Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 19, 1913, Image 5

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    aftSstTItfie. CntflÜa TtlUnf.
LWifAifA 'ST htoH
Im Fra-meiUsrelse-
Wie meine Mutier die geimat wiederfand.
i
A
Schlnmmerliedchen.
'S X-v 'V Vl
V STv ' " Ki
Schlaft mit olTjnfammcn ein,
Meine sieben liinderlein.
In euren weichen Betten.
.Schlummert süh und schlafet
ans,
streckt mir keinS die Beinchen
ran
Unter eurer lecke.
Seid ihr bann geschlafen ein,
Fliegt ein Engel ins Zimmer 'rein,
Äesieht sich alle sieben:
Deine Kinder sind alle weig und rot.
Frühlings sehnen.
&m kleinen Stübchen sitzt am Herde
Ta5 alterögraue Mütterlein, -Blickt
traurig auf des Feuers Schein
Und betet, daß es Frühling werde.
So slill- die Straßen und die Gas
sen: TaZ junge Völkchen hockt am Tisch:
Es muß die Wangen, sonst so
frisch.
In dumpfer Luft erbleichen lassen.
, jUi.l ... : ,
A Und, ach, das kleine Schmunzel'
kätzchcn,
Das sonst so gern spazieren ging.
gnno nnd
Ach, Väter, sprich, wie fang ichs an,
Dab ich die Spatzen fangen kann?
Die Spatzen!
"i ,
Tee Vater spricht: So streu, mein
" Hanö,
Hübsch Salz den Spatzen auf den
Schwanz!
i Den Spatzen! ' -
Drauf nimmt er eine Hand voll
v, , Salz
Vnd lauert mit gestrecktem Halö
Auf Spatzen.
So laß die Spatzen,
Sie sind halt klüger
Die Spatzen.
Wo ist da Glück zu Sans?
Sag an, wo ist das üNui zu
Haus?
Im prächtigen Palaste?
Ach nein, da schautö nicht oft her
1 aus,
Da kommt es nur zu Gaste.
So ist die Hütte wohl sein Ort?
Ach, nein, da treilts nicht immer,
Ein böseS Wörtchen scheucht eS sort
Und seinen Freudcnschimmer.
Es wohnt gewiß im Walde?
gründ?
D6 kannst ds wohl begrüßen,
g e i m
EineS der rührendsten Gefühle
in der Mcnscheiibrust ist das, von
welchem die holde Jphigcnie crgrif
fen war, als sie vom Strande -des
fremden Taiiris hinausblickend da?
Land der Griechen - mit der Seele
suchte",, ,d welches Goethe so schön
schildert in dein Seufzer:
dem, dcr fern von eitern und
Gcscl,wislcrn
Li,l einsam Leben fuhrt l Ihm zehrt
.-. ,. der Gram
TaS nächste Zliick von seinen Lippen
weg.
schwärmen abwartö immer die
Gedanken
r-crä seine BatcrS Halle, wo die Sonne
fielst den Himme! vor ihin anfschl!;.
Es ist daS ein Gefühl, welches
.vct Menschen mit der ganzen Natur
teilen, mit dem Baume, der in
fremder Erde verkümmert, mit den
Tie'.-en dieans bet heimischen Wild
iU in ein anderes ans versetzt, er
kranken und leiden. Wir teilen eS
Ein' schönen Gruk vom lieben Gott,
Ob sie auch fromm geblieben?
Meine sieben Kinder sind alle
fromm,
Sie wollen gern in den Himmel
komm'n,
Schön Tank für Milch und Wecken.
Bring' wieder einen Grujz nach
Haus,
Es steckt mich keins die Beinchen
'raus
Mehr unter seiner Decke.
Bekümmert schaut das arme Ting
Zur Tür hinaus und leckt daZ Tätz
chcn.
Des ganzen Hauses Ingesinde,
Bom Vater bis zum kleinsten Kinde.
Das zappelnd in der Wiege liegt.
Ja selbst der Spatz, der , draußen
, . fliegt:
Sie alle drückt die Sehnsucht nieder
?tach-Sonnenscheiil und Blumenduft,
Nach süßer, wurz'ger Waldesluft.
Trum, lieber Frühling.' komm doch
wieder!
die Spntzen.
Und als der erste sich gesetzt,
Schleicht er heran: Dich krieg ich
jetzt!
Dich Spatzen!
TaS Spätzlcin aber flog, hufch,
, husch,
Hinweg zum nächsten Lindenbusch.
Ach Spatzen!
Sie halten, Vater, ja nicht still.
Wenn ich das Salz hinstrcucn
will.
Die Spatzen!
Hans, in Ruh,
doch als du
Doch tn's mit sanftein, frommem
Mund,
Sonst flieht's auf schnellen Füßen!
Kehrt cö bei großen Leuten ein?
Besucht eS auch die Kleinen?
Es möchte gern bei allen sein.
Und trösten, die da weinen!
Woher es kommt? Wer findet'S
auö?
ES dringt durch Luft und Schmer
zen.
Und ist auf Erden nur zu HauS
In einem reinen Herzen!
w e h.
auch mit allen Völkern und finden
es bei dem Schweizer, der zu seinen
Alpen die verlangenden Arme auö
streckt, bei dcni Grönländer, der sich
nach feinen öden Felsen und Schnee
höhleil sehnt, bei dem Araber, dem
für die Wüste das Herz pocht., bei
dem Chinesen, der aus Kalifornien
sehnsuchtsvoll ins Land seiner Väter
zurücksegelt.
Es ist ein Gefühl, daS mit den
schönsten Lebenserfahrungen des
Menschen zusammen hängt, nämlich
mit den Anschauungeil und Erin
nenlngen seiner Jugend, als ihm
die Wunder dcr Schöpfung zu
erst offenbar wurden.
Dieses Gefühl deS Heimwehs und
der Vaterlandsliebe ist daher durch
und durch zart, poetisch und fast re
ligiös. ES ist frei von Selbstsucht
und von Beimischung' unreiner
Triebe. Es erregt daher auch die
allgemeinste Teilnahme. .
Auf den
Bei ihrer Großmutter waren drei
Kinder zum Besuch, ein Mädchen
und zwei Knaben. Sie mochten
gerne bei ihrer Grokniutter sein,
denn sie hatte die Kinder sehr lieb,
und jeden Morgen zum Kaffee gab
es Honig. Aber auch spielen könn
ten die Minder bei der Großmutter
so schön. Bei schlechtem Wetter,
wenn sie in der Stube sein mußten,
gab (örosjittutter ihnen schöne Bü
chcr niit Bildern zum Lesen, oder
sie gingen auf den Boden, wo viele
Körbe mit buntem Zeug und mit
Quasten und Fransen standen.
Taraus machten sie sich Hampel
männer oder Puppen, und jedes
Kind freute sich, wenn es wieder
neues buntes Zeug gefundn: hatte.
Bei schönem Wetter aber waren sie
den ganzen Tag draußen. Neben
dem Haus der Großmutter stand
ein großer Baum, eine Birke, mit
weißer Ninde und Häugezweigen.
und riilgs um den Baum war eine
Rasenbank. Ta saßen die Kinder oft
und sahen sich die Wagen an, die
vom Bahnhof kamen. Tann gingen
sie zum Schweinestall und betrachte
ten sich die kleinen Schweine, die
so niedlich und weiß waren, und
wenn die Großmutter cs erlaubte,
gaben sie den Hühnern Futter. Ost
gingen sie aufs Feld, wo die Kühe
gemolken wurden, und bekamen je
des ein Glaö Milch. Gern waren
sie auch im Zuschlag, so hieß ein
Die sieden Stäbe.
Ein Bater hatte sieben Söhne,
die öfters miteinander uneins
waren. Ueber dem Zanken und
Streiten versäumten sie die Arbeit.
?, einige böse Menschen machten
sich die Uneinigkeit zu Ruhe und
trachteten, die Sohne nach dem Tode
des Vaters um ihr väterliches Erb
teil zu bringen. '
Da ließ der Vater eines Tages
alle sieben Söhne zusammenkommen,
legte ihnen sieben Stäbe vor, die fest
zusammengebunden waren, und sag
te: Dem, dcr dieses Bündel Stäbe
zerbricht, zahle ich hundert große
Taler bar." '
Einer nach dem anderen strengte
lange seine Kräfte an, und jeder
sagte am Ende: Es ist gar nicht
möglich!" Und doch," sagte der
Bater, ist nichts leichter!" Er löste
daS Bündel auf und zerbrach einen
Ziatsel- nnd
Spielecke.
Mtscl.
1. -
Tu schmetterst uns mit Jubel nieder,
Doch leiden wir dabei nicht viel,
Tenn schnell erhebst du uns auch lme
der.
Und unser Fall war nur ein Svlcl.
2.
Den Vogel niit glühenden, sprühenden
Augen.
Mit schlagenden fflügeln und zornigem
Fauchen -Du
magst ih for oder rückwärts
' schreiben.
Er wird doch stets derselbe bleiben.
. '
Edle Früchie bring ich dir.
iahst du dich von vorne mir;
Doch wirst du mich rückwärts lesen,
Bin ich ein gar borsiig Wesen.
Ein HauS bat lauter Treppen,
ein Fenster, keine Zimmer;
Der Hciiiöherr muß es immer
Auf seinem Rücken schleppen.
(; .. :
Vom Müller bis zum Bancrnhau
Schlepp ich dc Sack jahrein. jahrauS;
Verkehrt bin ich iin Land des Weines
Ein Fest wie weit, und breit sonst kel
, , -',; - lieg. ..; :;.... . .,
Sreitern.
kleines Gehölz dicht bei dem Hause
der Großmutter. , Ta spielten sie
Indianer und machten stch Hütten
von Zweigen und Laub. Und im
Zuschlag war auch ein großer
Baum, der immer knarrte und
stöhnte. Die Leute meinten, das
wäre ein verzauberter Prinz. Ach,
aber am schönsten war es doch auf
den Brettern! Ta lagen viele, viele
Balken und Bretter, große Haufen
aufeinander, wie Bauklötze. Ta
konnten die Kinder Wohnung spie
len. Zwischen den Balken hatten sie
ihre Stuben, ejns war ihre Wasch
stube, eins die Schlafstube und eins
die Küche. Tas kleine Mädchen holte
sich Baumrinde, die lag auch ans
dem Platz, und daraus machte sie
ihre Teller, ihre Messer und Ga
beln und ihr Kochgeschirr. Wenn sie
fertig war mit dem Essen, holte sie
ihre Brüder, und dann wurde
Mahlzeit gehalten. Tic Balken bat
tcn auch Löcher, die von den Zim
mcrlentcn hineingchauen waren.
Wenn es nun geregnet hatte, war
Wasser in manchen Löchern, da lie
fen die Kinder von Balken zu Val
ken und zählten die Löcher, in denen
das Wasser war. Kinder! Kinder!"
rief dann Großmutter, das Essen
ist fertig." Tann liefen die Kinder
hinein, wuschen sich, kämmten sich
und aßen das gute Mittagessen, das
ihnen ihre liebe Großmutter ge
kocht hatte. I
Stab nach dem anderen mit gerin
ger Mühe. Ei", riefen die Söhne,
so ist es freilich leicht, so könnte cö
ein kleiner Knabe!"
Tcr Vater sprach: Wie es mit
den Stäben ist, so ist cs mit euch,
meine Söhne! So lange ihr fest zu
sammcnhaltct, werdet ihr bestehen
und niemand wird euch überwälti
gen können. Bleibt aber das Band
der Eintracht, das euch verbinden
sollte, aufgelöst, so wird es euch
gehen, wie den Stäben, die hier zer
brechen auf dein Boden umberlie
gen."
DaS Hanö, wo Zwietracht ist, zer
fällt:
Nur Einigkeit erhält die Welt.
Schick dich in die Welt hinein.
Denn dein Kopf ist viel zu klein.
Als daß sich schick die Welt darein.
6.
Ich, die gemacht ganz kecn
Aus Soh und Eisen werde
grad
lim mich dreht eilig sich daS Slad,
Ja selbst die ganze Erde.
Vorwärts bin ich ein , doch halt, ich
hab mich verraten;
Rückwärts suche mich jetzt, wahrlich du
findest mich nie.
8.
Immer das Beste nur ist'S, der Kern
des inneren Lebens;
Kleinlicher Handel entsteht, liest man
von hinten das Wort.
iSv ,
i . g
' (Zweisilbig.)
Blinnen geraubt ist die erste, oft stützt
auch Blumen die zweite;
Sicht, wie am Wcihuachtsbaum still sich
das Ganze verzehrt.
10.
(Dreisilbig.)
WaS in dem ersten Paar du hattest, er
hascht sich das Ganze;
ÄZcrkst du eS zeitig, du wirst haltet die
Letzte mirl" schrein.
11.
Rate nun: mein Angesicht
Ist geschmückt mit fremdem Licht;
Schmückt das fremde Licht mich nicht,
Ziehst du nicht mein Angesicht.
12.
AI Pflanze steig ich aus der Erde,
Doch du verwandelst mich in Stein;
ll' d wen ich dir soll nützlich sein,
o machst du, dnsz ich Wasser werde.
, - 12.
Ich bin nicht, ich war nicht, ich werde
' I.icht fei, -
- h i?in .
Ich erhielt kürzlich einen Brief
aus Äiinchkn. Die Freundin schrieb:
.Ach, könntest Du doch unsere Herr
licht Metropole wiedersehen. Du
würdest daS alte München nicht mehr
kennen !"
Nun. vielleicht ist kS besser, ich
sehe eS 'nicht.
-Gar zu lieb und teuer liegt mir die
traute Bajuvarenstadt im Sinne, die
ich einst vor Jahren geschaut habe;
gar zu eng verschlungen sind die an
mutigen Bilder der Vergangenheit.
Ich fürchte, daö helle Licht der Ge
genwart würde mit seinem Lberstrah
lenden Glänze mein ganzes, treu ge
pflegieS Blumengärtlein der Erinne
rung zerstören.
Noch sehe ich alleS so lebhaft vor
mir.
Von Salzburg her ging die Neise.
Vater und Mutter saßen an meiner
Seite, und das Glück, hinausziehen
zu dürfen in die weite Welt, erfüllte
mein ganzes Sein.
Bilder reihten sich an Bilder, und
Mütterchen, das mit frohem Herzen
der Heimat zueilte, wußte gar viele
freundliche Erinnerungen aus ihren
Jugcndtagen wachzurufen.
Nun sollte ihr Sehnen, die traute
Stätte wiederzusehen, erfüllt wer
den!
Im Fluge ging eZ der Hauptstadt
Bayerns zu.
Nur wenige Reisende, welche Euro
pas Sehenswürdigkeiten kennen zu
lernen wünschen, versäumen es,
München aufzusuchen, und jeder, der
einmal in den Bannkreis der rühm
reichen Kunststadt und ihres Mär
chenzaubcrs getreten ist, vermag sich
nur mit schwerem Herzen von der
Herrlichen zu trennen.
Man muß die Pracht selbst ge
schaut, die reichen Schätze mit eige
ne Augen gesehen haben, um ihren
Einfluß auf das Herz des Kunst
freundes zu begreifen; ,man muß daS
fröhliche Völkchen sorgloser Lebens
künstler und den still behäbigen die
deren Bürger in ihrem gemütlichen
Treiben beobachtet haben, um den
Ne'' der einzigartigen Königsstadt zu
vergehen.
DaS war wohl damals so, wie es
heute ist, nur daß dem so froh erreg
ten jungen Mädchen auch die einfach
sten Begebnisse einst ganz unvergeß
liche ' Ereignisse dünkten, k .
Wohl übte auf meine empfängst
chcn Sinne die Pracht der Bauwerke
und Denkmäler, die Schönheit der
Kirchen und Paläste einen überwäl
tigenden Eindruck aus, wohl stand
ich bewundernd und selbstvergessen
vor den unschätzbaren Kunstwerken in
den vielen Museen, die selber an sich
schon die köstlichsten Kunstgebilde re
präsentieren, aber der NeZclztum an
Schätzen wirkte erdrückend, die Wucht
der Eindrücke verwirrend, und fast
fluchtartig suchte ich den überreichen
Kunstgenüssen zu entfliehen. ,
Ich habe später, noch oft dieses
rätselhafte Empfinden durchkostet.
Ein Uebermaß an Pracht erquickt
nicht, wie es dcr Anblick einzelner
Schönheiten kann, gerade so wie
übergroße Reichtümer an Gold nicht
halb so sehr beglücken, wie das Ge
fühl bescheidenen friedlichen Besitzes.
Aus dfm Glänze dcr Paläste zog
es uns in den stillen Frieden alter
Gäßchen. die mit ihren altertumli-
chen Giebelhäusern ungemein wohl-
tuend auf uns wirkten. Und diese
stnd's, die immer wieder in den Bor
Tu meinst wohl, ich scherze, ich sage
dir: nein;
Ih stch ja doch sichtbar vor deinem
Vcsicht. '
agst du meinen Namen, so nennst du
mich nicht.
14.
Ich hab zwei Flüac! und kann nicht
fliegen,
Hab einen Nück-n uno kann nicht liegen;
ch hau ein Min uno taun nicht inm,
Trag eine Brille und kann nicht sehn.
Lösungen der ätsel i voriger
Vtummer.
1. Die Ubr. "
2. Eine Frau.
3. Dcr Hahn.
4. Tag und Nacht.
5. Äamcnz (Lessing, geb. 1729).
0. Tas Recht (Gesetz).
7. Die Karte. , ,
8. Tcr Würfel.
9. Der Kalk.
10. Der Reif. ;
Bom Alleinsein..
Wir leben im Zeitalter der Ver
eine: es scheint dem gegenwärtigen
Geschlecht eine Notwendigkeit zu sein,
sich Zerstreuung zu verschaffen. Dies
bedeutet aber einen großen Schaden,
denn wer hat jemals gehört, daß ein
gedankenloser, dem Vergnügen erge
bener Mensch bemerkenswerte Arbeit
geleistet hat. Denken und Konzentra
tion ist unumgänglich nötig und hat
jeder Handlung vorauszugehen, ohne
dies kann einfach nichts geschehen.
Emerson sagt unS: Der Gedanke
geht der Handlung voraus; alle Tat
fachen der Geschichte existierten vor
her im Geiste als Gesetz: ein Mensch
ist m ganze EnGMedder Tat)
dergrund treten, wenn ich dcr schö
nen Jsarstadt gedenke.
Dann reihen sich wohl all die
prächtigen Bauirrne an: Tcr impo
fante Königsbau, da? Maximilianeum,
die kostbaren Kirchen, Galerien, vM
fern und Theater, die stolze Lava
ria, die monumentalen Tore und
Denkmäler, aber mitten hinein guckt
ein altersgrauer Giebel, und dann
fehe ich den gemütlichen, biederen
erbgcsessenen Burger daraus hervor
treten, wie er gemächlich und still
vergnügt im Vorgefühle kommenden
Genusses dem Hosbräuhause zustrebt.
Ich sehe in das Gewirre fröhlich
scherzender Menschen hinein, wie sie
das schäumende Naß begierig an die
durstigen Lippen fuhren, ich sehe um
gestülpte Fäßchen, auf denen Brot
und Radi", wohl auch ein Stück
Wurscht , ein malerisches Stilleben
bilden, und dann klingt mir der Zu
ruf fröhlicher Zecher ins Ohr:
Magscht trinka?"
Mutter fchwebte im Glücke.
Nun stand sie ja auf vaterländisch
verwandtem Boden, ein Weilchen
noch, und sie durfte die geliebte Hei
mat mit trunkenem Blicke umfassenl
Bon München führte unser Weg
nach Augsburg, der alten historischen
Schwabenstadt, am Lech.
Drei schöne Augsburgerinnen ha
ben dort den Weg zum Furstenthrone
gefunden: Klara von Detten, Agnes
Bernaucr und Philippine Welser,
und der Name Fugger ist mit dem
Begriffe von Handel und Reichtum
unzertrennlich in der Geschichte AugZ
burgs eingegraben.
Uns war die alte Handelsstadt nur
eine Stufe zum nahen Ziele.
Und da war es denn nun: Nord
lingen, das alte, liebe gemütliche
Schwabenstädtle, und auch Octtingen,
Bopfingen, Wcmdingen, Mündlingen,
Marktoffingen und hundert andere
ingen" waren da, mit welchen End
stlben fast jedes Dörfchen ausklingt.
Das alte Rathaus! Wie einen
lieben alten Freund begrüßte es die
Mutter mit feuchtem Blicke! Am
Marktplatze davor hatte sie einst an
der Hand der geliebten Eltern gestan
den, wie ein Hauch nur flog die Er-
innerung darüber hin, denn die Gu
tcn waren, ach, viel zu früh dahinge
gangen, und die Waise zu lange
schon der Heimat entfremdet worden!
Wehmutsvolle Tränen weinte sie
dem ihrem Herzen fo geheiligten
Orte, liebevoll betastete sie den Brun
nenrand und sandte dann forschend
den Blick in die Runde: Nichts hatte
sich verändert. So mochte der statt
liche Bau schon vor Jahrhunderten
trotzig dagestanden, so mochte er den
Stürmen stolzen Widerstand geleistet
haben! Und die Menschen, die vor
seinen Toren kämpften, sorgten, lit
ten? Wo sind sie alle hin? Zersto
ben, vergangen!
Doch wozu das Grübeln, noch ist
die Gegenwart so schön!
Jubelnd fast schritt sie uns voran:
Ellwangcn. der teuren Geburtsstätte.
galt ihr heißes Sehnen! Ob noch
der große Garten am Häuschen
grünt? Ob noch der prächtige Blut
birnenbaum sich über blumige Rabat
tcn breitet? Und ob überm Giebel
noch das Storchcnnest prangt?
Jauchzend eilte sie dahin, doch plötz
lich hemmte sie zögernd den Schritt:
Um Gott! Das ist doch mein teu
res Häuschen nicht, das ist ja gar
nicht mehr mein süßer, Heimatsort,
sachen. Dne Geschichte ist die Ur
künde dieses Geistes."
Um über ein bestimmtes Thema
nutzbringend nachdenken zu können,
muß man seine Gedanken auf die
betreffende Arbeit konzentrieren. Der
Wert des Alleinseins ist gar nicht zu
überschätzen; alle großen Erfindungen
und Entdeckungen sind in der Ein
samkeit gemacht worden; alle Män
ner, die große Taten vollbracht ha
ben, haben oft in der Einsamkeit ge
weilt. Viele der großen Geister der
Vergangenheit und der Gegenwart
entspringen der Einsamkeit des Land
lebens und ganz einfach deswegen,
weil die Stille, die Einsamkeit des
Landlebens ihnen gestattete, sich zu
sammeln und neue Gedanken, neue
Ideen zu entwickeln und nicht das
von Andern Gedachte und Gesagte
papngeiartig zu Miederhosen.
Newton studierte die Probleme der
Mathematik und Physik in der Ein
samkeit; in der Einsamkeit entstand
Bacons wunderbares philosophisches
Werk. Die Bibel sagt uns: Und
deS Morgens vor Tage stand er auf
und ging hinaus; und Jesu ging in
eine wüste Stätte und betete daselbst."
Wie mancher Genius ist durch sei
nen ersten Erfolg verdorben worden,
indem er sich ins Gewühl der Gesell
schaft stürzte, wo ihm geschmeichelt
wurde. Gewöhnlich verliert feine
Arbeit von da an jede Bedeutung.
Ganz gewiß ist es dem Menschen
zuträglich, eine mäßige Zeit in der
Gesellschaft zuzubringen; Lbermäßi
geS Alleinsein ist ebenso schädlich, wie
daS sind ja fremde Straßen, fremde
Häuser, fremde Menschen!"
(Zs war, als ob ihr jetzt erst die
Ellern. das Jalcrhaus, die Jugend
zeit entrissen worden wäre!
Ein mürrisches Weib trat auö der
Türe. Unfreundlich stand sie Rede:
Die Leute habe sie nicht gekannt, die
seien wohl gestorben, das HauS sei
längst zerfallen, dieses fei ihr Ei
gcntum. Garten? ES sei doch keiner
da. nur Ställe, Scheunen, und der
Hühnerhof! Und dcr alte Birnen
bäum? Ach, der sei längst zu Asche
gebrannt!
Unwillig trat sie inS Haus zurück.
Und auch die Mutter wendete den
Schritt. Mit Mühe versuchte sie den
Aufruhr im Innern zu bewältigen,
aber es gelang ihr nicht Dort, an
jener Linde, wohl dem einzigen
Merkmale. daS treu geblieben, brach
sie in erschütterndes Schluchzen aus:
Nun war die alte Heimat ganz
gestorben!"
Nur die teuren Gräber der gclieb
ten Toten besuchten wir noch.
Droben am Hügel fanden wir 'den
stillen Gottesacker. Das kleine Kirch
lein inmitten war halb zerfallen, die
Schädelstätte mit Gras und Efeu
überdeckt, und die Hügel vom Un
kraut überwuchert. Ein Kreuz, ver
wittert und zermürbt, ragte noch km
por, das andere war umgefallen und
zerbröckelt.
Viel fester und treuer stand daS
Denkmal der Kindesliebe im Herzen
dcr wiederkehrenden Tochter, als eS
die Zeichen irdischer Vergänglichkeit
am Grabeshllgel vermochten!
Wir haben dann die Reise bald
fortgesetzt. Ein paar alte Wäschen
fanden sich noch zu herzlichem Hän
bedrucke, aber die frohe Stimmung
war entflohen!
In Stuttgart haben wir ein paar
schöne Tage verlebt, liebe Verwandte
besucht und uns des prächtigen Städ
tebildes und seines RebenkranzeS er
freut. Wir sahen Bad Cannstadt und
Berg, die reizende Insel am Neckar,
und sind dann weiter nach Ulm ge
zogen, dessen herrliches Münster un
ser Auge entzückte. Das Rathaus,
der Marktplatz mit seinem, Nixen
brunnen, das alte Schwörhaus und
das Zundltor, es war wie eine Welt
aus vergangenen Zeiten, so traut und
heimlich und doch so ' schmuck ' und
ungebeugt!
Donauwörth und Jngolstadt,- die
alte Festung, und endlich Regens
bürg waren unser nächstes Ziel.,
Die alte Donaustadt kann nicht ge
nannt werden, ohne ihres ' herrlichen
Domes und ihrer zwar jüngeren..
aber darum nicht minder prächtigen
Walhalla zu gedenken. Mittelalterli
cher Zauber umspinnt die Stadt, das
Rathaus, das Ostentor. die uralte
Donaubrllcke von der gar abenteuer
liche Legenden im Volke leben.
Wie wir dann von hier die idhlli
sche Fahrt am sagenrcichen Donau
ströme mit seinen malerischen Bur
gen zurücklegten, will ich ein anders
mal erzählen. Es war eine genuß
volle Reise, und doch, so oft wir
dann die gehabten Eindrücke , beim
dämmerigen Lampenscheme daheim
wieder aufleben ließen, es stahl sich'
jedesmal ein Tränlein ms Auge der
Mutter und sie seufzte leise: Ich
wollt', mein Traum wär' nicht zer
toben, nun ist ia doch das Vaterhaus .
nicht mehr, und auch die Heimat ist
gestorben!" Frau Karolinen
allzu große Zerstreuung. Man komme
mit seinen Mitmenschen zusammen
und hole sich Rat -und Ermutigung.
Wer aber von dieser oder jener
Arbeit das beste Resultat zu erzielen
wünscht, darf die Wichtigkeit der '
Konzentration in der Einsamkeit nicht
übersehen. Tut er dies, so werden
seine Fähigkeiten, sowie dcr Fort
schritt seiner Arbeit sich verdoppeln.
Ist dann alles, überlegt worden,
und man weiß, was man zu tun .hat,'
so erwacht das Selbstvertrauen; und
vor dem nun ebenfalls entwickelten
und geübten Willen zerstieben allr
Hindernisse wie Spreu im Wind.
K e n n z e i ch e n. Herr (zi.
einem Hütejungen): Kannst Du denn
auch Deine Schafe zählen?" ', '
Sell kann i net."
Herr: Wie weißt Du denn aber,
wenn Dir eins abgeht?"
Wenn mi dahaam der Bauer prll
gelt." '
Stolz. Dichter: (zum Ve
kannten): Ich sage Dir, für dieses
Blatt arbeite ich so viel, daß auf der
Redaktion ein besonderer Papierkors
für mich aufgestellt ist!"
In der Kneipe. Gas!:
Ist das auch echter Rüdesheimu?"
" Wirt: Na, können Sie denn nicht
lesen, 's sieht doch grcß drauf auf
dem Etiquetter!!"
Apotheker: Hier, mein Sohn ...
aber da fehlen noch 10 Cents am
Gelde, geh und hole sie schnell!
Ach trinken Sie doch lieber ein bin
chkN ob!" ' W,
!n'?!'"i-'-.''".' l'fiisi,'''"
'-r : " V ' - '
m . i.i i
' '