Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 13, 1913, Image 2

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    ' Tsrchgerungk. '
TiüUUt Ion 5Jaj Witlrich.
3n
vorigen 3a6tburfrt wohnte
cm Wodensee eine Fischerfamilie. dk
ren bksiel Besitztum in einem Stück
;en erbärmlichen Landes bestand,
auf kxrn farbenfrohe Blumen, bcson
derS die roten Feuerblumen, besser
emporkamen cilt stattliches Setreid
mit vollen .Aehren. Go auch ?edie
fc;n in der Familie nicht die starken
sehnig , Arme: die Göljne, deren
Hilse nnjt Brot hätte herbeischasseu
scllen. starben im frühen Alter. Xa
oeoen blühten . die beiden Töchter
ebne .Not heran, troddem sie nicht
lange eine Mutter besaken. Eines
der Mädchen ßinc frühzeitig :nit ei
net französischen Familie von dan
ren, die mit Napoleon am Bodensee
vl.fgetaucht war, und ward nie mehr
bobeim aeseben: das andere aber
blieb in der Lütte und war vom
Echeitel b!S zur Sohle die Feuer
blume im Getreidefeld: ein leuchten
der. .feiner schmieg und biegsamer
Schmuck. Ninasumher derbe Kraft
und emsiges Bemühen um daö taz
liche Brot: das Mädchen lauter Zart
heit und Weichheit. In ihren Augen
freilich war ein Leuchten, das den
Wanderer wie ein Licht in der Nacht
nnlockte.
Vielleicht wäre ein rechter Teufels
braten, eine Heze, ouS Anna Maria
geworden, sofern sie daS Liebesgirren
eines aus weitverzweigter Familie
stammenden Mannes erhört und so
seine, ganze Sippschaft gegen sich ein
genommen hätte. Da sie jedoch wie
im Schlaf blieb und weil der selber
Nie vor einem Rätsel der Natur fte
Hende Vater ohne Murren seiner
Trchter den Unterhalt gewährte, so
ließ man das Mädchen in Ruhe und
nannte sie nur noch die Feuerblume,
- Endlich kam aber doch einer, dem
die nach Geldeswnt zu schätzende
Hbe anderer Mädchen nicht so tn
die Augen stach und das Verlangen
picht so aufstachelte, wie der Reich
turn ihrer Erscheinung. Einer, d:r
nicht ollein eine Nährend: Aehre aus
dem Getreidefeld für sich zur Lebens
genossin pflücken wollte, sondern bcz
berückenden BlumeOpser zu bringen
gedachte. Aukervem glaubte er 13
dem Mädchen auch -mehr zu erkennen,
als die bloße ,Schale flüchtigen
TrugS. . , .
Er, prüfte ihr Herz.
Und fchon daß 'Anna mit diesem
Manne, dem lediglich auf die Kraft
seiner Arme angewiesenen Schiffe:
Walter, öfter redete und ging, wäh
und Leute im sicheren Hafen berge
ler.s auf diese Bevorzugung gewartet
hatten, zeigte ihreir klaren Blick für
die Welt, wie sie ist. Anna Maria
war überzeugt, ein Mensch in glei
f'.: Verhältnissen werde ihr ein we
niger blinkendes, doch beständigeres
Elück bringen, , als'' ein schnell ent
f'ammter und wohl ebenso rasch er
kaltender Anbeter. , ,
' Doch während in ihrem Herzen
die Zufriedenheit erblühte, wuchs
rings umher der Neid empor.
Und so wurde, ehe sie davon er
fuhr, ein Vertrag mit dem Auswan
derungZagenten abgeschlossen: Ueber
daö große Wasser zu bringen sind
der Schiffer Walter und ' die Anna
Maria Herold, beide mittellos und
willens, miteinander zu leben, und
dabei ohne Aussicht, Kindern Nah
rung zu schaffen und sich selber im
Alter zu unterhalten.
Ei Agent führte das Paar forr
und nahm auf d:r Tour nach Ham
bürg noch mehrfach andere Glückssu
cher m Empfang. Der Trupp glich
dem zum Meer wallendem Strome,
dem sich von Zeit zu Zeit ein Bäch
lein vermählt.
Am Hafenplatz ging an den Tagen
vor dem Abschied Herr Grotjohann
auf und ab und betrachtete die Leute
und ersah aus den Papieren, welcher
Herkunft und welchen Berufes die
waren,' deren Zukunft jenseits des
Wassers liegen sollte. Er blickte
wohlgefällig auf den sehnigen und
gebräunten Schiffer Walter und
forschte nach feinen Plänen.
Geld verdienen, Herr und schaf
fen, wog einen freut!"
' .Und was wird dich erfreuen?"
.Auf dem Wasser fahren zu dür
sen, wie aus dem Bodcnsee. und dazu
ein bißchen Herr zu sein oder doch
einmal dahin zu gelangen
'.Die Hoffnung kannst du mitneh
men; Mein Bruder Grotjohann in
tltto Fork hat sein Geschäft auf dem
Qafser wie ich und kann zuverlässig;
Menschen brauchen. Willst du zu
i';rx gehen, so wird dir mein Schiffs
srer drüben den Weg zeigen."
3 tviä rnem Eluck versuchen.
;
"-T"
m-v-
S,- '
Cxf Grund solcher Weisung betrat
l:t Cchifftt Walter vom Bodensee
r.rxi Tages das Zimmer des deut
f'.:3 Reeders Grotjohann in New
l.t und ftagie nach Arbeit.
Z Arbeit sei täglich neu vorhan
l zu Lande und zu Wasser, nur
( l f k icht gleich in lauter Gold ge
i X und auch in Schiffer,' wenn
c: r:i Oodensee komme, müsse die
L7':"tH Weltmeer von Anfang
( Lzr.zn und sich mit rfahcknen
; . . ::ri;n ; hindurchzuschlage ' ler
' t't tt selber aus fahren dürfe
n -i-tt
. i Mtl f
: r-Zi er, er::::; Malier.
r-. ' r-- t33
.- --
Stund an den Unterha.1 sür zwei
Menschen eintragen.
Grotjohann betrachtete ien Lewer
bei genau.
.Für zwei? Gut! ES hängt von
dir ab, ob du später auch für drei
verdienst. Ich brauche mehr wtn
schen. die Lohn für drei heimtragen.
alS für einen oder wei. Au niei
nen Leuten wird, was sie aus sich
machen. Du wirst zuerst ein paar
mal mit dem Küstenfahrer gehen.
Was man dir später allein anver
trauen kann, muk sich erst zeigen."
Da fuhr Walter einige Jahre lang
an der Kulte der neuen Welt, uner-
schrocken in ?!ot und Sturm und
bina treu an seinem Herrn und an
seinem Weibe, das sich in der-aro
hen Stadt verlassener dünkte als srü
her in dein einsamen Oertchen am
Lodensee und allemal mit Freuden
tränen die Heimkehr dessen begrüßte,
der mit ihr bis an das Ende deS
Leben wandern wollte.
Sie hörte von feinen Abenteuern,
und beide schmiedeten Pläne sür die
Zukunft. Denn Walter ruckte lang
scim vor auf verantwortungsvollen
Posten. Wenn er erst selber e,n
Schiff führen würde, so sagte er ,hr.
scllte sie einmal mit ihm reisen, ob-
wicht das Schlffsoolk ein Lachein
habe für den Kapitän, der sich auf
dem Ozean nicht vom Wei'c trennen
wolle. Auf seiner ersten Fahrt wollte
auch Walter nur im Dienste sein
Herrn und der Nire" stehen: doch
die zweite sollte Anna Maria mit
ihm teilen auf seinem, dem ihm an
vertrauten Schiffe.
Fortan malten sich beide Menschen
die Wonne aus, nach Jahren so viel
facer, langer und bange: Trennung
peraume Zeit Durch 0 We ten öes
Weltmeeres zu schwimmen. Anna
Maria wollte ihm. dem die Verant-
wortung sür sichere Fahrt und die
Ehre des Erfolges zufiel, gewiß nie
mals dem Dienst abwendig machen,
sondern nur in einem Winkelchen sit-
zen und das Meer sehen, auf Wal
ters Kommando lauschen und sich
freuen, wenn andere Männer nach
seinem Befehl die Hände rührten und
nach seinem Wort die Fluten besieg
ten.
Sie hatte keinerlei Bedenken, sich
ihm anzuschließen: Furcht bei dir
sollte ich kennen, die ich so oft verlas
sen war und nach dir gebangt habe?"
Nach Jahren war das Ziel der
Sehnsucht erreicht; sie dursten ge-
meinsam reisen auf weiter Seefahrt,
und monatelang sollte Grotiohanns
mächtiger Segler abwesend fein.
Mengen an Gütern in weiter Welt
zu löschen und andere heimzubrin-
gen.
Stolz stach unter Walters Kom-
mando die Nixe" in See.
Das Gefühl, in des Lebens Hafen
wohlgeborgen zu sein, ließ Anna
Maria diesmal zur ruhigen Schät
zung oller Herrlichkeiten des Meeres
klangen; hatte sie doch auf ihrer er-
ien Fahrt vom Vaterland aus reich-
lich zu tragen gehabt am eigenen Ge
fchick und zu beobachten an fremden
Glückssuchern. Und auch Walter,
der in des Wassers Unendlichkeit bis.
her viel mehr den zu zähmenden
Feind, den zu bändigenden Träger
bedeutender Lasten erblickt hatte, als
ein Gebild der Schönheit, lernte erst
jetzt sehen, was er nie gewürdigt
hatte, und schätzen, was ihm gleich-
gültig gewesen war.
Nach dem leidenschaftlichen Begeh
ren und dem Verlangen, der Welt
seinen Sieg über ein auch von ihr
begehrtes Geschöpf zu zeigen, nahm
jetzt eine ruhige, männliche Neigung
sein ganzes Sein gefangen; Anna
Maria wurde ihm weniger das eine
lebende Wesen, nach dem sich ein
Verlassener sehnt, um ein bißchen
Liebe für sich zu empfinden, sondern
su stieg empor zur rechten Lebensge
nossin und Kameradin in alle
Dingen.
Wenn sie in sei:,er Nähe stumm
an Deck lag während traumhaften
Segelns durch die raunende Nacht, fo
begann Walter erst das volle Wun
der treuer Gemeinschaft, von Mann
und Weib zu empfinden. Alle Lau
nen und jede Schadenfreude gegen
fremde, besiegte Menschen fielen von
deS Paares Neigung ab wie Schlaks
ken; sie genügten einander auch ohne
Vergleich mit Unwürdigen; ihre See
sen verwuchsen und waren eins in
allem. .
Da, als die .Nize' vor der brasi
lianischen Küste gelegen hatte und
nieder dem Aequator zufuhr, begann
Anna Maria den Kopf länger und
schwerer als vorher an Walters
Brust zu legen und er mußte sich öf
ters von ihr losreißen, um seinen
Dienst zu tun. Sie sagte nicht mehr:
Lieber, sie erwarten dich!" sondern
fU hielt ihn sanft und in dieser
Schmiegsamkeit fester als vorher;
mit heißen Händen, und lehnte die
glühende Stirn in sein Gesicht, bis
er erschrak: .Was ist dir?" "
Welche Glut in ihr zur Herrschaft
gelangt war, erkannte bald nicht nur
er, fondern auch die Besatzung deS
Schiffe: das gelbe Fieber hatte die
feine Gestalt in Ketten gelegt und
schickte die Furien wilder Phantasien
mit eisigem Hauch Und Flugfeuer.
Die Mannschaft stand zu ihrem
Führe und mühte sich mit ihm Tag
und Nacht, in unverorossenem Kamps
dem Tode ein Opfer zu entreißen.
Doch nllej Ringen um den Sieg war
veraebenS: Walter mukte einer m
gtgangenen die Augen zudrücken und
blieb dicht bei ihr bis zum Abenv re,
zweiten TageS.
Da aber traten feine beiden Wer
trautesten a ibm:
.Wir stehen vor dir, weil wir kom
wen müssen: die Mannschaft beginnt
zu murren "
.lind ick bin schuldig V
.Tote an Bord bringen Schiffen
und Schiffern Unglück. Darum laß
uns versenken. waS irdisch ist!"
Da svrana Walter auf und in sei
nen Augen loderten Flammen: .Nein.
daS werdet ihr nicht!"
.ES ist ein auS der Erfahrung ge
wachsener Brauch, dem sich jeder
unterwirft!"
.Auch ich will ihn sonst billigen
nur in dem einen Falle nicht! Die
ra liegt. ,st mir meyr 01s ioni,i ein
Mensch dem Genossen sein kann. Ich
will Zeit meines Leben wenigstens
ihre letzt? Ruhestätte genau kennen
und will dereinst neben ihr liegen."
.Die Mannschaft der .Nize" aber
lebt, Herr, und die Lebenden verlan
gen sofort ihr Recht und sind stärker
und wollen ihre Macht gebrauchen!"
Walter reichte einem der Abgesand
ten die Rechte und dem andern die
Linke und schaute ihnen in die Augen:
. Sie werden Gewalt anwen
den?"
.Sie werden!"
So will ich zu ihnen treten und sie
fragen, ob sie mir Zeit gönnen, bis
wir Bahia anlaufen. Ti?rt w,ll ,q
an dos Land bringen lassen, waZ mir
cm teuersten ist. um die Stätte später
einmal wiederzufinden.
Alsbald stand er vor den Matrosen
und sprnch lange und ernst zu ihnen.
Tie wußten ,hm Beispiel um Beispiel
herzusagen, wie der Arm des Unglücks
die Schiffe, auf denen ein Toter auch
nur eine Nacht gelegen, umklammert
und in Verderbnis geschleudert habe.
Doch Walter wurde nicht müde, auf
die glatte See und den blauen Him
mel zu weisen und auf den voraus
sichtlich in zwei Tagen zu erreichenden
Hafen. Er redete, wie erst zu allen
seinen Leuten, noch mit jedem einzel
nen Mann allein, bis er die Zustim
mung besaß: ja, sie wollten mit ihm
und seiner Toten weniguens ois
Bahia weitersegeln, eh sie zu den gro
ßen Antillen weiterstreblen.
Walter lebte wieder auf. DaS
Pflichtgefühl des Seemanns saß ihm
zwar fest ,n den Knochen, doch im
Banne ihres Aberglaubens stand er
noch nicht.
In Bahia stieg er an Land und
ließ von hilfsbereiten Kräften die
Tote holen. Er vernahm nicht un
gern den Plan einesG:oßhändlers. der
bald wieder scheidenden .Nixe" eine
größere Fracht ??ach New Aork mitzu
geben, und schloß für Grotjohann den
Vertrag ab. Die Mannschaft hatte
vollauf zu tun, die vielen Kisten und
Ballen anzunehmen und si: im Lade
räum zu verstauen, und sie las ihrem
Führer die Genugtuung vom Gesicht
ab, so unverhoffte lohnende Rückfracht
zu erlangen. Er kümmerte sich selber
um die Art der Bergung, ließ noch
kurz vor dem Signal die Anker lich
ten, einig der Lasten anders lagern
und eines der größten Stücke als
Krönung aller Fracht obenauf legen.
Erst dann erklang sein Kommando:
.Abfahrt!" und unter den wie lange,
graue Arme vom Himmel in die Flu
ten greifenden Wolkengebilden
schwamm die .Nixe" von dannen.
War in der Natur ein Gären und
stilles Sammeln starker , Kräfte, die
nach Befreiung verlangten und sich
austoben wollten, fo wuchsen hinfort
auch hinter den unstäten Blicken der
Matrosen argwöhnische Gedanken.
Der Sturm der Phantasie wirbelte,
nachdem Walter weltvergessen im
Laderaum gestanden hatte, jegliches
Stäubchen ihres Aberglaubens auf.
und als auf der fahrt zum karibi
schen Meer, nach einigen Tagen ver
dachtiger Ruhe, neue Gewalten gegen
die .Nize" andrangen, da wurde aus
dem Mißtrauen die Auflehnung:
.Unser Schiff kommt nicht mehr von
der Gewalt des Sturmes los und der
Himmel droht mit schlimmerem Un
heil. Du aber, der du unser Führer
bist, hast wenig Auge und Ohr für
den Grund unserer Nöte; und doch
scheint gerade die neue Ladung von
Bahia deine Gedanken zu beeinflus
sen. Was ists. das noch jetzt deine
Augen hinunterzieht zu jenen Lasten?
Führen wir am Ende doch einen
Menschen mit uns. i n dem nur du ;
weißt und dessen Nähe du Uns ver
heimlichen willst? Welcher Art sind
die in Bahia aufgenommenen Güter,
mit denen wir ohne unterlag ourq
drohende Mächte fegeln?"
Walter versucht mit strengem Wort
die Widerspenstigen zu beruhigen, doch
die Ueberlieferung war im Gemüt der
Leute zu gewaltig an der Arbeit: sie
sahen ihren Untergang voraus. Ob
Walter nun zornig oder mild zu
ihnen kam, das Feuer des leiden
schaftlichen Aberglaubens wurde nur
noch mehr angefacht. In offener
Empörung stand die Mannschaft vor
ihrem Führer und verlangte endlich,
alle die letzten Lasten möchten, falls
der Sturm noch gefährlicher werde,
entfernt werden. Man wolle, sagten
die Leute, den Wellen freiwillig
opfern, nach dem sie verlangten.
Walters Weigerung wandelte deö
jSchiffsvolks Argwcn völlig zur Ge
!rwff,.i !! rtintfnl
Denn W.ilter wußte, wer mit den
Lasten in Bahia an Bord de Schis.
H gekommen war. in metallener und
"'b1' Hl UHU IllUJl u .,,,,,
unverdächtiger Bretterbulle wohigevor
gen: sein Weib Anna Maria, da ihn
begleiten sollte bi zum AuSgangS
punkte der Zabrt.
Nochmals suchte er mit leichtem
Ton die Bedenken seiner Kameraden
zu zerstreuen, vergeben! Sein
lchtcr Zorn prallte nicht minder ob.
Wie die Wogen deS Meeres .oüteten.
als suchten sie jede menschliche Habe
zu zcrichmettern. so wuchs cer ori
der von Angst und altem Recht auf,
gestachelten Leute: .Ueber Bord mit
der Ursache unseres Unterganges!
Und wenn eS sein muß und wir. ge
gen den Willen unsere Führers. daS
Schiff retten können, auch Hanv ange
legt an "
Derweilen sanken die Wellen dei
Verderben nicht, sondern die Fluten
waren wie mit Kräften der Verzwkis
lung gesättigt, schleuderten daö Schiff
in weitem Bogen durch die kochende
See, hoben e wie auf Riesenhänden
und ließen es vlöblich fallen oder
drehten die .Nire' im Kreise, wäh
rend schwere Wogen über Bord schlu
gen.
Die sehnigsten Arme erlahmten in
der endlosen Arbeit und die Eievanken
fanden keinen anderen Ausweg mehr:
wir sind schuldig durch daS Vergehen
des einen unter uns; wir müssen süh
nen, ehe wir dem Untergang rettungS
los verfallen sind!
Mit seinen Genossen setzte Walter
den Rest der Kraft daran, Herr deS
Fahrzeuges zu werden. An sein
Leben aber dachte . er weniger als
feine Kameraden;' würde er doch auch
bei ihr bleiben, wenn das Schiss ver
sank, das die Gewalten der Natur ge-
packt hatten. Die schlugen es auf den
Grund der Untiefen, zwängten die
wilden Wasser hinein und jagten die
Beute aufs neue gefahrdrohenden
Klippen entgegen, an denen der stolze
Bau zu Atomen zerschellen konnte, wie
er jetzt fchon barst und krachte.
Angesichts solcher Not war das
Schiffsvolk nicht mehr zu bändigen:
rette sich, wer lann!
Ja, hatten sie nur mit dem Sturm
zu tun gehabt: Aber die Aerjundt.
gung gegen die Mazesiat des Meeres:
In Todesangst stießen die Leute
ihren Führer zur Seite und rissen in
wahnsinniger Hast Kisten und Kästen
und Ballen aus dem Laderaum und
schrieen dem unglücklichen Mann ihre
Verwünschungen ins Gesicht: .Deine
Unwahrhaftigkeit ist es, die hat
das Unglück übcr uns gebracht!
Heimlich hast du dein Weib zu uns
zurückbringen lassen. Dein Sckwei
gen verrät dich und deine Mienen
sind beredt genug. Durch die du uns
ober dem Tod ausgeliefert hast, sie
soll uns nun zur Flucht aus feiner
Gewalt helfen!"
Und dabei warfen sie die Güter ins
Meer, sprangen ihnen nach und klam
merten sich daran. Die Flut hofften
sie, würde sie an die Küste iner der
nahen Inseln spülen; denn sie hatten
die großen Antillen vor dem Ange
sicht. Walter war einen Augenblick ent
schlössen, seinem Liebsten nachzu
springen zum gemeinsamen Unter
gang: er hätte die flüchtenden Käme-
raden von den schwimmenden Lasten
reißen mögen, so feig schienen ihm
die Matrosen. Und die Erkenntnis
ihrer Treulosigkeit flößte ihm felber
wieder Kraft und Mut ein, auf der
.Nixe" weiter auszuharren. .Du
und das Schiff," fo sagte er sich.
.jetzt gehören noch wir beide zusam
men. und wenn wir das Grab im
Wasser finden, so sind wir bei ihr
und haben uns dies Recht verdient!"
Die Wogen hatten inzwischen leich
tes Spiel mit den ihnen zugeworfenen
Gütern und fegten sie dem Strand
Jamaikas entgegen, an dem schon
scharfe Augen nach den Schiffbrüchi
gen lugten, ehe noch Walter das letzte
gewaltige Bersten des Schiffskörpers
unter sich fühlte und zwischen der
Trummersaat am Riff ging und doch
noch auszuschauen suchte ' nach dem
einen Stück allen Verlustes, das ihm
entrissen war, als wärs ein Stück von
ihm.
So blickte er umher und war ein
Träumer im Strudel tosender Zerstö
rung. Er überließ sich den Wellen
und wurde mehrfach an den felsigen
Halt zurückgeschaudert, ehe sich ihm
ein Boot näherte.
Ein Tau flog ihm zu; er sollte daö
Ende packen. Doch willen- und kraft
los wurde er umhergeschleudert, und
die Retter kamen mit Gefährdung des
eigenen Lebens naher zu ihm.
.Greif zu! Deine Leute sind ge
rettet, und auch, die daS Unglück über
euch gebracht hat, liegt am Strand!"
.Bei euch?"
.Das Holz ist zertrümmert und die
metallene Hülse lag geborgen vor
uns!"
Da packte Walter das Ende des
Strickes, und sie zogen ihn inS Voot.
Am Strand, so wiederholten sie. er
warte ihn jemand, und ruderten mit
ihm zurück und trasen alsbald mit
seinen Unglücksgenossen Anstalten, der
Erde zu geben, was der Erde war.
Die Gruft auf dem kleinen Strand
friedhof entstand bor ihren Augen
und bald erhob sich der Hügel nassen
Sandes darauf.
. .Und jetzt?" schien Walter alles
Lebende u fragen und sah die alte
Anklage in jedem Auge. ; ,
Da wuchs der Mann der Treue
und der Tat aufs neue vor den an
dern Menschen empor.
.Wann segelt da! nächst Schiff
nach New wivr kragte er.
.Sobald die Gewalt de Sturme
gebrochen ist!
.Kameraden, ich habe mit der hier,
die wir begraben haben, zu Waffer
oder zu Lande von euch scheiden wol
Ien. weil ihr sie anklagt, an oem Un
heil schuld ,u sein '
.Nein, sie nicht, Herr, sondern
der sie heimlich mit sich nahm und
uns so den Tücken deö empörten
leeres aussetzte:'
.Also steht der Schuldige vor uck.
und wer schuldig ist. soll büßen und
sich nicht verstecken und nicht deserhe
ren! Ich habe kein Recht ,ur Flucht.
Ihr sagt e, meine Kameraden! Dar
um will ich mit euch zurückaeben u
viroiioyann unv will ihm meine
Schuld gestehen, damit er nicht meine,
ihr feiet schuldbeladen. Nicht will ich
vor lym treulos tn den Tod flüchten.
sondern ihm dienen bi an meine
Lebens Ende und so einen Teil meiner
Last abzuwälzen suchen. Mein An
denken in stillen Stunden der Heim
gegangenen: Die Kraft meines fer
neren Lebens aber dem Lebenden, dem
ich sie schuldig geworden bin! Und
nun folgt mir. meine Kameraden!"
Die Lrat i Trauer.
Ekizze von Tl tloba Sloda.
Um zwölf fiel der Sonnenstrahl
auf die Feuermauer. Dann glitt er
sacht das Eisengitter des Ganaei
ennang, uno um halb zwei erreichte
er Fräulein Richters Fenster. Dort
blieb er stundenlang sanft kosend auf
den Nelkenbüschen. WaS waren auch
rauiein Richters Nelken schön!
in eine vuauae We : einer
läßt sein Werk unvollendet und geht;
dem anderen bleibt ein Stück Leben
übrig nach getaner Arbeit. Fräu
lein Richter hatte nichts von alledem
hatte nicht gelebt und keine Arbeit;
keine Erinnerungen und nichts ,u
yo nen. uine bucklige Welt.
Der Sonnenstrahl iraf die Häkel
nodel auf den Kopf. Sie wurde
wahnsinnig und spuckte Funken.
auiein Richter schlok geblendet die
Augen und öffnete sie nicht, als
app, tapp ein Schritt daherkam
aus den !-teinsliesen.
Zuerst ein Schritt und kein
Mensch dazu als eilte der Schritt
einem Herrn voraus.
Dann stand ein Mann zwischen
rauiein Richter und der Sonne.
Fräulein Richter erschrak aber
nein, wozu erschrecken? Sie erstaunte.
Sie kannte ihn ja: Hans Brady, der
Mieter von nebenan. Eigentlich ge
horte sein Zimmer sogar zu ihrer
Wohnung. Der Hausherr hatte es
abgetrennt. Eine einfache Tür nur
schied die Stuben, huben und drüben
unter Vorhängen versteckt.
Das alte Fräulein hörte täglich
des Mieters Kommen und Gehen,
Wenn er die Schiebladt in den Tisch
zurückstieß, hörte sie es, hörte daS
Wasser glucksend aus der Flasche lau
fen und wenn er pfiff und auf und
ad ging.
Hans Brady trat zwischen Fräu
lein Richter und die Sonne. Hatte
schon zwei-, oreimal im Vorübergehen
ein lustiges Wort über die Nelken
stocke geworfen, wie ein Kind seine
Bälle mutwillig in fremde Fenster
wirft. Lustig war er immer, all die
Zeit her. Nur heute nicht: die Augen
waren erloschen, der Mund verzogen
mit zwei Falten abwärts. Einer,
dem die Wursel gefallen sind.
.Ich hab' auf der Treppe gedacht.
ob ich Sie finde. Es hätte mir
weiß Gott leid getan, Sie zu ver
säumen."
Sie wußte nicht, wie ihr wurde.
.Versäumen, Herr Brady? Versäu
men? Ich sitz' doch täglich hier."
.Na ja immerhin. Nicht wahr
es kommt darauf an, wie oft sich
die Gelegenheit wiederholt. Je nie
driger die Zahl, desto geringer die
Chancen."
Er sagte es so aggressiv Fräu.
lein Nichter nickte ängstlich.
Hans Brady legte eine brutale
Hand auf die Nelkenbüsche.
Geben Sie mir ein paar! Für
wen blühen die?"
.Gern, vom Herzen gern. Herr
Brady." sagte sie froh, daß sie
aufspringen konnte. Nur einen
Augenblick." Und suchte eilig die
Schere.
.Ein Augenblickchen so , lange
hab' ich grade auch Zeit."
Fräulein Richter schnitt erregt die
erblühten Nelken ab, eine um die an
dere, einen ganzen Strauß. Da war
ein junger Stock, der hatte nur eine
Blüte. Auch die gab sie hin.
Adieu, Fräulein Mariechen!
Schönen Dank! Wenn ich auf eine
große Reise ginge ich wüßte nie
mand Adieu zu sagen als Ihnen."
Sie blieb zurück und hatte die
Hände in dem Schoß und wunderte
sich, daß ein fremder Mann ihr Lebe
wohl zu sagen hatte nur ihr
vor einer großen Reise.
Die Sonne 'war weiter gewandert
über Höfe und Dächer und ließ die
graue Dämmerung zurück. Fräulein
Richter saß betäubt im Lehnstuhl.
Hatte ein keuchender Atemzug sie ge
streift de Ungeheuer, tat man Le
den nennt?
, Sie horchte. Han Brady ging
in seiner Stube ab un) zu.
ör öffnete die schränke, riß Pa
Pier entzwei. Rieb ein Zündhol, an
und blieb eine Stund stumm. Dann
knarrte ine lose Diel immer wieder
immer wieder wie er auf und
ad schritt.
Nun stand er. g war eine tick
tickende. Stille. Erwartungsvoll.
Würge.
Aesul. Maria, Joses! Da drinnen
bet bcM ErOüö war ein Schuß ge
fallen. Wer hatte di Menschen
die Frauen die Männer ausge
schreckt, daß sie all herbeiliefen? Der
dumpfe Schuß? Marlecheni grausiger
Schrei?
Alle drängten in Zimmer ' da
lag er mit durchschossener Brust. .
Die Frauen jaulten, die Dienflbo
ten bargen da Gesicht in den Hän
den und wimmerten vor Entsetzen.
Han Brady schlug die Augen auf,
groß und voll. Sah er? Sah er
nicht?
Sah er ManechenS Gesicht? Eben
war' noch arm und leer gewesen, in
dieser Minute hatte daS Leben e mit
seinem ganzen Inhalt gefüllt,
Schmerz und Liebe.
Han lächelte reich und suk. wie
einer, dem eine große Sehnsucht ge
stillt wird. .Maria." sagte er.
.Maria!" Und seufzte tief, die Li
der sanken über di Augenspalten.
Mariechen fiel in Kni und
schluchzte. Ein Besonnener hatte
um die Retter telephoniert. Der Arzt
beugte sich über den Verwundeten. -
Steht er Ihnen nahe?" fragte er
teilnehmend.
Manechen nickte.
.Er wird kaum den Morgen erle
ben der Schuß geht durch die
Lunge."
Man legte ihn auf die Tragbahre
und trug ihn fort.
Vier, sechs, acht Weiber umringten
Mariechen. So gewalttätig, so vlötz.
lich war'S gekommen, daß man sich
zu wundern vergaß, daß man's frag
loS hinnahm: er hat ihr nahe ge
standen.
Im Morgengrauen starb er. der
hübsche, luftige Herr Brady. Ma
riechen gab ihre Ersparnisse hin, um
ihn zu begraben.
Sie hatte ihm nahe gestanden.
Das ganze Haus begriff sie auf ein
mal. Und daö welke, komische Alt
jungferchen galt den Frauen jetzt für
voll, für ebenbürtig.
In der schwarzen Friedhofskapelle
stand ein Sarg zwischen Wachslich
tern und grünen Palmen. Auf dem
Deckel lag MarieckenS Kranz, krank
bleiche Rosen, und ließ schöne Da
mastdanver aus oie anderen armen
Blumen fallen. Gestern war der
Mann noch fremd im Hau gewesen,
heute brachte ihm leder Blumen
dar.
Die Einsegnung war vorüber.
Vier pomphafte Schmierfinken
schleppten den Sarg hinaus.
Sie schoben ,hn in den Leichenwa
gen und fuhren ihn der fernen Reihe
zu, auf der man eben begrub. Die
leeren Wagen krochen hinterdrein, nur
im ersten saß der Pfarrer.
Mariechen folgte dem Sarge. Ein
paar Frauen aus der Nachbarfchaft
machten sich wichtig und stützten sie.
Es regnete ein wenig, die Wolken am
Himmel schoben sich durcheinander,
eine mißgönnte der anderen den
Platz. Der Wind hob MariechenS
Kreppschleier und schwenkte ihn wie
eine Trauerfahne. Die Leute hatten
graue Gesichter und rote Nasen
sviden.
Der Pfarrer beeilte sich, so sehr er
konnte. Er fürchtete sich, nasse Fuße
iiu kneaen.
Die Trauergesell chast fuhr zurück.
Mariechen lehnte matt im Fond, ne
ben ihr Frau Witwe Rohrnagel, die
spielte sich als mütterliche Freundin
auf.
Die anderen in den nachfolgenden
Wagen guckten links und recht vor
nehm auf die Fußgänger und woll
ten bemerkt werden.
Zu Hau küßten sie Mariechen und
hätten sich am liebsten auch bedankt.
Zerstreuten sich in ihre Stuben und
redeten noch Wochen. Jahre, ein Le
ben von Hans Brady und Mariechen
Richter. .
Mariechen schloß die Tür hinter
sich. Machte Ordnung. Brachte den
Nelken Wasser. Legte den Schleier
zusammen. Setzte zum Kaffee auf.
Dann nahm sie em dünnes Buch
vor, das war m weiches, rotes Leder
gebunden. ES hatte auf dem
Schränkchen neben BradyS Bett ge
legen. Und laS in dieser ersten
Feierstunde: von Hans BradyS Lie
besleid um jene .Maria ach, Ma
ria!", die er in seiner Todesstunde so
schmerzlich gerufen hatte. Um die er
gestorben war.
Und Manechen, oas arme, ein
fame Mädchen, bückte sich und hob
demütig eine Liebe auf, die eine Hof
färtige Putzganz weggeworfen hatte.
Hob sie auf und schmückte sich da
mit.
Und ergriff triumphierend Besitz
von dem Manne, der ihr im Leben
nichts - gegeben hätte. , Im Tod,
schenkte er ihr alle,' dessen sie be
durfte: eine Erinnerung, von der sie
träumen m Grab, da sie
schmücken durft. ,
lUtltt Tekmtler.
XI yiutttxlaU in Jk,.kktitt I
. Per rnfteisl.
Die groß peruanische Erpedition
der Vale-Universität. die sich ,u, Auf
gab gestellt hatte, den Spuren de
letzten vor Plzarro geflüchtet Inka
Manco zu verfolgen, hat dabei in
ganz unerwartete Ergebnil zeitigt:
sie ntdeckte eine großartige Stadtan
läge der frühesten Jnkazeit. die ol
di erste Metropole anzusehen Ist, Den
der die ruhmreiche Herrschaft und Knl.
tur der Inka ihren Äuögang nahm.
Der Leiter der Expedition Hiram
Bingham veröffentlicht in .Harter
Magazine' einen ausführlichen Bk
richt Über dies wichtigsten Denkm!
ler, die ,u den großartigsten gehören,
die je in Peru gefunden worden pnd.
ES ging ein unkontrollierbare Ge
rllcht. daß sich in dem Tal de Uru
bamba.Fluffel vLMg unbekannte
Ruinen der Inka befänden; ober
selbst die vorzüglichsten Reisenden.
die davon gehört hatten, waren tn
diesem Tal nicht vorgedrungen, wil
ei bi vor wenigen Jahren fast unzu
zangitch gewesen war. Erst in jung,
ter Zeit hatte die peruanische Reai.
rung inen Maultierw n den Ufern
deS Flusses anlegen lassen, und so
konnte denn Bingham ohne alle großen
Mühen auf diesem jungfrluliche Ge
biet der Forschung Vordringen und
jene steinernen Zeugen der alten Zi
viiisatton entdecien, die interessante
sten und umfangreichsten, die seit den
Tagen der Konquistador gefunden
worden sind, i schien faft unglaub
lich, daß diese wundervolle Stadia,
läge, nur fünf Tagereisen von Sui
entfernt, bisher nur wenigen Eing
borenen bekannt gewesen ' und noch
nirgend beschrieben worden war.
Machu Picchu so heißt der Ort
ist auf einem steilen Flgrat er
baut, an dessen Ende sich ein kiesiger
Berggipfel erhebt. Iahe Abgründe
stürzen zu beiden Seiten der Stadt
nieder, und zu den Hauptgebäuden
fuhrt eine große Anzahl von Terrasi
sen herauf, die augenscheinlich für
Ackerbauzwecke angelegt waren. Di
Reste einer großgrtigen Bewäsfe
rungseinrichtung lassen sich erkennen,
zahlreiche Brunnen und Wasserbas
sin. Ein sehr hübsches Badehau
und ein anschließender Ruheraum mit
Sitzen liegen gleich zu Anfang der
Stadt; das Wasser wurde den Bä
dern durch einen steinernen Kanal
zugeführt. Auf der Spitze eine ge
wältigen GranitblockS liegt in der
Nähe ein halbkreisförmige Gebäude,
auS fast rechteckigen Steinblöcken er
baut und im Innern hübsch behauene
Nischen enthaltend. Eine Treppt
führt weiterhin auf dem Felkgrat zu
einem Platz, den Bingham die .hei
lige Plaza" genannt hat. Dieser
Mittelpunkt der Anlage zeigt aus der
Südseite von großen Blöcken kinge
faßte Terrassen und eine , Art halb
kreisförmiger Bastion. Auf der Oft
feite sind die Wände eines rechteckigen
Gebäudes. 29 Fuß lang und 37 Yui
breit. Das mit Nischen ausgestattete
Gebäude hat zwei Türen, die nach
dem Platz gehen, aber keine Fenfter.
Auf der Westseite ist ein gewaltige.
aus unbehauenen Steinen getürmte''
Bauwerk, da sich mit der einen Seite
ganz nach dem Platz öffnet. Wie
bei allen anderen Baulichkeiten fehlt
daö Dach. Die Blöcke au weißem
Granit sind in einzelnen Reihe auf
geschichtet, von denen die der untersten
Reihe viel großer sind, al die der
anderen. Die größten dieser Blöcke'
messen in der Länge bis 13 Fut sind ;
etwa 2,8 Fuß dick und höher, tt
ein Mensch. Direkt unter dem heilt -
gen Platz führen Terrassen zu einem
großen, hufeisenförmigen Pla, der
augenscheinlich ein alter Spielplatz
war. Dieser ist auf einer Seit von
einer Anzahl weniger bedeutender,
aber gut gebauter Häuser abgeschlos
sen. Das Material, au dem di?
ganze Stadt errichtet ist, ist weißer'H
Granit. ß
Die Gesamtheit der Ruinen von
Machu Picchu gewährt einen gerade
zu labyrinthischen Eindruck, so zahl
reich, und vielgestaltig drängt sich
Plätze und Häuferkompleze durchein
ander. Ein Geheimnis umwittert
diefe Stadt, die nach Jahrhunderten
ungestörten Schlummers nun aufee
weckt worden ist und Antwort geben
soll auf viele Fragen. Der Entdecker
Iaubt des Rätsel Losung in einem
Zauwerk gefunden zu haben, da sich
an der Nordseite der .heiligen Plaza"
erhebt und in seiner Anlage dem
Bau der Westseite sehr ähnelt. ' Wie
der Wesibau scheint auch dieser ein
Tempel zu sein, aber er bat etwa
Auffälliges, waS sich sonst nirgeudl
findet: eine Nelye von drei aroken
Fenstern, die 3,1 Fuß breit und
etwa 4 Fuß hoch sind und sich, in der
Hinterwand besindm. einen weiten
Ausblick über daZ ganze Land hin
gestaltend. Diesen .Tempel mit den
drei Fenstern" bringt Bingham mi.
einer alten Sage der Inka in. Wer
bindung, die sicher ich ,nen geschicht
ichen ern yt. Danach ist da In
areich von drei KtaAmen gegründet
worden, die zuerst von einem Felsen
au durch drei Fenster erblickt wu?' 1
den. Der Ort. von dem sie auSzo.
gen, wird Tamputoces genannt, d. b.
HauS der Fenster". Wahrscheinlich
st daS jetzt entdeckt? Machu Vi.ch
diese sagenhase Muttnstadt der Jn
aimtur. . . .
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