Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 05, 1913, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Cd tjritlritngtl.
ftlWt. Louis, p.
V ' l
Eo ciloal bangen Ahnungen be
f;t, fa Veorgina Merton auf bet
t;'''J,za Luanda ihres Heim, bat
xus fett (kitten Erhöhung weiß itci
fta tat trinen Bäumen herverschim
Kxrti tnb Kolzlaepflegte Felder und
, StSsStze eis chanie.
Ei Kar nicht in fientudn aufgk
faachftn, sondern aul einem östlichen
Ciaat gekommen, und der Gedanke an
EU tlU, sieht All hundertjährigeFehd,
ische den Familien Merton und
Zitd stieg oft wie ein düsterer (Schot
Jen vor ihr auf. Nur die große Liebe
tzu ibrem jungen Gatten machte eS ihr
nögiich, j hier auszuhalten, ob
(johl schon zehn Jahre verstrichen wa
e, seit fcal letzte Blut in dieser Fehde
vergossen worden war.
Die junge Frau fuhr ängstlich auf,
rtl die Uhr hinter ihr in der Stube
schlug. Wo blieb nur George sa lange?
. Er war anfangs Nachmittag! nach
dem County Hauptort geritten und
wollte in zwei, spatesten drei Stunden
uruck sein.
Sie legte den schlafenden Cäugling,
den sie in den Armen hielt, sorgfältig
nieder und gmg nach einem oberen
Fenster hinauf, um Ausschau zu hat
len. Ein offener Wagen kam vom
County Städtchen her, und auf jeder
Seite desselben war ein Reiter. Die
Cavalcade bewegte sich so langsam,
wie ein Leichenzug! Ali sie näher
kam, war zu bemerken, daß im Wagen
ein langer Gegenstand lag, mit einer
übergeworfenen Decke.
SchreckenZbleich kam die Frau an
die Thüre herab; der Zug hatte jetzt
gerade das Haus erreicht.
.Wo ist mein Gatte?" Was ist Pas
jirt?" frug sie bebend die Männer, die
ihr Haupt entblößt hatten.
Einer dieser sprang ab und sagte
näherkommend: Ja, es istetwaZ pas
sirt. Frau Merton, wir
.Er ist todt!" unterbrach sie ihn,
mit den Fingern nach dem Wagen deu
tend, .und Ihr bringt mir ihn heim.
0 Gott, ich wußte ja, daß es so kom
wen würde!"
Ja. er ist todt ich will'S ohne
Umschweife sagen. Es ist die alte Ge
schichte, Frau Merton. Niemand
konnte es verhindern. Jim Wilder
sch'ß ihn an den Stufen des Court
gauseZ nieder.'
In den nächsten paar Tagen, bis zur
jgeit des Begräbnisses, sprach Geor
ina zu keinem Menschen. Erst spat
Nachts darnach, als daS ganze Haus
still war, begann sie. sich zu regen. Sie
packte einige Sachen zusammen, die ihr
m liebsten waren, hob ihr Kind auö
' der Wiege und schritt sachte aus dem
HauS. Dr Himmel war sternenhell.
Auf dem Wege blieb sie stehen und
schaute och einmal nacb dem Haus
und der Baumgruppe zurück. Hierher
hatte sie ihr Gatte vor anderthalbJah
ten gebracht; hier hatte sie ihre glück
kichftea Stunden verlebt. Alle diese
Vrinnnnngen zogen wie eine lichte
Vision an ihr vorüber, da drängte
sich das Antlitz von Bob, dem jungen
Kruder ihres Gatten, dazwischen.
Seinen Blick, als er vor der Leiche
stand, hatte sie nicht vergessen! Er trug
noch Kniehosen aber von diesem
Moment an hörte er auf. ein Junge
ii sein: die Rache Erbschaft war ja
uf ihn gefallen und seine Augen sag
tcn, daß r sie angenommen.
Der Gedanke daran machte Geor
feina nur schaudern, und eilends setzte
sie ihren Weg fort, ihren Säugling
fester an sich pressend. .Nein, D i ch
sollen sie niemals kriegen." sagte sie,
.Du sollst zu einem anderen Leben
Aufwachsen, und nie sollen sie wissen,
tvas aus Dir und mir geworden ist!"
2.
, Richter Miller saß beim Mahle, als
sein alter farbiger Diener hereintrat
und ihm zuflüsterte: .Herr Merton
möchte Sie auf eine Minute sehen.'
Sofort schob er seinen Familien
stuhl zurück. .Entschuldigen Sie mich,
Herr Conway sagte er? aber mein
Client kommt vou außerhalb der
Stadt, und" fügte er mit einem
Augenzwinkern hinzu .es ist für
einen Merton sehr ungesund, zu später
Stunde heimzureiten; daher will ich
ihn nicht warten lassen."
.Ist da? einer von den berühmten
Fehde Merton?' fragte Conway die
Tochter des Richters, als dieser hin
usgegangea war.
.Ja," erwiderte Frl. Jsabella, ihre
zarten Augenbrauen erhebend und ihn
etwas zweifelvoll anlächelnd, .wenn
Sie da .Ruhm" nennen wollen,
er ist übrigen der letzte der Mertons.
und die Fehde wird daher i!d eines
natürliche TodeS sterben."
DaS ist etwas, was ich nicht der
stehen kann." sagtedonway freimüthig;
to tan Theil deS Landes, wo ich er
gen bin. nennt man dergleichen ein
fach Mord und bestraft eZ entsprechen.
Und ich habe gehört, daß diese Fehde
schon seit Generationen dauere, und
alle Letheiligten achtbare Bürger ge
annt würden!"
Clmi nröthend erhob sich Jsabella;
sie bewunderte den Freimuth des jun
jtn fremden, aber sie mußt ihre en
gerea Landsleute in Schutt nehmen.
Cie müssen nicht glauben, sagte sie,
.daß wir auf diese Fehde stolz sind,
daß wir s billigen, nur weil wir
rl il'ml nicht einmischen. Die
1 Z "j nxrj $ t'xt eine ctoal'
andere. Wir fühlen, daß Jedermann
sei.ien eigenen Streit selber ouLbaden
muß. freilich, wenn es einen Aus
truch giebt. dal sollte bestraft wer
den."
.Und ist das immer geschehen?"
.Ich habt keine Idee davon." erwi
derte JsabelZa. noch immer lacrieino
Conmag war der erste Mann ihrer 33t
kanntfchast, der irgend ein Wort von
ihr in Frage zog. und diese neuartige
rfthning omüsirte sie: zugleich war
sie innerlich überrascht uder den ern
pen Ausdruck, den sein Gesicht ange
nommen hatte.
Conway war vor einem halben Jahr
als armer Fremder gekommen und stu
dirte in Richter Miller's Sanktum die
Rechte: dieser war sehr freundlich zu
ihm und lud ihn öfter zu Gaste. Da
bei hatte Conway seiner Tockter schon
tiefer in die Augen gesehen und sehnte
den Tag herbei, an welchem er ein ent
scheidendes Wort an sie richten könnte,
doch jetzt waren Zeit und Ort dazu
nicht günstig. Vielleicht machte er sich
auch nur eitle Hoffnungen....
Richter Miller kam wieder herein:
,0 Papa." sagte Jsabella. .willst Tu
einmal Herrn Conmay die wahre Ge
schichte der Merton . Wilder . Fehde
erzählen?"
.Ich glaube stark. Sie billigen Feh
den nicht. Herr Conway." bemerkte
der Richter zwinkernd, indem er sich
niedersetzte; rn., ich auch nicht, aber
Sie brauchen daS nicht zu erwähnen,
wenn die Mertons oder die Wilders
da sind. ES ist schier unglaublich,
aber diese Fehde hat vor mindestens
125 Jahren angefangen. Die beiden
Familien hatten einen Streit über
einen Landstrich: wer Recht hatte, kann
heute kein Mensch mehr sagen; aber
schließlich erlangten die Mertons den
Landstrich, und die Wilder! sitzen auf
schlechterem Lande, südwestlich davon.
Seitdem, so oft ein Merton auf Wil
der'scheö Land kommt, oder ein Wilder
auf Merton'scheö Land, oder wenn es
sonst ein gelegenes Zusammentreffen
giebt, muß Einer in'S Gras beißen.
Die Kinder übernahmen die Fehde von
den Vätern, und so geht es weiter biS
zum heutigen Tag. Und jetzt ist nur
noch ein Merton übrig, der soeben hier
war. und die drei Wilder Jungen."
.Und wann war der letzte Aus
bruch?" fragte Conway mit ungewöhn
licher Spannung.
.O. das war schlimm," sagte der
Richter kopfschüttelnd. Es sind 25
Jahre her. Jim Wilder erschoß den
jungen George Merton vor demCourt
hau. Mein Vater war einer der
Männer, welche die Leiche zu seiner
Gattin heimbrachten. Sie verschwand
in der Nacht nach dem Begräbniß mit
dem Säugling spurlos, und man
glaubt allgemein, daß sie wahnsinnig
wurde und das Kind und sich selbst
tödtete. Der einzige übrige Merton
war George's junger Bruder; der ging
chon TagS darauf nach dem Wilder
chen Platz und erschoß Jim an seiner
eigenen Thürschwelle. Er wurde übri
qens selber so schlimm vermundet, daß
eS lange dauerte, bis er wieder auf den
Beinen war. Das Verschwinden der
jungen Frau Merton und ihres Kindes
bewegte damals Aller Gemüther so
stark, daß es Niemanden einfiel, Bob
Merton zur Verantwortung zu ziehen.
Die drei Wilder Jungen verschwan
den für einige Monate; später kamen
ie zurück, aber sie verhielten sich ruhig.
Ich hoffe, der Teufel wird nicht wieder
osbrechen.
Vulkane waren schon länger als 25 .
Jahre 'ruhig und sind doch wieder aus
gebrochen," versetzte Conway; .eS
cheint mu, ein entschlossener Mann
einer der beiden Familien hätte diese ;
greuliche Fehde schon lange ausrotten
können."
In diesem Augenblick läutete die
Thürklingel heftig. Man hörte erregte
Summen draußen, und als die Thur
ich öffnete, ruf einer der beiden An
kömmlinge:
O Richter, wir brauchen Pferde.
chnell! Ich glaube, die Wilders und
Mertons sind wieder aneinander.
Schüsse sind gefallen, nachdem Bob
Merton aus der Stadt geritten war.
und alle drei Wilder waren heute
hier!'
Joe, rief der Richter seinem Die
ner zu, .sage Tom, er soll sofort vier
Pferde satteln. Ich gehe mit Ihnen,
meine Herren. Conway wollen Sie
auch mit? Wir brauchen vielleicht Jh
ren Beistand."
Conway war sofort dazu bereit. EL
iel Jsabella auf, wie blaß sein dunk
les Gesicht geworden war.
Bald ritten die Vier auf dem lern
gen Landwege, der nach dem Merton'
schen Heim führte. Schon war bei
nahe die Nacht hereingebrochen, und
im Gehölz, das sie jetzt erreichten, war
es bereits tief dunkel.
Das vorderste der Pferde spitzte
plötzlich die Ohren und scheute vor
einem dunklen Gegenstand, der an
Wege lag. Dieser war ein todtes, aber
noch warmes Pferd. Alle sprangen
ab und leuchteten mit Laternen umher.
Man folgte Fußstapfen, welche etwas
seitab führten und anscheinend von
einem Verwundeten herrührten, der
sich mit dem einen Fuß hatte schleppen
müssen. Ein Nachmittagsregen hatte
den Boden aufgeweicht, und diese Spu
ren traten deutlich genug hervor.
Da stießen die Suchenden auf die
Leiche Bob Merton's! Er war noch
mit dem Rücken an den Baum gelehnt,
von wo aus er auf seine Angreifer
letzt gefeuert hatte. Nur venige Fuß
davkn lag die Leiche des ältesten Wil.
der. mit dem Gesicht auf den Boden.
.'.?ch Zwei zu finden." bemerkte
einer der Männer grinieno. wen
suchte weiter und fand auch den zwei
ten der Wilder Jungens todt, das
Besicht zum Himmel gerichtet. Fuß
stapfen neben ihm aber zeigten, daß der
dritte entkommen war.
.Meine Herren." sagte Richter Mil
ler feierlich, .das ist zu weit gegan
gen."
.Jawohl." erwiderte einer der beiden
fremden Männer; .wenn Sie und
Conway nach den Leichen sehen wollen,
werden wir sofort die Verfolgung aus
nehmen."
.Und ich werde mit Euch gehen."
sagte Conway plötzlich, und auf Bob's
Leiche deutend, fugte er hinzu: .Nia;
ter Miller, ich bin unbekannt und nur
für den Frieden hierher gekommen,
aber mein Blut macht sich geltend;
dieser Todte ist mein Onkel, ich bin
George Merton's Sohn!"
.Hier geblieben!" gebot der Richter
streng, .oder Sie werden ti bereuen.
Was haben Sie erst heute Nachmittag
über diesen Gegenstand geäußert.
und was würden Sie morgen sagen
können?"
.Recht haben Sie." sagte Conway.
die Hände sinken lassend, während seine
Finger noch leidenschaftlich zuckten.
Vor einem Jahre starb meine Mutter,
nachdem sie ihr ganzes Leben lang da
für gekämpft, mir eine gute Erziehung
zu geben, und auf dem Sterbebett sagte
sie mir. wer ich bin, und nahm mir
daS Versprechen ab. niemals Jeman
den ein Leid zu thun, außer in Noth
wehr. Und doch bin ich hierher ge
kommen."
.Ich verstehe." sagte der Richter
ruhig und legte ihm die Hand auf die
Schulter, .aber bleiben Sie auch hier
Ihrem Versprechen treu, und sich
selbst!"
Tom Wilder wurde eingefangen
und prozessirt. Es war natürlich kein
Zeuge für das Maß seiner Schuld vor
banden; das Urtheil lautete auf fünf
"Jahre Strafhaft bei harter Arbeit,
was Conway Merton lächerlich gering
erschien. Letzterer war bei der Ur
theilsverkündigung zugegen, und das
Auge des Gefangenen ruhte auf ihm
mit einem unheilverkündenden Blick,
nachdem die erste Ueberraschung über
das Auftauchen des neuen Merton ver
flogen war! Conway Merton machte
sich indeß daraus wenig; Furcht stand
nicht in seinem Wörterbuch. Außer
dem waren seine Gedanken jetzt in
einer anderen Richtung beschäftigt.
Er war jetzt der Erbe seines Onkels
Bob, der 25 Jahre lang eine Jungge
sellenwirthschaft in dem Merton'schen
Heim geführt hatte, und konnte unbe
hindert den Besitz von diesem antreten.
Aber zunächst weilten seine Sedanken
bei Jsabella Miller. - Er suchte sie un
mittelbar nach dem Schluß der Ge
richtssitzung auf, und das entschei
dende Wort wurde gesprochen.
Sie machte ihre Hände sanft aus
den seinigen loö und sagte, unterThrä
nen lächelnd: .Eben weil ich Sie liebe,
steht diese schreckliche Angelegenheit
iwiicyen uns. Erinnern sie sich noch,
daß Sie sagten, ein einziger entschlos
sener Mann hätte dieser Fehde schon
lange ein Ende machen können? Gut,
wenn das geschieht, und ohne w e i
teres Blutvergießen, dann
Heirathe ich Sie!"
Er versprach es....
An einem der ersten Nodembertage
brach Tom Wilder aus dem Zuchthause
aus. DaS wurde nach Richter Mil
ler'S Hause telephonirt. Er war ge
rade nicht daheim; aber Jsabella nahm
die Botschaft entgegen. Ein Schauer
durchriefelte sie, ihr Geliebter war in
Gefahr er mußte gewarnt wer-
den!"
.Sattelt Nello sofort!" gebot sie.
Schon einige Augenblicke später ritt sie
los, nach der Merton'schen Heimstätte
zu. Beständig trieb sie daS Pierd zur
Eile an.
Ein halbwüchsiger Junge, der Sohn
von Conway's Haushälterin, kam ihr
entgegen. .Herr Merton ist nicht zu
Hause." sagte er; .ist schon den ganzen
Nachmittag weg und stellt irgendwo in
den Hügeln Fallen."
.Allein?"
.Jawohl, und zu Fuße."
Aon steigender Angst bewegt, ritt
Jsabella weiter, durch das wellenför-
mige Merton lche Land, von Zett zu
Zeit mit dem Feldstecher ihres Baters
Umschau haltend. Zwischen einer fer
nen Hügelreihe bewegte sich etwas. ES
mußte ein Mensch sein, aber nicht
Conway Merton; der wäre aufrecht
gegangen und nicht gekraucht. Ihr
Herz krampfte sich zusammen!
Das Pferd war von dem Ouerfeld
ein-Ritt durch das unebene Land schon
tüchtig ermattet. Jetzt kam gar noch
ein Zaun 'n den Weg. Muth.
Nello!" sagte Jsabella. Das Roß
setzte darüber. Noch einen zweiten
Zaun übersprang es glücklich, obwohl
es schon taumelte.
Da kam ein dritter Zaun, und un
mittelbar auf der anderen Seite gähnte
ein Graben! .Nello. laß mich nur jetzt
nickt im Stich!" flehte Jfabella. ihm
mit zitternden Fingern den Hals strei-
chelnd.
Nello maßte eine lenke An trengung;
ein fürchterlicher Augenblick mitten in
der Luft, dann lies ymav in den
Graben, und einige Augenblicke war
um Jsabella Alles dunkel....
Drüben war Conway Merton eifrig j
Tistlidje Omaha Zubin.
mit srllknslkllkn httAiähfai. Ein der
dächtlgeS Geräusch erreichte sein Ohr.
und im nächsten Augenblick war er mit
Tom Wilder zusamknengenosikn:
htlhtn TT7Xnrtr kanaen dttZWki
seit. Tom Wilder, mit seinen in freier
Lust gestählten Mutkeln. savn au
mählich die Oberhand zu gewinnen.
Man hörte den Schrei einer Frauen
stimme.. Wilder fuhr empor, glitt auS
und liUrite. und Conman Merton. der
mit bulldoggenhafter Hartnäckigkeit
an iym sestgeyalte alle, lliegie ion
dolliländia unlft. Sie lade in diesem
Augenblick erschien Jsabella. durch den
iqreaiiaen Sturz versiaucyi. ooer nr
der zu sehr klarem Bewußtsein yekom
wen. .Hab' keine Angst." rief ihr
Conway zu. .Alles geht gut."
Wilder ging schon fast der Athem
aus. Conway ließ einen Augenblick
locker. .Sie wissen, daß Sie in mei
ner Macht sind." sagte er. .und daß
ich nach dem Urtheil Ihrer eigenen
Nachbarn recht thun würde. Sie zu
tödten?" Ein dumpfes Grunzen ant
ortete ihm.
.Ich will Sie aber gehen lassen,"
fuhr er fort, .stehen Sie auf."
Tann langte er in seine Tasche.
.Sie sind aulgebrochen," fügte er
hinzu; .wenn Sie eingefangen wer
den. geht es Ihnen noch schlechter, und
Ihrer Frau und Tochter erst recht. Sie
werden Geld brauchen, um sich in Si
cherheit zu bringen. Betrachten Sie
die als ein Darlehn, wenn Sie kl
nicht anders nehmen wollen."
Wilder schlug ihm das Geld aul
der Hand. .Verd .... ter Narr!" rief
er bitter und rannte davon.
.Wackeres Mädchen." flüsterte Ton
waq, zu Jsabella gewendet, .wäre eS
nicht für Dich gewesen...." Er
schloß die Erschöpfte in seine Arme.
Wilder wurde wieder eingefangen.
Aber nach zwei Jahren würd er be
gnadigt. Conway Merton hatte seine
Freilassung erwirkt, immer dieser
Racker!
Kein anderer Wilder hotte je zuvor
im Gefängniß gesessen. Mit wildem
Fluche schritt der Freigelassene auf
dem staubigen Landweg am Merton'
schen Heim vorüber, nach seinem eige
nen ?u.
Da, waS war das? Er erkannte
seinen Platz kaum mehr.
An Stelle deS verwahrlosten Heims
sah er ein wohlgepflegtes, bedeutend
schöneres vor sich, und die Felder sahen
besser aus als je zuvor.
Seine Gattin kam ihm seufzend ent
gegen und umarmte ihn. Dasselbe
that sein Töchterlein.
.Zum Teufel, was ist denn hier vor
gegangen?" fragte er.
.O Tom. sei uns nicht böse!" flehte
die Gattin; o wenn Du wüßtest, wie
gut Conway zu uns war! Er hat daS
Alles gethan, ohne auch nur Tank da
für zu nehmen. Er sagte, mehr als
ein Jahrhundert sei Unrecht geschehen
und es sei die höchste Zeit. ein"andereS
Leben zu beginnen und gute Freunde
zu sein. DaS Haus und die Felder
hat er ganz erneuern lassen, und Chri
stine hat er zur Schule geschickt. O
Tom, Tom. h?st Tu Dein Weib und
Kind lieb? Dann begrabe dasKampf
beil, wie er es fchon lange gethan!"
Man hörte Hufschlog. und um die
Ecke herum kam Conway Merton.
sprang vor der Thür , ab und schritt
unmittelbar auf Wilder zu. ihm die
Hand entgegenstreckend. .Ich bin froh,
Sie wieder hier zu sehen." sagte er.
.laßt unö Freunde sein!"
Noch zögerte Wilder; aber er hörte
sein geliebtes Weib und sein Tochter
lein hinter sich seuszen. 'und von
Scham überwältigt, schlug er in die
dargebotene Hand ein.
Die Merton . Wilder , Fehde war
zu Ende.
Nach Jahren.
on Lotte Gubalkt.
Sabine war zufrieden, wenn sie von
ihrem Fenster aus nicht in einen jener
engen, schachtartigen Höfe sah, sondern
in einen Garten mit 'alten Bäumen,
grünen Rasenplätzen und Blumenbee-
ten, auf ein Stück Land, das durch ei
nen glucklichen Zufall von der Bau,
spekulation verschont geblieben war.
Auf dem flachen Dach deS gegen
überliegenden Hauses, das mit seinem
linken Seitenflügel ganz nahe heran
rückte, wuchs ein breiter Streifen Un
kraut. Hederich trieb dort seine gold
gelben Blüthen und wilde Melde
schaukelte ihre feinen grünen Rispen
im Winde.
Die Amsel, die singend auf dem
Schornsteinrand saß, die Schwalben.
die zuweilen dicht an ihrem offenen
Fenster vorüberstrichen, dieTauben, die
rucksend und glucksend auf dem Dach
sirst einherstolzirten, daö alles bildete
für sie eine heimliche Freuoe. von der
sie zu Niemandem fprach. Sie hätte
nicht ertragen, daß man darüber
spotte.
Nur Klaus, ihr Sohn, kannte diesen
hängenden Garten und seine Reize,
und wenn er sie liebkosend .Semira
mis" nannte und ihr zublinzelte bei
Tisch, dann wußte .sie genau, daß
irgend ein Wunder dort oben geschehen
war. Als er noch kurze Hosen trug
und sich mit mathematischen Arbeiten
herumschlug, kam er so oft, wenn sie
am Fenster saß, legte seinen heißen
Kopf auf ihre Schulter, und stöhnte.
Dann erzählte sie ihm die herrlichsten
Geschichten.' Was hatte ihre Phan
taste nicht alles herauf beschworen!
Wie diele fei goldene FSdche waren
an ene kü nmerlichen Großstadtpslänz
chen dort In der Dachkantel aeschlun
gen, die alle nach dem Lelxnsbaum im
Paradiksgartkn geioaen und dort lest
gebunden wurden. Cie hatten so viel
gesehen und erlebt die beiden Mut
ter und Sohn. Dazu noch der Him
mel mit seinen wunderlichen Wolkenge
bilden und der Rauch, der aul den
Sckornstemen stieg:
Das alle war wie ein aroßes Ge
heimniß zwischen ihnen, und sie beslei
ßigten sich, wenn sie von diesen Dingen
sprachen, in Ausdrücken zu reden, die
kein anderer Mensch verstand.
Klaut, der lairge schon ein flotter
Student war. fragte heute noch oft
neckend in seinen Briefen nach der
Himmelkwiese und den Gefilden der
Unseligen, womit Ratten und Mäuse
gemeint waren. Und wenn sie nun
müde von deS Tages Last hier aus
ruhte, dann kamen diese Erinnerungen
und schlugen sich mit der Sehnsucht
nach der Mühle im Wiesenthale. nach
dem Frieden stiller Gärten und dem
Schweigen dunkler Wälder.
Und zuletzt blieb nur noch dal eine
Bild siegreich bestehen: ein Junge mit
hellen, braunen Augen und einem la
chenden Mund. Ein Junge, der immer
seine Hände daraufhin prüfte, ob sie
stark und kraftig genug für d Arbeit
des Lebens wären. Und dann schloß
sie fast freudetrunken die Augen.
Der Hänfling, der unten im Garten
sein Rest zwischen dai Geschling des
wilden WeinS baute, sang heute uner
mudlrch. ES klang beinah wie über
wüthiges Jodeln....
' Me eine schrille Dissonanz erklan
gen draußen auf dem Korridor strei-
sende Stimmen zwischen diese süßen
Laute.
Sie erhob sich seufzend. Nur ein
mal ungestört sich auf sich selbst besm
nen können! Wer das könnte
Sie fuhr sich mit der Hand über die
Augen, als wolle sie beides verscheu
cken, die Thränen und den Unmuth,
ES galt, dem Leben mit einem ausge
glichenen Wesen entgegen zu treten.
Ach. es war wirklich nicht so leicht.
zwischen den drei ältlichen Damen, die
bei ihr in Pension lebten. Frieden und
Eintracht aufrecht zu halten.
Gerade als sie hinaus auf den
dunklen Korridor trat, ertönie die
Klingel der Eingangsthür. Sofort
verschwanden die streitenden Paeien.
Thüren fielen in'k Schloß, ein zweites.
etwas ungeduldiges Klingeln er-
tönte.
Da Mädchen öffnete. Sabine
durchschritt rasch .den Aermelcanal".
auch eine Bezeichnung von Klaus, und
sand auf der Schwelle der offenen
Korridortbür, hell beleuchtet von dem
Licbt des Flurfensters, eine Dame in
tiefer Trauerkleidunq stehen. Ihre
Stimme klang müde und verdrossen.
als sie setzt an Sabine eine Frage rich
tete: .Ich suche ein Zimmer mit Pen
sion. aber S wohnen so hoch "
Dein Himmel so nahe," meinte Sa
bine mit einem halb mißlungenen
Versuch zu scherzen. Tann bat sie
freundlich: .Wollen Sie nicht einen
Augenblick eintreten, um sich auszu
ruhen?" Die Fremde ging dankend darauf
ein.
Die beiden Frauen traten in ein
nach der Straßenseite gelegenes Zim
mer. Während Sabine auf den Bal
kon eilte, um die herunter gelassene
Markise hoch zu ziehen, sah sich die
remde erstaunt um. Und wie das
icht jetzt alle Gegenstände hell beleuch-
tete, wurde das Gesicht der Fremden
bleich, fast starr.
Träumt sie denn?
Sie überhörte die höfliche Aufforde
rung, Platz zu nehmen.
Sie deutete w:e gebannt auf ein
Bild, auf einenSchattenriß. der an der
Wand zwischen den Fenstern hing.
.Mein Gott,' rief sie. Sie sind
Sie heißen Sabine Wedekind?"
Sabine schaute verwundert auf. ,
.Das war mein Mädchenname." ;
Dann kam ihr die Erkenntniß. ES
gab nur zwei solche Bilder. Das an
dere besaß Aber ehe sie den Ge
danken zu Ende denken und eine Ge
genfrage thun konnte, fuhr die Fremde
hastiq fort: .Sie kannten Wilhelm
Allwein! Ich ich begrub ihn vor ei
nem halben Jahre tch bin seine
Wittwe."
SabinenS Lippen entfuhr ein Weh
laut. Sie bedeckte unwillkürlich die
Augen mit der Hand. Sie war nicht
fähig, ein Wort zu reden. So plötzlich
wurden langst versunkene Erinnerun
gen lebendig. Cin Gefühl beschlich
sie. als wollten die Räder der rausa,
men Schicksalömühle sie zermalmen.
Wilhelm Allwein! Auch die andere
stand nun stumm da und ließ ihre
Blicke über das Zimmer schweifen.
Wie genau kannte sie diese Cinrich-
tung. So genau auS Schilderungen
und Briefen: die hochlehnigen Stühle,
den Schreibschrank mit der Akanthus
blätterguirlande am FrieS
Wenn die Klappe herunterfiel, stand
auf der Jnnenthllr eine Tänzerin mit
bauschigem Rock und ein Flötenspieler.
An diesem Schrank hatte der weißhaa
cige Alte gesessen, als er jenen
Schattenriß schnitt: die beiden jungen
Menschen, Sabine Wedekind und
Wilhelm Allwein. Sie strickte, die
Katze spielt mit dem Knauel, und der
las, nein, sah über das Buch hinweg
in ein paar graue lachende Augen. .
Warum kommen Sie zu mir, Frau
llllwein!" ' -
.Ich kam nicht zu Ihnen. Sin
grausamer ZusaI fügte es so. Wie
konnte ich ahnen, daß hier Sabine We
dkkind wohnt."
Wieder schmiegen die Frauen.
Nach einer Weile sagte Frau All
wein: .EI geht fast über meine
Kraft, Sie zu sehen. Ich habe Sie im
mer beneidet, faßt gehaßt er hat sie
geliebt, bis an sein Ende."
.Barmherziger Gott, welche Qual!"
rief Sabine leise und preßte beide
Hände gegen die Schläfen.
Tiefer Ausruf brachte Frau Allwein
zu sich selbst. Sie sah auf die bleiche
Frau, die dort am Schrank gelehnt
stand.
Immer, wenn sie an Sabine We
dekind dachte, verband sie damit den
Begriff von Glück und lachendem Le
ben. Und nun stand da eine Frau,
still und grau, vom Leben aller Schön
heit entkteidet. und rief auch: .Welche
Qual!" -
Sie trat auf Sabine zu und legte
die Hand auf ihre Schulter: .Welche
Oual! Wie oft rief ich da. La it und
leise. Auch Sie empfinden dal. Sind
nun alle Opfer umsonst gebracht?
Mein Leben lag im Schatten. . .'
Sabine sagte: .Wie konnte it. Leben
im Schatten liegen, da er bei Ihnen
war?"
Frau Allwein sah Sabine mit einem
leeren Blick an und sagte: .Ich glaube,
seine Seele suchte nur Sie aber Sie
Sie haben ihn vergessen ver
schmerzt." Sabine hatte die Empfindung, all
ob die ganze Welt sich in immer schnel
ler werdender kreisender Drehung be
fände.
Dann aber kam die alte trotzige
Kraft über sie. Sie warf den Kopf
ein wenig zurück, wie immer, wenn sie
im Leben in eine Kampfstelle gerieih,
und hob ihr Hände abwehrend gegen
Frau Allwein: .Wollen Sie mich dafür
verantwortlich machen, daß feine Seele
mich suchte uri) ihr Leben im Schatten
lag? Ich habe Ihnen nichts nehmen
wollen. Ich habe ihn auch nicht verges
sen, jenen Julitag. an dem Wilhelm
Allwein zu unö kam.ein verirrterWan
derer nach der Mühle im Wiesenthal.
Immer habe ich an ihn gedacht. Erst
mit heißem Weh. Dann mit leiserKla
ge und stillem Verzichts und dann, wie
man an ein wunderbares Bild denilt,
oder an einen Traum, der unk in einer
schönen Frühlingsnacht überfiel.
Wenn ich irgendwo am Weg einen
wilden Rosenstrauch fand und sein
bittersüßer Duft zu mir heruberweh
te, dann dachte ich an jene Tage. Sie
waren so schwül. Es war ein wunder
lich Jahr. Der Holunder trieb noch
einmal Blüthen, als er schon in
Früchten stand und die Nachtigallen
sangen länger als sonst. Es war, als
ob der Frühling mitten im Hochsom
mer noch einmal zurückkäme."
.Sie schwärmen, Sabine Wede
kind."
.Ich schwärme nicht. Ich bin wahr.
Ich war so jung und dieses Leid, dal
mir Wilhelm AllwemS Liebe brachte,
konnte mein Leben, meine Luft zum
Dasein nicht vernichten. ES beugte
mich. ES geschah mir wie einer Gert,
die man zusammenbiegt und die dann
wieder emporschnellt."
.So haben Sie ,hn nie geliebt!
.Doch ich liebte ihn mit meiner rei
nen ersten Liebe. Und diese Liebe war
die Vorstufe zu jener, die mich dann
meinem Gatten, dem Vater meine!
Sohnei in die Arme trieb."
.Sie haben einen Sohn?
.Ja. sagte Sabine mit gesenktem
Haupt und gefalteten Händen, .ich
habe einen Sohn, den ich zu einem
Mann erziehen will, der die Welt nicht
schön und das Leben lebenswerth fin
det, weil er ihre Leiden verachtet, son
dern weil er erkannte. daH sie un-
lrennoar nno von auem azonen uno
Holzen."
Frau Allwein sah nach dem Fenster.
Ein Streifen Abendroth lagerte über
denDächern der Großstadt.. Dann sag
te sie mit einem Seufzer: Zann fern,
daß wir beide, Wilhelm Allwein und
ich. niemals dem Leid gegenüber den
rechten Standpunkt einnahmen! Hat
nicht naend n Weifer gerusen: .O
du gesegnete? Leid?"
Sie hatte dies mehr für sich gesagt,
als erwarte sie keine Antwort.
.Wir brauchen nicht voneinander zu
scheiden trübe ohn Trost undHoff
nung." bat Sabine.
Dann legten sie ihreHände mit fe
stem Druck ineinander und schieden.
Sie fanden e nicht für nöthig, von
einem Wiedersehen zu reden, daS doch
kommen würde. ...
Als Sabine wieder in ihrem Stuhl
amFenster saß und auf die Himmels
wiese" sah und alle wie sonst war
die Amsel sang, der Rauch fadendünn
auS dem Schornstein stieg und der
Hänfling jubillrte, begriff sie mehr als
je, daß daS Leben schön ist in seiner
Mannigfaltigkeit und daß in seiner
tausendfältigen Gestaltung' nur ein
Geist herrscht. Und dann schlug sie die
Hände ineinander und war dankbar,
daß sie einen Sohn besaß. Und wenn
sie an Wilhelm Allwein dachte und an
seine Frau, dann wußte sie, daß Be
sitz allein nicht Glück bedeutet. Und
waS ist Glück, fragte sie nun am End
ihre, Lebens? Ein Glück ist es. zu
wissen, daß man gelebt hat. auch
wenn man müde vom Leben würde.
Oder ist das am Ende gerade daS
Glück? Müde? Vor dem Schlafenge !
hen"
Pa.rll.kr vmatysmarlt".
Heiratsannoncen sind häufig In,
recht amüsante Lektüre und nun gar
erst Pariser Heiratsannoncen! Ein:
Blüthenlese solch interessanter Anzei'
gen findet man zweimal wöchentlich in
den Spalten der französischen Zeitung
.Le Journal", di von vielen Lesexn '
eigentlich nur um dieses interessante'
Theiles willen gekauft wird. Sin man
nigfaltigel Bild del menschlichen Le
bens rollt sich für den. der zwischen
den Zeilen zu lesen versteht, in diese
einsilbigen Angaben auf. Bald klingt
übermüthigkl Lachen, bald melancho
lische Resignation aul ihnen; tief
Wehmuth und frivoler Leichtsinn ent
hüllen sich. Eine sehr gemischt Ge
sellschaft findet sich hier zusammen,'
wie sie wohl sonst nirgendl auf so en
gem Raum sich vereinigt. Edelleute .
und Commi. Künstler und Börsianer,
Offiziere und Arbeijer verkünden ein
trächtlich hintereinander ihr Herzens
wünsche und ihr Glückshoffnungen. '
Ei antworten in vielstimmigem Chor
Aristokratinnen und Demimondänen.
ehrsam Frauen und Dienerinnen, und
alle hoffen sie. .auf diesem nicht mehr
ungewöhnlichen Wege' die Seligkeit
der Ehe kennen zu lernen. Ter blasirt
Lebemann spricht sich hier ebenso rück
haltsloS auö wie dai klein Laden '
mobilen, und während er in Mög '
lichst elegante und anspruchslos Part '
nerin für daS Lebensspiel erwartet,
träumt sie von dem fchönen jungen '
Millionär, der eines TageS in vier- '
spänniger Equipage mit großem Die '
nerirog vor in ivrnrn vc
schäftkhause halten wird, um den
men kleinen .Trottin" zu einem mär
chenhaften Glück zu führen.
Manche versuchen es mit Gefühl
und PathoS. so z. B. in folgender An
nonce: .Wenn graueS Haar Ihnen
da kauvt deckt, wenn schon Runzeln
an Ihren Schläfen eingegraben sind.'
wenn tiefe Trauer Ihr Herz umvu
stert, dann müssen Sie mich kennen '
lernen und mich heirathen. Ich bin
jung, hübsch und so unglücklich wie'
Sie . . ." Eine andere Heirathsluftige
gibt eine etwa preziös Schilderung
ihrer Reise: .Ich bin di glücklich Be
iiderin einer Weipentaille (16 Zoll). '
meine Schönheit ist distinguirt und
marqulsenhast. vesonoer giauve ich ,
auf die hohe Wölbung meines FußeS '
stol, sein iii können. Daher mögen sich .
nur Herren der feinsten Gesellschaft .
melden. Die praktische Engländerin
ist in folgender Annonce unverkenn
bar: .Junge Engländerin, vornehm ,
erzogen. 600.000 Franc Vermögen,
wünscht einen Gentleman mit S.0O0. ,
000 Franc zu heirathen. Alter zwischen ,
4070 Jahren." Bisweilen . spielt
der Zufall bei solchen Heirathkannen
cen reckt lustia mit und treibt die. die
sich am meisten meiden möchten, unver
fehknö zu einander. So wollte sich dör
nicht allzu langer Zeit ein Herr von
feiner rau scheiden lassen, da er aber '
ein Freund der Sicherheit war und f
vor allem das Alleinsein fürchtete, '
hielt er es vorher für nothwendig, sich
über die Wahl einer zweiten Frau !ni ,
Klare zu kommen. Er annoncirte da
her im .Journal", bekam auch ganze
Stöße von Anträgen, fand aber nichts :
Passendes. Schließlich . fiel ihm ein
Brief in die Hand, in dem eine schöne,
sanftmüthige und häuslich erzogen
junge Dame ihr Absicht kundgab, ihn
zu heirathen; er verabredet mit ihr in .
Rendezvous und findet sein eigene
Frau. Tableau! Folgende? Zwiege
sprach entspinnt sich nun: .WaS, Ju
liette! Also Du? Und Du wagst Dich
als haushälterisch und sanftmüthig
auuaeben ?" .Na. 5lean. in Dei
ner Annonce, standen auch merkwiirdi
ge Tmge. Du bist also ein stetiger, tu
higer, junger Mann, der die Familie ..
liebt? So freuten sick beide, da sie
einander so gut kannten und so wenig
stens bet ryren Annoncen nicht hatten
hereinfallen können, und da sie ahn
ten. dak ibnen bei andern vielltickt
noch schlimmer Enttäuschungen be '
borständen, blieben sie beisammen und
annoncirten nicht mehr.
Betragene VetxSger.
Folgende heitere Schmuggelgeschichte
erzählte jüngst ein New Forker Zollbe
amter: .ES wird hier viel weniger ge
schmuggelt ali man glaubt. Um er
folgreich zu schmuggeln, muß Jemand
Spießgesellen haben, und solche sind
gewöhnt, entweder zu betrügen, oder
die Angeber zu spielen.
.Erst neulich rief ein SchiffSkapiian ,
einen Fischer an und fragte ihn. ob er.'
zwei Fässer Brandy für ihn an Land
bringen wollte? EineS davon sollte
ibm für seine Mühe und sein Ristco zu
Gute kommen und an einem bestimm -ten
Punkte ausgeliefert werden.
.Der Fischer miethete auch einen .
Wagen, begab sich an Ort und Stelle
und das Faß wurde ausgeladen. Aber -
auch in dunkler Nacht sieht (wenig
steni mitunter) da Auge de Gesetze.
Zollwächter faßten den Fischer etwa
eine Meile außerhalb dei kleinen OrteS
an der Küste von Long Island ab. w
der Brandy gelandet und ' hinterlegt
worden war.
.WaS haben Sie in dem Fasse?"
,Wa weiß ich?" antwortete der
Fischer.
.Die Zollwächter bohrten das Faß
an und kosteten. Wa sie tranken,
spieen sie sofort wieder auS. " EI war -unvtrkennbar
Seewasser.
.Und der Fischer hat den Schiff
soweit noch nicht verklagt." schloß i:j
Beamte seine Geschichte. iz