Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 23, 1913, Image 3

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    gl!e cwoq iribfinfc Monsun 21. April 1913.
3m warmen Nest.
Nvman von (?. von
ix rn .nTB-gai
(4. Fortsetzung.)
6it ktle landwirtschaftliche Be
tatungkn mit Ctatthaltkr Willens,
der wohl allein hätte fertig werden
können, der es ober für seine Pflicht
hielt, ihr nun über jedes Stück Virh
und über den Sang der Ernte genau
en Bescheid zu geben.
Dazwischen eilte s,e on Eilfe,
Krankenbett, hatte Konsultationen
mit Toltor Jenssen und Doltor
Ewald der seinen jungen Kollegen
auf dessen Wunsch begleitet hatte.
Die Pflege selbst besorgte in der.
ersten Zeit Miete mit Gertruds Hil
fe. Endlich aber mußten sie sich doch
entschließen, eine Krankenschwester
zu nehmen, weil die Nachtwachen für
iie alte Stiel ,u anstrengend wur
den. Gertrud allein konnte die Ver
ontwortung nicht tragen. Und Kla
rat Gegenwart regte die Kranke
immer mehr auf.
So waren Wochen vergangen.
Jetzt endlich schien die Gemalt der
Krankheit gebrochen zu sein. Gilfe
bat ruhiq. wenn auch noch sehr matt.
:m ericyicn uq ivugr"
wieder bei den Schwestern. Bis da
hin hatt sie gesagt. GilseS Krank
heit könne ebensogut 2yphuS sein,
und sie müsse sich vor Ansteckung
ihres Kindes wegen hüten. Die schöne,
verwöhnt Frau haßte und fürchtete
nichts mehr wie Krankheiten und
Krankenpflege. Ihr Mann hatte
e zwar für feine Pflicht gehalten, sich
täglich nach GilfeS Befinden zu er
kundigen. Aber bei diesen Pflicht
besuchen war es geblieben. Irgend
eine Hilfe waren Bruder und Schwa
gerin für die Schwester nicht gewesen.
Allerdings hatte Wilhelm ja auch
selber viel zu tun in dieser Zeit. Die
Ordnung des väterlichen Nachlasses
nahm seine Kräfte in Anspruch. Er
mußte die Gelder flüssig machen zur
Auszahlung an die verheirateten
Schiresicrn. Auch hatte er es über
rommen, das Geld für feinen 58m
in Eberhard anzulegen.
Für Hennings Erbe sorgte Justiz
rat Salburg.
Einmal hatte Wilhelm bei seinem
Besuch Klara gefragt, ob sie wisse,
was wohl die Ursache zu Gilfes plötz
licher Erkrankung gewesen sei.
' Klara blickte verwirrt vor sich
nieder. Sie hatte immer ein drücken
des Gefühl der Schwester gegenüber.
Ihr war. als sei sie schuld an deren
Krankheit. Hatte doch Gilfe es ihr
W jenem Tage hart und grausam
in'ö Gesicht geschrien: Du bist schuld,
daß ich nicht kommen sollte, du bist
schuld. d.'.ß da Testament so lau
tctc, und daß ich jetzt hier gefesselt
bin."
Nein, sie sollte hier nicht gefesselt
.i . ff- . X i ftKrt
sein. .Das hatte sich Klara in den
angstvollen Stunden an Gilfes Kran,
kenbett gelobt. Gilfe sollte Freiheit
haben, zu tun. was sie wollte. Sie solle
in Berlin leben. Musik studieren und
gut Bühne gehen können. Klara woll
t die Mittel flüssig machen. Und
eS würde schon möglich zu machen
sein.
DaS hat! sie auch Wilhelm ge
sagt.
Aber der war anderer Meinung.
Weshalb willst du gleich zu an
fang deiner Geschäftsübernahme., ge
wissermaßen in deine LehrlingSjahre
hinein, dir diese besondere Schwierig
keit bereiten? Vater hat S nun mal
so gewünscht. Ob es mir lieb war.
daß er es so bestimmt hat. daS ist
eine andere Cache. DaS hat nichts
damit zu tun. wenn ich jetzt sage: Wir
all haben unö Vaters Vestimmun
gen zu fügen' gehabt. Folglich hat
auch' Gilfe sich zu fügen. Dieser
Wunsch., zur Bühne zu gehen, ist
Überhaupt kindisch von ihr. Laß sie
"Tods) hier so viel singen, wie sie will.
Zur Bühne braucht sie nicht! Abge
sehen davon, daß ich meine Schwester
gar nicht gern auf der Buhn sehe,
nimmt sie nur armen Mädchen die
Stellung und daö Brot fort. Außer
dcm bezweifle ich noch, daß sie wirk
lich die Begabung hat."
.Aber wenn es sie so unglücklich
-macht, hier zu leben?!"
Pah. unglücklich?! Ueberspannt ist
sie! Und du. meine lieb Klara, bist
noch viel zu weich und viel zu gefühl
roll, um dem großen Betrieb und dem
zreßn Vermögen vorstehen zu kön
nen, das mit BaterS Testament in
deine Hände gelegt worden ist. Na.
ich, begreife ja den Later überhaupt
nicht! Er war doch bei Lebzeiten
such nicht gerade solch' ein schwär
merischer Anhänger der Frauen
bewegung.".
.Frauenemanzipation? Was hat
l i cy. t . : i ... i,.q tti
Die mir inrinrr aiuc zu miiv iyut
tüchtige Frauenarbeit ist Vater alle
zeit gewesen. Und ich hoffe, dir zu be
weisen, daß ich ek lernen werde, mein
Lmt auszufüllen, wenn ich S auch
iekt nock nickt verliebe. ?lck, hoffe, dir
w zeigen, daß Frauenarbeit eurer
Männerarbeit nicht nachsteht, trotz
em mein Herz vielleicht noch zu weib
Sieb und zu weich denkt. Harte ist
iUt auck, nicht nötig dabei nur
qielb'wi'ßtskin und Celbstbeherfchung.
db ich sie haben werde? Ich hoffe e.
Versd aber deshalb will ick) Gilfe
Wintkrscld''uruo,.,.
keinen Zwang antun. Ist sie fest ge
nug, um nach dieser Krankheit ihrem
Wunsch treu zu bleiben, und vor al
lein hat ihre Stimme nicht gelitten.
f werde ich sie nicht zurückhalten,
nach Berlin zu gehen. Im Gegen
teil, ich werde versuchen, ihr ie
Wege zu ebnen. Glückt eS ihr nicht,
so bleibt ihr immer noch daS Heim,
in daS sie zurückkehren kann
Und du willst dich hier allein
quälen?"
Em wehmütiges Lächeln glitt über
Klaras stille Züge.
Vielleicht wird Gilfe im Gegen
teil sagten: Und Klara wird allein
herrschen! Aber ich will daS Beste!
Ob es mir immer glücken wird, ist ja
eine andere Frage."
Wilhelm lächelte mitleidig und
machte sein überlegenes Gesicht",
wie eS Gertrud nannte.
Er dachte: Gott, wie sich die gute
Klara wichtig vorkommt seit dieser
neuen Wendung in ihrem Leben! Wie
sie sich als Mittelpunkt fühlt! Man
könnte wirklich etwas ungeduldig
werden!
Und Klara fühlte sich doch gar
nicht stolz. Im Gegenteil: sie hatte
so oft Anwandlungen tiefsten Ber
zagenS, wenn sie bedachte, was jetzt
clleS auf ihren Schultern lag. was
alles von ihr verlangt und erwartet
wurde. Sie konnte nur nicht ertra
gen. wenn Vaters Bestimmungen be
mangelt wurden. Dann bäumte sie
sich auf. dann rief sie ihren Stolz zu
Hilfe. Und dann sprach sie so. wie
eben zu ihrem Bruder, so daß er
wirklich denken konnte, sie sei hoch
mütig und selbstbewußt geworden.
Wie kleinmütig und verzagt sie
oft war. das wußten nur zwei Men
schen. Der eine war Justizrat Sal
bürg, der alle ihre Kämpfe miter
lebte, der ihr redlich half, ihren
Kleinmut zu überwinden, und der sie
in allem unterwies, was sie jetzt ler
nen mußte. Dahin gehörten auch
Kurs- und Zinsberechnungen, daS
Anlegnen von Geld, der An- und
Verkauf von Papieren, und so viele,
viele Dinge, von denen sie bisher kci
ne Ahnung gehabt hatte. Denn sie
wollt auch darin selbständig werden.
Mußte sie ihre Gelder von dem Bru
der verwalten lassen, so war sie auch
nicht freie Herrin über die Einnah
men und Ueberschüsse, die die Ziege
lei bringen würde.
Der zweite Mensch, der Klara jetzt
genau kennen lernte und durchschaute,
daS war Gertrud.
Das kindliche Mädchen. daS in
manchen Dingen noch ein richtiger
Backfisch war, hing mit fast fana
tilcher Liebe an dieser Schwester, die
ihr ja stets die Mutter ersetzt hatte.
Und sie empfand mit dem feinen Ge
fühl der Liebe, wie fchwer es ihrer
bescheidenen Schwester wurde, sich in
diese dominierende Stellung zu fin
den, wie fchwer es ihr auch gemacht
wurde durch den schiveigenden Wider
stand ihres BrudcrS und seiner schö
nen, stolzen Frau.
Frau Eva war in allen ihren Hoff
nungen getäuscht worden, und daS
verzieh sie Klara nie. Sie sagte, wie
Gilfe gesagt hatte: Das glaube ich
nie. daß Klara nicht, um daS Testa
ment gewußt hat. DaS hat sie ge
wollt, und das ist ihretwegen so ge
macht Korden. Man weiß ja, wie
sie den Alten zu nehmen wußte."
Daß ihr Mann außer der Glas
Hütte, die allerdings erst eine neuere
Schöpfung ihres Schwiegervaters
war. auch die Sägemühle geerbt hat
te. das vergaß sie ganz. Und daö
Sägewerk war doch das erste und
bedeutendste der Brachmannschen
Werke. Es war daS uralte Geschäft,
das den Namen und den Wohlstand
der Familie begründet hatte. Seit
dem Jahre 1640 befand es sich nach
weislich in den Händen eines Zim
mermeisterS und Bürgermeister? Kon
rad Brachmann in der kleinen Stadt
Seefeld und war damals eine ein
fache Zimmerei, die aber beständig
vergrößert wurde.
Jetzt hatte eS Dampfmaschinen
für Holzbearbeitung, doppelte Voll
gatter. die die stärksten Baumstämme
in wenigen Minuten zersägten, und
Hobelmaschinen und ssräsemaschinen
mm Glätten der Bretter. All diese
Maschinen bearbeiteten das Holz,
das, zu Flößen vereint, den Kanal
herunterkam, und daS. in großen
Kähnen sauber geschichtet, auf dem
Wasserwege wieder feiner Bestimmung
zufuhr.
Neben der Sägemühle war der
große Holzhof. auf dem Massen ge
fchnittenen Holzes lagerten, das me
terweise bezahlt wurde. Dieses Säge
werk hätte den jungen Brachmanns
allein ein mehr als reichliches Aus
kommen gewährt. Qi schuf ihnen
eine sichere Einnahm und trug so
gut wie gar kein eigenes Risiko. DaS
war alles sehr klar geordnet.
Dazu bot die Clarahllt ihnen in
hllbscheS Heim, geräumig genug für
sie beide und daS einzige Töchterlein
Elfe. Und doch dachte Frau Eva
nur daran, daß sie daS große elter
liche HauS nicht geerbt hatten nicht
die Equipage und den alten, vorneh
men Park. Da konnte sie dem
Schwiegervater nicht verzeihen. Um
all ihre stolzen Träume hatt er sie
betrogen.
So war die eine erzürnt, daß ihr
die Ziegelei samt HauS und Hof ent
gangen war, und die andere Gilfe
war außer sich, daß sie ein verhaß
tcs Erbe antreten sollte.
Die arme Klara aber stand zwl
fcben beiden und mußte die Verant
wortung für alle tragen.
Dai fühlte sogar Gertruds kind
liche Gemüt. Und sie gab sich Mü
he. der Schuster zu helfen, ws p
konnte,' ihr die sckwere Zeit zu er
leichtern dunch Fröhlichkeit und LIe
be. ihr zu zeigen: eine derstebt dich
und dankt dir für alles, was du für
uns tust.
Und Klara merkte ei wohl, waS
Gertrud empfand, und eS erfüllte
sie mit Freude, daß sie wenigsten?
diei Herz ganz befaß. Sie wollte eS
hüten als ihren kostbarsten Schatz.
Die BrachmannS beherrschten hier
in dieser Gegend gewissermaßen den
ganzen Kanal. Zunächst an der
Stadt lag die Ziegelei, einige tau
send Schritte weiter kam daS Säge
werk und wieder eine Viertelstunde
am Wasser aufwärts die Klarahütte.
Aber sie lag etwaö tiefer ins Land
hinein. Dagegen war die Ziegelei
ebenso wie dos Sägewerk unmittel
bar an dem berühmten Kanal ange
baut, der die zwei großen Flüsse
verbindet. Auch die Steine gingen
stets auf dem Wasserwege in die
Welt. Sie wurden gleich in . die
Kähne geladen, und olleö Leben und
Treiben spielte sich am Wasser ab.
Von einer schleuse bis zur andern
zogen die Treidelpfcrde an mächtigen
Tauen die .schwerbeladenen Kähne,
und der Schiffer stieß zugleich mit
seiner Stang immer vom Ufer ab
und half dadurch dem Schiffe weiter.
Aber die Hauptarbeit verrichteten
die armen Pferde. Und so viel Freu
de Klara auch immer an dem Trei
bcn auf dem Kanal gehabt hatte,
die armen Tiere taten ihr stets leid,
die Tag für Tag ihre schwere Last
ziehen mußten. Ein jammervolles
Schicksal für ein so stolze. edleS
Tier, wie das Pferd es ist. das kühn
und flink unter dem Reiter dahin
fliegen mochte, stolz den Kopf erho
ben, wiehernd in der frohen Lust,
über den grünen Rasen oder die glatte
Bahn dahinjagen. Hier aber trugen
sie die Köpfe gebeugt, schwer traten
die Hufe in den harten Boden, und
mühsam zogen sie an den Tauen die
beladenen Kähne stromauf.
Klara kam sich jetzt manchmal vor,
als ob man sie auch so in die Sielen
gespannt hätte. Würde sie nun so
an ihrer Last ziehen müssen, Tag für
Tag. jahrein, jahraus? -
Nein, es mußt auch wieder anders
kommen.
Wenn sie sich nur erst eingelebt
hatte, dann würde auch so manches
wieder von selbst gehen, wie eS zu
Baters Zeiten auch gegangen war.
Sie konnte sich gar nicht erinnern,
daß Vater auch täglich angeschrieben
hatte, wieviel Ziegel gebrannt, wie
viel verladen worden, daß Willens
von jeder Fuhre Heu und von jedem
Liter Milch berichtet hatte. War daö
nur das Neue, waS eS eben so schwer
machte?
Eben lehnte sie an der Brüstung
der großen Veranda, die auf , den
Kanal hinausging, und sah verlöre
nen Blickes auf ein Boot. daS unten
langsam vorüberzog. Und mit ei
nem Male glitt ein Lächeln über ih
re ernsten Züge. Auf dem Schiffe
lief ein kleiner Knabe im Hemdchen
fröhlich auf dem Bootsrande ent
lang. Er hatte keine Ahnung von,
der Gefahr, die ihm auf dem schma
len Steig drohen konnte.
In demselben Augenblick kam der
Hund des Schiffers, ein kleiner Spitz,
und zerrte den Kleinen am Hemdchen
von dem gefährlichen Spazierwege
herunter. Der Kleine machte ein
ärgerliches Gcsichtchen und wollte
nach dem Hunde schlagen; der aber
fetzt sich ruhig und stolz daneben,
und man las von seinem klugen
Spitzgesicht den Gedanken ab:
Schimpf du nur ich habe meine
Pflicht getan!" ' '
Da kam aus der Kajüte die Frau
des Schiffers gelaufen und nahm den
Kleinen, der ihr beim Ankleiden ent
wischt war, beim Schöpf. Dem Spitz
klopfte sie dankbar den Kops.
Klara hatte schon oft mit stillem
Vergnügen diese häuslichen Szenen
beobachtet, die sich auf. den Booten
abspielten. Beim. Durchschleusen,
wenn der Mann mit dem Abstoßen
beschäftigt war, stand meistens die
Frau am Steuerruder, . hoch aufge
richtet, frei in Wind und Wetter.
Man sah prachtvolle Gestalten darun
ter. Die Leute lebten ja ganz auf
ihrem Kahn, sie wuschen und trock
neten Wäsche, sie kochten und zogen
sogar Blumen in künstlichen Blu
menkästen. Es war eben ihr alles,
dieses schwimmende Heim.
Und hatte ihr der Anblick der ge
plagten Treidelpferde daS Herz
schwer gemacht, so heiterte diei klei
ne Genrebildchen sie jetzt wieder auf.
Sie wollte es machen wie der brave
Spitz: ihre Pflicht tu; mochten tonn
auch die andern fchelt'.
A-
(Fortsetzung solo
, v
Tevid Livingstone.
Gin Werk m hd,rtfte ',''
Uti grißrn fforschkk.
Durch seine zähe Beharrlichkeit
hat sich David Livinastone aus eige
ner Kraft auS den ärmlichsten Ber
hältnissen zu einem der größten
Afrikaforscher aller Völker und Zei
ten aufgeschwungen. Als Sohn ei'
neS armen TeehandlerS Im Dorf:
Blantyre In der Nähe Glasgow!
mußte. er bereit? als zehnjähriger
Knabe zum Unterhalte der Familie
beitragen, indem er in einer Baum
Wollspinner! Handlangerdienste tat
und die abgerissenen Fäden wieder
zusammenknüpfte. Von morgens 6
bis abends 8 Uhr war er mit dieser
elenden Arbeit beschäftigt. Sie lieh
ihm Muße zum Lesen, und während
die Maschine 'hin- und herging, lern
te Livingstone Lateinisch aus einem
Buche, das er sich von seinem ersten
Wochenlohne gekauft hatte.
Mit achtzehn Jahren rückte Li
dingstone auf; er wurde richtiger
Spinner in der Fabrik und erhielt
nun mehr Lohn. .In dieser Zeit
träumte er schon von Reisen in die
fernsten Länder, durch ganz Europa
hindurch bis nach Asien, durch In
dien bis nach China hin. Aeußcre Er'
eignisse bewirkten es, daß er diese
Pläne in dieser Form nicht ausfüh
ren konnte. Daß er aber dennoch
Erforscher unbekannter Erdteile
wurde, setzte er trotz aller Schwierig
leiten durch. Der Engländer Basil
Mathews hat mit liebevoller Hand
den Lebenslauf David LivingstoneZ
in einzelnen Bildern ausgemalt, und
der Verlag der Basler Mission,
buchhandlung" läßt diese Biographie
zum hundertsten Geburtstage deS
großen Forschers in einer trefflichen
Uebersctzung von Luise Oehler in
deutscher Sprache unter dem Titel
Livingstone, der Pfadsinder" er.
scheinen. Gützlaff, der deutsche
Missionär in China, so wird von dort
berichtet, war Livingstones Vorbild
gewesen; ihm wollte r es gleichtun,
wenn er von Reifen nach China
phantasierte. Daß er große Weltrei
sen machen würde, stand für ihn
fest; allerdings teilte er seine, ehrgei
zigen Pläne nur selnen Eltern und
seinem Pfarre: mit. Seine Absicht
war, während des Sommers fleißig
in der Spinnerei zu arbeiten unv
von den Ersparnissen im Winter in
Glasgow zu studieren. Im Jahre
1826 konnte Livingstone mit der
Ausführung dieses Vorhabens be
ginnen; er studierte den Winter übn
in Glasgow, im Sommer des fol
genden Jahres war er wieder Spin
ner. aber diesmal reichten seine Er
sparnisse nicht für das Studium
während des Winters. Freund rke
ten ihm, sich an die Londoner Mit
sionsgesellschaft zu wenden, die ihn
vielleicht ausbilden lassen werde. Die
sem guten Rate folgte Livingstone.
und er hatte dabei viel Glück: die
Missionsgesellschaft übernahm seine
Ausbildung, um ihn dann als Hei
denmissionär reisen zu lassen.
Bis zum Jahre 1840 studierte
Livingstone nun in London Medizin;
dann machte er in Glasgow seinen
Doktor und sollte nun nach China
abreisen. Der Krieg zwischen Eng
land und China, der damals gerade
ausbrach, machte einen Strich durch
seine Pläne. Um diese Zeit macht:
Livingstone eine Bekanntschaft, die
für fein ganzes Leben entscheidend
werden sollte: der Forscher und Mii
sionär Robert Moffat. Livingstones
späterer Schwiegervater, kam gerade
aus Afrika zurück, dem Lande der
Geheimnisse, dessen Inneres auf der
Karte einen einzigen großen weißen
Fleck bildete. Moffat erzählte von
Tausenden von Dörfern, die noch nie
der Fluß eines Weißen betreten ha
be. und so reiste in Livingstone über
raschend schnell der Entschluß, nach
Afrika zu gehen.
Die Londoner Missionsgesellschaft
gab sogleich ihre Zustimmung; am
17. November 1840 brachte der alte
Livingstone seinen Sohn an Bord des
Georg", und Livingstone verließ
sein Heimatland, um es erst sechzehn
Jahre später wiederzusehen. , Als er
im Jahre 1856 wieder nach Groß
britannien kam, war er ein berühm
ter Mann, von dessen Entdeckungen
die ganze Welt sprach. Er mußte
überall Verträge halten, und auch die
Königin Viktoria ließ ihn zu sich ent-
bieten. Er sagte ihr. er freue sich
sehr, daß er feinen Afrikanern sagen
könne, er habe seine große weiße
Häuptlingin gesehen, und sie lachte
laut, als er hinzufügte: Sie werden
mich dann zu allererst fragen: wieviel
Kühe hat sie? Denn die Afrikaner
haben ja kein Geld, darum schätzen
sie ihren Reichtum nach Rindern und
nach Elefantzahnen."
Nachjahrelangen, mühe
vollen Untersuchungen hat der Privat
dozent Sigmar Schultze Gallera in
Halle festgestellt, daß die berühmte
Burg Giebichenstein bei HcLle in ei
nem Teil, der Alten Burg", eine
prähistorische Wallburg darstellt, die
zum Schutz der Salzquelle errichtet
war. Die in der Geschichte bekannte
Burg wurde von deutschen Kaifern
bis Heinrich IV. benutzt. Der zweite
Teil der Burg, die Unterburg", war
die Residenz der Erzbischöfe. der
dritte Teil, die Oberburg" eine
Zitadelle.
KZnig WeargV
Vkksbnlichk d,m ermird'Ik Herrscher
GrirchkiilandS.
Man hat in früheren Jahren KZ
nig Georg Mutter, die hochbetagt!
Königin Witwe Luise von Däne
mark, gern die Schwiegermutter Eu
ropa genannt. Mit ebensoviel Be
rechtigung hätte man den 1 jetzt er
mordeten Fürsten den Better Euro
pai nennen können. Denn ei gidt
In der Tat kaum eine evangelische
oder vrtho.?c?e Fürstenfamilie in Eil'
ropa,. zu der daS griechische Königs
HauS nicht in verwandtschaftlichen
Beziehungen stünde. So kam es, da'
der König sich auch in den Haupt
städten Europas beiilahe wohler
fühlte, als in seiner klassischen Resp
denz. Alljährlich besuchte er Wien.
Kopenhagen und Paris, wo er über
all wie zu Hause war. So wohnte
er. w'nn er in der Kaiserstadt an
der Donau weilte, gewöhnlich im
Hotel Krantz auf dem Neuen Markt,
einem gutbürgerlichen Hause, wo er
eS sich in zwei bis drei Zimmern deS
ersten Stocks bequem machte. Bon
hier aus fuhr er :n die Hofburg ode:
noch Schönbrunn zum Kaiser, fast
nie in einer Hofequipage. sondern ge
wöhnlich in seinem Stammfiaker.
Häufig ging er ganz allein durch die
Kärntner Straße oder ' über den
Graben und er kehrte auch gern al
lein in ein Restaurant ein, wo er sich
nach gut bürgerlicher Art etwa das
berühmte Wiener Rindfleisch munden
ließ.
Freilich war König Georg auch
daheim ein einfacher und guter
Hausvater, und es wurde im Palais
zu Athen nichts angeschafft, ohne daß
er es persönlich genehmigt hatte. Bei
einem Diner ereignete sich es liegt
das freilich schon Jahre zurück
folgende niedliche Geschichte: Ein
Gast hatte das Mißgeschick, ein Glas
Rotwein umzuschütten. Der König,
dessen scharfem Auge dies nicht ent
gangen war, winkte sogleich einem
Lakeien und flüsterte ihm zu. man
möge nach dem Diner darauf bedacyl
sein, den Flecken zu entfernen, da es
eines der besten Gedecke sei". Groß:
Sprünge durfte sich König Georg ol
lerdings auch nicht leisten; bezog er
doch die niedrigste Apanage aller eu
ropäischen Könige. Sein Einkommen
betrug nur 125,000 Drachmen, al
so nicht viel mehr als eine Viertel
Million Dollars im Jahre. Von
Hause aus besaß er überhaupt kein
Vermögen, und um sein Budget auf
recht erhalten zu können, bedürfte kl
mehrerer. Zuschüsse zu seiner Zivils
sie, die ihm von Engknd, Frankreich
und Rußland in der Höhe von je
100.000 Drachmen jährlich gewährt
wurden. Westeuropäische , Jnter
Viewer, deren Ehrgeiz es war, einen
König auszufragen, brauchten nur
nach Athen zu reisen; König Georg
war stets gern bereit, ihnen Rede und
Antwort zu stehen, wenn er auch mit
Geschick vermied, den Zeitungsteuten
mehr zu sagen, als er politisch hätte
verantworten können. Er verstand
sogar ganz ausgezeichnet die Kunst,
viel zu reden, ohne etwas zu sagen.
Zeltlebens blieb König Georg AuS
länder in feinem Reiche, und es ist
bekannt, daß er es in einem halben
Jahrhundert nicht verstanden hat, die
Landessprache auch nur einigermaßen
zu meistern. Nicht viel anders war
es mit der Königin, die sich al rus
sische Großfürstin in Athen auch nie
sonderlich wohlgefllhlt hat. Das glet
che sagt man von der bisherigen
Kronprinzessin Sophie, der jetzigen
Königin, die auch lieber in der deuk
schen Heimat als im Lande der Gric
chen weilt. Allerdings bietet das
Land dem Königshaufe noch heute
nicht die kulturellen ( Errungenschaf
ten, an die feine Mitglieder von der
Heimat her gewöhnt waren. Und wie
sah es erst in Athen aus. als Gc
org 1. vor nun fast 50 Jahren dort
seinen Einzug hielt! Der König
hatte sich gerade hierüber vor einigen
Jahren einmal einem Interviewer ge
genüber geäußert:
Im Jahre 1863". so erzählte Kö
nig Georg, stand das königliche Pa
lais einsam da. Wenn ich des Abends
Gäste bei mir hatte, mußten sie den
Weg mit Laternen zurücklegen. Heute
gibt es in der Umgebung des könig
lichen Palais fchöne Gebäude
Athen hat elektrische Bahnen, gute
Stadtbeleuchtung, Automobile, Tele
phone! Athen kann sich doch auch als
moderne Stadt sehen lassen- Und in
ganz Griechenland gibt es Eisenbah
nen. Die Griechen haben Fort
schritte in jeder Hinsicht gemacht. Wir
würden auch dem übrigen Europa
näher sein, wenn uns nicht die Tür
sei durch Verweigerung der Bahnan
schlußlinie längs des Meeres die An
Näherung an Europa unmöglich ge
macht hätte..."
An dem Tage, da König Wil
Helm I. zum erstenmal das preußisch
gewordene Frankfurt a. M. betrat,
brannte der uralte Dom ab.
G r o ß f U r st C o n st a n t i n be
saß, eine Sammlung von 33 in Ma
röquin gebundenen. Bänden von der
utoli Merlauaaenjir Bnie.
" ' '
Um SMmOr-Wck
jWMK
f-j i fr"
iSn$&
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fL . 3
iCZÖi'':
" 9239. ;. " ," 3
Hauskleid für Damkn.,
In einem Kleide dieser Art wird eins Frau immer nett uSfthen, wenn
e? aus eincin weißen oder anderen kleidsamen Stoffe hergestellt ist. Das Dessin
eignet sich auch sehr gut für ein Nachmittagskleid. Die ovale Halsöfsnung i)t
bequem und hübsch, der Schluß an der Seite sehr praktisch. Die Gioson-Falte ibt
den Schultern die Breite und die langen Acrmel lassen den unteren Arm
frei und komfortabel, was nämlich bei den Hausarbeiten sehr gut ist. Der Rock
ist ein fünf Gehren-Modcll. Das Muster ist in Grötzen geschnitten: 82, 84,
3. 3S. 40 und 42 Noll Bruitlveite. t3 bcnöriat 6'A Nards 44üölliaen (Stoss für
die Lzöllige Größe.
Preis des Musters 10 Cents. I
Neuer Frühjahrs und CommerKatalag mit allen neueste Mode
fertig. Jeder Leserin der Omaha Tribune" für 10 Cents zsgessndt.
B e st e l l u n g s A n w e i s u n g e n
Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendmg del,
5?reiseS geschickt. Man gebe Nummer und Grrs'.e und die voNe Adresse deut
ich n und schicke den Coupon nebst den: oben erwäbnten Preis an d .
Pattera Department, Omaha Tribüne,
1311 Lzward Lt. .
Der Smaßa x'Mm" Fattern ßoupon.
Ich wünsche Muster Ns. ....... ,
.... Zoll, Brust oder TaiÄemveite
(Iahn .... bei Kindersachen.)
. ' . . "W, ' . . ' '
Name
No. ..
Straße
Cchillcrs Werke.
Ursache deS Verschwinden der Origi.
nalkjandschriften.
Im Gegensatz zu der reichen Fülle
Goethescher Originalmanuskripte, die
sich erhalten haben, sind die ersten
Niederschriften der Werke Schillers,
zumal seiner späteren, fast völlig ver
schwunden. und es ist nicht selten die
Frage aufgeworfen worden, worin
diese doch immerhin seltsame Erschei
nung ihren Grund haben mag.
Als Schiller am 9. Mai 1805
starb, fanden sich in seinem Schreib
tisch neben zahlreichen Entwürfen.
Plänen, Aufzeichnungen und derglei
chen die Nicderfchrift des Demetrius
fragments und die des Wilhelm
Tell". Die Tellhandschrift ist jetzt nur
noch in Bruchstücken vorhanden, da die
Familie Schiller in einer unserem
Empfinden unbegreiflichen Weise die
Handschrift zerschnitten hat, und die
einzelnen Verse an Autographen-
sammler und Verehrer des Bichters
zu verschenken pflegte. Noch um die
Mitet der 1880er Jahre waren fast
auf allen Autographenversteigerungen
solche Zettel aus Tell" für billiges
Geld zu kaufen, heute sind sie nicht
Mehr zu finden, also wohl in den Ve
sitz von Bibliotheken und Museen
übergegangen. Hat sich somit aus
dem Manuskript des Tell" wenig
stens einiges erhalten, so sind die
übrigen Manuskripte unauffindbar
geworden.
Es liegt nun ein Brief des ältesten
Sohnes Schillers. Karl v. Schiller,
vor, der die Frage nach dem Verbleib
der Originalmanuskripte in einer sehr
klaren Weise' löst. Als sich beim
Herannahen des hundertsten Geburts
tages Schillers im ganzen deutschen
LandeVereine bildeten, die feinen Na
men trugen, schrieb der Leipziger
Schillerverein an den damals in Lorch
(Württemberg) lebenden Sohn Schil
lers und bat ihn. den Sammlungen
des Vereins ein Manuskript des Dich-
terS zur Verfügung stellen zu wollen.
Stadt
mrilfUiim
Darauf erwiderte Karl k Schiller,
daß er zu seinem Bedauern nicht in
der Lage sei, den Wunsch deS BeremS
zu erfüllen, da der große Dichter- die
Gewohnheit gehabt habe, feine Manu
fkripte sofort zu verbrennen, wenn
eine Abschrift davon genommen war.
Der Grund hierfür mag vielleicht in
der Abneigung Schillers zu suchen
sein, einen Einblick in die Art seines
Schaffens und in die zahlreichen Am
derungen zu gewähren, die er vor der
Vollendung feiner Werke an ihnen
vornahm. "
Auch über den , erhaltenen Hand-,
fchriften. Schillers hat, wie wir in der
Internationalen Sammlerzeitung
(Herausgeber Norbert Ehrliche Wien)
lesen, ein eigenartiges Schicksal gewal
tet. Auf die Zerstörung der Tell
Handschrift ist schon Hingewiesen kor
den, aber auch die Niederschrift der
Huldigung der Künste" ist verloren
gegangen. Schiller hatte sie der
Großfürstin Marie Paulowna bei
ihrem Einzug in Weimar geschenkt,
und die Großfürstin, die spätere
Großherzogin, die si noch im späten
Alter als höchsten Schatz aufbewahrte,
hatte sie bei ihrem Tode der kaiser
lichen Bibliothek in Petersburg über
weisen lassen. Der Wille der Groß
Herzogin wurde auch erfüllt, aber daS
kostbare Manuskript, ist in Petersburg
nicht mehr zu finden.
Daß Galmeiveilchen. eine
Abart des Stiefmütterchens, soll seine
besondere Färbung dem erzführenden
Boden verdanken.
Der französische U
terstaatssekretär für das Postwes
Chaumet macht augenblicklich V
suche mit einem 24 Stundenziffer,
blatt, das nur zwölf Stunden aus
weist und mit dem Glockenschlage 1?
automatisch ein neues - Zifferblatt
mit den Zahlen von 13 bis 24 er
hält. Die bisherigen Versuche, die
in der Pariser Zentrale und in es
nigen bedeutenderen Filialen voj
nommen i wurden, sollen ein erfremt''
ches Ergebnis gehabt Haben,
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