Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 09, 1913, Image 3

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schen Ruinen, die dem
Strome seinen eigM
artig heroischen Cha,
rakt.'k verleihen. Der
ENck deö Reisenden hs.ngt liebevoll an die
seit Trümmern, die alle ihre eigene Ge
schichte haben eine Geschichte, die oft
rotlv und blutig ist, denn diese zenver
klärten Burgen waren vor Jahrhunderten.
meist Nlchtö anderes als die festen, sicheren
Citze dn Raubritter. Afjmannshaufen
und Burg theinstcm liegen hinter uns;
die lange Haulerreihe des Ortes Treck
tingShausen, iiberragt von den Ruinen der
Fallenburg, einer der Raubburgen, die
der. rheinische Städtebund zerstören ließ,
gleitet vorüber. Der Ruf dieser Burg
war vor atmn lern guter. Die schlimm
ftea Raubritter trieben hier ihr Unwesen.
Im Jahre 1252 hob zuerst der rheinische
A Städtebund dieses Nest auZ. Wenige
i Jahre nachher tvar die Burg bereits wie
btt neu aufgebaut und das Näuberhand
werk der adeligen Burgherren blühte wie
der. Da nahm sich Kaiser Rudolph von
Habsburg der bedrängten Kaufleute und
Schiffer an. ym Jahre 1282 erschien er
mit einer ansehnlichen Heeresmacht in
Mainz. ES wurde alsbald besannt, dafz
der Kaiser geschworen habe, die Räuber,
weß Stande! sie auch sein möchten, auf,
knüpfen ,u lassen wie räudige Hunde".
' Ein einflußreicher Angehöriger der
räuberilcken frtt der Aall?nbura taer
Marschall don Waldcck, begab sich nach
cainz, um oen Ztarser von seinem geiv
Zug gegen die Raubburgcn abzubringen
Aber Rudolph blieb standhaft. Hemmt
nicht den Weg der Gerechtigkeit, so sprach
er; iati vie Zauber iyren veroienlcn
Lohn empfangen; denn Ritter sind es
nicht, vielmehr die lasterhaftesten Diebe
uno cauver, weiche gewaltsam vie Är
men niederdrücken, den Landfrieden
brechen und die heiligen Rechte des
Reiches mit ZVüken treten, öört auf.
vie Jyr Evie sein wollt, bei mir für die
Diebe zu bitten, die, wären sie auch Gra
fen oder Herzöge, so wahr ich Richter
bin. der Todesstrafe nicht entgehen sollen.
die sie verdient haben."
Und der Kaiser 'waltete semeZ Rächer
amtes. Die Falkenburg wurde erobert.
gebrochen, den Flammen übergeben, und
an der Stelle des vortretenden Ufers, wo
die Stearei ritlcr vie wildesten ibrer ttre
vel geübt, wurden sie rücksichtslos auf
gehängt an die Aeste der alten Buchen
und Eichen, unter denen sie so oft ihren
Opfern aufgelauert. Aus den Ruinen
erbob stck unter dem Kurfürsten Ludwka
nnn der Niai eine neue Aura, die 4m
Jahre später 'von"detl yranZofen zerstört
wuroe.
?ann kleiat. Lber dem kkinaan nrr
enaen Berasckilucbt. der scklanke Tburm
der prächtigen Burg Sooneck empor. Auch
sie erstand durch Fürstcngunst aus ihren
Trümmern. Der Prinz von Preußin",
der spätere Kaiser Wilhelm I., erwarb sie
zusammen mit seinem Bruder Prinz
Karl von Preußen und ließ sie von 1824
ab neu herstellen. Ihr erster Erbauer
war der Erzbischof Williais von Mainz,
der zu Anfang des elften Jahrhunderts
lebte. Aber spater wurde sie. gleicy oer
Falkenburg, ein Räubernest, und König
Rudolf von Habsburg ließ sie zerstören.
Reu erstand sie aus ihrem Schutt, bis
spätere Zeiten sie wieder zerstörten. Daß
die Burg Sooneck auch in unserer Zeit in
neuer Pracht hergestellt wurde, verdankt
sie der prächtigen Aussicht, die sie darbie,
tet. Seeartig erscheint von den Zinnen
der Burg aus in ruhiger Majestät der
Spiegel des Stromes, grüne Inseln fpie
geln sich in seinem Bette, und die üppigen
Wcingclände von Lorch und Trechtings
hausen scheinen sich auf den Strommau
ern fortsetzen zu wollen. Wild starren
über den Weinbergen, die rechts den edlen
Bodenthaler liefern, die Felsklippen em
por; ein Bergpfad durchzieht die finstere
Schlucht der Burg zu Füßen; er führt
auf des Soonwaldes wildreiche Höhen, wo
der Eber noch den Boden aufwühlt und
der Hirsch mit den gewaltigen Stangen
den Buchenwald durchästet".
Mit der Burg Sooneck ist die Sage
vom blinden Schützen" verknüpft, die der
Rhcindichter Wolfgang Müller zu einem
Lied verarbeitet hat: ' '
Keck raget Sooneck oben; drin zecht ein
Ritterkr,,
Sie trinken, singen, toben, sie prahlen wirr
und heiß:
Wer wohl beim Stechen. Schlagen, beim
Reiten nn Turnst
Wer wohl als Schütz beim Jagen der
oeie iner sei.
Da. lallt der Burgherr trunken: Ihr
Herrn, ich seh' Ww Heil
In eucrm eitcln Prunken; ich weiß den
besten Pfeil.
Auf vielen hundert Stunden war er der
Jäger Schreck:
Ich hab' ihn überwunden, den Schütz von
Fürftcncck.
Und bis er einst verendet, rührt er nicht
Schwert und Spieß.
Er schmachtet mir geblendet im tiefsten
Burgverlies.
Doch waget nur, ihr Stolzen, ich wette
hoch und viel,
Der Blinde schießt den Bolzen inS auf-
gesteckte Ziel."
Da schallt ein wildes Schreien, ein Klat-
schen Hand in Hand,
Bis zwischen zwei und zweien der Preis
der Wette stand.
Dann gibt der Herr ein Zeichen: die
Diener sehcn's kaum.
So holen sie den Bleichen aus düsterm
Kerkerraum.
Er tritt zum wüsten Kreise, ein wunder
bares Bild.
In einfach edler Weise, in Schönheit jung
und mild.
Umstarrt von Kettenringen, beraubt der
, Augen Schein.
Will ihn der Burgherr zwingen zum
!scyug; Doch spricht er nein.
Und jener droht mit Zwange, mit Folter
uno mit Tod,
Und auf deö Blinden Wange erglüht ein
leises Roth:
.Gott laß eS mich erreichen, wohlan, ich
wag es schont
Gebt für den Pfeil das Zeichen, wohin
ihr's steckt, den Ton."
Und sieh, zum Boden klinget ein Becher:
.Schieß jetzund!"
Der Burgherr spricht's, da dringet ein
Pfeil ihm in den Mund,
Durchbohrt das Hirn inmitten, ein Blut
ström quillt hertrr,
Sein Leben ist zerschnitten, er sinkt dahin,
der Thor.
Der Kreis der Ritter zittert und angstvoll
starrt ihr Blick;
Denn jeden hat erschüttert daS plötzliche
Geschick.
Nur Röcheln klinget wieder, der Blinde
horchet zu.
Er senkt die Armbrust nieder; nun hat der
Wüthrich Ruh. :
BiS südlich von Lorch, das schmuck auf
dem rechten Ufer bald vor uns auftaucht,
während links das langgestreckte Dorf
Niederheimbach und die Heimburg grüßen,
bauen sich die Thalwände aus Taunus
quarzit auf. Es war ein mühevolles Werk,
dnS der Rbeinitrom beim Ernlaaen in
dieses harte Gestein aus!iufübren hatte.
Noch hat er es nicht ganz vollendet, noch
wuern überall Quarzriffe unter seinem
Wasserspiegel, die besonders bei niedrigem
Wasserstande die Schiffahrt sehr gefähr
dkn. An vielen Stellen mukten. toi m
Binger Loch, umfangreiche Sprengungen
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oo?genomnic,i ivciuui, um uice uoeryaupk
rniintlA ,u machen. Auf der fnlnuiW
Strecke, auf der der Rhein den Hunsrück
schiefer zu durchfurchen hatte, war daS
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Wen moyi teiuji". urr mancve yarrcn
Felsbänke durchsetzen auch dort Hn Strom
und lassen ihn wild ausbrausen, so am
Wilden Gefährt bei Bacharach. ferner bei
Caub. wo die Pfalz, eine kleine Burg, auf
einem Felsen mitten im Strom erbaut ist,
sowie besonders auf der Strecke zwischen
dem Kammereck und der Loreley. Schon
gleich die Ruinen der hinter dem Städt
chen Lorch aufragenden Burg Nollich
zeigen sich uns auf zackigem Schieferberge.
Ein scharfer Felsgrat tritt aus dessen slld
westlichem Abhänge heraus, die Teufels
leiter genannt. Ein Ritter von Lorch soll
einst an dieser Stelle hinaufgerittcn sein,
um durch diese kühne That die Hand eines
Edelfräuleins zu erringen.
Hinauf trotz Furcht und Zagen,
Hinauf, mein starkes Roß,
Dort oben bei arünen Auen
Steht meines Liebsten Schloß.
Ich will in Wem dich vaoen,
Dich kämme mit goldnem Kamm,
Und ewig mit Brod der Gnaden
Dich füttern wie ein Lamm.
Drum immer ohne Zagen,
Mein treues Roß, hinauf;
Hast oft mich zur Schlacht getragen,
Zu Kampf und Siegeslauf.
Ich soll mir mein Lieb gewinnen,
So sprach ihres VaterL Mund,
Und ich will mir mein Lieb gewinnen
Oder stürzen in den Schlund."
So ruft der kühne Reiter
Umstarrt von Tod und Grab.
Das Rotz stürmt weiter und weiter,
Der Ritter schaut nicht hinab.
Er hört tief unten nun brausen
Die Wisper zum wilden Rhein,
Hört Sturm in der Hohe sause
Und hängt wie ein Aar im Gestein,
Und wie zwei schwarze Flügel ; '
Umflattert ihn sein Gewand. ,
Es flattert don Hügel zu Hügel,
Es wallt von Wand zu Wand.
Ha sieh! schon leuchten ihm Sterns
Zwei Sterne wunderbar, ' 4
Und aus der duftigen Fen -
Weht gold'nes Lockenhaar. .
Und horch! jetzt tönen Lieder, V
Jetzt strahlt's wie Himmclsglanz
Vom Thurme beugt sich hernieder ,
Sein Lieb und hält den Kranz. " v
Ihr Vater ruft bezwungen:
Willkommen mein junger Held!
Du hast Dir die Braut errungen:
Dem Kühnen gehört die Welt."
Lorch selbst ist ein sehr alter Ort.
Schon 844 wird er als Lorecha erwähnt.
Im Mittclalter wohnten daselbst viele
Adlige, die, nach dem Wortlaut einer Ur
künde, ein .Leben wie im Paradiese'
sllhrten. Auch heute hat Lorch noch
manche historisch interessanten Gebäude.
Die aus dem dreizehnten bis fünfzehnten
Jahrhundert stammende Martinslirchej.
die sich durch ihr herrliche! Geläute aus
zeichnet, enthält mehrere bemerkenswerth
Grabdenkmäler, so daS Denkmal deS Rit.
ters Johann Hilchen von Lorch. ernej
Waffengcnossen SickingmS, der .in de?
Zügen gegen den Erbfeind den Dllrckea
und den König zu Francreich in den. Iah
ren 1843 und 1544 oberster Veltmar
schalck" war. Auch daS fünfstöckige
Wohnhaus dieses Ritters wird iu Lorch
noch gezeigt. '. . .
.CheureZjcinlat, fei gegrüßt.
Skizze von Annette Gleig.
E? war schon so lange her, daß er fern
ter Heimath war. In dem fremden Lande
hatte er angenehme Stellung und glän
zende Bezahlung. Aber manchmal regte
sich heimlich in ihm ein Heimathsehnen,
leise schwang es sich auf in seinen Sin
nen, klopfte zart an fein Herz und vor
seinem geistigen Auge erstanden die Bilder
der Kindheit, der Jugend, daö Elternhaus
mit seinem Fliederbaum, den Linden,
bäumen im Garten, und der Fluß, an
dessen Ufern er gespielt, trug glitzernd
Seine Wellen davon, die -rauschend an der
Zrücke sich brachen. Er hörte der besorg
tec Mutter Stimme, hörte sie rufen nach
den Kwdern, wenn der Abend kam. Sei
fi Inifrfit dfil Pniiti.nl Ts.
ruine sah er, zwischen deren geborstene
x.auan er mir oen ruoern uns jiarne
raden allerlei übermüthige Spiele ge
trkben hstte. hinunter blickte er von ihrer
l't auf das altersgraue Städllein, das
si,h traulich um den Berg gruppirte. mit
stiren winkeligen Gassen, feinen Giebel
ir izwerkhäusern, sah die Lindenallee
. . , i , 1 .- v . rv .
i.r i -i vuB yii'uiu', ocr in vrc xjant
verschwand wie ein silbernes Band. O
wie schön, wie aninuthig, wie stimmungö
voll war der Blick von der Berghöhe,
wenn der Abcndfonnenfchein auf den
Dächern lag und, alles wie mit Gold über
schüttete. AllcS .... alleö. waS einst ge
Wesen und nun längst vergangen war, ge
wann Gestalt und zeigte sich in seinen Ge
danken. Als er geschieden war von Va
terhauS und Heimath, um in der Ferne
daS Glück sich dienstbar zu machen, hatte
er alle Sehnsucht und das Heimweh ab
schütteln, niederzwingen wollen, aber bei
deö war mächtiger als sein Willen und
kam immer wieder und dann geschah eS
wohl, daß Thränen feine Blicke trübten
und heimlich kühlte er die Heimathsehn
sucht in sich, die mit Macht ihn bedrängte.
Wann es wohl sein würde, daß er die
Stätte der Kindheit wiedersah! Weit war
er fört und schwer schien ein Wiedersehen
möglich. Er war auch schon so lange
außer jeder Beziehung mit seinen Ange
hörigen, die Eltern waren todt, und wenn
er gekommen wäre, so hätte er wohl ihre
Gräber aufsuchen können, aber sie selbst
waren ihm entrückt. Die Geschwister hat
ten nur spärlich auf seine Briefe geant
wartet, die er im Anfang, als er die neue
Welt betreten hatte und eZ ihm noch recht
mühselig gegangen war, an sie gelangen
ließ. Da hatte er das Schreiben aufge
geben, hatte geschwiegen. Wozu auch
schreiben! Sie hatten wohl Angst, er
wolle sie in Anspruch nehmen. Darüber
konnten sie ruhig sein, dazu war er doch
zu stolz. Selbst wollte er sich alles der
danken, was er erreichte. Niemand zu
Dank verpflichtet sein als nur seiner eige
nen Kraft, feinen Fähigkeiten, feinem
Willen. ES war seiner zähen Energie
auch gelungen, sich durchzuringen und
einen Platz zu erkämpfen, auf den er stolz
sein konnte.
So sinnend stand an einem Sonntag
Nachmittag Philipp Herlan auf dem Bal
kon seiner Wohnung, die er in einem
Landhause inne hatte und sah hinaus in's
weite Land und wieder kamen die Ge
danken an die Heimath über ihn und das
Heimathsehnen regte sich übermächtig und
ließ ihn nicht mehr los. Wann, o wann
würde er die Heimath wieder sehen, wann
wurde er die Stätten aufsuchen können,
die sein Fuß beschütten hatte in längst
vergangenen Tagen. Wo war die Zeit,
als er den Burgweg ging, im Fluß ge
badet hatte, als sein Herz geschwellt war
vor Jugendlust und Freude. Vorbei alles,
vergangen, versunken, dahin, vorüber!
Und niemand war mehr in der Heimath,
der ihm in lieb Gedenken widmet . . . .
Er horchte plötzlich auf. Staunen
malte sich auf seinem Gesicht und weiter
hinaus trat er auf den Balkon und blickte
hinüber in den Nachbargarten. Dort saß
auf den Treppenstufen, die zu einer
Veranda führten, ein junges Weib und
sang, umglllht von den Strahlen der un
tergchenden Sonne, ein deutsches Lied,
ein Heimathlicd. ein Heimwchlicd, und
es klang ergreifend in des Mannes Ohren:
Sei gegrüßt in weiter Ferne, theuere
Heimath, sei gegrüßt ....
Lauschend stand er und regte sich nicht,
um die Sängerin nicht zu vertreiben.
Solch' ein sehnsüchtiger Ausdruck lag
über dem junge Gesicht und zitternd
klangen zuletzt die ' Töne aus: Theuere
Heimath, sei gegrüßt.
Das war ein Wesen, das gleich ihm an
Heimathsehnsllcht knkte, das fern der
Heimath in einem fremden Lande leben
mußte und das nun einsam hier saß ur.d
ein Heimathlied fang. Wer sie wohl sein
mochte, wie lange sie schon hier weilte?.
Das junge Weib stand auf, blickte nach
der Abendsonne, die fern am Horizont in
Gluthen wie ein feuriger Ball hing und
schritt dann langsam, zögernd nach der
Veranda hinauf und noch einmal klang
ihre Stimme: in weiter Ferne . . . sei ge 1
grüßt. Dann verfchlsand sie im Inner
deS Hauses.
Der Ingenieur aber fühlte sich in sei
nein Innern seltsam erregt durch das H.i
mathlied und er konnte lange . . . lange
nicht zur Ruhe kommen, sich selbst wieder
finden. Wie ein Gruß aus fernen Togen
war es gewesen, wie ein Gruß aus der
Heimath und so innig hatte sie eS ge
sungen, fast andächtig und ihm war so
eigen zu Muthe, lang versiegte Ouecllen
geheimer Wünsche regten sich und daS
Lied, der Klang der Stimme, die eö ge
sungen hatte, bebte weiter in seinem Ohr.
Immer wieder klang es an und erfüllte
s,ine Sinne. Welch ein KefiliAr ßifsi
hatte sie und das Haar hatte geglänzt im
ttre.?,! fo! mU Airtsv ;r,.vs,::ii.i r
aucuvuui. iv.i- i.n öwiu uutiumici, u
schlank und fcingegliedert war die Gestalt,
sn ,art und sckmieasam. Dn nrnficn
stattlichen Mann überkam eine wonnige
Erregung. , ,,
Nun, er würde schon erfahren, wn sie
mnr die er nock nie beacktrt in flnnha,
mann hatte daö Recht, sich zu erkundigen,!
. . ilAi r. . t. . u ,
aus weiter iaoi ite war, uno warum sie
so weit fortgezogen war von daheim,' so
fern von der Heimath. Und er saß und
sann, dachte vergangener Zeiten und
summte das Heimathlied vor sich hin, daS
sehnsüchtige Lied, daS , dem drängenden
Heimweh Ausdruck verlieh.
Durch vorsichtiges Umfragen brachte er
in Erfahrung, daß die junge Frau deö
neuen Besitzers der anstoßenden Villa eine
Deutsche als Erzieherin sür ihre beiden
Kinder von einer deutschen Agentur ange
worden hatte, weil sie selbst eine Deutsch
Amerikanerin war und in Deutschland im
Pensionat gewesen war. Kurz entschlossen
suchte Herlan die Bekanntschaft des Nach
barn zu machen, und eS gelang ihm, Ein
laß in fein HauS zu erhalten. Der deutsche
Ingenieur stand in gutem Ansehen, aber
es war auch bekannt, daß er dem Gesell
schaftsleben abhold und eine Art Einsiedler
sei. Der Nachbar machte ihn mit feiner
Gattin bekannt und so ergab eS sich fast
von selbst, daß er auch die Erzieherin
Elsbcth Schröder kennen lernte. Als sie
einmal zusammen auf der Veranda stan
den, sagte er ihr, daß er sie habe singen
hören, ein Heimathlied und daß er ge
lauscht habe. Ihretwegen sei er mit den
Nachbarn in Verkehr getreten, ihretwegen
. . und daß er so allein und einsam sei
im fremden Lande, den koketten Frauen
fern bleiben wolle. Er denke immer an
ein liebei Weib, das ihm angehöre und
die Seine sei und bleibe in Glück und
Leid. Und solche Heimathsehnsucht habe
er gefühlt immer, stets und sie habe
in Heimathlied gesungen, fcjn Herz habe
so seltsam wonnig geschlagen beim Lau.
schen. Sie gefalle ihm gut nun er sie
kennen gelernt, sei sein Herz in wonnigster
Bewegung. Seine Stimme hatte zittern
den Klang, tastend ergriff er die Hand
des jungen Mädchens und dann fragte er,
ob ihr Herz noch frei sei und b sie die
Seine werden wolle. .
Elsbeth hatte ihm voll .in die Augen
gesehen und mit leiser Stimme sagte sie,
fast flüsternd, daß auch sie einsam sei,
allein stehe in der Welt, im Leben. Früb
hatte sie die Eltern verloren und war bei
Verwandten erzogen worden. Der guten
Gehaltsverhältnisse halber hatte sie ' der
Heimath Valct gesagt und war über
Meer gekommen, weil in der Heimath
niemand sie urück dielt. Ein eiaenei
Heim o daS war schon lange ihr ge,
. im r y. . r . .. . . .. im ..f f
ycimcr Jüjunjaj geroejcH, einen ziteniajen
zu finden, dem sie zugehörig sein konnte
in Lkbe.,dS. daSwsr ibk Sebnen. Kill.'
geheim gehegt und nun hatte ihr daS
" Ms rt . .
saMM Erfüllung lyres eunens .ge ,
währt. Sie hatte ihn sehr, sehr gerne
war ihm zugethan und . . . aber weiter '
konnte sie nicht sprechen, Philipp Herlan
hatte sie fest umschlungen und hielt sie an
seinem herzen.
' Unsterblich zu
lange man lebt.
sein lohnt nur, fl