Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 08, 1913, Image 3

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1
. n
9er dlfdje DderlmWin
, j
Roman von
(7. Fortsktzung.)
,Dak wäre also ine Bestätigung
Jyrkr.An icht, iwfc die Dame ixn ge
bildeten, besseren Ständen angehörte."
Die Witwe nickte zustimmend.
.Und wal haben Sie weit 6e
rbacktet?"
,Tik haben sich dann gesetzt und
setzt haben sie viel eifriger gesprochen
all vorher."
Landgerichtirat Werder beugte
sich wieder unwillkürlich über den
Tisch.
.WorLber denn?"
- Die alte Frau zeigte eine ärgerliche
Miene. ' '
Ja, und wenn Sie mich Mschla
gen. Herr Gerichtirat. ich kann'S
Ihnen nicht sagen."
Haben Sie denn nicht? rerstan
?en?"
.Nicht ein Sterbenswort! G6 muß
wohl sehr Wichtige gewesen sein
denn sie haben immer nur flüstert.
Ich habe gewiß gute Ohr'n, aber
cht eine Spur habe ich unterschei
l n können. Auf einmal aber "
VWa, denn?"
Da hat die Dame angefcrkgen zu
weinen."
.Wa Sie nicht sagen! Warum
d . ,
Weiß ich'? Aber ich habe mir ge
dacht, daß etwas wie eine unglilck
kiche Liebe zwischen den beiden war."
Jff, so wird'S gewesen sein. Ha
len sie sich denn .Du",' genannt?"
Jawohl und mit Vornamen. Ich
habe ganz deutlich gehört. w, si
einmal zu ihm sagte: Ich hZtte doch
: jr. i ' r -rr ' i-
wa)i zu jlu lommen joucn, ,rig.
.Und wie nannte er sie denn?
Ja, das kann ich Ihnen n:cht fa
den, btif GerichtSrat." Die ffrau
legte den Zeigefinger ihrer Rechten
aus die Stirn und dachte anacstreng
nach, schüttelte aber schließlich mit e,
ner Miene der Enttäuschung und deS
AergerS den Kopf. Ich kann partuh
Nicht mehr darauf kommen. ES war
ein .Name, den ich noch nie gehör
hatte und auf den ich mich nicht wie
der haoe besinnen können.
Na, daS ist ja auch weniger von
Wert. Jedenfalls hatten Sie den Ein
örucr, daß es ein Liebespaar war?
, Die alte Frau lächelte.
Na freilich!"
' So? Ihre weiteren Beobach
Zungen deuteten wohl auch darau
hin?" . -
Die Witwe markirk für eine für
ze Sekunde eine sittige Berschämthei
und blickte in ihren Schoß, hob dann
aber gleich wieder ihren Blick und
jagte, wahrend ihre Stimme lebhafter
klang: Sie haben sich doch euch zu
letzt geküßt."
So? Und das haben Si? deutlich
' gehört? Vielleicht dachten Sie sich
tai nur als selbstverständlich und Ihre
Phantasie spiegelte eS Ihnen infolge
dessen vor?"
' Frau Kerner schüttelte sehr be
stimmt mit dem Kovf.
Äein, Herr GerichtSrat, ich habe
ek ganz, deutlich sprechen hören, so
deutlich we ich Sie hier sprechen
höre." '
.Da haben Sie also Ihr Ohr der
mutlick bei diesem Teil der Unter
Haltung ganz dicht an die Tiirspalte
Lkpreßt?"
DaS mag wohl fein."
.Und ist sonst etwas von Bedeu
tung vorgefallen?"
.Nein, nichts weiter, Herr AerichtS
rat.. Darauf kann ich einen Eid ab
legen.
.Und der zweite Besuch wie
. eö da?"
Ganz ähnlich, - Herr GerichtSrat.
? Zuerst wieder Bilder besehen, dann
oaben sie sich gesetzt und gekuschelt,
Und zuletzt-"
Zärtlichen Abschied genommen?"
?So wgr'eS .Herr GerichtSrat."
Und auch daS zweitemal ist nichts
weiter vorgefallen?
.Nicht. Herr Gerichtsrat, dafür
lege ich meine Hand inS Feuer."
-Und sie ist nur zweimal gekom
r.en?"
Auch dasllr glaube ich guk stehen
zu können. Aber - sie können sich ja
doch noch wo anders getroffen haben."
Freilich! DaS läßt sich sogar an
rehmen."
Die Aussagen der Zeugin wurden
protokolliert und die Zeugin wurde
entlassen. Gleich daraus ließ sich der
Untersuchungsrichter den Unters
chungigesangenen vorführen. Er
legte .dem vo?- den Tisch Trenden
den erhaltenen anonymen Brief vor,
beobachtete den erstaunt. cbnungS
log auf die Schriftzüge Blickenden
scharf und sagte in einem möglichst
gleichgiltigen Ton. als sei die Sacke
belanglos oder schon erledigt: Sie
kennen die Handschrift?"
Nein!"
Dem Richter, der sich sonst eine?
ruhigen Temperamentes und Geduld
erfreute, stieg dietmal doch die Zor
r.eröte inS Gesicht.
Was!" sagte er heftig. .Eie leug
nen wirklich, die Schreiberin diese
Briefe zu kennen?"
"4 kenne die Handschrift nicht und
Ess2ssewwK
IS
Arthur Zapp.
SvttÄSW
habe keine Ahnung,
geschrieben hat
Da wurde mit
fo großer Be
stimmtheit erklärt, daß den Richter
ein gelinder Zorneanfall packte.
Sie sind wirklich ein unverbesser
llcher Mensch. So etwa von Ver
stocktheit ist mir bei gebildeten Leu
ten noch nicht vorgekommen. SI
sollten sich doch selbst sagen, teß Sie
sich damit nur selber schaden . .. Nun
hören Sie mal zu!"
LandgerichtSra! Werder gab sei
nem Gerichtöschreiber den Brief und
ließ ihn von diesem vorlesen, wäh
rend er selbst den vor dem Tisch
kehcnden UntersuchungSgelangenen
charf im Auge behielt. SS ntging
hm nicht, daß in dem Gefangenen
eine Bewegung vor sich ging, je wei
ter der Protokollführer las. Der
Maler ließ seinen Kopf hängen, seine
Blicke suchten den Fußboden, seine
Miene zuckte sichtbar und seine Hän
d, schlössen und spreizten sich jn ner
vösem Spiel.
Sehen Sie mich einmal an!" for
derte der Untersuchungsrichter auf,
olz daS Borlesen beendet wer. So!
Wollen Sie noch immer beftreiten.
daß Sie die Briefschreiberin kennen?"
Ich habe keine Ahnung, wer den
Brief geschrieben hat."
Landaerichtsrat Werder machte wie
ter eine Bewegung der Ungeduld, be
zwang aber seine Empörung.
Dann leuanen Sie also evm. da
der Inhalt de Briefes auf Wahr
bett beruht?"
Es dauerte lange, bis die Ant
wort kam. Die Blicke des MalerS
flohen die inquisitorisch auf ihn g
richteten Augen und irrten in dem
Raume hin und her. Eine offenbare
Unsicherheit, ein Schwanken und
Leberlegen drückte sich in der verlege
nen Miene aus.
Der Untersuchungsrichter wieder
holte seine Frage und jetzt endlich er
folgte die Antwort ein leises
schüchternes .Nein"! Der Richter
lächelte ironisch.
So? Also daS möchten Sie gern
gelten lassen, dak. Ihnen die Ban!
noten geschenkt worden sind, aber daß
Sie die Spenderin kennen, das leug
nen Sie?"
Diesmal beharrte der Untersu
chungsgefangene in seinem finsteren,
verstockten Schweigen.
Nun. in Wirklichkeit veralt eS
sich umgekehrt" fuhr der Unterem
chungSrtchter fort, die Schreiberin
ist Ihnen sehr wohl bekannt, aber
kos, was sie, von dem Wunsche ge
' . ix w . i i n
cuci, zu icnrn. oa miiirui. 1 1
erkunden.
Der Maler zuckte nur siumm mi
den Schultern.
Wollen Sie mir den Namen der
Dame nennen?" fraate der Richter
nach kurzer Pause.
Ich sagte Ihnen schon, daß ich die
Dame nicht kenne, die den rief ge
schrieben hat."
LandgerichtSrat Werder beuate sich
aus seinem Stuhl weit vor und wah
rend er dem vor ihm Siebenden
scharf, mit einer überlegenen Miene
in die Augen sah. sagte er rasch:
Aber die Dame, die Sie tn Ihrem
Atelier besucht hat. kennen Sie doch?
Der Untersuchungsgefanak-ne fuhr
einen Schritt zurück? eine grenzenlose
ueoerraschung, sein starkes Erschrecken
malte sich ,n seinen Zügen.
Sie sehen." fuhr der Richter, fei
nen vermeintlichen Borteil wahrneh
mend. rasch fort, wir wissen alles. Sie
un wirklich am besten. Ihr aussichts
osez Leuanen aufzugeben und alles
essen zu gestehen."
Ich habe nichts zu gestehen.
Sie bleiben also dabei, daß Sie
H mnnfnnltn nfifn1t r1nHn fcn
w..i..rwi Dtjwyviit vtifu.ii;. .f
ben?"
,Ja."
Bon der Dame, die Sie in Ihrem
Atelier besucht hat?"
Der Maler blieb die Antwort
chuldig. Er starrte wieder unsicher.
überlegend zu Boden; sein Atem ging
heftig. Scheu, verstohlen hoü er sei
ne Blicke.
Ja oder nein?" drängte der Rich
er.
Ja."
Nun also! Dann faauaVi Sie
blos noch den Namen der Dme zu
pennen, ich lade sie als Zeugin, sie
bestätigt unier ibrem Eide, haft sie
Ihnen die Banknoten geschenkt hat
und Sie sind ein freier Mann."
Der UntersuchunaSgefanaene datte
seinen Kopf wieder auf die Brust
inien lanen: eine 'Aamt naaten an
der Unterlippe: seine Brust bewegte
ich lebbast aus und ab. Ein deiner
Kampf schien sich in seiner Seele ab
zuspielen.
.Wie heißt die Dame also?" frag
der Richter wieder.
.DaS sage ich nickt!" Rieft der
Maler ungestüm hervor.
Lanvgertchtlrat Werder äckel e
arkastisch.
Sie werden wohl wissen warum.
DaS aber werden Sie wohl zugeben,
daß Sie zu der Dame in zärtlichsten
Beziehungen gestanden Habens '
wer den Brief
lö licht CmU Zxlhnnl
Tel UnterfuchungSgefangenen Au
gen begegneten den triumphierenden
Blicken de, Richters: er sank körm'
lich in sich zusammen, wie jemand.
der sich auf einer schweren Schuld
ertappt sieht.
Also da geben Sie zu?" dräng
te der Richter.
Ein plötzliche? stürmischer AuS
bruch kam über den Untersuchung'
gefangenen. DaS lange Jnquieriren,
die ffolter deS unerbitterlichen Au
forschen und DrängenS schien seine
Nervosität auf äußerste gesteizert zu
haben. Seine Hände ballten sich, er
zittttte am ganzen Körper, mit mag
loser Heftigkeit schrie er:
Nein, nein, nein! Ich gebe gar
nicht zu. Ich antworte überhaupt
nick "?ehr. WaS ich Ihnen zu sagen
havChabe ich Ihnen gesagt. Ich ver
weigere ede weitere Auskunft.'
Der Richter betrachtete den Auf
geregten erstaunt und schüttelte mit
dem Kopf.
Gut!" sagte er. Wenn Si nicht
wollen. ,ch kann Sie ja nickt zwin
gen. Als Angeschuldigter haben Sie
das Recht zu schweigen und zu lü
gen. Und der Richte, hat daS Recht.
nein, die Pflicht.
Sie festzuhalten,
wenn eS Ihnen nicht beliebt oder wohl
richtiger, nicht möglich ',st, Ihr
chulölosigkeit klar zu bewegen.
Damit war daS Berhor, daS einen
so stürmischen Verlauf genommen
hatte, beendet.
6.
Das letzte Verhör der Frau Kerner
und daS des Untersuchungsgefnnaencn
batte einen tieferen Eindruck auf den
Untersuchungsrichter hervorgebracht,
als die früheren Vernehmungen. Zum
erstenmal stiegen Zweifel in ihm auf.
Die Möglichkeit war immerhin gege
ben. daß die geheimnisvolle Dame,
die tatsächlich, wie ja unzweifelhaft
festgestellt war. den Maler besucht
hatte, sich als gütige Fee dein jungen
Künstler erwiesen batte. Auch die
Annahme, daß er auS ritterlichen
Motiven schwieg, um die Dame
es handelte sich wahrscheinlich um ein
romantisch angelegtes jungcS Mad
chen aus guter Fannlie richt zu
kompromittieren. Freilich U-ser dem
Maler günstigen Annahme wider
sprachen wieder die Aussagen deS
verhafteten Artisten Karl Lerche. Der
Artist hatte den Maler als seinen
Mitschuldigen, alS den Urheber des
MunzderbrechenS bezeichnet, v.nb m
ne Freundin Minna Schönfeld hatte
bezeugt, daß sie die beiden Kompn
zen verschikdenemale miteinander ver
bandeln gesehen habe. Die Posamen
tierarbeiterin war noch nicht verhaf
tet worden, obwohl der Verdacht, daß
sie an der Verausgabung der falschen
Hundertmarkscheine beteiligt, min
bestens aber Mitwisserin und Heh
lerin gewesen, nahe lag. Der Unter-
suchungSrichter aber zog eS vor. das
Madchen auf freiem Fuße z belaf
sen und unter die Beobachtung von
Kriminalbeamten zu stellen, um d
durch vielleicht Material zur Auf
klärung des Verbrechens zu erlangen.
Zu diesen amtlichen Fragen, die
Landgerichtsrat Werder nickt nur
während seiner Dienststunden be
schäftlgten, kam noch die Sorge um
seine Gattin. Die Ohnmachtsanfälle
hatten sich zwar nicht wiederholt, aber
das Befinden der jungen Frau ließ
immer noch zu wünschen übrig. So
sehr sie sich auch offenbar bestrebte,
sich zu beherrschen und ihr Leiden zu
unterdrücken, ihre innere Urnst, ihr
nervöses, fahriges Wesen verriet doch
immer wieder tarnt anorma en xu-
stand. Der besorgte Gatte ließ eines
TageS den HauSarzt kommen. Dieser,
der nach eingehender Untersuchung
nichts weiter alS Nervosität nnd et
was Blutarmut feststellte, riet, die
Patientin in ein Sanatorium zu
schicken. Allein, unter fremden Men
fchen werde sie sich erst recht nicht
wohl fühlen. Die zwei Monate bis u
den Gerichtsferien werde sie auch noch
überstehen und dann würden sie ja
beide ihr Gatte und sie 'zusam
men auf Reisen gehen.
(Fortsetzung folgt.)
Bei den jLngsten revo
utionären Ereignissen in Meriko er
regte allgemeine Bewunderung daS
heldenmütige Verhalten einer jungen
Engländerin. Miß Viktoria HastingS.
die mitten im größten Kugelregen
wacker in der Feuerlinie aushielt und
mehr als .ein Dutzend Menschenle
ben vor dem sicheren Tode errettete.
Miß HastingS ist eine gebürtige
Londonerin und war in Meriko bei
einer reichen Mulattenfamilie als Er
zieherin tätig. Die junge Dame hat
sich kurz vor AuSbruch der Revo
ition mit einem jungen Offizier der
republikanischen Armee verlobt und
die Hochzeit hätte bereits in den näch
sten Tagen stattfinden sollen. AlS es
nun zum 'Bürgerkriege kam, wollte
ich die Soldatenbraut, wie sie sagte,
hreS Verlobten würdig erweisen.
und so stürzte sie sich mit TodeSver
achtung in den Feuerregen, um wo
möglich Frauen und Kinder, die bei
den Straßenkämpfen zwischen feind
liche Batterien geraten waren, vor
dem Untergang zu. retten. .
Auf der Kanalinskl 5kerfe
kann man oft noch zu Weihnachten
Landhäuser umrankt, mit, , Gloire. de
Dijon . Rosen sehen.'
;
e) x f e r.
Ckizze bo Crnst Rehmann.
Frauenanmut, Sonne und Blu
men," fagte Roderich Wuljhardt. in
dem er fein bleiche Gesicht zur Tür
wandte, durch die seine Base Freda
soeben eintrat, in der Hcnd einen
Strauß Feldblumen. Ein heller
Sonnenstrahl, seit langer Zeit der
erste, flutete im gleichen Augenblick
durch die große Krankenstube. Freda
legte die Blumen auf icderich Bett,
der dabei ihr: fchlanke, weiße Hand
ergriff.
Bist Du zufrieden. Rod?" fragte
sie zart, als e ihr licht aus Wulf
yarv! Augen entgegenfchimmerte
Unendlich glücklich. Freda! Da
ist da Glück dessen, der n'cht mehr
von dieser Welt ist. daß alles ihm
gehört, waS er mit starkem Lernn
erfaßt hat. Mein ist die Sonne und
mein bist Du. Tu Hold,. Jmmerge
lieble. Ich spotte der Mächte, die
zwischen uns stehen!
FredaS Augen füllte Ich mit Tra
nen. Sie wukte selb t nicht, aalten
sie dem Sterben Wulskardti oder
ver Gottseligkeit, die von ihm aus
ging. Bor wenigen Tagen noch hatte
er eine bange Klage über sein LoS
gehabt. Eine Klage, nachdem er so
grog gewesen war. Bet einem Ret
tungswerk in einem brennenden Haus
war tym durch herabstürzende Trum
wer die Brust verletzt worden. Seine
Angehörigen jammerten damals, er
hätte an seine mutterlosen Kinder
denken müssen. Er aber sagte: .DaS
Gefühl war eben schneller als der Ge
danke." ' Er hatte nicht bereut. Und
dann kam doch ein Augenblick der
Schwäche als die Lebensfehnsucht
de Starken sich noch einmal auf
bäumte. Aber nur Freda hatte sie
gesehen, hatte stumm seine Sande ae
saßt und ihr Gesicht darauf gedruckt.
Jetzt hatte er überwunden, und sie
war wieder itill vor er Heiligkeit
der Minute,
Da wurde die Tür heftig oufge
macht und Lisa, Wulfhrdts Töch
terchen, trat herein, mit gerötetem
Gesicht, heftig fchluchzend. daß ihr
ganzer schlanker, zehniahriger Korper
dadon geschüttelt wurde. Die brau
nen Hängelocken waren zerzaust und
die blauen Augen blitzten vor Zorn
und Tranen.
,Fräulein Milla IM uns geschla
gen. Erst Nooi, weil er ein Buch
verkritzelt hat und dann wollte ich
ihm beistehen und dann hat sie
mich auch gehauen, das alte, häßliche
Biest
Die junge Frau zog die Kleine an
sich und strich ihr die wirren Haare
au dem Gesicht.
,Jch werde mit ' Fraulem rDJilfo
reden, und dann geht Ihr mit mir.
bestimmte sie ruhig, innerlich erschreckt
über die Verwilderung des Kindes
Sie führte es hinaus und trat dann
zu Wulfhardt.
,Mach Dir keine Sorgen. Rod."
fagte sie in ihrer milden und doch
festen Art, ich werde schon einen
Weg finden."
Folgsam und vertrauensvoll gm
gen die Kinder neben ihr her. Lisa,
die sur ihr Alter groß war, hatte
einen kraftigen, federnden Schritt,
der vierjährige Rodi trippelte an
Frcdai Hand in einer rührend wich
tigen Art und Weise. ,
Die junge Fräu beantwortete lieb
reich die häufigen Fragen der Klei
nen, aber unablässig bewegte sie der
eine Gedanke: Wo war die Möglich
kett, Roderich über das Schicksal sei
kl K!ndr an b,ruknn?n? 1Inh nttrfi
zu Hause, wo sie mit verschlungenen
Händen auf und niederging, dachte
sie nur dies eine. Rodi saß in der
Sofaecke Mit einem Spielzeug. Lisa
betrachtete eine Mappe mit Bildern.
AIS Freda zufallig des Kleinen Ma
trosenmlltzchen in die Hand nahm,
drückte sich der Junge wie ein ver
ängstigtes Vogelchen in die 'Polster.
Nicht wieder zu Fräulein Milla
bat er.
Fredas Herz krampfte sich zusam'
men.
Fräulein Milla sollte ihre Rolle
tm Leben der Kinder ausgespielt ha
ben. Aber bald würde Tante Mech
tildis der böse Geist darin sein, Mech.
tildis Wulfhardt mit dem eckigen Ge
sicht und den harten Fingern, wie ge
schaffen zu heimlichen Püffen.
Es klop te, bas Madchen brachte
eine Karte. Freda las den Namen
aus dem feinen Karton und süblte
ein seltsames Mikbebaaei.. 5kn ibre
trotz aller Sorge feierliche Herzens-
stimmung schrillte ein greller Ton
hinein. Und sie hatte sich gestern
noch so auf Theoö Kommen gefreut!
Führen Sie den Herrn Baume!
ster ins Musikziinmer!"
Freda hieß die Kinder recht artig
sein, oenn das Musiiztmmer lag ne
benan. Sie wollte die Kleinen in.
der Nahe haben, ein Wunsch, der
ganz aus dem Unbewußten kam.
Baumeister Riemann war ein auf
fallend schöner, kraftvoller Mann.
groß, schlank, hellbraun. Unter der
festen Stirn, in die kurzes, welliges
v ji. v - I
yaar ymeinorangic, ounreivlaue, la
chende Augen voll Selbstbewußtsein
uno Viegergiua. yalie etwas
Lautes, auch wenn erß schwieg.
'-. r i . r . . . J c r
tfreca rocijriij, icinc leioensozasllt
chen Begrüßung. Jch war eben bei
Wulshar.7.sazte sie leise.
Ach ja. Du Liebe, Du hast ja
während der ganzen letzte Jahre
nicht all Krankenbetten gesehen.
Erst war' Deine Mutter, dann Dein
Gatte, jetzt ist e Dein Better." Er
nahm mtt Hestig.eit ihre Hände.
Aber nun vird'I ander. Jetzt.
Freda, kommt da Leben, da schöne,
hrilige Leben, in dem alle Kraft, alle
Gluck schöpferisch und leligend be
schlössen liegt.
Nebenan sind Wulfhardt Kinder,
Theo," bat Freda. E wollte wie in
vergangenen Tagen ein Rausch über
die junge Frau kommen, der von dem
tarken. aber von Weltanschauung der
schleierten Sinnenleben ihre Verlob
ten ausging
Die Kinder?" rief er mit deutlich
wahrnehmbarem Unwillen. .Du
wirst doch nicht daran denken, nach
her die Kinder zu Dir zu nehmen?
Darein würde ich nie willigen. Freda.
Ich will Dich haben, ohne jeden An
yang
Freda starrte mit großen Augen
vor sich hin. Nein, daran hatte sie
b:S jetzt nicht gebacht. Se war ver
liebt und hatte heiraten wollen. Ei
nen lebensfrohen, schonen, anspruchs
vollen Mann. Wie hätte sie daran
denken können, die Niesenpflichten
der Erziehung von Rods Kindern zu
Übernehmen? Aber jetzt dachte sie
daran. Sie wehrte zwar den Gedan
ken als unsinnig ab, aber er saugte
sich sörmlich fest in ihr,
Warum sagst Du nichts. Freda?"
drängte Riemann, und plötzlich schlug
der elegante Mann in verhaltener
Wut mit der Faust leise auf den
4'ia,,
Ich bin'S müde mit Deinem Bet,
ter! Er ist schuld, daß ich mir jede
Liebkosung stehlen muß bei Dir, in
ewiger Angst vor Ueberraschunaen.
Nur weil Du unsere Verlobung noch
immer geheim haltst. Wegen Wuls
hardt, der Dich vor einem Dutzend
Jahren verehrt hat. Sz sind die
Weiber! Erst launisch und unbere
chenbar und dann unfähig, die Kon
Sequenzen tyrer Hanoiungswetse zu
zieyen:'
Erregt ging der Baumeister aus
und ab. das Gesicht zomgerötet,
Freda lehnte am Tisch, bleich und
wortlos. Sie konnte im Augenblick
nicht darüber ins Klare kommen, ob
Riemann recht hatte oder nicht. Aber
ihr innerstes Empfinden emdörte sich
gegen seine Art, die ihr brutal schien.
Eine Kluft öffnete sich zwischen ihr
und ihm, sie schaute hinüber in eine
sremoe Welt.
Es wird besser sein, wir trennen
uns für heute, Theo." sagte sie ruhig
Weder Deine noch meine Stimmung
ist danach angetan, daß wir uns ver
ständigen.
RiemannS Erbitterung sog aus der
erneuten Verletzung seiner Eitelkeit
neue Nahrung. Wenn er auch nicht
erwarten durfte, daß ffreda ihm etzt
gute Worte gäbe, so hatte er ' doch
gedacht, daß sie mit Schmollen und
Tranen, die bis zu einem gewissen
Maße schonen ffrauen so lieblich an
stehen, um Versöhnung bet ihm wer
ben wuröe.
Adieu," sagte er und ging, ohne
die junge Frau nur anzusehen,
sie lauschte eine Weile an der
Tür, ob er nicht zurückkäme. Dann
ging sie mit wankenden Knien, sich
an den Tisch zu lehnen. Ein dump
fes Gefühl sagte ihr. daß sie verlo
ren hatte. waS seit Monden die
Freude und Hoffnung ihres LebenS
gewesen, daß eS ein Abschied war von
Jugend und Frauengluck. ' Ein
Schluchzen stieg ihr in die Kehle,
Da hörte sie die Kinder nebenan und
nie M zuiammen.
Der Tag verging im Fluge, und
Freda bewahrte gute Haltung. Die
Beschäftigung mit den Kleinen ließ
ihr keine Zeit, an sich zu denken, und
als sie sich spät über die Betten der
Schlafenden beugte, überkam, sie be-
gluckend ein Gefühl von . Mütterlich.
keit. Erst in der Einsamkeit und
Stille ihres SchlafgemacheS wurde
die Lebenssehnsucht wieder machtig in
thr, und damit begann der schwere
Kampf, der bis in die Morgenfrühe
oauerte.
Sie war bleich, und die weichen
Linien ihres Gesichts waren schärfer
und tiefer, geworden, alS sie sich früh
erhob, (bu sah gewohnheitsmäßig m
ben Spiegel und lächelte.' Den Kin
dern ist es gleich, für sie bin ich im-
nier schon." dachte sie. und
cm
f'el
Schimmer wehmütigen Glückes
ihre Resignation.
Si schrieb an Riemann, einfach
uno ve nimmt. uann ging ne zu
Wulsharot., i-ie fand ihn sehr nie
dergeschlagen.
Freda." seufzte er, ich bin trau.
rig und unruhig. Verachte mich
nicht, weil ich die Tür nicht gegen
alle Note des- Lebens zumachen
kann.
Ich bringe Dir frohe Botschaft,
Rod." sagte mit freier. warmer
Stimme die iunae ssrau. ?lck will
Deinen Kindern Mutter sein. Aber
. L . .-. ' - . .
lcy musz va unansechtbare Recht dar
aus haben.
ES dauert einige Augenblicke, bis
Wulfhardt verstanden hatte. Dann
beugte sich Freda über ihn und drückte
ihm den Verlodungkkuß auf die blas
sen Lippen ,
Christe im türkische Heer.
Sir
(finslug aus itn Verlaus dkk
impfe tm alkankrie,.
Gegen die Behauptung, die tllrki
schen Niederlagen beruhten darauf,
daß seit der Einführung der Berfas
sung auch Christen in der türkischen
Armee dienen, wendet sich ein Kenner
der dortigen Verhältnisse:
Wenn auch mit Gewißheit anzu
nehmen ist. daß in den Kämpfen bei
Kirk.Kilisse und an anderen Orten
die in türkischen Reiben dienenden
Serben. Bulgaren und Griechen in die
nut geschossen haben und dann zu
den Brüdern auf der anderen Seite
tibergingen, so darf man hierbei nicht
denken, daß dies in hellen Haufen"
geschah. Soviel Balkanchristen be
fanden sich gar nicht in den türkischen
Reihen. Der Armenier jedoch, der
den größten Teil des christlichen Kon
tingents lieferte, stebt zweifellos den
Türken naher als seinen slavischen
Glaubensgenossen. Wie übrigens
Exzellenz von der Golz selbst aus
führt, hat die Einreihung der Nicht
Mohammedaner eine weniger aroke
Rolle gespielt, als ihr zugeschrieben
woroen ist? ihre Zahl hielt sich in den
moonen Gruppen unter 10 Prozent,
Für die meisten Leser neu wird
sein, was der Gewährsmann über die
Stellung der Christen im Türkenbeere
ver früheren Zeit ausfuhrt.
Um das ?lahr 1330 errichteten
Orchan I. und sein Bruder Ala-ed-din
PY..LL i . c .' . rv , r
niic jjußnuppc, oie aniiiazaren
(jeni tscfipn, gleich neue Truvvel.
Ausschließlich Christenkinder, die man
ihren Eltern entrissen und Zwangs
weise im mohammedanischen Glauben
erzogen hatte, wurden in diese Truppe
ausgenommen. Alle fünf Jahre wur
den die schönsten Chriftenknaben im
Alter von 1012 Jahren für die
Janitscharen ausgehoben, was natür
unsägliches Elend über die Eltern
brachte. Nur einzelne Städte kauften
sicy manchmol durch große Geldsum
men los. Es war nicht Religions
fanatismus. sondern kluge Berech
nung. was die OSmanen zu dieser
Maßnahme veranlaßte, denn sie wa
ren als Turkomanen Nomaden und
demgemäß ungeschickt zur Belagerung
von taöten und demgemäß unge
schickt zur Belagerung von Städten
unv Burgen. Ohne die Janitscharen
truppe wären die türkischen Sieges
züge bis nach Wien undenkbar gewe
sen.
Jn späteren Jahren, als daS Elend
der Christen ,m türkischen Reiche im
mer größer wurde, rekrutierte sich die
Janitscharentruppe aus Freiwilligen;
häufig verkauften auch Christeneltern
ihre Kinder an diese Gruppe: der hohe
Sold lockte viele an.- Die Janitscha
ren trugen nicht den roten ?sez. auch
nicht den Turban, sondern eine weiße
Filzmütze, wie man solche heute noch
bei den Mitgliedern des Ordens der
Bektaschi findet. Ihr Heiligtum war
der Fleischkessel. den sie bei ihren Be-
ratungen in die Mitte nahmen; wurde
er umgestürzt, so galt dies als Zeichen
zur Meuterei.
Solange in die Janitscharentruppe
ausschließlich Christen aufgenommen
wurden, war sie das Elitekorps der
osmanischen Armee. Als man , aber
anfing, den Christen nicht mehr zu
trauen und allerlei Gesinde! in die
Truppe aufnahm, sank auch der Wert
dieses Elitekorps. Als man nun gar
die Janitscharen nach europäischem
Muster bewaffnen und einexerzieren
wollte und sie sich diesen Neuerungen
gewaltsam widersetzten, war das
Schicksal der Truppe besiegelt. Am
15. Juni 1826 wurden die Janitscha
ren durch Versprechungen aus ihren
Kasernen gelockt und auf dem tradi
tionellen Revolutionsplatz in Konstan
tinopel, dem Etmeidan, hingeschlach
te!.
So endete das Janitscharenkorps.
durch welches das ormanifche Reich
groß und - machtig geworden war:
Christen wurden seitdem nicht mehr
eingestellt in die türkische Armee. Und
merkwürdig: feit der Vernichtung der
Janitscharen, dem Ausschluß von
Christen aus der türkischen Armee
und der Einführung voe Reformen
nach abendländischem Musier. datiert
der Verfall des ehemals siegreichen
osmanischen Heeres und die langsame
Zerbröckelung des türkischen Reiches."
Uebertragiing der Kinderlähmung
durch tote Gegcnstäudc.
Die Ansteckungswege der epidemi
schen Kinderlähmung sind noch nicht
mit Sicherheit festgestellt. Pnvatoo
zent Dr. Josefson in Stockholm er
schien es wahrscheinlich, daß, wie bei
andern Infektionskrankheiten, die An
sicckung auch durch tote Gegenstände
vor sich gehen kann. . Um hierüber
Klarheit zu erhalten, wurden Experi
wente an Affen vorgenommen. Um
zu sehen, ob das Gift vielleicht an
toten Gegenständen haften bleibe, gab
Dr. Josefson schwerkranken Kindern
Kompressen, die wie Taschentücher be
nutzt wurden. , Außerdem ließ er ein
schwerkrankes Mädchen eine Tapisse
riearbeit mit einem Stuckchen Papier
ausführen und endlich ein Bilderbuch
unter den Kindern zirkulieren. Dar
auf wurden Affen mit dem Extrakt
der Taschentllchter und der ander
Gegenstande eingespritzt. Sie er
krankten sämtlich und siarben an
Kinderlähmung, wodurch bewiesen
,.U.J P
Unsere
Schm'ltWjlkr-Gffkrtc
9524.
Ei schSeS flfclb für Madchen ant
kleine Frauen. , . '
BlaueS Linnen, mit fanct Band und
Knöpfen für Dekoration, wurde benutzt,
um dieses fesche Modell herzustellen.
Das Dessin würde sich ebenso gut in ne
musterter oder einfacher Seide, mit da
zu paffendem Besatz, ausnehmen. Die
jkimono-Aermcl sind niit einem fas
sanierten Band ausgeführt, um mit
dem Zaillen- und Rockbesad u barmo-
nieren. Die Taille und der Rock werden
vorne geschlossn und können' mit er
hvlitcr oder normaler Taillcnlinie aus
geführt werden. Panama. Boile. Tcrge.
Cashmcre, t'ordeline. CorduroN und
andere saisongerechte Stoffe können für
o,c,es e,,in venuvr wcroen. a$ Mu
ster ist in 5 Grützen geschnitten: 14i
15, lfi, 17 und 18 ?al,re. Es benötiat
hV, Kards Stoff für die IS.
jährige Größe.
Preis des Musters 1 CentZ. .
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fertig. Jeder Leserin der Omaha
Tribüne" für 10 Cents zugesandt.
Beftellungs-Antveisungen:
Diese Muster werden an irgend
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htteife, geschickt. Man gebe ttummer
und Grcst,e und die volle Adresse dut
lich rx und schicke ten Coupon nebst
dein oben erwähnten VreiS an das .
?atternl)ept., Omakal'ribüne
1311 Hiward St.
daß das Gift dieser Keankheit an to
:n Gegenstanden haftet und einge
rocknet noch giftig sein kann. Sehr
wahrscheinlich ist auch, daß totes Ma
erial. insbesondere Milch und Trink
Wasser, die Krankheit weiter verbrei
et. Das Gift kann indirekt dadurch
übertragen werden, daß es, an , Aus
cheidunaen des Korpers hastend, auf
Nahrungsmittel und Gehrauchsgegen
ande. z. B. ikleloungsstucie uns
Schuhe, übergeht und verbreitet wird.
Dr. Josefson arbeitete auch mit Flie
gen, doch ' konnte keine Übertragung
der Krankheit durch diese , Insekten
nachgewiesen werden.
GuteAusrede. Brautmut
er: Ich finde es eyr unrecht, dan
Sie sich heimlich mit meiner Tochter
verlobt haben; Sie hätten zu mir
kommen und mit mir sprechen müs
sen."
Bewerber: .Hätte ich Sie zuerst
gesehen, dann hätte ich mich so sterb
lich in Sie verliebt, daß ich 3brt
Tochter nie beachtet hätte."
Brautmutter: Nun aut. nebmen
Sie sie hin; sie sei die Ihre!"
Es gibt nicht nur Krön, son
dern auch Erbprinzen von Bayern.
Diesen Titel führt jeweils de? älteste
Sohn :ineZ Kronprinzen. ,
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