Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 05, 1913, Image 3

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    ' ! 3m marinen Nest.
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i(i i iioman von u. nun
)' , ... ' ' .
(14. Fortsetzung.)
Slll r aushörtk, um sich erst ein
mal zu rkrschnausen, fragte Wilfc:
Fräulein Lik-.dcnau will bis. .Jsol
br r:; singen?"
2ie will richt, verschanzt sich
Ll:,!c dem Doktor, der ihr allesiierl.
bajj sie angegrisfkn, heiser, nervös
sei WZ weis? Ich!"
Go lassen Sie mich sür sie ein
trci.'n.'
tai ?Jort war heraus! Gisse stand
fast erschrocken ror dem erzürnten
Gewalthaber, der sie ganz verblüfft
anstarrte.
Gif?"
Ju dem einen 2llort lag allel:
grenzenloses Erstaunen, Mitleid,
Hohn, Empörung!
Aber Öilfe hatte nun Mut ge
saßt, ftefet hielt sie fest.
.Ick, habe die Partie geübt ich
kann sie.
Gie können Gie?"
Weiter konnte er noch nichts fa
aen.
Soll ich Ihnen etwas zur Probe
daraus singen? Da liegt ja die Par
titn?"
Der Direktor griff mechanisch da
nach. ?r war noch so verbliisft von
dem unerhörten Aorschlasi. daß er
fast willenlos Gilfe Bestimmungen
folgte. Und sie fühlte, jetzt kämpfte
sie um ihre Existenz, um ihre Gtel
lunq.
Sie schlug die lebten Seiten auf:
.Jfoldens LiebeSiod".
Allmählich befchlich ein Gefühl der
Neugierde den Direktor. Sehen woll
te er nun doch, was daZ werden
hiürh (fr hTÄsiih!rJ
.V.. , .- b '(MIKVItt!
Gilfe trat an den Flügel, wie sie
h .'. . i . . i c ar . i . f m... Wi.
iv ai, in .yui uno yjumin. jlui uu
Handschuhe hatte sie ausgezogen. Und
- sie setzte ein. ES würde gehen, sie
fühlte es mit ffreuden.
Und wie ging es!
Der Direktor spielte wie im
Traum. Er lauschte mit allen Gin
rrn. Wie die Töne fluteten und wog.
ten, wie die Stimme schwoll und sich
hob. wie sie erstarb im letzten Hauch!
Die Hände des Direktors lagen
noch auf den Tasten. Er blickte
Hülse ins Gesicht. Sie lächelt ein
klein wenig, das Lächeln, das sie so
berückend machte.
Kann ick das?"
Jetzt raffte er sich auf. Freilich,
freilich, liebes Kind. daS können
Sie! Aber !"
Aber?" fragte sie.
K Ja, mein Gott, platzte er heraus.
'"' Sie können doch nickt spielen! Sie
kommen doch auf der Bühne nicht von
der Stelle."'
V m . i u riwf. !!
$txt ireiior umre irgie v,i
tend die Hände zusammen lassen
Sie mich die Isolde singen! Bersu
chcn Sie es mit mir! Ich kann sie
auch spielen! Versuchen Sie es!"
Mein Gott, ja ich wollte schon,
aber mit Klaußner?! Das geht doch
nicht! Wie kann ich dem Klaußner
eine Anfänaerin als Partnerin ge
ItrM'
Der Direktor wand sich wie in
körperlichen Schmerzen. Gilfe sah
ihn schweigend cn. Sie stand an den
Flügel gelehnt. Noch immer trug sie
Trauer, aber daS Schwarz setzte ihre
blonde Schönheit erst ins rechte Licht.
Da ging ihm auch zum ersten Male
das Verständnis auf, wie prachtvoll
sie als Isolde wirken müßte. Frei,
lich ein Bärbchen war sie nicht! Aber
eine Fürstin, das war sie.
Nach langem Schweigen erhob er
sich, rückte sich den Kragen zurecht,
lockerte ihn, als sei er zu eng. und
-?zcztk endlich: In Gottes Namen!
versuchen wir'! Abti wenn's nicht
,(.Q
a1
Gehe ich fort von hier und bette
.At die Bühne nie wieder."
f
Fräulein Lindenau hatte sehr höh
.. nisch gelacht, als sie von diesem Ar
rangement hörte.
Na, das wird 'ne schöne Isolde
werden! Du meinst, schön sei sie wirk
lich? Pa, Salonschönheit! Kann ja
nicht stehen und gehen!" sagte sie zu
ihrer Freundin, der komischen Al
ten.
Gilfe stand in ihrer Garderobe vor
dem großen Ankleidespiegel. Die
langen, blonden Haare, ihre eigenen
waren es, sielen in natürlichen Wel
len iiber den Rücken herab. DaS
geraffie. weiße Gewand schmiegte sich
tn weichen Falten an den schlanken
Körper. Sie hielt den Schleier schon
in' der Hand.
Auf der Probe hatte Klaußner heu
te nur marliert, er war müde von
der vieise gewesen, deutete das Spiel
kum an, und fo hatte sie auch nicht
viel fpiclen können. Bei ihrem 0e
, sang hatte er ein paarmal verwun
dert aufgeblickt. Sie hatte sich aber
auch noch hübsch zurückgehalten. Nun
ltuiic ncy llur rittiuirivcii.
Bon der Bühne schallte die Jntro
duktion. Ei mußte auftreten. Die
Vrangäne wurde von einer freund
liefen, sehr bühnensicheren. älteren
A i Ofinrtln N?snn?n dik ikr kn dnNrol.'kn
schon manchen Nat gegeben hatte,
est und freundlich nahm sie jetzt
such 0i!f3 Hand und sagte: .ES
ist Zeit!"
Anfang schien Gilfe alleS in einem
; iiä. i?
!sw
v
,
M
viierski0'Zvgxuvo.
T- 'S J-U -"'
Nebel zu verschwinden. Da hörte sie
da SeemannSlied: Wehe. weh,, du
Wind. weh. ach weh, mein Kind!"
Nun fand sie sich zurecht. und bald
hatte sie olle! um sich vergessen. Sie
spielt nicht nur die Isolde, nein, se
war sie. Hehr und keusch, mit allein
Zauber ihrer stolzen, reinen Persön
lichkeit. Wie ein Aufatmen gin? eS
durch dal ganze Theater. DaS war
Musik! Wie sie fang, fo spielte se;
wie sie spielte, sa sah ei aui. ES
war ein ÄnnzeS, Zusammengehören
de!
Ali der Vorhang fiel. 'wurde sie
freudig gerufen. Aber daS war nur
der Anfang gewesen. Erst da große
Duett zwischen ihr und Tristan, daS
feurig hingebende v ebeSwerben in
dem Zusammenspiel vnt dem bedeu
tenden Sänger, erst daS wurde ein
Genuß, wie ihn daS hiesige Publi
kum noch nicht gekannt hatte. Und
so stieg ihre Leistung von Szene zu
Szene bis zum Viebestoo. ihrem
herrlichen, großen Weihegefang auf
den herrlichsten Mann:
Lind und leise, wie r lächelt,
Wie daS Auge hold er öffnet
Seht ihr'ö, Freundr. seht ihr'ö
nicht?'
Atemlose Stille nach dem Schluß:
sinken, ertrinken, unbewußt,
höchste Lust!"
Aber dann brach ein Beifallssturm
loS. Klatschen und Jubeln, Bravo
rufen und Füßetrampeln. ,
Gilfe schwindelte es. Klaußner
mußte ihre Hand ganz fest fassen,
damit sie nicht umsank.
AIS endlich der Vorhang zum letz
ten Mal gefallen war. sagte er endlich
mit einem Handedruck:
Fräulein Brachmann, wann sin
gen wir wieder zusammen?"
Diese Frage deS großen Kollegen
war die höchste Anerkennung, die er
ihr aussprechen konnte. Und ein
stolze? Gefühl fchwellte EilfeS Brust,
Ach, wenn doch heute einer der ihren
hiergewesen wäre! Jetzt wünschte sie
es: vorher hatte sie eS gefürchtet!
Ihre Anwesenheit hätte sie unsicher
und angnuch macht.
Der Direktor, der sehr zufrieden
tchmunzelte. vereinbarte mit Klauß
ner noch ein zweites Gastspiel. Und
oa die Nachfrage nach einer Wieder
holung der Tristan"Aufführuna
sehr groß war, setzte er einfach noch
einen zweiten ,Trisian"'Abend an.
Diesmal teilte Gilfe es den
Schwestern mit.
Aber Klara konnte augenblicklich
unmöglich fort, und Gertrud sollte
nicht allein reisen. Nur Professor
ansen kam, um seine Schülerin rn
ihrer ersten großen Rolle zu lehen.
Viises Austreten gestaltete sich
wieder zu einem glänzenden Er
folge für sie. Professor Hansen tri
umphierte. Hab' ich es , nicht ge
wußt?, So viel verstehe ich denn dnch
von meinem Fach, daß ich weiß, auö
welchem Holz di großen Heldinnen
geschnitzt werden!"
Aber in einer Beziehung war er
unzufrieden mit Gilfe.
Er tadelte ihr BerbältniS zu den
anderen Schauspielerinnen. Ganz
ernhaft nahm er sie vor und redete
tyr ,n's Gewissen.
Sehen Sie mal, Fraulein Brach
mann, Sie ssnd doch eine der Ihren,
Sie müssen sich nicht 'auf einen
Piedestal stellen wollen. Sie leben
nicht auf einer Robinsoninsel. Sie
stehen mitten drin im brausenden Le
ben. und eS gehört zu Ihnen. Des-
halb müssen Sie auch mit den Wollen
heulen. DaS DuNennen ist Ihnen
gräßlich? Und die Anrede mit dem
Vatersnamen? Lieber Himmel, wenn
eS Iveiter nichts ist! Da denken Sie
doch zurück an die Biedermeierzeit,
an die Zeit unserer Groß und Ur
eltern. Wie harmlos aemüt
lich ging es da zu! Damit müssen
Sie den Ton in der Kulissenwelt
vergleichen. Sehen Sie mal, ich habe
oa ein alte? Tagebuch meines Groß
vaterö gefunden. Da schreibt er zum
Beispiel: Der Abend war schön, der
Mondschein lag auf den hellen Kis
wegen deö Gartens, die Nachtigallen
loteten tm fflicderaestrauch. Wir
promenierten im Garten und das
Frauenzimmer wurde zärtlich", ist
daS nicht entzückend? Da nannten
ste sich auch du. und eS galt das
alte Sprichwort: Ein Kllßchen in Eh
rcn darf niemand verwehren. Und
wenn ich nicht meine, daß Sie sich ein
Kiißchen gefallen lassen fallen, so
meine ich doch, daß Sie mit dem
im" sich nichts von Ihrer Frauen
wurde preisgeben. Und nun kommen
Sie heute abend mit zu dem gemein
schaftlichen Abendessen in der Roten
Sonne" und seien Sie hübsch gemüt
lich, gelt, Frauenzimmerchen?"
Er machte Miene, ihren Arm zart
lich in den seinen zu ziehen. Aber
Gilfe trat scheu zurück.
Na. denn nicht . chte er gut
mutig. Eine sachliche Rose, sind
Sie allemal, meine schone Isolde:
Aber mitkommen werden Sie?"
Ja. Herr Professor, aber nur.
weil Sie heute abend hier find.
Sonst passe ich wirklich nicht in den
Kreis."
Sie müssen eö lernen, müssen.
müssen, müssens Sonst' wenden Sttj
inqnait
nie zufrieden fein und Hell eine ifo
lierte Stellung haben. Meinen Sie.
dk ei kübsch ist. aus dem Mokier
stuhl zu sitzen? Hab ich schon bei
den Pfänderspielen meiner Jugend
nicht gemocht! Und wenn Sie nicht
mit den andern gehen, werden die
bald gegen Sie sein. Und glauben
feie mir, dann stehen sie alle für
ncn Mann. Geschlossene Phalanx
gegen Sie. denken Sie sich dal an
genehm? Und den Klaußner haben
Sie nickit immmer hier. Im Gegen
teil, dessen Protektion ist noch in
Sinn bti Anstoße! mehr. Na. Sie
wissen nun Bescheid, und ich hoffe.
k,k werven I greisen, daß ich Jy
nen gut rate. Nun zu etwa! an
derem. Wal werden Sie denn nun
fingen? Hat der Direktor schon et
wa gesagt? SÖi will er e denn
nun mit der Lindenau machen? Die
kann er doch nicht einfach reifeite
schieben:
Nein, er sprach schon mit mir da
von. Wir sollen den Lohenqrin
zusammen spielen. DaS Fräulein
Ltnoenau o,e jrtruö und ich die
Elsa, dann kommen wir unS nicht inS
ttehege."
Gut. gut. die können Sie! Wissen
Sie noch, wie oft wir daS Lohengrin
Duett geübt hzben? Und Herbold
säuselte den Lohengrin. bis ,ch ihn
gar übernehmen mußte. Da wird
sehr gut gehen. Wenn er nur nicht
zu bald schon mit der Elisabeth
kommt! Die haben Sie mir zu Dank
gesungen!"
Nein, die würde auch die Lindenau
nicht abgeben. DaS ist ihre Glanz
rolle."
Wie ist'S denn mit der .Wal
küre'?"
Da würd ich die Sieglinde sin
gen." .
Na fit, für den Anfang! Später
dürfen Sie sich die Walküre nicht ent
gehen lassen. Doch nun kommen
k.k. die Droschke wartet. Wir mus
sen zur Roten Sonne", und hübsch
gemütlich sein heute abend hören
Sie?!'
Gilfe lächelt nun doch über seinen
gutgemeinten Eiser.
Ich werde mir Mühe geben, Herr
Professor !"
Und eg ging wirklich kesser, als sie
gesurchtet hatte. Die Anwesenheit
Klaußners und des Professor leg
ten dem gar zu burschikosen Ton, den
die Lindenau gern einführte, einige
Beschränkung auf. Alle waren ge
mütlich und nett. Heut gefiel Gilfe
die etwas freiere Art deS BerkehrS
sogar ganz nett. Sie hatten doch
alle viel vom Leben gesehen, sie wuß
ten interessant zu erzählen, so daß
der Abend sehr angeregt verlief.
In der Folgezeit aber häuften sich
wieder die Unannehmlichkeiten. Die
Lindenau legte ihr, wo sie konnte,
Steine in den Weg. Und die Lo
hengr!n"Aufführung wurde für
Eilse trotz des großen personlichen
Erfolges, den sie dabei erzielte, zu
einer Marter. Die Lindenau konnte
es nicht ertragen, daß ihre Ortrud
trotz ihrer großen Stimme neben
Gilfeö keuscher, reiner Elsa 'nicht
auskam. -
Das Publikum ist ja auch wankel
mutig. Die Lindenau war ihm et
was Altes, Bekanntes. Gilfe war der
neue Stern, und als nun gar auch
noch die Zeitungen nur von ihr als
einem solchen sprachen, der am Kunst-
Himmel ausgegangen sei. da kannte
die Wut der Lindenau keine Gren
zen. Sie konnte stch in hämischen
Bemerkungen gar nicht genug tun.
Bald hatte hier ein Ton nicht ge
stimmt, bald war Gilfe schuld, wenn
in ihrem Duett etwas nicht ganz
klappte, bald hatte ste an ihrer Toi
leite und an ihrem Spiel zu tadeln.
Und da ste hier die ältere war, auch
viel unumwundener ihre Meinung
sagte, hatte ste die Kollegen auf ihrer
Seite, und Gilfe stand allein.
Ach, daß doch Klaußner hier wa
re? Daß seine sichere.' überlegene
Persönlichkeit ihr wieder den Halt ge
geben hätte, ohne den ste nicht fer
tig weroen konnte!
Er hatte überhaupt eine seltene
Macht über sie gewonnen.
Wenn ne sang, dachte sie: Wurde
Klaußner damit zufrieden fein?"
Noch niemals hatte ein Mensch so
viel in ihrem Leben bedeutet.
Aber ste liebte ihn doch' nicht?
Sie wieg den Gedanken weit von
stch. Es war nur der große Kunst
ler, den ste verehrte. Nicht auch den
liebenswürdigen, klugen Menschen?
Freilich, auch den! Und den hilf
reichen Kollegen, der ihr, der An
fängerin, so freundlich entgegenge
kommen war.
Und sie sehnte sich nach ihm.' Je
einsamer sie sich hier fühlte, je mehr
sie die Feindseligkeit der andern em
Pfand, desto heißer wurde ihre Sehn
sucht nach ihm. Und dabei wußte
sie ganz genau, daß sie, selbst wenn er
käme, diesmal nicht mit ihm zusam
men singen würde. Dai würde sich
di Lindenau nicht ein zweites Mal
entgehen lassen. Sie hatte sich ge
nug geärgert, daß ste mit ihrer Wei
gerung damals überhaupt erst Gil
sei Auftreten ermöglicht hatte. '
Und der Direktor mußte mit der
Lindenau rechnen, weil sie penstonS
berechtigt war und sicher nicht gut
willig ihre bevorzugte Stellung auf
geben würde. So mußte Gilfe in
Geduld die Nadelstiche ertragen, in
der Hoffnung, demnächst ein anderes
Engagement zu finden.
Fortsetzung foglt.) ... i
CmtU Trfgflae. ffrcTTag, letH.ttfTrunl.
Um QtU.
Skizze von Frederie Voutek.
... Die dicke Frau von Thermasse
bei der ei große Fest stattfand, hatte
Adele die genauesten Berhaltungk
maßregeln gegeben.
Er wird al karthagischer Genera
erscheinen. Irgendeiner mit einem
besonderen Namen, aber ich entsinne
mich nicht mehr welchem." hatte ste
ihr gesagt. El ist ein großer, brii
neter junges Mann mit ein wenig
träumerischem Gesicht, aber sonst ein
reizender Mensch. Er besitzt zwölf
Millionen, wissen Sie, kleine Freun
bin. er ist der Gatte aus dem Mär
chen . . . Aber dal alleß wird von Jh
nen abhä?. 5ese? Kursche. h:
sentimental ist. will durchaus um
seiner selbst willen geliebt werden.
Sein Geld hat ihm sogar schon Her
zenlkummer gebracht. Nun will er
sich verheiraten und ist doch voller
Mißtrauen. Wenn er merkt, daß Sie
seine Vermögenslage kennen, so steht
er Sie nicht mehr an ... Und so
werden Sie ihn wie ganz von unge
fahr auf meinem Balle treffen, nicht
wahr? Tun Sie alle, damit er mit
Ihnen spricht. Verfuhren Sie ihn
DaS kann Ihnen nicht schwer fal
len bei Ihrem hübschen Aussehen
und Ihrer Intelligenz ... Aber achten
Sie darauf, daß keine zu delikaten
Fragen zur Sprache kommen, kein
Wort über sein Geld oder seine Lage.
Tun Sie. wenn er Ihnen vorgestellt
wird, ali ob Sie seinen Namen gar
nicht verstanden hätten. Er muß
durchaus den Eindruck haben, daß er
Sie um seiner selbst willen erobert
hat ..."
Dank, dielen Dank, liebste Freun
bin."
Die Mutter AdeleS. eine sehr welt
liche, energische und ehrgeizige Mit
we. die seit zwei Jahren alle Ort ab
lief, um ihre außerordentlich hübsche,
aber vermögenslose Tochter gut zu
verheiraten, war über die dicken slet
schigcn Hände Frau von ThermasseS
hergefallen.
Sie sind, wie immer, unsere Bor
sehung. Adele wird sich Ihres Ver
trauenS würdig erweisen und wird
ihr Ziel erreichen. Nicht wahr, Ade
le, eS wird Dir gelingen?"
Hoffentlich," (und Adele dachte
mit emporgezogenen Brauen nach)
ledenfallS werde ich mein Möglichstes
tun ...
Und besonders, liebes Kind, ver
gessen Sie nicht, daß er als Kartha
ger kommt. In einem Gewände, den
ke ich ... Nun, Sie verstehen sich
doch auf historische Kostüme?
Es hätte wohl sonst nicht gelohnt.
daß sie bis zu- ihrem siebzehnten
Jahre im Gymnasium geblieben ist",
lagie iyre dinier.
Nun schritt Adele durch die präch
tigen Salons des Hauses Thermasse
und suchte denKarthäger inmitten der
hin und herflutenden lärmenden
Menge der kostümierten Gäste. Er
ist da, ich habe ihn bereits gesehen".
hatte die dicke Dame ihr zugeslü
ti.-i ent.-. cm.. ii t.ii. r ' -i
ich. -juce juiuuci ylliie nm IN ei
nem Spielsaal niedergelassen, um ihr
Ruhe zu ihrem Borgehen zu geben.
Und so lehnte sie alle Aufforderungen
zum Tanzen ab und durchstreifte auf
merksam. ohne Hast die Ballsäle,
wahrend ihr Herz in dem Wunsche.
zum Ziel zu kommen, doch heftiger
schlug.
In ihrem Kleid alö .Herbsttau".
das wie ein Gegenstuck zu ihrer blen
senden Jugend erschien, war sie heute
abend noch schöner alö gewöhnlich, mir
ihren schweren Haaren, die goldkäfer
färben schienen wie ihre Augen und
welche mit roten Blättern und fun
kelnden Tropfen bestreut waren, mit
ihrem matten Teint und der weichen
Grazie ihreS Körpers in der schillern
den Seide. Nachdem sie die ganze
Festveranstaltung vergebens durch
schritten, war sie an der Tut einer
großen Galerie stehengeblieben und
blickte in daS Gewühl der Tanzenden.
Plötzlich bat eine schüchterne Stimme
sie zu einer Runde.
Sie wandte sich um und zuckte zu
'mm. Der Sprechende war groß
und sein Gesicht unter den schwarzen
mit einem blauen Bande umwundenen
Haaren war auffallend blaß. Er trug
ein gemaltes Gewand, einen kurzen
Mantel und hohe purpurrote, blau
verschnürte Schuhe. Er ist eS". sag
te sie sich, entzückt über den Zufall,
der ihr den Gesuchten zuführte. Und
le legte ihre Hand aus den dargebo
enen Arm.
Der Gedanke, ihm gefallen zu so!
en
ivioeriirroie iqr anfangs ein roe
War sie dock aewobnt. kick stets
Nlg
gegen eine Menge solcher, denen sie
4. .L Y V lm k .. ff - . -
gul gr,,. ucnciumcii zu muicn.
fiiÄf hrsl6n8 tiftrfi NInrfr
" I - v'.f
hnA h innrt n?slnn fAtn in firr
WVM. - M i ) ... 11."
Verwirrung einen Reiz mehr zu sehen.
Sie verstanden sich vortrefflich, ent
deckten, daß sie dieselben Neigungen
..-. v:.r.tt.- nr... c.u
und
1ICCIVCII L'in.iyuiiycu yuuen
nBwnbnlick bei iunri k,t,n
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strfi fiffnttm ftotfornrnt. 1?nihm
(f UtHMfVVMI
rtmiWnS hrn rttthfftt ftffhnn
JII(JVHV QtfVVVI
begannen sie von sich selbst zu erzäh
i .i . i V -ff- -.fjt-T' .
ste
len
. luutic ucuiucu uue gesaylliazen,
sönlichen Dinge. Sie dachte an
per
ihr
Ziel. Und doch ließ sie sich nach
und
nacq zu einem vrrirauen oinrri
daS sie niemals empfunden. Die
ein wenig verschleierte Stimme
ßen.
leise
W-. .mmrvnmimmmmmmmmmmm
bti Karthager sagte ihr einfache, an
genehme Dinge. Er zeigte einen fes
selnden, zartfühlenden Geist und eine
heitere tiefempfundene Aufrichtigkeit,
die sich anscheinend noch schwer au
seiner Zurückhaltung befreite. Und
beide, die sich nun tn der allgemeinen
Zwanglosigkeit dei Feste nicht mehr
verließen, vertrauten sich allmählich
Intimere an.
Sie speisten zu zweien an einem
kleinen abfeitt stehenden Tische und
traten nach dem Souper, da sie dem
Kotillon und den immer noch vollen
Salon entfliehen wollten, in den
Wintergarten ein.
Dort setzten sie sich in den war
men Schatten großer wohlriechender
Pflanzen. Und Adele ließ sich ver.
wirrt, wie berauscht von den zärtli
chen Worten, die er ihr zuflüsterte,
einwiegen. Sie fühlte sich vollkommen
glücklich. Niemals hatte auch nur ei
ner der Männer, die ihr Liebesworte
zugeraunt, sie in gleichem Maße be
wegt, wie dieser, dem sie gerade zu
hören sollte, der ihr mehr gefiel al
irgend ein anderer, den sie lieben
würde, ja, den sie schon liebte. Und
da! war ein wunderbarer GlückSzu
fall ...
Er hatte ihre Hand ergriffen. Er
versenkte seine schwarzen Augen in die
großen goldslimmernden braunen Au
gen und plötzlich fragte er sie ohne
alle Umschweife, ob sie ihn lieben und
heiraten wolle.
Eine ungeheure Freude durchflutete
daS junge Mädchen. Sie antwortete
nicht, aber er fühlte, wie ihre fei
nen Finger seine Hand preßten. Da
beugte er sich vor, um ihre Lippen zu
streifen. Doch schon war sie aufge
sprungen und entfernte sich einige
Schritte, während sie den Kopf mit
einer anmutigen, kindlichen Bewegung
schüttelte. Auch er erhob sich. Sie zit
terten beide ein wenig. Einen Augen
blick lang blieben sie stumm.
.Wie schön dieser Ball ist," sagte
sie, nur um das Schweigen zu bre
chen, welch hübsche Kostüme
Ja", sagte er. ,daö Ihrige ..."
Sie lachte.
es ist recht einfach, nicht wahr?
Aber Sie, Sie sind prächtig als Kar
thager ..."
Auch er lachte.
Danke für das Kompliment, auch
wenn ich kein Karthager bin, sondern
ein byzantinischer Kaiser ..."
Sie war emporgefahren.
Sie sind Byzantiner! Byzantini
scher Kaiser? Mein Gott, mein Gott,
ich habe mich getäuscht! Sie sind es
ja gar nicht!" schrie sie in ihrer Wer
wirrung und Kopflosigkeit.
Sie haben sich getäuscht?" Er sah
sie betroffen an.
Ja ... nein ..." Und plötzlich
erzählte sie ihm, in Tränen ausbre-
chend, alleS : von ihrer verwitweten
ehrgeizigen Mutter, ihren eigenen Lu
xusbedürfnissen, ihrem länglichen Le
ben, der Notwendigkeit einer reichen
Heirat, von der Unterstützung Frau
von Thermasses und der kleinen Ber
schwörung dieses Abend - der Uah
stchtigten Verführung eines jungen
ManneS. der zwölffacher Millionär
fei und als Karthager erscheinen wür
de, und den sie in sich verliebt ma
chen sollte, ohne merken zu lassen,
daß sie ihn kannte. Sie sprach schnell,
in abgebrochenen Worten. Und die
Tränen rannen ihr über die Wangen.
Vergessen Sie mich ... vergessen
Sie mich ... ich kann nicht ... Sie
werden verstehen, daß ich nicht kann
aber mit Ihnen bin ich nicht ko
kett gewesen . . . eö war aufrichtig . . .
ich fchwöre Ihnen, daß eS wahr ge
worden war ... welch ein Unglück,
mein Gott, welch ein Unglück!" schloß
ste, um ihm zu sagen, wie glücklich
ste gewesen Ware, ihn neben zu dur
sen, wenn er auch reich gewesen wäre.
Leichenblaß hörte er ihr zu. Er sah
erbarmungswert müde aus in seinem
prachtstrotzenden Gewände. Dann
zuckte er verzweifelt die Schultern.
Ja, ja, daö ist wirklich ein Un
glück", sagte er endlich mit dumpfer
Stimme, es ist ein Unglück . . . Aber
wissen Sie." fügte er mit bitterm La
cheln hinzu, der zunge !vcann mit
den zwölf Millionen bin ich doch!
Ich habe nur im letzten Augenblick
mein Kostüm gewechselt, aber ,ch bin
es! ... O, dieses Geld ... dieses ver
dämmte Geld ..."
Er verließ sie. Und wie versteinert
stand sie da und sah ihm nach, bis
das blaue Band und das gemalte Ge
wand in der Menge der Gäste ihren
Blicken entschwunden war . . .
Der Druckfehler.
Ein Setzer hatte das Unglück, un
heimlich viele Druckfehler zu nrn
chen und schließlich sah er ein. daß
er als Setzer seinen Beruf verfehlt
hatte. Er sattelte um und wurde
Kellner.
Eines Tages brachte er einem Gast
die bestellte Suppe und trat diskret
beiseite, damit er in Ruhe essen kön
ne. Plötzlich rief ihn der Gast her
an:
Das ist !a unerhört! Was ist
denn das für eine Wirtschaft! Da
st ja eine Nadel in der Suppe."
Sie verzeihen, das ist gewiß ein
Druckfehler... eö sollte wohl eine
Nudel sein."
Ufere
rj ' '
9502. '
Ei einfaches Haus der ArieitöNeid.
Rosa und weih karierter Timity wurde für dieses reizende Modell benutzt
Grau und weih gestreifter Seersucker in karierten oder gestreiften Effekten, abes
auch einfacher Gmgham, Percale oder Lawn können benutzt werden. Tag Mo
dell ohne die Taschen bildet ein sehr hübsches Nachmittagskleid. Die geräumigen
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2, 84, 86, 38. 40 und 42 Aoll Bruitiveite. ES benötiat 4& Karo AUääiattL
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Neuer Frühjahrs und Sommcr'Katalag mit allen neuesten Modev
fertig. Jeder Leserin der OmahaTribüne" für 10 Cents zugesandt.
B e st e l l u n g s - A n w e i s u n g e n
Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendung de
Preises geschickt. Man gebe Nummer und tffc nnd die volle Adresse deut
lich ai und schicke ten Coupon nebst dem oben erwähnten Preis an da
?attsru Department;, Omäha Tribüne,
1311 Hsward Lt.
Der Smaßa Iriöünö" Fattcrn ßoupon.
Ich ünsche Muster No.......
....Zoll, Srus oder TaMemveitA
(Iahn 4 . Ui Kindersachen.)
Name.... .......
No. Straße ............
' . . . "
"""" .
Mutter und Sohn.
Im allgemeinen kommen Mutter
und Sohn ziemlich gut miteinander
aus. oft besser als Mutter und Toch
ter; aber trotzdem gibt es Zeiten
gerade in den Entwickelungsjahren
des Sohnes, wo die Mutter nicht die
richtige Art findet, um mit ihm um
zugehen. Sie merkt, daß er nicht
mehr mit all seinen kleinen ffreuden
und Leiden zu ihr kommt. Sie ver
gißt, daß sich in dem vielleicht Fünf
zehnjährigen das männliche Selbst
bewußtfein regt. Er hält es unter
seiner Würde, sich bei der Mutter
Rat zu holen, aus Furcht, als Mut
tersöhnchen verschrien zu werden.
Viele Mütter verstehen es nicht,
nehmen wohl die ersten Anzeichen
dieser Wandlung als etwas Selbst
verständliches hin; es schmerzt sie,
doch ste fühlen sich außer Stande,
eine Aenderung herbeizuführen, ob
gleich eS ihnen zum Bewußtsein
kommt, daß ihnen der Verlust des
kindlichen Vertrauens droht. Wenn
die Mutter aber annimmt, daß nur
ste, nicht auch der Sohn unter der
Entfremdung leidet, so ist ste sehr
im Irrtum. Gerade in - den Ent
wickclungsjahren drängt sich dem
Jungen so viel Neues auf. fei es im
Gemütsleben, in Schule oder Beruf,
im geselligen Verkehr, daß es ihm
große Mühe macht, es innerlich al,
lein zu verarbeiten, weil er eine Art
Stolz darein setzte für möglichst
selbständig zu gelten. Trotzdem wür
de er sich gern mitteilen, wenn die
Mutter den richtigen Schlüssel zum
Innenleben ihres Sohnes findet. Ei
gentlich sollte es überhaupt nicht so
weit kommen.
Es heißt früh genug wachsam sein.
Wenn von der Mutter nicht die Trieb
kraft ausgeht, wird er gar zu leicht,
unmerklich zuerst, später mehr und
mehr, seine Wege vom Elternhause
ablenken. Ganz verkehrt aber wäre
eS. wenn die Mutter Vertrauen sor
derte oder durch Ausfragen Mitteil
jjainleit euttnrta.cn wollte: damit
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würde sie nur das Gegenteil erreichen.
Es gibt nur einen Weg. der zum
Ziele führt, der jeder einsichtsvollen
Mutter zugänglich ist: daS liebevolle
Verstehen der Interessen des jungen
Menschen.
Welcher Segen darin liegt, vor
welchem Schaden er bewahrt bleibt, ist
wohl jeder Mutter ohne weiteres klar.
Wenn aber eine Mutter zeigt, daß
ihr die Angelegenheiten ihres Sohnes
langweilig sind, oder wenn sie aus.
Oberflächlichkeit und Gedankenlostg
keit .sich nicht darum kümmert, so
trägt sie selbst die Schuld, wenn der
Fünfzehnjährige fchon beginnt, eigene
Wege zu wandern. Mag die Mutter
noch so sehr in Anspruch genommen
fein von häuslichen und beruflichen
Pflichten, ste darf den Dingen, die
daS Leben ihres halberwachsenen
Sohne ausfüllen, und die ihn ge
nau so bewegen, wie uns Erwachsene
unsere Angelegenheiten, keine Gleich
gültigkeit entgegenbringen, sonst wen
det er sich ab.
Und noch eins: Nur kein Spott,
kein Bekritteln der oft sonderbaren
Uebertreibungen, die jenem Lebensal
ter so oft eigen sind. Denn der
Spott ist das Grab jeglichen Mittei
lungsbedürfnisses; furchtsam der.
schließt sich das junge Gemüt in be
leidigtem Stolz. Ein zweites Mal
naht er sich nicht so leicht, wenn die
Mutter das erste Mal nicht begriff,
wie wichtig ihm feine Erlebnisse wa,
ren. Doch darf das Jntereffe keir
geheucheltes fein, sondern der Jungt
mutz das felsenfeste Vertrauen haben,
daß das, was er seiner Mutter an,
vertraut, von ihr nicht vor Anderer
breitgetreten wird.
Selbst die einfachste, ungelehrtesi.
Mutter kann diefe Vertrauenstellu;
dauernd bei ihrem heranwachsender
Sohne behaupten, wenn sie es nu,
versteht, ihm von Anfang an di:
Ueberzeugung beizubringen, daß da!
Mutterherz das richtige Plätzchen ist.
wo es für olle Kümmernisse Trost.
Anteilnahme und Verständnis iz
ttw und Leid Mt.
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