
DaS konnten ihm die beiden um so
ruhiger versprechen, als sie keine Ant
wort hätten geben können.
.Ich bin nämlich mit den erteilten
Aufschlüssen zufrieden vollständig
zufrieden", fügte Doktor Congleton
zum Schluß noch hinzu.
, Richtig, was ich fragen wollte",
erlaubte Sherlaw sich zu bemerken,
hat der neue Patient nicht einen
starken Schlaftrunk bekommen, bevor
seine beiden Begleiter ihn herbrach
ten?"
.Wie sagen Sie? Einen Schlaf
trunk? Das glaub' ich nicht. Sher
law, daS ylaub' ich nicht. Hat mir
durchaus nicht den Eindruck gemacht.
Guten Morgen, meine Herren!"
.Congleton scheint ja unendlich
zufrieden zu sein", sagte Escott.
.Ich will Dir was sagen", erwi
derle Sherlaw; .der alte Congers ist
ein sehr guter Kerl, aber das Pulver
hat er nicht erfunden. Ich an seiner
PArttt wäre in dieser AnaeleaenKeit
etwas argwöhnischer."
Hm", meinte Escott; .wie Du
...... si iiMs. Wh'SIa.
t tyuiij iiuyuy uu(i luuvviyi
Chef hat daS Pulver nicht erfunden,
aber schließlich geht uns die Sache
ja nichts an."
.Wie geht'S denn dem geheimnis
vollen Patienten?" fragte zwei Tagt
tettSHMBEfeX
P
i
später Escott seinen Kollegen. .Ich
habe ihn noch gar nicht zu Gesicht
bekommen."
.Der entwickelt sich zu einem rezel
rechten Sportömann", .antwortete
Sherlaw. .Am ersten Tage befand
er sich fo ziemlich in demselben Zu
stände wie bet seiner Ankunft, dann
begann er langsam aufzuwachen und
Fragen zu stellen. Der Teufel auch",
fragte er mich am Abend, .wo bin
ich denn eigentlich bier?" Ich klärte
ihn auf, er runzelte die Stirn lächel
te und dankte mir wie wie ein
Minister, dem man einen Gefallen
erwiesen hat. Seither ist er immer
mehr aufgetaut. Heute früh ging er
auö, und fünf Minuten später seh'
ich ihn. wie er einer der hübschesten
Pflegerinnen gerade den Arm um die
Taille legt. Und waS daS Schönste
ist, sie schien nichts dagegen zu ha
den."
.Man wird wohl ein bißchen auf
ihn achtgeben müssen", meinte Escott.
.Er scheint mir keiner Aussicht zu
bedürfen, eher die andern alle", der
setzte Sherlaw.
In den folgenden Tagen wurde
jedermann auf den Neuankömmling,
der regelmäßig seine Spaziergänge
machte, aufmerksam. Mr. Francis
Bcveridge machte aber auch selbst in
dem aristokratischen Clankwood einen
höchst distinguierten Eindruck. Seine
Manieren waren tadellos, seine geist
volle, witzige Konversation bewegte
sich hart an der Grenze deS Erlaub
ten, verließ sie aber nie; seine Klei
der. die von einer ersten Londoner
Firma stammten, waren von mo
dernstem Schnitt und paßten wie an
gegossen.. Mit seinem wohlgepflegten
kurzen Bart und dem langen, seiden
weichen Schnurrbart erinnerte er
lebhaft daS behaupteten alle Da
men einstimmig an den unglück
lichen König Charles. Der melancho
lische Mr. Jones, der einstige Ver
fasser des Gedichtbändchens .Son
nenrLZchen ein'literarischeS P?t
pourri", versicherte zwar, daß Mr.
Beveridge wegen selbstmörderischer
Neigungen sich nicht rasieren dürfe,
aber feine Behauptung wurde wenig
beachtet. -
Etwa eine Woche nach' der Ankunft
deS geheimnisvollen Fremden befand
sich Dr. Escott allein im Billardzim
der, alS Mr. Beveridge eintrat. ES
cott kannte ihn bereits und fand gro
ßen Gefallen an seiner liebenswürdi
gen Unwiderstehlichkit.
Guten Morgen, Herr Doktor!"
grüßte ihn Mr. Beveridge. .Ich
möchte Sie um eine Gefälligkeit bit
ten. um eine Kleinigkeit."
Mit dem größten Vergnügen.
Womit kann ich Ihnen dienen?"
Mr. Beveridge knöpfte seine Weste
auf und fuhr fort: Ich bitte zu lesen,
welcher Name hier steht."
Escott beugte sich hinab und las:
.Francis Beveridge."
Das hab' auch ich gelesen", der
setzte Beveridge. .Und was steht
hier?" fragte er, indem er dem jun
gen Arzt sein Taschentuch hinhielt.
Auch Francis Beveridge", antwor
tete Escott.
.Ueberall Francis Beveridge",
sagte der junge Mann kopfschüttelnd;
daraus folgt wohl, daß ich Francis
Beveridge bin?"
Gewiß", erwiderte Escott belu
stigt.
Der Patient dankte dem Doktor
mit überströmenden Worten und sei
nem gewinnendsten Lächeln und ent
fernte sich wieder. M '
.Ein sonderbarer Mens? , dachte
Escott. r
In der Außenwelt hätte man ihn
für einen sonderbaren Menschen hal
ten können; hier in dieser Umgebung
war er weniger sonderbar als der
Durchschnitt der Insassen. Er hatte
freilich seine Eigentümlichkeiten. So
gestand er zum Beispiel ganz offen,
daß er bereits alle Pflegerinnen und
Stubenmädchen bis auf drei geküßt
habe. Trotzdem behaupteten die bei
den jungen Aerzte, nie einen sym
panischeren Menschen gekannt zu ha
den. Er spielte vortrefflich Billard,
selbst für Clankwood, wo eö die Her
ren infolge ihrer erzwungenen Muße
zu großer Vollkommenheit gebracht
hatten; er erwies sich als ein famoser
Causeur, wenn man. was freilich nur
selten der Fall war, etwaS länger
beim Whisky saß.
Er schien sich übrigens resigniert in
sein Schicksal gefunden zu haben. alS
plötzlich jenes EtwaS in fein Leben
trat, daö sich schon so oft alS unbere
chenbar erwies: daS weibliche Ele
ment.
Er besuchte eines Morgens Dr.
EScott in seinem Zimmer und fand
ihn über einen Haufen weißer Glacö
Handschuhe gebeugt.
.Bedeutet dies, daß Sie auf eine
Eroberung ausgehen wollen", fragte
Beveridge den jungen Arzt, .oder daß
Sie fchon eine gemacht haben?"
.Beides". lachte Escott; .ich möchte
mir hier ejn Paar reiner Handschuhe
sür den heutigen Ball aussuchen",
fügte fpjkiinzu.
,Ah. Sie gehen heut auf Inen
Lall?"
.Wissen Sie nicht, baß w!r jeden
Monat einen Wall in der Anstalt ha
den?" .
.Gewiß", versetzt, Beveridge. in
dem er sich mit der Hand rasch über
die Stirn fuhr; .ich hab' es wohl
schon gehört, aber eö ist mir wieder
entschwunden." .
.Sie kommen doch auch?" fragte
Escott. .
.Gern, wenn Sie mir ein Poar
Handschuhe leihen wollen. Können
bie welche entbehren?"
.Bitte, suchen Sie sich nur . it."
Beveridge ließ sich das nicht wei
mal sagen, und nachdem er dem Dok
tor gedankt hatte, empfahl er sich,
von Licht erstrahlte; rauschende Mu
sik ertönte in den Gesellschaftiräu
men.
Man riß sich in der ganzen Graf
schaft förmlich um Einladungen zu
den Bällen in Clankwood. Eine ele
gante Equipage nach der andern hielt
vor dem Hause, das in einem Meer
.Wer ist der junge Mann, der mei
ner Tochter gegenüber tanzt?" fragte
die Gräfin Grillyer den Besitzer der
Anstalt.
.Ein gewisser Mr. Francis Be
veridge", antwortete Dr. Congleton.
Aller Augen waren auf die vier
Paare gerichtet, die eine Lancierqua
drille tanzten. Beveridge, der sich mit
gewohnter Anmut bewegte, hielt näm
lich die Hände fortwährend in den
Taschen. Sein Visavis war ein altli
cher. beleibter Fnt, der sich stets
er muhte eS ji. am besten wissen
als Kaiser von Amerika vorstellte,
und die reizende, blondrosige Lady
Alicia h Fyre. Der Kaiser von Ame
rika gab in den ersten beiden Figuren
Mr. Beveridge seine Mißbilligung
durch wiederholtes Schnauben zu er
kennen, am Schluß der dritten Figur,
da Beveridge immer noch die Hände
krampfhaft verbarg, konnte sich Seine
Majestät nicht mehr zurückholten.
Heda, junger Herr", donnerte er
ihm mit Stentorstimme zu, als die
Musik aufhörte, fürchten Sie viel
leicht, daß man Ihnen waS auS der
Tasche stiehlt?"
.Dazu gehören zwei", antwortete
Beveridge.
.Hm", schnaubte der Kaiser, .so
ein verflucht starker Kerl sind Sie?"
.Was 'ch sagen wollte", erwiderte
sein VifaUs mit höflichem Lächeln,
ist, daß einer erst etwas hineintun
müßte, bevor der andere es stehlen
könnte."
Nach dieser Bemerküng hatte Be
veridge nicht nur die Lacher auf sei
ner Seite, sondern das weibliche Ele
ment erschien auf dem Plan.
.
Lady Alicia & Fyre gehörte zwar
nicht zu den Insassen der Anstalt, be
saß aber, wie viele Familien, die sich
eines alten Stammbaumes rühmten,
mehrere Verwandte hinter den schüt
zenden Mauern, und so kam es. daß
sie öfter die Clankwoodschen Bälle be
suchte. ,
Am heutigen Abend hätte ein hoch
gewachsener junger Mann, der in der
Mitte des Saales ein Pas seul"
aufführte und dabei die Hände in den
Taschen hielt, .ihre Aufmerksamkeit
erregt, und diese steigerte sich, als sie
später dem schnöden Unbekannten ge
genüber tanzte, zu scheuer ic ' nde
rung. Nach dem Wortgeplänk das
er mit ihrem Tänzer hatte, war sie
von tiefstem Mitleid für ihn erfüllt:
er war also arm oder bekam wenig
siens kein Geld in die Hand!
Lady Alicia war lauter Gefühl;
ihre großen blauen Augen saugten
alles Romantische auf, dem sie begeg
netcn. ihre roten Lippen schienen
danach zu schmachten, etwas zu klls
sen. Es gelang ihr nach Schluß des
Tanzes, sich ihm unbemerkt zu na
Hern; sie seufzte zweimal, aber er
schien vollständig in seine Gedanken
versunken.
Da raffte sie heldenmütig ihren
ganzen Mut zusammen und sagte mit
leiser, bebender Stimme: .Sie
Sie Sie sind unglücklich?"
Beveridge wendete sich um und ItA
trachtete sie gespannt; ihre Augen
blickten ihn einen Moment an, senkten
sich aber bald wieder, sie bemerkte also
das Lächeln nicht, das auf seine Lip
den trat, jedoch bald wieder ver
schwand. Er zog die Hände auS den
Taschen, faltete die Arme über der
Brust und stieß einen Seufzer aus.
Wieder faßte sie sich ein Herz, und
als er immer noch nicht antwortete,
sondern melancholisch ins Leere
starrte, fragte sie: .Wa waö fehlt
Ihnen?"
Der junge Mann verbeugte sich tief
und reichte ihr den Arm, ohne ein
Wort zu sprechen. Sie nahm ihn mit
entzückender Schüchternheit, blickte sich
aber dabei hastig um, ob die Gräfin
sie nicht bemerkte. Es begann eben ein
neuer Tanz, und in der allgemeinen
Bewegung, die dabei entstand, gelang
es dem jungen Manne. Lady Alicia
unbeachtet in einen kleinen Erker zu
führen.
(Fortsetzung folgt.)
Im anatomischen Mu
seum. Schnapsbruder (zum Kol
legen): .Was sagst Du zu den vielen
Spirituspräparaten?"
.Schad' um den schönen .Spiri
tuö!" .
Pa teure Souper.
Ckizze von lllet Marut.
Gin guibesuchtes, jedoch nicht über
füllte, sehr elegantes Weinrestau
rant on einem nebensächlichen Wo
chentagsabknd. Das Publikum, teil
einzelne Herren, teil Gruppen von
Herren, teils einzelne Paare. tei!Z
doppelte Paare, je nachdem Theater,
Konzerte oder Borträgt sie zusam
men geschaufelt und dann wieder
ausgeschüttet haben, sitzen an kleinen
wtißgedkcklen Tischen. Hinten im
Raum, unaufdringlich, konzertiert
ein Streichquartett und erzeugt eine
bald fröhliche. , bald gleichgültig
Stimmung. Man wird auf die
Musik überhaupt jedesmal erst dann
aufmerksam, wenn sie zu spielen auf
hört oder eine zu lange Pause macht.
Vornehmtuend? Kellner schlangeln
sich eilfertig zwischen den Tischen
hindurch und verteilen mit überaus
graziösen Gesten Speisen und Ge
tränke an da schwatzende und
schmatzende Publikum. Es herrscht
die regelrechte und übliche Nestaura
tionSschwirrerek.
An einem einzelnen Tische sitzt
unauffällig ein junger, gutgekleideter
Mann. Er läßt sich ein Souper mit
Vorspeise und drei Gängen servier
und bestellt dazu eine Flasche Wein
in der mittleren Preislage, wie sie
ihm der Kellner als besonders preis
wert empfohlen hat und wie sie in
diesem Lokal und zu dieser Stunde
am häufigsten verlangt wird. Ein
wenig hastig ißt, der junge Mensch.
Aber daS fällt kaum weiter auf, denn
diele der anwesenden Herren haben
seit Geschäftsschluß kaum etwas
richtige? gegessen und sind insce
dessen ausgehungert, so daß man ih
nen daS raubtierartige, hetzend
Schlingen nicht so übel anrechn't.
Schließlich befinden sie sich ja auch
nur in einem öffentlichen Restau
rant und nicht auf einer vornehmen
Familienfestlichkeit.
DaS Gesicht deS einsamen GasieS
ist bleich und graue Schatten liegen
unter seinen, etwas hervortretenden
Backenknochen. Bon den Nasenflügeln
herab zu den Mundwinkeln zieht sich
eine dünne Linie, die ihn um einige
Jahre älter erscheinen läßt als er,
seinem sonstigen Aussehen nach zu
urteilen, sein kann. Seine Klei
dung verrat den teuren Schneider,
der für das erhaltene Geld nicht blos
Ware liefert, sondern sich bemüht,
Kunstwerke zu schaffen. Aber über
diesem Anzug liegt so ein unerklär
liehet Schimmer von Nachlässigkeit,
die sich nicht genau bezeichnen läßt.
Man ist geneigt, zu sagen: schlecht
abgebürstet. Die Hände sind gutge
pflegt, aber sie machen den Eindruck
einer faulen Schlaffheit, zu der sie
gegen den Willen des Besitzers ge
zwungen worden sind. Es vibriert
in ihnen ein nervöses Zittern, gleich
sam als wollten sie sagen: warum
haben wir nichts zu tun, wir mäch
ten gern arbeiten. ,
Der einsame Gast sitzt ruhig da,
aufrecht in dem dicht an den Tisch
gerückten Stuhle, die Ellbogen auf
die Karte gestützt. Seine tiefliegen
den Augen flackern über den schwir
renden Raum und verlieren sich fern
an den Wänden, als wären diese weit
hinausgerückt. Sein Atem geht gleich
mäßig und schwer und preßt sich
durch die blassen Lippen, die sich in
folge des Druckes leise öffnen. Zu
weilen legt er den Kopf zurück und
scheint auf die Musik zu achten, die
in solchen Momenten zerflatternde
Bilder auf seinem Gesichte wieder
spiegelt, wobei sein Körper sich im
bewußt in den RythmuS der Töne
einschmeichelt. Hin und wieder greift
er nach dem Weinglafe, das ihm der
aufmerksame Kellner stets aufs neue
füllt. Und wenn er dann getrunken
hat, spielt ein verlorenes Lächeln über
sein Gesicht. Man weiß eigentlich
nicht recht, waS man aus ihm machen
soll. Aber diese stille Einsamkeit,
die von ihm ausgeht, die so viel
dankenfchwcreö um sich verbreltZt,
teilt sich unmerklich und doch nach
haltig vielen Gästen mit,, denen das
Gesprächsthema ausgegangen ist.
Man wird, ohne es eigentlich zu wol
len, auf ihn aufmerksam. Es sin
den sich sogar einzelne Herren, die
darüber sprechen, ob sie ihn nicht zu
sich an ihren Tisch laden möchten,
damit er, der so einsam dort sitzt
und sicher fremd hier ist. etwas Ge
sellschaft bekommt; denn man braucht
sich seiner durchaus nicht schämen.
Aber der Plan wird schließlich wie
der aufgegeben, man weiß ja nicht,
vielleicht hat er die Einsamkeit gera
de gesucht. Dann ist es immerhin
auch möglich, daß er ihnen einen
Korb gibt, was für den Betreffenden
peinlich wäre. Nach und nach be
ginnt man, sich für andere Dinge zu
interessieren.
Plötzlich, alS der einsame Herr merkt,
daß sie alle ihn wieder sich selbst
überlassen, sieht er sich aufmerksam
im Lokal um, steht auf, nimmt sei
nen Ucberzieher vom Kleiderständer,
seinen Hut in die Hand und geht.
Einen kurzen Augenblick nur später
kommt ein Kellner an seinen Platz,
schnüffelnd bewegt er seinen Kopf,
wirft einen Blick ganz kurz auf den
Kleiderständer und springt dann mit
einem mächtigen Satze zur Aus
gangötür. Die Tür ist in ihrem
Oberen 2il$ von. GlaS. inlolgedesseg
werden die Eästk Zkugea pllel fol
genden.
Der Kellner ist hlnaukgerannt und
hat den einsamen Gast wieder mit
ich zurückgebracht. Eine Wette kon
eriert er mit ihm. Der Gast schlll
elt verlegen mit dem Kopfe. Ein
anderer Kellner kommt hinzu; uno
mit einem Male ist cs5 der Besitzer
deS Lokals selbst anwesend. Man
hat gar nicht recht gesehen, wo er
überhaupt so schnell herkommen konn
te. Einzelne Gäste werden stutzig,
horchen auf und gleich darauf fallen
auch fchon Worte wie .Zechpreller",
.Hochstapler", .Gauner" und derglei
chen. i
Zum Teil beruhigen sich die Cäsie.
waS ihnen um so leichter fällt, weil
die Musik sofort mit einem tempera
mentvollen Morsch einsetzt, als sie
merkt, daß irgendwo , irgendetwa
nicht stimmt. DaS haben sie stell
noch immer als daS sicherste Berühr
gungSmittel mit Erfolg angewendet.
Einen Augenblick wird daS Thema
drinnen noch besprochen, ähnlich
Fälle werden abgeführt, man mokiert
sich über die Unverfrorenheit solcher
Drückeberger, fordert die strengsten
Maßregelungen gegen Subjekte sol
cher Art und vergißt dann zuletzt di:
ganze, an und für sich ziemlich be
langlose Sache, um sich dem plap
pernden und viel angenehmeren Zeit
herumbringen räkelnd hinzuqeben.
Der junge Mann selbst ist längst
vergessen. Von allen.
Draußen im Vestibül jedoch geht
man nicht so leicht darüber hinweg.
Hier wird die Sache ernster genom
men.
Der Gauner" stand da, den Hut
unschlüssig in der Hand, den Ue
berzieher knautschig hinaufgewürgt,
den Kopf tief gesenkt, atz? wolle er
sein Gesicht vor allen zudringlichen
Blicken, die ihm physischen Schmerz
zu bereiten scheinen, schützen. Das
Gesicht war jetzt so weiß, daß man
den Ansatz des Kragens nicht zu er
kennen vermochte. Um ihn herum
standen der Restaurateur, drei Kell
ner und einige Herren, die von vor
hin noch draußen geblieben waren.
Den Portier hatte man bereits zur
Wacke geschickt.
Wollen Sie nun bezahlen oder
nicht," schrie der Wirt auf ihn ein.
Ich möchte ja gern, ober ich hab:
leider kein Geld." versicherte der
Gauner".
Das heißt gar nichts, haben Sie
überhaupt kein Geld oder haben Sie
es nur vergessen. Wo wohnen Sie
denn?"
Ich habe keine Wohnung."
Haben Sie irgend einen Wertge
genstand bei sich, eine Uhr, Ring,
Nadel oder dergleichen?"
Nein, das habe ich alles schon
verkaufen müssen, denn ich bin schn
sehr lange Zeit ohne Einkommen und
ohne Stellung."
Nun und der Ucberzieher?"
Den?" Mit schreckhaft aufgeris
senen, brennenden Augen sah :?
rasch hoch und blickte sich halb im
Kreise um.
Na warum nicht? Sieben Mark
ist er sicher ja noch wert."
Nein, den kann ich in die
sem Mantel schlafe ich des Nachts
und "
Dann werden Sie eben mal in
etwas anderem schlafen."
Wo ich schlafe, da kann man nicht
in etwas anderem schlafen."
Ja, edler Herr, das ist mir doch
ganz egal, worin Sie schlafen, also
Und wenn ich Ihnen meinen
Mantel gebe, dann bekomme ich über
Haupt keine Stellung mehr."
Also kurz gesagt, Sie wollen
nicht!"
.Ich kann nicht."
I, Sie canz gemeiner Gauner
Sie, Sie Lump, Sie Hochstapler,
haben kein Geld in der Tasche und
gehen dann noch in ein vornehmes
Weinrestaurant, lassen sich ein Cou
per mit drei Gängen servieren und
trinken eine ganze Flasche Wein da
zu, trotzdem Sie ganz genau wissen,
daß Sie es nicht bezahlen können?
Sie ganz niederträchtiger Lump, Sie
Schuft!"
Der .Gauner" klappte bei den
Worten des Wirtes zusammen, als
hätte er einen Schlag mit der Peit
sche bekommen. Dann aber mit ei
nem Ruck bäumte er sich auf, als
wolle er sich auf seinem Beleidiger
stürzen. Wie er den aber stehen say,
mit hämischen Augen, die Hände in
den Hosentaschen und dadurch mehr
alS durch andere Dinge zum B:
wußtsein seiner Lage kam, schrumpf
te f ganz klein zusammen, und de
mütig. kaum hörbar sagte er: Ich
habe seit drei Tagen nicht einen Bis
sen gegessen, deshalb wußte ich gar
nicht mehr, was ich tat. Und nun,
da ich zum erstenmal seit drei Mo
naien wieder satt geworden bin, weiß
ich wirklich nicht, wie ich dazu gckom
men bin. Haben Sie Erb "
Das Erbarmen" brachte er jedoch
nicht über die Lippen, er stockte und
schwieg, als er wieder in das kalte,
rein geschäftsmäßige Gesicht des
Wirtes blickte.
In diesem Augenblick kam der Por
ticr zurück. Warum haben Sie
nicht mit dem Portier gesprochen und
aelaat. dak Sie Hunger haben, in
!der Küche,hätten5lchschon ein. paa?
Nester gefunden. Aber nein, da muß
gleich drauf lo geschlemmt werden,
da muh betrogen werden. Ander
geht' ja bet Euch Spitzbuben nicht."
.Herr, ich bin kein Ep "
.Was, einen großen Mund wollen
Sie auch noch haben? Na, Bursche.
Dich werden wir gleich haben, verlaß
Dich hellig drauf. Mit Brüdern
Deines Gelichters machen wir nicht
viel Umstände. Holla, waren Sie
auf der Polizei?'
.Jawohl, e wird gleich jemand da
lern, sagte der Portier.
AlS der: .Gauner" dal Wort .Po
lizei" hörte, zuckte er wik frierend zu
sammen und warf seine Augen blitz,
schnell herum, als versuche er eine
Stelle zu entdecken, wo eS ihm gelln
gen könne, durchzubrechen. Da be
kam er etwa? von einem tödlich ve?
Mundeten Tier.
Der Portier hatte aber seinen Blick
aufgefangen und sagte höhnisch: .Na.
mein Junge, wenn Du denkst, Du
könntest unS hier entwischen, dann
hast Du Dich aber Errechnet, daß
laß Dir gesagt sein."
.Warum duzen Sie mich denn?"
fragte der .Gauner" schüchtern.
.Wir werden vielleicht noch .Euer
Hochwohlgeboren" zu Dir sagen, Du
Lumpenkerl, waS?" schrie der Po?
tier ganz erbost und' machte Miene,
auf den Gauner" zuzuspringen und
ihn inS Gesicht zu schlagen. Der
Gauner" blieb aber ruhig stehen,
ohne die geringste Furcht zu zeigen.
Da kamen zwei Polizisten herein,
und der eine sagte sofort, ohne erst
lange zu grüßen: .Wo ist denn der
Kerl?
Im gleichen Moment aber, wo der
Polizist zupacken wollte, sagte einer
der anwesenden Herren: Ich bezahle
für den Herrn die Zeche, lassen Sie
ihn laufen. Ich bin überzeugt, wenn
er eS nicht bitter nötig gehabt hätte,
würde er sicher nicht in diese fatale
Lage gekommen sein."
Der Schutzmann ließ sofort d!e
Hand des Mannes los, und aus des
sen Augen flog ein dankbarer Strahl
zu dem zahlungswilligen Herrn. Aber
der Wirt sagte: Nein, wie kämen
Sie denn dazu, fr den Herrn die
Zeche zu bezahlen? Der Kerl gehört
ins Gefängnis für seine Frechheit".
.Aber das kann Ihnen doch egal
sein, die Hauptsache ist doch jeden
falls nur die, daß Sie keinen Scha
den haben."
Nein, mein H:rr. fo egal wie Sie
vielleicht denken, ist mir die Ange
legenheit denn doch nzcht. , Um - diese
paar Mark ist eS mir Wirklich nicht
zu tun. daS dürfen Sie mir schon
glauben, die kann ich gut verschmer
zen; aber solche Leute gehören ein
für allemal Gefängnis. Wenn
Sie wüßten, wie wir unter Zechprel
lern zu leiden haben! Das Malheur
ist eben, man erwischt selten einen.
Und wenn man dann einmal' einen
kriegt, der muß für die anderen mit
büßen. Das ist letzten Endes bei al
len Sachen so."
.Der Herr ist mein Gast, also bit
te, lassen Sie ihn frei." :
Geben Sie sich keine Mühe, eZ
bleibt bei dem. waS ich gesagt habe,
nur aus die Art ist den Leuten bei
zukommen. Also, Schutzmann, neh
men Sie den Burschen an de.n Rock
kragen und dann los mit ihm."
Ja, Herr Wirt, wenn Sie Straf
antrag stellen, dann muß ich freilich
sonst hätte man ein Auge zu
drücken können, man hätte einfach ge
sagt, es fei ein Irrtum gewesen."
Also los, fort mit ihm!"
Der, dem die Sache eigentlich am
meisten angehen mußte, schien nach
den rücksichtslosen Worten deS Wir
tes, die ihm jedes Freikommen alS
völlig aussichtslos erkennen ließen,
das Interesse an sich selber ganz ver
loren zu haben. Jedenfalls lauschte
er jetzt in aufmerksamster und hin
gebendster Andacht der Musik, die lei
se gedämpft auS dem Restaurant er
tönte. Es war ein entzückender Wal
zer Und in dem Gauner" mußte
wohl etwas wie Erinnerung auf
steigen; denn in seine Augen kam
ein unbewußtes Berlorensein und In
seine ganze Gestalt ein kaum merk
bares Wiegen.
Da schlug ihn der Polizist leicht
auf die Schulter, der Gauner" zuck
te leicht zusammen, blinzelte mit
den Augen, als besänne er sich auf
etwas. Und als daS Besinnen in
die Wirklichkeit überging, wollte er
auffahren. Aber er erinnerte sich
noch rechtzeitig genug der Gegen
wart, machte eine kurze, straffe Wer
beugung und sagte: Gestatten Sie,
bitte, daß ich mich auf einen Augen
blick entferne?" Der Polizist sah den
Wirt an, und der meinte: .Seien
Sie unbesorgt, er kann nirgends
entwischen."
Der Gauner" zig rasch seinen
Mantel aus und gab ihn mitsamt
dem Hute einem der beiden Polizi
sten. Da sagte der Wirt: .Sie
haben doch nicht etwa einen Revolver
einstecken, daß Sie mir hier noch Ge
schichten machen?" Aber der Angere
dete erwiderte: Bitte!.", worauf der
eine Polizist mit schnellem Griff an
der Kleidung des Mannes herunter
strich. Dann ging der Gauner" und
ein Kellner brachte auf Geheiß des
Wirtes den beiden Beamten zwei
Schnäpse.
Die Polizisten warteten fünf Mi
nuten und dann noch ein kleines
Weilchen.. Endlich, dauerte kä ihkn
: : , - '
zu lange, und a! auch der VJ.x
wieder hinzu kam und die beiden
Beamten noch immer resulZatloS
herumstehen sah. schickte er den Por
tier fort, damit der sehen solle, tv,
der Mann eigentlich geblieben sei.
Nach wenigen Augenblick kam
der Portier schon wieder zurück, mit
einer erschreckten Gebärde und hinter
ihm drei. Kellner, die vor Entsetzen
kein Wort herausbrachten, dann die
Herren,. die vorhin die Sache durch
Bezahlung wieder gut machen woll
ten. und außerdem noch einige Gäste.
Der eine Kellner brachte absierissen
nur immer dasselbe hervor: Er hat
sich mit seinem Taschenmesser daZ
Herz durchstochen!"
Drei Minuten später war daS Lo
kal völlig leer. Mit fiebernder Hast
versuchten die Gäste, die Straße zu
erreichen. Die beiden Polizisten
zuckten die Achseln, die Kellner ftan
den unschlüssig herum, und der Wirt
war ganz in Ratlosigkeit aufgelöst.
Er lief verzweifelt im Vestibül hin
und her, und ohne sich anscheinend
über den Sinn der Worte richtig klar
zu werden, schrie er fortgesetzt: .Ich
habe ihn nicht gemordet! DaS habe
ich nicht ge)vußt! Ich habe ihn nicht
ermordet! - WaS kann ich dafür?"
In all diese CbaoS hinein spielte
ununterbrochen dt? Musik und um so
viel lebhafter und nachhaltiger, je
eiliger daS Publikum sich entfernte.
Kein Mensch schien überhaupt die
Musik zu hören. Infolgedessen emp
fand auch niemand daS Ucberflussige
der Musik. .', Und niemandem fiel eZ
ein, der Kapelle, die aus dem Podi
um saß. Ruhe zu gebieten oder ihr
wenigstens zu sagen, was passiert sei.
Aber als jetzt daS Lokal leej: und
daS Spielen zwecklos war, warf der
erste Geiger den Kopf zurück, strich
noch einmal schwunglos und elegant
mit dem Bogen über die E aus
und dann war es ganz still. Und in
dieser Stille ' entkorkten die Musik.'?
zwei Flaschen Sekt, schenkten sich die
Gläser voll und tranken auf die
Gesundheit des freundlichen Spen
d:rs.
Der freundliche Spender war der
einsame Herr". Als er noch ein
mal durch? Lokal gehen mußte, hat
te er bei seinem Kellner, der von dem
Vorfall im Vestibül nichts erfahren
konnte, weil er weiter hinten im
Lokal beschäftigt war, zwei Flaschen
Sekt für die Musik bestellt, llnv der
Kellner hatte kein Bedenken gehabt.
den Befehl sofort auszuführen. Den?
der Herr sah ja ganz solide aus.
' 1 's
Bulgarischer berglei
i- - j
In Bulgarien spielt der Aberglaube
in der Volksmedizin noch eine sehr
große Rolle und wird yauptlachUcl)
durch eine Sippe von Weibern vertre.
ten. die auch als Zauberinnen (Äa
jacka oder Bracka) bezeichnet werden.
Ihre Fähigkeiten werden einer Art
von Delirium zugeschrieben, durch das
sie sich in Verbindung 'zu einer ande
ren Welt zu setzen vermögen und von
dort Offenbarungen erhalten. Was
Besprechen der Krankheiten ist daher
eine der häufigsten Betätigungen der
bulgarischen Volksmedizin. Eine da
bei stetig benutzte Formel heißt: .Im
Namen der heiligen Mutter Gottes
möge das Uebel dorthin weichen, wo
die Hähne nicht krähen, die Hunde
nicht bellen, die Hennen nicht klucken.
die Baume nicht ausfchiagen. vas
Wasser nicht läuft, die Sonne nicht
strahlt und der Mond nicht leuchtet .
Dem Teufel wird selbstverständlich
zugeschrieben und ihm der schwarze
zugeschrieben un dihm der schwarze
Rabe und der schwarze Bär als Wer
korperung zur Seite gestellt. Zaube
rei ist bei der Behandlung immer das
Wichtigste, und als eigentliche Mittel
kommen nur gewöhnliche Dinge wie
Wasser. Kohlenstücke. Eier. Milch,
Weizenkuchen und dergleichen m Be
tracht. Dabei wird peinliche Rücksicht
auf. die Tage genommen, die in
Glücks und Unglückstage unterschie
den werden. Ein gesunder Wenlch
darf auck niemals von seiner Ge
sundheit sprechen. Manche Daten im
Jahre werden besonders herauSgeho
ben. Am 14. .Wi darf niemand ar
beiten, am 15. Juli kein Kind geba
det werden. Wer am 14. Oktober
nicht feiert, fetzt sich der Gefahr des
Irrsinns aus. Doch gibt es auch
günstige Tage, die nrkter gewissen Ne
benumständen Gesundheit versprechen.
Wer am 25. Marz einen fetorch ittyt,
wird daS ganze Jahr vor Krankheit
geschützt sein; wer am 4. August
Knoblauch ißt. erwirbt dadurch einen
Schutz vor. Ficbcr., Eine wahre
Volksgefahr sind in den bulgarischen
Dörfern die Aderlaß-Doktoren, gegen
deren Unfug schon einmal gesetzlich
eingeschritten worden ist, wodurch sie
" ' r r t. cnf ,
aoer an Aneyen veim mo:i roemg
verloren haben.
Generös. Geizhals (zu
seiner Frau): .Auguste, morgen gehst
Du mit mir, da werde ich Dir zu
Deinem Geburtstage einen schönen
Stoff zu nem neuen Kleide zeigen.
Nichtanderözuerwar
ten. Leutnant: .War, wie Sie
wissen, Gnädige, in der Schweiz . .
sah gegen Abend die Jungfrau ....
erglühte selbstverständlich vor mir!"
Gedankensplitter. Nur
wer des Nächsten Schmerz mitzusllh
len vermag, versteht ihn auch .zu lin.
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