Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 06, 1913, Image 2

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Und dai Her, poch laut ud der Geist
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vut lifbr die nrnne Taael
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cht.
2lC von Üli siffljfi.
In der letzten Sitzung des Alpen
dereini vor dem großen Winterfest
gina et besondert lebhaft zu.
Und om Tisch der Jugend, der
abseits von den Tafeln des reiferen
Altert stand, wurde die Koslümfrige
zu diesem Fest so leidenschaftlich ei
ortert. daß selbst während der Rede
det Herrn Lorsitzenden eine vollkom
wen aufmerksam Zuhörerschaft un
ter den jungen Tomen und Herren
nicht rreicht werden konnte.
.Pssssst!"... machten ein paar
würdige Herren nach dem Tisch der
Jugend hinüber.
ES half nicht viel.
Und die Frau NegierungZrat Hop
pe nahm sogar ostentativ ihr lang
gestieltes Augenalas und fixierte die
unruhigen Geister mit empörtem
Kopfschütteln.
.Natürlich." meinte sie flüsternd
zu ihrer Nachbarin, .wenn Fräulein
Gerhard und Herr Ingenieur Nie
rnann zusammensitzen, kann man nicht
auf ungestörte Ruhe während der
Rede det Borsitzenden rechnen. SS
ist kaum glaublich, wie sich die junge
Dame auffallend benimmt!"
Die andere lächelte begütigend.
.Jugend bleibt Jugend, und will
sich amüsieren. Und die beiden
Leutchen Passen so gut zusammen.
DaS Mädel hat Schick, und der
Mann hat Schneid. Wenn sie in
der Schuhplattlergruppe zusammen
tanzen, gibt das ein prächtiges Paar.
Ein Kostüm hat Fräulein Gerhard,
ganz echt natürlich, mit einem ge
stickten Seidenmieder, daS ein Hei
dengeld gekostet haben muß."...
Die Frau Regierungsrat schüttelte
den Kopf.
.Ich kann mir nicht helfen, mir
gefällt die jung Dame nicht! ES ist
zu viel Blendwerk an ihr, und ge
nau so vergnügungssüchtig wie ihre
Mutter, die bei keinem Feste fehlt.
Der Mann kommt nie mit, er soll
schwer leidend sein ... ich begreife
Herrn Riemann nicht, warum :r
pöfclich so toll hinter so einem ko
ketten Mädel her ist! Erst hat die
ganze Sektion geglaubt, er nimmt
Lisa Struck. mit der er doch nun
schon beinahe drei Winter tanzt...
nein... seitdem die Gerhards im
Verein sind, kümmer! er sich kaum
noch um sein früheres Deandl. Da...
sehen Sie bloß... wie das tolle
Mä?el mit ihm umgeht."
Die beiden Damen blickten mter
kssiert nach dem langen Tisch hiüber,
wo besagte junge Dame sich so nah
zu dem neben ihr sitzenden Manne
neigte, dah sein Arm den ihren
streifte.
DaS blonde Mädchen an seiner
Seite sah eZ auch. Und sie hatte
sichtlich Mühe .den Worten deS Vor
sitzend zuzuhören, der Ion dem be
vorstehenden Alpenfest sprach.
....Und dann noch eins", be
tonte er mit Nachdruck, ich muß die
verehrten Mitglieder der Sektion im
in wieder darauf aufmerksam ma
chen, möglichst echt auf unserem gro
ßen Winterfest zu erscheinen. Keine
Salont iroler, wenn ich bitten darf!
Die meisten von uns waren ja auch
schon selbst in den Bayerischen Al
j?en und hatten Gelegenheit, sich von
dort echte Kostüme mitzubringen
oder s an Ort und Stelle zu stu
kitten. Gerade das Urwüchsige und
Natürliche der Alpentrachten, in oe
neu wir erscheinen, gibt unserem
Z5eft den intimen Charakter und der
aanzm Veranstaltung das gediegene
Wilieit, das von unserer Sektion er
loättd wird.'
..Echt.' r
In dem lauten Stimmengewirr,
das sich nach der beendigten Rede von
allen Seiten erhob, erstarb der leise
Seufzer, der Lisa , von den Lippen
gekommen war.
Nur der neben ihr sitzende Mann
wandte sich unwillkürlich auch ein
mal wieder nach der anderen Seite.
. .Ach, klang daS eben herzerwei
rhend", meinte er lachend, indem ein
kleines, verlegenes Rot über sein
hübsche, Gesicht flog. .Fallt Ihnen
die Kostumfraqe fo schwer aufs Herz,
Fräulein Lisa?"
Sie nickte.
.Ich hat! sonst immer da? Al
penkleid von meiner Tousine an, die
eö aber diesmal gerade an dem Ta
ge, wo unser Fest ist, auch braucht",
tagte sie in schöner Offenheit. '.Und
darum wollte ich mir diesmal inS
selber flahen. Mutter sagt. daS ginge
sehr gut, man kann ja fo hübsche.
Stoffe hier in den Geschäf.
dafür kaufen.
Ca spöttische Mädchenlachen oni
diese !.::?te.
da ;t 1115 cn 35-
xer Stelle aar nicht. Fräulein Struck.
Haöen Sie nicht eben gehör?. wo
der Borst,,nd ces.ig hat? tfcht sollen
wir kommen, nicht alt Talontirgser
mit zus.imittknsiebastelten skcstümen.
Ich habe mein auS dem Brirental.
nicht Willis, ganz echt. Gif haben ti
ji bei der Tanzprcle gesehen. Herr
Rieman?
.Ja. ganz echt", wiederholte
junge Mann begeistert, .und
der
er
n,u ffdfi6.iT. önänhiei Zraulem 34,
einfacher, zerschlissener Bua passe
. . , ! jt - .
aar mait tu 10 einem reißen ,c
andl."
Fräulein Gerhard la5le sieschmei
chelt. Ihr Arm k-eriihrke schsn wic
der wie unabsichtlich den des neben
ihr sitzenden Jnaeikieurs, als sie über
ihn fort mit Lil.i sprach.
.Nein. Fräulein Struck. ich an
Ihrer Stelle würde mir dann lieber
etwas Echtes fertig kaufen, für fünf'
ziq oder sechzig Mark kriegen Sie
scdon was! Waren Sie denn noch
nie in den Alpen? Da Hütten Sie
sich doch ein Kleid mitbrinaen k?n
nen, meinetwegen ein ganz einfaches,
wenn's nur echt ist."
.Ich war noch nicht so weit".
fuhr Lisa leise, wie um ?ntschuldi
gung bittend. .Mutter aber
noch nicht, sie wollte immer .
auch!
iini
Baker zusammen.'., ober... aber'
. . . las Mädel begann plötzlich ganz
ungewohnt zu stottern, als sie daS
hochmütige Mädchenantlitz sah. Sie
konnte doch der nicht erzäb.'en. daß
Dater so eine weite Reife bitter zu!P'krt. es ist furchtbar billig."
teuer gewesen, weil die Jungen siu-1 .Aler hübsch und k!eidsam".lob. a
dierten und sie selber so viele Haus
haltungSkurse im Lettehause gehabt,
was alles viel Geld gekostet.
Sie schwieg darum und preßte die
Lippen aufeinander, um vor dem
Manne, dem sie ihr Herz geschenkt,
nicht schwach zu werden und ihr gro
ßes Leid zu verraten, daS mit sei
nem Interesse für die andere und
elegantere in ihr Leben gekommen
war.
Ob sie wirklich dem Alpenfest,
woraus sie sich das ganze Jahr ge
sreur, fernoieiven olltek yciir um
so ein dummeS Kleid, das echt fein
sollte Nicht tanzen, eine lange, se
Iige Nacht hindurch, nicht das der
traute, süße Du zu dem heimlich
Geliebten sagen zu können. daS wäh
rend des Festes üblich war, und ju
gendfroh im kurzen, bunten Rock
das ungebundene Treiben mit fröh
lichen Menschen genießen? Sollte sie
deshalb ganz fernbleiben von dem
herrlichen Alpenfest? Rein, das ging
über ihre Kraft.
.Juhu!" schrie Ingenieur R:e
mann und kletterte in seinen beäng-
Itigend kurzen Lederhosen wie ein
Wilder durch die Alpenlandschaft der
Festsäle, um Ausschau nach hübschen
Teanklen zu halten.
Er war heute in besonders guter
Stimmung, weil eS ihm gelungen
war, fein altes Muttchen nach ihrer
Krankheit zum erstenmal wieder aus
ihrer häuslichen Zurückgezogenhe?!
herauszubringen, um sich in Beqlei-
tung des Sohnes das Alpenfest an
zusehen. In ihrem schnell beschaff
ten Alpenkleide sah sie so kugel
rund, nett und arg großbäuerisch
aus, daß Hans Riemann alle Au
genblicke wieder zu dem Tisch, an
dem sie auf ihrem Eeobachtunqsvo
sten saß. zurücklief und nachsah, od
ne sich auch nicht langweile.
Tann lächelte sie jedesmal sehr
vkgiuilt ihrem großen Buan zu und
meinte: Geh du nur und amüsiere
dich, ich habe schon Spaß genug beim
Luiqaun.
Also ging er und amüsierte sich.
Er tanzte, er zodelte, er fuhr
Rutschbahn, schwenkte die niedlichen
Aelplerinnen in ihren feschen, kurzen
Röcken hoch durch die Luft und
brachte schließlich die Fescheste von
allen, das graziöse Fräulein Ger
hard, mit an den Tisch zu seiner
Mutter.
.Da... ganz echt", sagte er bei
der Borstellung, mit einem bewun
dernden Blick auf das prachtvolle Ko
stüm.
Die alte Dame blickte in das fa.
chende Mädchenantlitz, sah den vol.
lendeten Knicks und das heiße, der
legene Gesicht ihres Jungen darüber.
.Gerhard . . . Direktor Gerhard
steht ja wohl in der Mitgliedsliste
der Sektion", meinte sie nachdenklich.
.Ich glaube, ich kenne Ihren Herrn
Bater. War er nicht im Sommer
in einem Sanatorium im Harz sei
ner Nerven wegen?"
.Ja." nickte das Mädel flüchtig.
.Papa ist leidend."
.Dann waren wir zusammen
dort", meinte die alte Dame lebhaft;
.ist er hier auf dem " Feste? Ich
würde mich sehr freuen, ihn wieder
zusehen." Das junge Mädchen schüttelte den
Kops. Sie hatte offenbar Eile, von
der alten, neugierigen Dame fort
und zum Tanze zu kommen.
.Nein, ich bin nur mit Mama und
meiner Tante hier. Papa macht nichts
mit, er muß sehr ruhig leben....
ach, hören Sie doch bloß. Herr Nie
mann, der wundervolle Walzer!"...
Und schon hielt der Bua das sich ihm
tntgegenneigende Deandl im Arm
und tanzte mit ihr davon.
Die alte Dame saß wieder allein.
Aber das glückliche Lächeln. daS so
eben noch in ihrem Antlitz geweftn,!
ta ttii '
IVU Itut IIIU.JV VV
.Also da, ist sie." dachte sie be
stürzt, .d deinem Jungen setzt in
den letzten Wochen den Kops der.
dreht hat. daS ist Fräulein Ilse
Serhrö. deren Vater sich um ta
Wohlleben von Frau und Tochter
kr.ink arbeitet, um alle Wünsche der
beiden verwöhnten Damen zu erfül
len. Das ist sie... in dem echten
Kleide über dein falschen Herzen."...
Cf)... wie es t hatte sie cnii ven
ttttaflcn cti j!m leiaenven
i re!:?rZ im Sanatorium die Sorge
,,,,, S 1 rV rt.Xi tw i i fif ft
-'m ..n ..,ur,,t,
,'jrllaß ttolt!" sagte da eine jun
ge Stimme in die (bedanken der al
ten Dame hinein. Und über ihre
verschlunzenen Hände neizte sich ein
frisiter Mund zum Kusse.
,Grüah Gctt!" wiederholte diese
überrascht. War daS nicdt die kleine
Lisa Struck, dieses blonde, süße
Te,:ndl in dem blauen Waschkleid
cken, links ein dicker, blonder Zrps
und rechts ein dicker, blonder cps
über der Schulter?
Ter alten Dame wurde das Her;
warm. Sie drehte daS Mädel ein
paarmal um und bewunderte.
Das leibhafte Bergkind ans dem
Zillertal!" meinte sie dann. .Wo ha
den Sie bloß dieses fes5e Kleide!
fvr?"
Lisa wurde sehr rot.
.Ach . . . giiädiae Frau ... es ist !
ja gar nicht et! Ich habe es mir
doch selbst genäht. Nach einem Al
penbilde aus dem Modenblatt ko
it die alte Dame.
Qc.i mtm et
ii hnrtTi f.'fipn nfpfttn?
Ta wurde das Mädel noch rö
ter.
.Nein." stotterte es. .wir sind eben
erst gekommen. Bater hatte spät
Dienst, und... und es ist Glatteis
draußen... da hieß es. vorsichtig
geben."
Lisa zupfte an ihrem roten Lün
del. das sie am Arm trug
.Wenn ich gnädige Frau eine Ap
felsine eder einen Apsel anbieten
darf... wir haben unseren Prov:
ant im Taschentuch gleich mitge
bracht, man muß so lange warten
auf die Bedienung bei einem so
überfüllten Fest. und... und es ist
auch alles so schrecklich teuer hier."
Die alte Dame griff lackend in
das dicke, rosenrote Bauernbündel.
.Tag lobe ich mir. das ist rieg
praktisch, ich habe schon vor einer
halben Stunde ein Brötchen bestellt
und noch kerns bekommen. Wissen
Sie was. Kindchen, jetzt holen Sie
Bater und Mutter mal rasch an mei
nm Tisch her, den uns mein Junge
wohlweislich vorher bestellt hat hier
im Hauptsaal. und wir machen eme
gemüllicke Runde zusammen. Ich
habe, sa Ihre Frau Mutter ewig lan
ge nicht gesehen. Wir haben hier
Platz genug, Hans holt noch ein paar
Stühle ... ja . . . werden Sie dk
Eltern denn wiederfinden in dem
Gedränge?"
.Natürlich, sie sitzen ja ganz hin
ten in einem Winkel der Nebenräu
me... natürlich hole ich t ner.
Noch ein freudig erregter Knicks,
und fort war sie.
.Juhu!" schrie Hans Rieman, in
dem er in der , nächsten Tanzpause
seinen Hut in die Luft warf, so dc?ß
er direkt vor der Mutter am Tisch
niederfiel. .Na, wie gefällt sie d?r,
geliebte Alte?"
.Wer?"
.Na, Mutter! Tu doch nicht so!
Weißte doch ganz gut! Das stolze
Deandl aus dem Brizental!"
Die alte Dame zog die Hand, die
das in einem durstigen Zuge geleer
te Weinglas niedersetzte, warm zu
sich heran.
Das Kostüm paßt nicht zu dem
Mädel, findest du nicht auch?"
.Warum denn nicht?" fragte der
junge Mann bestürzt. .Ist doch
ganz 'cht!"
Jl.... eben deshalb! Laß die
Finger davon, mein Junge. Das ist
keine Frau für dich, für unsere ein-
fachen Verhältnisse, in denen wir so
geaügsam und sorglos leben. Wie
üe bisher von ihrem Bater, den ich
aus dem Sanatorium her kenne. Op
fer verlangt, fo verlangt sie es später
von dem Manne, der sich von ihrer
glänzenden Außenseite blenden läßt.
Ihr Gewand und ihr Schmuck mag
ja echt sein, aber wie es mit ihrem
Herzen steht... ich 'weiß nicht,
Hans."
Ter lange, hochaufgeschossene Bua
gab gar keine Antwort. Er schenkte
sich hastig das leere Weinglas wie
der voll und goß es in die merkwür
dig trocken gewordene Kehle.
.Hans," meinte da die alte Dame
leise, ich habe soeben Fräulein 2x)a
Struck mit ihren Eltern an unseren
Tisch gebeten... es ist dir doch
reckt?"
Er fuhr mit einem Ruck herum.
.Nee, eigentlich... nimm mir
nicht übel, Mutter, aber ich habe
mit d.e Sache mit der Lisa doch
überlegt. Sie is ja ein lieber Kä
fer . . . ja... aber absolut nichts
zu holen iS da. Die Lisa macht auch
gar kern Hehl daraus, o oumm ,st
daS Mädel!"
.Echt, mußt du sagen, mein Jun
ge, Las ist öas richtige Äiorr. chk
ihre blonden Zopfe, echt ,hr Lachen
und ihr Herz. sieh mal, daS hält
doch fester für ein Menschenleben.
als so ein paar Mark rollendes Gold
Mitaist und da,u Ansprüche, wer
toeifj wieviel! Ueberlege dir dat mal
allet noch einmal. Hans, und sieh
dir heute noch mal die Lis, darauf
an . . . da drüben kommt sie schon
mit ihren Eisern. Et ist mir
liebe Gesellschaft. Junlie. darum tu
mir den gefallen und sei ein biß
chen rett zu der Kleinen... ja?"
.I... i'". stotterte der große
Bua. indem er nufsprani. um Platz
für die nellt Tisckaesellschast zu ma
4t '.
Herrie!... hatte daZ Mädel denn
sck?on immer so wunderrolleS Haar
gehakt? 7ie Augen genau so blau
wie das ftWdck!,. die Wannen und
Lippen genau so kirschrot wie da
Sträußel Altnrofen an der jungen
'LruN!
.Grüaß 5!ott. liab'! Deandl!"
flüsterte er in dem alten, weiblichen
Ton der lanaen Freundschastßjakre.
.stirüaß Gott, liaber Bua!" klang
eS selig zurück.
.Moa?st tanzen, liab's Teandl?"
Da beaann daS anze blondzopsi
ae Beralmd zu Ottern, so daß der
Lua sofort zuqriff.
.Mir san die lust'gen Holzhacker
bnabn", intonierte die Bauernmiisik
oben auf dem buntbewimpelten Holz
balkone.
Hab'n wir kz Geld, so tanzen
mir in d' dtuabn". sani der Mann
sofort, indem er daS Deandl fest
und sicher durch daS Gewühl dirigier
te.
Und er hatte da?ei das Gefühl.
ls wäre er von einer gesährlicken
Hrchtour wieder in sein altes, liebeS
Heimattal zurückgekehrt.
Der Affenmensck.
lizze fliiS
I
btm Splbatr.ilelcn
E. Corscpuik.
von
Die Nck.'uten waren angekommen.
Da standen sie mit ihren Köfferchen
und warteten ergeben auf ihr Schick
sal. za welcher Batterie sie eingeteilt
würden.
Hiero . . ni . . muS . . Glo . .
wall . . la!" tönte die scharfe Stimme
des Rezimentzschreibers.
.La . . la . . la . .!" gab daS Echo
von den Ställen zurück. Unwillkür
lich lachten alle.
Es klang fo fröhlich in den trüben
Morgen hinein, dies La . . la . .
la . . !'
Ein stämmiger, untersetzter Bur
sche faßte mit der Hand seinen Kof
fer. C?r brauchte sich kaum zu bücken.
Der Rücken war gekrümmt, die Arme
außergewöhnlich lai?z und daran zwei
Hände, breit vom Schaffen und schwe
rer Arbeit.
Mit kurzen Schritten kam er an,
unbeholfen, watschelnd . . . .Hieroni-
mus Glowalla?"
.La . . la . . la . . !" antwortete
wiederum das Echo.
Ja!" entgegnete der Mann mit fe
ster, lauter Stimme. A . . a .
a . . !" echoten die Ställe.
Allgemeines Gelächter.
Lachte man nur über das komische
Echo oder die sonderbare Erscheinung
Glowallas! Und doch hatte er eigent
l,ch so gar nichts Lächerliches. Man
sah ihm zähen Fleiß und schwere?
Ringen in den Bergwerken an.
.Dritte Batterie!
Ein Unteroffizier nahm ihn beim
Aermel und führte ihn zu den schon
verteilten.
Hauptmann v. Grevening musterte
lerne neuen Zöglinge. Leutnant
Guttenberg, der Rekrutenoffizicr,
kratzte sich hinter dem Ohr.
Ein schweres Stück Arbeit, dachte
er: doch da begegnete er dem Blick
Glowallas. und sofort fühlte er eine
Art Zuneigung zu dem Manne. Wa
hatte der häßliche Mensch doch für
große, schöne Augen! Augen, aus
denen der Strahl der Treue und der
Energie hervorleuchtete.
Bizewachtmeister Karrenschwerrt.
der Stellvertreter deö Rekrutenoffi
ziers. sah von den schönen Augen
nichts: er sah nur die nach innen ge
stellten Füße, die krummen Beine.
die schiefen Hüften, die langen Arme,
den schrägen Hals und den dicken
Kopf GlowallaS. Im Geiste hörte
er sich schon seinetwegen von den Bor
gesetzten getadelt und hörte den Spott
der anderen über diese Mißgeburt, die
er jetzt geradeziehen durfte. Warum
mußte der Unglücksvogel auch ausge
rechnet zu seiner Batterie geflogen
kommen! Nun. er wollte ihm schon
die Flötentöne beibringen.
Im Grunde seines HerzenS haßte
er den Mann bereits, ohne ihn näher
zu kennen.
Glowalla hatte als Rekrut jtine
schwere Ausbildungszeit. Er ertrug
sie aber mit Gleichmut; freilich reizte
er dadurch den Bizewachtmeister und
die Unteroffiziere nur noch mehr, und
wenn der Leutnant nicht zugegen war,
ließen sie ihre ganze Wut und Schi
kane an ihm aus. Sie begriffen et
nicht, warum Leutnant Guttenberg
gerade diesen .Affenmenschen", diesen
.Gorilla" das waren die Spitzna
men des Kanonier, in der Batterie
vor allen anderen bevorzugte.
Wachtmeister Karrenschwerrt und
die Batterieunteroffiziere mußten sich
GlowallaS wegen tatsächlich scharfe
Worte gefallen lassen; nicht, weil sich
der Rekrut in den wenigen Wochen
der Ausbildung auS einem knorrigen,
schiesen Kiesernstamn nicht zu einer
! schlanken, biegsamen Tanne verwan
delt hatte, sondern weil sie den Mann
falsch behandelten. Bemerkte er die,
dann konnte der junge Offizier so
energilch werden, daß ihnen in heil
solsamer schreck in die Glieder fuhr.
Leutnant Guttenbera befahl, bei
Glowalla besondere Freiübungen vor
zunehmen, die den krummen Glied
maßen det Rekruten entsprachen
Zwar gingen seine Füß, allmählich
et-.; ? nach auswärts, die Beine wur
dc cfr.ider. die schiefen Hinten und
der schräg Halt richteten sich, und
auch der Buckel wurde kleiner, den
noch blieb er der .'Affenmensch'
?ln Körperkräften kam ihm keiner
in der Batterie gleich. Das Geschütz
warf er herum wie einen Spielball,
auch ritt er gut und meisterte jede!
störrische Pserd aber Glowalla
blieb doch ftett die komische Figur.
Ein Jahr war vergangen.
Leutnant Guttenberg erbat sich
Glowalla als Zimmerburschen. Er
erhielt ihn gern zugeteilt, weil der
Mann bei jeder Besichtigung immer
nur unangenehm ausfiel
Jetzt sollte Glowalla mit seinen
schweren pausten bei dem unverhei
rateten Offizier Dienste verrichten,
die eigentlich Frauenhänden zukamen.
Beim Aufräumen legte er die zierli
chen Nipxfiguren vorsichtig auf seine
breite Handslache, um von dem Ber
tiko den Staub wischen zu können.
Dann stellte er sie wieder schnür
grade ausgerichtet auf. Er konnte
nicht begreifen, warum der Leutnant
sie immer wieder in Unordnung
brachte,
Durch die Stuben bewegte er sich
nur auf den Zehenspitzen, als wZre
der weiche Teppich eine glühende Mas
se. Aber wenn ihm seine Arbeit auch
nicht zusagte, so tat er sie doch ge
wissenh.ist. still und ruhig. Hinter
den Gardinen des Fensters verbor-
gen. sah er eine Tages die Batterie
mit klingendem Spiel vorbeirücken.
Der schlappe Teumlich saß auf einem
langenpserve. Warum konnte er
nicht an seinem Platze fein?!
Hinter dem Geschütz ritten als Be
dienungskanoniere Leute, die er mit
leichtem Stoß von den Pferden ge
worfen hätte. Dem Weaner sah er
es an. daß er auf der feurigen .Ton-
na Angst hatte und mit ihr nicht
fertig wurde. Warum saß er nicht
auf der aufgeregten Stute?!
Nur, weil er von Jugend auf
schwer hatte arbeiten müssen und da
durch seine gute Figur, die auch er
als Knabe besessen, verdorben hatte.
Mein Gott, wer dachte daran.
wenn es galt, die schwache Mutter und
den kleinen Bruder zu ernähren.
Glowalla knirschte mit den Zäh
nen.
Konnte er doch nur ein einziges
Mal beweisen, daß er mehr konnte
und taugte, als die anderen! Die
Geschütze rasselten.
Aus den Fenstern schauten die
Mädchen und nickten verstohlen den
schmucken Reitern zu.
Auch hier mußte er abseits stehen.
Die Batterie kehrt von der Uebung
zurück.
Große Schneeflocken fielen. Sie
legten sich auf das kotige Straßen
Pflaster und machten es glitschig.
Glowalla war gerade dabei, das
Bett des Leutnants zu machen, das er
vorher auseinandergelegt hatte. Er
hörte die Klänge der Musik und hied
mit breiten Fäusten den Takt dazu
aus die weichen Kissen.
Dann strich er. seine Wut bereuend.
liebkosend über sie hin.
Ein Mensch hatte ihn doch gern
sein Leutnant! Das wußte er.
Jetzt hörte er das Rattern der Ge
schütze. Die Fensterscheiben klirrten.
Er wollte nicht hinaussehen, doch
plötzlich horchte er auf.
Die Musik hatte zah abgebrochen.
Bon der Straße herauf klangen
Kommandos. Schreie und Getöse.
Glowalla eilte in langen Sätzen
die Treppe hinunter. Die Stufen
knarrten und ächzten unter , seinen
schweren Sprüngen.
Auf der Straße ein wuster Knauel
von Menschen und Tieren.
Deumlich hatte seine Pferde nicht
est am Zügel gehabt. Das Sattel
pserd war auf dem feuchtglatten
Pflaster ausgerutscht.
Die Mittel und Vorderpferde
dadurch erschreckt sprangen mit
jähem Ruck in die Taue. Die Bor
derbracke brach. Das kitzelige Bor
derhandpferd kam mit der Hinterhand
über den Strang und schlug wie der
rückt auS: klatsch, klatsch klatsch!
saßen die Hiebe.
Die Leute wußten nicht, wo sie zu
erst anfassen sollten, und wurden im
mer wieder durch die Hufschläge zu
rückgetrieben. Feuer sprang aus den
nassen Steinen. DaS Mittelhand
pserd bäumte hoch auf, glitt auS und
begrub seinen Reiter unter sich. Die
Pferde schnaubten, schlugen und ge
bürdeten sich wie toll.
Wieder sprangen die Vorderpferde
vorwärts.
Leutnant Guttenberg hatte ihre Zu
gel von vorn gefaßt. Die Tiere ho
den ihn in die Höhe, dann stürzten sie
krachend auf daS Pflaster. Ein Huf
schlag. Note? Blut feuchtete den dich
ter sauenden Schnee. - Wie em
Teufel sprang Glowalla dazwischen.
Mit den langen Armen umspannte kr l
den Hakt det gestürzten Borderpserdet
und crutfte ten o t zu Boven, van
dat Tier sich nicht mehr regen konnte
und angstvoll stöhnte.
Jetzt trauten sich auch die anderen
Leute heran.
Der verletzte Ossizier wurde schnell
au der gefährlichen Lage befreit. Noch
ein Augenblick, und das von den
Tauen gepeinigte, kitzeliae Tier hätte
ihm aufspringend den Schädel zer
trümn'ert.
Glowalla Augen verfolgten olles.
Er rief den Leuten Befehle zu, und
sie gehorchten Ihm aufs Wort. Die
verwickelten Taue wurden durchschnit
ten. Die Pferde kamen wieder hoch.
Der gestürzte Mittelreitcr hatte
nur einige Quetschungen davongetra
gen. Auch die Tiere waren nicht be
schädigt.
Man hatte Leutnant Guttenberg
auf sein Zimmer gebracht und ins
Bett gelegt.
Glowalla entkleidete ihn mit seinen
ungelenken Fäusten so leicht und vor
sichtig, wie eine geübte Pflegerin.
Er holie Wasser und kühlte die
Kopfwunde.
Nach einiger Zeit schlug der Ossi
zier die Augen auf.
Sein Blick begegnete dem Glowal
las.
Er drückte die harte Faust des un
gefügen Menschen, und seine Lippen
stammelten: .... Glo . . wall . .
la . . '
Tann verlor er wieder daS
Be-
wußtsein.
Ta Tt, reich.
DaS Totenreich lag nach dem
Glauben der verschiedensten Völker
jenseits des Wassers. Nach griechi
scher Auffassung brachte der Fuhr
mann Charon die Toten über den
Sty? zur Unterwelt, und die Ger
manen meinten anfangs, rund um
die Erde sei das Meer gelegt; da sei
die Welt zu Ende, und wo das To
tenreich als Unterwelt gedacht ist,
da hat der Tote nicht selten eine
Brücke zu überschreiten und nach
Timrock als Brückenzoll den linken
Fuß und die rechte Hand zu geben.
Wer Laurins heilige Umfriedigung
bricht, büßt es ebenfalls mit der
rechten Hand unli dem linken Fuß.
Ein uralte deutsche Bestattiingsweise
stand darin, daß man Tote in ein
Schifflein legte und '0 den Wellen
überließ. Auch Ba?dur gelangte auf
diese Weise ins Reich der Todesgöt
sin Hei. Schisfsbegräbnisse fanden
owohl in Norddeutschland wie auch
in Schweden statt, wo in. vergange
nen fahren den Mitgliedern der
Prähistoriker - Versammlung ein
Schiffsgrab gezeigt wurde. Die 1803
bei Nydam auf Sundewitt in Schles
wig im Moor gefundenen Boote, die
mit Helmen. Schwertern, Schilden u.
w. angefüllt waren, darf man
dielleicht auch als Schiffsgräber an
ehen; denn sie sind absichtlich ver
enkt worden; man hatte sie anae-
bohrt. Tacitus berichtete über die
Grenzen Germaniens wahrscheinlich
das, was ibm andere davon nach
der Bolksüberlieferunq erzählt hat
en: Im übrigen ist Germanien vom
Ozean umflossen." Es ist ein Ueber
bleibsel einer uralten Volksanschau
unq. wenn Berliner Kinder noch Heu-
singen: .Maikäfer fliege! Dein Ba
er ist im Kriege; deine Mutter ist
in Engeland; Engeland ist nbge-
brannt!" Das soll heißen: Deine
Mutier ist tot; denn Engeland ist
daS Totenland, das hinter dem gro
ßen Wasser liegt.
amelt, die rauchen.
Ein spanischer Offizier, der lange
Zeit in Afrika stationiert war und
auch während der letzten Aufstände in
5)!arokko ine Division befehligte, er
zählt, so berichtet der .Family
Herald", daß die Eingeborenen einen
eigenartigen Gebrauch für das Ta
bakskraut herausgefunden haben. Sie
machten nämlich die Beobachtung, daß
ihre Kamele durch den Kanonendon
ner während einer Schlacht furchtbar
aufgeregt und zügellos wurden. Um
sie zu beruhigen und wieder gefügig zu
machn, versuchten sie es mit einer
Zigarre! Um diese Alltrösterin dem
Kamele mundgerecht zu gestalten,
formten sie ein dreieckiges Stück Holz,
höhlten es in der Mitte nur soweit
aus. um die Zigarre darin feststecken
zu können, und schoben diese neuartige
Zigarrenspitze dem Kamel in das
Maul. Gierig ziehen die Tiere dann
den Rauch ein und lassen sich da
mit beruhigen. Solange ihre Zigarre
aushält, sind sie glücklich und liebens
würdig und marschieren ohne Wider
stand mit ihrer schweren Bürde tvei
ter, selbst inmitten des größten Kano
nendsnners. Ist sie ihnen aber aus
gegangen, so gebärden sich die Kamele
noch widerspenstiger als die berüchtig
ten Esel, bis eine neue Zigarre
ihnen spendiert wird. Auch bei Zahn
schmerzen, einem Uebel, dem daS Ka
mel nicht minder unterworfen ist als
wir Menschen, wendet der schlaue
Eingeborene da fast nie versagende
Beruhigungsmittel an und erzielt gute
Erfolge.
Die ursprüngliche Bezeich,
nung für Kirche war Domknicum, d.
h. Haus des Herren.
ta unterirdische tthett.
Schilder einer berückiiiglk Jbe
nsiedlun in Ruftlant.
Ein Korrespondent aut Petersburg
schildert die Eindrücke, die er beim
Besuch des Ghetto von Wilna. einet
der bkillchtigsten Judenoiertel det
ganzen Ansiedelungsbkzirk, empfing.
Hier wohnen die Menschen so enge
nebeneinander, daß der Hochbau nicht
mehr ouereichte und die Wohnstätten
sich in die Tiefe des Bodenö ingra
den. In über 200 solchen Kellern
wohnen mindestens 1500 Juden, in
feuchten, schlüpfrigen Räumen mit
festgestampftem Erdboden, deren Höhe
selten über 1,80 Meter beträgt und
die. da sie fast immer unter dem
Niveau der Straßen liegen, durch
Luken in der Dcke kümmerlich erhellt
werden. Mit Gräbern möchte man
diese Höhlen vergleichen, meint der
Berichterstatter, wenn nicht für die
Toten eine fast doppelt so große Bo
denfläche vorgeschrieben wäre, wie sie
hier durchschnittlich auf einen Einwoh
ner entfällt. Im ersten HauS fand
der Besucher zwei unterirdische Stock
vxrke untereinander. Im oberen
Raum wohnen lauter alte Leute mit
einigen kleinen Kindern. Die Er
wachsenen sind nach Amerika ausge
wandert und lassen nichts von sich
hören. Die Erwerbsquelle der Frau,,
die dieser Haushaltung vorsteht, ist
der Ofen. dr von früh iiS spät ge,
heizt wird. Die armen Nachbarin
ncn kommen mit Töpfen und Pfan
neu, die sie am Ofen wärmen, und
bezahlen dafür je eine Kopeke. In
einer Ecke führte eine Leiter int
unire Stockwerk, in dem zwei Greise,
beide Bettler, im Dunkel cm Boden
lagen, weil gerade Sabbat war und,
kein Licht entzündet werden durfte..
Die übrigen fünf Bewohner waren'
ausgegangen. Für das .Wohnrecht"
in dieser Höhle zahlt jeder 28 Centö
wöchentlich oder 4 CentS im
Tag. Ter Hausherr erhält von der
Wirtin, die dabei den Raum noch hei
zen muß. jährlich 100 Rubel (31
Tollars.) In einem anderen unterir
dischen Wohnraum sind drei verschie
dene Werkstätten eingerichtet, eine
Klempnerei, eine mechanische Stricke
rei und eine Schneiderbude. Bier
Familien wohnen hier zusammen. D
Lust war zum Ersticken, aber die Be,
wchner vermißten das sonst immer
vorhandene Schiebfensterchen nicht, '
das im Winter, während die Fenster
verkittet sind, eine Lüftung ermög
licht, weil die schlecht schließenden
Fensterrahmen die eisige Zugluft nur
zu leicht durchließen. Hier wohnen ,
die Aermsten der Juden, Lumpen
sammler, Bettler, ober auch Handwer'
ter, deren Stand längst den goldenen
Boden verloren hat. Die , Meister.
arbeiten allein, ohne Gesellen oder .'
Lehrjungen. Die jungen Leute wan '
dein fast alle aus, die wenigen, die i
zurückbleiben, besuchen die Handwer !
kerschule, durch deren Errichtung man
die wirtschaftliche Lage deS jüdischen
Proletariats zu heben hoffte. Aber j
nach ihrer Ausbildung ziehen fast alle
dir Auswanderung nach Amerika vor,,,
weil sie dort fast sicher auf bessere'
Lebensbedingungen hoffen zu dürfen
glauben. Im Ghetto bleibt nur der
zurück, der nichi einmal die Mittel zur
Flucht auftreiben kann. Ein junger,
tüchtig geschulter Handwerker kann in
Wilna wöchentlich fünf bis fechs Ru ,
bel 2 12 bis 3 Dollars). inAusnahme,,
fällen bis zu zehn Rubel verdienen.'
Selbst bei diesem spärlichen Einkom
men opfern einige Handwerker noch
25 50 Cts. im Monat, um einen
Turnlehrer zu besolden und ein Lokal ,
zu unterhalten. Dieser erste Anfang,
bewußter Körperkultur wurde an '
fangs von den älteren Juden, die in
den Ueberlieferungen deS Ghetto auf
gewachsen sind, verspottet und selbst'
mit Argwohn beobachtet, seitdem aber
die jüdischen Turner einige tüchtige'
Leistungen aufweisen können, werden
sie widerspruchslos geduldet. : Die
Turnerei hat bereits einen heilsamen
Einfluß auf die Pflege der körper ,
lichen und häuslichen Reinlichkeit er
zielt, wenn auch bei den entsetzlichen
Wohnungsverhältnissen an eine wirk
lich hygienische Lebensführung gar
nicht zu denken ist. Die Kinder, die
in den Kellerwohnungen im Ghetto
aufwachsen, fand der Berichterstatter
des Petersburger Blattes fast auS.
nahw.LloZ mit bösartigen HautauS
schlügen behaftet. Eine wohltätige
Gesellschaft ermöglicht zwar die
kostenfreie Behandlung mit Röntgen
Strahlen, aber die Ansteckung erfolgt
immer wieder aufz neue. ,
. .
Zwölf Stunden nach dem
Tode ihres Gatten Henry Fahrenhold
folgte, wie aus Pittsburg berichtet
wird, dessen Gattin Christina Fah
renhold ihm in die Ewigkeit nach.
Der Gram über den Tod ihres Gat
ten brach ihr daS Herz. DaS Ehe
paar lebte zu McKeeS RockS und ae
hörte der dortigen deutschen luiheri
schen St. JohanneSGemeinde an.
Herr Fahrenhold war einer der be
kanntest! Sängerpioniere. Im letz
ten Januar hatte Herr Fahrenhold.
der im 65. Lebensjahre stand, einen
Sturz erlitten, von dessen ffolam
er y.q nicht eryoien konnte, und vor
wenigen Wochen war auch sein treue
revensgesayrtin, ausgeriebcn durch die i
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ihres Gatten nicht zu Überleben. V..
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